E_1933_Zeitung_Nr.088
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14 AUTOMOBIL-REVUB <strong>1933</strong> - N° 88<br />
•«Ihr Name?»<br />
«Lord Henry Inverton, Legationssekretär<br />
der britischen Botschaft^<br />
Der eine der beiden Kriminalbeamten sah<br />
Lord Inverton bestürzt an:<br />
«Bedaure... Es ist uns sehr peinlich...<br />
Seine Lordschaft... Aber es ist unsere<br />
Pflicht, Sie zu verhaften.»<br />
Lord Inverton zog verwundert seine<br />
rechte Augenbraue hoch und mass den Beamten<br />
mit einem kühlen Blick.<br />
«Ich bin erstaunt, dass Sie einen fremden<br />
Diplomaten verhaften, ohne seine Rechtfertigung<br />
gehört zu haben.»<br />
Der Beamte zuckte die Achseln.<br />
«Der Tatbestand... zu augenfällig.. .>'<br />
Zum erstenmal spalteten sich Lord Invertons<br />
Lippen in einem Lächeln.<br />
«Hier ist noch ein Tatbestand, den Sie<br />
fibersehen haben,» sagte er und hielt dem<br />
Beamten seine Zigarre hin. «Sehen Sie diesen<br />
drei Zentimeter langen Aschenkegel ?<br />
Glauben Sie, dass jemand, der einen Ueberi<br />
all 'verübt, einen solchen Aschenkegel auf<br />
seine Zigarre erhalten kann?»<br />
Das Mädchen, das der Entwicklung der<br />
Dinge bis jetzt ruhig zugesehen hatte, wurde<br />
plötzlich blass, stiess einen Schrei aus und<br />
es neu.» Der Prinz, der sich augenscheinlich<br />
von dem Schwedisch wenig versprach, Straperlotische abzutransportieren. Geld<br />
tersagte das Spiel und begann damit, die<br />
versuchte mit einem Sprung die Tür des wollte ablenken und fragte: « Gefällt es Ih-wurdnen in Schweden ? » Di« Frage schien ein ler und Croupiers — man hatte achtzig die-<br />
nicht beschlagnahmt, auch die Spie-<br />
Coupes zu erreichen. Aber die Kriminalbeamten<br />
hielten es zurück.<br />
Stichwort zu sein. Sinclair Lewis strahlte ser Herren aus Monte Carlo engagiert —<br />
«Allerdings, ein merkwürdiger Tatbestand, vor Eifer und sagte mit vollendeter schwedischer<br />
Aussprache : «Värmland ist ein gefragt, ob und wieviel sie verloren oder<br />
nicht behelligt. Nur einige Leute wurden<br />
Mylord... aber wie ist der ganze Vorfall<br />
dann zu erklären?»<br />
schöner Teil Schwedens, voll von Seen und gewonnen hatten. Und dann konnte sich<br />
«Die junge Dame wollte von mir 50,000 Gebirgen, Und dann haben sie dort auch jeder seine Spielmarken an der Kasse wieder<br />
in gute holländische Gulden umtau-<br />
Francs erpressen, ist Ihnen das noch nicht noch die Lagerlöf! Diesen letzten Satz<br />
klar?» sagte Lord Inverton mit einem etwas aber », erklärte Sinclair Lewis nunmehr auf schen. Die offizielle Moral regte sich zu<br />
nachsichtigen Lächeln. «Jetzt müssen Sie Englisch, « habe ich nicht schon in Amerika einer Zeit, in der doch keine Spielgäste<br />
gelernt, den habe ich mir erst in Schweden mehr zu erwarten waren.<br />
zusammengestellt.»<br />
mir aber gestatten, dass ich aufstehe. Es hat<br />
mich einiges Stillehalten gekostet, diesen<br />
Aschenkegel auf meiner Zigarre Zustandekommen<br />
zu lassen.»<br />
Und Lord Invertort streifte nachlässig<br />
seine Zigarre an dem Aschenbecher ab, während<br />
die Kriminalbeamten das fremde Mädchen<br />
in die Mitte nahmen und aus dem<br />
Coupe führten.<br />
Sinclair Lewis spricht<br />
Schwedisch<br />
Eine halbe Stunde nachdem Sinclair Lewis,<br />
dessen preisgekrönten Roman «Die<br />
Benzinstation» wir als erste <strong>Zeitung</strong> unseren<br />
Lesern in deutscher Bearbeitung vermittelten,<br />
erfahren hatte, dass er den Nobelpreis<br />
bekommen habe, sagte seine umsichtige<br />
Frau Dorothy: «Da musst du unbedingt<br />
anfangen, Schwedisch zu lernen. Stell dir<br />
vor, welchen Eindruck es den Schweden machen<br />
wird, wenn du dich in Stockholm ihrer<br />
schönen Sprache mächtig zeigst.» Von dieser<br />
Idee wax Sinclair Lewis, der sich bei feierlichen<br />
Gelegenheiten noch immer gerne wie<br />
ein Gymnasiast benimmt, aber lernbegieriger<br />
ist, als solche sonst zu sein pflegen, völlig<br />
begeistert. Schon am nächsten Tag begann<br />
er, in Gesellschaft seiner Frau, Unterricht<br />
in Schwedisch zu nehmen. «Bringen Sie<br />
uns», sagte er zu seinem Lehrer, «nur das<br />
Notwendigste bei; wir wollen nichts weiter,<br />
als uns mit den Leuten verständigen zu können.»<br />
Nun ist Schwedisch nicht leicht, und man<br />
kann es — selbst mit Professor Grands<br />
Sprachmethode — in wenigen Wochen nicht<br />
sehr weit darin bringen. Immerhin, einige<br />
Sätze sassen bei den beiden eifrigen Sprachbeflissenen<br />
völlig fest, und so gingen sie getrost<br />
nach Stockholm.<br />
Im Hotel erwies sich ihr Schwedisch als<br />
überflüssig. Das vortreffliche Personal sprach<br />
Englisch. In den vielen Gesellschaften aber,<br />
die man zu ihren Ehren gab, sprachen die<br />
Leute alle in allen Zungen, angefangen von<br />
Amerikanisch bis zur Sprache des Herzens.<br />
Schon begann Sinclair Lewis es zu beklagen,<br />
dass seine Mühe, Schwedisch zu lernen,<br />
so ganz umsonst gewesen sein sollte. Aber<br />
der Tag des Triumphes blieb nicht aus. Beim<br />
Empfang des Königs fragte ein Prinz den<br />
Nobelpreisträger: «Wie klingt Ihnen unsere<br />
Sprache, Mr. Lewis?» Zum höchsten Erstaunen<br />
des Prinzen antwortete Sinclair Lewis :<br />
«Ich spreche Schwedisch, Königliche Hoheit.»<br />
— «Wie schön», sagte der Prinz. «Wollen<br />
wir miteinander Schwedisch sprechen?» —<br />
«Mit Vergnügen», erwiderte Sinclair Lewis.<br />
Er besann sich einen Augenblick, dann gab<br />
er sich einen Ruck und sagte im flottesten<br />
Konversationston: «Die Bachstelze ist ein<br />
munterer Vogel mit einem steifen Schwanz.<br />
Fortwährend hüpft sie umher und pickt Würmer<br />
auf.» Der Prinz blickte fragend. «Oh,<br />
das ist noch nicht alles», sagte Sinclair Lewis<br />
beruhigend, «ich weiss noch mehr auf<br />
Schwedisch. «Rurik war ein mächtiger<br />
Häuptling, segelte nach Russland und gründete<br />
dort ein grosses Reich. Haben Sie das<br />
gewusst?» fragte er den Prinzen. «Mir war<br />
Der Prinz lächelte anerkennend und setzte<br />
die Konversation in englischer Sprache fort.<br />
Spielerrazzia in Scheveningen<br />
Im Frühjahr wurde das alte, vornehme<br />
holländische Seebad Scheveningen konkurrenzfähig!<br />
Der grosse Fremdenstrom,<br />
der sich sonst von Holland nach den moderneren<br />
belgischen Nordseebädern ergoss,<br />
blieb zu einem erheblichen Teil im Lande.<br />
Denn, was man in Ostende schon lange<br />
kann, das konnte man plötzlich auch in<br />
Scheveningen: Spielen. Ostende, Monte<br />
Carlo und Zoppot erstand eine Konkurrenz.<br />
Auch im Kursaal von Scheveningen<br />
rollte die Kugel. Es gab einen Bombenerfolg.<br />
Fast an jedem Abend war das Kasino<br />
überfüllt. Die Holländer verloren von<br />
nun ab ihr Geld, das sie bis dahin in die<br />
Spielsäle des Auslandes getragen hatten, in<br />
der Heimat. Allerdings nicht etwa im<br />
Glücksspiel. Denn Holland ist ein. moralisches<br />
Land, in dem Glücksspiele verboten<br />
sind. Eine Roulette zum Beispiel darf niemand<br />
aufstellen, und was da im Kasino in<br />
Scheveningen so aussah, das war beileibe<br />
keine. Sondern ein Geschicklichkeitsspiel<br />
mit dem schönen Namen cStraperlo». Man<br />
musste, genau wie beim Roulettespiel, setzen,<br />
nur nicht vorher, sondern erst, wenn<br />
die Kugel, die hier über eine längere Spirale<br />
läuft, schon in Bewegung war. Die<br />
Rufe der Croupiers lauteten: «Faites vos<br />
jeux» und «Rien ne va plus». Und es gab<br />
Leute, die glaubten, dies Spiel Straperlo<br />
habe nichts mit dem Glücksspiel Roulette<br />
zu tun, sondern sei ein Spiel der Geschicklichkeit.<br />
Diese Leute waren Polizisten. Die<br />
Unternehmer der Spielkasinogesellschaft<br />
waren tatsächlich so geschickt gewesen,<br />
den Kommissaren klar zu machen, hier im<br />
Kasino von Scheveningen befinde sich keine<br />
Roulette, und man könne bei einiger Geschicklichkeit<br />
genau übersehen, wohin die<br />
Kugel rolle. Die Herren von der Polizei<br />
glaubten es gern. Erst jetzt... Ja, es muss<br />
ihnen dann wohl doch aufgefallen sein,<br />
dass der Geschicklichkeitsspieler, wenn er<br />
den Lauf der Kugel berechnen kann, sehr<br />
bald hätte den Ruin der Gesellschaft herbeiführen<br />
müssen. Statt dessen aber florierte<br />
das Unternehmen. Nicht ein einziges<br />
Mal hörte man etwas von einer Sprengung<br />
der Bank, die in den grossen Tagen von<br />
Monte Carlo doch geradezu zum guten Ton<br />
gehörte. Derartige Reklameattraktionen<br />
waren in Scheveningen auch nicht notwendig.<br />
Die Leute kamen sowieso. Und als<br />
man in Zandvoort ebenfalls einen Spielsaal<br />
eröffnete, kamen sie auch dorthin. Die ganze<br />
Sommersaison über. Jetzt aber geht die<br />
Saison zu Ende, und gleichzeitig regen sich<br />
Zweifel bei der Polizei. So lebhafte Zweifel,<br />
dass man plötzlich eingriff. Allerdings<br />
ein bisschen spät. Sie drang nämlich in<br />
den Spielsaal von Scheveningen genau eine<br />
halbe Stunde ein, bevor er für diese Saison<br />
geschlossen werden sollte. Die Polizei un-<br />
Selma Lagerlöf beseht ihren 75. Geburtstag<br />
in aller Stille.<br />
Die berühmte schwedische Schriftstellerin<br />
und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf<br />
feiert am 20. November ihren 75. Geburtstag.<br />
Ihren Wunsch, diesen Jahrestag in zeitlebens ein grosser Freund des Schachspiels,<br />
gestorben. Noch kurz vor seinem<br />
aller Stille feiern zu dürfen, hat sie in folgenden<br />
Worten ausgedrückt:<br />
Tod hat er seinen Freunden im. Schachclub,<br />
mischen<br />
Industrie Verdienste erworben haben.<br />
Das Land ohne.« Autos. Auf der Insel Hamilton,<br />
die der Gruppe der Bermudas-Inseln<br />
angehört, war bis heute die Verwendung von<br />
Automobilen jeder Art strengstens verboten.<br />
Durch einen Beschluss der Provinzialversammlung<br />
fand nun ein erster Durchbruch<br />
dieses Verbotes statt, indem die Verwendung<br />
von Automobilen Aerzten erlaubt wurde, x.<br />
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