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E_1933_Zeitung_Nr.019

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Die neue Mode<br />

Sandfarbener Hantel mit Nutria-Kragen.<br />

(Photo Winterfeld.)<br />

Strassen fahren die Sevillanerinnen schon<br />

morgens früh mit sechs Maultieren und Kutschern<br />

in andalusischer Livree spazieren. Um<br />

11 Uhr ist dann grosser Aufzug mit Autos<br />

und Wagen nach dem Park Maria Luisa. Und<br />

dann grüsst man sich schliesslich mit dem<br />

dritten Finger der rechten Hand, was eines<br />

der geheimen Signale Andalusiens ist und<br />

«auf Wiedersehen» heisst.<br />

Man sieht sich wieder um 7 Uhr nach dem<br />

Stiergefecht. Und man sieht sich schliesslich<br />

wieder um 10 Uhr in den «Casetas», welche<br />

die spanischen Familien während der Festwoche<br />

an den Strassen anlegen und in denen<br />

man vier Tage lang isst, empfängt, tanzt,<br />

musiziert. In Shawls und Mantilla. Im Nationalkostüm.<br />

Mit Sängern ä la flamenca, mit<br />

Prinzen und Zigeunern. Mit Orchestern und<br />

Grammophonen. Ein kolossaler Urlaub in die<br />

Ausgelassenheit aus der Verschlossenheit,<br />

welche die Spanier sonst so heilig halten.<br />

Dazwischen Bauernmarkt und Viehhandel.<br />

Reiter und Reiterinnen, die sich zeigen. Andaiusische<br />

Bauern und Männer im Smoking.<br />

Wie in der Oper. Die Leute, die hier selig<br />

miteinander herumstehen, haben dabei im<br />

Grunde nicht das Geringste miteinander zu<br />

tun. Die Gesellschaftsklassen sind immer<br />

noch wie durch Feuer geschieden. Aber die<br />

Sevillaner spielen trotzdem dies Theaterstück<br />

an Verbundenheit und Verbrüderung, wie sie<br />

es seit Jahrhunderten gespielt haben, mit derselben<br />

herrlichen Spielerischkeit, welche in<br />

Sevilla schliesslich auch das Unmögliche zu<br />

vereinen vermag.<br />

Die Glocken des Turmes von Sevilla, der<br />

Giralda, bewegen sich indessen für jedermann<br />

sichtbar um ihre Achse und schwingen um<br />

sich selbst herum, bald rasch, bald langsam,<br />

je wie die Seile gezogen werden. Die Armee<br />

von Vögeln aber, die durch den metallenen<br />

Donner aufgescheucht wird, schwebt, wie von<br />

dem Läuten getragen, ruhig, ohne Flügelschlag,<br />

über dem Turm, solange die Klöppel<br />

hämmern. Und genau mit dem letzten Schlag<br />

kehren sie in die Giralda zurück.<br />

Die charakteristischste Sprache Sevillas<br />

reden die Gärten des maurischen Alkazar-<br />

Schlosses, die Sprache jener grünäugigen andalusischen<br />

Frauen, die, ob sie Zigarettenarbeiterinnen<br />

oder Herzoginnen sind, mit der<br />

Granatblüte hinter dem Ohr, im Mantel aus<br />

Wolle oder im Mantel von Manila überall erscheinen,<br />

so dass Sevilla tatsächlich im<br />

Leben genau so aussieht, wie es in der Oper<br />

aussieht.<br />

Die Gärten des Alkazar haben alle Palmen<br />

und Granatbäume und alle Taxushecken und<br />

alle Orangen- und Rosen- und Tulpensorten,<br />

die es gibt, in einer Grossartigkeit und Stille<br />

versammelt, die, wenn so etwas existierte,<br />

das spanische Märchen darstellen könnten.<br />

In Sevilla sind alle Figuren der spanischen<br />

Oper glücklich geformt: Die Stiefelputzer,<br />

von denen zwanzig vor jedem Cafe stehen.<br />

Die Langostinoverkäufer, welche ihre flachen<br />

Körbe mit dem weissen Tuch schüchtern lüften<br />

und die roten in Parade liegenden Krebse<br />

zeigen, die jeder Mann in Sevilla zu jeder<br />

Stunde, auf der Strasse, und sogar mit den<br />

Händen isst. Die Schläfer endlich, welche das<br />

Talent besitzen, das nur der Andalusier hat,<br />

in jeder Position, zu jeder Zeit, an jedem Ort<br />

zu schlafen. Und die Musikanten zum Schluss,<br />

deren Durchschlagskraft alles über den Haufen<br />

wirft.<br />

Die Musikanten Sevillas erobern mit ihren<br />

Leierkasten jeden Platz im Sturm. Die Palmen<br />

von S. Fernando schliessen sich mit<br />

ihren nickenden Häuptern ihnen an, und die<br />

Bummler fangen an, auf der Strasse sich um<br />

den Wagen zu drehen. Die Stierkämpfer, die<br />

zur Plaza de Toros reiten, halten eine Minute<br />

an, um den Gaul, der nachher sterben muss,<br />

noch zehn Takte in der Leierkastenmelodie<br />

machen zu lassen, in die auch die Sevillaner<br />

Tiere verliebt sind.<br />

Aber auch die Leierkastenmänner selbst<br />

sind von der Macht ihrer grellen Melodie er-<br />

AUTOMOBn.-RnVUE <strong>1933</strong> - N° 19<br />

weil der siegreiche General in seiner Haltung<br />

demütig, der besiegte aber von besonders<br />

grossartiger Würde ist.<br />

Aehnlich wie der besiegte Feldherr des<br />

Velasquez halten sich diese Musikanten, wenn<br />

sie von störrischen Fremden zurückgewiesen<br />

werden und sich trotzdem vor ihnen verbeugen<br />

— mit Verneigungen, welche wie der<br />

schöne Adel der Armut aussehen.<br />

Im Mai errichtet das Volk Kruzifixe in<br />

seinen Patios, in seinen riesigen Höfen, illuminiert<br />

sie, überschüttet sie mit Blumen und<br />

tanzt um sie.<br />

Jede Nacht.<br />

Die Höfe sind dunkel, die Tanzenden sind<br />

beleuchtet, die Fünfjährigen tanzen und die<br />

Greisinnen tanzen. Die Jünglinge tanzen und<br />

spazieren, die Gitarren in der Hand, spielend,<br />

singend, durch die Gassen, die voll Maigeruch<br />

und voll Lichtern sind. Voll Geruch und handfest<br />

voll Schwärmerei.<br />

Diese Nächte, mitten in einem glücklichen<br />

Volk, neben diesen Gärten, gehören zu den<br />

wenigen Genüssen dieser Erde, die weder<br />

teuer noch bereubar, ja in ihrer Selbstverständlichkeit<br />

nicht einmal zu wiederholen<br />

sind.<br />

Totiren -Sprechsaal<br />

Touren-Antworten<br />

T. A. 892. Lichtensteig-Lourdes. Ich empfehle<br />

Ihnen folgende Routen:<br />

Hinfahrt: Lichtensteig, Rapperswil, Pfäffikon,<br />

Menzingen, Zug, Luzern, Wolhusen. Langnau,<br />

Bern, Murten, Payerne, Lausanne, Genf, 339<br />

Kilometer.<br />

Genf, Bellegarde, Nantua, Pont d'Ain, Lyon<br />

153 km, St. Etienne, Firminy, Monistroi, Yssingeaux,<br />

le Puy, Sauvetat, Auroux, Chäteauneuf-de-<br />

Randon, Mende, 399 km.<br />

Mende, Gabriac, Bozouls, Rodez, la Primaiibe,<br />

Carmaux, Albi, Gaillac, Toulouse, 260 km.<br />

Toulouse. Villefranche-de-Laurajrais, CasteJnaudary,<br />

St. Martory, St. Gaudens, Montrejeau, TaTbes.<br />

Lourdes, 172 km.<br />

Rückfahrt: Lourdes, Tarbes, Montrejeau,<br />

St. Girons, Pamiers, Mirepoix, Carcassonne, 241<br />

Kilometer. <<br />

Carcassonne, Narbonne. Beziers. Pezenas, Montpellier,<br />

Lunel, Nimes, Remoulins (Pont du Gard),<br />

Avignon, 295 km.<br />

Avignon, Orange, Montelimar, Valence, St. Marcellin,<br />

Moirans, Voiron, 225 km, Ies Abrets, Belley,<br />

Seyssel, Genf, 336 km. (Genf-Lichtensteig siehe<br />

oben.)<br />

Die Abkürzung Valence-Voiron-Belley-Genf. •womit<br />

Sie den Umweg über Lyon vermeiden, wird<br />

jetzt viel benützt und befindet sich in bestem<br />

Strassenzustande. Auf der gesamten Strecke ist<br />

einzig das Teilstück zwischen Sauvetat und Chftteatineuf-de-Randon<br />

auf der zweiten Etappe der<br />

Hinfahrt in mittelmässigem Zustande; sonst sind<br />

die Strassen vorzüglich.<br />

Als Reisezeit eignet sich am besten Mitte April<br />

bis Mitte Mai oder September-Oktober. An Ausweispapieren<br />

benötigen Sie: Pass (visumfrei),<br />

Humor<br />

« Entschuldige die grosse Verspätung, aber ich<br />

hatte Pneupanne. Bin in eine Flasche hineingefahren.<br />

><br />

« Ja, konntest du denn die Flasche nicht sehen? »<br />

« Ebon nichtl Der Mann trug sie doch in e«iner<br />

Tasche. »<br />

führt. Kann eine Dame allein im Automobil Spanien<br />

bereisen? Bekannte sagen mir, dass es sehr<br />

gefährlich sei, als alleinstehende Ausländerin im<br />

Automobil durch Spanien zu fahren. Für alle Auskünfte<br />

und Ratschläge bin ich Ihnen äusserst<br />

dankbar. E. P. in B.<br />

Unser Fastnachts-<br />

Kreazwo rträtsel<br />

Die Lösung.<br />

Waagrecht: 1. Agamemnon. 9. Adria. 10.<br />

Eidam. 12. Lear. 14. Lese. 15. Harz. 16. Abo.<br />

18. Seil. 20. An. 21. Ingress. 22. Sa. 23. Teer.<br />

24. Rade.<br />

Senkrecht: 1. Ader. 2. Grazie. 3. Air. 4.<br />

Ma. 5. Me. 6. Nil. 7. Odessa. 8. Nase. 9. Alant<br />

11. Meise. 13. Ebro. 15. Ha. 16. A.G. 17. Oe. 19. La,<br />

Unser letztes Kreuzworträtsel hat nicht ganz den<br />

Rekord an Lösungen erreicht wie die vorhergegangene<br />

geographische Aufgabe. Mit dem war auch<br />

nicht zu rechnen, um so weniger da es ein «Fastnachtsrätsel»<br />

war, und um diese Zeit hat man bekanntlich<br />

oft den Kopf noch mit andern Dingen<br />

voll... Das Rätsel war nicht sehr schwer zu knakken.<br />

Bloss sechs Löser stolperten über die Aufgabe,<br />

und zwar vier davon über das gleiche Wort. Die<br />

Unkrautpflanze «Rade», deren Name man in jedem<br />

Wörterbuch findet, verwandelte sich bei diesen Einsendern<br />

in «Mate», «Fare» oder «Bade»<br />

Wir danken allen Lösern für ihr Interesse und<br />

werden in der nächsten Nummer wieder mit einer<br />

besonders reizvollen, geographischen Aufgabe aufrücken.<br />

Durch das Los wurden wieder einige Einsender<br />

als Gewinner der Anerkennungspreise bestimmt.<br />

Richtige Lösungen sandten ein: G.<br />

Triptyk oder Grenzpassierscheinheft, internationalen<br />

Führer- und internationalen Zulassungsschein,<br />

fasst. Welche Verbeugungen, wenn sie mitNationalitätsschild (CH) und eine Plakette am Armaturenbrett<br />

mit Ihrem Namen und genauer<br />

Schmidt, Zürich; R. Inwyler, Luzern; Frau M. Matthaei,<br />

Erlenbach (Zürich); Alice Lefebre, Bern;<br />

den Mützen in der Hand vor die Balkone treten,<br />

um ein paar Centimos zu erbetteln!<br />

Basel; Frl. E. Winteler, Glarus; V. Biro. Davos-<br />

Adresse. G. L. in Z. Frau Marti, Ölten; M. Humbel, Aarau; Lucio Hosch,<br />

Es gibt ein Bild des Velasquez im Prado Touren-Fragen<br />

Platz; W. Metzger. Davos-Platz; Elisabeth Denzler,<br />

in Madrid, das berühmt ist, nicht durch seine T. F. 893. Spanienfahrt. Ich bitte um Zusammenstellung<br />

einer lohnenden Tour durch Spanien, See; Ella Ryffel, Meilen; Stettier, Konolfingen; Her-<br />

Winterthur; E. Stettier, Bern; E. Fierz, Oetwil am<br />

Malerei, sondern durch seine Menschlichkeit. die mich der Küste entlang und durch das Innere mann Weber. Frieswil: E. Specker, Bern<br />

Der<br />

Touren-Onkel<br />

Springt vergnügt<br />

Für jeden, dem er Auskunft gibt,<br />

Für alle Städte, jedes Land,<br />

Hat gute Karten er zur Hand.<br />

Schreiben oder telephonieren Sie<br />

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Touristikbüro der<br />

Automobil-ReTue<br />

Bern. Tel. 28.222<br />

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vom Auto<br />

Bücher<br />

Nicht jeder hat Zeit, um sich die für einen rationellen Automobilbetrieb<br />

unumgänglichen Kenntnisse durch das Studium<br />

umfangreicher Lehrbücher anzueignen. Alle Grundbegriffe der<br />

Automobiltechnik vermitteln aber unsere kleinen autotechnischen<br />

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Das Büchlein vom Auto<br />

von Carl Hess, Autotechniker, nur noch Fr, 1.50<br />

VERLAG AUTOMOBIL-REVUE, BERN<br />

Zürcher<br />

Wochenprogramm<br />

Stadttheater Abende 8 ühr, Sonntag<br />

nachmittags 3 Uhr.<br />

Di. abends 7. März Geschlossene Schiilervorstellung.<br />

Mi. abends B.März Oie schöne Helena, Operette von<br />

Offenbach.<br />

DO. abends 9. März Fidelio, geschlossene Vorstellung<br />

für Schüler.<br />

Fr. abends 10. März Die schön« Helena.<br />

Sa. abends 11. März Tristan und Isolde.<br />

So. nachm. 12. März Madame Butterfly, Oper v. Puccini.<br />

So. abends 12. März Die schöne Helena.<br />

Schauspielhaus AbeniB ?H ot & sonn-<br />

1<br />

tag nachm. SH Uhr<br />

Di. abends 7. März Zum letzten Male: Heimkehr des<br />

Olympiasiegers.<br />

Mi. abends 8. März Der Garten Eden.<br />

DO. abends 9. März Die Waterloobrücke, Schauspiel<br />

von R. Sherwood.<br />

Fr. abends 10. März Der Garten Eden.<br />

Sa. abends 11. MarZ Die Waterloobrücke.<br />

So. n3Chm. 12. März 3astspiel Paul Wegener m. Berliner<br />

Ensemble: John Gabriel<br />

Borkmann, von Henrik Ibsen.<br />

So. abends 12. März Der Garten Eden.<br />

ApOllO, Stauffacherstr. 41<br />

Zwei glückliche Tage.<br />

nema<br />

Odeon<br />

Sonnenquai 2<br />

16—18 Uhr und 20—23 Uhr: Ritter-Morel<br />

aus München, die beliebte Stimmungskapelle.<br />

Restaurant Hlingarla, Beatengasse<br />

Nachmittags- und Abend-Konzerte.<br />

Willy Radinger mit seiner Wiener Künstlerund<br />

Stimmungskapelle.<br />

Cafe AstoNa, st PeJerstrasse 18<br />

Künstler-Konzerte, täglich S—6 und 8—11<br />

Orchester Cenzo Tusa mit seinen Künstlern.<br />

Administration. Druck und Clicherie; HALLWAG A.-G, HaJlersch« Buchdrucker«i und Wasaxerscho VerUssaostalC Bern,

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