E_1933_Zeitung_Nr.047
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Nach einem Exkurs des ausländischen<br />
Strassenwesens erklärte Regierungsrat Lardelli,<br />
die Regierung sei dennoch bereit, die<br />
Bauzeit des zweiten Strassenbauprogrammes<br />
nach Möglichkeit zu kürzten, oA*ne sich aber<br />
zu verpflichten, das Programm bis Ende 1936<br />
fertig durchzuführen. Nachdem der regierungsrätliche<br />
Sprecher ferner versichert hatte,<br />
die Regierung wolle speziell den Strassenbau<br />
im laufenden Jahre und im Jahre 1934<br />
nach Kräften fördern und im Herbst über die<br />
Beschleunigung des zweiten Programmes<br />
Bericht und Antrag zu stellen, nahm der<br />
Grosse Rat die Motion einstimmig an. Ziehen<br />
wir in Erwägung, dass im November<br />
1932 im Grossen Rat bereits eine Motion<br />
Regi betreffend Beschleunigung des zweiten<br />
Bauprogrammes besprochen und erheblich<br />
erklärt wurde, so darf man sich vorläufig<br />
von den regierungsrätlichen Anträgen nicht<br />
allzuviel versprechen. Sobald aber im Grossen<br />
Rat die Mehrzahl der Ratsherren überzeugt<br />
ist, dass die Beschleunigung des Strassenbaues<br />
eine,glänzende Hilfsaktion für die<br />
Hotellerie darstellt, dann wird sich der Regierungsrat<br />
wohl oder übel fügen müssen, hl.<br />
Ein neues solothurnisches Strassengesetz.<br />
Mit 18,282 Ja gegen 8541 Nein nahm das Solothurner<br />
Volk am 28.' Mai eine Vorlage über<br />
die Teilrevision des Strassenbaugesetzes<br />
vom Jahre 1928 an. Die Revision bezweckte<br />
eine gerechtere Verteilung der Strassenlasten<br />
unter den Gemeinden. Das ursprüngliche Gesetz<br />
sieht eine Belastung der Unterhaltskosten<br />
für die Kantonsstrassen zu zwei Drittel<br />
an den Staat und zu einem Drittel an die<br />
Gemeinden, wobei die Gemeindebeiträge an<br />
die Unterhaltskosten nach der Länge der<br />
örtlichen Strassenstrecken bemessen werden.<br />
In Zukunft wird der Gesamtkostenanteil<br />
der Gemeinden unter sämtliche 132 Gemeinden<br />
verteilt. Die Zumessung der Gemeindeanteile<br />
erfolgt nach den örtlichen<br />
Strassenstrecken, der Einwohnerzahl, nach<br />
der Steuerkraft und der Steuerlast. Es wird<br />
möglich sein, mit diesen Verteilungsfaktoren<br />
finanziell schwachen Gemeinden entgegenzukommen.<br />
Mit der Teilrevision des Strassengesetzes<br />
sind auch neue Kostenverteilungsverfahren<br />
für den Ausbau bestehender Kantonsstrassen<br />
sowie für den Neubau von solchen festgelegt<br />
worden, ebenfalls mit dem Ziel, unter den<br />
Gemeinden die Kosten möglichst gerecht zu<br />
verteilen.<br />
In einem besondern Abschnitt dieses Gesetzes<br />
wird dann noch die vom Bunde vorgeschriebene<br />
Strassensignalisierung und ihre<br />
Durchführung für das Kantonsgebiet geregelt,<br />
lt.<br />
Das zugerische Gesetz über den Ausbau<br />
der Kantonsstrassen wurde kürzlich vom<br />
Kantqnsrat in erste Beratung genommen.<br />
Vorerst soll die Strasse Zug-St. Adrian Richtung<br />
Arth fertiggestellt werden. Dieses<br />
Strassenstück erffält zur Hauptsache einen<br />
Betonbelag und auf zwei Teilstücken Kleinsteinpflästerung.<br />
In der gleichen Ratssitzung<br />
kam eine Petition des Zuger Radfahrerbundes<br />
zur Sprache, es sei auf der Strasse<br />
Cham-Grenze Luzern ein Radfahrerstreifen<br />
zu erstellen. Die Petition wurde an die Kommission<br />
und an den Regierungsrat zur Behandlung<br />
überwiesen.<br />
lt.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> — N° 47<br />
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)<br />
Strassenbahnunfälle und die privilegierte Straflösigkeit<br />
der Tramwagenführer. Seit vielen Jahren<br />
hört man aus den weitesten Kreisen der Schweiz.<br />
Bevölkerung Urteile über die Rechtsprechung in bezug<br />
auf Verkehrsunfälle und insbesondere wohlerwogene<br />
Kritiken über die in solchen Fällen fast<br />
ausschliessliche Straflösigkeit der Strassenbahnen<br />
und deren Wagenführer.<br />
Man hat allgemein das Empfinden, dass diese<br />
sonderbare Rechtsprechung durch das Eisenbahngesetz<br />
verschuldet sei, unter welchem die Strassenbahnen<br />
unrichtigerweise stehen, und nur äusserst<br />
selten kann man feststellen, dass ein Richter sich<br />
zu einem freieren Urteile aufschwingen konnte.<br />
Die Strassenbahn - Wagenführer beherrschen<br />
heute in der Schweiz das städtische Strassenbild.<br />
Rücksichtslos dürfen sie losfahren, Menschen gefährden<br />
und Materialschäden verursachen, sie gehen<br />
ziemlich sicher straflos aus der Sache hervor,<br />
und der andere wird ,verknurrt wegen — Eisenbahngefährdung.<br />
Haben sie einen Handwagen angefahren<br />
oder ein Auto beschädigt, einen Kinderwagen<br />
überrannt oder so was, so steigen sie mit<br />
stoischer Ruhe von der Plattform herunter, und<br />
mit der Würde des Richters notieren sie alle Details,<br />
damit der andere, dem sie Unrecht zugefügt<br />
haben, noch obendrein c seine » Strafe zudiktiert<br />
bekommt.<br />
Im Volke geht das Sprichwort, dass in 99 Fällen<br />
von 100 der Strassenbahner das Recht zugesprochen<br />
bekommt — die Strassenbahn hat ja immer<br />
recht.<br />
Der Schutz, den die Tramwagenführer rar Zeit<br />
durch die Richterwelt geniessen, geht so weit, dass<br />
diese Leute keine Rücksichten auf andere Strassenbenützer<br />
zu tragen haben. Ein solcher Wagenführer<br />
darf wichtige Regeln der Verkehrsvernunft<br />
missachten, denn er steht ja unter dem mächtigen<br />
Schütze des Eisenbahngesetzes. Dass dieses Eisenbahngesetz<br />
ursprünglich nur für Vollbahnen gedacht<br />
war und erst nachträglich auf Trambahnen<br />
Anwendung fand, ist dabei ganz Nebensache.<br />
Unser Eisenbahngesetz ist ein altertümliches Gerät,<br />
dessen Anwendung auf Strassenbahnen im Innern<br />
einer stark belebten Großstadt nur .grösstes<br />
Unheil anstiften kann.<br />
Es sollte durch unsere Richter ein viel schärferer<br />
Strich gezogen werden zwischen Vollbahn und<br />
Strassenbahnen.<br />
Während jene auf ihrem eigenen Geleise dahinfährt,<br />
benützt die städtische Strassenbahn den für<br />
allgemeine Zwecke vorhandenen Boden der Strasse,<br />
sie ist also nur Mitbenützerin der Stadtstrassen,<br />
auf welchen jeder Mensch und jedes Fahrzeug das<br />
Recht des Gehens und Fahrens haben. Solange<br />
also die Strassenbahn nur ein Teilrecht auf die<br />
Strassenbenutzung hat, so lange kann sie auch<br />
keine Sonderrechte in Anspruch nehmen; vielmehr<br />
ist ihr Fahrpersonal verpflichtet, die im modernen<br />
Strassenverkehr notwendige grosse Vorsicht walten<br />
zu lassen. Oft hört man am Richtertische die Bemerkung:<br />
die Strassenbahn ist an ihr Geleise gebunden<br />
und kann somit nicht ausweichen — und<br />
dann kommt in der Regel die Folgerung, dass somit<br />
der « andere » den Unfall herbeigeführt habe.<br />
Diese Schlussfolgerung ist aber nur in der Hälfte<br />
der Fälle richtig angewendet, denn das Gebundensein<br />
an das Geleise ist ja gerade der schwache<br />
Punkt der Trambahnen; sie ist zu wenig beweglich<br />
und zu steif für den modernen Strassenverkehr,<br />
und darum sollten den Wagenführern nicht erhöhte<br />
Rechte für ihre Fahrzeuge zuerteilt werden, sondern<br />
erhöhte Pflichten für sorgfältiges Fahren.<br />
Zugegeben, ein Teil unserer Tramführer ist modern<br />
eingestellt und sucht von sich aus, dem lebhaften<br />
Verkehr unserer Tage gerecht zu werden;<br />
aber ein anderer Teil missachtet diese Forderung<br />
der Zeit und stürmt rücksichtslos durch die engsten<br />
Stadtstrassen. Dieser zweite Teil gehört vor<br />
den Strafrichter — trotz Eisenbahngesetz.<br />
Rücksichtslose Tramwagenfiihrer sind im heutigen<br />
Strassenbetriebe gemeingefährlich, sie sollen<br />
bestraft werden und aus dem Betriebspersonal ausscheiden.<br />
Nicht unerwähnt soll bei dieser Gelegenheit die<br />
Bestimmung des neuen Automobil- und Strassengesetzes<br />
bleiben, wonach alle Bestrafungen aus Automobilunfällen<br />
(nur die Autofahrer sind damit gemeint)<br />
in einem Zentralregister in Bern aufgeführt<br />
werden sollen. Die Trambahnführer dagegen sind<br />
dayon ausgenommen; ein solcher Mann kann Dutzende<br />
von c Fällen > aufweisen, sein Name wird<br />
nicht in diesem Register zu finden sein, er geniesst<br />
eben das Privilegium der Straflösigkeit. Diesen Zustand<br />
wollen wir Automobilisten geändert wissen.<br />
Wir verlangen die sofortige Inangriffnahme eines<br />
eidgenössischen Trambahngesetzes, welches,<br />
vollkommen abgetrennt vom Geist und Wortlaut des<br />
bisherigen Eisenbahngesetzes, neue Normen schafft.<br />
Ein neues eidgenössisches Trambahngesetz soll<br />
mit den Vorrechten der Trambahner aufräumen<br />
und moderne, neuzeitliche Rechte und Rücksichten<br />
schaffen auch für die übrigen Strassenbenützer.<br />
Wir Schweizer wollen modern sein in der Legislative<br />
und nicht unter altem Gesetzeskram verkümmern.<br />
Nicht verstaubtes Paragraphenrecht soll<br />
unseren Richtern als Grundlage dienen, sondern<br />
lebendiges, vernünftiges Recht.<br />
Diese Zeilen sollen den Anstoss geben zu orientierenden<br />
Besprechungen in Automobilistenkreisen.<br />
Wo der Staat versagt, ist Initiative und Selbstschutz<br />
der Bürgerschaft dringendes Erfordernis.<br />
R. S. in B.<br />
Instruktionskurs« tun not! Seit wenigen Jahren<br />
bin ich Selbstfahrer, doch muss ich gestehen,<br />
dass mir heute noch vieles am Wagen unklar ißt,<br />
d. h. bei der kleinsten Störung bin ich immer darauf<br />
angewiesen, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen.<br />
Man hat eben erst im Verlaufe einer langem<br />
Praxis Gelegenheit, die Sache kennen zu lernen oder<br />
dann, wenn man bereits festsitzt! Nun wäre es gewiss<br />
gut und für jeden Fahrer vorteilhaft, wenn Kurse<br />
abgehalten würden, wobei die verschiedenen Störungen<br />
praktisch vorgezeigt und 'die verschiedenen<br />
Apparate demontiert würden. Ich stelle mir die<br />
Sache so vor, dass z. B. die Inhaber einer bestimmten<br />
Marke zusammengenommen würden und durch<br />
einen tüchtigen Fachmann die nötige Anweisung<br />
erhalten könnten. Vielleicht ein Dutzend Automobilisten,<br />
und wenn jeder Fr. 10.— für 1 Tag bezahlen<br />
würde, wäre dies für den Einzelnen sehr wenig.<br />
Und doch würde sich die Ausgabe in kurzer<br />
Zeit bezahlt machen. Anderseits dürfte der « Instruktor»<br />
auch auf seine Rechnung kommen. Ich<br />
möchte den Verbänden dringend empfehlen, die<br />
Sache zu prüfen. H. in E.<br />
Nachsatz der Red.- Diese Idee ist durch<br />
einzelne kantonale Sektionen von Verkehrsverbänden<br />
bereits seit einigen Jahren und mit gutem Erfolg<br />
in die Praxis umgesetzt worden. Es werden verschiedenenorts<br />
im Winter solche technische Kurse<br />
durchgeführt, in welchen die Automobilisten mit<br />
den üblichsten Störungsmöglichkeiten und deren<br />
Behebung bekannt gemacht werden. Der Einsender<br />
möge deshalb den Vorschlag der kantonalen<br />
Sektion eines Clubs unterbreiten, in deTen Einzugsgebiet<br />
er wohnt. Sicher geben die Vereine,<br />
welche ähnliche Kurse schon organisiert haben,<br />
über Programm und Durchführung Auskunft,<br />
Adressen vermitteln wir gerne.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Aargau<br />
UNTERSEKTION WIGGERTAL. Wer wagt, gewinnt,<br />
so dachte auch der Vorstand unserer Untersektion,<br />
als er trotz nicht allzu einladender Wetterprognose<br />
die Parole zur Ausfahrt am verflossenen<br />
Sonntag, den 28. dies ausgab. Die Optimisten<br />
bekamen rechf, das Wetter besserte nachmittags, in<br />
Zug war schönster Sonnenschein und freudig fuhren<br />
wir empor auf die Höhen des Zugerberges. Die<br />
Aussicht war gut und nach kurzer Rast gings weiter<br />
nach Zug und Mettmenstetten, wo im Rössll<br />
ein flottes Zobig auf uns wartete. Die Stimmung<br />
war derart gut, dass man beschloss, in Villmergen<br />
noch einen weitern Halt einzuschieben. Dort kam<br />
auch die tanzlustige junge Welt auf ihre Rechnung.<br />
Nach einem Schlusswort des' Präsidenten wurde<br />
aufgebrochen. Jeder Teilnphmer war vom Verlauf<br />
dieser Ausfahrt sichtlich befriedigt. Wir zweifeia<br />
nicht daran, dass bei einem spätem Anlass di«<br />
Zahl der Teilnehmer sich wesentlich vermehren<br />
wird. Das unbestimmte Wetter am Sonntagvormittag<br />
hielt leider viele Kollegen von der Teilnahme<br />
ab. Immerhin waren es gleichwohl 10 Clnbkam»-<br />
raden mit ihren Familien, welche diese erste Ausfahrt<br />
mitmachten und das sicher nicht bereuen.<br />
Es darf bei dieser Gelegenheit noch nachgehoTt<br />
werden, dass am 10. Mai von einigen Clubfrounden<br />
eine Ausfahrt mit einer grossen Zahl von körperlich<br />
gebrechlichen Kindern unternommen wurde.<br />
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