E_1933_Zeitung_Nr.054
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AKTUELLES<br />
< Ein verheissungsvoller Saison-Anfang.»<br />
Die «Bündner Post» schreibt in einem Bericht<br />
über den Pfingstverkehr, dass der Automobilbesuch<br />
Dimensionen annahm, wie<br />
man sie dort noch nie erlebt habe. Auffallend<br />
rege sei der Verkehr nach dem Tessin, via<br />
Bernhardin, und umgekehrt vom Tessin<br />
ins Bündnerland, gewesen. Zeitweise sei ein<br />
Auto dem andern in der bekannten Viamala-<br />
Schlucht gefolgt. Auch der Verkehr der Gesellschaftswagen<br />
habe eingesetzt, und In den<br />
Gaststätten sei über die beiden Festtage<br />
Hochbetrieb gewesen. Die Sommersaison<br />
habe, so schiiesst der Bericht, einen verheissuragsvollen<br />
Anfang genommen.<br />
Man'IM" also in Graubünden, unmittelbar<br />
nach Inkrafttreten der neuen Verkehrsverordnung,<br />
die verkehrsfördernden (Folgen einer<br />
etwas freizügigeren Verkehrspolitik verspürt<br />
und scheint darob Techt zufrieden zu<br />
sein. Es wäre interessant gewesen zu erfahren,<br />
woher alle die Fahrzeuge stammten,<br />
welche ^über die Pfingsttage dem Kanton<br />
Graubünden einen Besuch abstatteten. Aller<br />
Voraussicht nach handelt es sich um inländische<br />
Automobilisten und -Reisegesellschaften.<br />
So erfreulich es ist, wenn schweizerische<br />
Reiselustige zuerst das Inland gründlich<br />
kennenlernen wollen, bevor sie sich weitere<br />
Reiseziele stecken und sich daraus ein recht<br />
ansehnlicher Verkehr ergibt, so darf doch<br />
nicht ^ßejsehen werden, dass die Einheimischeti^lJ'ein<br />
nie genügen können, um den mit<br />
dem" ,^emdenverkehr zusammenhängenden<br />
GeTverJpen auch nur den notwendigsten Mindesfumsatz<br />
zu ermöglichen. Wir sind in<br />
grqssetn^Masse auf den Besuch aus dem<br />
Auslajjd »"angewiesen, und diese Erkenntnis<br />
sollte doch dazu führen, dass alles unternommen<br />
wird, die ausländischen Gäste nicht<br />
nur pä^- der Schweiz zu bringen, sondern<br />
ihnen 4H^n den Aufenthalt in unserem Land<br />
so. angenehm wie möglich zu gestalten. Ob<br />
dies angesichts der heute in einzelnen Kantonen<br />
immer noch bestehenden Verkehrsbeschränkungen<br />
der Fall ist, darf füglich bezweifelt<br />
werden, und wie wenig Lob wir mit<br />
diesen Vorschriften ernten, geht mit aller<br />
Deutlichkeit aus einer Zuschrift eines<br />
deutschbphmischen Automobil-Clubs an die<br />
Schweiz. Verkehrszentrale hervor. Der<br />
Kräftfahrer-Club von Reichetiberg, welcher<br />
in einer Irfteressenigerheinschaft mit zahlreitheri<br />
" arideren angesehenen tschechischen<br />
Clubs .steht, veranstaltete mit etwa 45 Teilnehmern<br />
eine Rivierafahrt. Im Interesse einer<br />
programmässigen Abwicklung der Reise<br />
hatte sich die Schweiz. Verkehrszentrale bei<br />
den zuständigen bündnerischen Behörden<br />
eingesetzt, um für diese Gesellschaft die Erlaubnis<br />
für die Durchfahrt von St. Moritz<br />
nach Martinsbruck zu erlangen, welche die<br />
Voraussetzung für die Führung der Reise<br />
durch die Schweiz war. Diese Bewilligung<br />
wurde nicht erteilt und so wählte die Gesellschäffc-kurzerhahd<br />
den zwar etwas weiteren<br />
Weg dufcli Italien. In einer Zuschrift an die<br />
Verkehrszentrale nach beendigter Fahrt<br />
schreibt der Club folgendes:<br />
«•Wrijr Ranken vielmals für Ihre Zuschrift und<br />
teilen wir Ihnen mit, dass wir unsere Reise gut<br />
beendet haben. Wir hatten 45 Teilnehmer, und<br />
eifld ganz iprogrammässig gefahren.<br />
Nur von St. Moritz an mussten wir eine aniäere<br />
Stt&ke wählen, um den mittelalterlichen Voreehriften<br />
des Kantons Graubünden zu genügen.<br />
«Ein paar Tage nur. Heutzutage sind die<br />
Aerzte ja so geschickt — du weisst ja, wie<br />
schnell es bei deiner Augenoperation ging.<br />
Und ein Auge-ist doch noch viel empfindlicher<br />
als meine Haxen.»<br />
In diesem Augenblick meldete der Diener<br />
HerniPlath.<br />
«Ich lasse den Herrn in mein Zimmer bitten.»<br />
«Ich erwarte heute einen Anruf aus Berlin,»<br />
sagte er zu der Sekretärin durch die Türspalte<br />
ihres Büros, «stellen Sie bitte nicht um,<br />
sondern lasseh Sie mich rufen!»<br />
Herr Plath war ein staatlicher Vierziger.<br />
Georg erkannte ihn sogleich wieder, obwohl<br />
er sich ein wenig verändert hatte. Einem<br />
leichten Schlackern seiner im übrigen anständigen<br />
Kleidung nach, musste er in letzter<br />
Zeit etwas magerer geworden sein. Aber unverändert<br />
waren der wiegende Gang, die<br />
herabhängenden Schultern, das ölige Gesicht,<br />
die stete Unruhe und eine Menge überflüssiger<br />
Bewegungen. Seine hellgrauen, .beweglichen<br />
Augen hatten etwas Abschätzendes,<br />
als taxierten sie alles auf seinen Wert. Dann<br />
wieder flackerte es darin schwärmerisch auf,<br />
und er machte den Eindruck eines geschäftlichen<br />
Phantasten. Kaugummi hielt seine Gesichtsmuskeln<br />
in steter Bewegung.<br />
«Guten Tag, Richard,» sagte er hereintretend<br />
und streckte ihm von weitem schon<br />
seine Rechte entgegen, von der er vorher<br />
den Handschuh gestreift hatte. «Wie geht<br />
es dir — oder muss ich Ihnen sagen? Wir<br />
sind ja. alte Schulkameraden!»<br />
«Gewiss, wie geht es. dir?»<br />
*Na, so lila,» erwiderte Plath und rückte<br />
Wir veranstalten jedes Jahr einige Reisen und<br />
haben seitens unserer Mitglieder auch, immer Zuspruch.<br />
Ob wir aber noch einmal den Weg durch<br />
die Schweiz wählen werden, müssen wir uns gut<br />
überlegen. Denn man kann sich ja der schweren<br />
Gefahr aussetzen, hohe Strafen bezahlen su.<br />
müsen.<br />
Schade, dass gerade die Schweiz, die doch<br />
eigentlich ein ausgesprochenes Land für Fremdenindustrie<br />
ist, derartige Miassnahmen trifft, welche<br />
den Reiseverkehr .so erschweren.<br />
Wir danken nochmals für Ihre Intervention<br />
und sind überzeugt, dass -gerade Sie unsere Auf*<br />
fassung teilen, dass derartige Vorschriften' den<br />
Fremdenverkehr nicht fördern können. »<br />
Angesichts der wirtschaftlichen und 'politischen<br />
Spannungen, welche um unser Land<br />
herrschen und zum Teil die Schweiz in Mitleidenschaft<br />
ziehen, ist der Fremdenverkehr<br />
äusserst empfindlich und die Reisenden in<br />
der Wahl ihrer Routen sehr zurückhaltend<br />
und vorsichtig. Wir können es uns daher weniger<br />
denn je leisten, ausländisch© Clubs,<br />
welche uns besuchen wollen, vor den Kopf<br />
zu stossen oder ihnen Veranlassung zu geben,<br />
gegen die Schweiz als Reiseland zu agitieren.<br />
Wenn schon der Bund, trotz seiner<br />
kritischen Finanzlage, bereit ist, für den<br />
Fremdenverkehr aussergewöhnliche Opfer<br />
zu bringen, indem er den Bahnen während<br />
der Sommersaison eine Ermässigung der<br />
Fahrpreise um 30% ermöglicht, dann scheint<br />
es um so weniger angebracht, den fremden<br />
Automobilisten zu brüskieren, dessen Besuch<br />
uns schliesslich keine direkten Ausgaben<br />
verursacht, sondern nur zur Hebung der<br />
Wirtschaft beitragen kann. Uns deucht, dass<br />
unter solchen Umständen, der Saisonanfang<br />
leider nicht halb so verheissungsvoll ist, wie<br />
er tatsächlich sein könnte.<br />
ß<br />
Aus d«~n B<br />
'd«><br />
Wagenverkehr<br />
auf Bergpoststrassen.<br />
Der zum Teil ungenügende Ausbau unserer<br />
Bergstrassen zwingt immer noch dazu,<br />
gewisse Ausnahme-Bestimmungen für das<br />
Befahren derselben aufzustellen. So sehr solche<br />
Ausnahmebestimmungen auch immer unierwünscht<br />
sind, lassen sie sich auf unsern<br />
Bergstrassen doch nicht umgehen. Besonders<br />
jetzt, da in den Sommermonaten ein<br />
ausserordentlich dichter Automobilverkehr<br />
über unsere sämtlichen Bergstrassen geht»<br />
sind einige einschränkende Bestimmungen<br />
so lange am Platze, bis einmal auch unseye<br />
Alpenstrassen samt und sonders erstklassig<br />
ausgebaut sind. Vor allem der Postautomobilverkehr<br />
mit den grossen Car Alpins deV<br />
eidg. Postverwaltung verlangt einige einschränkende<br />
Bestimmungen. Bedeutende<br />
Aenderungen gegenüber früher sind nicht<br />
eingetreten und es. weichen wie bisher auf<br />
den bedeutenderen Passstrassen nur noch<br />
auf der Grimsel-Südseite. dann der Furkastrasse<br />
zwischen Gletsch und Reälp und der<br />
Lukmanierstrasse zwischen Disentis und Ölivone,<br />
die Postautomobile bergwärts aus. Dazu<br />
kommen noch einige kleinere Bergstrassen<br />
in den Kantonen Wallis, Bern, Tessin<br />
und Graubünden.<br />
Der Bundesratsbeschluss über den Wagenverkehr<br />
auf Bergpoststrassen vom 9. Juni<br />
<strong>1933</strong> hat folgenden Wortlaut;<br />
Der schweizerische Bundesrat, gestützt auf Art.<br />
36 der Bundesverfassung,<br />
in Anwendung von Art. 3, Abs. 3, und Art. 61,<br />
Abs. 2, des Bundesgesetzes vom 2. Oktober 1924<br />
betreffend den Postverkehr, und in Ergänzung des<br />
Art. 62 der Vollziehungsverordnung vom 25. Novem-<br />
ÄUTOMöBIL-REVUE <strong>1933</strong> -N« 54<br />
ber 1932 zum Bundesgesetz vom 15. März 1932 über<br />
den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr, beschliesst:<br />
I. Fahrvorschriften für alle Bergpoststrassen.<br />
Art. 1.<br />
1<br />
Einem vorfahrenden Motorfahrzeug sowie einem<br />
schweren Fuhrwerk weicht der Postwagen<br />
immer bergseits aus.<br />
Bei Begegnungen an gefährlichen- Stellen hat<br />
das andere Fahrzeug auf Verlangen des Postführers<br />
bis zu einer für die Kreuzung geeigneten Stelle<br />
• 3<br />
rückwärts zu fahren.<br />
1<br />
Auf Bergpoststrecken, die von regelmässigen<br />
Posfkursen befahren werden, dürfen die Postwagen<br />
'Anhänger zur Beförderung von Postsachen usw.<br />
mitführen.<br />
II. Fahrvorschriften für besonders schwierige Bergpoststrassen.<br />
Art. 2.<br />
1<br />
Das Post- und Eisenbahndepartement ist ermächtigt,<br />
für schwierige Strassenverhältnisse vorzuschreiben:<br />
;. a) dass die Postwagen auch bei Kreuzungen<br />
nach der Bergseite ausweichen;<br />
• b) dass während der Postverkehrszeiten nur in<br />
einer Richtung gefahren werden darf.<br />
8 Fahrzeuge, die auf einer Einbahnstrasse in<br />
verbotener Richtung fahren, haben den Postwagen<br />
bei Kreuzungen die Bergseite einzuräumen.<br />
3 Auf Strecken, wo das Bergseitsausweichen der<br />
Postwagen auch für Kreuzungen vorgeschrieben ist,<br />
dürfen Gesellschaftswagen und Lastwagen sowie<br />
schwere Fuhrwerke mit den Personenfahrten der<br />
Post nur auf den besondern Ausweichstellen und<br />
^strecken kreuzen.<br />
* In allen Fällen, wo für, die Kreuzung das<br />
Bergseitsausweichen der Postwagen vorgeschrieben<br />
ist, darf der Postführer auf der äussßrn Seite vorbeifahren,<br />
wenn sich das andere Fahrzeug bergseits<br />
so aufgestellt hat, dass die Fahrbahn der Strasse<br />
für sicheres Befahren mit dem Postwagen genügend<br />
frei bleibt.<br />
III. Erkennungsmerkmal der Postwagen.<br />
Art 3.<br />
1 Die Postautomobile zeigen vorn ein gelbes<br />
Nummernschild und eine Scheibe mit gelbem Posthorn<br />
auf schwarzem Grund; hinten ein Kontrollschild<br />
mit dem eidgenössischen Wappen sowie dem<br />
Buchstaben P und der Wagennummer schwarz auf<br />
gelbem Grund.<br />
s<br />
Folgen dem ersten Automobil eines Pdstkurses<br />
noch Beiwagen, so zeigt jedes Postauto, dem ein<br />
weiteres folgt, vorn neben dem Motor eine rote<br />
Scheibe mit weissem Diagonalstrich.<br />
3 Die Postautomobile verwenden ein Dreiklanghorn.<br />
Mehrklanghörner dürfen auf Bergpoststrassen<br />
nur von Postautomobilen verwendet werden.<br />
IV. Kennzeichnung der Bergpoststrassen.<br />
Art. 4.<br />
, : * Das Post- und Eisenbahndepartement bezeichnet<br />
die Bergpoststrassen im allgemeinen gemäss<br />
Art. 1 und im besondern gemäss Art. 2.<br />
1<br />
Die gewöhnlichen Bergstrassen (Art. 1) sind<br />
aß beiden Enden durch eine schwarze Scheibe<br />
mit gelbem Rand und gelbem Posthorn auf der<br />
Vorderseite, mit gelbem Rand, gelbem Posthorn und<br />
gelbem Querbalken auf der Rückseite kenntlich gemacht.<br />
!.' Auf der Vorderseite<br />
unnötigerweise an dem ihm angebotenen<br />
Sessel, bevor er sich setzte. Dabei musterte<br />
er erstaunt Gesicht und Gestalt Georgs.» Du<br />
siehst ja brillant aus. Es ist jetzt wohl bald<br />
ein Viertelsäkulum her, dass wir uns nicht<br />
gesehen haben. Uebrigens siehst du deinem<br />
Bruder Georg fabelhaft ähnlich. Noch mehr<br />
als früher. Nur bist du ein ganz Teil dicker<br />
als er.» -•-_ • ;-<br />
«Du hast Georg drüben gesehen?»<br />
«Gesehen? Wir haben monatelang hinter<br />
einem Zaun gelebt. Ich meine Drahtzaün,»<br />
lachte er. «Interniert! Sage mal: Ist Georg<br />
denn noch nicht hier gewesen?»<br />
«Nein! Georg hier? Unmöglich. Ich wenigstens<br />
weiss von ihm nichts!»<br />
«Sonderbar! Hm, das ist wirklich merkwürdig.<br />
Sage mal, Richard,» er blickte ihn<br />
treuherzig zwinkernd an und dämpfte seine<br />
Stimme zu vertraulichem Ton, «wie steht<br />
ihr euch denn eigentlich?»<br />
«Gott, wie sollen wir uns stehen? Wir sehen<br />
uns ja gar nicht. Seit einem Viertelsäkulum,<br />
wie du sagst —»<br />
«Habt ihr euch denn gar nicht geschrieben?»<br />
«Wenig. Da kam dann der Krieg, na, da<br />
hörte die Korrespondenz auf.»<br />
«Und seitdem hast du gar nichts mehr von<br />
ihm gehört?»<br />
«Wenig.»<br />
«Er wird doch deine Adresse wissen?»<br />
«Sicher. ><br />
«Die hat sich ja freilich verändert. Ich war<br />
zuerst auch auf Schloss Priebenow. Man<br />
sagte mir, du hättest ganz plötzlich verkauft<br />
und wärst auf Reisen. Aber durch Zufall erfuhr<br />
ich dann deine hiesige Wohnung. Uebrigens-<br />
war das ganz ulkig, dieser Zufall, davon<br />
muss ich dir später mal erzählen. Es betrifft<br />
eine Dame. Ja, aber um auf Georg zu<br />
kommen, so muss er meiner Meinung nach<br />
jetzt in Deutschland sein.»<br />
«Nicht möglich!»<br />
«Ich sage dir, er" muss hier sein! Das<br />
ist mir ganz schleierhaft!» Er dachte" einen<br />
Augenblick nach und neigte sich dann zu<br />
Georg vor: «Sag mal, Richard, ihr wart ja<br />
doch immer ein bisschen sozusagen feindliche<br />
Brüder?»<br />
«Aber durchaus nicht!»<br />
«So hast du nichts gegen Georg?»<br />
«Im Gegenteil, ich darf wohl sagen, ich<br />
liebe ihn wie mich selber!»<br />
«Donnerwetter, das ist viel! Hm!» Er<br />
drehte nachdenklich einen Ring mit einem<br />
winzigen Brillanten am kleinen Finger.<br />
«Weisst du — ich glaube aber — ich muss<br />
es,dir frei heraus sagen — ich glaube Georg<br />
hat was gegen dich !•»<br />
«Das kann ich mir gar nicht vorstellen!»<br />
sagte Georg mit einem Ausdruck der Verwunderung,<br />
während er bei sich dachte :<br />
«Du scheinst ja ein netter Halunke zu sein,<br />
alter Schulkamerad!»<br />
«Oh, du ahnungsloser Engel,» lachte Plath,<br />
«da könnte ich dir manches erzählen. Georg<br />
und ich haben ja oft über dich gesprochen!»<br />
:<br />
«Allem Anschein nach nicht sehr Günstiges?»<br />
«Was. mich betrifft, doch! Du und ich, wir<br />
waren ja.immer gut Freund—»<br />
«Waren wir das? Wir haben eigentlich,<br />
soviel ich mich erinnere, wenig miteinander<br />
• Di« schwierigen Strecken dieser Strassen.<br />
(Art. 2), wo die Postwagen auch bei Kreuzungen<br />
bergseits auszuweichen haben, sind an beiden. Enden<br />
durch eine schwarze Scheibe mit gelbem Rand<br />
und gelbem Posthorn auf der Vorderseite, und.<br />
durch eine schwarze Scheibe mit gelbem Rand auf<br />
der Rückseite, kenntlich gemacht. Unter der<br />
Scheibe ist eine rechteckige weisse Aufklärungstafel<br />
mit schwarzer Aufschrift angebracht.<br />
Auf der Vorderseite<br />
Postautomobile kreuzen bercMK*<br />
Auf der Rückseite<br />
Ende des Bergseits-Kreuzen«<br />
Wo das Ende des Bergseitskreuzens mit den<br />
Ende der Bergpoststrasse zusammenfällt, ist du<br />
schwarze Scheibe mit gelbem Rand, gelbem Posthorn<br />
und gelbem Querbalken sowie die rechteckige<br />
weisse Aufklärungstafel «Ende des Bergs'eits-Kreuzens»<br />
aufgemacht.<br />
4 Die Strecken, wo während der Postverkehrszeiten<br />
nur in einer Richtung gefahren werden darf,<br />
sind an beiden Enden durch die in Absatz 3 hiervor<br />
bezeichneten Signalscheiben gekennzeichnet, unter<br />
denen Tafeln mit Angabe der Verkehrszeiten angebracht<br />
sind.<br />
Au s f ü h r ungsbes t immun g en des<br />
Post- und Eisenba hndepaxtemente<br />
zu Art. 4, Abs. 2.<br />
Als Bergpoststrassen werden folgende Strassenzüge<br />
bezeichnet:<br />
Wallis: Champex - Les Valettes, Som-la-Proz -<br />
Champex, Lourtier - Fionnav, Orsieres - Grand St-<br />
Bernard, Sion - Les Agettes - Les Mayens de Sion,<br />
Sion - Les Hauderes, Sierre - Ayer, Vissoie - St-<br />
Luc, Vissoie - Grimentz, Brig Gondo - Landesgrenze<br />
(Simplon);<br />
, Wallis und Bern: Gletsch - Meiringen (Grimsel);<br />
Bern: Reichenbach - Kiental, Brünig - Reuti,'<br />
Innertkirchen - Gadmen;<br />
Wallis und Uri: Gletsch - Andermatt (Furka);<br />
Unterwaiden: Kerns - Melchthal;<br />
Uri und Glarus: Altdorf - Linthal (Klausen);<br />
Uri und Tessin: Hospenthal - Airolo (St. Gatthard);<br />
Tessin: Morbio Siiporiore - Muggio. Castel S.<br />
Pietro - Gasima, Meride - Serpiano, Maroggia -<br />
Arogno, Paradiso - GarOna, Paradiso - Agra, Lugano<br />
- Breganzona - Muzzano, Crocifisso - Comano,<br />
Magliaso - Astano, Vezia - Tesserete - Bidogno,<br />
Tesserete - Maglio - Bog.no, Magadino - Indemini,<br />
Contra - Mergoscia, Gavigliano - Spruga, Russo -<br />
Gressö, Cevio - Bosco, Peccia - Fusio, Gordola -<br />
Sonogno, Locarno - S. Bernardo, Bironico - Isone,<br />
Guibiasco - Carena, Lavorgo - Sobrio; Faido -<br />
Osco;<br />
Tessin und Graubünden: Acquarossa - Disentis<br />
(Lukmanier);<br />
Graubünden: Reichenau - Flims - Ilane-Vale, Ilanz-<br />
Vrin, Ilanz - Obersaxen, Tavanasa - Brigels, Waltensburg<br />
- Andest, Versam - Safien Platz - Thalkirch,<br />
Ada - Tenna. Chur - Tiefencastel (Lenzerheide),<br />
Araschger Rank - Tschiertschen, Seewis -<br />
Valzeina, Küblis - St. Antönien, Rothenbrunnen -<br />
(Schluss Seite 11.)<br />
verkehrt. Aber immerhin, wir sind ja Schulkameraden.<br />
Jedenfalls danke ich dir, dass<br />
du, wie ich nach deinen Worten wohl annehmen<br />
darf, für mich eingetreten bist!» ,.<br />
«Aber das ist ja doch selbstverständlich,<br />
Richard, Ehrensache!»<br />
«Was hatte denn Georg gegen mich?»<br />
Herr Plath streckte den Kopf vor, zum<br />
Zeichen der Wichtigkeit seiner Mitteilung,<br />
und sagte in halbem Flüsterton mit bedeutsamer<br />
Miene: «Er gibt dir doch die ganze<br />
Schuld, dass er hat nach drüben müssen und<br />
das es ihm zwanzig Jahre dreckig gegangen<br />
ist und so —»<br />
Georg zog unwillkürlich die Nägel in die<br />
Handballen. Aber mit ruhiger Stimme fragte<br />
er: «Hat er das zu dir gesagt?»<br />
«Freilich! Ich tat ja mein'Möglichstes,ihm<br />
das auszureden. Aber er blieb dabei!»<br />
Georg fühlte jezt, wie ihm das Blut in die<br />
Stirn stieg. Er befürchtete einen Ausbruch<br />
seines Jähzornes und stand plötzlich mit einem<br />
Ruck auf.<br />
Verwundert, beinahe erschrocken, blickte<br />
Plath ihn an.<br />
«Entschuldige,» das Wort kam etwas rauh<br />
heraus, aber sogleich hatte er seine Stimme<br />
wieder in der Gewalt, «mir fiel eben ein: da<br />
sitzen wir beide — zwei alte Schulkämeraden<br />
bei solchem Wiedersehen trocken! Das<br />
ist ja unerhört!» Er ging zur Klingel und<br />
drückte auf den" Knopf. «Trinkst du lieber<br />
weiss oder rot?<br />
Nachdem er dem eintretenden Diener die<br />
entsprechende Bestellung gemacht, nahm er<br />
seinen Platz wieder ein.