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E_1936_Zeitung_Nr.072

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12 iuIomobü-Bevue — N°72<br />

Vorteilhafte<br />

Absteigequartiere<br />

Albulapass<br />

Rendez-vous der Automobilisten. Zimtner zu Fr. 3.—.<br />

Bündner Spezialitäten. Forellen. Gartenrestaurant.<br />

Garage. Tel. 546.<br />

Farn. Pf Ister.<br />

Gutbürgerliches Hau« am Marktplatz. - Zimmer zu<br />

Fr. 2.50. Bekannt für gute Küche und Keller. Garage.<br />

Tel. 43.<br />

F. Ineichen, Bes.<br />

Davos-Platz<br />

Ostschweiz<br />

Eden-Sport-Hotel<br />

A. O. 8. Lärmfreie, erhöhte Lage im Garten oberhalb<br />

Hauptpost. Güte Zufahrt. Parkplatz. Zimmer mit fliess.<br />

Wasser von Fr. 3.50 an. Grosses, gedecktes Terrassen-<br />

Restaurant. Tel. 76.<br />

H. E. Saxer, Bes.<br />

T. C. S. Modernster Komfort. Massige Preise Ruhige,<br />

staubfreie Lage. Garage. Tel. 72.49.<br />

A. Ursprung-Maag, Ina.<br />

Gutgeführtes Haus. Freundliche Fremdenzimmer. Gute<br />

Küche. Bündner Spezialitäten. Feine Landweine. Schatt.<br />

Garten. Benzin. Tel. 81.455. H. Tanner, K'chef.<br />

T. C. S. Bekannt gute Küche. Spez.: Güggeli u. Fische.<br />

Heilenerweine. Div. Lokalitaten für Gesellschaften etc.<br />

Parkplatz. Tel. 927.238.<br />

H. Öliger, Bes.<br />

An der Strasse Liehtensteig-Neckertal. - Luftkurort.<br />

Gutbürgerl. Haus. Zimmer zu Fr. 2.— Pension Fr. 5.—.<br />

Gute Küche und Keller. - Forellen. - Eigene Bäckerei.<br />

Tel. 58.<br />

Farn. F. Brändle.<br />

Gutbürgerl. Haus. Selbstgeführte Küche. Zimmer mit<br />

fliessend. Wasser zu Fr. 3.50. Pens, ab Fr. 8.50. Garage.<br />

Parkplatz. Tel. 53.36. Cha. Quye-Sprecher, Bes.<br />

T.C.8. A.C.8. Bahnhofplatz. Grösstes Haus am Platze<br />

(100 B.). Mod. Komi. App. m. Bad. Z.-Telephon. Garage.<br />

Z. ab Fr. 4.-. Menüs zu Fr. 2.30. 3.- u. 4.-. Tel. 487<br />

Gutbürgerliches Haus mit 40 Betten am Hauptplatz<br />

gelegen. Auserlesene Menüs von Fr. 2.50 an. Zimmer<br />

von Fr. 3.— an. Telephon 2000.<br />

T.O.S. Altbek. Haus an der Durchgangsstr. Ragaz-Chur.<br />

Freundl. Zimmer zu Fr. 2.50. Bündner - Spezialitäten.<br />

Herrschaftler Weine. Eigene Bäckerei. Garage. Pension<br />

von Fr. 5.50 an. Tel. 51.01. Martin Philipp. Bes.<br />

Tessin. Lukmanier-Route. - Grosse Säle.<br />

Gates Passanten-Hotel. Gr. Park u. -Platz<br />

T.C.S. Altbek. Haus im Zentr. gel. Zimmer mit fliess.<br />

Wasserv. Fr. 3.— an. Dachterrasse m. Douche. Loggia u.<br />

grosser, schatt. Hol. Parkpi. Tel. 564. M. HQntrwadel, Bes.<br />

'Minuten vom Udo an der neuen Gandriastrasse. Gutbürgerl.<br />

Haus. - Zimmer von Fr. 2.50 an. - Pension ab<br />

Fr. 7J5O. - Garage in nächster Nähe. Tel. 22.50.<br />

am groasen Dorfplatz. Tel. 605. Zimmer zu Fr. 2.50<br />

bis 3.50. Gut und preiswert essen im schattigen<br />

Garten. Uraer Spezialitäten. Säle und Sitzungszimmer.<br />

Grosse Garage. Standard-Service.<br />

Empfohlen vom A. C. S. - Besitzer des Kurhauses<br />

Maderanertai, 1354 m ü. M. Telephon 509.<br />

oberhalb „Mittlere Brücke" Ruhig schlafen (Zimmer ab<br />

Fr. 4.50). - Gut essen. Garage. Tel. 43.968. F. Lutz.<br />

Direkt an der Durchgangsstrasse. Gutbürgerl. Küche u.<br />

Keller. Grosse und kleine Säle für Gesellsch. Theatersaal.<br />

Grosser, schattiger Parkpi. Tel. 47.147. H. Stutz, Bes.<br />

Hohfluh (Brünig-Hasliberg)<br />

Hotel Preda Kulm<br />

Altstätten (Rheintal) Gasth. u. Metzg. z. Kreuz<br />

Lenzerheide<br />

Maienfeld<br />

Meilen<br />

Oberhelfenschwil<br />

Samaden<br />

St. Gallen<br />

Schaffhausen<br />

Zizers<br />

Acquarossa<br />

Ascona<br />

Eden Hotel<br />

Hotel Bahnhof<br />

Restaurant Blumenthal<br />

Gasthaus zum Adler<br />

Hotel Bahnhof-Terminus<br />

Hotel Walhalla-Terminus<br />

Hotel Schwanen<br />

Gasthaus zur Krone<br />

Südschweiz<br />

Lugano-Gassarate<br />

Bad Hotel Terme<br />

Hotel Riposo<br />

Pension Hollandia<br />

Zentralschweiz<br />

Amsteg (Gotthard)<br />

Basel<br />

Cham<br />

Hotel Bellevue<br />

T.O.S. Ruhige, aussichtsr. Lage. Pens. v. Fr. 7.50, Zimmer<br />

v. Fr. 3.— an. Soignierte Küche u. Keller. Weekend-<br />

Arrangements. Garage. Tel. 407. Farn. Tännler.<br />

Schwyz-Seewen<br />

T.O.8. Am Bahnhof Schwyz u. Gotthardroute. Zimmer<br />

zu Fr. 2.50 - Mittagessen zu Fr. 1.80, 2.50 und 3.50.<br />

Garten-Terrasse. Garage. Tel 82. Fam. Mattier.<br />

Spiez, Berner Oberland<br />

T.O.S. Gepflegte Küche, prima Weine. - Interessante<br />

Pauschalpreise. Garage. Parkplatz. Tel. 64.02.<br />

O. Marty-Horlacher.<br />

Unrol Ifrnita Lieben Sie einegepfl. Küche?<br />

- nUlCI nlUIIC Schätzen Sie Behaglichkeit<br />

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Arrangements? Dann kommen Sie zu uns! Spezialität:<br />

Bergbach-Forellen. Garage. Tel. 17. Bucher-Lussy.<br />

Stansstad<br />

T.O.8. A.O.8. Gutbürgeril Haus. Bekannt für Küche<br />

und Keller. Fischspezialitäten. Zimmer von Fr. 2.50 an.<br />

Garage. Tel. 179.<br />

Farn. Waser.<br />

Wilderswil<br />

Hotel Weisses Kreuz<br />

Hotel Krafft am Rhein<br />

Gasthof Neudorf<br />

Schwyzerhof<br />

Hotel Terminus<br />

Hotel Schiff<br />

Hotel Jungfrau<br />

Staubfreie, ruhige Lage. Grosser Garten. Schöne Zimmer<br />

von Fr. 2.50 an. Gute Verpflegung. Pension von Fr. 7.—<br />

an. Garage. Farn. Antenen.<br />

Nicht, dass der Grossindustrielle in einem<br />

Lancia fährt, sondern, dass gerade er, wie so<br />

viele andere, auch in einem Lancia fährt, das<br />

bewegt uns.<br />

Vielleicht klingt es zu einfach, um wahr<br />

zu sein:<br />

Der Elefant ist am schönsten, wenn er präsentiert<br />

wird. Dieser Moment ist nicht nur der<br />

Superlativ aller Zirkusarbeit: er ist der ganze<br />

Inhalt, ist alles. Das übrige Dasein ist leer —<br />

Alltag zwischen Essen und Schlafen.<br />

... Die gleichen Rasierklingen, die gleichen<br />

Globusseifen, das gleiche Briefpapier, die gleichen<br />

Fünfliber leben hier ihre Daseinsform wie<br />

anderswo: auf der Bude des Schreinergesellen<br />

Meier, oder des Bankangestellten Vontobel. —<br />

Das Neue, Persönliche, Schöpferische, Geistige<br />

ist die menschliche Arbeit: hier die Nummer...<br />

Und die sehen Sie vor den Kulissen, in der<br />

bestmöglichen Form.<br />

Was sehen Sie hinter den Kulassen?<br />

Garderoben mit defekten Rasierspiegeln, Puderquasten,<br />

illustrierten <strong>Zeitung</strong>en — Garderoben<br />

mit ganzen Rasierspiegeln, ohne Puderquasten,<br />

ohne Illustrierte ... geduldige Spassmacher,<br />

auf einem schmutzigen Sockel hockend,<br />

auf ihre Nummer wartend ... gelangweilte Managers,<br />

die über die Person oder die Existenzberechtigung<br />

Hitlers und Mussolinis streiten...<br />

nervöse Frauen, die über ein falsch angebrachtes<br />

Bouquet in chronische Verstimmung geraten<br />

... Zirkusdiener, die zum tausendsten Male<br />

die gleiche Leiter in die Manege tragen helfen<br />

und alles Menschliche, was Sie bei<br />

Ihnen zu Hause, auf der Strasse, in der Fabrik<br />

immer wieder sehen, — Aber es ist eben nicht<br />

dasselbe, ob der Handlanger Hans Müller auf<br />

dem Bauplatz während der Znünipause auf<br />

einem schmutzigen Sockel hockt, oder ob das<br />

der gefeierte Solotänzer Miracolo hinter den<br />

Kulissen genau so macht.<br />

Was suchen Sie hinter den Kulissen? — Rätsel,<br />

Wunder, Geheimnisse und ihre Lösungen.<br />

Was finden Sie? Alltägliches, Selbstverständliches.<br />

Der Alltag.<br />

Der Extrazug ist angekommen. Es ist morgens<br />

zehn Uhr. Der Elefant streckt sorgfältig<br />

seinen Rüssel durch die Wagenluke. Er macht<br />

Bekanntschaft mit seinem neuen Publikum.<br />

Zimmer.<br />

« Tag, Herr Lehrer, wie geht's? »<br />

— Morgen, Frau Turner, danke — haben Säe<br />

Glück?<br />

« Und wol Sagen Sie, Herr Lehrer. Sie kennen<br />

die Stadt, wie? Haben Sie schon Zimmer?<br />

Und für die Buben? — Ach, die schlafen<br />

im Wagen, nicht? »<br />

— Ja, diesmal ging's rasch. Schwein muss<br />

der Mensch haben. Eigentlich geht's bei mir<br />

immer rasch. — Sie suchen noch?<br />

« O ja, Sie wissen? »<br />

— Da oben, gleich in diesem Neubau..„<br />

« Aber teuer, wie? »<br />

— Wollen Sie ein Doppelzimmer?<br />

« Ja, wissen Sie, das ist bei uns so: wenn<br />

wir arbeiten, müssen wir sparen, damit wir<br />

auch mal wieder anständig leben können, wenn<br />

wir wieder nix haben. »<br />

— Sie haben im Winter kein Engagement?<br />

« Gewöhnlich nicht; fragen Sie mal meinen<br />

Mann, der wird Ihnen schon sagen, wie schwierig<br />

das heute ist... In der letzten Stadt —<br />

na — wie hiess das Ding — Lausanne — da<br />

haben wir drei Frank fünfzig bezahlt. Wissen<br />

Sie, das ist unverschämt: ein ganz gewöhnliches<br />

Zimmer — zwei einfache Betten, dann<br />

haben sie sich noch! über uns geärgert — wegen<br />

— ja, wegen den Hunden — dem lieben<br />

Musi, gell: Musi-Musil Die haben auch gar<br />

kein Herz für dich. Dabei weiss ich nicht, wie<br />

grossartig die Leute hier leben! Und jammern<br />

^rühherbst<br />

Weissf do 7 jefzf kommt das Schönste vom Jahr:<br />

Hoch wölbt sich ein Himmel saphirklar<br />

lieber Bäumen, die sommersatt.<br />

Und in Milde gebettet, so träumt die Stadt<br />

Ihrem Herbst entgegen.<br />

Zarte Silberschleier legen<br />

Sich um der Berge strenges Gesicht,<br />

Und wie sie fern im Abendlicht<br />

Den Raum begrenzen, das ist Gnade! —<br />

Jetzt wächst die Stille, fuhren deine Pfade<br />

Zu der Entrücktheit seligem Genüsse.<br />

Jetzt streift der göttlichmilde Herbst mit erstem Kusse<br />

Der Sommerfee versengte Lippe sacht,<br />

Und perlenkühl umdämmert uns Septembernachf.<br />

noch! Wissen Sie, bei uns in Deutschland bekommen<br />

Sie eine ganze Wohnung, sag' ich<br />

Ihnen, um diesen Preis. Dann darf ich aber<br />

alles machen, kochen und waschen und soo...<br />

wissen Sie, »dann bin ich wie daheim. Und<br />

wenn ich mal schnell meine Schuhe putzen<br />

will — — ja, wir haben ja in der Schweiz<br />

auch schon sehr gut gewohnt, muss ich sagen,<br />

zum Beispiel in Glarus — die Leute waren ja<br />

sehr nett zu uns. Ich finde überhaupt: auf dem<br />

Lande sind die Leute viel netter, aufrichtiger...<br />

Fragen wir mal da. Waren Sie schon hier<br />

drin? Ich bin gleich wieder da. Entschuldigen<br />

Sie, Herr Lehrer, Mahlzeit, Herr Lehrer J<br />

— Mahlzeit, Frau Turner, viel Glück!<br />

... Bei den Artisten lernte ich .Mahlzeit'<br />

sagen — einmal vor, meistens aber nach dem<br />

Essen. Das kam mir immer etwas komisch<br />

vor. Wir finden eben anderer Leute Sitten und<br />

Gewohnheiten stets komischer als die unsrigen.<br />

Beharrliche Kameraden.<br />

Unser Neger hat jetzt noch kein Zimmer gefunden.<br />

« Tag, Salem: »<br />

— Morgen, Herr Schaffner. Ist nix, wie?<br />

« Warten Sie, dort kommt gleich Cervantes.»<br />

— Tag!<br />

« Tag!»<br />

Nun? — Ach, Sie sprechen franzosisch,<br />

Herr Schaffner — o bitte: Wollen Sie<br />

nicht mal schnell mitkommen? Man kann sich<br />

nicht so recht aussprechen mit diesen Leuten.<br />

Sie haben schon? Na, Sie haben's leichter wie<br />

wir. Sie kennen die Schweizer — und man<br />

kennt sie. Aber wenn wir mit unserer Sprache<br />

kommen, dann werden die Leute so ängstlich.<br />

Diesen Morgen war ich schon in einem Haus<br />

— hat mich die Frau gleich so angeguckt, als<br />

ob ich sie fressen wollte. Sag' ich: vom Zirkus.<br />

Da hätten Sie das Gesicht sehen sollen! Dem<br />

Salem hat die überhaupt nicht geöffnet.<br />

c Ja, der hat's eben schwer mit seiner Negerhaut.<br />

Die Leute meinen, er mache ihnen das<br />

Bett schmutzig — dabei ist er so sauber wie<br />

ein Kind und hockt täglich im Strandbad —<br />

aber das kann man ihnen nicht nehmen. —<br />

Kommen Sie doch auch gleich mit, Salem!»<br />

— Natürlich!<br />

... Cervantes unterlässt auch jetzt nicht, mit<br />

seiner einfachen .Zeichensprache' zu arbeiten,<br />

trotzdem ich mich als Dolmetscher produziere.<br />

Er ist aus Berlin. Französisch ist für ihn eine<br />

schwere und vor allem sonderbare Sprache.<br />

Aber er ist weder bequem, noch nervös. Er ist<br />

Akrobat. Seine gleichmütige Entschlossenheit<br />

verlässt ihn auch beim Zimmersuchen nicht.<br />

Das gehört zum Leben, und er liebt Korrektheit,<br />

überall. Zwei Finger der linken Hand bedeuten<br />

zwei Zimmer, drei Finger der rechten<br />

drei Betten. Alors: zwei Finger links: zwei<br />

Mark — und fünf Finger rechts: fünfzig Pfennig.<br />

— Er denkt dabei hartnäckig an Franken<br />

und Rappen. Natürlich macht er dazu noch<br />

manche ergänzende Bewegung — und stumm<br />

und dumm ist er auch nicht. Als Truppenchef<br />

muss er allwöchentlich seine fünf Personen<br />

irgendwo unterbringen — und zwar: billig und<br />

gut, Zirkusnähe, Kochgelegenheit, Hausschlüssel.<br />

Nicht alle Artisten wollen auf dem<br />

Zimmer kochen. Oft ist eine Pension: vier<br />

Franken pro Person und Tag vorteilhaft; einige<br />

wohnen auch im Hotel, zum Beispiel der Seiltänzer.<br />

— Soll er sich leisten! sagen die andern —<br />

wir können das nicht. Denken Sie: wir müssten<br />

ja eine Fantasiegage kriegen!<br />

... Aber die Lebensart der Artisten verhält<br />

sich zu ihren Gagen, ähnlich wie bei uns —<br />

nicht unbedingt proportional — oft sogar gerade<br />

umgekehrt proportional. Man muss mit<br />

Lis Gampec<br />

den Wölfen heulen können — auch wenn man<br />

satt ist. Das Land, worin man gerade arbeitet,<br />

ist immer das teuerste, um Geld auszugeben —<br />

und das billigste, um zu verdienen. Das ist<br />

nun einmal überall so in der Weltwirtschaft.<br />

Das weiss der Herr Direktor so gut wie der<br />

Stiefelputzer, jeder auf seine Weise...<br />

... Salem fand erst am Nachmittag ein definitives<br />

Zimmer. Aber er fand eines; er hat<br />

noch nie im Freien geschlafen: es wäre ihm<br />

dort zu kalt. Ueberall findet sich ,trotz' Wohnungsüberfluss<br />

mit mehr oder weniger Geduld<br />

ein unbenutztes, möbliertes Zimmer, das einer<br />

Person gehört, die für exotische und andere<br />

Extravaganzen schwärmt, oder für einen weltenbummelnden<br />

Einzelgänger ein mitleidiges<br />

Herz übrig hat. Nun war zwar Salem kein<br />

Einzelgänger, denn er hatte eine schöne und<br />

liebe weisse Frau. Er bewies aber in kurzer<br />

Zeit, dass er trotzdem ein Einzelgänger war,<br />

indem er eine noch schönere und liebere fand:,<br />

die Schuld daran trägt ein Blumenstrauss.<br />

Ein Künstler der Manege lebt in erster Linie<br />

von Gagen — in zweiter Linie von Bouquets.<br />

Was dann noch folgt, sind tertiäre Erscheinungen.<br />

Eine gute Nummer darf wegen eines .Verhältnisses'<br />

nicht auf die Probe gestellt werden,<br />

es bestehe denn die Möglichkeit einer passenden<br />

Einheirat. Die Fabrikantentochter soll<br />

doch auch einen Typ heiraten, der etwas vom<br />

Geschäft versteht. Und eine Luftnummer weiss<br />

mit der idealsten Person furchtbar wenig anzufangen,<br />

die am Trapez keinen Trick fertig'<br />

bringt. Man sagt es immer wieder: ich lebe<br />

von der Liebe; dabei liebst du vom Leben —<br />

und nur ein ganz kleines Stück davon.<br />

Der Elefant als Scharfrichter.<br />

Unter den Reformen, die Bao Dai, der junge,<br />

in Frankreich erzogene Herrscher von Annam durchgeführt<br />

hat, ist die Abschaffung des Scharfrichter-<br />

Elefanten eine der interessantesten. Früher war es<br />

in Annam üblich gewesen, Personen, die zum Tode<br />

verurteilt waren, in einen engen Hof einzusperren<br />

zusammen mit einem Elefanten, der «auf den Mann<br />

dressiert» war, einem bösartigen Tier, das den<br />

Delinquenten mit dem Rüssel packte, ihn in die<br />

Luft schleuderte und dann zerstampfte. Bao Dai<br />

hat diese kaum human zu nennende Hinrichtungsart<br />

aufgehoben; ursprünglich wollte er auch den Elefanten<br />

selbst umbringen lassen, doch hiergegen<br />

protestierte die Priesterschaft. So lebt jetzt der<br />

Scharfrichter-Elefant in einem Tempel und genieist<br />

dort göttliche Verehrung, während die Todeskandidaten<br />

in Annam neuerdings mittels einer<br />

Guillotine umgebracht werden, die ihrerseits auch<br />

bald durch den elektrischen Stuhl ersetzt werden<br />

soll.<br />

cpr.

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