E_1936_Zeitung_Nr.091
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12 ÜIENSTAG, 10. NOVEMBER <strong>1936</strong> *—<br />
Forderungen bezüglich geringen Benzinverbrauches<br />
gerecht wird.<br />
Eine weitere Gruppe der englischen Automobilindustrie<br />
umfasst diejenigen Fabriken<br />
mittleren Umfanges, deren Umsätze jedoch<br />
immer noch hoch genug sind, um bei rationeller<br />
Gestaltung des Produktionsprozesses<br />
qualitativ hervorragende Arbeit zu gestatten.<br />
Als Beispiel seien die Standardwerke<br />
erwähnt, deren Anfänge ins Jahr ^1903 zurückreichen<br />
und welche 1935 mit einer Jahresproduktion<br />
von 34 000 Wagen alle ihre<br />
früheren Umsätze bedeutend übertrafen.<br />
Diese in Canley gelegenen Werke liefern pro<br />
4 Minuten einen Wagen vom laufenden Band.<br />
Der letztes Jahr neu eingeführte Typ des<br />
«Flying Standards» umfasst den «Nine» von<br />
etwa 6 PS, den «Ten» von 7 PS, den «Twelve»<br />
von 8 PS, ferner einen «Fourteen» und einen<br />
«Twenty». Zu dieser Gruppe zählen weiter die<br />
neuerdings durch die Morrisgesellschaft kontrollierten<br />
Wolseley-Werke, über welche im<br />
Rahmen der Biographie Nuffields, dem Gründer<br />
und Leiter der Morriswerke, bereits berichtet<br />
wurde. Hier sind ausserdem zu nennen<br />
die Humber- und Hillmann-Werke mit<br />
ihrer ganzen Serie verschiedener Modelle, die<br />
sich eines ausgezeichneten Rufes erfreuen.<br />
Grossbritannien war längst schon das Land<br />
der typischen Sportswagen. Kein Wunder<br />
also, wenn die sportliche Note selbst beim Bau<br />
von Gebrauchswagen zum Ausdruck kommt<br />
und es in der englischen Automobilindustrie<br />
eine ganze. Anzahl Fabriken gibt, deren Modelle,<br />
trotz ihrer Bestimmung für den gewöhnlichen<br />
Verkehr, ausgesprochenen Sportwagencharakter<br />
tragen. Da ist in erster Linie<br />
der Rileywagen zu nennen, dessen Ursprung<br />
zirka 40 Jahre zurückliegt. Diese Werke, einst<br />
als Fahrradfabriken gegründet, stellten im<br />
Jahre 1898 das erste Automobil her. Bereits<br />
vor mehr als 20 Jahren wies diese Marke<br />
schräg verzahnte Getrieberäder auf, und man<br />
findet in diesem Wagen auch heute noch verschiedene<br />
eigenwillige Lösungsversuche technischer<br />
Probleme, deren Ursprung in einer<br />
starken sportlichen Betätigung zu suchen sein<br />
dürfte.<br />
Die M.G.-Werke wiederum sind eine Gründung<br />
Lord Nuffields, der wohl auf diese Weise<br />
die Erfahrungen des Rennsportes für die Konstruktion<br />
der Morriswagen nutzbar zu machen<br />
versuchte. Von den serienmässig hergestellten<br />
Typen verleugnen die M.G. den ausgesprochenen<br />
Renntyp am wenigsten.<br />
Ein anderes Fahrzeug, dessen auffallende<br />
Silhouette man auch in der Schweiz je länger<br />
je mehr sieht, ist der SS-Wagen. Sicherlich<br />
ist Ihnen seine äusserst tiefliegende Karosserie<br />
mit dem langgestreckten Kühler, das<br />
tiefe Brummen seines Motors auch schon aufgefallen.<br />
Die «Swallow»- und «Jaguar»-Modelle<br />
dieser Marke erfreuen sich wohl in der<br />
ganzen Welt grösster Beliebtheit, vor allem<br />
in Kreisen der Sportsleute.<br />
Zu dieser Gruppe gehören ferner die<br />
Triumph-Werke, deren Modelle « Dolomiten »<br />
und « Gloria» in den letzten Jahren in die<br />
vorderste Reihe der sportlichen Gebrauchswagen<br />
aufrückten.<br />
Im Land der streng gehüteten Traditionund<br />
althergebrachten Sitten spielt natürlich die Repräsentation<br />
noch immer eine grosse Rolle.<br />
Auf die englische Automobilindustrie blieb<br />
dies begreiflicherweise nicht ohne Einfluss.<br />
Es gibt Wagentypen, welche recht eigentlich<br />
diesen Begriff der «Haltung und Repräsentation»<br />
versinnbildlichen. Man erinnere sich nur<br />
einmal der Rolls-Royce mit der bis vor kurzem<br />
so überaus konservativen Verkaufspolitik<br />
dieses Unternehmens oder an die englischen<br />
Daimler-Werke, aus denen ausser dem<br />
leichten «Fifteen» die grossen Staatswagen<br />
für König und Hof hervorgingen, an den Typ<br />
des Bentley, welcher geradezu in idealer<br />
Weise sowohl dem sportlichen Bedürfnis als<br />
den gesellschaftlichen Verpflichtungen eines<br />
englischen Aristokraten gerecht wird.<br />
Daneben gibt es, wie selten in einem Lande,<br />
eine ganze Anzahl kleinerer Betriebe, deren<br />
jährlicher Umsatz für die Schweiz vergleichsweise<br />
von einzigartiger Bedeutung wäre, deren<br />
Produktion jedoch innerhalb der britischen<br />
Automobilindustrie kaum eine wichtige<br />
Rolle zu spielen vermag. Das Fabrikationsprogramm<br />
der meisten dieser Unternehmungen,<br />
wie beispielsweise Lagonda, Armstrong-<br />
Siddeley, Sunbeam, Alvis, A. C, Brough, Autovia,<br />
Aston-Martin, Clement, Talbot, lnvicta<br />
etc. ist beschränkt. Nichtsdestoweniger leisten<br />
sie an ihrem Platze diejenige Arbeit, der die<br />
englische Automobilindustrie zum guten Teil<br />
ihren Ruf verdankt.<br />
Der Weltkrieg, vor allem aber die in der<br />
Folgezeit Platz greifende nationale Isolierung<br />
der meisten Staaten, hat auch in Grossbritannien<br />
die einheimische Zubehörindustrie gewaltig<br />
gefördert. Teilweise kam dieser allerdings<br />
schon vorher Weltruf zu, wobei man<br />
nur an die Dunlop-Werke sich zu erinnern<br />
braucht. Bereits vor 1914 erwiesen sich deren<br />
bestehende Anlagen in Dublin, Coventry und<br />
Aston als ungenügend.<br />
Eine andere englische Pneumarke, die sich<br />
auch in der Schweiz einen ansehnlichen Kundenstamm<br />
geschaffen hat, ist die *India» mit<br />
dem ihren Produkten eigenen charakteristischen<br />
Profil.<br />
Von der elektrischen Zubehörindustrie sind<br />
vor allem die Lucas-Werke zu erwähnen, deren<br />
Gründer sich auf die Herstellung von<br />
Schiffs- und Strassenlampen spezialisierte.<br />
Heute beschäftigen die nach modernen fabrikationstechnischen<br />
Grundsätzen eingerichteten<br />
Werke in Hockley, in der Nähe von Birmingham,<br />
über 20 000 Menschen, wobei das<br />
Fabrikationsprogramm alle Erzeugnisse enthält,<br />
was irgendwie mit der Automobil- und<br />
Motorradindustrie hinsichtlich elektrischer<br />
Zubehörartikel anbetrifft. Ein weiteres Unternehmen<br />
von Weltruf ist die British Belting<br />
& Asbestos Ltd. in Cleckheaton (Yorkshire),<br />
deren «Halo-