E_1933_Zeitung_Nr.017
E_1933_Zeitung_Nr.017
E_1933_Zeitung_Nr.017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 17<br />
T«»«I«n. Sp»»«»«I*<br />
Frage 8594. Oelverbrauch Null. Seit einigen<br />
Wochen beobachte ich die sonderbare Erscheinung,<br />
dass der Motor meines 16-Steuer-PS-Wagens überhaupt<br />
kein Oel mehr verbraucht, während der Oelverbrauoh<br />
früher regelmägsig etwa 3 Liter pro<br />
1000 km betrug- Anfänglich glaubte ich, dass nur<br />
der Oelstandszeiger < spinne >, raussto mich nun<br />
jedoch überzeugen, das« das nicht der Fall ist. Können<br />
Sie mir einen Grund für die rätselhafte Anspruchslosigkeit<br />
des Motors angeben? B. G. in M.<br />
Antwort: Wenn ein Motor ungewöhnlich wenig<br />
Oel verbraucht, was sich daran zeigt, dass der<br />
Oelstand immer fast auf der gleichen Höhe bleibt,<br />
so ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Die<br />
gleiche Erscheinung zeigt sich nämlich oft auch,<br />
wenn das Oelniveau im Kurbelgehäuse durch eine<br />
andere Flüssigkeit dauernd ergänzt wird. Durch<br />
Einfrieren des Motors können sich Risse in den Zylinders<br />
gebildet haben, durch die beständig etwas<br />
Wasser ins Kurbelgehäuse rinnt. Der Uebertritt von<br />
Wasser ist auch möglich, wenn die Zylinderkopfpadtung<br />
nicht mehr genau abdichtet Eine solche<br />
Verwässerung des Oels lässt sich dann natürlich<br />
der Motor auf die Dauer nicht gefallen. Sobald der<br />
Wasserstand die Höhe der Ansaugöffnung der Oelpumpe<br />
erreicht hat, fördert die Pumpe nur noch<br />
Wasser, und in kürzester Zeit entsteht dann der<br />
schönste Lagersalat — trotzdem (dem Oelstandzeij;er<br />
nach zu schliessen) alles anscheinend in schönster<br />
Ordnung war.<br />
Auch bei der allzuhäufigen oder allzulangen Betätigung<br />
der Luftklappe am Vergaser kann so viel<br />
Benzin durch die Zylinder in das Kurbelgehäuse<br />
gelangen, dass der Oelstandzeiger nur anormal<br />
langsam sinkt. Das Oel wird aber dabei immer<br />
dünner, und schliesslich hat seine Schmierkraft so<br />
viel abgenommen, dass auch hier ein Lagerdefekt<br />
eintritt.<br />
at.<br />
Frag« 8595. Erster Gang lässt sich nicht einschalten.<br />
Beim Anfahren aus dem Stillstand habe<br />
ich immer die grösste Mühe, den ersten Gang zum<br />
Eingriff zu bringen. Ich muss immer förmlich auf<br />
den Schalthebel schlagen, um diesen Gang einzuschalten,<br />
trotzdem ich das Kupplungspedal ganz<br />
niedertrete. Betätige ich den Schalthebel normal,<br />
so hört man nur die Zahnräder aufeinander<br />
ratschen, aber der Gang greift nicht ein. Beim<br />
Einschalten der anderen Gänge tritt diese Störung<br />
nicht auf. Was könnte ihre Ursache «ein?<br />
R. I. in O.<br />
Antwort: Allem Anschein nach findet auch<br />
bei völligem Niedertreten keine richtige Entkupplunf<br />
statt. Bei einer im Oelbad laufenden Kupp-<br />
Junj könnte die Verwendung eines zu dickflüssigen<br />
Oels die Ursache sein; denn dieses Oel würde die<br />
einzelnen Lamellen zusammenkleben. Bei einer<br />
trocken arbeitenden Kupplung deutet die beschriebene<br />
Störung wahrscheinlich auf die Notwendigkeit<br />
einer Nachstellung. So wie die Kupplung jetzt<br />
eingestellt ist, werden die Platten auch beim<br />
Niedertreten des Pedals nicht genügend weit voneinander<br />
entfernt Wie bei der im Oelbad laufenden<br />
Kupplung laufen dann die sekundären Platten<br />
beständig mit, was das Zustandekommen einer<br />
geräuschlosen Schaltung vor dem Anfahren verhindert<br />
Schliesslich könnte die Störung aber auch damit<br />
zusammenhängen, dass eine oder mehrere der<br />
Kupplungsscheiben verbogen, oder sonstwie defekt<br />
«ind.<br />
at<br />
Frage 8596. Schneckenantrieb. Ich interessiere<br />
mich für den Kauf eines Wagens, dessen Hinterräder<br />
einen Schneckenantrieb aufweisen. Besitzt<br />
diese ungewöhnliche Antriebsart keine Nachteile?<br />
Wie verhält es sich mit ihrem Wirkungsgrad?<br />
F H. in T.<br />
Antwort: Der einzige grössere Nachteil dieser<br />
Antriebsart war früher der, dass der Wirkungsgrad<br />
zu wünschen übrig liess. Durch neue Verzahnungsforroen<br />
und Schnecken mit steileren Gängen ist dieser<br />
Nachteil jedoch in den letzten Jahren ganz<br />
überwunden worden. Gute Schneckenantriebe arbeiten<br />
mit einem ebenso hob«n Wirkungsgrad wie<br />
Kegelräderantriebe, weil durch die neue Bauart<br />
gewissermassan fortwährend Oelkeile zwischen die<br />
Metallflächen geschoben werden, die dann die metallische<br />
Reibung durch FlüssigkeiUreibung ersetzen.<br />
Gegenüber dem Kegelradantrieb bat der Schneckenantrieb<br />
den grossen Vorteil, dass er durch den- Gebrauch<br />
noch gräuschloser wird, während beim Kegelradantrieb<br />
meist das Umgekehrte der Fall ist. Der<br />
Schneckenantrieb mit untenliegender Schnecke, wie<br />
er meist schon aus Gründen der sicheren Schmierung<br />
auegeführt wird, ergibt zudem noch ewe «ehr<br />
tiefe Kardanwellenlage, was wiederum die Tieferlegunt<br />
des Wagenbodens und damit einen allgemein<br />
niedrigeren Bau des. Wagens gestattet.<br />
Empfindlicher ale der Winkelantrieb ist der<br />
Schneckenantrieb nur bei ungenügender Schmierung.<br />
Der Oelstand im Gehäuse muss deshalb hier besonder?<br />
häufig kontrolliert werden, und das verwendete<br />
Oel muss von guter Qualität sein. at.<br />
Frage 8597. Erhöhung der Kompression. Ich<br />
will an meinem Motor die Kompression erhöhen, jedoch<br />
nur um so viel, das« ich nachher immer noch<br />
mjt Ben«» fahren kann- Glauben Sie, dais ich dabej<br />
bis zu einem Komprcssionsverhiltnis von 6:1<br />
gehen kann? F. M. in E.<br />
Antwort: Es ist fraglich, ob Sie so hoch gehen<br />
dürfen- Genau lässt sich das jedoch nicht beurteilen,<br />
weil wir die Ventileinstellung Ihres Motors<br />
und deshalb den FüUungsgrad de« Zylinders nicht<br />
kennen. Zudem spielt hier die Form des Verbrennungsraumes,<br />
sowie der Umstand, ob die Flächen<br />
des Verbrennungsraiimes poliert sind oder nicht,<br />
eine grosse Rolle. Einen Versuch können Sie aber<br />
immerhin machen. Erweist sich dann die Kompression<br />
als zu hoch, was sich darin geltend macht,<br />
dass der Motor auch noch von einem 5Q-km-Tempo<br />
aufwärts klopft, wenn man ihm Vollgas gibt, dann<br />
kann sie ja leicht durch Unterlegen einer Platte unter<br />
den Zylinderkopf wieder etwas vermindert<br />
werden.<br />
Pass der Motor, nachdem die Kompression wesentlich<br />
gesteigert wurde, nicht mehr bei Langsamfahrt<br />
mit Vojlgas betrieben werden kann, werden<br />
Sie wahrscheinlich wissen. Soll er bei Langsamfahrt<br />
seine volle Leistung hergeben, wie z. B. beim<br />
Beschleunigen an einer starken Steigung so muss<br />
durch Herunterschalten des Getriebes seine Tourenzahl<br />
erhöht werden. Bei höheren Tourenzahlen erhilt<br />
dann der Zylinder nicht mehr seine volle Gasladung,<br />
was einer Verminderung der Kompression<br />
gleichkommt.<br />
at<br />
Frage 8598. Darf man Ginge Obersprinnenr Ein<br />
mir befreundeter Automobilist behauptet, dass man<br />
bei einem Sechszylinderwagen mit. drei Gängen beim<br />
Anfahren ohne weiteres vom ersten in den dritten<br />
Ganc umschalten könne, ohne dass dies dem Waten<br />
schade. Ich war bisher der Ansicht, es sei<br />
nötig, beim Anfahren einen Gang nach dem andern<br />
einzuschalten, was allein ein stossfreies Anfahren<br />
gewährleiste, wie auch beim Rückwärtsschalten vom<br />
dritten, bzw. direkten Gang nicht der zweite übersprungen<br />
werden sollte. Meine Ansicht ist rein gefühlsmässig,<br />
da ich technisch zu wenig orientiert<br />
bin. Ich erbitte mir 1 Ihren Aufschluss. Auch wäre<br />
ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Gründe bekanntgeben<br />
könnten, weshalb mir das Rückwärtsschalten<br />
vom direkten in den zweiten Gang etwelche<br />
Mühe verursacht, währenddem ich beim Wechseln<br />
der übrigen Uebersetzungen den Schalthebel sozusagen<br />
mit zwei Fingern bedienen kann, ohne dass<br />
hierbei das unangenehme < Kreischen > wahrgenommen<br />
wird. R. K. in Z.<br />
Antwort: Technisch besteht kein Grund, der<br />
verbieten würde, beim Schalten einen Gang zu überspringen.<br />
Wichtig ist nur, dass bei irgendwelchem<br />
Vorgehen die betreffenden Gänge sauber und geräuschlos<br />
zum Eingriff gebracht werden. Geräuschlosigkeit<br />
beim Schalten bedeutet, dass die miteinander<br />
zum Eingriff gebrachten Zahnräder in ihrer<br />
Umfangsgeschwindigkeit genau miteinander übereingestimmt<br />
haben. Umgekehrt zeigt das Kratzen<br />
im Getriebe an, dass eich die Zahnräder nicht ineinander<br />
schieben lassen, weil ihre Umfangsgeschwindigkeiten<br />
verschieden sind.<br />
Wenn man beim Uebergehen von einem in einen<br />
andern Gang eine kürzere oder längere Pause<br />
macht, indem man die Kupplung mehr oder weniger<br />
stark ausrückt, oder indem man dabei dem<br />
Motor Gas gibt oder nicht, hat man es als Fahrer<br />
in der Hand, die Umfangsgeschwindigkeit immer<br />
eines der beiden Zahnräder zu verändern. Die meisten<br />
Fahrer gewöhnen sich dabei die für jeden Fall<br />
am besten passende Handlungsweise ziemlich bald<br />
an, nachdem sie rein versuchsmässig den « Trick »<br />
herausgefunden haben.<br />
Was speziell das Anfahren betrifft, könnte ein<br />
Ueberspringen des zweiten Ganges höchstens dann<br />
schädlich sein, wenn die «Direkte > bei noch zu<br />
langsam laufendem Wagen zum Eingriff gebracht<br />
würde und der Motor deshalb zu « rupfen » beginnt,<br />
oder wenn der Fahrer, um dieses Rupfen zu vermeiden,<br />
die Kupplung ungewöhnlich lang schleifen<br />
lässt. Im ersten Fall zeigen sich dann die Folgen<br />
in einer raschen Abnützung der Gelenke und Lager,<br />
im zweiten in einer raschen Abnützung der Kupplungsscheiben<br />
oder -beläge.<br />
Das Herunterschalten von der < Direkten > in die<br />
Zweite macht Ihnen wahrscheinlich deshalb Schwierigkeiten,<br />
weil Sie nicht wissen, dass dabei das eine<br />
Zahnrad des zweiten Ganges beschleunigt werden<br />
muss. Diese Beschleunigung erzielt man, indem<br />
man dem Motor Gas gibt und dabei die Kupplung<br />
nur schwach ausgerückt hält. Man kann auch, wie<br />
der entsprechende Fachausdruck lautet, «doppelt<br />
auskuppeln >.<br />
at.<br />
fuVHXt. Sf»BME»d*Xa9a<br />
Anfrage 247. Insassenversicherung. Ich führe<br />
schon seit einigen Jahren mit einem 6-Plätzer Mietfahrten<br />
aus. Bis jetzt hatte ich immer eine Insassen-Versicherung,<br />
wofür ich jährlich Fr. 211.— bezahlte.<br />
Wie ich es verstehe, sind nach dem neuen<br />
Gesetz die Insassen durch die obligatorische Haftpflicht<br />
versichert; infolgedessen wäre meine Insassen-Versicherung<br />
überflüssig, oder wie verhält sich<br />
dieser Fall. Bietet die Haftpflicht genügend Schutz<br />
für meine Insassen und mir, oder ist es immer noch<br />
notwendig, dass ich eine Insassenversicherung habe?<br />
H. in Sp.<br />
Antwort: Nicht haftpflichtversichert sind einzig<br />
Ehegatten sowie Blutsverwandte in auf- und absteifender<br />
Linie des Halters- Unter Blutsverwandten<br />
in auf- und absteigender Linie sind zu verstehen<br />
Eltern, Grosseltern und Kinder. Alle andern<br />
Insassen, und zwar sowohl der Chauffeur als auch<br />
die Angehörigen des Chauffeurs, also auch dessen<br />
Ehegatte und Blutsverwandten in auf- und absteigender<br />
Linie, sind in die Versicherung eingeschlossen.<br />
Eine Insassenversicherunff ist also nur noch<br />
nötig für den Halter persönlich, sowie für dessen<br />
Ehegatten und Blutsverwandte in auf- und absteigender<br />
Linie. *<br />
Anfrage 248. Garantie für gebrauchten Wagen.<br />
Kürzlich verkaufte ich einen durch einen Verwandten<br />
an mich übergegangenen Personenwagen an den<br />
Chauffeur P. Ich hatte von dem Verwandten den<br />
Wagen als gut in jeder Beziehung erbalten. Ich<br />
unterliess es allerdings, den Wagen näher zu prüfen.<br />
Auf meine Aufforderung zur Zahlung des rostlichen<br />
Betrages erhalte ich von P. einen abiebnenden<br />
Bescheid.<br />
P. ist ein rechtlicher Mann. Ich möchte mit ihm<br />
keine fericbtliche Auseinandersetzung. Der Wagen<br />
war aber von ihm in der Probefahrt auf steiler<br />
Strecke und mit voller Belastung als gut befunden<br />
worden- Einige kleine Aussetzungen wurden behoben,<br />
und der Wagen tadellos instand gestellt.<br />
Nach meinem Dafürhalten kann er mich nicht mit<br />
dem vollen Betrag belasten, den er für die ErsaUstücke<br />
auslegen musste, da damit der Wagen doch<br />
eine Wertvermehrung erfährt.<br />
Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, was ich in dem<br />
geschilderten Falle in bezug auf eine Reduktion<br />
machen soll. B.<br />
Antwort: Unserer Auffassung nach sind Sie<br />
dem Käufer Ihres Wagens gegenüber nicht schuldig,<br />
dessen nachträgliche Reparaturkosten — sei es<br />
ganz, sei es teilweise — zu übernehmen. Der Käufer<br />
eines gebrauchten Wagens nimmt eben das Risiko<br />
von Reparaturen auf sich. Dafür zahlt er eben<br />
einen reduzierten Kaufpreis. Der Verkäufer haftet<br />
nur für die dem Käufer gegebenen Zusicherungen,<br />
sofern sich herausstellt, dass die Kaufsache denselben<br />
nicht entspricht. Nachdem Ihnen aber daran<br />
liegt, die Angelegenheit gütlich zu erledigen, würden<br />
wir Ihnen empfehlen, dem Käufer vorzuschlagen,<br />
Ihnen noch Fr. 250.— oder jedenfalls die Hälfte<br />
des Betrages von Fr. 450.— zu bezahlen, wogegen<br />
Sie auf den Rest verzichten würden. Eine gütliche<br />
Erledigung der Angelegenheit ist um so eher anzustreben,<br />
als Ihnen der Käufer eben noch eine Kaufpreisrestanz<br />
schuldig ist und es in der Hand hat,<br />
Ihnen davon so viel zu bezahlen, als er für richtig<br />
hält. Günstiger wäre natürlich für Sie die Angelegenheit<br />
dann, wenn Ihnen bereits seitens des<br />
Käufers der ganze Kaufpreis bezahlt worden wäre.<br />
In diesem Falle hätten Sie es am besten in der<br />
Hand, ihm nur denjenigen Betrag zurückzuerstatten,<br />
den Sie für angemessen erachten würden. *<br />
Gib die Richtungszeichen rechtzeitig, nicht<br />
erst im letzten Augenblick.<br />
Fahre in Hauptverkehrsstrassen besonders<br />
langsam ein.<br />
Fahre, wenn möglich, nicht zu nahe am<br />
Trottoir.<br />
N«#<br />
Keine Strassenverkehrskommission in Zürich.<br />
Bekanntlich haben die vier grossen zürcherischen<br />
Verkehrsinteressenten - Verbände<br />
A.C.S., T.C.S., ASPA und S.R.B, schon<br />
vor zwei Jahren in einer Eingabe die Erweiterung<br />
der aus je einem Vertreter des Bauwesens<br />
I, Polizeiwesen und der Strassenbahnen<br />
bestehenden Verkehrsdelegation der<br />
Stadt Zürich durch Delegierte der Strassenbenützerverbände<br />
verlangt. Damals wurde<br />
das Gesuch aus formalistischen Gründen abgelehnt<br />
Dies hat dann die vier Verbände<br />
veranlasst, im Herbst 1932 in einer erneuten<br />
Eingabe an den Stadtrat die Schaffung einer<br />
speziellen städtischen Strassenverkehrskommission<br />
zu beantragen, die sowohl Vertreter<br />
der beteiligten Behörden wie der Strassenbenützerverbände<br />
zu umfassen und sich fortlaufend<br />
mit allen wichtigeren Strassen- und<br />
Verkehrsfragen zu befassen hätte. Man hat<br />
hierbei auf das Vorgehen Basels und anderer<br />
Städte verwiesen und speziell hervorgehoben,<br />
dass die enge Zusammenarbeit von Behörden<br />
und Verbänden nur günstige Resultate zeitigen<br />
dürfte. Es wurde auf die unbefriedigenden<br />
Platzneubauten der letzten Jahre, auf die<br />
grossen Unzukömmlichkeiten des letzten Jahres,<br />
hervorgerufen durch die gleichzeitige<br />
und langandauernde Sperre einiger wichtiger<br />
Strassen zufolge gleichzeitig durchgeführter<br />
grosser Bauarbeiten, und andere Beispiele<br />
hingewiesen, die wohl hätten vermieden werden<br />
können.<br />
Es scheint nun aber, dass man im Zürcher<br />
Stadthaus auch diesem neuen Verlangen kein<br />
Verständnis entgegenbringen konnte, denn<br />
die Eingabe wurde kürzlich ebenfalls in ablehnendem<br />
Sinne beschieden. Die vorgebrachten<br />
Argumente sind allerdings weder neu<br />
noch stichhaltig; sie bezeugen, dass man<br />
diesem modernen Postulat, das früher oder<br />
später sicherlich verwirklicht werden muss,<br />
grundsätzlich abgeneigt ist und auch nicht<br />
einen Versuch in dieser Richtung wagen will.<br />
Der Stadtrat führte in seiner Antwort aus,<br />
dass eine grosse Kommission ein etwas<br />
schwerfälliger und wenig leistungsfähiger<br />
Apparat werden dürfte. Zudem könnten einer<br />
solchen Verkehrskommission keinerlei Befugnisse<br />
eingeräumt werden, da die bezüglichen<br />
Kompetenzen einzig den zuständigen Amtsstellen<br />
zukommen. Zugegeben wird allerdings,<br />
dass die Mitarbeit der grossen Strassenverkehrsinteressenten<br />
- Verbände erwünscht<br />
sei, sie soll aber in der Weise verwirklicht<br />
werden, dass den Verbänden inskünftig nicht<br />
mehr wie bis anhin die fertigen, bereits genehmigten<br />
Strassenbauprojekte zur Einsichtnahme<br />
vorgelegt werden, sondern schon die<br />
ersten Projektstudien und -vorschlage, damit<br />
die Verbände Verbesserungen und zweckdienliche<br />
Aenderungen vorschlagen und solche<br />
dann von den Behörden auch, so weit möglich,<br />
berücksichtigt werden können. Dabei<br />
werden die betreffenden Behördestellen vor<br />
der angesetzten Konferenz die Möglichkeit<br />
zum Studium der Projekte und deren Erklärung<br />
durch die betreffenden Amtschefs<br />
geben.<br />
Wenn der Stadtrat einerseits grundsätzlich<br />
zugibt, dass die aktive Mitarbeit der Verbände<br />
nicht nur wertvoll, sondern auch<br />
wünschbar ist, so hätte man die nötige<br />
Schlussfolgerung ziehen und diese in die<br />
Praxis umsetzen müssen. Denn heute ist die<br />
Zusammenarbeit eine sehr lose und erfolgt<br />
nur von Fall zu Fall. Die Verbände könnten<br />
auch ein Lied davon singen, dass der Weg<br />
der schriftlichen Eingaben nicht nur ein umständlicher,<br />
sondern meist auch ein wenig<br />
erfolgreicher ist. Viele Gesuche wurden ohne<br />
Besprechung und Augenschein kurzerhand<br />
abgelehnt. Damit wir der Wille der Verbände<br />
zur aktiven Mitarbeit nicht gefördert, sondern<br />
nur erschwert. Man hätte daher ruhig für ein<br />
Jahr einen Versuch wagen können, ohne sich<br />
für immer binden zu müssen. Die Erfahrung<br />
hätte dann gezeigt, dass das Verlangen der<br />
Verbände nicht nur ein sehr begründetes und<br />
berechtigtes, sondern auch ein sehr wohl<br />
durchführbares gewesen wäre. s.<br />
Ein interessanter Strassenverkehrsfilm.<br />
Das Polizeiinspektorat der Zürcher Stadtpolizei<br />
hatte auf Sonntag, den 26. Februar a. c. den Groseen<br />
Stadtrat von Zürich, die verschiedenen Verkehrsverbände<br />
und die Presse zu einer Vorführung<br />
des Zürcher Strassenverkehrsfilms in das Scala-<br />
Theater eingeladen.<br />
Einleitend orientierte Dr. Wiesendanger über<br />
die Gründe, welche zur Aufnahme dieses recht interessanten<br />
und sehr demonstrativ wirkenden Filmes<br />
führten, sowie über die Zwecke, die dessen<br />
Vorführung in der Oeffentlichkeit zu erfüllen hat.<br />
Aehnliche Versuche, die früher schon zur Aufnahme<br />
eines derartigen Demonstrationsmittels unternommen<br />
wurden, scheiterten einesteils an ungleicher<br />
Zielsetzung der daran interessierten Kreise, vor<br />
allem aber an der finanziellen Frage. Der neue<br />
Film ist hauptsächlich auf Grund der finanziellen<br />
Unterstützung seitens der zürcherischen Versicherungsgesellschaften<br />
zustande gekommen; vor allem<br />
aber kommt der Stadtpolizei, sowie den Verkehrsverbänden<br />
und den Schulen ein grosses Verdienst<br />
um die Verwirklichung dieses Filmes zu. Der vom<br />
Schweiz. Schul- und Volkskino aufgenommene Film<br />
von 1600—1700 m Länge ist in vier in sich abgeschlossene<br />
Teile abgegrenzt und dient in erster Linie<br />
zur Verkehrserziehung des Publikums, während<br />
ein zweiter, ungefähr 1000 m langer Film,<br />
mehr für die Schuljugend berechnet ist, bis heute<br />
aber noch nicht fertiggestellt werden konnte. Zwei<br />
Teile des für die Erwachsenen bestimmten Filmes<br />
beziehen sich vornehmlich auf den Automobilverkehr,<br />
ein dritter Abschnitt umfasst den Radfahrerverkehr,<br />
während der vierte Teil namentlich einer<br />
bessern Regelung des Fussgängerverkehrs dienen<br />
soll. Vor allem soll der Film abschnittweise als<br />
Zwischenfilme während den Pausen in den Kinotbeatern<br />
der Schweiz vorgeführt werden. Dr. Wiesendanger<br />
hofft, dass damit die Verkehrsregelung<br />
dem Publikum eingehämmert werde. Der Zeitpunkt<br />
dieser Vorführungen ist namentlich auch im<br />
Hinblick auf das am 1. Januar a. c. in Kraft gesetzte<br />
Bundesgesetz über den Motorfahrzeug- und<br />
Fahrradverkohr vom 15. März 1932 sehr geschickt<br />
gewählt. Den verschiedenen Aufklärungsmethoden<br />
über den modernen Strassenverkohr, sei es durch<br />
Presse, Vorträge oder auch Straf urteile, setzt dieser<br />
neue Versuch die Krone auf. In diesem Sinne<br />
übergab der Polizoiinspektor den Film der Oeffentlichkeit<br />
und der Kritik.<br />
Die aus dem stadtzürcherischen Verkehrsleben<br />
entnommenen Aufnahmen zeigen in Wort und Bild,<br />
äusserst instruktiv unterstützt durch schematische<br />
Darstellungen, einerseits das falsche Verhalten von<br />
Fussgänger, Velofahrer und Automobilist bei den<br />
verschiedensten Verkehrssituationen und anderseits<br />
das richtige Verhalten der drei erfassten Gruppen<br />
in denselben Fällen. Was das Verhalten des Fussgängers<br />
anbetrifft, so werden stündlich vorkommende<br />
Situationen aus dem Stadtverkehr gezeigt,<br />
wie z. B. das falsche und richtige Ueberqueren der<br />
verkehrsreichen Fahrbahnen, die Zirkulation der<br />
Fussgänger auf den Trottoirs, der Aufenthalt auf<br />
den Verkehrsinseln, das Ein- und Aussteigen von<br />
den Tramwagen entgegen der Zirkulation ausserhalb<br />
der Fussgängerstreifen, dem chaotischen<br />
Durcheinander auf den Trottoirs, dem Aufhalten<br />
zwischen Verkehsinsel und Trottoir, dem Auf- und<br />
Abspringen von in Bewegung befindlichen Tramwagen,<br />
etc. Der für die Radfahrer bestimmte Abschnitt<br />
des Filmes zeigt ebenso instruktiv Sitten<br />
und Unsitten dieser vielzahligen Strassenbenützer.<br />
Besonders wird dabei auf die Gefahren beim Einschwenken<br />
in Hauptstrassen, beim Passieren von<br />
Strassenkreuzungen, beim Vorfahren anhaltender<br />
Tramwagen, beim Ucberholen und Kreuzen von Automobilen<br />
aufmerksam gemacht und spezioll betont,<br />
dass das Fahrrad kein Mittel zum Lastentransport,<br />
der Velofahrer kein Equilibrist sei, dass<br />
die Radfahrer nicht in breiten Reihen, sondern in<br />
Einerkolonne, dem rechten Strassenrande folgend,<br />
zu zirkulieren haben.<br />
Die uns speziell interessierenden, für den Automobilisten<br />
bestimmten zwei Teile des Filmes veranschaulichen<br />
in äusserst klarer und leicht verständlicher<br />
Weise richtiges und unrichtiges Verhalten<br />
des Fahrers in den verschiedensten, besonders<br />
durch den Stadtverkehr komplizierten Situationen.<br />
Zuerst wird die Taktik des Vorfahrens auf<br />
breiten Strassen ohne Tramverkehr und auf solchen<br />
mit Tramverkehr veranschaulicht und dabei speziell<br />
derjenige Fall beleuchtet, der ein linksseitiges<br />
Ueberholen erfordert, weil rechtsseitig die Platzverhältnisse<br />
ein solches nicht gestatten. Verschiedene<br />
Bilder illustrieren das Passieren von Kreuzungen<br />
und Plätzen mit und ohne- Kreiselverkehr. Besondere<br />
Aufmerksamkeit schenkt der Film dem Kreuzen<br />
von Strassenzügcn und dem Einschwenken von<br />
einer Strasse in eine andere, wobei wiederum speziell<br />
der rechtwinklige Verkehr berücksichtigt wurde.<br />
An Hand eines konstruierten Unfalles wird die<br />
Tätigkeit der Polizei illustriert, begonnen mit dem<br />
Telephonanruf bis zum Abtransport des Verletzten<br />
und der Aufnahme des Tatbestandes vermittelst<br />
Messungen und Photographien. Ein anderer Abschnitt<br />
behandelt das Aufstellen von Automobilen<br />
an Strassenzügen mit Gefäll, für welchen Fall die<br />
Forderung aufgestellt wird, dass das Fahrzeug mit<br />
dem Hinterrad am Randstein anstehe unter gleichzeitigem<br />
Einschalten eines Vorwärtsganges, vorausgesetzt<br />
dass die Fahrrichtung dem Gefall entgcgon-l<br />
gesetzt verläuft. Das von vielen Automobilisten"<br />
praktizierte unrichtige Aufstellen der Fahrzeuge<br />
bei Strassenkreuzungen wird instruktiv durch mehrere<br />
Beispiele und die aus diesem falschen Parkieren<br />
sich eventuell ergebenden Folgen gezeigt.<br />
Die vom Gesetz in diesem Falle präzisierte Vorschrift<br />
lautet auf Einhaltung eines mindestens 8 m<br />
betragenden Abstandes von der Kreuzung bis zum<br />
parkierenden Fahrzeug. Weitere Bilder versuchen<br />
dem Automobilisten das richtige Parkieren rechtwinklig<br />
zu einer Verkehrsader beizubringen, wobei<br />
darauf zu achten ist, dass das Fahrzeug stets<br />
senkrecht zur Parkierungslinie mit in der Fahrrichtung<br />
gerichtetem Kühler zu stehen komme.<br />
Wenn auch aus der Fülle der durch den wachsenden<br />
Stadtverkehr sich ergebenden Situationen<br />
sowohl für Fussgänger, Velofahrer wie auch für<br />
Automobilisten nur die prägnantesten Beispiele auf<br />
der Leinwand abrollen, so dürfte der Film seine<br />
verkehrserzieherische Wirkung vollkommen erfüllen.<br />
Nicht mit Unrecht wird darauf hingewiesen,<br />
dass das städtische Verkehrsproblem lösbar ist oder<br />
bereits gelöst ist, sobald alle Strassenbenützer die<br />
verschiedenen Vorschriften einhalten und speziell<br />
miteinander anständig zu verkehren suchen. Das<br />
Ende aller vier Filme zeigt drastisch die Folgen<br />
des unrichtigen Verhaltens aller am Verkehr beteiligter<br />
Personen; hoffentlich tragen auch die<br />
Aufnahmen von Spitalbehandlungen und diejenigen<br />
von Friedhöfen dazu bei, den vielen Kinobesuchern<br />
die aus einem ungeregelten Strassenvorkehr sich<br />
ergebenden Gefahren derart zu veranschaulichen,<br />
dass sich künftighin ein jeder von ihnen eines disziplinierten<br />
Verhaltens befleissigt.<br />
Den am Zustandekommen dieses Filmes verdienten<br />
Kreisen ist alle Anerkennung auszusprechen.<br />
In erster Linie wird in Automobilkreisen dieser<br />
Film sehr begrüsst werden, trägt er doch vieles<br />
dazu bei, um die von der Automobilpresse und den<br />
Automobilverbänden seit jeher gemachten Bestrebungen<br />
auf die Gestaltung einer reibungslosen Verkehrsabwicklung<br />
zu unterstützen. Es steht zu hoffen,<br />
dass diese Aufnahmen nur eine erste Etappe<br />
in der Erziehung des grossen Publikums zu disziplinierten<br />
Strassenbenützorn darstelle, dass derselben<br />
aber nichtsdestoweniger ein voller Erfolg beschieden<br />
sei.<br />
Wy.