28.02.2018 Aufrufe

E_1933_Zeitung_Nr.054

E_1933_Zeitung_Nr.054

E_1933_Zeitung_Nr.054

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AKTUELLES<br />

< Ein verheissungsvoller Saison-Anfang.»<br />

Die «Bündner Post» schreibt in einem Bericht<br />

über den Pfingstverkehr, dass der Automobilbesuch<br />

Dimensionen annahm, wie<br />

man sie dort noch nie erlebt habe. Auffallend<br />

rege sei der Verkehr nach dem Tessin, via<br />

Bernhardin, und umgekehrt vom Tessin<br />

ins Bündnerland, gewesen. Zeitweise sei ein<br />

Auto dem andern in der bekannten Viamala-<br />

Schlucht gefolgt. Auch der Verkehr der Gesellschaftswagen<br />

habe eingesetzt, und In den<br />

Gaststätten sei über die beiden Festtage<br />

Hochbetrieb gewesen. Die Sommersaison<br />

habe, so schiiesst der Bericht, einen verheissuragsvollen<br />

Anfang genommen.<br />

Man'IM" also in Graubünden, unmittelbar<br />

nach Inkrafttreten der neuen Verkehrsverordnung,<br />

die verkehrsfördernden (Folgen einer<br />

etwas freizügigeren Verkehrspolitik verspürt<br />

und scheint darob Techt zufrieden zu<br />

sein. Es wäre interessant gewesen zu erfahren,<br />

woher alle die Fahrzeuge stammten,<br />

welche ^über die Pfingsttage dem Kanton<br />

Graubünden einen Besuch abstatteten. Aller<br />

Voraussicht nach handelt es sich um inländische<br />

Automobilisten und -Reisegesellschaften.<br />

So erfreulich es ist, wenn schweizerische<br />

Reiselustige zuerst das Inland gründlich<br />

kennenlernen wollen, bevor sie sich weitere<br />

Reiseziele stecken und sich daraus ein recht<br />

ansehnlicher Verkehr ergibt, so darf doch<br />

nicht ^ßejsehen werden, dass die Einheimischeti^lJ'ein<br />

nie genügen können, um den mit<br />

dem" ,^emdenverkehr zusammenhängenden<br />

GeTverJpen auch nur den notwendigsten Mindesfumsatz<br />

zu ermöglichen. Wir sind in<br />

grqssetn^Masse auf den Besuch aus dem<br />

Auslajjd »"angewiesen, und diese Erkenntnis<br />

sollte doch dazu führen, dass alles unternommen<br />

wird, die ausländischen Gäste nicht<br />

nur pä^- der Schweiz zu bringen, sondern<br />

ihnen 4H^n den Aufenthalt in unserem Land<br />

so. angenehm wie möglich zu gestalten. Ob<br />

dies angesichts der heute in einzelnen Kantonen<br />

immer noch bestehenden Verkehrsbeschränkungen<br />

der Fall ist, darf füglich bezweifelt<br />

werden, und wie wenig Lob wir mit<br />

diesen Vorschriften ernten, geht mit aller<br />

Deutlichkeit aus einer Zuschrift eines<br />

deutschbphmischen Automobil-Clubs an die<br />

Schweiz. Verkehrszentrale hervor. Der<br />

Kräftfahrer-Club von Reichetiberg, welcher<br />

in einer Irfteressenigerheinschaft mit zahlreitheri<br />

" arideren angesehenen tschechischen<br />

Clubs .steht, veranstaltete mit etwa 45 Teilnehmern<br />

eine Rivierafahrt. Im Interesse einer<br />

programmässigen Abwicklung der Reise<br />

hatte sich die Schweiz. Verkehrszentrale bei<br />

den zuständigen bündnerischen Behörden<br />

eingesetzt, um für diese Gesellschaft die Erlaubnis<br />

für die Durchfahrt von St. Moritz<br />

nach Martinsbruck zu erlangen, welche die<br />

Voraussetzung für die Führung der Reise<br />

durch die Schweiz war. Diese Bewilligung<br />

wurde nicht erteilt und so wählte die Gesellschäffc-kurzerhahd<br />

den zwar etwas weiteren<br />

Weg dufcli Italien. In einer Zuschrift an die<br />

Verkehrszentrale nach beendigter Fahrt<br />

schreibt der Club folgendes:<br />

«•Wrijr Ranken vielmals für Ihre Zuschrift und<br />

teilen wir Ihnen mit, dass wir unsere Reise gut<br />

beendet haben. Wir hatten 45 Teilnehmer, und<br />

eifld ganz iprogrammässig gefahren.<br />

Nur von St. Moritz an mussten wir eine aniäere<br />

Stt&ke wählen, um den mittelalterlichen Voreehriften<br />

des Kantons Graubünden zu genügen.<br />

«Ein paar Tage nur. Heutzutage sind die<br />

Aerzte ja so geschickt — du weisst ja, wie<br />

schnell es bei deiner Augenoperation ging.<br />

Und ein Auge-ist doch noch viel empfindlicher<br />

als meine Haxen.»<br />

In diesem Augenblick meldete der Diener<br />

HerniPlath.<br />

«Ich lasse den Herrn in mein Zimmer bitten.»<br />

«Ich erwarte heute einen Anruf aus Berlin,»<br />

sagte er zu der Sekretärin durch die Türspalte<br />

ihres Büros, «stellen Sie bitte nicht um,<br />

sondern lasseh Sie mich rufen!»<br />

Herr Plath war ein staatlicher Vierziger.<br />

Georg erkannte ihn sogleich wieder, obwohl<br />

er sich ein wenig verändert hatte. Einem<br />

leichten Schlackern seiner im übrigen anständigen<br />

Kleidung nach, musste er in letzter<br />

Zeit etwas magerer geworden sein. Aber unverändert<br />

waren der wiegende Gang, die<br />

herabhängenden Schultern, das ölige Gesicht,<br />

die stete Unruhe und eine Menge überflüssiger<br />

Bewegungen. Seine hellgrauen, .beweglichen<br />

Augen hatten etwas Abschätzendes,<br />

als taxierten sie alles auf seinen Wert. Dann<br />

wieder flackerte es darin schwärmerisch auf,<br />

und er machte den Eindruck eines geschäftlichen<br />

Phantasten. Kaugummi hielt seine Gesichtsmuskeln<br />

in steter Bewegung.<br />

«Guten Tag, Richard,» sagte er hereintretend<br />

und streckte ihm von weitem schon<br />

seine Rechte entgegen, von der er vorher<br />

den Handschuh gestreift hatte. «Wie geht<br />

es dir — oder muss ich Ihnen sagen? Wir<br />

sind ja. alte Schulkameraden!»<br />

«Gewiss, wie geht es. dir?»<br />

*Na, so lila,» erwiderte Plath und rückte<br />

Wir veranstalten jedes Jahr einige Reisen und<br />

haben seitens unserer Mitglieder auch, immer Zuspruch.<br />

Ob wir aber noch einmal den Weg durch<br />

die Schweiz wählen werden, müssen wir uns gut<br />

überlegen. Denn man kann sich ja der schweren<br />

Gefahr aussetzen, hohe Strafen bezahlen su.<br />

müsen.<br />

Schade, dass gerade die Schweiz, die doch<br />

eigentlich ein ausgesprochenes Land für Fremdenindustrie<br />

ist, derartige Miassnahmen trifft, welche<br />

den Reiseverkehr .so erschweren.<br />

Wir danken nochmals für Ihre Intervention<br />

und sind überzeugt, dass -gerade Sie unsere Auf*<br />

fassung teilen, dass derartige Vorschriften' den<br />

Fremdenverkehr nicht fördern können. »<br />

Angesichts der wirtschaftlichen und 'politischen<br />

Spannungen, welche um unser Land<br />

herrschen und zum Teil die Schweiz in Mitleidenschaft<br />

ziehen, ist der Fremdenverkehr<br />

äusserst empfindlich und die Reisenden in<br />

der Wahl ihrer Routen sehr zurückhaltend<br />

und vorsichtig. Wir können es uns daher weniger<br />

denn je leisten, ausländisch© Clubs,<br />

welche uns besuchen wollen, vor den Kopf<br />

zu stossen oder ihnen Veranlassung zu geben,<br />

gegen die Schweiz als Reiseland zu agitieren.<br />

Wenn schon der Bund, trotz seiner<br />

kritischen Finanzlage, bereit ist, für den<br />

Fremdenverkehr aussergewöhnliche Opfer<br />

zu bringen, indem er den Bahnen während<br />

der Sommersaison eine Ermässigung der<br />

Fahrpreise um 30% ermöglicht, dann scheint<br />

es um so weniger angebracht, den fremden<br />

Automobilisten zu brüskieren, dessen Besuch<br />

uns schliesslich keine direkten Ausgaben<br />

verursacht, sondern nur zur Hebung der<br />

Wirtschaft beitragen kann. Uns deucht, dass<br />

unter solchen Umständen, der Saisonanfang<br />

leider nicht halb so verheissungsvoll ist, wie<br />

er tatsächlich sein könnte.<br />

ß<br />

Aus d«~n B<br />

'd«><br />

Wagenverkehr<br />

auf Bergpoststrassen.<br />

Der zum Teil ungenügende Ausbau unserer<br />

Bergstrassen zwingt immer noch dazu,<br />

gewisse Ausnahme-Bestimmungen für das<br />

Befahren derselben aufzustellen. So sehr solche<br />

Ausnahmebestimmungen auch immer unierwünscht<br />

sind, lassen sie sich auf unsern<br />

Bergstrassen doch nicht umgehen. Besonders<br />

jetzt, da in den Sommermonaten ein<br />

ausserordentlich dichter Automobilverkehr<br />

über unsere sämtlichen Bergstrassen geht»<br />

sind einige einschränkende Bestimmungen<br />

so lange am Platze, bis einmal auch unseye<br />

Alpenstrassen samt und sonders erstklassig<br />

ausgebaut sind. Vor allem der Postautomobilverkehr<br />

mit den grossen Car Alpins deV<br />

eidg. Postverwaltung verlangt einige einschränkende<br />

Bestimmungen. Bedeutende<br />

Aenderungen gegenüber früher sind nicht<br />

eingetreten und es. weichen wie bisher auf<br />

den bedeutenderen Passstrassen nur noch<br />

auf der Grimsel-Südseite. dann der Furkastrasse<br />

zwischen Gletsch und Reälp und der<br />

Lukmanierstrasse zwischen Disentis und Ölivone,<br />

die Postautomobile bergwärts aus. Dazu<br />

kommen noch einige kleinere Bergstrassen<br />

in den Kantonen Wallis, Bern, Tessin<br />

und Graubünden.<br />

Der Bundesratsbeschluss über den Wagenverkehr<br />

auf Bergpoststrassen vom 9. Juni<br />

<strong>1933</strong> hat folgenden Wortlaut;<br />

Der schweizerische Bundesrat, gestützt auf Art.<br />

36 der Bundesverfassung,<br />

in Anwendung von Art. 3, Abs. 3, und Art. 61,<br />

Abs. 2, des Bundesgesetzes vom 2. Oktober 1924<br />

betreffend den Postverkehr, und in Ergänzung des<br />

Art. 62 der Vollziehungsverordnung vom 25. Novem-<br />

ÄUTOMöBIL-REVUE <strong>1933</strong> -N« 54<br />

ber 1932 zum Bundesgesetz vom 15. März 1932 über<br />

den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr, beschliesst:<br />

I. Fahrvorschriften für alle Bergpoststrassen.<br />

Art. 1.<br />

1<br />

Einem vorfahrenden Motorfahrzeug sowie einem<br />

schweren Fuhrwerk weicht der Postwagen<br />

immer bergseits aus.<br />

Bei Begegnungen an gefährlichen- Stellen hat<br />

das andere Fahrzeug auf Verlangen des Postführers<br />

bis zu einer für die Kreuzung geeigneten Stelle<br />

• 3<br />

rückwärts zu fahren.<br />

1<br />

Auf Bergpoststrecken, die von regelmässigen<br />

Posfkursen befahren werden, dürfen die Postwagen<br />

'Anhänger zur Beförderung von Postsachen usw.<br />

mitführen.<br />

II. Fahrvorschriften für besonders schwierige Bergpoststrassen.<br />

Art. 2.<br />

1<br />

Das Post- und Eisenbahndepartement ist ermächtigt,<br />

für schwierige Strassenverhältnisse vorzuschreiben:<br />

;. a) dass die Postwagen auch bei Kreuzungen<br />

nach der Bergseite ausweichen;<br />

• b) dass während der Postverkehrszeiten nur in<br />

einer Richtung gefahren werden darf.<br />

8 Fahrzeuge, die auf einer Einbahnstrasse in<br />

verbotener Richtung fahren, haben den Postwagen<br />

bei Kreuzungen die Bergseite einzuräumen.<br />

3 Auf Strecken, wo das Bergseitsausweichen der<br />

Postwagen auch für Kreuzungen vorgeschrieben ist,<br />

dürfen Gesellschaftswagen und Lastwagen sowie<br />

schwere Fuhrwerke mit den Personenfahrten der<br />

Post nur auf den besondern Ausweichstellen und<br />

^strecken kreuzen.<br />

* In allen Fällen, wo für, die Kreuzung das<br />

Bergseitsausweichen der Postwagen vorgeschrieben<br />

ist, darf der Postführer auf der äussßrn Seite vorbeifahren,<br />

wenn sich das andere Fahrzeug bergseits<br />

so aufgestellt hat, dass die Fahrbahn der Strasse<br />

für sicheres Befahren mit dem Postwagen genügend<br />

frei bleibt.<br />

III. Erkennungsmerkmal der Postwagen.<br />

Art 3.<br />

1 Die Postautomobile zeigen vorn ein gelbes<br />

Nummernschild und eine Scheibe mit gelbem Posthorn<br />

auf schwarzem Grund; hinten ein Kontrollschild<br />

mit dem eidgenössischen Wappen sowie dem<br />

Buchstaben P und der Wagennummer schwarz auf<br />

gelbem Grund.<br />

s<br />

Folgen dem ersten Automobil eines Pdstkurses<br />

noch Beiwagen, so zeigt jedes Postauto, dem ein<br />

weiteres folgt, vorn neben dem Motor eine rote<br />

Scheibe mit weissem Diagonalstrich.<br />

3 Die Postautomobile verwenden ein Dreiklanghorn.<br />

Mehrklanghörner dürfen auf Bergpoststrassen<br />

nur von Postautomobilen verwendet werden.<br />

IV. Kennzeichnung der Bergpoststrassen.<br />

Art. 4.<br />

, : * Das Post- und Eisenbahndepartement bezeichnet<br />

die Bergpoststrassen im allgemeinen gemäss<br />

Art. 1 und im besondern gemäss Art. 2.<br />

1<br />

Die gewöhnlichen Bergstrassen (Art. 1) sind<br />

aß beiden Enden durch eine schwarze Scheibe<br />

mit gelbem Rand und gelbem Posthorn auf der<br />

Vorderseite, mit gelbem Rand, gelbem Posthorn und<br />

gelbem Querbalken auf der Rückseite kenntlich gemacht.<br />

!.' Auf der Vorderseite<br />

unnötigerweise an dem ihm angebotenen<br />

Sessel, bevor er sich setzte. Dabei musterte<br />

er erstaunt Gesicht und Gestalt Georgs.» Du<br />

siehst ja brillant aus. Es ist jetzt wohl bald<br />

ein Viertelsäkulum her, dass wir uns nicht<br />

gesehen haben. Uebrigens siehst du deinem<br />

Bruder Georg fabelhaft ähnlich. Noch mehr<br />

als früher. Nur bist du ein ganz Teil dicker<br />

als er.» -•-_ • ;-<br />

«Du hast Georg drüben gesehen?»<br />

«Gesehen? Wir haben monatelang hinter<br />

einem Zaun gelebt. Ich meine Drahtzaün,»<br />

lachte er. «Interniert! Sage mal: Ist Georg<br />

denn noch nicht hier gewesen?»<br />

«Nein! Georg hier? Unmöglich. Ich wenigstens<br />

weiss von ihm nichts!»<br />

«Sonderbar! Hm, das ist wirklich merkwürdig.<br />

Sage mal, Richard,» er blickte ihn<br />

treuherzig zwinkernd an und dämpfte seine<br />

Stimme zu vertraulichem Ton, «wie steht<br />

ihr euch denn eigentlich?»<br />

«Gott, wie sollen wir uns stehen? Wir sehen<br />

uns ja gar nicht. Seit einem Viertelsäkulum,<br />

wie du sagst —»<br />

«Habt ihr euch denn gar nicht geschrieben?»<br />

«Wenig. Da kam dann der Krieg, na, da<br />

hörte die Korrespondenz auf.»<br />

«Und seitdem hast du gar nichts mehr von<br />

ihm gehört?»<br />

«Wenig.»<br />

«Er wird doch deine Adresse wissen?»<br />

«Sicher. ><br />

«Die hat sich ja freilich verändert. Ich war<br />

zuerst auch auf Schloss Priebenow. Man<br />

sagte mir, du hättest ganz plötzlich verkauft<br />

und wärst auf Reisen. Aber durch Zufall erfuhr<br />

ich dann deine hiesige Wohnung. Uebrigens-<br />

war das ganz ulkig, dieser Zufall, davon<br />

muss ich dir später mal erzählen. Es betrifft<br />

eine Dame. Ja, aber um auf Georg zu<br />

kommen, so muss er meiner Meinung nach<br />

jetzt in Deutschland sein.»<br />

«Nicht möglich!»<br />

«Ich sage dir, er" muss hier sein! Das<br />

ist mir ganz schleierhaft!» Er dachte" einen<br />

Augenblick nach und neigte sich dann zu<br />

Georg vor: «Sag mal, Richard, ihr wart ja<br />

doch immer ein bisschen sozusagen feindliche<br />

Brüder?»<br />

«Aber durchaus nicht!»<br />

«So hast du nichts gegen Georg?»<br />

«Im Gegenteil, ich darf wohl sagen, ich<br />

liebe ihn wie mich selber!»<br />

«Donnerwetter, das ist viel! Hm!» Er<br />

drehte nachdenklich einen Ring mit einem<br />

winzigen Brillanten am kleinen Finger.<br />

«Weisst du — ich glaube aber — ich muss<br />

es,dir frei heraus sagen — ich glaube Georg<br />

hat was gegen dich !•»<br />

«Das kann ich mir gar nicht vorstellen!»<br />

sagte Georg mit einem Ausdruck der Verwunderung,<br />

während er bei sich dachte :<br />

«Du scheinst ja ein netter Halunke zu sein,<br />

alter Schulkamerad!»<br />

«Oh, du ahnungsloser Engel,» lachte Plath,<br />

«da könnte ich dir manches erzählen. Georg<br />

und ich haben ja oft über dich gesprochen!»<br />

:<br />

«Allem Anschein nach nicht sehr Günstiges?»<br />

«Was. mich betrifft, doch! Du und ich, wir<br />

waren ja.immer gut Freund—»<br />

«Waren wir das? Wir haben eigentlich,<br />

soviel ich mich erinnere, wenig miteinander<br />

• Di« schwierigen Strecken dieser Strassen.<br />

(Art. 2), wo die Postwagen auch bei Kreuzungen<br />

bergseits auszuweichen haben, sind an beiden. Enden<br />

durch eine schwarze Scheibe mit gelbem Rand<br />

und gelbem Posthorn auf der Vorderseite, und.<br />

durch eine schwarze Scheibe mit gelbem Rand auf<br />

der Rückseite, kenntlich gemacht. Unter der<br />

Scheibe ist eine rechteckige weisse Aufklärungstafel<br />

mit schwarzer Aufschrift angebracht.<br />

Auf der Vorderseite<br />

Postautomobile kreuzen bercMK*<br />

Auf der Rückseite<br />

Ende des Bergseits-Kreuzen«<br />

Wo das Ende des Bergseitskreuzens mit den<br />

Ende der Bergpoststrasse zusammenfällt, ist du<br />

schwarze Scheibe mit gelbem Rand, gelbem Posthorn<br />

und gelbem Querbalken sowie die rechteckige<br />

weisse Aufklärungstafel «Ende des Bergs'eits-Kreuzens»<br />

aufgemacht.<br />

4 Die Strecken, wo während der Postverkehrszeiten<br />

nur in einer Richtung gefahren werden darf,<br />

sind an beiden Enden durch die in Absatz 3 hiervor<br />

bezeichneten Signalscheiben gekennzeichnet, unter<br />

denen Tafeln mit Angabe der Verkehrszeiten angebracht<br />

sind.<br />

Au s f ü h r ungsbes t immun g en des<br />

Post- und Eisenba hndepaxtemente<br />

zu Art. 4, Abs. 2.<br />

Als Bergpoststrassen werden folgende Strassenzüge<br />

bezeichnet:<br />

Wallis: Champex - Les Valettes, Som-la-Proz -<br />

Champex, Lourtier - Fionnav, Orsieres - Grand St-<br />

Bernard, Sion - Les Agettes - Les Mayens de Sion,<br />

Sion - Les Hauderes, Sierre - Ayer, Vissoie - St-<br />

Luc, Vissoie - Grimentz, Brig Gondo - Landesgrenze<br />

(Simplon);<br />

, Wallis und Bern: Gletsch - Meiringen (Grimsel);<br />

Bern: Reichenbach - Kiental, Brünig - Reuti,'<br />

Innertkirchen - Gadmen;<br />

Wallis und Uri: Gletsch - Andermatt (Furka);<br />

Unterwaiden: Kerns - Melchthal;<br />

Uri und Glarus: Altdorf - Linthal (Klausen);<br />

Uri und Tessin: Hospenthal - Airolo (St. Gatthard);<br />

Tessin: Morbio Siiporiore - Muggio. Castel S.<br />

Pietro - Gasima, Meride - Serpiano, Maroggia -<br />

Arogno, Paradiso - GarOna, Paradiso - Agra, Lugano<br />

- Breganzona - Muzzano, Crocifisso - Comano,<br />

Magliaso - Astano, Vezia - Tesserete - Bidogno,<br />

Tesserete - Maglio - Bog.no, Magadino - Indemini,<br />

Contra - Mergoscia, Gavigliano - Spruga, Russo -<br />

Gressö, Cevio - Bosco, Peccia - Fusio, Gordola -<br />

Sonogno, Locarno - S. Bernardo, Bironico - Isone,<br />

Guibiasco - Carena, Lavorgo - Sobrio; Faido -<br />

Osco;<br />

Tessin und Graubünden: Acquarossa - Disentis<br />

(Lukmanier);<br />

Graubünden: Reichenau - Flims - Ilane-Vale, Ilanz-<br />

Vrin, Ilanz - Obersaxen, Tavanasa - Brigels, Waltensburg<br />

- Andest, Versam - Safien Platz - Thalkirch,<br />

Ada - Tenna. Chur - Tiefencastel (Lenzerheide),<br />

Araschger Rank - Tschiertschen, Seewis -<br />

Valzeina, Küblis - St. Antönien, Rothenbrunnen -<br />

(Schluss Seite 11.)<br />

verkehrt. Aber immerhin, wir sind ja Schulkameraden.<br />

Jedenfalls danke ich dir, dass<br />

du, wie ich nach deinen Worten wohl annehmen<br />

darf, für mich eingetreten bist!» ,.<br />

«Aber das ist ja doch selbstverständlich,<br />

Richard, Ehrensache!»<br />

«Was hatte denn Georg gegen mich?»<br />

Herr Plath streckte den Kopf vor, zum<br />

Zeichen der Wichtigkeit seiner Mitteilung,<br />

und sagte in halbem Flüsterton mit bedeutsamer<br />

Miene: «Er gibt dir doch die ganze<br />

Schuld, dass er hat nach drüben müssen und<br />

das es ihm zwanzig Jahre dreckig gegangen<br />

ist und so —»<br />

Georg zog unwillkürlich die Nägel in die<br />

Handballen. Aber mit ruhiger Stimme fragte<br />

er: «Hat er das zu dir gesagt?»<br />

«Freilich! Ich tat ja mein'Möglichstes,ihm<br />

das auszureden. Aber er blieb dabei!»<br />

Georg fühlte jezt, wie ihm das Blut in die<br />

Stirn stieg. Er befürchtete einen Ausbruch<br />

seines Jähzornes und stand plötzlich mit einem<br />

Ruck auf.<br />

Verwundert, beinahe erschrocken, blickte<br />

Plath ihn an.<br />

«Entschuldige,» das Wort kam etwas rauh<br />

heraus, aber sogleich hatte er seine Stimme<br />

wieder in der Gewalt, «mir fiel eben ein: da<br />

sitzen wir beide — zwei alte Schulkämeraden<br />

bei solchem Wiedersehen trocken! Das<br />

ist ja unerhört!» Er ging zur Klingel und<br />

drückte auf den" Knopf. «Trinkst du lieber<br />

weiss oder rot?<br />

Nachdem er dem eintretenden Diener die<br />

entsprechende Bestellung gemacht, nahm er<br />

seinen Platz wieder ein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!