E_1935_Zeitung_Nr.047
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N° 47<br />
Praktische<br />
Wink«<br />
Eine praktische Trichterverbesserung. Welcher<br />
Fahrer hat sich nicht schon darüber geärgert,<br />
dass beim Auffüllen eines Behälters<br />
mit Hilfe eines Trichters der Behälter unversehens<br />
voll war, worauf dann die noch<br />
im Trichter enthaltene Flüssigkeit verloren<br />
ging? Um dem zu begegnen, hat sich, ein<br />
pfiffiger Autler den unten abgebildeten<br />
«Ventiltrichter» angefertigt Als Ventilorgan<br />
vor der unteren Trichtermündung dient eine<br />
!Wi« sich ein Praktikus seinen Trichter verbessert<br />
hat.<br />
Bleikugel, die mit einer Kette von oben festgehalten<br />
oder fallen gelassen werden kann.<br />
Durch Anlöten eines engen Trichterausflussrohres<br />
wurde auch die Möglichkeit geschaffen,<br />
den Füllungsgrad des Behälters ständig<br />
zu beobachten. Ist der Behälter voll, so wird<br />
ein weiterer Ausfluss aus dem Trichter durch<br />
Fallenlassen der Bleikugel verhindert und<br />
der noch im Trichter enthaltene Flüssigkeitsrest<br />
kann zurückgeschüttet oder anderweitig<br />
verwendet werden.<br />
Verkleinerung der Düsenöffnung. Einen<br />
ganz originellen Ausweg fand ein Motorradfahrer<br />
als er gezwungen war, einen andern<br />
Brennstoff zu verwenden als gewöhnlich und<br />
die Vergaserdüse sich als zu gross ,erwies.<br />
Da er die Oeffnung nicht verändern wollte,<br />
so steckte er einen ganz feinen Draht durch<br />
die Düse, den er an den beiden Düsenenden<br />
umbog und so auf einfachste Weise die Bohrung<br />
verkleinerte, ohne die Düse zu.beschädigen,<br />
-ro-<br />
Stanniol als Dichtungsmaterial. Es ist noch<br />
wenig bekannt, dass Stanniol sich sehr gut<br />
zum Abdichten konischer Rohrverbindungen<br />
eignet. Auch bei Verbindungen mit sphärischem<br />
Sitz stellt es vielfach das bei weitem<br />
wirksamste Dichtungsmaterial dar.<br />
Bringt man ein Stanniolblatt auf die eine<br />
Seite einer Kupferasbestdichtung, so lässt<br />
sich diese später ohne weiteres wieder abnehmen<br />
und nochmals verwenden, während<br />
sie sonst oft festklebt und dann beim Abnehmen<br />
verdorben wird. ' +<br />
T«»«lan. S|»*e«l»jc£BciI<br />
Frage 9436. Erfahrungen mit Ermetox. tJnter<br />
diesem Namen wird in jüngster Zeit ein Präparat<br />
angeboten, welches alte Motoren gewissermassen<br />
regenerieren und leistungsfähiger machen soll. lob<br />
besitze einen alten Motor, der noch recht gut läuft,<br />
indessen, gewisse Ermüdungserscheinungen zeigt,<br />
die duTch das genannte Präparat vielleicht beseitigt<br />
werden könnten. Ich möchte aber nicht einen<br />
nutzlosen Versuch machen, den ich möglicherweise<br />
6päter bereuen müsste. Ist vielleicht einer meiner<br />
Sportkollegen in der Lage, mir diesbezüglich Erfahrungen<br />
freundlichst mitzuteilen? A. G. in E.<br />
Frage 9437. Unrund laufende Kardanwelle. Wir<br />
haben ein 2-Tonnen-Chassis um 45 cm verlängert<br />
Die Welle wurde verlängert, indem dieselbe entzwei<br />
geschnitten, ein passendes Stück Rohr von 60 cm<br />
Länge beidseitig hineingeschoben und ein gleiches<br />
Bohr wie die Welle von 45 cm beidseitig elektrisch<br />
zwischen hinein geschweisst wurde. Die ganze<br />
Welle wurde nun- wegen ungleichen Laufes rund<br />
abgedreht. Bis zu zirka 35 Vm Geschwindigkeit läuft<br />
nun diese Welle ruhig. Bei grösserer Geschwindigkeit<br />
fängt sie jedoch so zu schwingen an, dass das<br />
Wechselgetriebe und der .ganze Wagen mitschwingt.<br />
Man hat uns empfohlen, ein Zwischengelenk einbauen<br />
zu lassen. Ist es nicht möglich, event. eine<br />
Welle mit groeserem Durchmesser einzubauen? Die<br />
jetzige Welle hat einen Durchmesser von 6,5 cm<br />
und ist 2,20'tn lang, beidseitig ist sie mit rHardygelenken<br />
versehen. Welche Firma würde event.<br />
eine solche schwingungsfreie Welle herstellen?<br />
M. S. in S.<br />
Antwort: Verlängerungen oder Veränderungen<br />
an den modernen rasch laufenden Kardanwellen<br />
sind immer eine heikle Angelegenheit In<br />
Ihrem Fall wurde der* Fehler begangen, dass der<br />
nach dem Verlängern beobachtete unrunde Lauf<br />
nicht durch sorgfältiges Zurechtbiegen, sondern<br />
durch Abdrehen erfolgte. Da das Rohr nun ungleich<br />
dicke, Wandungen aufweisen wird, ist der<br />
Massenausgleich erst recht gestört. Ein ausbalancierter<br />
Lauf der Welle bei hohen Tourenzahlen<br />
kann jetzt nur noch durch Anbringung von Gegengewichten<br />
erreicht werden, was jedoch eventuell<br />
langwierige Versuche notwendig macht. Eine Komplikation<br />
entsteht, in- Ihrem Fall womöglich noch<br />
durch die Hardygelenke, die, wenn eie nicht besondere<br />
Zentrierungen aufweisen, leicht radial<br />
etwas nachgeben und dann den unrunden Lauf<br />
noch verstärken.<br />
-Ein Zwischengelenk sollte nicht erforderlich<br />
sein, es würde deshalb tiur eine vermeidbare Komplikation<br />
bedeuten. Wird eine neue Welle hergestellt,<br />
so dürfte es sich jedoch empfehlen, den<br />
Durchmesser etwas grösser zu wählen.<br />
Ihre Frage nach Firmen, die sich für den Fall<br />
interessieren, lassen wir zur allgemeinen Beantwortung<br />
offen.<br />
Frage 9438. Batterielmifladezelt nach Anlassergebrauch.<br />
Wie lange geht es, bis nach der Be- ;<br />
nützung, des Anlassers die Wagenbatterie wieder<br />
vollständig aufgeladen ist? Besteht nicht die Gefahr,'<br />
dass im Sommer, wenn der Anlasser nur • verhält- ;<br />
nismässie leichte Arbeit hat und die Beleu£htnng a<br />
seltener gebraucht wird, die Batterie ständig überladen<br />
wird? Der Umstand, dass manche englische<br />
Wagen einen besonderen Schalter aufweisen, mit<br />
dem die Ladestromstärke auf Sommer- oder Winterbetrieb<br />
eingestellt werden kann, scheint das doch<br />
zu bestätigen. W. W. in K.<br />
Antwort: Das Wiederaufläden der Batterie<br />
nach erfolgter Stromentnahme durch den Anlasser<br />
erfordert gewöhnlich nur wenige Minuten. Selbst<br />
wenn man annimmt, dass der Anlasser 5 Minuten<br />
lang 300 Ampere verbraucht, so sind nachher nur<br />
300x5 „ „ , . , , , , ,<br />
•—gg— =- 25 Ampörestnnden nachzuladen, was bei<br />
10 Ampere Ladestromstärke theoretisch 2K Std.<br />
erfordern würde. Selbstverständlich kommt aber<br />
auch dem schlimmsten Autoschinder eine öminutige<br />
ununterbrochene Anlasserbetätigung nicht in den<br />
Sinn. Mehrere hundert Ampere nimmt der Anlasser<br />
gewöhnlich auch nur in den ersten Momenten auf,<br />
während die Stromstärke nachher, wenn der Motor<br />
einmal im Schwung ist, nur noch etwa 70—-150<br />
Ampere, je nach der Spannung der Anlage, konsumiert.<br />
Durchschnittlich kann man annehmen,<br />
dass der Stromverbrauch durch den Anlasser nach<br />
1—2 Minuten Fahrt wieder ausgeglichen ist.<br />
Die Gefahr der Batterieüberladung ist nur bei<br />
stromregulierenden Dynamos im Sommer tatsächlich<br />
vorhanden. Sie macht sich vor allem dadurch<br />
geltend, das* das Säureniveau in den Zellen rasch<br />
sinkt, da eben die Batterie mehr oder weniger<br />
immer «kocht». Bei Spannungsregulierenden Systemen<br />
nimmt die Ladestromstärke jedoch sehr<br />
stark ab, sobald einmal eine gewisse Batteriespannunjc<br />
erreicht ist. Spannungsregler lassen sich<br />
übrigens nachträglich noch in den meisten nur<br />
spannüngsregulierenden Systemen einbauen. Der<br />
bei manchen englischen Wagen anzutreffende speziell«<br />
Schalter ermöglicht im Sommer das Einschalten<br />
eines Widerstandes in die Erregerwicklung<br />
der Lichtmaschine, so dass deren Ladestrom geringer<br />
ausfällt.<br />
-at-.<br />
Puvas«. Spvechs<br />
Anfrage 517. Indirektes Verschulden. Ich fuhr<br />
kürzlich mit meinem Wagen in Chaux-de-Fonds bei<br />
einer Kreuzung in eine der beiden dort zusammenlaufenden<br />
Strassen ein und hielt in kurzem Abstand<br />
nach der Kreuzung meinen Wagen an. Dabei hielt<br />
ich die rechte Fahrbahn inne, doch mag der Wagen<br />
nicht scharf am Trottoirrand angestanden haben.<br />
In einem Abstand von etwa 12 m hielt nun hinter<br />
mir ein Neuenburgerwagen, da dieser der irrtümlichen<br />
Meinung war, dass ich nur angehalten hätte,<br />
um unmittelbar darauf rückwärtsfahrend in die<br />
andere Strasse einfahren zu können. Ein französisches<br />
Automobil, das dicht hinter dem Neuenburger<br />
herfuhr, übersah offenbar das Anhalten des vor<br />
ihm zirkulierenden Fahrzeuges, fuhr in dieses hin- 1<br />
ein, was zu einem kleineren Sachschaden führte.<br />
Da sich die Parteien nicht einigen konnten, kam der<br />
Fall zur Aburteilung vor Polizeigericht. Ich wurde<br />
nun ebenfalls als Mitbeteiligter zitiert, jedoch von<br />
einem direkten Verschulden freigesprochen. Dagegen<br />
wurde ich zur Uebernahme eines ansehnlichen Teils<br />
der Gerichtskosten verurteilt; mit der Begründung,<br />
ich sei dadurch strafbar geworden, dass ich nicht<br />
auf «der äussersten rechten Strassenseite gemäss<br />
Art. 49 der Vollziehüngsverordnung angehalten<br />
habe. Da ich nun nach meiner Auffassung aberan<br />
dem Zusammenstoss der beiden übrigen Wagen<br />
durchaus unbeteiligt bin, scheint mir diese Kosten-'<br />
Überbindung als ungerechtfertigt. E. S.. in O.<br />
Antwort: Wir halten das vorliegende Urteil<br />
für ein Fehlurteil. Es ist uns nicht klar, wieso Sia<br />
zum grössten Teile der Verfahrenskosten verurteilt<br />
worden sind, nachdem Sie als Angeschuldigter freigesprochen<br />
worden sind. An sich ist es möglich,<br />
da'ss einem freigesprochenen Angeschuldigten unter<br />
gewissen Voraussetzungen die Kosten ganz oder<br />
zum Teil auferlegt werden können. Dies darf aber<br />
nur dann geschehen, wenn der Angeschuldigte die<br />
Verdachtsgründe, die das Strafverfahren veranlasst<br />
haben, durch sein eigenes, ihm zum Verschulden<br />
anzurechnendes Verhalten erregt hat. Dies war<br />
nun sicherlich vorliegend nicht der Fall. Sodann<br />
darf die Verurteilung zu Kosten unter keinen Umständen<br />
einem Verdachtsurteil gleichkommen. Wir<br />
sind der Ansicht dass das in Frage stehende Gerichtsverfahren<br />
in mehrfacher Hinsicht eigenartig<br />
verlaufen ist, obwohl es immerhin für den nicht in<br />
allen Einzelheiten Orientierten schwer ist ein absolut<br />
sicheres Urteil zu fällen. Nichtsdestoweniger<br />
sind wir der Auffassung, dass, nachdem noch ein<br />
anderer Angeschuldigter vorhanden war und dieser<br />
verurteilt worden ist diesem alle oder zum mindesten<br />
der Hauptteil an den ergangenen Kosten hätte<br />
auferlegt werden müssen. So wie das Urteil<br />
heute lautet, sieht es einem unzulässigen Verdachtsurteil<br />
gleich. Eine Korrektur wäre allenfalls auf<br />
dem Wege der Appellation möglich gewesen, sofern<br />
das Strafprozessgesetz des Kantons Neuenburg für<br />
diese Fälle eine solche vorsieht *<br />
Handel u. Ind<br />
Ein neuer Brennstoffzusatz. Neue Brennstoffzusätze<br />
empfängt man heute meist kritisch, ja so-*'<br />
gar mit einem gewissen Unbehagen, der von den<br />
mit solchen Stoffen gemachten Erfahrungen herrührt<br />
Was hat man dem Fahrer nicht schon alles<br />
versprochen!<br />
Trotzdem soll man «Neues > nicht ohne weiteres<br />
von der Hand weisen, denn schliesslich kann auch<br />
wieder einmal etwas Gutes gefunden werden. Besonders<br />
auf dem Gebiete der Katalysatoren, d. h«<br />
derjenigen Verbindungen, welche die chemischen<br />
Umsetzungen zu beeinflussen vermögen, ist sicher<br />
noch Neuland zu entdecken. Katalysatoren haben<br />
die merkwürdige Eigenschaft, schon in kleinsten<br />
Mengen chemische Reaktionen, beim Benzinmotor<br />
z. B. die Umwandlung des Brennstoffluftgemisches<br />
in Wässerdampf und Kohlensäure, zu begünstigen,<br />
so dass die Ausbeute eine optimale ist und die Bildung<br />
von Schlacken, d. h. von Russ und Kohlenoxyd<br />
auf ein Minimum reduziert wird.<br />
Der neue Brennstoffzusatz Vite vite ist nach den<br />
Angaben des Fabrikanten ein solcher Katalysator<br />
und die genaue Prüfung hat ergeben, dass der<br />
Brennstoff mit 2 % Zusatz tatsächlich wesentlich<br />
besser ausgenützt wird, was sich am besseren Zugvermögen<br />
und auch schon am ruhigeren Gang des<br />
Motores sofort angenehm bemerkbar macht Verzichtet<br />
man auf die Mehrleistung des Wagens, so<br />
ergibt sich eine ganz hübsche Brennstoffersparnis,<br />
bei Fiat und Citroen z. B. etwas über 10 %. Eine<br />
genaue Prüfung des Auspuffes und Kerzen bei sehr<br />
verschiedenem Wetter hat ergeben, dass tatsächlich<br />
keine sichtbaren Russbildungen zu konstatieren waren,<br />
auch wenn der Vergaser nicht ganz ideal eingestellt<br />
war. Trotzdem dies Präparat auch etwa«<br />
kostet, fährt man mit Zusatz billiger als ohne.<br />
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