E_1936_Zeitung_Nr.003
E_1936_Zeitung_Nr.003
E_1936_Zeitung_Nr.003
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ÄutomoMl-Revne -- N° 3<br />
Schweizer Jugendbuch, zweiter Band. Herausgegeben<br />
von Alice Lanini-Bolz, Verlag Huber<br />
& Co. A.G., Frauenfeld.<br />
Der zweite Band des « Schweizer Jugendbuches »,<br />
das schon bei seinem ersten Erscheinen das Herz<br />
der Schweizer Jugend eroberte, steht seinem älteren<br />
Bruder in nichts nach. Wieder erfreut ein stattliches<br />
Buch mit 240 Bildern Herz und Gemüt, den Jungen<br />
eine Botschaft des Wissens und der Unterhaltung<br />
aus aller Welt, den Erwachsenen eine empfehlenswerte<br />
Lektüre. Denn die Reichhaltigkeit des Buches<br />
bringt jedem etwas: Da ist eine hübsche, aus persönlichen<br />
Ir.nnerungen geschöpfte Monographie<br />
der «Hohlen Gasse » von Friedrich Donauer zum<br />
Eingang; Camillo Valsangiacomo schreibt einen<br />
Artikel « Wir Tessiner » und « Noi ticinesi » gleichzeitig<br />
deutsch und italienisch — einen Artikel, den<br />
man lesen muss, weil er viele Dinge sagt, die dem<br />
blossen Bewunderer der Tessiner Frühlingslandschaft<br />
nicht zum Bewusstsein kommen — und<br />
P. Adelhelm Zumbühl erzählt der Jugend vom Sinn<br />
und Inhalt des « Geburtsscheins der Eidgenossenschaft<br />
», dem ersten Bundesbrief. Daneben ist die<br />
Karte bunt, so bunt es ein munteres Kind nur wünschen<br />
kann: Blüfengeheimnisse, Feuerspeiende<br />
Berge, Lokomotiven, Flugmaschinen, Kaffeeplantagen,<br />
Schlangen, Ameisen und Vogelnester sind<br />
die natur- und maschinenkundlichen Themen; vom<br />
Sport berichten ein Pfadfinderartikel, etwas über<br />
Bergführer und Gletscherseile, Segelflug und Ferienbummel<br />
nach Spanien. Der .Zürcher Radiosprecher<br />
Arthur Welti berichtet von seinen «Nöten», Dr.<br />
Max Senger schildert «Drei Schweizerreisen»,<br />
nämlich die Reise mit der Postkutsche, mit der<br />
Eisenbahn und mit dem Auto, voll köstlichen Spitzbubenhumors.<br />
Aber unsere kurze Aufzählung enthält<br />
noch lange nicht alles, was in diesem Jugendbuch<br />
zu finden ist; hat die Herausgeberin doch<br />
jeden weissen Winkel im Buch mit allerlei Schnickschnack<br />
und Rätseln vollgestopft. Das ist ein Kratten,<br />
in dem jeder etwas für sich findet, ein rechtes<br />
Wunderland für Buben und Meitli.<br />
Seh.<br />
« Die lockere Schraube », Roman von Hermann<br />
Ryser (Verlag Orell Füssli, Zürich).<br />
Der Berner Hermann Ryser hat seinen Namen<br />
vor zwei oder drei Jahren zum ersten Mal, und höchst<br />
vorteilhaft, durch seinen « Füsilier Demut » bekannt<br />
gemacht. Nun wendet er sich vom Militärischen<br />
zum Zivilen. «Die lockere Schraube » ist nämlich<br />
so etwas wie ein « Rädchen zuviel», oder wie<br />
man das nennen soll, und diese Schraube sitzt im<br />
Gehirn eines Bundesbeamten zweiter oder erster<br />
Besoldungsklasse. Die «lockere Schraube » macht<br />
sich hauptsächlich in der freien Zeit bemerkbar,<br />
im Amt ist unser Titus Kleebacher selbstverständlich<br />
der gewissenhafteste und korrekteste Diener des<br />
Staates. Aber in der freien Zeit, da stösst er mit<br />
allen Tücken der Wirklichkeit zusammen. Er photographiert<br />
mit einem alten Kasten, er kämpft den<br />
Kampf Don Quixotes gegen die Ameisen, und<br />
schliesslich, wenn er pensioniert ist, versucht er<br />
wieder auf alle möglichen Weisen, diesmal als<br />
Professional, nicht mehr als Amateur, die Zeit totzuschlagen.<br />
Bis ihn das neue Schicksal erreicht<br />
und er aus der Rolle eines Vaters und Erziehers<br />
in ein neues Leben hinüberwechselt.<br />
Dieses Buch ist ein höchst persönliches und damit<br />
auch höchst ironisches Zeitgemälde. Gerade die<br />
Rysersche Ironie, die zum grössten Teil aus Selbstironie<br />
besteht, macht das Buch so lecker. Denn<br />
Selbstironie ist Selbstbefreiung und Selbsterkenntnis,<br />
sie ist die Ueberwindung der materiellen, schäbigen<br />
Welt durch den lachenden Geist, der sich jederzeit<br />
aus dem kleinlichen Getriebe in seinen Denkerwinkel<br />
zurückziehen kann, in jenen Winkel, wo er<br />
die. Maßstäbe des Ewigen aufbewahrt, um, wenn<br />
nötig, die Erscheinungen des Lebens tröstlich<br />
daran zu messen. Wie geringfügig werden daneben<br />
all die kleinen Enttäuschungen in der Laufbahn<br />
Uj\z/£<br />
FS C 3E<br />
KasrFarafmh<br />
OaseFarafrah,<br />
W Ü S T E<br />
Das Bücherbrett<br />
toizsw, MeäineteLFayum<br />
N U B<br />
eines Beamten, all die zum vornherein verfehlten<br />
Lebensversuche des Zeitvertreibers! Ryser hat<br />
aber noch mehr als Ironie — er hat Humor! Jenen<br />
Humor nämlich, der immer sprungbereit ist, der<br />
feierlichen Wirklichkeit mit Kohle einen Schnauz zu<br />
malen und mit einer kleinen Verzeichnung der<br />
Situationen befreiendes Lachen ins Gesicht des<br />
Lesers zu zaubern. Er kann das unter anderem<br />
auch vermöge eines Sprachschatzes, wie ihn nicht<br />
viele Schweizer haben; die Sprache ist darum auch<br />
nicht besonders schweizerisch, doch genügt dieses<br />
Prädikat hinreichend für das Milieu, das den Lebenshintergrund<br />
des armen Titus Kleebacher bildet.<br />
Es sei nicht vergessen, dass W. E. Baer die Kapitel<br />
amüsant illustriert hat.<br />
Seh.<br />
« O mein Heimatland», 24. Jahrgang, <strong>1936</strong>.<br />
Künstlerische und literarische Chronik fürs Schweizervolk.<br />
Herausgeber und Verleger Dr. Gustav<br />
Grünau, Bern.<br />
In Dr. Grunau's Verlag in Bern ist kürzlich der<br />
neue Jahrgang « O mein Heimatland », Kunst- und<br />
Literaturchronik fürs Schweizervolk erschienen. Mit<br />
der gewohnten Reichhaltigkeit an gutem Bildmaterial,<br />
das schweizerische Kunst im besten Sinne vermittelt,<br />
mit den vielen Beiträgen, die neben der schönen<br />
Literatur sich auch dem allgemeinen Kulturgeschehen<br />
früherer und jetziger Zeit zuwenden, ist<br />
dieses Jahrbuch eine hochwillkommene Gabe für<br />
alle, die neben sportlichen und andern Vergnügen<br />
sich noch eine stille Stunde bewahren, sich an<br />
Schönem und Lehrreichem zu erbauen und innere<br />
Werte zu sammeln. Dafür ist das «Heimatbuch»<br />
wie gemacht und in diesem Sinne empfehlen wir<br />
diese sympathische Publikation als gediegenes<br />
Geschenk. Zu beziehen in feilen Buchhandlungen<br />
oder direkt vom Verlag. H. B.<br />
Wilhelm v. Kaulbach sah einmal einen Stubenmaler,<br />
der eine Decke mit allerlei Getier ausmalte.<br />
Darunter bemerkte er auch einen sonderbaren<br />
Fisch.<br />
« Was ist das für ein Fisch? » fragte der grosse<br />
Künstler den Malermeister.<br />
«Das ist ein Haifisch!» entgegnete der Hand-<br />
« Nebelspaltex ».<br />
Das schweizerische Satiren- und Witzblatt beginnt<br />
seinen 62. Jahrgang mit dem Spruch:<br />
« Meine Freunde sollen leben,<br />
Denn was bin ich ohne Freunde?<br />
Meine Feinde auch daneben,<br />
Denn was bin ich ohne Feinde? »<br />
Die Devise passt nicht übel; sie verrät auch den<br />
Sinn und Geist des Nebelspalters: Den grossherzigen<br />
Humor, der sich freimütig eingesteht, dass ein<br />
Spott- und Witzblatt eigentlich nur von seinen<br />
Feinden leben kann. Wer würde ihn sonst den willkommenen,<br />
doppelt und dreifach nötigen Stoff<br />
liefern, mit dem er seine Leser unterhält? Sechzig<br />
Jahre lang hat der « Nebelspalter » nun die Schweizer<br />
zum Lachen gebracht, und seine Mission ist heute<br />
dringender als je,r Warum? Weil Humor not tut,<br />
weil Lachen vereint und Gegensätze überbrückt.<br />
141c»<br />
Lachen entwaffnet die grimmigsten Kampfhähne.;<br />
und da in unserem Land gerade die Politik mit viel<br />
zu wenig Humor betrieben wird, müsste man einen<br />
Nebelspalter gründen, wenn es noch keinen gäbe.<br />
Der Gegenwart hält dieser Spassmacher einen oft<br />
grellen, bizarren Spiegel vor — und, wenn man so<br />
ein paar Jahrgänge nebeneinanderhält, muss man<br />
gestehen, dass dieser festgesetzte Zeitspiegel im werker. '<br />
Zeichen des Humors auch eine Kulturgeschichte<br />
darstellt, nur dass sich die unbekümmerte UrteüST<br />
bildung dieses Blattes erlaubt, jeder ernsten Sache<br />
eine lustige oder doch mindestens fröhliche Seite<br />
abzugewinnen, so dass man nicht tun hin kann, mit<br />
zu lachen über die eigenen und die allgemeinen<br />
Schwächen. Ausserdem besitzt unser Witzblatt<br />
aber auch eine künstlerische Sendung. Wie viele<br />
Zeichnungen unserer lebendigsten und lustigsten<br />
Graphiker sind in den Wochennummern des « Nebelspalters<br />
» im Lauf der letzten Jahre erschienen!<br />
Damit' hat sich der Rorschacher Witzbold gleichzeitig<br />
ein künstlerisches Niveau gesichert, das dem<br />
Nebelspalter im In- und Ausland eine geachtete<br />
Stellung verschafft hat.<br />
Ägypten<br />
oEasrDadib Theben',<br />
NUBISVHE WÜSTE<br />
Dona,<br />
Wolltrikot in Hell- und Dunkelblau und gehäkelte Handschuhe<br />
« Haben Sie denn schon einmal einen Hai gesehen?<br />
» fragte Kaulbach in vorwurfsvollem Tone.<br />
«Nein, Herr!» lautete die Antwort, «aber Sie<br />
malen ja auch Engel, ohne je einen gesehen zu<br />
haben.» * *<br />
Zu Talleyrand, dem französischen Staatsmann,<br />
kam eines Tages ein Bankier, der — in jenen Zeiten<br />
ohne Telegraph und Fernspruch — gern auf eine<br />
Nachricht hin spekulieren wollte, um sich zu erkundigen,<br />
ob das damals umlaufende Gerücht<br />
vom Tode Georgs HI. von England begründet sei.<br />
«Es wird mir zum Vergnügen gereichen,»<br />
sagte Talleyrand, «wenn die Mitteilung, die ich<br />
Ihnen mache, nützlich ist. Manche sagen, der König<br />
300 Seiten Text - 50 Kunstdruck-Bilder<br />
In Ganzleinen Fr. 8.50<br />
Georg sei tot, andere meinen, der König lebe noch*<br />
Was mich betrifft, so glaube ich weder das eine<br />
noch das andere. Dieses sage ich Ihnen im strengsten<br />
Vertrauen und bitte Sie, mich nicht zu kompro<br />
mutieren.» * ^ *<br />
Alezander Dumas Sohn speiste in Marseille<br />
bei dem Doktor Gistal, einem der angesehendsten<br />
Aerzte der Stadt.<br />
Als das Essen beendet war und man in den<br />
Salon ging, um dort Kaffee zu trinken, sagte Gistal<br />
zu seinem berühmten Gast:<br />
« Lieber Dumas — ich weiss, Sie improvisieren<br />
reizend. Beglücken Sie mich mit vier Zeilen — hier<br />
in diesem Album. »<br />
« Gern, » erwiderte der Dichter. Er nalun seinen<br />
Bleistift zur Hand und schrieb:<br />
« Seit unser Stolz, Doktor Gistal,<br />
Das Wohl der guten Stadt bewacht,<br />
Hat man zerstört das Hospital ...»<br />
«O Sie Schmeichler!» unterbrach der Arzt<br />
den Dichter, dem er über die Schulter gesehen.<br />
Doch Dumas schrieb weiter:<br />
« Und einen Kirchhof draus gemacht. »<br />
Schweizer fahren in das Pharaonenland<br />
Von Dr. Th. Brunner<br />
s£l*^ ^ten<br />
'Dieses Buch ist nicht nur eine unterhaltende Schilderung<br />
einer schweizerischen Vergnügungsfahrt, sondern ebensosehr<br />
eine gründliche Betrachtung Aegyptens,<br />
ein hochaktuelles Dokument<br />
über das heute so viel genannte Königreich am umstrittenen Nil.<br />
E N G L.<br />
Erhältlich in jeder grösseren Buchhandlung, wo nicht, durch den<br />
Verlag Hallwag Bern