E_1934_Zeitung_Nr.047
E_1934_Zeitung_Nr.047
E_1934_Zeitung_Nr.047
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
transporte zurückzugewinnen, bedeutet für<br />
die Oeffentlichkeit eine Gewähr dafttr, dass<br />
die neue Transportorganisation eine Verbilligung<br />
und nicht eine Verteuerung herbeiführen<br />
muss.<br />
Die in Aussicht genommene Konzessionierung<br />
wird insbesondere eine rationelle Regelung<br />
der sogenannten Haus-Haus-Beförderung<br />
ermöglichen. Die Konzessionäre, obwohl<br />
nach wie vor Privatunternehmer, müssen<br />
sich zu einer Genossenschaft zusammenschliessen;<br />
die Konzessionsstrecken werden<br />
den «Asto»-Verkehrsiplänen entsprechen. Die<br />
«Sesa» erhält einen neuen, erweiterten Aufgabekreis;<br />
sie stellt eine Art Zwangsgenossenschaft<br />
der Konzessionäre dar, wobei die<br />
Bundesbahnen auf eine beherrschende Mehrheitsstellung<br />
verzichten.<br />
Eine Reisebeschreibung des Weges, den ein<br />
Frachtstück auf der Strecke von Poschiavo bis<br />
Öberbüren nimmt, als Anschauungsunterricht gedacht,<br />
bildete einen bilderreichen Abschluss<br />
des langen Vortrags, der ausklingt in den Antrag<br />
auf Eintreten: Nicht zur Unterdrückung des Autoverkehrs,<br />
sondern zur genauen Absteckung der ihm<br />
obliegenden Aufgaben.<br />
Erwähnt sei noch, dass laut der Kommission<br />
vorgelegten Berechnungen, die neue<br />
Verkehrsteilung innerhalb der Zone von 10<br />
bis 30 Kilometer rund 500 Motorlastwagen<br />
und ebensoviele Anhängern eine sichere Beschäftigung<br />
geben wird. Wenn diese Wagen<br />
vom Staat angeschafft werden müssten,<br />
würde das Eisenbahnmaterial um 20 bis 25<br />
MI11. Fr., die jährliche Amortisationsquote<br />
um 2 bis 3 Mill. und das staatliche Bedienungspersonal<br />
um 1000 bis 1200 Personen<br />
vermehrt werden.<br />
Wiie schon eingangs erwähnt, blieben diese<br />
Ausführungen nicht unbestritten. Zwei Redner<br />
traten ihnen entgegen. Während aber der<br />
Föderalist Evequoz die vorgesehene Regelung<br />
als solche bekämpfte, weil er in ihr einen<br />
gefährlichen Vorstoss zur gänzlichen<br />
Verstaatlichung und Monopolisierung des<br />
Verkehrs erblickt, wobei zwar auch die Verfassungsmässigkeit<br />
der Vorlage bestritten<br />
wurde, begründete Böhi seine Opposition<br />
ausschliesslich mit der unzulänglichen verfassungsrechtlichen<br />
Grundlage. Während der<br />
Walliser die zwangsweise Konzessionierung<br />
des motorisierten Verkehrs als unzulässige<br />
Einschränkung der Gewerbefreiheit ablehnte,<br />
erklärte sich der Thurgauer grundsätzlich<br />
nicht nur mit der Tendenz der Vorlage, sondern<br />
auch mit ihrer Ausdehnung auf den<br />
Werkverkehr einverstanden.<br />
Kein Wunder, also, dass sich das Plaidoyer<br />
des Bundespräsidenten Pilet hauptsächlich<br />
gegen die Einwände des Erstem richtete.<br />
Der Vertreter des Bundesrates hält das<br />
Problem Bahn:Auto für eins der schwierigsten<br />
unserer Zeit Ohne gründliches Studium<br />
sei es nicht möglich, die sehr komplizierte<br />
Materie zu erfassen. Auch Herr Evequoz sei<br />
von falschen Voraussetzungen ausgegangen.<br />
Es handle sich absolut nicht darum, einen<br />
unbequemen Konkurrenten aus dem Wege<br />
zu schaffen. Eine Unterdrückung des Automobilismus<br />
lehne auch deT Bundesrat als ein<br />
im höchsten Grade unwirtschaftliches Mittel<br />
ab. Nicht durch Kampf, sondern durch Zusammenarbeit<br />
wolle man den Verkehr fördern.<br />
Die Astroversuche haben uns bewiesen,<br />
dass wir uns auf dem rechten Wege befinden.<br />
Die Autotransportunternehmen bleiben<br />
Privatunternehmen, die Eisenbahnen beanspruchen<br />
kein ausschliessliches Recht auf<br />
den Verkehr. Deshalb könne weder von einer<br />
Verstaatlichung noch von einem Monopol gesprochen<br />
werden.<br />
Was die verfassungsrechtliche Frage anbetrifft,<br />
so ißt der Redner auf Grund einlässlicher Prüfung<br />
rur Ueberzeugung gelangt, dass dem durch Art. 36<br />
der B. V. geschaffenen Postregal, auf das sich das<br />
Standes verloren. Nur einer wich nicht.<br />
Hauptmann de Smults. Ein Freund meines<br />
Mannes. Mit Besorgnis verfolgte mein Mann<br />
die einlaufenden Berichte. Seinen ersten Assistenten<br />
und einen bewährten, eingeborenen<br />
Arzt sandte er hinunter. Aber an dem Tage,<br />
an dem er erfuhr, dass sein pflichttreuer<br />
Freund de Smuts hoffnungslos darniederliege,<br />
war sein Entschluss gefasst, selbst an<br />
Ort und Stelle zu sein. Ich beschwor ihn,<br />
die Regenzeit stand vor der Türe. Alles war<br />
vergeblich. Sein Pflichtgefühl stiess alles beiseite.<br />
Im Gegenteil ... unverzüglich mache<br />
er sich auf den Weg, wenn einmal die Regenzeit<br />
einsetze, abseits der Bahn die Wege im<br />
Schlamm versinken, dann werde es beinahe<br />
zur Unmöglichkeit, das Ziel zu erreichen.»<br />
Sie schwieg. Mit keinem Wort störte ich<br />
sie.<br />
«Mit Besorgnis sah ich meinen Mann gehen.<br />
Eine Woche später traf mich die Unglücksbotschaft.<br />
Auch ihn hatte die Seuche erfasst.<br />
Nicht einen Augenblick zögerte ich, meine<br />
Pflicht zu tun. Die Regenzeit hatte eingesetzt.<br />
Stundenweit abseits der Bahn war mein Ziel.<br />
Vom grauen, eintönigen Himmel stürzten die<br />
Wassermassen nieder, die furchtbare Melancholie<br />
der Umgebung hüllte mich in ihren<br />
nassen Nebeln ein. Pferde versagten in dem<br />
Morast der unwegsam gewordenen Strassen.<br />
Von Büffeln gezogen ging es weiter.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Neuer Hispano-Sechszylinder.<br />
Hispano-Suiza hat einen neuen Sechszylindertyp<br />
herausgebracht, dessen durch Stossstangen<br />
und Kipphebel gesteuerter Motor<br />
5183 cem Zylinderinhalt aufweist.<br />
Magnetismus deckt versteckte Risse auf.<br />
Ein interessantes neues Verfahren hat eine<br />
englische Spezialwerkstätte zum Auffinden<br />
feiner Risse in hochbeanspruchten Maschinenteilen<br />
eingeführt. Das zu untersuchende Eisen-<br />
oder Stahlobjekt wird zuerst mit einem<br />
Elektromagneten stark magnetisiert. Beidseitig<br />
eines eventuellen Risses bilden sich<br />
dann verschiedene magnetische Pole aus. Der<br />
Verlauf des Risses lässt sich leicht kenntlich<br />
machen, indem das Objekt mit einer besonderen<br />
Tinte überzogen wird, die feinste Metallkörnchen<br />
enthält. Unter dem magnetischen<br />
Einfluss sammeln sich dann nämlich die<br />
Körnchen über dem Riss an und bilden einen<br />
hervorstehenden Grat.<br />
Amerikas Automobilproduktion.<br />
Die Erzeugung von Personen- und Lastwagen<br />
während des Monats April dürfte mit<br />
378,983 Einheiten, welche in dieser Periode<br />
von der amerikanischen und kanadischen<br />
Automobilindustrie hergestellt wurden, die<br />
grösste monatliche Produktionsmenge seit<br />
Mai 1930 darstellen. In der vorjährigen Parallelperiode<br />
wurden nur 188,968 Wagen pro-<br />
Gesetz stützt, die Bedeutung eines allgemeinen |<br />
Traneportregals zukommt.<br />
Die dem Gesetz vorangegangene Uebereinkunft<br />
zwischen den Eisenbahnverwaltungen und den Automobilinteressenten<br />
behält nur im Rahmen des Gesetzes<br />
Gültigkeit, teilweise wird es durch dieses<br />
aufgehoben. Die Vorlage soll sich nicht nur im<br />
Interesse der Bahnen, sondern dar gesamten Wirtschaft<br />
auswirken. Das bisherige Verkehrschaos<br />
darf nicht weiter bestehen. Wenn es uns nicht gelingt<br />
Ordnung zu schaffen, so wird sich über kurz<br />
oder lang die Frage stellen, wie wir sowohl die<br />
Bahnen, als auch das Autotransportgewerbe vor der<br />
gegenseitigen Vernichtung — durch Subventionen?<br />
— bewahren könnenl<br />
Die vorgeschlagene Lösunr stellt keinen Anfpruch<br />
auf Vollkommenheit Sie wird «ewiss im<br />
Laufe der Zeit dank d»r praktischen Erfahrungen<br />
verbessert werden können. Aber den Versuch sollten<br />
wir wagen. , «•,<br />
Mit 32 Stimmen regen 4, die auf den Rückweisungsaaitra«<br />
Evwjuos f*ß«n, wurd« hierauf Eintreten<br />
beschlossen.<br />
Im Laufe der artikelweisen Beratung gab<br />
Bundespräsident Pilet die Erklärung ab, dass<br />
die im Art 2 des Gesetzes festgelegte Befreiung<br />
des Werkverkehrs im vollen Masse respektiert<br />
werden solle. Dieser wird weder<br />
direkt noch indirekt betroffen werden.<br />
Art 4 bestimmt u. a., dass im Bereiche der<br />
Nebenbahnen einem Dritten keine Normalkonzessionen<br />
erteilt werden sollen, wenn die Bahnen<br />
selbst dafür sorgen, dass spätestens drei<br />
Jahre nach Inkraftreten des Gesetzes eine<br />
ausreichende Haus-Haus-Bedienung vorhanden<br />
ist Wie der Referent bemerkt, haben die<br />
Privatbahnen erklärt dass sie bestehende<br />
Autotransportunternehmungen in ihren Dienst<br />
stellen werden. Gegenüber einer Bemerkung<br />
von Evequoz erklärt Bundespräsident Pilet<br />
hiezu, dass die betreffenden Bahnen, die selbst<br />
die genannte Bedienung einrichten, dem Konzessionszwang<br />
und dadurch auch einer Kontrolle<br />
in bezug auf ihren Tarif unterworfen<br />
werden.<br />
Es lagen zwei Abänderungsanträge der von<br />
Evequoz vertretenen. Kommissions.minderheit<br />
vor, und zwar erstens Streichung der in Art.ll<br />
vorgesehenen Festsetzung der Tarife für die<br />
von der Bahn unabhängigen Transporte durch<br />
die Genossenschaft und ihre Unterbreitung<br />
dem Eidg. Post- und Eisenbahndepartement;<br />
zweitens, zu Art. 15, Heraufsetzung der Zonengrenze<br />
für den Autoverkehr auf 50 km. Beide<br />
Anträge wurden mit grosser Mehrheit verworfen,<br />
wobei Bundespräsident Pilet gegenüber<br />
der ersten Anregung die Notwendigkeit<br />
einer einheitlichen Tarifpolitik betonte, in bezug<br />
auf die Verkehrsteilung jedoch erklärte,<br />
dass die Grenzlinie elastisch gehandhabt werden<br />
solle.<br />
Bei Art. 21 über die Entschädigungspflicht<br />
nicht berücksichtigter Unternehmungen beantragte<br />
eine Kommissionsminderheit, zu der<br />
auch der Referent gehörte und der sich auch<br />
der Vertreter des Bundesrates anschloss, «teilweise<br />
Entschädigung bei unmittelbarer und<br />
empfindlicher Schädigung» (ähnlich wie seiner<br />
Zeit beim Absinthverbot). Ohne Widerspruch<br />
seitens der Kommissionsmehrheit (die «angemessene<br />
Entschädigung für erlittenen unmittelbaren<br />
Schaden» vorgeschlagen hatte), drang<br />
diese Formulierung mit 25 zu 2 Stimmen<br />
durch.<br />
Schliesslich wurde die ganze Vorlage mit<br />
25 Stimmen gegen eine (Eve"quoz^ angenommen<br />
und der Kommission des Nationalrates<br />
überwiesen. G6.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong><br />
daziert und 350,173 im Monat März. Von der<br />
Totalerzeugung stellen 308,263 Einheiten Personenwagen<br />
dar, was einer Zunahme um 93<br />
Prozent gegenüber dem April 1933 entspricht,<br />
während die 70,720 Lastwagen sogar die vorjährige<br />
Monatsproduktion um 146 Prozent<br />
übersteigen.<br />
Englische Automobil-Export-Stelgerung.<br />
Für die ersten vier Monate des laufenden<br />
Jahres berichten die führenden englischen<br />
Automobilfabriken von einer wesentlichen<br />
Auflebung ihres Exportgeschäftes. Eine auch<br />
auf dem Kontinent bekannte Firma hat gegenüber<br />
der vorjährigen Parallelperiode ein Anziehen<br />
gegenüber dem Vorjahre um 65 Prozent<br />
zu verzeichnen.<br />
Eine neue Rennbahn in den Niederlanden.<br />
In der Nähe von Heerlen im niederländischdeutschen<br />
Grenzgebiet ist beabsichtigt, eine<br />
Automobilrennbahn anzulegen, wofür das Gelände<br />
am «Heksenberg» in Aussicht genommen<br />
ist. Die Verhandlungen sind bereits soweit<br />
gediehen, dass der erste Spatenstich<br />
demnächst erfolgen kann. Die Bahn soll mit<br />
allen technischen Einrichtungen modernster<br />
Konstruktion ausgestattet werden.<br />
Das Auto mit Radioempfänger.<br />
Etwa 20 Prozent der in Amerika verkauften<br />
neuen Wagen sind mit Radioempfängern<br />
ausgerüstet.<br />
*•»<br />
istischer<br />
mttm<br />
Sehr<br />
Montreux-Bilderbogen.<br />
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg —<br />
so lautet ein altes und immer wieder wahres<br />
Wort. Es scheint, dass sich die Organisatoren<br />
des ersten Grossen Preises von Montreux<br />
diese Wahrheit hinter die Ohren geschrieben<br />
haben, indem sie ein Autorennen<br />
innerhalb weniger Monate aufzuziehen wagten.<br />
Der Versuch war kühn, doch der Erfolg<br />
ist gross. So überwältigend, dass man<br />
sich in Zukunft jedes Jahr auf den Grossen<br />
Preis in Montreux freuen darf. Der ganze<br />
Wurf war eine Spekulation, die jedoch<br />
durchdacht war und von Routine und Sicherheit<br />
der Organisatoren zeugt. Die Sektion<br />
Waadt des A.C.S. und der Verkehrsverein<br />
von Montreux haben auf ihre Weise zur Ankurbelung<br />
des Fremdenverkehrs beigetragen.<br />
Sie verdienen nicht nur den Dank aller<br />
Sportskreise, vielmehr auch aller schweizerischer<br />
Verkehrsinteressenten, denen sie zeigten,<br />
wie man es anzustellen hat, um auch in<br />
einer Krisenzeit neue Wege zu finden. Wir<br />
brauchten mehr solche Leute wie diesen initiativen,<br />
umsichtigen Sportspräsidenten der<br />
Waadtländer A.C.S.-Sektion und Präsidenten<br />
des Organisationskomitees, Herrn Baumgartner.<br />
Und die Presse wusste sich in Montreux<br />
ebenfalls in guten Händen. Den über<br />
100 Vertretern der Federzunft war Herr<br />
Alblas, der Rennsekretär und Leiter des<br />
Verkehrsbureaus von Montreux ein unermüdlicher,<br />
liebenswürdiger und stets zur<br />
Verfügung stehender Pressechef.<br />
Die Preisverteilung des Rennens fand am<br />
Sonntag abend in den schönen gediegenen<br />
Räumlichkeiten des Kasinos statt, wo sich<br />
rund 1000 Personen einfanden, die die kühnen<br />
Fahrer auch im bescheidenen Zivil sehen<br />
wollten. Trossi, Etancelin und alle die<br />
andern wurden herzlich gefeiert, und kein<br />
Fahrer wird gefunden haben, seine Gabe<br />
stehe nicht im Vergleich zu seiner Leistung.<br />
Die Musik der Motoren schwieg — Geige,<br />
Flügel und Jazz übernahmen nun die Führung,<br />
und mit schönen Frauen, die an den<br />
besonnten Ufern des Leman in besonders<br />
erfreuender Vielfalt zu gedeihen scheinen,<br />
liess sich manche Runde auf dem Parkett<br />
drehen. Varzi, war bei der Preisverteilung<br />
nicht zu sehen. Jedermann fragte vergeblich<br />
nach ihm. Er wollte wohl kommen, doch<br />
überall traf er auf verschlossene Kasinotüren.<br />
Und so musste er wohl oder übel auf<br />
der Strasse warten...<br />
Das Publikum, das nach Schluss des Rennens<br />
die Strasse in wilder Flucht überschwemmte,<br />
rannte auf Tod und Leben, um<br />
einen der Sieger persönlich zu Gesicht zu<br />
bekommen. Trossi wurde stark beklatscht,<br />
doch bei aller Anerkennung für seine Leistung<br />
zollte man dem ewigen Pechvogel<br />
Etancelin mindestens so viel Anerkennung.<br />
« E - tan - ce - Iin, E - tan - ce - lin > so<br />
klang der rythmisch beschwingte Ruf der<br />
Tausenden, und der Franzose, von seinem<br />
grauenhaften Pech und der Anstrengung der<br />
Fahrt noch ganz verstört, zwängte sich ein<br />
Lächeln auf sein hartes, männliches Gesicht<br />
und liess sich einen herrlichen Blumenstrauss<br />
in die Arme pressen.<br />
Trossi hatte in Montreux seinen ersten<br />
Grossen Preis gewonnen. Es war sein<br />
grosser Tag. Er erklärte zusammen mit<br />
Varzi wenige Minuten na li dem Rennen,<br />
beide wären sie sehr glücklich, nach Montreux<br />
gekommen zu sein. Trossi gab zu, die<br />
Strecke sei sehr schwierig, mehr als er es<br />
anfänglich angenommen hätte. Dieser Circuit<br />
stelle ein unübertroffenes Prüfungsfeld<br />
für Fahrer und Maschinen dar. Etancelin<br />
konnte seine Enttäuschung nicht ganz verbergen.<br />
« C'est ä mes freins, que je dois d'avoir<br />
termine en seconde Position > meinte er<br />
resigniert. Seine kleine Frau stand kopfschüttelnd<br />
neben ihm. Sie hatte während<br />
90 Runden um das gebangt, was sich in<br />
der 89. vollzog...<br />
In einem Interview betonte nachher der<br />
französische Eintzelfahrer, dass das Rennen<br />
ausserordentlich anstrengend gewessen sei.<br />
In den letzten Runden hätte er e'ne grosse<br />
Müdigkeit gefühlt. Seine mangelhaften Bremsen<br />
stellten ihn vor die Alternative, entweder<br />
mit Höchsttempo weiterzuhetzen und<br />
dabei einen bösen Sturz zu riskieren, oder<br />
mit etwas Verhaltenheit sich den zweiten<br />
Platz zu reservieren. Etancelin wählte vorsichtig<br />
den letzteren Weg. Mit der fortschreitenden<br />
Entleerung des Benzinreservoirs,<br />
das sich hinten im Wagen befand,<br />
wurde zudem die Schleudergefahr des<br />
Maserati grösser. Etancelin fühlte schon<br />
nach dem halben Rennen, dass seine<br />
Bremsen nicht mehr auf jeden Wink gehorchten<br />
und war deshalb darauf gefasst,<br />
noch von einem andern Konkurrenten überholt<br />
zu werden. « Sehen Sie », so fuhr er<br />
fort, « mein Schicksal ist das aller Einzelfahrer,<br />
die ge?en mehrere Vertreter eines<br />
Rennstalles kämnfpn müssen. Nehmen Sie<br />
einmal meinen Fall an. Was konnte ich im<br />
Grunde genommen gegen drei Fahrer der<br />
Scuderia Ferrari ausrichten ? Das ist der<br />
Kamnf der M'"cke'eegen den Elefanten! Und<br />
wenn ich eines Tages doch den ersten<br />
Platz gewinnen werde, so geschieht das<br />
mit viel Glück. Es ist eine harte Aufgabe,<br />
allein gegen Drei kämnfen zu müssen.»<br />
Autorennen sind nicht nur eine Angelegenheit<br />
der reinen Schnelligkeit, der Ausdauer<br />
und der Kraft. Nein, auch mit dem Kopf<br />
muss gearbeitet werden. Ein richtiger<br />
Schlachtenplan ist fast so wichtig wie ein«<br />
gute Maschine. Etancelins Taktik war, gleich<br />
von Anfang an mit Höchsttempo loszulegen,<br />
um die Spitze zu erreichen. Er hoffte, auf<br />
diese Weise einen Abstand zwischen sich<br />
und seine Verfolger zu legen, der auf dem<br />
schwierigen Parcours nicht leicht eingeholt<br />
werden konnte. Wenn seine Bremsen ihn am<br />
Schluss nicht zur Vorsicht gezwungen hätten,<br />
so wäre dieser Plan wohl auch geglückt<br />
Am Sonntag musste er scheitern. Die Stellung<br />
des Franzosen, der wie ein Wild gehetzt<br />
wurde, war natürlich bedeutend schwerer als<br />
die der Verfolger.<br />
Mit gewohntem Geschick arbeitete die<br />
Scuderia Ferrari, für einen Laien fast unmerklich,<br />
in Wirklichkeit bis aufs Letzte ausgerechnet.<br />
Moll war der Erste, der sich auf<br />
die Fersen machte und Etancelin nachsetzte.<br />
Er lag einige Zeit an zweiter Stelle, und ein<br />
Erfolg wäre durchaus nicht unmöglich gewesen.<br />
Da warf ihn ein Defekt erst zurück,<br />
und nachher noch ganz aus dem Rennen, so<br />
dass seine Chancen zunichte wurden. Wohl<br />
hoffte er, einen seiner Kollegen ablösen zu<br />
dürfen, doch die zogen es vor, selber den<br />
Hasen zu jagen. Varzis tolle Verfolgungsjagd<br />
gehörte dann zu den ganz grossen Ereignissen<br />
des Rennens. Runde um Runde<br />
holte der Italiener auf, bis dann auch er im<br />
entscheidenden Momente bei den Boxen anlegen<br />
und so alle Aussichten hergeben<br />
musste. Trossi, der sich von mittlerer Lage<br />
unheimlich regelmässig nach vom geschafft<br />
hatte, wurde nun als letzte Waffe eingesetzt,<br />
während Varzi zur Stützung des Grafen<br />
diente. Immer rascher kam dieser daher, und<br />
bis zu 1 Min. 52 Sek. senkte er den Rundenrekord.<br />
Auf den Geraden soll der Graf<br />
nach seiner eigenen Erklärung gut 175 km/St,<br />
gehalten haben. Etancelin wehrte sich wie<br />
verzweifelt, und fühlte doch, wie die<br />
Schlinge um seinen Hals zugezogen wurde.<br />
In der 89. Runde ereignete sich das Drama.<br />
Heulend zog der rote AHa Romeo an dem<br />
Franzosen vorüber. Was mag in ihm in dieser<br />
Sekunde vorgegangen sein? Eine Minute<br />
nachher umjubelte die Riesenmenge den Sieger<br />
Trossi...<br />
Mit echt englischer Regelmässigkeit zogen<br />
Hamilton und Whitney Straight ihre Runden.<br />
Ihr Plan war: regelmässig sein, sich nicht<br />
unnütz ausgeben und durchhalten! Und auch<br />
sie schlössen mit erstaunlichem Erfolg ab.<br />
Der Zuzug des Publikums war ausserordentlich.<br />
Immerhin scheinen die welsche<br />
Schweiz und Frankreich das Hauptkontingent<br />
geliefert zu haben. Viele Ostschweizer werden<br />
sich den 26. August in Bern reserviert<br />
haben. Doch auch so war der Zustrom von