27.03.2018 Aufrufe

Neue Szene Augsburg 2018-04

Stadtmagazin für Augsburg

Stadtmagazin für Augsburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

52<br />

GERILLTES<br />

ERASURE<br />

WORLD BEYOND<br />

(Mute/Rough Trade)<br />

„World Beyond“ ist eine <strong>Neue</strong>inspielung<br />

des Albums „World be gone“ aus<br />

dem letzten Jahr. In nur zehn Tagen<br />

wurden die Tracks von Andy Bell und<br />

Musikern des Brüsseler Echo Collectives<br />

eingespielt. Die klassisch ausgebildeten<br />

Belgier machen sich gerne mal über<br />

moderne Klänge her und freuten sich<br />

über Vince Clarkes Einfall, zusammen<br />

eine 2017er-Single neu einzuspielen.<br />

Dabei entwickelte sich dann aber offenbar<br />

schnell der Plan, gleich dem ganzen<br />

Album ein post-klassisches Gewand zu<br />

verpassen. Produktion und Arrangements<br />

blieben in Händen der Belgier,<br />

sodass eine ganz neue Dimension der<br />

beiden britischen Synthie-Popper<br />

herausgekommen ist, die man so nicht<br />

vermutet hätte. (max)<br />

<br />

ISOLATION BERLIN<br />

VERGIFTE DICH<br />

(Staatsakt)<br />

Die zweite Platte ist niemals einfach.<br />

Noch weniger ist es einfach, dem kritischen<br />

Publikum angemessen zu gefallen.<br />

Doch Isolation Berlin bewahrt<br />

für sich seit Jahren genau eine Sache<br />

wie keine andere Band: Die Melancholie,<br />

die nie staubig zu sein scheint<br />

und immer wieder ergreift. Größeren<br />

Bekanntheitsgrad dürften die Berliner<br />

2016 mit „Aus den Wolken tropft die<br />

Zeit“ erlangt haben. Und auch mit<br />

„Vergifte dich“ haben die Jungs es<br />

geschafft, Poesie in direkter Sprache<br />

alltagstauglich werden zu lassen.<br />

Ihre Musik ist allerdings deutlich<br />

akustischer, ruhiger und weniger laut.<br />

„Wenn du mich suchst, such mich am<br />

Pfandflaschenautomat“ singt der junge<br />

Mann an der Gitarre da. (jk)<br />

<br />

EDITORS<br />

VIOLENCE<br />

(Pias)<br />

Die New-Waver „Editors“ veröffentlichen<br />

nun mit „Violence“ ihr sechstes<br />

Studioalbum und man könnte sich<br />

fragen, wo die Band jetzt wohl anknüpfen<br />

möchte. Eingestimmt wird man<br />

jedenfalls mit ruhigen Nummern, die<br />

sich nicht unbedingt in mehr Lautstärke<br />

steigern, sondern in elektronische<br />

Sounds verfallen. Ob das unbedingt<br />

besser ist, das sei dahingestellt. Dem<br />

äußerst ruhigen Opener „Cold“ folgen<br />

musikalische <strong>Szene</strong>rien, die aus verschiedensten<br />

elektronischen Sounds<br />

zusammengewürfelt scheinen. Dazu<br />

komplementiert der wavig-hallige<br />

Gesang des Frontmans Tom Smiths.<br />

Leider ist diesmal eine Platte herausgekommen,<br />

die dahin tröpfelt und in<br />

keinster Weise umwirft. (jk)<br />

<br />

THE BREEDERS<br />

ALL NERVE<br />

(4AD)<br />

10 Jahre ist es her, dass die Breeders,<br />

ein ursprüngliches Nebenprojekt von<br />

Pixies-Bassistin Kim Deal, ihr letztes<br />

Album herausbrachten. Immer noch<br />

scheppert es, die Gitarren sind verzerrter<br />

und der süße Gesang ist süßer denn<br />

je. Das Besondere an der Platte: Da ist<br />

wieder die Originalbesetzung am Werk!<br />

Die Engländerin Josephine Wiggs und<br />

Best-Drummer-Boy Jim Macpherson<br />

stehen sich wieder zur Seite. „All Nerve“<br />

hört sich wie eine Art Neuauflage<br />

von „POD“, ihrem Debütalbum, an. Es<br />

fehlen auf jeden Fall ein paar schmissige<br />

Slacker-Rocksongs wie zu „Last<br />

Splash“- oder „The Amps“-Zeiten, aber<br />

Kim Deal hat ihre großen Hit-Proben<br />

bestanden und will nicht die „Personal-<br />

Hit-Machine“ der <strong>Szene</strong> sein. (jk)<br />

<br />

ALBUM DES MONATS<br />

LIEBLINGS MUSIK<br />

DICHT & ERGREIFEND<br />

GHETTO MI NIX O<br />

(Zipfe Adam Records)<br />

Die Schlagzahl, mit der „dicht&ergreifend“ losgelegt haben, ist höher als bei einer hitzigen Bierzeltschlägerei.<br />

Die Mundart-Reime der in Niederbayern geborenen Wahlberliner Rapper George Urkwell und Lef Dutti<br />

verbreiteten sich schneller, als der Durst nach Bier bayerischer Brauart. Auf „Ghetto mi nix o“ findet sich eine<br />

wilde Mischung aus zynischem Galgenhumor, doppelbödigem Hauptschui-Studentenrap und der Benennung<br />

aktueller Missstände. Es werden augenzwinkernde Schelmengeschichten fabuliert und archetypische Charaktere<br />

beschrieben, wobei in aller derben Direktheit immer wieder feinsinnige Erkenntnisse gewonnen werden. Die<br />

„Dichtis“ zeigend sich variantenreich und schreiten konsequent auf dem von ihnen selbst proklamierten Weg<br />

zwischen Tradition und Wahnsinn voran. Auf der neuen Scheibe finden sich Uptempo-Tracks im knallenden<br />

Clubgewand mit tanzbodenbefeuernden Balkantrompeten ebenso, wie Soulsamples aus der Flohmarkplattenkiste.<br />

Dazu aber auch entspannte Nummern mit schleppenden Beats, die gemächlich in den Gehörgang wandern,<br />

untermalt von einem beiläufig klimperndem Hotellounge-Piano und einer großvatrig schnaufender Tuba. Voller<br />

Experimentierfreude wurde außerdem alles mögliche eingebaut, was diesen ganz eigenen dicht&ergreifend-Sound<br />

ausmacht. Klingt, als hätte man das Brät für die Weißwürste mit LSD getränkt. Prädikat „sehr empfehlenswert“<br />

für alle musikalischen Feinschmecker. Peter Fox auf Niederbayrisch! (max)<br />

ISOLATION BERLIN<br />

VERGIFTE DICH<br />

(STAATSAKT)<br />

„Isolation Berlin bewahrt<br />

für sich seit Jahren genau<br />

eine Sache wie keine andere<br />

Band: Die Melancholie,<br />

die nie staubig zu sein<br />

scheint und immer wieder<br />

ergreift.“ (jk)<br />

GISBERT ZU KNYPHAUSEN<br />

DAS LICHT DIESER WELT<br />

(PIAS GERMANY)<br />

„Feinfühlig und souverän besingt<br />

Gisbert zu Knyphausen die großen<br />

Themen von Geburt bis Tod.“ (max)<br />

THE WOMBATS<br />

BEAUTIFUL PEOPLE<br />

WILL RUIN YOUR<br />

LIFE<br />

(KOBALT/ROUGH<br />

TRADE)<br />

„Bombastischer,<br />

überproduzierter und<br />

kitschiger Brit-Pop! Läuft<br />

mir trotzdem angenehm<br />

rein!“ (ws)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!