Neue Szene Augsburg 2018-04
Stadtmagazin für Augsburg
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CINERAMA<br />
49<br />
READY PLAYER ONE<br />
Regie: Steven Spielberg<br />
Mit Tye Sheridian, Olivia Cooke u.a.<br />
2<strong>04</strong>5 spielt sich das Leben vieler Menschen auf der<br />
heruntergekommenen Erde zum größten Teil nur<br />
noch in Oasis ab. Das ist eine von Web-Designer<br />
James Halliday erfundene virtuelle Welt. In dieser<br />
Simulation kann man beinahe alles erleben. Die<br />
meiste Zeit seines jungen Lebens verbringt auch<br />
Teenager Wade Watts in dieser Welt: Dort reist er<br />
mit seinem Avatar Parzival zu verschiedenen Orten<br />
innerhalb der künstlichen Sphäre, besucht zum<br />
Beispiel die virtuelle Schule und zockt Videospiele.<br />
Nach dem Tod des Erfinders entbrennt eine rasante<br />
Schnitzeljagd. Die meisten Spielberg-Jünger können<br />
den Start seines neuen SciFi-Thrillers nach<br />
dem Roman von Ernest Cline kaum noch erwarten.<br />
Zurecht, denn der Film zeigt, wie Gaming in der<br />
Zukunft der Gesellschaft verankert ist. Dabei fehlen<br />
auch zahlreiche Anspielungen auf Computerspiele<br />
wie Halo und Overwatch nicht. Freut Euch drauf!<br />
(max) (Kinostart 05.<strong>04</strong>.)<br />
<br />
A BEAUTIFUL DAY<br />
Regie: Lynne Ramsay<br />
Mit Joaquin Phoenix, Ekaterina Samsonov, Alex<br />
Manette u.a.<br />
Der Kriegsveteran und Ex-FBI-Agent Joe (sehr<br />
eindrucksvoll gespielt von Joaquin Phoenix) ist ein<br />
knallharter Typ. Gnadenlos jagt er Verbrecher, die im<br />
organisierten Sexhandel Frauen und Kinder benutzen<br />
und misshandeln. Als Einzelkämpfer nimmt er<br />
keine Rücksicht auf Rang und Namen. Sein nächster<br />
Auftrag lautet Nina, Tochter eines Senators, der sich<br />
mitten im Wahlkampf befindet, aus den Fängen der<br />
Menschenhändler zu befreien. Als bei dieser Befreiungsmission<br />
in einem Bordell in Manhattan alles<br />
aus dem Ruder läuft, kennt Joe keine Grenzen mehr<br />
und beginnt einen blutigen Rachefeldzug. Regisseurin<br />
Lynne Ramsay zeigt uns keinen Macho-Film<br />
sondern einen Streifen, bei dem es vor allem um das<br />
Innenleben des Hauptdarstellers geht, der zeigt, wie<br />
er zu dem wurde, was er jetzt ist. Starker Film, auch<br />
wegen des beindruckenden Soundtracks von Jonny<br />
Greenwood. (cs) (Kinostart 26.<strong>04</strong>.)<br />
<br />
LADY BIRD<br />
Regie: Greta Gerwig<br />
Mit Saoirse Ronan, Laurie Metcalf, Tracy Letts, Odeya<br />
Rush u.a.<br />
Christine ist 17 Jahre alt, irgendwie unangepasst und<br />
hat keinen Bock mehr auf das langweilige Leben<br />
in Sacramento, einer Kleinstadt in Kalifornien. In<br />
ihrem Kopf geht es echt ab, sie hat verrückte Ideen,<br />
ist voller Lebensdrang. Sie nennt sich selbst Lady<br />
Bird und will auf ein College an der Ostküste. Dort<br />
erhofft sie sich, endlich unter Künstlern und Intellektuellen<br />
zu sein, also unter Ihresgleichen. Doch<br />
erst muss sie noch die katholische Highschool in<br />
Sacramento zu Ende bringen. Dort hängt sie meist<br />
mit ihrer Freundin Julie ab und trifft sich mit zwei<br />
Typen, dem netten Danny und dem saucoolen Kyle.<br />
Lady Bird ist eine tolle Coming-of-Age-Komödie,<br />
abseits stereotyper Highschool-Filme, frisch, nicht<br />
ganz so fromm, fröhlich und frei, die geradezu nach<br />
einer Fortsetzung schreit. Die Drehbuchautorin und<br />
Regisseurin Greta Gerwig stammt aus Sacramento.<br />
(cs) (Kinostart 19.<strong>04</strong>.)<br />
<br />
filmtipp des monats<br />
WILDES HERZ<br />
Regie: Charly Hübner, Sebastian Schultz<br />
Mit Jan Gorkow u.a.<br />
Für Polizeiruf 110-Kommissar Charly Hübner ist es die erste Regie-Arbeit und<br />
dafür hat er gleich mal ein politisches Statement gesetzt. Denn seine Dokumentation<br />
über Jan „Monchi“ Gorkow, den Sänger der Punkband „Feine Sahne<br />
Fischfilet“, sorgte schon zu Beginn für Diskussionen, da das Projekt mit 30.000<br />
Euro der Filmförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützt<br />
wurde. Kritisiert wurde die Entscheidung natürlich von wem? Jepp, von der AfD.<br />
Wie kann man auch nur ein Filmporträt über einen Mann fördern, der sich klar<br />
gegen Rassismus, Faschismus und Diskriminierung stellt?! Wo kommen wir<br />
denn da hin. Ich höre nun schon die Stimmen, die uns eine Verherrlichung der<br />
linken <strong>Szene</strong> vorwerfen. Aber da gibt es nix zu verherrlichen, denn sich gegen<br />
den aufkommenden Rechtsruck zu stellen, sollte eine Selbstverständlichkeit<br />
sein. Drei Jahre hat Charly Hübner den Sänger der linken Punkband begleitet.<br />
Der Film startet mit Monchis Kindheit, in der sich schon früh zeigte, dass der<br />
Junge seinen eigenen Kopf hat und unbequeme Wege einschlagen wird. Eltern,<br />
Lehrer und natürlich er selbst kommen zu Wort. Monchi erzählt offen von<br />
seiner Zeit als gewaltbereiter Ultra von Hansa Rostock, seinen Fehlern und der<br />
Erkenntnis, dass er seine Heimat nicht den Rechten überlassen will. Hübner und<br />
Schultz lassen ihm die Freiheit, seinen Standpunkt intensiv und emotional zu<br />
erläutern. Der Film zeigt Monchis Entschlossenheit und sein Engagement, seine<br />
Ängste und Zweifel. Doch auch das Unbequeme an seiner Person wird nicht<br />
verheimlicht. Mit einer solchen Lebenseinstellung macht man sich eben nicht<br />
nur Freunde und diese Ambivalenz seines Charakters wird durchaus deutlich.<br />
Konzertmitschnitte zeigen darüber hinaus die kraftvolle Präsenz der gesamten<br />
Band auf der Bühne. Hier findet nie einfach nur ein „Gig“ statt, sondern jedes<br />
Konzert von „Feine Sahne Fischfilet“ ist ein Statement: Arsch hoch, Meinung<br />
sagen und Anpacken. „Wildes Herz“ ist ein Heimatfilm ohne zu viel Pathos,<br />
aber mit „Bauch, Kopf, Wut, Verstand, eigener Geschichte und der Geschichte<br />
eines Bundeslandes“, wie es in der Laudatio des DEFA-Förderpreises heißt. Ein<br />
Film zum Nachdenken, Lachen und Weinen und vor allem zum Respekt zollen.<br />
Reingehen, top! (etz) (Kinostart 12.<strong>04</strong>.)