E_1936_Zeitung_Nr.091
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10 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 10. NOVEMBER <strong>1936</strong> — N° 91-<br />
Grossbritannien<br />
und<br />
die Schweiz<br />
Ich Irene mich, dass die «Automobil-Revue»<br />
in ihrer Spezial-Nummer auch über «die wirtschaftlichen<br />
Beziehungen zwischen Grossbritannien<br />
und der Schweiz* zu sprechen kommt.<br />
Die freundschaftlichen and handelspolitischen<br />
Bande, welche diese beiden Länder verbinden,<br />
datieren weit zurück und dürfen zweifelsohne<br />
als festgefügt und dauerhaft bezeichnet werden,<br />
haben doch selbst die letzten Zeiten wirtschaftlichen<br />
Kampfes ihnen nichts anzuhaben<br />
vermocht. Grossbritannien ist heute der drittbeste<br />
Kunde der Schweiz und nimmt in der<br />
Reihe seiner Lieferanten den vierten Platz ein.<br />
Mit Ausnahme der beiden Jahre 1933/34 fiel<br />
denn auch die Handelsbilanz stets zugunsten<br />
der Schweiz aus und erfuhr durch Grossbritanniens<br />
Touristenverkehr<br />
nach der Schweiz<br />
jeweilen noch eine weitere<br />
Steigerung. Als<br />
dann die Aufhebung<br />
des Goldstandards im<br />
Jahre 1931 kam, war<br />
eine Verschlechterung<br />
der wirtschaftlichen<br />
Relationen zwischen<br />
Grossbritannien und<br />
der Schweiz unvermeidlich.<br />
Für die britischen<br />
Touristen wurde<br />
der Besuch der<br />
Schweiz fast unmöglich;<br />
anderseits unterlagen<br />
auch die schweizerischen<br />
Importe aus<br />
Grossbritannien den<br />
verschiedensten Erschwerungen<br />
und Einschränkungen.<br />
Die Abwertung des Schweizer<br />
Frankens wird nun, so hoffe ich, künftig<br />
wieder grosse Kontingente britischer Touristen<br />
nach der Schweiz ziehen, finden sie<br />
daselbst doch Hotels höchster Klasse, gute<br />
Strossen und unvergleichliche Berggegenden.<br />
Die Schweizer Exporteure dagegen dürften<br />
nunmehr in Grossbritannien wieder einen<br />
bessern Absatz für ihre Waren finden, kennt<br />
dieses doch keine allgemeine Imporfdrosselungspolitik.<br />
Es bietet deshalb der Ausweitung<br />
der schweizerischen Exporte, vor allem<br />
solcher hoher Qualität, die grössten Möglichkeiten.<br />
Auf der andern Seite werden von<br />
einem weiteren Abbau der Importbeschränkungen<br />
gegenüber von in Grossbritannien hergestellten<br />
Waren die englischen Industrien<br />
profitieren dürfen, vor allem jene, welche sich<br />
während der letzten Jahre eines grossen Aufschwunges<br />
erfreuten, als sprechendstes Beispiel:<br />
die Automobilindustrie. Ich hoffe ferner,<br />
dass, da Grossbritannien auch weiterhin<br />
ein billiges Land bleibt, die Schweizer Touristen<br />
sich nicht von einem Besuche desselben<br />
abschrecken lassen. Grossbritannien besitzt<br />
unzählige Attraktionen, die ihre Wirkung auf<br />
schweizerische Ferienreisende nicht verfehlen,<br />
sei es nun die prächtige englische Landschaft<br />
mit ihren schönen Bäumen und Hecken,<br />
das mit Heidekraut bewachsene Moorland im<br />
Norden und Westen, die prächtigen Architekturwerke,<br />
insbesondere der Kirchenarchitektur<br />
aus normannischer, frühenglischer und der Zeit<br />
der Tudors, stolze Landhäuser aus dem 17.,<br />
18. u. 19. Jahrh. mit ihren ausgedehnten Parkanlagen,<br />
die Universitäten mit ihren grossen<br />
archtitektonischen und historischen Interessen,<br />
und für den Motorfahrzeugbesitzer einige der<br />
besten Strossen der Welt. Ich bin überzeugt,<br />
dass unsere Freunde aus der Schweiz kein<br />
Land finden könnten, in dem so ohne alle<br />
Mühe eine derartige Menge interessanter<br />
Dinge besichtigt werden können oder in dem<br />
sie herzlicher bewillkommt würden.<br />
Great Britain<br />
and<br />
Switzerland<br />
1 am very glad that the "Automobile Review"<br />
has inserted a chapter in its Special<br />
Number: Great Britain, on the Economic Relations<br />
between Great Britain and Switzerland.<br />
Friendship and trade between the two<br />
countries have long been founded on a firm<br />
basis and have continued even in these days<br />
of economic stress. Today the United Kingdom<br />
is Switzerland's third best cüstomer and<br />
takes fourth place in the list of her suppliers.<br />
Further, with the exception of the two<br />
years 1933/1934 the balance of trade has always<br />
been in Switzerland's favour. This favourable<br />
balance has of course been still<br />
further augmented btf<br />
the United Kingdom<br />
tourist traffic to Switzerland.<br />
When the<br />
pound Sterling was taken<br />
off gold in 1931iü<br />
was inevitable that the<br />
economic relations between<br />
the United Kingdom<br />
and Switzerland<br />
must suffer. It became<br />
difHeult for British toürists<br />
to visit Switzerland<br />
and on the other<br />
hand, imports from ih&<br />
United Kingdom to<br />
Switzerland were r6s l<br />
tricted in yariousi<br />
ways. The devatuation<br />
of the Swiss franc will, I hope, resj^<br />
in many more British tourists comini<br />
Switzerland in future. The will find there<br />
hoteis of the highest class, good roads and<br />
unequalled mountain scenery, Swiss exporters<br />
should also enjoy a readier market for their<br />
goods in the United Kingdom which has no£<br />
adopted any general poltcy of impori restrictf<br />
ion and affords thereforegreater possibility^<br />
for the expansion of Swiss exports^ particuU<br />
arly those of high quality. On the other hand,<br />
the further relaxation of restrictions on the<br />
import of United Kingdom manufactured<br />
goods into Switzerland should be of benefit<br />
to the United Kingdom industries, particularly<br />
to those which have made such progress during<br />
recent years and of which the automobile industry<br />
is an outstanding example. I hope also<br />
that as the United Kingdom will still remain<br />
an inexpensive country, Swiss tourists will<br />
not be deterred from going there. The United<br />
Kingdom possesses many attractions which<br />
will appeal to Swiss holiday-makers, thej<br />
beautiful scenery of the countryside with<br />
splendid trees and hedges, the heather clad<br />
moorland in the North and West, the stately<br />
Norman, Early English and Tudor church<br />
architecture, magnificent country houses of<br />
the 17th, 18th and 19th centuries with their<br />
spacious parks, the Universities with their<br />
great architectural and historic interest, and<br />
for the motorist some of the best roads in<br />
the world. I am confident, that our Swiss<br />
friends could find no country where they<br />
would see so many interesting things with so<br />
little trouble or where they would find a<br />
warmer welcome.<br />
Die Schweiz<br />
und<br />
Grossbritannien<br />
Die « Automobil-Revue » hat mich liebenswürdigerweise<br />
ersucht, der vorliegenden Spezial-Nummer<br />
über Grossbritannien eine kurze<br />
Einführung zu widmen.<br />
Ich unterziehe mich dieser Aufgabe um so<br />
lieber, als ich ernsthafte Arbeiten dieser Art<br />
sehr begrüsse, tragen sie doch dazu bei; einerseits<br />
meinen Landsleuten gewisse, wichtige<br />
Züge des britischen Wirtschaftslebens zu vermitteln<br />
und anderseits die Aufmerksamkeit der<br />
britischen Leser auf das wirtschaftliche, industrielle<br />
und finanzielle Leben der Schweiz zu<br />
lenken.<br />
Leider ist es mit Rücksicht auf den beschränkten<br />
Platz, der für eine solche Einleitung<br />
zur Verfügung steht, unmöglich, ein vollständiges<br />
und ausführliches Bild der englischschweizerischen<br />
Beziehungen zu entwerfen.<br />
Die heutigen zwischen Grossbritannien und<br />
der Schweiz bestehenden Relationen sind auf<br />
eine Reihe verschiedener<br />
Gründe zurückzu<br />
führen, die sowohl religiöser,<br />
als politischer<br />
und literarischer Natur<br />
sind; in ebenso star<br />
kern Masse dürften sie<br />
das Resultat wirt<br />
schaftlicher Einflüsse<br />
darstellen.<br />
Der Ursprung liegt<br />
weit in der Vergangenheit.<br />
Die Reformation<br />
trug das ihrige zu<br />
einer weitern Annäherung<br />
der beiden Länder<br />
bei, und das Kapitel<br />
der schweizerischen<br />
Kirchengeschichte, das<br />
die Beziehungen zwischen<br />
anglikanischer<br />
Kirche und der reformierten<br />
Kirche meines<br />
Landes behandelt, gehört<br />
zweifellös zu den<br />
interessantesten dieser<br />
Periode.<br />
Auä der" Geschichte<br />
erhell^ sich sodann, wie die^ politischen An-<br />
^^tcliten Grö^briWhhiefts fast: ausnahmslos<br />
sich mit den Interessen der Schweiz deckten.<br />
In manch schwierigem Falle Hess Grossbritannien<br />
meinem Lande verlässliche und wirksame<br />
Hilfe angedeihen.<br />
Die literarischen Bande, welche die Schweiz<br />
und Grossbritannien verbinden, sind nicht weniger<br />
bedeutend als diejenigen religiöser und<br />
politischer Natur. Montesquieu, Voltaire, Be"at-<br />
Louis dt Muralt, um nur einige wenige Namen<br />
zu nennen, haben viel zur besseren Kenntnis<br />
der englischen Ideen, Sitten.<br />
Im selben Jährhundert gehörten überdies<br />
Reisen nach der Schweiz für die englische<br />
Gesellschaft zum guten Ton, und die Beschreibungen<br />
unseres Vaterlandes, welche englische<br />
Dichter verfassten, haben mit beigetragen zur<br />
Gründung und Entwicklung dieses wichtigen<br />
Zweiges unserer nationalen Wirtschaft, des<br />
Tourismus. Die grossen Poeten der englischen<br />
Romantik besangen die Schönheit unserer Al-<br />
velop that important brauch of our national<br />
pen; gewisse Stellen der Beschreibungen economy, tourist traffic. The great poets of<br />
Byrons beispielsweise sind klassisch geworden.<br />
Jüngeren Datums sind hingegen die wirtschaftlichen<br />
Beziehungen zwischen der<br />
Schweiz und Grossbritannien.<br />
Bis ins 18. Jahrhundert trugen die Handelsbeziehungen<br />
zwischen den beiden Ländern<br />
eher zufälligen, gelegentlichen Charakter und<br />
erschienen im Vergleich mit den Jranzösichschweizerischen<br />
Händelsaustauschen jener<br />
Zeit fast vernachlässigt. Nach der grossen<br />
englischen industriellen Revolution aber, als<br />
Grossbritannien zum Führer des industriellen<br />
Fortschrittes wurde, entwickelte sich dieses<br />
Land zu einem unserer wichtigsten Lieferanten<br />
der verschiedenartigsten Rohmaterialien<br />
und Kolonialprodukte.<br />
Die wirtschaftlichen Bande aus jener Zeit<br />
gestalteten sich bis zum Einsetzen der gegenwärtigen<br />
Krise in erfreulicher, Weise immer<br />
fester. Diese wirtschaftliche Depressionsperiode<br />
sollte jedoch für die Entwicklung<br />
schweizerischer Exporte nach Grossbritannien<br />
oder britischer Importe nach der Schweiz kein<br />
unüberwindliches Hindernis darstellen, zum<br />
Vorteil der beiden Nationen, deren Verbundenheit<br />
nicht nur der Vergangenheit angehört,<br />
sondern auch in der Gegenwart besteht<br />
durch ihr gemeinsames Ideal für Frieden,<br />
Ordnung und Demokratie.<br />
Switzerland<br />
and<br />
Great Britain<br />
The «Automobile Review» has been good<br />
enough to ask me to.contribute a few introduetory<br />
remarks to the present Special number<br />
on Great Britain.<br />
I accede very willingly to this request, the<br />
more so as I always welcome serious initiatives<br />
qj this kind which tend to make known<br />
to my compatriots certain important aspects<br />
of the economic life in Great Britain on the<br />
one hand and, on the other, to call the attention<br />
of British readers to the economic, industrial<br />
and financial life of Switzerland.<br />
It is impossible, in the short space which<br />
of necessity is reserved for an introduetion,<br />
to draw a complete and detailed picture of<br />
Anglo-Swiss relations.<br />
These relations are made up uf many different<br />
causes, religious, poliücal and literary;<br />
they are also the result of economic influences.<br />
Their origin goes far back into<br />
time. The Reformation<br />
brought the two countries<br />
still closer together,<br />
and the chapter<br />
in the history of the<br />
Swiss Church dealing<br />
with the relations<br />
between the English<br />
Church and the Reformed<br />
Church in my<br />
country is no doubt<br />
one of the most interesting<br />
of that period.<br />
Moreover, history<br />
proves that the political<br />
views oft Great<br />
Britain have almost always<br />
coincided with<br />
the interests of Switzerland.<br />
In numerous<br />
difficult circumstances,<br />
Great Britain extended<br />
my country a sure<br />
and reliable help.<br />
The literary ties uniting<br />
Switzerland and<br />
Great Britain are not<br />
less' important thän<br />
those bf a retisiöus and politisal natures<br />
Montesquieu, Voltaire. Beat-Louis de Muralt,<br />
to quote only a few names, helped to contribute<br />
to a better knowledge in Switzerland of<br />
English ideas, customs, institations and character.<br />
Bodmer translated works of Milton,<br />
Butler, Pope and so on into German, and<br />
other Swiss writers translated the works oi<br />
Swift, Fordyce, Thomson, etc.<br />
Let nie recall here the popularity enjoyed<br />
in Geneva in the 18th Century by the «Debating<br />
Clubs», as well as the foundation by<br />
Pictet de Rochemont of the « Bibliotheque<br />
britannique », later on known as the « Bibliothdque<br />
Universelle».<br />
In the 18th Century too travels to Switzerland<br />
were the fashion amongst the members<br />
of the eultured class in Great Britain, and<br />
the descriptions given of Switzerland by<br />
English writers helped to create and to de-<br />
the English Romantic School have immorta*<br />
lised the beauty of our Alps; certain passages<br />
of Byron's descriptions, for instance, habe<br />
become classic.<br />
The economic relations between Switzet*<br />
land and Great Britain are not so old.<br />
Up to the 18th Century commercial exchanges<br />
between the two countries bore a rather<br />
intermittent and haphasard character, being<br />
almost negligible in comparisonwith Franco~<br />
Swiss commercial exchanges of that time.<br />
When. after the English Jndustrial RevolU'<br />
tion, Great Britain took the lead in industrial<br />
progress, this country became one<br />
of our most important suppliers for avariety<br />
of raw materials und colonial produets.<br />
The economic relations thus started went<br />
on developing remarkably until the present<br />
crisis set in. This crisis should not however<br />
constitute an unsurmountable obstacle to the<br />
development of Swiss exports to Great Britain<br />
or of British imports into Switzerland,<br />
which would be to the advantage of two nations<br />
united by ties which do not only belong<br />
to the past bat also to the present, and which<br />
are consHtuted by a common ideal for peace,<br />
order and demoeraey.<br />
His Majesty's Minister to the<br />
Swiss Confederation.<br />
L**«« %<br />
Swiss Minister to Great Britain.<br />
HTiiicohoT CiocnndtoT in Ao+ Qnhwtyi?<br />
Rorno rtrtnhor 1Q3A<br />
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