E_1931_Zeitung_Nr.080
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N° 80 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Fülle jugendlicher Höchstleistungen. Aristoteles<br />
hat als 18jähriger sein selbständiges<br />
Geniale Jagendwerke<br />
Bei der Verteilung eines literarischen Preises<br />
in Paris wurde dieser Tage hervor-<br />
seinen Aufstieg eigenen Denkens mit 20 Jah-<br />
philosophisches System begründet, Spinoza<br />
gehoben, dass der Preisträger, der erst 23j ährige<br />
belgische Autor Steemann, schon im den Grundstein zu seinem Werke gelegt. Von<br />
ren begonnen; sogar Kant hat als 23jähriger<br />
Alter von 15 Jahren einen Band Erzählungen den grossen Erfindern sei nur erwähnt Frie-<br />
Krupp, der mit 23 Jahren seine herausgegeben hatte. Man ist heute so ge-drich Ver-<br />
wöhnt, wenn von Höchstleistungen der Ju-suchgend die Rede ist, immer nur an ihre Betäti-<br />
begann, Paul Ehrlich, der als 20jähriger die<br />
zur Herstellung von Tiegelgussstahl<br />
gung auf sportlichem Gebiete zu denken, die Anwendung der Anilinfarben bei mikroskopischen<br />
Präparaten einführte, Johannes Müller,<br />
naturgemäss in die Jugendjahre fällt, dass es<br />
ganz interessant ist, einmal auch die geistigen dessen biologische Arbeiten in seinem 23. Lebensjahre<br />
beginnen, und schliesslich Marconi,<br />
und damit die wertvolleren Höchstleistungen<br />
der Jugend hervorzuheben, die in der Kulturgeschichte<br />
verzeichnet worden sind. begründete.<br />
der als 2ljähriger die drahtlose Telegraphie<br />
Man hat erkannt, dass die Jugend die wichtigste<br />
Periode für die Ausbildung der schöpfe-<br />
nach dem Tode ?<br />
Ein dokumentarischer Beweis für das Leben<br />
rischen Tätigkeit ist; gerade die Zeit vom 15. Sind die Geisterbotschaften, die den spiritistischen<br />
Zusammenkünften besondere Würze<br />
bis zum 25. Jahre stellt die eigentliche schöpferische<br />
Periode im Menschenleben dar, während-das<br />
reife Alter als der ausführende Teil sleits oder gilt für sie das Lied aus dem<br />
verleihen, wirklich, Stimmen aus dem Jen-<br />
des Daseins erscheint. Man hat, um diese Auffassung<br />
zu begründen, ein ausserordentlich alles dieses Schwindel nur» ? Wie nun die<br />
«Bettelstudent» ; « Ich setz' den Fall, dass<br />
reichhaltiges Material von Jugendleistungen Londoner <strong>Zeitung</strong>en melden, will der überzeugte<br />
Spiritist Sir Oliver Lodge den doku-<br />
der Dichter und Künstler zusammengetragen.<br />
Euripides verfasste im Alter von 18 Jahren<br />
seine ersten Tragödien, Aristophanes mit 23<br />
Jahren sein erstes Lustspiel. Der Plan zur<br />
«Göttlichen Komödie» wurde von dem 20jährigen<br />
Dante gefasst, und Petrarca schrieb<br />
seine ersten Gedichte gar lSjährig. Mit 20 Jahren<br />
meisselte Donatello seinen berühmten<br />
«Heiligen Georg», als 21jähriger Michelangelo<br />
die Statue der Pietä im Petersdom. Raffael<br />
erreichte mit 21 Jahren den ersten Höhepunkt<br />
seines Schaffens in dem Bild der Vermählung<br />
Maria. Geradezu rätselhaft erscheint die Reife<br />
der Kunst Holbeins des Jüngeren in dem<br />
Bildnis des Bürgermeisters Meyer und seiner<br />
Frau. Ebenso ist Rembrandt schon mit 25 Jahren<br />
auf einem Gipfel seiner Darstellungskraft<br />
angelangt, während Velasquez als 20jähriger<br />
mit Volksstücken Aufsehen erregte.<br />
Unter den Dramatikern veröffentlicht der<br />
Spanier Lope sein erstes Schauspiel als 13-<br />
jähriger, der französische Klassiker Racine<br />
als 21jähriger, Shakespeare mit 22 Jahren,<br />
Lessing mit 17, und Schillers erste dramatische<br />
Entwürfe stammen aus seinem 13. Lebensjahr.<br />
Goethe schuf seine dichterischen<br />
Erstlinge, als er 14 Jahre alt war, mit 22 Jahren<br />
den «Götz», mit 23 den Werther und den<br />
Urfaust. Hein'e schrieb mit 22 Jahren seine<br />
schönsten Gedichte. Als eine geradezu dämonische<br />
Jugendleistung ist der erst aus dem<br />
Nachlass veröffentlichte Roman «November»<br />
von Flaubert anzusehen, in dem sich schon<br />
,,alle Züge seiner Kunst finden; dabei hat man<br />
besonders diesen schwer schaffenden Dichter<br />
immer als den typischen Künstler des reifen<br />
Alters beurteilt. Noch auffallender sind die<br />
Jugendleistungen der grossen Tondichter.<br />
Dass Mozart schon als Kind klassische Werke<br />
komponierte, ist allbekannt. Bach war mit<br />
18 Jahren Hofmusikus in Weimar, in demselben<br />
Alter verfasste Haydn sein erstes<br />
Quartett, während Weber mit 14 Jahren die<br />
Oper «Das Waldmädchen» komponierte und<br />
den Plan zum «Freischütz» bereits in seinem<br />
24. Jahre entwarf. Schubert hat allbekannte<br />
Lieder als 18jähriger komponiert.<br />
mentarischen Nachweis führen, dass es mit<br />
dem Menschen keineswegs aus; und vorbei<br />
ist, wenn sein Leichnam in die Erde gebettet<br />
oder seine Asche in die Urne bestattet<br />
wird. Ee gedenkt, mit sich selbst ein Experiment<br />
vorzunehmen, durch das er unwider-<br />
Iegüch beweisen will, dass die Toten leben<br />
und mit den Menschen im Diesseits zuweilen<br />
in Verbindung treten. « Ich werde mich nach<br />
meinem Tode melden», teilte er kürzlich in<br />
Oxford einigen Freunden mit, « und damit<br />
niemand bezweifeln kann, dass ich selbst es<br />
bin, werde ich nach meinem Tode den Inhalt<br />
einer versiegelten Urkunde erzählen, die ich<br />
der English society for psychical research<br />
übergeben habe. In diesem Dokument schildere<br />
ich eine, vollkommen harmlose Gewohnheit,<br />
die mir seit meiner Kindheit eigen ist —<br />
eine Gewohnheit, von der niemand etwas;<br />
weiss. Wenn also nach meinem Tode eine<br />
Geisterstimme den Inhalt dieser Urkunde erzählen<br />
wird, so ist, wie ich glaube, dadurch<br />
der unwiderlegliche Beweis dafür erbracht,<br />
dass es meine Stimme, die Stimme eines Verstorbenen<br />
sein wird. Dieser Identitätsnachweis<br />
wird hoffentlich dazu beitragen, dem<br />
Spiritismus den Charakter einer exakten<br />
Wissenschaft zu verleihen. Die Existenz<br />
nach dem Tode widerspricht ja in keiner<br />
Weise den Naturgesetzen und einer unbefangenen<br />
Forschung wird es gewiss gelingen,<br />
das Geheimnis eines immateriellen Lebens zu<br />
lüften. Mir scheint es am" einleuchtendsten,<br />
dass die Toten keineswegs körperlos ihre<br />
Existenz fortsetzen, dass aber ihre Körper<br />
nicht aus materieller Substanz — volkstüm-<br />
Die soziale Entrechtung der Frau, die völlige<br />
Unterordnung ihres Willens unter den<br />
des Mannes, ja sogar deren Gleichwertung<br />
mit einer käuflichen Ware (wie heute noch in<br />
China), waren hinlängliche Gründe zum Aufruhr<br />
und gaben der Frauenbewegung genügend<br />
Nahrung. Heute gibt es in Amerika<br />
und Europa eine Menge Frauen, welche die<br />
innere Berufung einem äusseren Beruf aufopfern,<br />
will sagen, die unbedingte Gebundenheit<br />
an Haus, Herd und Kinder in Frage stellen,<br />
um ihre Interessen zu wahren.<br />
lich gesprochen : aus Fleisch und Blut — bestehen.<br />
Wenn ich nur erst einmal den Nachweis<br />
erbracht habe, dass ich selbst es bin, eine andere Lebensbetätigung. Aus eben dem<br />
geartet, sie besässe eine andere Lebensart,<br />
der nach dem Tode Botschaften aus demGrund ist es falsch, wenn man glaubt, die<br />
Jenseits sendet, hoffe ich, noch genauere Mitteilungen<br />
über die Form meiner Fortexistenz Werte bis jetzt gezeitigt. Die rechtliche<br />
Frauenbewegung hätte positive frauliche<br />
machen zu können. » Bei der Beliebtheit, deren<br />
sich Sir Oliver Lodge erfreut, ist der<br />
Wunsch allgemein, dass er zu solchen Botschaften<br />
noch lange keine Gelegenheit haben<br />
möge, obwohl man gespannt auf seine<br />
Schliesslich findet man auch bei den«Stimme aus dem Jenseits'» ist.<br />
Wissenschaftlern und Erfindern eine grosse<br />
EDEEDQ HDB0E<br />
bar, dass die Frau ihre Natur, diese elementar<br />
wirkende Kraft, zugunsten des Geistes<br />
vernichten kann. Die Frau ist ein unabkömmliches<br />
Naturwesen und es ist zunächst gleichgültig,<br />
ob sie als das böse oder schicksalsnahe<br />
Wesen befehdet, oder als das schwächere,<br />
schutzbedürftige Geschlecht verhätschelt<br />
wird. Sie ist aber dem staatenbildenden<br />
und normenfindenden Träger des<br />
geistigen Prinzips entgegengesetzt. Es war<br />
ja der grosse Irrtum der Romantik, dass sie<br />
das sinnlich-weibliche Element nur als Beruf<br />
nahm, dessen die menschliche Gesellschaft im<br />
gleichen Mass bedarf, wie sie Schuster,<br />
Die Bedeutung der Frauenemanzipation.<br />
Seit dem Krieg spielen die Frauen in der Schneider und Köche haben muss. Demzufolge<br />
mühte man sich, die Frau ihrer ele-<br />
Volkswirtschaft, im Bureau usw. eine bedeutsame<br />
Rolle. Ueberall ist die Frau, auf der mentaren Natur zu entheben, sie in geistige<br />
ganzen Skala, die von der Arbeitnehmerin bis Sphären zu rücken, und dies alles nur auf<br />
zur Unternehmerin führt, zahlreich vertreten. Kosten des sinnlichen Werts. Und wenn man<br />
im Zeitalter der Romantik die Männer wechselte,<br />
so geschah es aus einer geistigen Theorie<br />
heraus.<br />
Viele Frauen leisten sich heute sogar den<br />
sportlichen Luxus, aus Mode, Neugier, Langeweile<br />
zu arbeiten, obschon sie pekuniär sorglos<br />
ohne Arbeit leben könnten. Sie probieren<br />
einfach ihr Talent aus zum «make monney».<br />
So respekteinflössend dieser Arbeitselan ist,<br />
so beängstigend ist er für jene Frauen, die,<br />
der Not gehorchend, nicht aus Luxustrieb zu<br />
einem Gewerbe greifen müssen.<br />
Indessen hat die Frauenbewegung unverkennbar<br />
einen Höhepunkt erreicht und Kräfte<br />
freigelegt, mit denen es den Frauen gelingt,<br />
mit den Leistungen der Männer zu wetteifern,<br />
ja teils sogar diese durch den ungewöhnlichen<br />
Fleiss und die grosse Ausdauer zu überbieten.<br />
Trotz allen diesen grossen Erfolgen können<br />
wir indessen nicht von einer weiblichen Kultur<br />
sprechen. Denn bei allen diesen weiblichen<br />
Errungenschaften handelt es sich um<br />
männliche Werte: Männer haben die Kunst,<br />
Industrie, Wissenschaft und den Handel, den<br />
Staat geschaffen. Nicht zufällig setzt man in<br />
verschiedenen Sprachen für Mensch und Mann<br />
das selbe Wort. Zudem sind wir geneigt, geniale<br />
weibliche Leistungen als männliche<br />
Qualitäten zu werten. Die Emanzipation der<br />
Frau hat im allgemeinen nur Fähigkeiten<br />
offenbart, mit denen der Mann sozusagen<br />
a priori auch ausgestattet ist; Sinn und Wesen<br />
der Frauenbewegung ist aber, Kräfte in<br />
'der Frau zu gestalten, herauszusprengen, die<br />
i^rar .weiblich...sj^nd. und. den Männern fehlen.<br />
IJnd i unleugbar', "gibt es hundertprozentige<br />
weibliche Talente. Nur so können wir von<br />
einer weiblichen Kultur reden. Diese Frauenbewegung<br />
wäre aber dann völlig anders<br />
S BE B TT DE<br />
DQ/0S\(DJ<br />
Ziele der Frauenbewegung<br />
Der Wert der Frauenbewegung.<br />
Es gibt eine grosse Anzahl Berufe, die nicht<br />
nur 'Fleiss und Objektivität beanspruchen,<br />
worin die Männer von vornherein die Führung<br />
übernehmen. Viele Berufe wollen ein subjektives<br />
Wissen, ein unmittelbares, instinktives<br />
Einfühlen, und hier steht die Frau im Vorrang.<br />
Die Frau mit ihrer alogischen, intuitiven<br />
Lebensschau entwaffnet das in der Kühlkammer<br />
der Vernunft erstarrte männliche Gefühl.<br />
In diesem Sinn gibt es Frauen als<br />
Aerztinnen, die bei weiblichen Patienten oft<br />
mehr Erfolg haben als die Aerzte, weil sie<br />
sich nicht mit der objektiven, klinischen<br />
Untersuchung begnügen, sondern von Mensch<br />
zu Mensch einen Wechselstrom wachhalten.<br />
Auch deckt sich das weibliche Wesen mit<br />
dem Wesen der Schauspielkunst. Nicht etwa<br />
deshalb, weil man oft bei den Frauen das<br />
Talent der Verstellung und des mimikryhaften<br />
Verwandeins bemerkt, sondern weil es<br />
kaum eine zweite Kunst gibt, die die seelischen<br />
Valeurs in dem Grad im sinnlich bewegten<br />
Körpermaterial zum Ausdruck bringt.<br />
Die Seele ist bei der Frau dem Körper stärker<br />
als beim Mann verhaftet. Wenn es zum<br />
Talent des Mannes gehört, einen Konflikt rein<br />
im Geiste aus^^tragen, ohne dass der Körper<br />
davon benachrichtigt wird, so ist der Körper<br />
bei der Frau immer eine Art Seismograph,<br />
der auf die seelischen Stimmungen reagiert.<br />
Hier liegt dann auch die Ursache der Hysterie,<br />
die immer eine körperliche Resonanz seelischer<br />
Kräftespiele ist. Körper und Seele bilden<br />
beim Mann in einem hohen Grad ein<br />
Nebeneinander: die körperliche Liebe, der<br />
Pansexualismus des Mannes zu vielen Frauen<br />
ist hierin begründet. So ist es auch zu verstehen,<br />
dass der Mann in seinen Kräften oft<br />
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