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Taiwan_2017

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TAIWAN - ILHA FORMOSA<br />

Eine wahre Schatzinsel<br />

© gerhard.hochl@gmx.at<br />

Bilder von Zeno Lampel, Layout und Bilder von Gerhard Hochl<br />

1


Sonntag 19.11.<strong>2017</strong><br />

Flug mit China Airlines<br />

Airbus A350-900<br />

Abflug Wien: 11:00<br />

Montag 20.11.<strong>2017</strong><br />

Ankunft Taipeh: 06:00<br />

Flugzeit: 11:00<br />

Der pagodenartige Bau entspricht<br />

der chinesischen Tempelarchitektur<br />

und erinnert an Bambus. Für<br />

die Chinesen ist die Zahl 8 eine<br />

Glückszahl und dies wurde im Bau<br />

berücksichtigt. 8 große Abschnitte<br />

beinhalten wiederum 8 Stockwerke.<br />

Große Scheiben an jeder Seite<br />

der Fassade stellen Glücksmünzen<br />

dar, die schlechte Geschäfte<br />

fernhalten sollen.<br />

Der Ausblick von der Aussichtsplattform<br />

zeigt das moderne<br />

<strong>Taiwan</strong> mit der guten Infrastruktur.<br />

Taipeh > Graz: Zeitverschiebung - 7 Stunden<br />

Sprache: Chinesisch<br />

Währung: Neuer <strong>Taiwan</strong>-Dollar (TWD)<br />

€ 10 = TWD 300<br />

Taipeh Montag 20.11.<strong>2017</strong><br />

Am Flughafen wurden wir von unserem chinesischen Reiseführer<br />

Minghsuan Kao empfangen und anschließend mit dem Reisebus<br />

zum Hotel gebracht. Eine Stadtrundfahrt stand auf dem Programm.<br />

Taipeh ist die Hauptstadt der Insel <strong>Taiwan</strong> mit<br />

2,7 Mill. Einwohnern. Sie bietet noch den Flair,<br />

den Chinas Metropolen vor 20 Jahren hatten.<br />

Tausende Motorroller in den Straßen, Tempel<br />

und belebte Nachtmärkte. Die Moderne<br />

findet sich im Taipeh Tower 101, dem<br />

bis 2007 höchsten Gebäude der Welt.<br />

<strong>Taiwan</strong>s Diktatur hat sich in mehreren<br />

Prachtbauten verewigt, die auch in der<br />

Demokratie ihre Verwendung als Symbol<br />

des nationalen Chinas finden.<br />

Trotz der vielen Menschen, die wie<br />

wir hinauf wollten, waren wir in kurzer<br />

Zeit in der 89. Etage. Der Lift braucht<br />

30 Sekunden dafür!<br />

Der Aufzug war bis<br />

2015 im Guinness<br />

Buch der Rekorde<br />

als der schnellste der<br />

Welt vermerkt.<br />

<strong>Taiwan</strong> liegt an der Westkante des<br />

pazifischen Feuerrings, wo zwei tektonische<br />

Platten zusammenstoßen.<br />

Beim Bau des Fundaments<br />

wurden<br />

Mit der Geschwindigkeit von Eine Hauptbruchlinie verläuft geradewegs<br />

der Ostküste entlang gegen<br />

1000 m pro Minute erreichen wir<br />

9.000t Stahl und<br />

die verglaste Aussichtsplattform. Süden, was die Ursache für regelmäßige<br />

Erschütterungen ist. Bei einem<br />

35.000t Beton verarbeitet.<br />

Die 550<br />

Die Kabinen sind luftdicht und der<br />

Innendruck wird konstant gehalten. Erdstoß kann die Turmspitze bis zu<br />

Betonpfeiler sind<br />

Die Gesamthöhe beträgt 508m und 3m schwanken. Eine 660t schwere<br />

Stahlkugel mit 5m Durchmesser<br />

bis zu 80m in den<br />

der Bau kostete 1,6Mrd. Dollar. Der<br />

Boden gerammt<br />

Name 101 kommt von den 101 Etagen. gleicht diese Bewegungen aus.<br />

worden.<br />

2 3


An einigen im Regen betenden Chinesen<br />

vorbei besuchten wir das Nationale<br />

Palastmuseum. Hier wird die<br />

weltweit größte Sammlung chinesischer<br />

Kunstwerke von unschätzbarem<br />

Wert ausgestellt.<br />

Die meisten der 696.344 Objekte<br />

waren ursprünglich Teil der kaiserlichen<br />

Kunstsammlung, welche von<br />

Qing-Kaiser Qianlong zusammengetragen<br />

wurde. Eine Büste des Kaisers<br />

ziert das Foyer.<br />

Die Exponate stammten aus der Verbotenen<br />

Stadt und wurden durch Chiang Kai-shek<br />

nach <strong>Taiwan</strong> gebracht, als dieser im Jahr 1949<br />

vom Festland floh.<br />

Speiselokale und ein riesiger Shop für Kunstgegenstände<br />

runden das Angebot auf der<br />

Aussichtsplattform ab.<br />

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Die zentralen Ausstellungstücke im Jahr <strong>2017</strong>.<br />

Der Fleischstein mit goldenen Unterteil ist eine Skulptur aus der<br />

Qing-Dynastie. Sie ist 5,73 cm lang, 6,6 cm breit und 5,3 cm tief,<br />

dabei wurde die natürliche Farbe eines Achat-Steins ausgenutzt,<br />

um ein Stück Fleisch zu imitieren. Der Künstler ist unbekannt,<br />

man weiß lediglich, dass das Werk aus dem 19. Jahrhundert<br />

stammt.<br />

Der Chinakohl mit Heuschrecke stammt auch aus der Qing-Dynastie.<br />

Sie ist 18,7 cm lang, 9,1 cm breit und 5,07 cm tief. Der<br />

Künstler nutzte die natürliche Farbe der Jade aus, um einen Chinakohl<br />

zu imitieren.<br />

Nur die besten Stücke aus der<br />

kaiserlichen Sammlung werden<br />

hier verwahrt. Selbst so ist dieser<br />

Schatz noch bei weitem zu<br />

umfangreich, um ihn auf einmal<br />

auszustellen. Viele der besonders<br />

geschätzten Stücke werden permanent<br />

gezeigt. Der Großteil der<br />

Sammlung von Jade, Porzellanwaren<br />

und Gemälden wird jedoch<br />

regelmäßig ausgetauscht. Das<br />

Museum zieht jährlich Millionen<br />

von Besuchern an. Im Jahr 2016<br />

betrug die Besucherzahl über<br />

sechs Millionen.<br />

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8 9


Chiang Kai Shek Memorial Hall<br />

Der weitläufige Platz ist ein großer Komplex in<br />

der Mitte der Stadt und umfasst neben der Gedächtnishalle<br />

für Chiang Kai Shek, das National<br />

Theatre und die National Music Hall.<br />

Den Mittelpunkt bildet eine dem Lincoln Memorial<br />

in Washington nachempfundene Halle, die<br />

den Militärdiktator sitzend aus Marmor zeigt. Im<br />

Inneren des Monuments gibt es mehrere Etagen<br />

mit wechselnden Kunstausstellungen. Im Erdgeschoss<br />

ist eine permanente Ausstellung über<br />

das Leben und Wirken von Chiang zu sehen.<br />

Erbaut wurde der Komplex von 1976 bis 1980.<br />

Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg<br />

Zum Zeitpunkt unserer Reise war das Gebäude<br />

eingerüstet. Daher zeigt die obere Aufnahme<br />

und Mao Zhedong, der zur kommunistischen Partei<br />

endete die Zusammenarbeit von Chiang Kai-shek<br />

das Denkmal während unseres ersten Besuches<br />

gehörte. Nach der Trennung gewann Mao Zhedong<br />

im Jahr 2010.<br />

immer mehr Stimmen unter den Einwohnern Chinas<br />

Täglich um 17:00 Uhr findet die Wachablöse der<br />

und gewann 1949 die Wahlen zum Präsidenten der<br />

Ehrengarde statt. Dieses sehenswerte Ritual<br />

Volksrepublik China. Chian Kai-shek floh mit seiner<br />

zeigt sehr gut die disziplinbereite Fähigkeit der<br />

Armee und Millionen Anhängern nach <strong>Taiwan</strong>, wo<br />

chinesischen Soldaten.<br />

er eine provisorische Volksrepublik Chinas ausrufen<br />

ließ. Er ernannte Taipeh zur Hauptstadt und das Regime<br />

regierte diktatorisch mit Hilfe des Kriegsrechtes.<br />

10 11


Rund um das Monument laden schöne Gärten zum Verweilen ein. Das breite Eingangsareal wird für Paraden<br />

genützt und auf beiden Seiten stehen das National Theatre und die National Music Hall. Nach Sonnenuntergang<br />

kommen die Farbenspiele besonders zur Geltung.<br />

Dienstag 21.11.<strong>2017</strong> Rundreise zur Nordküste<br />

Bei der Abfahrt in Taipeh zeigten sich schon Regenwolken am Himmel. Das erste Ziel war die alte Goldgräberstadt<br />

Jiufen. Das ist ein Bergdorf, das bis 1893 ein abgeschiedener Ort war und aus neun Haushalten bestand. Jiufen<br />

bedeutet auf chinesisch neun Teile und daher stammt der Name. Erst als dort Gold gefunden wurde, wuchs<br />

der Ort innerhalb weniger Jahre zur heutigen Größe. Unter der japanischen Herrschaft<br />

wurde hier auch Kupfererz in einem Bergwerk abgebaut. Kriegsgefangene<br />

des 2. Weltkrieges, hauptsächlich britische Soldaten aus Singapur mussten unter<br />

unmenschlichen Bedingungen im Kupferbergwerk arbeiten. Die Mine wurde 1971<br />

geschlossen. Der Ort verlor an Bedeutung und geriet in Vergessenheit.<br />

Erst als ein sehr bekannter taiwanesischer Regisseur<br />

im Jahr 1989 in dem Film „Die Stadt der Traurigkeit“<br />

Jiufen als Filmkulisse auf die Leinwand brachte, gab<br />

es eine Renaissance durch den Tourismus. Übrigens<br />

der Film handelt von einem traurigen Kapitel in der<br />

taiwanesischen Geschichte. Die blutige Niederschlagung<br />

von Protesten der Bevölkerung durch die neu<br />

angekommenen Nationalchinesen unter Chiang Kaishek<br />

am 28.02.1947 wurde vorher tabuisiert, stillgeschwiegen<br />

und sogar mit Zensur belegt.<br />

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Durch den starken touristischen<br />

Andrang gibt es unzählige<br />

Geschäfte jeder Art.<br />

Das chinesisch-kulinarische<br />

Angebot überwiegt aber bei<br />

Weitem. Offensichtlich kochen<br />

Chinesen zu Hause nicht.<br />

Sollte es in Jioufen einmal nicht<br />

regnen, dann wäre die Stimmung<br />

nicht so romantisch, sagen unsere<br />

professionellen Reisebegleiter.<br />

Das können wir bestätigen. Bei<br />

unserem Besuch hier vor 7 Jahren<br />

regnete es auch. Damals besuchten<br />

wir das Goldmuseum mit<br />

schönen Mineral-Exponaten.<br />

Auch die bezaubernden Damen konnten uns<br />

nicht zur Konsumation überreden.<br />

Das Hotel im linken Bild ganz oben hat eine Geschichte<br />

die in den 2.Weltkrieg zurück reicht.<br />

Japanische Kamikazepiloten verbrachten ihre<br />

letzte Nacht in diesem Hotel. Vermutlich mit<br />

der entsprechenden Damen-Betreuung.<br />

14 15


Alles was das Meer hergibt,<br />

wird zu Speisen<br />

verarbeitet. Auf Grund<br />

der riesigen Mengen<br />

können nur Aquakulturen<br />

dahinter stecken.<br />

Die Überwachung der Bevölkerung<br />

hat seinen Ursprung in der Ära von<br />

Chiang Kai-shek. Aber auch die jetzige<br />

Regierung die von der Demokratische<br />

Fortschrittspartei dominiert wird,<br />

hat die Überwachungskameras nicht<br />

abmontiert.<br />

Bezüglich Gefahrguttransport macht sich<br />

hier kein Mensch Gedanken.<br />

Neben dem überragendem Speiseangebot<br />

gibt es aber auch herkömmliche<br />

Verkaufsgeschäfte, Souvenierläden und<br />

traditionelle Teehäuser.<br />

Am Nachmittag besuchten wir den Yehliu Geopark.<br />

Wunderbare Steinformationen sind durch die Erosion<br />

entstanden. Die Halbinsel erstreckt sich 1,7 km<br />

ins Meer und man kann die Steinformationen auf<br />

einem Rundweg erforschen. Die Wellen haben im<br />

Laufe der Jahrtausende diese Formationen geschaffen.<br />

Die Mischung aus Sandstein, Kalkstein und Granit ermöglichte dem Wasser und dem Wind diese Formen zu<br />

erzeugen. Da die Steine Figuren zugeordnet sind, entsteht eine wahre Fotohysterie z.B. vor dem Kopf der Königin.<br />

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18 19


Unser Buschauffeur brachte uns, wie an allen anderen Reisetagen<br />

sicher und bequem von einem Ort zum Anderen. Über enge Straßen<br />

bis in 3500m Höhe, über moderne Autobahnen und durch kleine<br />

Gassen der Altstädte. Der Reisebus war sein Eigentum und so fuhr<br />

er als kleiner Unternehmer, wie viele <strong>Taiwan</strong>er.<br />

Der späte Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang gehörte dem Besuch<br />

des Mengjia Longshan-Tempels.<br />

Der größte Andrang von jungen<br />

Menschen herrschte beim Gott<br />

der für die Liebe zuständig ist.<br />

Von den Gläubigen werden zwei<br />

Holzstücke, eine Seite rund - eine<br />

Seite flach, auf den Boden geworfen.<br />

Je nachdem wie das Verhältnis<br />

der liegenden Holzstücke<br />

zwischen rund und flach ist, so<br />

fällt die Beantwortung der Frage<br />

durch den angebeteten Gott aus.<br />

Der Interpretationsspielraum ist<br />

sicher sehr hoch.<br />

20 21


Der Mengjia Longshan-Tempel ist besonders am Abend<br />

ein Erlebnis. Die 1600 m² große Tempelanlage ist nach traditionell-chinesischer<br />

Architektur in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet.<br />

Wir finden hier die typische Palast-Form mit Pailou<br />

(Toranlage), Vorhalle, Haupthalle und hinterer Halle auf einer<br />

Mittelachse angelegt.<br />

Die Anlage ist der älteste Tempel in Taipeh und stammt aus<br />

der Zeit der Qing-Dynastie. Es werden hier mehr als 100<br />

Gottheiten verehrt. Man sieht viele Gläubige, die Räucherstäbchen<br />

entzünden, Götterfiguren anbeten oder Sutras rezitieren,<br />

das sind in Versform gefasste buddhistische Schriften.<br />

Die chinesischen Nachtmärkte haben<br />

eine lange Tradition. Bereits<br />

während der Tang-Dynastie (620<br />

- 900) gab es diese Form der preiswerten<br />

Versorgung der Bevölkerung.<br />

Die Nachtmärkte beginnen meistens<br />

abends gegen 18 Uhr und am<br />

Wochenende sogar morgens gegen<br />

8 Uhr und dauern bis 1 Uhr nachts.<br />

Kleidung, Gebrauchsgegenstände,<br />

Dienstleistungen und vieles mehr<br />

werden angeboten. Es werden auch<br />

Xiǎochī (= kleines Essen - Snacks)<br />

angeboten, zum Mitnehmen oder<br />

zum Verzehr an kleinen Tischen neben<br />

den Garküchen.<br />

Neben dem Osttor zum Nachtmarkt liegt der Songshan Ciyou Tempel.<br />

22 23


Im Songshan Ciyou Tempel wird der Meeres-Gott Mazu verehrt. Der Tempel wurde 1753 gebaut und der<br />

Legende nach von einem wandernden Mönch gegründet.<br />

Mittwoch 22.11.<strong>2017</strong><br />

Taroko Nationalpark<br />

Nach zwei Übernachtungen im Hotel City<br />

Suites Taipeh ging es mit unserem Reisebus<br />

an die Ostküste. Während der Fahrt<br />

erklärte uns der chinesische Reiseführer<br />

mit japanischen Wurzeln den Reiseverlauf<br />

und in homöopathischen Portionen<br />

erzählte er sehr interessant von Kultur,<br />

Bildung, Geschichte und Politik.<br />

Geschichte von <strong>Taiwan</strong> in Kurzfassung<br />

Während der ersten Hälfte des 1.Jahrtausends unserer Zeitrechnung boten die indigenen Kulturen auf dem<br />

chinesischen Festland und den diesem vorgelagerten Inseln ein kulturell und linguistisch ähnliches Bild. Bis<br />

zum 17. Jahrhundert gab es jedoch kaum kulturelle Verbindungen zwischen <strong>Taiwan</strong> und China. Die indigenen<br />

Völker <strong>Taiwan</strong>s pflegten Handelsbeziehungen sowohl mit China wie auch in Richtung Süden, z. B. mit den<br />

Philippinen.<br />

1580 nahmen die Portugiesen die Insel in Besitz und wurden 1622 von den Holländern vertrieben. Aber auch<br />

die Holländer wurden 1662 von der chinesischen Quing-Dynastie vertrieben. Die Herrscher aus Peking regierten<br />

hier bis zum verlorenen Krieg gegen die Japaner. Die Japaner setzten sich hier bis zum Ende der 2.Weltkireges<br />

1945 auf der Insel fest. Das Friedensabkommen der Alliierten sah eine Übernahme von Formosa durch<br />

die damalige Republik China unter Chiang Kai-shek vor.<br />

1949 floh die Kuomintang-Regierung unter Chiang Kai-shek nach ihrer Niederlage im chinesischen Bürgerkrieg<br />

gegen den kommunistischen Widersacher Mao Zedong auf die Insel <strong>Taiwan</strong> und machte die Stadt Taipeh<br />

zu ihrem Regierungssitz. Mit ihr kamen 1949 etwa 1,5 Mio. Flüchtlinge aus allen Teilen Festlandchinas nach<br />

<strong>Taiwan</strong>, die mit ihren Nachkommen heute ungefähr 14 % der Bevölkerung stellen und in der<br />

taiwanischen Gesellschaft als Waishengren bezeichnet werden.<br />

Die Kuomintang (KMT) regierte die Insel über vier Jahrzehnte als autoritären Einparteienstaat.<br />

12 Jahre nach dem Tod Chiang Kai-sheks hob die KMT im Jahr 1987 das Kriegsrecht<br />

auf, die erste Oppositionspartei, die Demokratische Fortschrittspartei (DFP) wurde gegründet.<br />

Die lange aus Schulen, Behörden und Rundfunk verbannten Lokalsprachen, insbesondere<br />

das <strong>Taiwan</strong>ische, erlebten eine Renaissance. Auch gibt es seit Mitte der 1990er Jahre<br />

Bestrebungen, die Kultur und die Sprachen der Ureinwohner zu bewahren.<br />

Präsidentin Tsai Ing-wen.<br />

<strong>Taiwan</strong>s Geographie<br />

Mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 394 km und<br />

einer West-Ost-Ausdehnung von etwa 144 km erreicht<br />

<strong>Taiwan</strong> eine Gesamtgröße von ungefähr 36.300 km²<br />

und hat damit weniger als die halbe Fläche von Österreich.<br />

Die Bevölkerungsdichte beträgt jedoch das 2,5<br />

fache. <strong>Taiwan</strong> hat ~ 24 Mill. Einwohner. Zwei Drittel der<br />

Landesfläche sind von Gebirgsketten durchzogen, die<br />

mehr als 200 Berggipfel mit einer Höhe von über 3.000<br />

Meter vorweisen können.<br />

Entstanden sind die Berge durch die Kraft der tektonischen<br />

Platten, die sich unter dem Pazifik befinden.<br />

<strong>Taiwan</strong>s liegt am westlichen Ausläufer des Pazifischen<br />

Feuerrings, demnach auch an der Stelle, wo die Platte<br />

des Festlandes auf die tektonische Platte des Pazifiks<br />

trifft. Vor mehr als zwölf Millionen Jahren verkeilten sich<br />

diese beiden Platten und wölbten sich auf. Das nach<br />

oben beförderte Gestein wurde aufgefaltet. Durch die<br />

immer noch andauernde Reibung der Platten unter der<br />

Erde gibt es auch auf <strong>Taiwan</strong> immer wieder Erdbeben,<br />

es gibt jedoch keinen einzigen Vulkan auf der Insel.<br />

Regelmäßig wurde<br />

an Raststationen<br />

gehalten. Diesmal in<br />

der Nähe einer Fabrik<br />

für Schulstifte.<br />

Der Eingang in den<br />

Taroko Nationalpark,<br />

wie man auf<br />

dem Stein gut lesen<br />

kann.<br />

24 25


Der Schrein des ewigen Frühlings<br />

wurde im Andenken an die 212 gestorbenen<br />

Bauarbeiter errichtet, die<br />

beim Bau der Ost-West-Straße über<br />

das Gebirge ums Leben gekommen<br />

sind.<br />

Der Schwalbengrotten-Pfad ist das<br />

Herz der Taroko-Schlucht. Der Pfad<br />

führt halb durch den Berg und immer<br />

wieder gibt es durch Steinfenster und<br />

kleine Felsbalkone die Möglichkeit<br />

hinunter in den Fluss oder die Marmor-Fels-Wände<br />

hinauf zu schauen.<br />

Wasserfälle, Tunnel, Hängebrücken und<br />

sagenhafte Ausblicke machen die Taroko-Schlucht<br />

zu einem unvergesslichen<br />

Erlebnis. Ihre atemberaubende Schönheit<br />

hat die 19 Kilometer lange Taroko-Schlucht<br />

zu Recht zu <strong>Taiwan</strong>s meistbesuchter<br />

Naturattraktion gemacht.<br />

Donnerstag 23.11.<strong>2017</strong><br />

Taroko Nationalpark - Sonne-Mond-See<br />

Nach der Übernachtung im 5* Hotel Silks Place und einem ausgezeichneten<br />

Frühstück fuhren wir Richtung Westen über ein Gebirgsmassiv.<br />

Die Passstraße führte uns bis auf 3275m Seehöhe.<br />

Die wunderschöne, tiefeingeschnittene<br />

Schlucht entstand durch einen Fluss,<br />

der sich durch die Marmor- und Granitberge<br />

hindurch gearbeitet hat.<br />

Eine Straße, die in das mächtige Gestein<br />

gehauen wurde, schlängelt sich<br />

durch mehrere hundert Meter hohe,<br />

steil aufragende Berge, während viele<br />

Meter weiter unten der Fluss an riesigen<br />

Marmorfelsen vorbei tost. Hier und<br />

da klammern sich Pavillons, Pagoden<br />

oder Tempel an die zum Teil in Nebel<br />

gehüllten Berghänge.<br />

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Der 3200 Jahre alte Bilu Sacred<br />

Baum ist ca. 50m hoch und der<br />

Stamm hat einen Durchmesser<br />

von 3,5m. Er wird als Heiligtum<br />

verehrt und ist der Größte der alten<br />

Bäume entlang der Passstraße. Im<br />

Nationalpark wird in den Lauf der<br />

Natur nicht eingegriffen. Diese Gebilde<br />

ergeben sich durch Nebel,<br />

Sonne und Zenos Fotokunst.<br />

Der Sauerstoffanteil ist in über 3200m spürbar geringer. Den Einheimischen,<br />

als auch den Touristen vom chinesischen Festland merkt<br />

man das beim Produzieren von Selfis überhaupt nicht an.<br />

Auf schmalen, engen Serpentinen erreichten wir den Sonne Mond<br />

See auf 760m Seehöhe. Der See hat eine Oberfläche von 11,6km².<br />

28 29


Die schöne und friedvolle Atmosphäre des smaragdgrün schimmernden Gewässers und die Form, die von<br />

oben betrachtet, der Sonne und dem Mond ähnelt, haben diesem See den Namen gegeben. Während der<br />

japanischen Kolonialregierung wurde 1919 ein Staudamm errichtet, um mit Wasserkraft Strom zu erzeugen.<br />

Die ursprünglich am alten Ufer gelegenen Tempelbauten mussten abgerissen werden und auf dem heutigen<br />

Standort verlegt. Erst im Jahr 1969 wurde der Tempel im chinesischen Palaststil vergrößert und erneuert.<br />

Der Wenwu-Tempel besteht aus drei Hallen. Der erste Saal, der sich im zweiten Stock der Eingangshalle<br />

befindet, ist ein Schrein, der dem Ersten Ahnen Kaiji und dem Gott der Literatur gewidmet ist. Die zentrale<br />

Halle ist Guan Gong, dem Gott des Krieges, und dem Krieger-Gott Yue Fei gewidmet. In der hinteren Halle<br />

wird Konfuzius geehrt. Wie immer wurden wir von Minghsuan (Vorname) Kao (Familienname) gut unterrichtet.<br />

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In <strong>Taiwan</strong> herrscht Religionsfreiheit. Oftmals gibt es innerhalb einer Familie Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen.<br />

Verschiedene Religionsgemeinschaften existieren friedlich nebeneinander.<br />

Zu den traditionellen chinesischen Religionen gehören der Buddhismus, der Taoismus, der Konfuzianismus und<br />

unterschiedliche Volksreligionen. Der Taoismus hat seine Wurzeln in China, wohingegen der Buddhismus seinen<br />

Ursprung in Indien hat.<br />

Der Konfuzianismus selbst ist keine Religion im<br />

eigentlichen Sinne, er stellt eher eine Art Moralund<br />

Soziallehre dar und wurde von Konfuzius<br />

selbst begründet (551 - 479 v. Chr.), der Erzählungen<br />

zufolge in der Provinz Shandong im heutigen<br />

Festland-China gelebt haben soll.<br />

Die meisten <strong>Taiwan</strong>er verehren eine Vielzahl<br />

von buddhistischen und daoistischen Göttern,<br />

was auch die große Anzahl der Tempel erklärt.<br />

Die Schrift oder Han-Schrift fixiert die chinesischen<br />

Sprachen, vor allem das Hochchinesische, mit Schriftzeichen<br />

die oft ganze Wörter ausdrücken.<br />

Insgesamt gibt es circa 87.000 Schriftzeichen, von denen<br />

der Großteil jedoch nur selten verwendet wird. Für<br />

den alltäglichen Bedarf ist die Kenntnis von 3000 bis<br />

5000 Zeichen ausreichend.<br />

Das Essen in westlich<br />

orientieren Restaurants<br />

ist für manche gewöhnungsbedürftig<br />

aber pikant<br />

und gut.<br />

Freitag 24.11.<strong>2017</strong><br />

Sonne-Mond-See - Tainan<br />

Beim Schreiben chinesischer Zeichen ist die Reihenfolge<br />

der einzelnen Striche nicht beliebig, sondern<br />

durch sieben Grundregeln festgelegt:<br />

1. Erst der waagerechte, dann der senkrechte Strich<br />

2. Erst der nach links gebogene Strich, dann der<br />

nach rechts gebogene Strich<br />

3. Erst der obere, dann der untere Strich<br />

4. Erst werden äußere, dann innere Komponenten<br />

geschrieben<br />

5. Ein Kästchen wird erst dann geschlossen, wenn<br />

die innere Komponente fertig ist<br />

6. Wenn sich kleinere Komponenten um ein größeres<br />

Mittelteil gruppieren, wird erst der Mittelteil geschrieben<br />

Beim Stadtbummel<br />

durch<br />

die Hafenstadt<br />

Yuchi gab es einiges<br />

zu sehen<br />

und wir konnten<br />

Die Qualität der<br />

ein wenig hinter<br />

die Kulissen<br />

Hotels entspricht<br />

durchaus dem<br />

einer Kleinstadt<br />

internationalen<br />

blicken.<br />

Sterne-Standard.<br />

32 33


Nach der Übernachtung im Garden<br />

Hotel Moon machten wir am<br />

Morgen eine Bootsrundfahrt auf<br />

dem See.<br />

Über dem Südufer des Sees thront der dem<br />

buddhistischen Mönch Xuanzang gewidmete<br />

Syuentzang (Xuanzang)-Tempel, der 1996 mit<br />

Blick auf den Sonne-Mond See gebaut wurde.<br />

Hier hat jemand falsch eingeparkt.<br />

Das ehemalige „Wochenendhaus“ von Chiang Kai Shek mit Wachturm<br />

beim Anlegesteg ist heute zu einem großen Hotel ausgebaut.<br />

Die Ureinwohner <strong>Taiwan</strong>s, Thao genannt, waren der Sage<br />

nach auf der Jagd nach einem weißen Hirsch. Dabei entdeckten<br />

sie den See. Sie siedelten sich hier an, kultivierten<br />

das Gebiet und gründeten die umliegenden Dörfer. 200 Jahre<br />

lang behaupteten sie sich gegen einfallende Zuwanderer.<br />

Erst im 19. Jahrhundert wurde ihr Einfluss geringer.<br />

Die Insel Lalu darf nur von Mitgliedern der Minderheit betreten<br />

werden. Eine weiße Hirschstatue ist deren Heiligtum.<br />

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Was wäre eine Rundreise durch <strong>Taiwan</strong> ohne Tee-Verkostung. Im traditionellen Teehaus Hugosum wurde uns<br />

die richtige Brühung von feinsten chinesischen Tee erklärt und vorgeführt. Danach gab es eine Verkostung und<br />

natürlich auch die Möglichkeit Tee zu kaufen. Als Zeichen wie gesund Tee trinken sei, wurde uns der Seniorchef<br />

mit über 90 Jahren vorgestellt.<br />

Xuanzang, dessen Statue das<br />

Kloster überragt, wurde im Jahr<br />

600 geboren und war ein angesehener<br />

Mönch, der sein ganzes<br />

Leben der Förderung von buddhistischen<br />

Lehren gewidmet hat.<br />

Viele verschiedene Auslegungen<br />

der Lehre durch Buddha-Schulen<br />

veranlassten ihn nach Westen<br />

zu reisen, die ursprünglichen heiligen Texte zurückzubringen und sie<br />

selbst zu übersetzen. Er war zwanzig Jahre unterwegs, um diese Reise<br />

zu vollenden. Sein Beitrag zu den buddhistischen Regeln war für die<br />

Zukunft des Glaubens in China richtungsweisend.<br />

36 37


Betelnüsse werden in<br />

ganz Asien und so auch<br />

in <strong>Taiwan</strong> gekaut. Die<br />

Früchte einer bestimmten<br />

Palmensorte werden<br />

dazu in mit gelöschtem<br />

Kalk bestrichenen Betelpfeffer-Blätter<br />

gerollt,<br />

was dann als Betelbissen<br />

bezeichnet wird. Wegen<br />

des bitteren Geschmacks<br />

werden häufig Gewürze<br />

wie Pfefferminze, Lakritze<br />

oder auch Kautabak hinzugegeben.<br />

Der gelöschte Kalk bewirkt,<br />

dass das in den<br />

Nüssen befindliche Arecolin in Arecaidin und Methanol umgewandelt<br />

wird. Der Kalk greift aber das Zahnfleisch an. Die Wirkstoffe<br />

werden nach dem Kauen im Mund direkt resorbiert und passieren<br />

rasch die Blut-Hirn-Schranke, was gegen Ermüdung wirkt.<br />

Unser Buschauffeur kneift aus guten Grund<br />

seine Lippen auf allen Fotos zusammen.<br />

Die Festung Fort Zeelandia diente der niederländischen<br />

Armee und der holländischen<br />

Ostindien Kompanie von 1622 bis 1662 als<br />

Schutz- und Hauptquartier.<br />

Das Fort hatte 3 Stockwerke und die Mauern<br />

der Eckwälle waren 9m hoch und bis zu 2m<br />

stark. Der Bau wurde aus Ziegeln errichtet und die Verbindung des Baumaterials erfolgte mit einer Mörtelmischung<br />

aus Sand, Muscheln, Reis und Zucker. Anfangs lag das Fort auf einer Landzunge, die im Laufe der Jahre<br />

durch Aufschüttungen zum Mittelpunkt der Stadt Anping wurde, heute ist das ein Bezirk der Großstadt Tainan.<br />

Das Betelkauen wird seit Jahrhunderten<br />

praktiziert, aktuellen Schätzungen<br />

zufolge wird in <strong>Taiwan</strong> mit Bettelnüssen<br />

ein Jahresumsatz von umgerechnet<br />

1,3 Milliarden Euro erzielt.<br />

Verkauft werden die Betelnüsse von<br />

leicht bekleideten Betelnuss-Mädchen<br />

in, mit auffälligen Leuchtreklamen ausgestatteten<br />

Kiosken mit viel Glas. Die<br />

Hauptkunden sind Fernfahrer, Buschauffeure und<br />

Bauarbeiter.<br />

Am chinesischen Festland drängten die Truppen der Mandschu aus<br />

dem Norden die Kräfte der Ming-Dynastie immer weiter nach Süden.<br />

Das hatte zur Folge, dass der chinesische Feldherr Zheng Chenggong<br />

(Koxinga), ein Anhänger der Ming, die Belagerung der Festung<br />

Zeelandia begann. Rechts ist seine Statue zu sehen.<br />

Der Konsum von Betelnüssen führt erstens zu<br />

vermehrtem Speichelfluss und Wohlbefinden,<br />

zweitens dämpft er den Appetit. Die Wirkung<br />

In den folgenden neun Monaten starben rund drei Viertel der Verteidiger.<br />

ist ähnlich wie bei Alkoholkonsum. Das Risiko,<br />

1662 unterzeichnete Gouverneur Frederick Coyett eine Kapi-<br />

Mundhöllenkrebs zu bekommen ist sehr groß und<br />

tulationsurkunde, übergab die Festung mit allen Gütern und erhielt<br />

die Zähne und das Zahnfleisch werden zerstört.<br />

im Gegenzug freies Geleit für seine Soldaten und alle Zivilisten.<br />

38 39


Der Tianhou Temple in Anping ist der älteste<br />

Tempel in dem der Meeres-Gott Mazu<br />

verehrt wird.<br />

Die Darstellung des Gottes Mazu hat mehrere<br />

Hände mit denen er sinnbildlich verschiedene<br />

Gegenstände festhält.<br />

Im Gebäude sind Kunstgegenstände und historische Bilder ausgestellt und rund um das Gebäude ist ein Garten<br />

angelegt. Bäume mit Luftwurzeln und die taiwanesische Nationalblume Frangipani sind überall zu sehen.<br />

Der Tempel wurde<br />

1668 anlässlich des<br />

Sieges über die Holländer<br />

vom chinesischen<br />

Heerführer Koxinga<br />

errichtet.<br />

Die Figur vor dem<br />

Tempel stellt symbolisch<br />

den Affenkönig<br />

aus der chinesischen<br />

Literatur „Die Reisen<br />

nach Westen“ dar.<br />

An unserer Reiseleiterin Ernestine ist eine Botanikerin<br />

verloren gegangen. Zu jeder Pflanze,<br />

jeder Blüte und jeder Frucht hatte sie eine Erklärung<br />

in verständlicher Form parat.<br />

Luftwurzeln werden<br />

von Pflanzen entwickelt,<br />

die über die<br />

Erdwurzeln nicht<br />

ausreichend versorgt<br />

werden.<br />

Mit den sogenannten<br />

Luftwurzeln wird<br />

vom Baum Wasser<br />

und Nährstoff bei<br />

entsprechender Luftfeuchtigkeit<br />

aufgenommen.<br />

Manche<br />

Luftwurzeln ragen<br />

bis in die Erde und<br />

erhöhen damit die<br />

Standfestigkeit.<br />

Die Geschichte „Die Reise nach Westen“ erzählt vom steinernen Affen, der sich durch List und Tücke zum<br />

König der Affen macht und auch die Unsterblichkeit erlangt. Er fällt beim Himmelskaiser<br />

durch seine Frechheiten in Ungnade und soll bestraft werden. Der Himmelskaiser<br />

sendet alle seine Truppen, doch erst mit Hilfe Buddhas gelingt es, den Affen Sun<br />

Wukong unter einem Gebirge, bestehend aus den fünf Elementen, zu verbannen und<br />

festzuhalten.<br />

Erst 500 Jahre später wird er vom<br />

buddhistischen Priester Xuanzang<br />

befreit, der ihn als Schüler aufnimmt,<br />

worauf er diesen auf seiner<br />

Reise bis vor das Antlitz Buddhas<br />

nach Indien begleitet.<br />

Sun Wukong der Affenkönig ist seit 1500 Jahren eine beliebte Volksfigur, da er den<br />

Rebellen verkörpert, der sich gegen die Obrigkeit mit List und Schlauheit erhebt.<br />

40 41


Eine Apotheke der traditionellen chinesischen Medizin.<br />

Dieses alte Zweiradfahrzeug ist hier eher die Ausnahme.<br />

Es gibt fast nur moderne Honda Mopeds und die<br />

in großer Anzahl und enormer Verkehrsdichte.<br />

Nach dem Besuch des Tempels stand ein Spaziergang durch<br />

die älteste Straße von Tainan auf dem Programm. Diese Straße<br />

wurde von den<br />

Holländern im Jahr<br />

1622 angelegt.<br />

Heute ist es eine<br />

Einkaufsstraße.<br />

Samstag 25.11.<strong>2017</strong><br />

Tainan<br />

Fort Provintia wurde<br />

zusätzlich zu dem seit<br />

1624 bestehenden<br />

Stützpunkt Fort Zeelandia<br />

ein weiteres Fort errichtet.<br />

Das 1653 fertiggestellte Fort<br />

erfüllte neben seinem militärischen<br />

Zweck auch die Aufgabe<br />

eines Verwaltungszentrums.<br />

In der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts wurden auf<br />

dem Gelände des Forts nach<br />

und nach der Haishen-Tempel,<br />

der Wenchang-Pavillon,<br />

eine Privatschule und zwei<br />

Schreine errichtet.<br />

42 43


Die Skulptur erinnert an die Kapitulation<br />

der Niederländer 1662.<br />

Stele sind in China Tafeln, auf<br />

denen die Lebensgeschichte von<br />

Herrschern dokumentiert ist. Sie<br />

ruhen sehr oft auf den Rücken<br />

von Schildkröten.<br />

Kuixing ist der<br />

Gott der Prüfungen,<br />

der Künstler und Literaten<br />

steht auf den Darstellungen<br />

mit dem rechten Fuß<br />

am Boden und der linke wird<br />

abgewinkelt zur Seite gehalten.<br />

In der rechten Hand hält<br />

die Figur einen Pinsel.<br />

Die Fische im Teich<br />

tragen den Namen<br />

Koi und gehören<br />

zur Familie der Karpfen.<br />

Sie werden als<br />

Symbol der Stärke<br />

verehrt und haben<br />

eine hohe kulturelle<br />

Stellung.<br />

Tainan ist die älteste und mit rund<br />

1,9 Millionen Einwohnern fünftgrößte<br />

Stadt <strong>Taiwan</strong>s. Tainan wurde ab<br />

1621 wegen der günstigen Hafenlage<br />

als niederländische Kolonialstadt<br />

errichtet. 1662 eroberte Zheng<br />

Chenggong mit 25.000 Soldaten und 400 Schiffen die niederländische Garnison.<br />

1684 wurde Tainan die Hauptstadt der Präfektur <strong>Taiwan</strong>. Erst im 19. Jahrhundert<br />

wurde Taipeh im Norden der Insel Hauptstadt.<br />

Im Tempel wird Lord<br />

Kuixing verehrt, ein<br />

Gott der Glück in der<br />

Der Konfuzius Tempel, 1665 erbaut, ist der älteste Konfuziustempel und die „erste<br />

Schule“ in <strong>Taiwan</strong>. Die Anlagen und der Park sind frei zugänglich.<br />

Schule und im Beruf<br />

verleihen soll.<br />

44 45


Mit diesen Glocken wurden Zeremonien<br />

eingeläutet. Sie haben zum Unterschied<br />

von gebräuchlichen Glocken, keinen Glockenschwengel,<br />

sondern sie werden mit<br />

einem waagrecht angebrachten Rundholz<br />

von außen zum Klang gebracht.<br />

Die wie Verzierung anmutenden Nippel<br />

dienten der Tonlagenveränderung.<br />

Der Konfuzianismus selbst ist keine Religion, sondern eine Lehre der gegenseitigen<br />

Respektierung und der sozialen Rangordnung. Die Lehre regelt fünf Basis-Beziehungen:<br />

zwischen Vater und Sohn, Mann und Frau, Herrscher und Untertan, dem älteren<br />

und jüngeren Bruder sowie zwischen befreundeten Menschen – Ziel ist immer das Erreichen<br />

der großen Harmonie untereinander. In den speziell für den Konfuzius-Glauben<br />

errichteten Tempeln werden jedes Jahr am Geburtstag von Konfuzius (28.September)<br />

große Feste gefeiert und besondere Zeremonien abgehalten.<br />

Neben dem Konfuzius Tempel war eine große<br />

Grünfläche, die von jugendlichen Sportgruppen<br />

als Wettkampfstätte benutzt wurde,<br />

unter der Leitung hübscher Lehrkräfte.<br />

Konfuzianische Tempel unterscheiden sich grundlegend von anderen Andachtsstätten.<br />

Es gibt keine Figuren, die von den Gläubigen angebetet werden. Lediglich Schrifttafeln<br />

mit Weisheiten aus der Lehre werden kunstvoll verziert in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Die Tempelanlagen waren alle auch als Schule für die Lehre und der Verbreitung des<br />

klassischen Konfuzianismus ausgebaut und die Studenten lernten und lebten nach dem<br />

Grundsatz, dass Menschenliebe und<br />

Gerechtigkeit in der Natur des Menschen<br />

liegen würden.<br />

Auf der blauen Tafel, gestiftet von<br />

Chiang Kai Shek ist dieser Grundsatz<br />

verewigt.<br />

Fo Guang Shan ist das größte buddhistische Kloster in <strong>Taiwan</strong>. Der Orden ist eine der<br />

größten Wohlfahrtsorganisationen in <strong>Taiwan</strong>. Sie wurde 1967 durch den ehrenwerten<br />

Meister Hsing Yun, einem bekannten buddhistischen Mönch und Gelehrten, gegründet.<br />

Der Orden entwickelte und fördert den humanistischen Buddhismus, eine moderne<br />

buddhistische Philosophie, die in <strong>Taiwan</strong> zurzeit sehr populär ist.<br />

Die Anlage besteht aus zwei Teilen. Das Buddha Museum, ein riesiger Komplex mit<br />

Souvenir Geschäften, Restaurant und Andachtsräumlichkeiten, ein buddhistisches Disneyland<br />

und dann das eigentliche Kloster - Fo Guang Shan Monastery.<br />

46 47


Der Eingang<br />

in das Buddha-Museum<br />

wird auf beiden<br />

Seiten von<br />

Elefanten- und<br />

Löwen-Statuen<br />

bewacht.<br />

In der gesamten Anlage wurden westliche und chinesische Architektur miteinander vermischt. In der Eingangshalle<br />

fühlt man sich wie in einem Einkaufszentrum, mit vielen Souvenir Geschäften, einen Starbucks und einem<br />

Restaurant. Verlässt man die Halle auf der gegenüberliegenden Seite, steht man vor der Hauptattraktion des<br />

Fo Guang Shan Buddha Museum: Die Acht Pagoden, die zum großen Buddha führen. Acht Pagoden, weil im<br />

Mahayana Buddhismus acht Schritte zur Erleuchtung existieren. Jede Pagode trägt einen eigenen Namen und<br />

ist für eine besondere Verwendung vorgesehen. Hochzeitspagode, Pagode der Tugend, Pagode der Lehre usw.<br />

Nach den Pagoden erreicht man den Bodhi-Weisheits-Versammlungsplatz. Tausende Menschen haben hier Platz.<br />

Dahinter thront die größte sitzende Bronze-Buddha-Statue der Welt. Das umgekehrte Hakenkreuz ist übrigens im<br />

Buddhismus die Svastika und bedeutet Glück.<br />

Der pyramidenförmige Stil ist auf den traditionellen indisch-buddhistischen Tempelbau zurückzuführen.<br />

Im Inneren des pyramidenförmigen Gebäudes befinden sich Andachtsräume,<br />

Buddha-Reliquien, ein 4D-Kino und viele Statuen.<br />

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Am Nachmittag wurde unsere Reisegruppe im<br />

Fo Guang Shan Kloster vom Mönch Hue Shou<br />

empfangen. Nach einführenden Sätzen gab es einen<br />

ausgedehnten Rundgang durch das Kloster.<br />

Das Leben eines<br />

Mönchs besteht<br />

nicht nur aus Meditationen<br />

und<br />

beten, sondern<br />

auch in der Vertiefung<br />

des eigenen<br />

Wissens<br />

über die buddhistische<br />

Lehre und<br />

die verschiedenen<br />

Denkrichtungen und Schulen. Ein Mönch ist damit so etwas wie ein Geistesgelehrter.<br />

Der Mönch Hue Shou stammt aus Scheibbs in Niederösterreich. Er ist nach<br />

langen Wanderjahren im Fo-Guang-Shan-Kloster in Kaohsiung, dem größten<br />

Tempel <strong>Taiwan</strong>s, Mönch geworden. Dort arbeitet er als Gästebetreuer und<br />

führt Besucher durch die imposante Anlage. In seiner wallenden, orangefarbenen<br />

Mönchskutte erzählt er Anekdoten aus seinem Leben im Kloster. Er<br />

gestikuliert, zeigt, erklärt humorvoll und antwortet auf die Fragen zum Mahayana-Buddhismus,<br />

der Glaubensrichtung seines Klosters.<br />

Hue Shou erzählt, was es mit den 500 goldenen Statuen auf sich hat, die als Figuren vor dem Hauptschrein<br />

stehen. Dann führt er uns zur 36 Meter hohen Statue des Begrüßungs-Buddha, der über den Tempel und das<br />

angrenzende Flusstal wacht. Und er erzählt vom 85-jährigen Meister Hsing Yun, der das Kloster vor beinahe 55<br />

Jahren gegründet und zu einem weltumspannenden Unternehmen gemacht hat.<br />

Jede der 400 vergoldeten Statuen steht als Symbol für eine<br />

sehr großzügige Spende an das Kloster.<br />

Der Orden gründet und leitet weltweit Tempel<br />

und Gruppen unter seinem Namen. Das Ziel ist<br />

es, dem Buddhismus weltweit zu einer größeren<br />

Bekanntheit zu verhelfen aber auch, ihn in<br />

das Leben und in die Herzen der Menschen zu<br />

bringen.<br />

50 51


Im heiligen Schrein ist das<br />

fotografieren zwar verboten,<br />

aber von der Tür aus gelang<br />

diese Aufnahme.<br />

Mit dieser Glocke werden<br />

die Zeremonien eingeläutet.<br />

Je nach Anzahl der Glockenschläge<br />

erkennen die<br />

Mönche zu welcher Art der<br />

Glaubenshandlung sie gerufen<br />

werden.<br />

Im klostereigenen Urnen-Friedhof bekommen<br />

die Mönche ihre letzte Ruhestätte.<br />

Ahnenverehrung ist von zentraler Bedeutung<br />

für den chinesischen Volksglauben,<br />

vermischt mit daoistischen und buddhistischen<br />

Bräuchen.<br />

1967 kaufte Meister Hsing Yun mehr als 30 Hektar<br />

Land für den Bau eines Klosters. Seither hat sich der<br />

Orden weltweit weiterentwickelt.<br />

Dem 85 jährigen Meister Hsing Yun wurde<br />

schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt.<br />

Außen und Innen<br />

findet sich großer<br />

Prunk und für gläubige<br />

Menschen ist die<br />

Spiritualität spürbar.<br />

Laufend gibt es Ausstellungen<br />

renommierter<br />

chinesischer<br />

Künstler.<br />

52 53


Sonntag 26.11.<strong>2017</strong><br />

Tainan - Kenting<br />

Der Ostteil der Insel ist fruchtbar und der Fleiß der<br />

<strong>Taiwan</strong>er ist weit sichtbar.<br />

Ein Geschäft für getrocknete Früchte ist ein Reisebus-Hotspot.<br />

Im großen Stil wird eingekauft.<br />

Es war geplant, dass unsere Reisegruppe im Gästetrakt des Klosters übernachten und an einem Morgenchoral<br />

der Mönche teilnehmen sollte. Durch eine große Veranstaltung war das nicht möglich und so wurden wir von unserem<br />

Mönch am Tor freundlich verabschiedet und übernachteten in Tainan in einem Hotel.<br />

Der nächste Halt mit Erklärungen galt dem<br />

Taoistischen Tempel Fuangong Tao in<br />

Checheng. Der Daoismus auch Taoismus<br />

ist eine Philosophie und Weltanschauung<br />

und wird in<br />

China als<br />

eigene Religion<br />

angesehen.<br />

Es werden Rituale<br />

und Prozessionen<br />

zu<br />

vielen Anlässen<br />

abgehalten: zum<br />

Geburtstag des<br />

Lokalgottes, zur<br />

Instandhaltung<br />

eines Tempels<br />

oder um eine<br />

neue Götterstatue<br />

einzuweihen.<br />

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Die Geister der Vorfahren<br />

beobachten<br />

aus dem Jenseits<br />

das Treiben ihrer<br />

Nachkommen und sehen es gerne, wenn die sich um sie kümmern. Neben<br />

Gebeten gehört dazu auch das Finanzielle, denn im Jenseits geht<br />

es zu wie auf Erden – ohne Geld hat man es schwer.<br />

Also sorgen die <strong>Taiwan</strong>er für Nachschub und verbrennen bündelweise<br />

„Geistergeld“ – dicke gelbe Papierscheine, die als Rauch aufsteigen<br />

und so bei den Ahnen<br />

ankommen.<br />

Nach dem selben<br />

Prinzip trägt beim<br />

Gebet der Qualm<br />

von Räucherstäbchen<br />

die Gedanken<br />

nach oben.<br />

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Rund um den Tempel befindet sich ein Nahversorger-Markt. Lebensmittel aus der Gegend und Speiseangebote<br />

waren vorherrschend, aber auch Spielwaren, Süßwaren, Gewinnlose und Bekleidung wurden angeboten.<br />

Chinesische, fermentierte<br />

Eier sind eine Delikatesse<br />

der chinesischen<br />

Küche. Schon in Jiufen<br />

lernten wir die Eier mit<br />

dem dunklen Dotter kennen.<br />

Dort werden diese<br />

Eier warm angeboten.<br />

Zur Herstellung werden<br />

rohe Eier, für etwa drei<br />

Monate in einem Brei<br />

aus Asche, Salz, Zitrone<br />

und Tee, gebranntem<br />

Kalk sowie Sägespänen<br />

eingelegt. In dieser<br />

Zeit verwandelt sich das<br />

Eiklar in eine gelatinartige,<br />

bernsteinfarbene<br />

Masse. Über den Geschmack lässt sich diskutieren. Uns ist<br />

ein herkömmlich gekochtes Ei mit Osterschinken und Kren<br />

wahrscheinlich lieber.<br />

Auf der Fahrt zum Kenting Nationalpark<br />

kamen wir an einer interessanten<br />

Sportstätte vorbei. Ähnlich<br />

wie bei unserem Maibaumklettern<br />

werden hier diese Stangen eingeschmiert<br />

und sind von den Sportlern<br />

ohne Behelfsmittel, im Wettkampf<br />

zwischen den einzelnen<br />

Dörfern, zu erklimmen.<br />

Der Kenting Nationalpark umfasst das<br />

südliche Ende der Insel <strong>Taiwan</strong>, die Hengchun-Halbinsel.<br />

Er wird im Westen und<br />

im Süden von Südchinesischen Meer und<br />

im Osten vom Pazifischen Ozean umgeben.<br />

In dieser Gegend blieben wir bis Mittwoch<br />

29.11.<strong>2017</strong>.<br />

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Die beiden endemischen Schönheiten störten den Fotografen am<br />

Ausblick in die Natur nicht im geringsten.<br />

Im Sheding Natur Park findet sich der Besucher auf idyllischen Rundwegen mitten in der unberührten Natur.<br />

Bei der Weiterfahrt passierten wir eine Stelle<br />

an der Krabben vom Meer in die angrenzenden<br />

Wälder wandern.<br />

Die Halbinsel ist das<br />

einzige Gebiet mit<br />

tropischem Klima<br />

auf der ansonsten<br />

subtropischen Insel<br />

<strong>Taiwan</strong>.<br />

Das Temperatur<br />

Jahres-Mittel liegt<br />

bei 23 °C. Von November bis April ist das Klima<br />

sehr trocken.<br />

Am südlichen Abschnitt hat sich zu beiden<br />

Seiten der Straße eine Freizeitmeile mit Hotels,<br />

Bars, Restaurants, Imbissständen und<br />

Wassersportangeboten entwickelt, die den<br />

belebtesten Teil des Nationalparks bildet.<br />

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Ernestine hat<br />

eine wunderschöne<br />

Blüte gefunden.<br />

Sie erklärt<br />

uns, das es<br />

sich hier um eine<br />

Blüte aus der<br />

Familie der Calliandra<br />

handelt.<br />

CHATEAU BEACH RESORT<br />

Die letzten Tage<br />

verbrachten wir im<br />

sehr schönen Resort<br />

Chateau Beach. Der<br />

schweizer Küchenchef<br />

zauberte für das<br />

Abendbuffet wunderbare<br />

Spezialitäten.<br />

Da die Pool-Bar nur einen Abend geöffnet hatte, war die Hotel-Bar<br />

jeden Abend ein zentraler Sammelpunkt unserer Reisegruppe.<br />

Die Barkeeperin war kompetent und sehr nett.<br />

Mittwoch 29.11.<strong>2017</strong><br />

Transfer zum Bahnhof Kaohsiung<br />

Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Taipeh<br />

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Die höchste Geschwindigkeit<br />

die<br />

der Zug erreichte<br />

war 270 km/h<br />

Mittwoch 29.11.<strong>2017</strong><br />

Abflug von Taipeh nach Wien um ~ 23:10<br />

mit Flug Nr. CI 063 Airbus A350-900<br />

Donnerstag 30.11.<strong>2017</strong><br />

Ankunft in Wien ~ 06:15<br />

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