E_1933_Zeitung_Nr.017
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NO 17<br />
II. Blatt<br />
BERN, 28. Februar <strong>1933</strong><br />
17<br />
II. Blatt<br />
BERN, 28. Februar <strong>1933</strong><br />
T«sdhin« Rundschau<br />
Gummibahn statt Eisenbahn?<br />
Wir alle sind Zeugen der rasend schnellen<br />
Entwicklung im Automobilwesen. Aber nur<br />
wenigen kommt es zum Bewusstsein, dass<br />
diese Entwicklung zum grossen Teil den<br />
technischen Fortschritten der Bereifungsindustrie<br />
zu verdanken war. Gute Motoren<br />
gab es viel früher als gute Reifen. Man<br />
braucht nur an die Anfänge im Bereifungswesen<br />
für Personenautomobile zurückzudenken.<br />
Damals war es eine Seltenheit, dass<br />
ein Reifen mehr als 1000 bis 2000 Kilometer<br />
aushielt, und als einmal eine Reifenfabrik<br />
öffentlich ankündigte, sie leiste für ihre Reifen<br />
eine Garantie von sage und schreibe<br />
4000 Kilometer, herrschte eitel Staunen. Die<br />
betreffende Fabrik war selbst so stolz auf<br />
diese Leistung, dass sie die < 4000-Kilometer-<br />
Garantie» sogar auf den schwarzen Lederumhüllungen<br />
der Reservereifen weithin lesbar<br />
anbringen Hess. Noch schlechter stand<br />
es bei den schweren Lastwagen. Von ihnen<br />
wollte anfangs überhaupt niemand glauben,<br />
dass sie sich jemals praktisch durchsetzen<br />
"würden. Man fuhr zuerst auf breiten Eisenreifen,<br />
denn an eine Bereifung mit Gummi<br />
dachte noch kein Mensch. Auch hier griff<br />
Jedoch die Reifenindustrie ein und sorgte<br />
damit für die spätere Verbreitung. Es war<br />
freilich nicht einfach, für schwere Lastwagen<br />
eine halbwegs brauchbare Gummibereifung<br />
zu schaffen. Der schwere, massive Gummireifen,<br />
wie er anfangs verwendet wurde,<br />
war trotz seiner Mängel schon ein Fortschritt.<br />
Er musste elastisch und dabei doch<br />
so beschaffen sein, dass sich die breite<br />
Gummiauflage nicht unter der Belastung<br />
auswalkte. Solche massive Vollgummireifen<br />
schwächten zwar das harte Fahren ab und<br />
ermöglichten ein etwas schnelleres Tempo I<br />
als Eisenräder, aber die Motoren und der<br />
ganze Wagen litten noch sehr unter den Erschütterungen.<br />
Später wurde der massive<br />
Vollgummireifen durch den sogenannten<br />
«Luftkammerreifen > ersetzt, bei welchem<br />
Hohlräume in der massiven Gummimasse<br />
eingelasesn sind. Derartige Luftkammerreifen<br />
sind heute noch, in vielen Ländern, in.<br />
Verwendung. Für den Personentransport<br />
waren sie aber kein Ideal. Und hauptsächlich<br />
deshalb kam es zur Schaffung der Riesenluftreifen.<br />
Der Fortschritt im Reifenbau beschränkte<br />
sich aber nicht allein auf Erzielung grösserer<br />
Belastungsmöglichkeiten, auch die Kilometerleistungen<br />
wurden immer grösser. Abgesehen<br />
davon, konnten die Motöre endlich<br />
bis zu den grössten praktisch möglichen Geschwindigkeiten<br />
ausgenutzt werden. Gerade<br />
hierin liegt einer der grössten technischen<br />
Fortschritte im Reifenbau. Das besonders<br />
schnelle Fahren nimmt den Reifen am meisten<br />
her, was wissenschaftliche Forschungen<br />
aus jüngster Zeit klar bestätigten. In einem<br />
amerikanischen Forschungsinstitut hat man<br />
genaue Untersuchungen darüber angestellt,<br />
welche Faktoren die Lebensdauer des mo-<br />
'dernen Automobilreifens verkürzen, und dabei<br />
ergab es sich, dass eine Reifengarnitur<br />
bei 50 Kilometer Stundengeschwindigkeit<br />
20,000 Kilometer hielt, während eine andere<br />
Garnitur der gleichen Erzeugungsserie unter<br />
den gleichen Betriebsverhältnissen bei einer<br />
Stundengeschwindigkeit von 80 Kilometer<br />
nur mehr 10,000 Kilometer erreichte. Die Erhöhung<br />
der Stundengeschwindigkeit von 50<br />
auf 80 Kilometer hat demnach die Abnutzung<br />
der Lauffläche verdoppelt. Je grösser die<br />
Fahrgeschwindigkeit, deste grösser die Reifenabnutzung.<br />
Die Reifen, welche Campbell<br />
bei Aufstellung seiner Weltrekorde auf seinem<br />
« Bluebird » in der Daytonabucht verwendete,<br />
hielten bloss 10 Kilometer aus, obschon<br />
sie eigens für solche Rekordfahrten<br />
konstruiert worden waren. Das Beispiel zeigt<br />
jedenfalls, dass nur die Reifenindustrie die<br />
Vorbedingungen für solche Tempi schaffen<br />
kann. Ob dann der Antrieb mittels Raketen,<br />
Propeller oder durch eine sonstige Neuerung<br />
auf diesem Gebiete erfolgen wird, bleibe dahingestellt.<br />
Raketen- oder Proüellerwagen<br />
dürften dann bald die Nachfolger der heutigen<br />
Eisenbahnen werden. Technisch ist es<br />
schon heute möglich. « Eisenbahnen» statt<br />
auf Eisenrädern auf Pneumatiks und statt<br />
auf Eisenschienen auf glatten Bahnstrassen<br />
laufen zu lassen. Diese Bahnstrassen könnten<br />
in Zukunft vielleicht sogar mit Gummi<br />
«gepflastert» sein. Aus der heutigen « Eisenbahn<br />
»würde* dann eine «Gummibahn»,<br />
Die Sirassenbahn der Zukunft.<br />
Der cTwin-Coach»,<br />
ein holländischer Riesenomnibus,<br />
der zur Zeit auf<br />
einer Ausstellung in Amsterdam<br />
gezeigt wird. Der<br />
Wagen faest 55 Personen.<br />
Eigenartig ist die Trennung<br />
des Fahrzeuges in<br />
einen Sattelschlepper und<br />
einen Personenwagen,<br />
eine Anordnung, die besonders<br />
für die Wendigkeit<br />
des Wagens im Stadtverkehr<br />
von Vorteil ist.<br />
(Photo: Atlantic, Berlin.)<br />
werden, die — wenn sie obendrein durchweg<br />
eingedeckt ist — ohne Zweifel schneller<br />
und sicherer fahren könnte als jedes andere<br />
Motorfahrzeug, das auf gewönhliche Strassen<br />
angewiesen ist. Vielleicht sind bei der<br />
zukünftigen « Gummibahn » die Schienen als<br />
Führung seitlich angebracht und die Waggons<br />
rollen zwischen Schienen, statt wie<br />
heute auf Schienen.<br />
Wahrscheinlich käme auf einer solchen<br />
« Gummibahn » der Transport billiger, besonders<br />
wenn die einzelnen, auf Luftreifen<br />
rollenden Waggons, die Autobustyp haben<br />
dürften, im Bedarfsfall abgekuppelt und mit<br />
Traktoren bis ins Herz der Städte hinein<br />
geführt werden könnten. Damit wäre das<br />
Problem des Haus-zu-Haus-Verkehrs erst<br />
richtig gelöst. Ob für den Antrieb Benzin<br />
notwendig sein wird oder Spiritus oder ob<br />
vielleicht pulverisierter Kohlenstaub oder<br />
gar nur ein wasserähnlicher Stoff genügt, ist<br />
noch nicht klar. Aber auf jeden Fall dürfte<br />
Gummi unentbehrlich sein.<br />
Ein solcher wirklicher « Schnellverkehr»<br />
würde Umwälzungen in der ganzen Lebenshaltung<br />
der Menschen hervorrufen. «Expresszüge<br />
» der Gummibahn würden sogar<br />
die Konkurrenz eines künftigen Luftschiffverkehrs<br />
vertragen. Dann dürfte auch das<br />
Ende der Hochbauten in Grossstädten gekommen<br />
sein, vielleicht, sogar das Ende des<br />
Wohnens in den Städten überhaupt. Es wird<br />
niemand mehr einfallen, im dritten oder vierten<br />
Stock eines dumpfen Grossstadthauses<br />
zu wohnen, wenn er mit einem « Raketenzug»<br />
der Gummibahn schon in wenigen<br />
Minuten im Freien sein kann. Die Wohnstätten<br />
der Mensehen werden sich dann über<br />
das ganze Land hin verbreiten. Gemeindegrenzen<br />
verschwinden. Man wird «inmitten<br />
von Gärten » wohnen können und in den neu<br />
geschaffenen Siedlungen obendrein verkehrstechnisch<br />
viel besser daran sein, als heute in<br />
der Grossstadt. Vielleicht werden die « Eisenbahnen<br />
», wenn sie « Gummibahnen » geworden<br />
sind, sogar rentieren...<br />
Ob alles wirklich so kommen wird oder<br />
nicht, unbestreitbar ist, dass heute manche<br />
Verbesserung im Verkehrswesen, manche<br />
Ausnutzung neuer Antriebsideen, soweit diese<br />
nicht den Luftverkehr betrifft, in den Händen<br />
der Reifenindustrie liegt. Wenn heute der<br />
Fortschritt in der Reifenindustrie auch «nur»<br />
durch schnellfahrende Autoungetüme, die auf<br />
Pneumatikriesenreifen ruhig und sicher fahren,<br />
vor Augen geführt werden kann, so<br />
werden die künftigen Fortschritte dies alles<br />
ebenso in den Schatten stellen, wie der moderne<br />
Reifen den seligen 4000-Kilometer-<br />
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