E_1933_Zeitung_Nr.021
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12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 21<br />
Typen, Favorit 2-Liter und Standard 3-Liter,<br />
einer durchgreifenden technischen<br />
Neugestaltung unterzogen. So finden wir<br />
den neuartigen Tiefbettkastenrahmen mit<br />
Eohrtraversen, der praktisch vollkommene<br />
Verwindungsfreiheit verbürgt. Der Radstand<br />
wurde verlängert und die Räder<br />
sind achslos aufgehängt. Die Lenkung<br />
wirkt einzeln auf jedes Vorderrad und arbeitet<br />
dadurch, dass die Verlängerung des<br />
Spurzapfens durch den Radauflagepunkt<br />
geht, vollkommen stossfrei. Der Motor ist<br />
l'reischwingend eingebaut und leistet nun<br />
35 bzw. 50 PS. Serienmässig eingebaut<br />
werden ein Vierganggetriebe mit geräuschlosen<br />
Gängen und abstellbarem<br />
Freilauf.<br />
Alles in allem ist es nicht zu verwundern,<br />
wenn die Wagen, wie auch schon in.<br />
Berlin, am Genfer Salon grosse Beachtung<br />
finden.<br />
Dodge.<br />
Als letzte Erzeugnisse dieser altbekannten<br />
Marke bietet der Stand einen Sechszylinder-<br />
und einen Achtzylindertyp, die<br />
beide modernste Konstruktionsprinzipien<br />
mit alterprobten Bauarten vereinigen. Der<br />
Motor des Sechszylinderchassis entwickelt<br />
75 PS bei 3600 Touren und zeichnet sich<br />
dank des relativ hohen Kompressionsverhältnisses<br />
von 5,5 :1 durch grosse Sparsamkeit<br />
aus. Er ist ungewöhnlich tief gelagert<br />
und schwebend im Chassis eingebaut,<br />
so dass eine Uebertragung von Vibrationen<br />
auf den Chassisrahmen unterbleibt.<br />
Die Gemischbildung geschieht<br />
durch einen Fallstromvergaser. Bei dem<br />
zur Anwendung gelangenden neuen Anlassertyp<br />
wird der Strom erst geschlossen,<br />
nachdem das Ritzel in die Schwungradverzahnung<br />
eingegriffen hat.<br />
Eine weitere Neuerung besteht darin,<br />
dass alle Gänge des Getriebes, selbst der<br />
Rückwärtsgang, mit schrägverzahnten<br />
Rädern arbeiten und deshalb geräuschlos<br />
laufen. Ein müheloses Schalten ist ausserdem<br />
durch Anwendung eines Freilaufes<br />
hinter dem Getriebe, zusammen mit einer<br />
automatischen, durch einen Unterdruck-<br />
Servomotor betätigten Kupplung, ermöglicht.<br />
Sowohl der Freilauf wie der Servoapparat<br />
der 'Kupplung lassen sich durch<br />
einen Knopf auf dem Instrumentenbrett<br />
ausser Funktion setzen.<br />
Die Lenkung wurde speziell im Hinblick<br />
auf Ueberballonbereifung hin konstruiert.<br />
Die Reifendimension beträgt 6,00X16.<br />
Abgesehen von seinen grösseren Abmessungen<br />
zeigt der neue Achtzylinder Dodge<br />
denselben mechanischen Aufbau. Der Motor<br />
hat ein Kompressionsverhältnis von<br />
5,2 :1 und leistet 92 PS bei 3400 Touren.<br />
Besondere Beachtung verdient die Regelnng<br />
der Leerlaufeinstellung mittels eines<br />
Thermostaten. Sie verhindert, dass der<br />
kalte Motor unbeabsichtigt stehen bleibt,<br />
oder dass die Leerlauftourenzahl unerwünscht<br />
ansteigt, wenn sich der Motor<br />
einmal erwärmt hat. Daneben ist auch die<br />
Saugrohrvorwärmung automatisch geregelt.<br />
Der Chassisrahmen ist sehr robust<br />
gebaut und mit der Karosserie praktisch<br />
zu einer Einheit verbunden, woraus sich<br />
eine gute Strassenhaltung und dauernd<br />
geräuschloser Lauf des Wagens ergeben.<br />
Bianchi.<br />
Die Marke Bianchi gehört zu denjenigen<br />
Automobilmarken, die sich immer an der<br />
Spitze der automobiltechnischen Entwicklung<br />
halten, ohne dass sie zu grösseren<br />
Abweichungen von ihren jeweiligen Modellen<br />
gezwungen sind. Erstklassige Qualität<br />
hat den Bianchiwagen zudem seit<br />
jeher Weltruf verschafft. Die Firma hat<br />
deshalb allen Grund, an einer altbewährten<br />
Tradition festzuhalten. Die ausgestellten<br />
beiden Typen, der Achtzylinder S 8<br />
und der Vierzylinder S 5, stellen die Endprodukte<br />
einer jahrelangen Entwicklung<br />
dar. Beide Wagen sind in ihrer Art vollkommen<br />
und zeichnen sich durch überragende<br />
Dauerhaftigkeit, Leistungsfähigkeit<br />
und technische Schönheit aus. Nicht umsonst<br />
wurden sie von einem der bekanntesten<br />
Rennwagenkonstrukteure gebaut.<br />
Der Achtzylindermotor hat 68 mm Bohrung,<br />
100 mm Hub und 2900 ccm Zylinderinhalt,<br />
eine fünffach gelagerte Kurbelwelle<br />
mit Torsionsschwingungsdämpfer<br />
und eine Bremsleistung von rund 90 PS.<br />
Die Schmierung ist mit einem besonderen<br />
Oelkühler ausgerüstet, der selbst bei langandauernder<br />
Vollbelastung des Motors die<br />
günstigste Schmierfähigkeit des Oels sicherstellt.<br />
Der Chassisrahmen des Wagens ist ungewöhnlich<br />
robust durchgebildet, was sich<br />
deutlich in der Strassenhaltung des Fahrzeuges<br />
bemerkbar macht. Besondere Beachtung<br />
verdient der patentierte Anschluss<br />
der Federn an den Gehängen, eine<br />
Anordnung, die zugleich weiter zur Verbesserung<br />
der Strassenhaltung beiträgt<br />
und eine wertvolle Sicherung bedeutet.<br />
Das Getriebe hat, wie es bei einem Wagen<br />
dieser Klasse nicht anders zu erwarten<br />
ist, einen geräuschlosen dritten und vierten<br />
Gang. Die geringe Abstufung zwischen<br />
den einzelnen Uebersetzungen ermöglicht<br />
auch beim Fahren in den kleineren<br />
Gängen noch respektable Geschwindigkeiten.<br />
Das Vierzylinderchassis S 5 zeigt im<br />
allgemeinen einen ähnlichen Aufbau.<br />
Während der Achtzylinder aber in erster<br />
Linie als Luxus- und Sportwagen gedacht<br />
ist, haben wir hier ein Gebrauchsfahrzeug<br />
par excellence vor uns, das ein Maximum<br />
an Leistung mit einem Minimum von Betriebskosten<br />
vereint.<br />
Renault.<br />
In den grossen Richtlinien zeigen die<br />
diesjährigen Modelle keine wesentlichen<br />
Abweichungen von der bisherigen bewährten<br />
Konstruktion. Die Zahl der Modelle<br />
wurde beibehalten und umfasst die Vierzylinder<br />
Monaquatre, Primaquatre, Vivaquatre,<br />
die Sechszylinder Monastella, Primastella<br />
und Vivastella und die vier<br />
Achtzylinder Nervasport, Nervastella.<br />
Reinasport und Reinastella. Immerhin<br />
sind die meisten Modelle noch mit Einzelverbesserungen<br />
versehen worden. Die Motoren<br />
haben gesteigerte Leistung durch<br />
den Einbau neuer Vergaser und vervollkommnete<br />
Gasführung. Alle 6- und 8-Zylindermodelle,<br />
ausser dem Modell Monastella,<br />
haben Fallstromvergaser, zum Teil<br />
mit besonderer Startvorrichtung. Alle Motoren<br />
sind in Gummi gelagert. Bei den<br />
Typen Primaquatre und Vivaquatre wird<br />
dabei auf Wunsch auch der vollschwebende<br />
Motoreinbau angewandt. Eine weitere<br />
Neuerung stellt die durch den Unterdruck<br />
automatisch gesteuerte Kupplung<br />
bei allen grösseren Modellen dar. Die<br />
Kupplung ergibt dabei gleichzeitig Frei<br />
laufwirkung, lässt sich aber bei Bedarf<br />
blockieren. Die Getriebe der Stella wagen<br />
sowie der Modelle Primaquatre und Vivaquatre<br />
haben Zahnräder mit Schrägverzahnung,<br />
die einen geräuschlosen 2. und 3.<br />
Gang ergeben. Ausserdem sind diese<br />
Gänge mit einer Synchronisiervorrichtung<br />
ausgerüstet, die Fehlschaltungen ausschliesst.<br />
, Zur Vereinheitlichung und Vereinfachung<br />
der Fabrikation werden nach Mög<br />
jichkeit für mehrere verschiedene Modelle<br />
die gleichen Aggregate angewandt. Die<br />
insgesamt 11 Personenwagentypen habeii<br />
nur 7 verschiedene Motoren.<br />
Auch die Karosserien zeigen noch wesentliche<br />
Vervollkommnungen, so z. B.<br />
eine stark geneigte Windschutzscheibe,<br />
neuartige Kotflügel, neue Art der Vordersitzverstellung,<br />
untere Chassisverkleidung,<br />
breite einteilige Stossstangen und<br />
aus einem Stück gepresste Trittbretter.<br />
Willys.<br />
Das Hauptinteresse zieht der neue Typ<br />
77 auf sich, der infolge seiner ungewöhnlichen<br />
Form und sonstigen Eigenarten<br />
schon bei seinem Erscheinen in Amerika<br />
grosses Aufsehen erregte. Alle Karosseriemodelle<br />
zeigen eine dtirchaus neuartige<br />
Linienführung. Die Motorhaube wurde<br />
nicht höher gebaut, als es zur Verschalung<br />
des Motors erforderlich war. Sie liess<br />
sich deshalb nach vorn herunterziehen,<br />
woraus gleichzeitig die Vorteile resultieren,<br />
dass der Luftwiderstand vermindert<br />
und die Sichtverhältnisse des Fahrers verbessert<br />
werden. Im Interesse der Vermin-'<br />
derung des Luftwiderstandes erhielten<br />
auch die Vorderradkotflügel und die gesamte<br />
Karosserie eine ganz neuartige Gestalt.<br />
Die Vorderradkotflügel reichen vorn<br />
bis zur Nabenhöhe herunter und bilden<br />
gleichzeitig die Träger für Scheinwerfer.<br />
Beim Karosserie-Oberteil wurde ebenfalls<br />
speziell auf flüssige Linienführung geachtet<br />
und zur Verminderung der Wirbelbildung<br />
hinter dem Karosserie-Hinterteil ist<br />
dieser abgeschrägt. Selbst durch den versenkten<br />
Einbau des Reserverades wurde<br />
auf einen möglichst ungestörten Abfluss<br />
der Luft geachtet. Abgesehen von den<br />
aerodynamischen Vorteilen bietet aber die<br />
neue Karosserieform auch eine gute<br />
Raumausnützung. Tatsächlich ist der Wagen<br />
trotz seiner scheinbar kleinen äusseren<br />
Abmessungen ungewöhnlich<br />
mig.<br />
geräu-<br />
Wenn das ganze Aussehen des Wagens<br />
manchen Fahrer auf den ersten Blick auch<br />
etwas befremden mag, so muss doch jeder<br />
zugeben, dass gute Gründe die Abweichung<br />
von der traditionellen Bauart veranlasst<br />
haben.<br />
Auch in seinem mechanischen Teil ist<br />
der Wagen übrigens nicht weniger originell<br />
und fortschrittlich. Mit Rücksicht<br />
darauf, dass sich beim schwebenden Motoreinbau<br />
die Vibrationen praktisch voll-<br />
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