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E_1934_Zeitung_Nr.064

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Witterung am ehesten entsprechende Vergasereinstellung<br />

vorgenommen und die hiefür<br />

bestgeeigneten Düsen eingesetzt. Sie hatten<br />

überhaupt nur Gelegenheit gehabt, das Regime<br />

eingehend zu studieren, das dem Motor<br />

bei stark abgekühlter und recht wasserreicher<br />

Luft am besten zusagte. Da für den Sonntag<br />

keinerlei Besserung vorauszusehen war, wurden<br />

die Instruktionen an die Mechaniker entsprechend<br />

gegeben. Bei der zunehmenden<br />

Aufheiterung und der ansteigenden Wärme<br />

änderten sich die Voraussetzungen für die<br />

Maschinen durchwegs, doch war wenig oder<br />

keine Zeit mehr, um noch an aussichtsreiche<br />

Korrekturen oder « Umbau » zu denken. So<br />

hielt dann mancher Wagen nicht, was der<br />

Fahrer selbst und was das Publikum auf<br />

Grund der Trainingsergebnisse und früherer<br />

Leistungen erwarten durfte.<br />

Manch ein Teilnehmer am Rennen erklärte<br />

sich auch wegen seiner mangelhaften Kenntnis<br />

der Strecke als geschlagen und wird wohl<br />

für ein nächstes Mal seine Konsequenzen<br />

daraus ziehen. Wir haben bereits an anderer<br />

Stelle darauf hingewiesen, dass ein ungenügend<br />

vorbereitetes Rennen nur eine halbe<br />

Sache sein könne und selten zu Erfolg führe.<br />

Es hat aber auch im schweizerischen Lager<br />

immer noch solche Gemütsmenschen, die sich<br />

damit begnügen, am letzten Tag vor dem<br />

Austrag anzutreten, in der Meinung, dass nur<br />

die anderen vermehrte Vorbereitung notwendig<br />

hätten. Verschiedene Fahrer waren zwar<br />

rechtzeitig auf dem Platze, schoben dann<br />

aber ihre Probeläufe angesichts des schlechten<br />

Wetters immer wieder hinaus, bis es<br />

schliesslich kaum mehr zu ein oder zwei<br />

Fahrten reichte. Auch hier gilt es, an manchen<br />

Orten die Zügel noch etwas straffer in<br />

die Hände zu nehmen. Die Rennleiter von<br />

Me cedes-Benz und Auto-Union werden bestimmt<br />

ihre guten Gründe gehabt haben, dass<br />

sie jeden Tag und bei jeglicher Witterung<br />

mit ihren Schützlingen zu den Probeläufen<br />

erschienen und keine Gelegenheit zum Training<br />

ausliessen. Ihr Fleiss ist denn auch<br />

schlussendlich reichlich belohnt worden.<br />

Dies vorausgeschickt, sei kurz über das<br />

Rennen selbst einiges berichtet.<br />

Die Sportwagen.<br />

Diese Kategorie brachte — wenigstens für<br />

das Publikum — die wenigsten Ueberraschungen<br />

oder Enttäuschungen, indem sich<br />

die Zahl der vom Start überhaupt ferngebliebenen<br />

Fahrer in recht bescheidenen Grenzen<br />

hielt und zudem nicht die aussichtsreichsten<br />

unter ihnen betraf. Schon in der kleinsten<br />

Wertungsgruppe ergaben sich die ersten Ausfälle,<br />

und die Meldung «hat zwischen Start<br />

und Tunnel aufgegeben», die erstmals den<br />

Deutschen Bäumer betraf, wurde noch verschiedentlich<br />

durch die verschiedenen Posten,<br />

denen die Streckenkontrolle oblag, zum Ziel<br />

hinauf weitergegeben. Hier überraschte der<br />

Qenoveser Beccaria auf einem Fiat, der in der<br />

gefälligen Linienführung und strahlenden<br />

Sauberkeit wie ein Spielzeug aus einem Baukasten<br />

aussah, mit einem eindrucksvollen<br />

Sieg, bei welchem alle übrigen Konkurrenten<br />

recht deutlich distanziert wurden. Man würde<br />

diesem Wägelchen, das allerdings mit Kompressor<br />

ausgestattet ist, ein solches Tempo<br />

auf den ersten Blick keineswegs zutrauen,<br />

doch kann man sich eben hier wie anderswo<br />

herzlich wenig auf das Aeussere verlassen!<br />

Unser erster Landsmann in dieser Gruppe,<br />

der Zürcher Schneider, war gleich vom Pech<br />

verfolgt, indem er wegen nachträglich festgestelltem<br />

Kompressordefekt in Form eines Risses<br />

in der Aussenwand vom Bergli weg nie<br />

mehr richtig auf Touren kam. Schneider hielt<br />

schon im unteren Teil' der Strecke längere<br />

Zeit an, entschloss sich dann aber doch noch,<br />

das Letzte zu wagen, um wenigstens das<br />

Rennen zu beenden.<br />

Graf Lurani hatte in seiner Gruppe keinerlei<br />

ernstliche Konkurrenz, und so nahm er<br />

sich vor, diese seltene Gelegenheit einmal<br />

richtig auszukosten und seinen Sieg in aller<br />

Ruhe heimzufahren. Aber wie es dann so<br />

geht, kam der südliche Herrenfahrer so in<br />

Schuss, dass er alle Vorsätze vergass und<br />

seiner Rennbegeisterung und -leidenschaft<br />

freien Lauf Hess. Er belegte nicht nur den<br />

ihm durchaus sicheren ersten Platz, sondern<br />

verbesserte den Rekord gleich um 52 Sekunden.<br />

Die eine der beiden Amazonen, die Polin<br />

Kozmian (wer denkt da nicht an das vielbesungene<br />

Polenstädtchen!) musste sich nach<br />

recht sauberer Fahrt in den unteren Kehren<br />

auf dem Rest der Strecke mit Kerzendefekten<br />

herumärgern und war schliesslich froh, als<br />

sie auf zwei hinkenden Zylindern noch das<br />

Ziel erreichte. Der Vertreter einer bei uns<br />

durchaus unbekannten französischen Rennorganisation,<br />

« Ecurie Toril », hatte mit seinem<br />

Debüt am Klausen wenig Glück, denn<br />

bei dem einen Tunnel fuhr der Pilot Res über<br />

das Strassenbord hinaus, wo sein Salmson die<br />

Reise unrühmlich beendete.<br />

Schon in den Vortagen hatte sich der Franzose<br />

Rey als ein recht gewiegter Fahrer und<br />

aussichtsreicher Anwärter auf einen Klassensieg<br />

entpuppt, und so überraschte seine Bestzeit<br />

in der Gruppe keineswegs. Allerdings<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N° 64<br />

vermochte er dem von Nuvolari vor zwei<br />

Jahren aufgestellten Rekord gar nichts anzuhaben,<br />

der damit nicht nur weiterhin in allen<br />

Ehren und Rechten bleibt, sondern auch für<br />

die Meisterschaft seines Inhabers spricht.<br />

J. Kessler, ein alter Kenner des Klausen,<br />

konnte, trotzdem er nun seit längerer Zeit<br />

eine seinerzeit sehr erfolgreiche Renntätigkeit<br />

abgeschlossen hatte, der Versuchung und<br />

dem Reize nicht widerstehen und rangierte<br />

wieder einmal unter den Konkurrenten. Freilich<br />

hat es nicht zu einer zeitraubenden Vorbereitung<br />

gereicht, und so musste doch etwas<br />

verhalten gefahren werden. « Man wird mit<br />

dem Alter eben vorsichtiger», meinte der<br />

früher recht populäre « Sepp », doch glauben<br />

wir, dass, wenn die richtige Maschine und<br />

genügend Zeit zur Verfügung stände, das Alter<br />

keine Rolle mehr spielen würde!<br />

Eine Rekordzahl von Meldungen wies die<br />

Gruppe der 2—3-Liter-Wagen auf, in der,<br />

nach der Qualität der dort vereinigten Konkurrenten<br />

zu urteilen, ein heisser Streit um<br />

den Erfolg erwartet werden konnte. Stuber<br />

und Balestrero gehörten zu den sichersten Anwärtern<br />

auf den ersten Platz. Der Schweizer<br />

Meister hatte aber schon bei den Trainingsfahrten<br />

ständige Plackereien wegen unzureichender<br />

Vergasung und musste daher mehr<br />

als einmal bei den Probeläufen auf halbem<br />

Weg umkehren. Offenbar gelang es allen Anstrengungen<br />

seines kompetenten Helfers zum<br />

Trotz nicht mehr, dem Uebel vollständig abzuhelfen,<br />

und so ging der Berner seiner<br />

Chancen auf den Sieg verlustig. Balestrero<br />

hat sich dieses Jahr schon am Kesselberg als<br />

ein gewandter und draufgängerischer Bergfahrer<br />

gezeigt, indem er dort Kategoriesieger<br />

geworden war. Er hat den Klausen gründlich<br />

studiert und seinem Wagen alle Sorgfalt angedeihen<br />

lassen. Der Italiener war daher<br />

recht zuversichtlich, und trotzdem auch sein<br />

Tempo zeitweise etwas unter einem armen<br />

Gemisch zu leiden hatte, weil die Vergasereinstellung<br />

mehr den Verhältnissen der Vortage<br />

entsprach, so gelang es ihm, sich an die<br />

Spitze zu setzen und sich den vielbegehrten<br />

Lorbeer zu sichern. Er kam dabei dem<br />

Stuck'schen Rekord aus dem Jahre 1932 von<br />

17.00,6 recht nahe, aber um ihn zu schlagen,<br />

dazu reichten die Mittel doch nicht aus. Mit<br />

dem genau gleichen Wagen belegte der Turiner<br />

Dusio mit zehn Sekunden Distanz auf<br />

seinen Landsmann den zweiten Rang und gab<br />

damit in recht manierlicher Weise seine Visitenkarte<br />

am Klausen ab. Hartmann, der als<br />

Vierter nach Stuber folgte, konnte nach dem<br />

Unfall im Training nicht sein Bestes geben.<br />

Die dabei arg mitgenommene Achse seines<br />

Bugatti wurde in der Eile kalt etwas zurechtgerichtet,<br />

doch hätte man die Maschine nie<br />

mit gutem Gewissen voll ausfahren können.<br />

E. Rampinelli, der als Zweiter im Bunde unsere<br />

Farben in der Gruppe vertrat, hatte im<br />

Training stets ein scharfes Tempo vorgelegt,<br />

das eine recht aussichtsreiche Zeit am Rennen<br />

selbst versprach. Allerdings konnte er nie<br />

daran denken, den übrigen Alfa-Leuten etwas<br />

anzuhaben, indem sie alle mit wenigen Ausnahmen<br />

über Maschinen mit grösserem Zylinderinhalt<br />

(2,6 anstatt nur 2,3 Liter) verfügten,<br />

die zudem durch besondere Karossierung<br />

wenigstens 200 kg leichter waren als sein<br />

wirklich serienmässig gebautes Sportmodell.<br />

Bei elf Konkurrenten aber dennoch an sechster<br />

Stelle einzulaufen, bedeutet einen erfreulichen<br />

Achtungserfolg, der sehr für die guten<br />

Fahreigenschaften von Rampinelli spricht.<br />

Hörning, der dritte Eidgenosse in dieser<br />

recht internationalen Phalanx, vermochte leider<br />

auch nicht zu halten, was seine Trainingsleistungen<br />

versprochen hatten. Die Benzinzufuhr<br />

war teilweise wegen mangelndem Förderdruck<br />

recht ungenügend, so dass der Fahrer<br />

die Handpumpe zu Hilfe nehmen musste<br />

und daher reichlich an Tempo einbüsste.<br />

In der Wertungsgruppe der 3—5 Liter<br />

stand der Sieg von Strazza, einem auch in<br />

verschiedenen schweizerischen Rennen sehr<br />

erfolgreichen Bergspezialisten, schon zum<br />

voraus ziemlich fest. Aber trotz einer sehr<br />

rasanten Fahrt, die um so bemerkenswerter<br />

war, als der Italiener wegen verspäteter Ankunft<br />

am offiziellen Training überhaupt nicht<br />

teilnehmen konnte, vermochte er dem geltenden<br />

Rekord nichts anzuhaben. Dieser datiert<br />

übrigens als einer der wenigen noch aus dem<br />

Jahre 1927 und hat seither allen Anstürmen<br />

erfolgreich standgehalten. Die letzte Gruppe<br />

der Sportwagen war übrigens die einzige, in<br />

der ausschliesslich Wagen ohne Kompressoren<br />

starteten und daher dem ursprünglichen<br />

Charakter des eigentlichen Sportmodells am<br />

ehesten entsprachen. Daher dürfen sich die<br />

erzielten Zeiten durchwegs sehr wohl sehen<br />

lassen, indem besonders, auch das Resultat<br />

des an zweiter Stelle liegenden Fordfahrer* 1<br />

Malugani noch günstiger ist als einzelne Zeiten<br />

verschiedener Wagen, die sich in ihrem<br />

Bau schon mehr der Rennmaschine nähern.<br />

Im übrigen scheint sich der Vorgenannte im<br />

Blindfahren geübt zu haben, denn sonderbarerweise<br />

zeigt sein Spritzbrett kein einziges<br />

Kontrollinstrument, so dass der Pilot<br />

sich offenbar ganz auf sein Gefühl verlassen<br />

musste und konnte.<br />

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