E_1939_Zeitung_Nr.067
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6 AUTOMOBIL-REVUE FREITAG, 18. August <strong>1939</strong> — N° 67<br />
nach oben und unten abzubremsen haben,<br />
verlangt lange Versuche und Erfahrungen.<br />
Der stete Kraftschluss der nunmehr rollenden<br />
und niemals springenden Rennwagenräder<br />
mit der Strasse<br />
ermöglichte eine beträchtliche Steigerung der<br />
Gleichförmigkeit der Fahrt. Das Abgleichen<br />
der weichen Federung zwischen Vorder- und<br />
Hinterachse machte noch besondere Schwierigkeiten,<br />
weil sich die Achsbelastungen im<br />
Laufe eines Rennens durch die anfangs 250<br />
Kilogramm schwere Brennstofflast verändern.<br />
Bei Mercedes-Benz sind die hinteren<br />
Stossdämpfer vom Führersitz aus in ihrer<br />
Wirksamkeit verstellbar, um die vor allem<br />
auf die Hinterachse entfallenden Gewichte<br />
des vollen Mittel- und Hecktanks auszugleichen.<br />
Die wesentlich verbesserte Strassenlage<br />
brachte grundsätzlich neue Erkenntnisse über<br />
die Fahrleistung von Rennwagen. Im Jahre<br />
1937 hatten die Rennmotoren der deutschen<br />
Wagen 550—600 PS Leistung. Im Jahre 1938<br />
hatten sie etwa 400—430 PS. Trotzdem waren<br />
alle Fahrer mit den neuen Rennwagen<br />
beispielsweise auf dem Nürburgring schneller<br />
als mit den Vorjahrsrennwagen. Man<br />
sieht, dass die verbesserte Strassenlage höher<br />
wiegt als annähernd 200 PS Motorleistung<br />
! Worauf ist das zurückzuführen ?<br />
Man hat bisher die Gesamtheit der Fahrleistung<br />
nicht so sehr beachtet wie die Einzeleigenschaften,<br />
z. B. die Beschleunigungsfähigkeit,<br />
die Spitzengeschwindigkeit, das<br />
Fahrgewicht usw. Man hat nun gelernt, wie<br />
sehr diese verschiedenen Eigenschaften sich<br />
gegenseitig beeinflussen!<br />
Die Bremsfähigkeit auf trockener Fahrbahn<br />
resultiert zwar aus Bremsdruck mal Fläche<br />
in den Bremstrommeln der Räder. Auf nasser,<br />
rutschiger und unebener Strecke dagegen ist<br />
die Bremsfähigkeit in erster Linie eine Funktion<br />
der Federung und Dämpfung der Räder,<br />
also mittelbar abhängig von der Strassenlage<br />
! Die feste Haftung der rollenden Räder<br />
mit der Fahrbahn lässt die Bremsfähigkeit<br />
eines Fahrzeugs enorm ansteigen.<br />
Die ausserordentliche Kurvenfestigkeit<br />
als Folge der Weichfederung ermöglichte<br />
den Rennfahrern mit den neuen Rennwagen<br />
erstens späteres Bremsen vor Kurven, zweitens<br />
höheres Tempo in den Kurven und drittens<br />
früheres Wiedergasgeben ! Dieser Zeitgewinn<br />
steigerte das Durchschnittstempo so,<br />
dass auf die reifenmordende SpitzenbescMeunigung<br />
verzichtet werden konnte. Gerade die<br />
Verminderung des Reifenverschleisses, der<br />
früher durch die springenden Räder und die<br />
scharf losgehenden Kompressormotoren enorm<br />
hoch war, ergab sich als weitere. Folge. Die<br />
Rennen des Jahres 1936 und <strong>1939</strong> haben gezeigt,<br />
dass dieselben hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
wie vordem mit geringerem<br />
Reifenverschleiss möglich waren. Teilweise<br />
ist das natürlich auf die verbesserten<br />
Rennreifen zurückzuführen, zum andern Teil<br />
auf die verminderten Motorleistungen. Demgegenüber<br />
waren die höheren Kurvengeschwindigkeiten<br />
aiber sogar verschleissfordernd.<br />
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die<br />
durch die Rennen gewonnenen Erkenntnisse<br />
über die Zusammenhänge zwischen Federung,<br />
Strassenlage, Bremsfähigkeit und Reifenverschleiss<br />
auch für den zukünftigen Gebrauchswagenbau<br />
von Wichtigkeit sind. Sie<br />
werden natürlich vor allem den Firmen zugutekommen,<br />
die anhand eigener Rennerfahrungen<br />
aus erster Quelle schöpfen können.<br />
Der Motor als Automat Nr. 1<br />
des Wagens.<br />
Die Konstrukteure amerikanischer Repräsentationswagen<br />
gehen immer mehr dazu<br />
über, den Motor mit zahlreichen automatischen<br />
Regelorganen auszustatten, die unter<br />
den verschiedensten klimatischen Verhältnissen<br />
einen regelmässigen und geräuschlosen<br />
Lauf sicherzustellen haben. Unsere Illustration<br />
zeigt das technische Raffinement, womit<br />
Packard die Aufgabe gelöst hat. Abgesehen<br />
vom Kühlerthermostaten finden wir da<br />
einen Thermostaten (1) zur Regulierung<br />
der Luftklappe des Vergasers,<br />
sowie ein Vakuumgerät (2), dessen<br />
vom Unterdrück im Saugrohr betätigte<br />
Membrane die Leerlaufdrehzahl<br />
den Bet r ieb s ve r häl tn is sen an'-<br />
p a s s t. Bei kaltem Motor ist als Sicherung<br />
gegen unregelmässigen Lauf oder gar Abstellen<br />
eine etwas höhere Leerlauftourenzahl<br />
erwünscht, weshalb dann der Aütomat'die<br />
Drosselklappen ein wenig weiter offen hält<br />
als nach Eintritt der normalen Betriebstemperatur.<br />
Neben diesem selbsttätig verstellbaren<br />
Drosselanschlag geschieht auch die<br />
Verstellung der Zündung durch<br />
eine Vakuumvorrichtung (3). Ausserdem ist<br />
eine Mikrometerregulierung (4)<br />
zur Feineinstellung des Zündpunktes<br />
vorgesehen.<br />
Das Gehäuse (5) dient der Geräuschdämpfung<br />
der angesaugten Luft. Ihm vorgeschaltet<br />
ist ein zweites zylindrisches Gefäss, das<br />
man hier nicht mehr sieht und das den Luftfilter<br />
enthält. Durch diese Trennung der<br />
Funktionen von Ansauggeräuschdämpfer und<br />
Luftfilter wird ein besonders ruhiger Motorlauf<br />
erzielt, wie man ihn von einem Fahrzeug<br />
dieser Klasse erwartet.<br />
luvest.<br />
Si»<br />
Anfrage 761. Muss ich zahlen? Im Jahre 1936<br />
Hess ich an meinem Wagen einen Koffer montieren.<br />
Die&s Montage bedingte eine Verlegung des<br />
Benzin-Einfüllstutzens. In der Folge verlor ich,<br />
wenn ich um eine Rechtskurve fuhr, immer Benzin<br />
durch den Tankverschluss. Darauf wurde von der<br />
Firma ein geschlossener Deckel angebracht, mit<br />
einer Entlüftung in der Nähe des Einfüllstutzen«.<br />
Darauf stellte ich einen ganz erheblichen Benzinverbrauch<br />
fest, weil bei jeder Rechtskurve Benzin<br />
aus der Entlüftung entwich. Ich rügte diesen Mangel<br />
bei der Firma, die sich vom Übelstand dann<br />
auch überzeugte und nun so abgeholfen hat, dass<br />
sie den Entlüfter entfernte und eine weitere Änderung<br />
vornahm. Seither ist der Benzinverbrauch<br />
wieder normal. Für diese Änderung stellt mir nun<br />
Von der Absicht amerikanischer Automobiltabriken,<br />
an gewissen Modellen des<br />
nächsten Jahres Schiebedächer serienmässig<br />
einzubauen. Ebenso soll erwogen werden,<br />
auch die in USA. zur Verteilung kommenden<br />
Wagen mit Winkern auszurüsten.<br />
Dass die elektrischen Hörner in Argentinien<br />
zukünftig auf einen Ton von genormter<br />
Höhe abgestimmt werden müssen.<br />
Von der fahrbaren «Privat-Sternwarte»<br />
eines' Amerikaners, bestehend aus einem<br />
geschlossenen Zweiplätzer, auf dessen<br />
Dach das grösste bisher gebaute transportable<br />
Fernrohr montiert ist. Es misst iu der<br />
Länge 3,9 m und vergrössert, je nach dem<br />
verwendeten Okular, 60- bis 716mal.<br />
In London sei einem Automobilisten von<br />
einer rabiaten Fussgängerin beim Vorbeifahren<br />
der Schirm an den Kopf gehauen<br />
worden. Als sich der Mann, um Satisfaktion<br />
zu erhalten, an den nächsten Verkehrspolizisten<br />
wandte, wurde er — mit 40<br />
Schilling gebüsst, weil er inzwischen den<br />
Verkehr behindert habe. Etwas viel Pech<br />
auf einmal!<br />
Dass in USA. 94 % aller neuen Wagen<br />
teilweise durch Rückgäbe von Altwagen<br />
bezahlt werden. Im vergangenen Jahr<br />
seien für je 100 neue Wagen 206 alte Wagen<br />
an Zahlung gegeben worden.<br />
Dass die elektrische Ausrüstung des<br />
deutschen Volkswagens in enger Zusammenarbeit<br />
mit Dr. Porsche von der Firma<br />
Bosch entwickelt wird.<br />
Dass auch in Holland jetzt alle Wagen<br />
über Windschutzscheiben aus Sicherheitsglas<br />
verfügen müssen.<br />
Dass uns das kommende Jahr, nach den<br />
Aeusserungen massgebender Persönlichkeiten<br />
an einer Versammlung der Gesellschaft<br />
amerikanischer Automobilingenieure<br />
möglicherweise eine grössere Zahl von<br />
Wagen mit hydraulischen Kupplungen bringen<br />
wird.<br />
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