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E_1938_Zeitung_Nr.075

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II Automobil-Revue — N° 75<br />

„Doris reist um die Welt"<br />

Kulis, Taxgirls und andere Chinesen<br />

an<br />

Shanghai liegt wohl in China. Das ist aber<br />

auch alles. Durch seine eigenartige Aufteilung<br />

in verschiedene Settlements kann man<br />

von einem Original-China kaum sprechen, geschweige<br />

denn schreiben, wentt man damit<br />

Shanghai meint. Was aber chinesisch, richtig<br />

chinesisch ist, das sind die Kulis.<br />

Weil in Shanghai auf der Strasse kein Taxi<br />

auf Kundschaft warten darf, und weil, im Gegensatz<br />

zu Tokio zum Beispiel, kein auf der<br />

Strasse fahrendes leeres Taxi gemietet werden<br />

darf — komische Gesetze haben die Leute! —<br />

und man daher nur die Möglichkeit hat, telephonisch<br />

aus Garagen Taxis kommen zu lassen,<br />

ist der Fussgänger für kurze Distanzen<br />

auf die Rikschas angewiesen. Ein Weisser<br />

kann doch nicht über 200 Meter zu Fuss<br />

gehen. Schon der Hitze wegen. Und wer gelb<br />

ist (Rasse und nicht Gelbsucht) und etwas<br />

auf sich hält, fährt ebenfalls Rikscha. Man<br />

erzählte mir die Geschichte des reichen Chinesen,<br />

der von einem Tag auf den andern<br />

täglich per Tramwagen in sein Geschäft fährt.<br />

Rapid nimmt sein Umsatz ab, seit er aus<br />

irgendwelchen Gründen die Trambahn der<br />

Rikscha vorzieht. Es ist einfach unfein, es<br />

gehört sich nicht. Tramfahrer verlieren Ansehen<br />

und Kredit.<br />

Der Rikscha-Kuli in Shanghai trägt auf dem<br />

Kopfe irgend einen alten Hut aus Stroh oder<br />

Filz, der bei uns jederzeit prächtige Dienste<br />

als Kopfbedeckung einer Vogelscheuche leisten<br />

würde. Am Oberkörper hängt eine ehemals<br />

dunkelblaue offene Bluse, auf deren Rücken<br />

in früher noch weissen Zahlen die Nummer<br />

seiner Rikscha genäht ist. Meistens aber ist<br />

er obendurch nackt und dürr. Dazu eine kurze<br />

Hose, selten Turnschlappen an den Füssen<br />

und meistens barfuss. Und natürlich das<br />

Schweisstüchlein, das im Hosenbund steckt.<br />

Auch Europäer tragen im Gürtel ein kleines<br />

Frottiertuch, das sie täglich frisch mitnehmen.<br />

Abends kommt's dann nass und schmutzig in<br />

die Wäsche. Zu Hause liegt im Wäscheschrank<br />

eine Beige solcher Tüchlein. Der chinesische<br />

netensystem einen Stern hervorgebracht hat, auf<br />

dem die Lebensbedingungen ähnliche sind wie auf<br />

der Erde — selbst dann müsste es noch eine ganz<br />

hübsche Anzahl von Gestirnen geben, die in<br />

unserem Sinne als «bewohnt» gelten dürften. Die<br />

Wahrscheinlichkeit also, dass es gerade unsrem<br />

winzigen Staubkorn im Weltall vorbehalten geblieben<br />

ist, die auserwählte Spezies des «homo sapiens»<br />

zu schaffen, scheint immerhin recht klein zu<br />

sein. Die Wahrscheinlichkeir anderseits, dass wir<br />

jemals positive Kenntnis davon erlangen werden,<br />

ob es irgendwo in der Welt cMitmenschen» gibt,<br />

ist noch wesentlich kleiner, dieweil das nächste<br />

uns bekannte Sternensystem rund 40 Billionen<br />

Kilometer von uns entfernt ist.<br />

l>ie Anregerin der<br />

„Muttertage" gestorben<br />

Muttertage, eigentlich Muttersonntage, wie<br />

sie ursprünglich hiessen, wurden erst in den<br />

letzten Jahren bei uns eingeführt. Ihre Feier<br />

in andern Ländern geht jedoch schon auf viele<br />

Jahre zurück.<br />

Die Anregerin der Muttertage, Miss Constance<br />

Penswick Smith, ist dieser Tage, sechzigjährig,<br />

in Nottingham gestorben. Im Jahrel913<br />

schrieb sie hunderte Briefe an Geistliche, in<br />

denen sie den Antrag stellte, den vierten<br />

Sonntag der Fastenzeit als « Muttersonntag »<br />

zu erklären. Die Idee wurde in vielen Pfarrsprengeln<br />

aufgegriffen und der Ehrung der<br />

Mutter ein besonderer Tag gewidmet. Dann<br />

propagierte sie einen eigenen Muttertagskuchen,<br />

dessen Rezept sie im Wege der Kirchenbehörde<br />

verbreitete. Auch dieser Gedanke<br />

fiel in England auf fruchtbaren Boden. Wie"<br />

eine Freundin der Verstorbenen erzählt, nahm<br />

die Frage der Muttertage sehr viel Zeit, aber<br />

auch materielle Opfer in Anspruch, so dass<br />

Miss Smith schliesslich fast gänzlich mittellos<br />

dastand. Geldspenden wies sie immer zurück.<br />

Sie war glücklich bei dem Gedanken, dass<br />

sich die Institution der Muttertage über England<br />

hinaus in die meisten Länder verbreitete.<br />

Auch die Philatelie hatte sich der Idee bemäcKtigt.<br />

In den Vereinigten Staaten erschien<br />

als erstem Land eine Muttertagsmarke, welche<br />

Gepflogenheit später auch andere Länder<br />

übernahmen. (N. Wiener Journal.)<br />

Von Peter Pee<br />

li besitzt ein einziges Schweisstüchlein. Es<br />

sieht auch demnach aus!<br />

Und nun kommt das Problem. Ich konnte<br />

nicht erfahren, ob jemand jemals das Problem<br />

gelöst hat. Es handelt sich um folgendes:<br />

Wie man weiss, leistet der Rikscha-Kuli Unerhörtes.<br />

Ich sah Rikschas mit ganzen Familien<br />

gefüllt, Papa, Mama und zwei Kinder,<br />

alle feist und gelb. Für den Transport unserer<br />

Gepäckstücke verlangte man mir 50 Cents,<br />

also zirka 53 Schweizer Rappen. Dies für<br />

sieben Handgepäck, eine Viertelstunde weit<br />

vom Hafen ins Hotel schleppen, plus den Vertreter<br />

der Gesellschaft, plus inklusive die Unkosten<br />

dieser Gesellschaft.<br />

Wieviel der Kuli für diesen Riesentransport<br />

erhielt, weiss ich nicht. Viel kann es nicht<br />

gewesen sein.<br />

Durchschnittlich bezahlt man einen Kuli mit<br />

10 Cents. Für eine grössere Distanz, aber noch<br />

innert der Zeit einer halben Stunde, 30 Cents,<br />

und per Stunde 60 Cents.<br />

Der Kuli ist mit 10 Cents zufrieden. Wer<br />

aus Bedauern 20 Cents gibt, erlebt das nicht<br />

sehr Angenehme, dass der Kuli eine schreiende<br />

Reklamiererei beginnt, von der man kein<br />

Wort versteht, aber den Sinn aus den markanten<br />

Gesten lesen kann: Er will noch mehr.<br />

Die sehr Dummen geben dann noch mehr,<br />

worauf das Geschrei des Kulis hoch grösser<br />

wird, weil er denkt: Wenn'mir dieser Neuling<br />

da statt den erwarteten und üblichen 10 Cents<br />

das Doppelte gibt, kann ich logischerweise<br />

noch mehr aus ihm herausholen.<br />

Und er holt so lange, bis man das Safe zuschliesst.<br />

Nun, der Chinese lebt durchschnittlich für<br />

32 chinesische Dollar im Jahr [cä. 35 Schweizer<br />

Franken). Ein Rikscha-Kuli lebt billiger.<br />

Er isst im allgemeinen nur einmal täglich: ein<br />

Schüsselchen voll Reis, eine kleine Tägse grüner<br />

Tee, und, wenn's gut geht,- fünf Stäbchen<br />

voll Fischstücke in der Grosse des Mittelfingernagels<br />

eines dreijährigen Kindes. Er<br />

schläft nachts entweder auf der Strasse —<br />

ohne weiche Unterlagdecke — oder aber mit<br />

20 andern in einer winzigen baufälligen Hütte,<br />

wo sich niemand recht bewegen kann, ohne<br />

die Nebenperson beinahe zu erdrücken. Nahrung<br />

.und Schlaf wäre selbst für einen Nichtstuer<br />

absolut ungenügend. Dabei arbeitet der<br />

Kuli strenger als ein Ross. Er zieht die<br />

schwersten Lasten, er geht nicht bedächtig,<br />

sondern er rennt. Und er hat keine abgezählten<br />

Ruhepausen.<br />

ai<br />

•<br />

Etwas erfreulicher sind die Taxigirls.<br />

Was ist sehenswert? In Basel sind es die<br />

Gemälde von Holbein und Witz, und allenfalls<br />

das Münster; in New York die Wolkenkratzer<br />

und die Fifth Avenue, in Tokio Tempel<br />

und Kaiserpalast, und in Shanghai •— da*<br />

Nachtleben. Ich sage das nicht von mir aus.<br />

Jeder sagt es in Shanghai: das Sehenswürdigste<br />

ist hier das Nachtleben. • , -:•<br />

Um so erstaunlicher: : Es gibt in Shanghai<br />

kein eigentliches Unterhaltungsviertel, kein<br />

Montmartre und kein Montparnasse. Jeder<br />

Distrikt, jedes Settlement, jede Ansiedelung<br />

hat seine gewisse Strasse, mit Dancings, Restaurants<br />

etc., und ohne Privatwagen kommt<br />

man in einer Woche nicht herum. Darum ein<br />

«Vivat-Hoch!» den Besitzern von Privatwagen;<br />

dank ihnen durfte ich nachgeben.<br />

Man fährt also ins «Lido», «Vienna», «Del<br />

Monte», «Casanova», aMetropole», «Ambassador»,<br />

und wie sie alle heissen, Sie sind alle<br />

verschieden und sind doch alle gleich. Ver- ,<br />

schieden in der Aufmachung und gleich in<br />

der Durchführung. Die Orchester sind immer<br />

gut, meistens weisse Musiker, die in einer<br />

Riesenmuschel oder auf einer phantastisch beleuchteten<br />

Empore sitzen. Die Säle sind aircooled<br />

und zwischen der Tanzfläche und den<br />

Tischen der Gäste stehen die Stühle der Taxigirls.<br />

Es gibt chinesische und russische Taxigirls.<br />

Die kleinen Japanerinnen mögen noch so herzig<br />

sein, die Chinesinnen sind entzückende<br />

Mädchen. Alle tragen das gleichgeschnittene<br />

chinesische Kleid, mit hohem Kragen, glattfallend,<br />

ohne Gürtel, und auf beiden Seiten<br />

bis zur Kniehöhe geschlitzt. Durch die Variationen<br />

aber in Stoff und Ausführung wirkt<br />

derselbe Schnitt keineswegs etwa langweilig<br />

oder uniformierend.<br />

Die Taxigirls erhalten 30 bis 50 Cents pro<br />

Tanz, Selbstverständlich'gibt man ihnen das<br />

Geld nicht nach jedem Tanz in bar, sondern<br />

man kauft sich eine Anzahl Tickets und verteilt<br />

sie dann unter seine Tänzerinnen, ehe<br />

man nach Hause geht. Manchmal kann man<br />

sich irren — sie sind nicht beleidigt. Sie lächeln<br />

freundlich und bedanken sich sehr auf<br />

chinesisch, was man ja nicht versteht. Alle<br />

sprechen «Messend englisch», das heisst, sie<br />

können, ohne zu stottern oder unter der<br />

Schminke zu erröten, «thank you» nach dem<br />

Tanze sagen. Sonst verstehen sie kein englisches<br />

Wort, obwohl sie Abend für Abend<br />

sozusagen ausschliesslich mit englisch sprechenden<br />

Herren tanzen. Sie halten sich an<br />

ihre' Tradition, nur chinesisch zu können,<br />

krampfhaft, wie sie sich an den so kleidsamen<br />

Schnitt ihrer Kleidung halten.<br />

In einem Dancing sah ich einmal ein Taxigirl<br />

europäisch angezogen. Sie machte genau<br />

den Eindruck einer älteren Operettendiva, die<br />

die Rolle eines kleinen Mädchens spielen will.<br />

Grauenhaft I<br />

Meistens fährt der Besitzer der Dancings<br />

seine Taxigirls nach Feierabend nach Hause,<br />

er bezahlt ihnen die notwendige Anzahl Taxis.<br />

Er haftet somit für sichere Heimkehren seiner<br />

Angestellten., Was. dann zu Hause geschieht,<br />

geht ihn nichts mehr an. Man sagte mir, kein<br />

Taxigirl würde • sich von einem Tanz-Kunden<br />

heimbringen lassen. So etwas tut man nicht,<br />

Wenigstens offiziell, Beim Tanzen verzichtet<br />

man notgedrungen auf Unterhaltung, man<br />

tanzt, nur des reinen, Vergnügens wegen, denn<br />

chinesische Taxigirls sind ausgezeichnete und<br />

im wahren Sinne des Wortes federleichte<br />

Tänzerinnen«<br />

Die russischen Taxigirls haben der «Taxi-<br />

Bewegung», wenn man sie so bezeichnen kann,<br />

geschadet. Sie tanzen in besonderen Lokalen<br />

und nie mit chinesischen Girls zusammen, und<br />

wenn man in Paris in ein sehr massiges Dancing<br />

geht, findet man bedeutend vorteilhafter<br />

aussehende Tanzdamen als diese sogenannten<br />

Girls, die noch die Unverfrorenheit haben,<br />

samt und sonders zu behaupten, russische<br />

Prinzessinnen oder mindestens russische Gräfinnen<br />

und Fürstinnen zu sein. Während, chinesische<br />

Taxigirls überrascht und dankbar<br />

sind, wenn man an ihren Platz ein Zitronenwasser<br />

schicken lässt, betteln die russischen<br />

Prinzessinnen beim ersten Tanz um eine Zigarette,<br />

dann um eine Orangeade, dann wollen<br />

sie ein Paket Zigaretten, auf das Champagner<br />

folgt und eine Puppe, Blumen, Chocolade und<br />

Konfekt. Wer bis dahin weich blieb und nachgab,<br />

wird dann mit Liebe umgarnt, darf ein<br />

Rendez-vous abmachen und muss sich vorbereiten,<br />

mindestens einen Tausenddollar-Schein<br />

f ln der "Tasche zu haben. Meistens haben ausserdem<br />

diese Damen einen Advokaten an der<br />

Hand, der sehr unangenehme Briefe schreiben<br />

kann.<br />

Falls eine Gesellschaft in eines ihrer Lokale<br />

kommt und sich erfrecht, Ehefrauen oder<br />

Schwestern oder Freundinnen mitzubringen,<br />

leisten sich die russischen Taxigirls derart<br />

laute und derbe Bemerkungen aus Konkurrenzneid,<br />

dass man sich nur wundern muss,<br />

warum der Besitzer seinen Kunden zuliebe<br />

nicht energischer auftritt. Wahrscheinlich aber<br />

sind dem Besitzer einzelne Herren als Kundschaft<br />

lieber. Es ist also nicht erstaunlich,<br />

wenn der Europäer in Shanghai chinesische<br />

Cabaretts und Dancings diesen weissen Lokalen<br />

vorzieht.<br />

Afrika, Aegypten<br />

Wir haben einen interessanten Belgier kennengelernt.<br />

Er sieht. flott aus und, was in diesem<br />

Falle Sehr wichtig ist, grundehrlich. Denn<br />

tr erzählt ein Erlebnis, das an und für sich<br />

kaum glaublich ist. Es sei aber typisch ägyptische<br />

Mentalität. Erstens habe ich Zeit zum<br />

Schreiben, und zweitens finde ich die Geschichte<br />

so ausgezeichnet, dass sie mir wohl<br />

wert ist, ein halbes Stündchen länger im Hotelzimmer<br />

zu sitzen und in mein Tagebuch zu<br />

kritzeln:<br />

Der Belgier fährt mit seiner Frau « über<br />

Land». Sie sitzt am Steuer. In einem Dörfchen,<br />

nahe bei der Stadt, humpelt ein Greis<br />

über die Strasse.<br />

Die Frau hupt. Der Greis greist weiter. Die<br />

Hupe dröhnt, und im letzten Augenblick reisst<br />

die Fahrerin das Steuerrad herum, worauf<br />

natürlich (wie das bekanntlich immer ist) im<br />

gleichen Augenblick der alte Mann hochblickt,<br />

das Auto sieht, zurück will und in sein Verderben<br />

hinkt. In diesem Falle- ist es freilich<br />

nicht so schlimm. Der linke, vordere Kotflügel<br />

hat ihn zu Boden geworfen. Er blutet etwas<br />

am Kopf, sonst ist er heil und gesund und<br />

steht auch ohne fremde Hilfe auf.<br />

Der Belgier kennt das Land. Er weiss genau,<br />

wenn die Araber empört sind, habe ich<br />

jetzt nichts zu lachen. Sie schlagen und ttechen,<br />

ohne lange zu zögern, selbst wenn es<br />

sich nur um einen für sie wertlosen alten<br />

Mann handelt. Ausserdem ist ein Verhör auf<br />

der Polizei in Aegypten geradezu eine Tortur,<br />

die nicht mehr aufhört. Infolgedessen<br />

nimmt der Herr kurzerhand seine Brieftasche<br />

heraus, zieht eine Pfundnpte hervor, gibt sie<br />

dem herbeigeströmten, bereits erwachsenen<br />

Sohn des An- resp. Umgefahrenen und zwinkert<br />

dabei mit den Augen — malesch,<br />

Schwamm darüber!<br />

Prompt versteht das der Araber und versichert<br />

hell entzückt, er schwöre jederzeit,<br />

sein Vater trage die alleinige Schuld am Unfall<br />

und der Herr möge nur ruhig weiterfahren<br />

— was der auch tut. Tatsächlich erhält<br />

er nie einen Strafbefehl.<br />

Soweit wäre die Angelegenheit ganz natürlich<br />

und praktisch sogar in Europa möglich.<br />

Nun aber...<br />

Nun fährt, einige Wochen später, ein Freund<br />

unseres Bekannten durch das gleiche Dorf, erinnert<br />

sich des Unfalles seines Kameraden und<br />

erschrickt nicht schlecht, als plötzlich aus<br />

einem Hausgang ein Araber herausfliegt und<br />

direkt vor den Wagen zu liegen kommt. —<br />

Rrrrschschscht — die Bremse knirscht. Nichts<br />

ist passiert! Der Greis erhebt sich, blutend<br />

und bleich. Wie ist das?<br />

Es ist selbstverständlich derselbe Mann.<br />

Seit dem ersten Unfall ernährt man sich, die<br />

ganze Familie, vielleicht das ganze Dorf, mit<br />

dem Grossvater. Man stellt ihn in den Hausgang.<br />

Hinter ihm warten ein paar handfeste<br />

Burschen (Großsöhne und Söhne). Ein Auto<br />

kommt, und schon saust Grossväterchen mit<br />

seinen 182 Zentimeter Grosse auf die Strasse.<br />

Passiert etwas, schön, dann bezahlt der Automobilist<br />

willig. Geschieht nichts, dann reisst<br />

auf jeden Fall die alte Wunde am Kopf wieder<br />

auf, das Blut rinnt, und der Herr im Auto<br />

zückt, im Glauben, er habe den Unfall verschuldet,<br />

seine Brieftasche.<br />

Grossväterchen wird zwar das niedliche und<br />

verdienstbringende Spiel nicht sonderlich<br />

schätzen, aber — was will er machen? Geld<br />

ist Geld, Bakschisch ist Bakschisch — das<br />

heisst Trinkgeld ist Trinkgeld!<br />

Leider weiss unser Belgier nicht, ob der fliegende<br />

Grossvater heute noch existiert. Ein<br />

Rapport an die Polizei hat nichts genützt.<br />

Immerhin wäre es möglich, dass er einmal an<br />

ein Auto mit schlecht funktionierender Bremse<br />

geriet und überfahren wurde. Dann wird wohl<br />

sein Sohn an seiner Stelle zum Hausgang<br />

hinausfliegen.<br />

Ein liebenswerte« Buch.<br />

Peter Pee, \ler Verfasser des liebenswürdigen<br />

Reisebuches «Doris reist um die Welt», ist unserer<br />

Leserschaft als einer der spritzigsten Feuilletonisten<br />

unter den Schweizern bekannt. Ein Basler übrigens,<br />

der ganz anders heisst, als er angibt, sicher<br />

ein Vollblutbasier, was seinen Witz, die Bildhaftigkeit<br />

seiner Sprache, die humoristische Behaglichkeit<br />

des Erzählens anbelangt. Wir glauben, «Doris<br />

reist um die Welt» sei auf der Hochzeitsreise entstanden,<br />

die schnurstracks über die Ozeane führte.<br />

Wir begleiten das junge Paar nach den Vereinigten<br />

Staaten, nach Asien, Hawai, Aegypten und der<br />

Enden. Es ist ein unterhaltender, kurzweiliger<br />

Erlebnis-Bericht, der auf alle wissenschaftlichen<br />

Zutaten verzichten kann. Die köstliche Traube der<br />

geschilderten Ereignisse genügt, um den Leser stundenlang<br />

bei froher Laune zu halten — und gelegentlich<br />

schiebt Peter Pee eine häusliche Szena<br />

(Einpacken und Auspacken der Koffern und dergleichen)<br />

ein, die uns beide jungen Weltenbummler<br />

lieb macht. Wir drucken mit Bewilligung des Verlages<br />

einige Seiten aus dem empfehlenswerten.<br />

Buche ab.<br />

(Verlag: Buch und Zeitschriften AG., Zürich.)<br />

Ein „Auto-Kino" für 600 Wagen<br />

Die ausgezeichneten finanziellen Erfolge der ersten<br />

amerikanischen «Auto-Kinos> — Lichtspieltheater,<br />

die man mitsamt seinem Auto besuchen<br />

kann, ohne auszusteigen — hat zur Eröffnung immsr<br />

neuer derartiger Kinos geführt. Soeben<br />

wurde in Long Island das bisher grösste Theater<br />

dieser Art eröffnet. Auf einem fünf Hektar grossen<br />

Terrain ist eine Reihe von halbkreisförmigen Rampen<br />

errichtet, die amphitheatralisch aufsteigen.<br />

Sobald ein Wagen seinen Platz eingenommen hat,<br />

wird er automatisch leicht nach hinten gekippt, so<br />

dass die Blickrichtung der Insassen auf die zehn<br />

Meter Ober dem Erdboden beginnende 16 m hohe<br />

und 20 m breite Leinwand fällt. Jeder Wagen<br />

kann jederzeit ein- oder ausfahren, ohne die übrigen<br />

Zuschauer zu stören. Licht- und Tonstärke ist<br />

so gross, dass die Vorstellung bei schlechtem Wetter<br />

auch durch die geschlossenen Wagenfenster<br />

verfolgt werden kann, ohne dass der Genuss beeinträchtigt<br />

wird.<br />

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