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E_1934_Zeitung_Nr.047

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transporte zurückzugewinnen, bedeutet für<br />

die Oeffentlichkeit eine Gewähr dafttr, dass<br />

die neue Transportorganisation eine Verbilligung<br />

und nicht eine Verteuerung herbeiführen<br />

muss.<br />

Die in Aussicht genommene Konzessionierung<br />

wird insbesondere eine rationelle Regelung<br />

der sogenannten Haus-Haus-Beförderung<br />

ermöglichen. Die Konzessionäre, obwohl<br />

nach wie vor Privatunternehmer, müssen<br />

sich zu einer Genossenschaft zusammenschliessen;<br />

die Konzessionsstrecken werden<br />

den «Asto»-Verkehrsiplänen entsprechen. Die<br />

«Sesa» erhält einen neuen, erweiterten Aufgabekreis;<br />

sie stellt eine Art Zwangsgenossenschaft<br />

der Konzessionäre dar, wobei die<br />

Bundesbahnen auf eine beherrschende Mehrheitsstellung<br />

verzichten.<br />

Eine Reisebeschreibung des Weges, den ein<br />

Frachtstück auf der Strecke von Poschiavo bis<br />

Öberbüren nimmt, als Anschauungsunterricht gedacht,<br />

bildete einen bilderreichen Abschluss<br />

des langen Vortrags, der ausklingt in den Antrag<br />

auf Eintreten: Nicht zur Unterdrückung des Autoverkehrs,<br />

sondern zur genauen Absteckung der ihm<br />

obliegenden Aufgaben.<br />

Erwähnt sei noch, dass laut der Kommission<br />

vorgelegten Berechnungen, die neue<br />

Verkehrsteilung innerhalb der Zone von 10<br />

bis 30 Kilometer rund 500 Motorlastwagen<br />

und ebensoviele Anhängern eine sichere Beschäftigung<br />

geben wird. Wenn diese Wagen<br />

vom Staat angeschafft werden müssten,<br />

würde das Eisenbahnmaterial um 20 bis 25<br />

MI11. Fr., die jährliche Amortisationsquote<br />

um 2 bis 3 Mill. und das staatliche Bedienungspersonal<br />

um 1000 bis 1200 Personen<br />

vermehrt werden.<br />

Wiie schon eingangs erwähnt, blieben diese<br />

Ausführungen nicht unbestritten. Zwei Redner<br />

traten ihnen entgegen. Während aber der<br />

Föderalist Evequoz die vorgesehene Regelung<br />

als solche bekämpfte, weil er in ihr einen<br />

gefährlichen Vorstoss zur gänzlichen<br />

Verstaatlichung und Monopolisierung des<br />

Verkehrs erblickt, wobei zwar auch die Verfassungsmässigkeit<br />

der Vorlage bestritten<br />

wurde, begründete Böhi seine Opposition<br />

ausschliesslich mit der unzulänglichen verfassungsrechtlichen<br />

Grundlage. Während der<br />

Walliser die zwangsweise Konzessionierung<br />

des motorisierten Verkehrs als unzulässige<br />

Einschränkung der Gewerbefreiheit ablehnte,<br />

erklärte sich der Thurgauer grundsätzlich<br />

nicht nur mit der Tendenz der Vorlage, sondern<br />

auch mit ihrer Ausdehnung auf den<br />

Werkverkehr einverstanden.<br />

Kein Wunder, also, dass sich das Plaidoyer<br />

des Bundespräsidenten Pilet hauptsächlich<br />

gegen die Einwände des Erstem richtete.<br />

Der Vertreter des Bundesrates hält das<br />

Problem Bahn:Auto für eins der schwierigsten<br />

unserer Zeit Ohne gründliches Studium<br />

sei es nicht möglich, die sehr komplizierte<br />

Materie zu erfassen. Auch Herr Evequoz sei<br />

von falschen Voraussetzungen ausgegangen.<br />

Es handle sich absolut nicht darum, einen<br />

unbequemen Konkurrenten aus dem Wege<br />

zu schaffen. Eine Unterdrückung des Automobilismus<br />

lehne auch deT Bundesrat als ein<br />

im höchsten Grade unwirtschaftliches Mittel<br />

ab. Nicht durch Kampf, sondern durch Zusammenarbeit<br />

wolle man den Verkehr fördern.<br />

Die Astroversuche haben uns bewiesen,<br />

dass wir uns auf dem rechten Wege befinden.<br />

Die Autotransportunternehmen bleiben<br />

Privatunternehmen, die Eisenbahnen beanspruchen<br />

kein ausschliessliches Recht auf<br />

den Verkehr. Deshalb könne weder von einer<br />

Verstaatlichung noch von einem Monopol gesprochen<br />

werden.<br />

Was die verfassungsrechtliche Frage anbetrifft,<br />

so ißt der Redner auf Grund einlässlicher Prüfung<br />

rur Ueberzeugung gelangt, dass dem durch Art. 36<br />

der B. V. geschaffenen Postregal, auf das sich das<br />

Standes verloren. Nur einer wich nicht.<br />

Hauptmann de Smults. Ein Freund meines<br />

Mannes. Mit Besorgnis verfolgte mein Mann<br />

die einlaufenden Berichte. Seinen ersten Assistenten<br />

und einen bewährten, eingeborenen<br />

Arzt sandte er hinunter. Aber an dem Tage,<br />

an dem er erfuhr, dass sein pflichttreuer<br />

Freund de Smuts hoffnungslos darniederliege,<br />

war sein Entschluss gefasst, selbst an<br />

Ort und Stelle zu sein. Ich beschwor ihn,<br />

die Regenzeit stand vor der Türe. Alles war<br />

vergeblich. Sein Pflichtgefühl stiess alles beiseite.<br />

Im Gegenteil ... unverzüglich mache<br />

er sich auf den Weg, wenn einmal die Regenzeit<br />

einsetze, abseits der Bahn die Wege im<br />

Schlamm versinken, dann werde es beinahe<br />

zur Unmöglichkeit, das Ziel zu erreichen.»<br />

Sie schwieg. Mit keinem Wort störte ich<br />

sie.<br />

«Mit Besorgnis sah ich meinen Mann gehen.<br />

Eine Woche später traf mich die Unglücksbotschaft.<br />

Auch ihn hatte die Seuche erfasst.<br />

Nicht einen Augenblick zögerte ich, meine<br />

Pflicht zu tun. Die Regenzeit hatte eingesetzt.<br />

Stundenweit abseits der Bahn war mein Ziel.<br />

Vom grauen, eintönigen Himmel stürzten die<br />

Wassermassen nieder, die furchtbare Melancholie<br />

der Umgebung hüllte mich in ihren<br />

nassen Nebeln ein. Pferde versagten in dem<br />

Morast der unwegsam gewordenen Strassen.<br />

Von Büffeln gezogen ging es weiter.<br />

(Fortsetzung folgt.)<br />

Neuer Hispano-Sechszylinder.<br />

Hispano-Suiza hat einen neuen Sechszylindertyp<br />

herausgebracht, dessen durch Stossstangen<br />

und Kipphebel gesteuerter Motor<br />

5183 cem Zylinderinhalt aufweist.<br />

Magnetismus deckt versteckte Risse auf.<br />

Ein interessantes neues Verfahren hat eine<br />

englische Spezialwerkstätte zum Auffinden<br />

feiner Risse in hochbeanspruchten Maschinenteilen<br />

eingeführt. Das zu untersuchende Eisen-<br />

oder Stahlobjekt wird zuerst mit einem<br />

Elektromagneten stark magnetisiert. Beidseitig<br />

eines eventuellen Risses bilden sich<br />

dann verschiedene magnetische Pole aus. Der<br />

Verlauf des Risses lässt sich leicht kenntlich<br />

machen, indem das Objekt mit einer besonderen<br />

Tinte überzogen wird, die feinste Metallkörnchen<br />

enthält. Unter dem magnetischen<br />

Einfluss sammeln sich dann nämlich die<br />

Körnchen über dem Riss an und bilden einen<br />

hervorstehenden Grat.<br />

Amerikas Automobilproduktion.<br />

Die Erzeugung von Personen- und Lastwagen<br />

während des Monats April dürfte mit<br />

378,983 Einheiten, welche in dieser Periode<br />

von der amerikanischen und kanadischen<br />

Automobilindustrie hergestellt wurden, die<br />

grösste monatliche Produktionsmenge seit<br />

Mai 1930 darstellen. In der vorjährigen Parallelperiode<br />

wurden nur 188,968 Wagen pro-<br />

Gesetz stützt, die Bedeutung eines allgemeinen |<br />

Traneportregals zukommt.<br />

Die dem Gesetz vorangegangene Uebereinkunft<br />

zwischen den Eisenbahnverwaltungen und den Automobilinteressenten<br />

behält nur im Rahmen des Gesetzes<br />

Gültigkeit, teilweise wird es durch dieses<br />

aufgehoben. Die Vorlage soll sich nicht nur im<br />

Interesse der Bahnen, sondern dar gesamten Wirtschaft<br />

auswirken. Das bisherige Verkehrschaos<br />

darf nicht weiter bestehen. Wenn es uns nicht gelingt<br />

Ordnung zu schaffen, so wird sich über kurz<br />

oder lang die Frage stellen, wie wir sowohl die<br />

Bahnen, als auch das Autotransportgewerbe vor der<br />

gegenseitigen Vernichtung — durch Subventionen?<br />

— bewahren könnenl<br />

Die vorgeschlagene Lösunr stellt keinen Anfpruch<br />

auf Vollkommenheit Sie wird «ewiss im<br />

Laufe der Zeit dank d»r praktischen Erfahrungen<br />

verbessert werden können. Aber den Versuch sollten<br />

wir wagen. , «•,<br />

Mit 32 Stimmen regen 4, die auf den Rückweisungsaaitra«<br />

Evwjuos f*ß«n, wurd« hierauf Eintreten<br />

beschlossen.<br />

Im Laufe der artikelweisen Beratung gab<br />

Bundespräsident Pilet die Erklärung ab, dass<br />

die im Art 2 des Gesetzes festgelegte Befreiung<br />

des Werkverkehrs im vollen Masse respektiert<br />

werden solle. Dieser wird weder<br />

direkt noch indirekt betroffen werden.<br />

Art 4 bestimmt u. a., dass im Bereiche der<br />

Nebenbahnen einem Dritten keine Normalkonzessionen<br />

erteilt werden sollen, wenn die Bahnen<br />

selbst dafür sorgen, dass spätestens drei<br />

Jahre nach Inkraftreten des Gesetzes eine<br />

ausreichende Haus-Haus-Bedienung vorhanden<br />

ist Wie der Referent bemerkt, haben die<br />

Privatbahnen erklärt dass sie bestehende<br />

Autotransportunternehmungen in ihren Dienst<br />

stellen werden. Gegenüber einer Bemerkung<br />

von Evequoz erklärt Bundespräsident Pilet<br />

hiezu, dass die betreffenden Bahnen, die selbst<br />

die genannte Bedienung einrichten, dem Konzessionszwang<br />

und dadurch auch einer Kontrolle<br />

in bezug auf ihren Tarif unterworfen<br />

werden.<br />

Es lagen zwei Abänderungsanträge der von<br />

Evequoz vertretenen. Kommissions.minderheit<br />

vor, und zwar erstens Streichung der in Art.ll<br />

vorgesehenen Festsetzung der Tarife für die<br />

von der Bahn unabhängigen Transporte durch<br />

die Genossenschaft und ihre Unterbreitung<br />

dem Eidg. Post- und Eisenbahndepartement;<br />

zweitens, zu Art. 15, Heraufsetzung der Zonengrenze<br />

für den Autoverkehr auf 50 km. Beide<br />

Anträge wurden mit grosser Mehrheit verworfen,<br />

wobei Bundespräsident Pilet gegenüber<br />

der ersten Anregung die Notwendigkeit<br />

einer einheitlichen Tarifpolitik betonte, in bezug<br />

auf die Verkehrsteilung jedoch erklärte,<br />

dass die Grenzlinie elastisch gehandhabt werden<br />

solle.<br />

Bei Art. 21 über die Entschädigungspflicht<br />

nicht berücksichtigter Unternehmungen beantragte<br />

eine Kommissionsminderheit, zu der<br />

auch der Referent gehörte und der sich auch<br />

der Vertreter des Bundesrates anschloss, «teilweise<br />

Entschädigung bei unmittelbarer und<br />

empfindlicher Schädigung» (ähnlich wie seiner<br />

Zeit beim Absinthverbot). Ohne Widerspruch<br />

seitens der Kommissionsmehrheit (die «angemessene<br />

Entschädigung für erlittenen unmittelbaren<br />

Schaden» vorgeschlagen hatte), drang<br />

diese Formulierung mit 25 zu 2 Stimmen<br />

durch.<br />

Schliesslich wurde die ganze Vorlage mit<br />

25 Stimmen gegen eine (Eve"quoz^ angenommen<br />

und der Kommission des Nationalrates<br />

überwiesen. G6.<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong><br />

daziert und 350,173 im Monat März. Von der<br />

Totalerzeugung stellen 308,263 Einheiten Personenwagen<br />

dar, was einer Zunahme um 93<br />

Prozent gegenüber dem April 1933 entspricht,<br />

während die 70,720 Lastwagen sogar die vorjährige<br />

Monatsproduktion um 146 Prozent<br />

übersteigen.<br />

Englische Automobil-Export-Stelgerung.<br />

Für die ersten vier Monate des laufenden<br />

Jahres berichten die führenden englischen<br />

Automobilfabriken von einer wesentlichen<br />

Auflebung ihres Exportgeschäftes. Eine auch<br />

auf dem Kontinent bekannte Firma hat gegenüber<br />

der vorjährigen Parallelperiode ein Anziehen<br />

gegenüber dem Vorjahre um 65 Prozent<br />

zu verzeichnen.<br />

Eine neue Rennbahn in den Niederlanden.<br />

In der Nähe von Heerlen im niederländischdeutschen<br />

Grenzgebiet ist beabsichtigt, eine<br />

Automobilrennbahn anzulegen, wofür das Gelände<br />

am «Heksenberg» in Aussicht genommen<br />

ist. Die Verhandlungen sind bereits soweit<br />

gediehen, dass der erste Spatenstich<br />

demnächst erfolgen kann. Die Bahn soll mit<br />

allen technischen Einrichtungen modernster<br />

Konstruktion ausgestattet werden.<br />

Das Auto mit Radioempfänger.<br />

Etwa 20 Prozent der in Amerika verkauften<br />

neuen Wagen sind mit Radioempfängern<br />

ausgerüstet.<br />

*•»<br />

istischer<br />

mttm<br />

Sehr<br />

Montreux-Bilderbogen.<br />

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg —<br />

so lautet ein altes und immer wieder wahres<br />

Wort. Es scheint, dass sich die Organisatoren<br />

des ersten Grossen Preises von Montreux<br />

diese Wahrheit hinter die Ohren geschrieben<br />

haben, indem sie ein Autorennen<br />

innerhalb weniger Monate aufzuziehen wagten.<br />

Der Versuch war kühn, doch der Erfolg<br />

ist gross. So überwältigend, dass man<br />

sich in Zukunft jedes Jahr auf den Grossen<br />

Preis in Montreux freuen darf. Der ganze<br />

Wurf war eine Spekulation, die jedoch<br />

durchdacht war und von Routine und Sicherheit<br />

der Organisatoren zeugt. Die Sektion<br />

Waadt des A.C.S. und der Verkehrsverein<br />

von Montreux haben auf ihre Weise zur Ankurbelung<br />

des Fremdenverkehrs beigetragen.<br />

Sie verdienen nicht nur den Dank aller<br />

Sportskreise, vielmehr auch aller schweizerischer<br />

Verkehrsinteressenten, denen sie zeigten,<br />

wie man es anzustellen hat, um auch in<br />

einer Krisenzeit neue Wege zu finden. Wir<br />

brauchten mehr solche Leute wie diesen initiativen,<br />

umsichtigen Sportspräsidenten der<br />

Waadtländer A.C.S.-Sektion und Präsidenten<br />

des Organisationskomitees, Herrn Baumgartner.<br />

Und die Presse wusste sich in Montreux<br />

ebenfalls in guten Händen. Den über<br />

100 Vertretern der Federzunft war Herr<br />

Alblas, der Rennsekretär und Leiter des<br />

Verkehrsbureaus von Montreux ein unermüdlicher,<br />

liebenswürdiger und stets zur<br />

Verfügung stehender Pressechef.<br />

Die Preisverteilung des Rennens fand am<br />

Sonntag abend in den schönen gediegenen<br />

Räumlichkeiten des Kasinos statt, wo sich<br />

rund 1000 Personen einfanden, die die kühnen<br />

Fahrer auch im bescheidenen Zivil sehen<br />

wollten. Trossi, Etancelin und alle die<br />

andern wurden herzlich gefeiert, und kein<br />

Fahrer wird gefunden haben, seine Gabe<br />

stehe nicht im Vergleich zu seiner Leistung.<br />

Die Musik der Motoren schwieg — Geige,<br />

Flügel und Jazz übernahmen nun die Führung,<br />

und mit schönen Frauen, die an den<br />

besonnten Ufern des Leman in besonders<br />

erfreuender Vielfalt zu gedeihen scheinen,<br />

liess sich manche Runde auf dem Parkett<br />

drehen. Varzi, war bei der Preisverteilung<br />

nicht zu sehen. Jedermann fragte vergeblich<br />

nach ihm. Er wollte wohl kommen, doch<br />

überall traf er auf verschlossene Kasinotüren.<br />

Und so musste er wohl oder übel auf<br />

der Strasse warten...<br />

Das Publikum, das nach Schluss des Rennens<br />

die Strasse in wilder Flucht überschwemmte,<br />

rannte auf Tod und Leben, um<br />

einen der Sieger persönlich zu Gesicht zu<br />

bekommen. Trossi wurde stark beklatscht,<br />

doch bei aller Anerkennung für seine Leistung<br />

zollte man dem ewigen Pechvogel<br />

Etancelin mindestens so viel Anerkennung.<br />

« E - tan - ce - Iin, E - tan - ce - lin > so<br />

klang der rythmisch beschwingte Ruf der<br />

Tausenden, und der Franzose, von seinem<br />

grauenhaften Pech und der Anstrengung der<br />

Fahrt noch ganz verstört, zwängte sich ein<br />

Lächeln auf sein hartes, männliches Gesicht<br />

und liess sich einen herrlichen Blumenstrauss<br />

in die Arme pressen.<br />

Trossi hatte in Montreux seinen ersten<br />

Grossen Preis gewonnen. Es war sein<br />

grosser Tag. Er erklärte zusammen mit<br />

Varzi wenige Minuten na li dem Rennen,<br />

beide wären sie sehr glücklich, nach Montreux<br />

gekommen zu sein. Trossi gab zu, die<br />

Strecke sei sehr schwierig, mehr als er es<br />

anfänglich angenommen hätte. Dieser Circuit<br />

stelle ein unübertroffenes Prüfungsfeld<br />

für Fahrer und Maschinen dar. Etancelin<br />

konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.<br />

« C'est ä mes freins, que je dois d'avoir<br />

termine en seconde Position > meinte er<br />

resigniert. Seine kleine Frau stand kopfschüttelnd<br />

neben ihm. Sie hatte während<br />

90 Runden um das gebangt, was sich in<br />

der 89. vollzog...<br />

In einem Interview betonte nachher der<br />

französische Eintzelfahrer, dass das Rennen<br />

ausserordentlich anstrengend gewessen sei.<br />

In den letzten Runden hätte er e'ne grosse<br />

Müdigkeit gefühlt. Seine mangelhaften Bremsen<br />

stellten ihn vor die Alternative, entweder<br />

mit Höchsttempo weiterzuhetzen und<br />

dabei einen bösen Sturz zu riskieren, oder<br />

mit etwas Verhaltenheit sich den zweiten<br />

Platz zu reservieren. Etancelin wählte vorsichtig<br />

den letzteren Weg. Mit der fortschreitenden<br />

Entleerung des Benzinreservoirs,<br />

das sich hinten im Wagen befand,<br />

wurde zudem die Schleudergefahr des<br />

Maserati grösser. Etancelin fühlte schon<br />

nach dem halben Rennen, dass seine<br />

Bremsen nicht mehr auf jeden Wink gehorchten<br />

und war deshalb darauf gefasst,<br />

noch von einem andern Konkurrenten überholt<br />

zu werden. « Sehen Sie », so fuhr er<br />

fort, « mein Schicksal ist das aller Einzelfahrer,<br />

die ge?en mehrere Vertreter eines<br />

Rennstalles kämnfpn müssen. Nehmen Sie<br />

einmal meinen Fall an. Was konnte ich im<br />

Grunde genommen gegen drei Fahrer der<br />

Scuderia Ferrari ausrichten ? Das ist der<br />

Kamnf der M'"cke'eegen den Elefanten! Und<br />

wenn ich eines Tages doch den ersten<br />

Platz gewinnen werde, so geschieht das<br />

mit viel Glück. Es ist eine harte Aufgabe,<br />

allein gegen Drei kämnfen zu müssen.»<br />

Autorennen sind nicht nur eine Angelegenheit<br />

der reinen Schnelligkeit, der Ausdauer<br />

und der Kraft. Nein, auch mit dem Kopf<br />

muss gearbeitet werden. Ein richtiger<br />

Schlachtenplan ist fast so wichtig wie ein«<br />

gute Maschine. Etancelins Taktik war, gleich<br />

von Anfang an mit Höchsttempo loszulegen,<br />

um die Spitze zu erreichen. Er hoffte, auf<br />

diese Weise einen Abstand zwischen sich<br />

und seine Verfolger zu legen, der auf dem<br />

schwierigen Parcours nicht leicht eingeholt<br />

werden konnte. Wenn seine Bremsen ihn am<br />

Schluss nicht zur Vorsicht gezwungen hätten,<br />

so wäre dieser Plan wohl auch geglückt<br />

Am Sonntag musste er scheitern. Die Stellung<br />

des Franzosen, der wie ein Wild gehetzt<br />

wurde, war natürlich bedeutend schwerer als<br />

die der Verfolger.<br />

Mit gewohntem Geschick arbeitete die<br />

Scuderia Ferrari, für einen Laien fast unmerklich,<br />

in Wirklichkeit bis aufs Letzte ausgerechnet.<br />

Moll war der Erste, der sich auf<br />

die Fersen machte und Etancelin nachsetzte.<br />

Er lag einige Zeit an zweiter Stelle, und ein<br />

Erfolg wäre durchaus nicht unmöglich gewesen.<br />

Da warf ihn ein Defekt erst zurück,<br />

und nachher noch ganz aus dem Rennen, so<br />

dass seine Chancen zunichte wurden. Wohl<br />

hoffte er, einen seiner Kollegen ablösen zu<br />

dürfen, doch die zogen es vor, selber den<br />

Hasen zu jagen. Varzis tolle Verfolgungsjagd<br />

gehörte dann zu den ganz grossen Ereignissen<br />

des Rennens. Runde um Runde<br />

holte der Italiener auf, bis dann auch er im<br />

entscheidenden Momente bei den Boxen anlegen<br />

und so alle Aussichten hergeben<br />

musste. Trossi, der sich von mittlerer Lage<br />

unheimlich regelmässig nach vom geschafft<br />

hatte, wurde nun als letzte Waffe eingesetzt,<br />

während Varzi zur Stützung des Grafen<br />

diente. Immer rascher kam dieser daher, und<br />

bis zu 1 Min. 52 Sek. senkte er den Rundenrekord.<br />

Auf den Geraden soll der Graf<br />

nach seiner eigenen Erklärung gut 175 km/St,<br />

gehalten haben. Etancelin wehrte sich wie<br />

verzweifelt, und fühlte doch, wie die<br />

Schlinge um seinen Hals zugezogen wurde.<br />

In der 89. Runde ereignete sich das Drama.<br />

Heulend zog der rote AHa Romeo an dem<br />

Franzosen vorüber. Was mag in ihm in dieser<br />

Sekunde vorgegangen sein? Eine Minute<br />

nachher umjubelte die Riesenmenge den Sieger<br />

Trossi...<br />

Mit echt englischer Regelmässigkeit zogen<br />

Hamilton und Whitney Straight ihre Runden.<br />

Ihr Plan war: regelmässig sein, sich nicht<br />

unnütz ausgeben und durchhalten! Und auch<br />

sie schlössen mit erstaunlichem Erfolg ab.<br />

Der Zuzug des Publikums war ausserordentlich.<br />

Immerhin scheinen die welsche<br />

Schweiz und Frankreich das Hauptkontingent<br />

geliefert zu haben. Viele Ostschweizer werden<br />

sich den 26. August in Bern reserviert<br />

haben. Doch auch so war der Zustrom von

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