Neue Szene Augsburg 2018-04
Stadtmagazin für Augsburg
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52<br />
GERILLTES<br />
ERASURE<br />
WORLD BEYOND<br />
(Mute/Rough Trade)<br />
„World Beyond“ ist eine <strong>Neue</strong>inspielung<br />
des Albums „World be gone“ aus<br />
dem letzten Jahr. In nur zehn Tagen<br />
wurden die Tracks von Andy Bell und<br />
Musikern des Brüsseler Echo Collectives<br />
eingespielt. Die klassisch ausgebildeten<br />
Belgier machen sich gerne mal über<br />
moderne Klänge her und freuten sich<br />
über Vince Clarkes Einfall, zusammen<br />
eine 2017er-Single neu einzuspielen.<br />
Dabei entwickelte sich dann aber offenbar<br />
schnell der Plan, gleich dem ganzen<br />
Album ein post-klassisches Gewand zu<br />
verpassen. Produktion und Arrangements<br />
blieben in Händen der Belgier,<br />
sodass eine ganz neue Dimension der<br />
beiden britischen Synthie-Popper<br />
herausgekommen ist, die man so nicht<br />
vermutet hätte. (max)<br />
<br />
ISOLATION BERLIN<br />
VERGIFTE DICH<br />
(Staatsakt)<br />
Die zweite Platte ist niemals einfach.<br />
Noch weniger ist es einfach, dem kritischen<br />
Publikum angemessen zu gefallen.<br />
Doch Isolation Berlin bewahrt<br />
für sich seit Jahren genau eine Sache<br />
wie keine andere Band: Die Melancholie,<br />
die nie staubig zu sein scheint<br />
und immer wieder ergreift. Größeren<br />
Bekanntheitsgrad dürften die Berliner<br />
2016 mit „Aus den Wolken tropft die<br />
Zeit“ erlangt haben. Und auch mit<br />
„Vergifte dich“ haben die Jungs es<br />
geschafft, Poesie in direkter Sprache<br />
alltagstauglich werden zu lassen.<br />
Ihre Musik ist allerdings deutlich<br />
akustischer, ruhiger und weniger laut.<br />
„Wenn du mich suchst, such mich am<br />
Pfandflaschenautomat“ singt der junge<br />
Mann an der Gitarre da. (jk)<br />
<br />
EDITORS<br />
VIOLENCE<br />
(Pias)<br />
Die New-Waver „Editors“ veröffentlichen<br />
nun mit „Violence“ ihr sechstes<br />
Studioalbum und man könnte sich<br />
fragen, wo die Band jetzt wohl anknüpfen<br />
möchte. Eingestimmt wird man<br />
jedenfalls mit ruhigen Nummern, die<br />
sich nicht unbedingt in mehr Lautstärke<br />
steigern, sondern in elektronische<br />
Sounds verfallen. Ob das unbedingt<br />
besser ist, das sei dahingestellt. Dem<br />
äußerst ruhigen Opener „Cold“ folgen<br />
musikalische <strong>Szene</strong>rien, die aus verschiedensten<br />
elektronischen Sounds<br />
zusammengewürfelt scheinen. Dazu<br />
komplementiert der wavig-hallige<br />
Gesang des Frontmans Tom Smiths.<br />
Leider ist diesmal eine Platte herausgekommen,<br />
die dahin tröpfelt und in<br />
keinster Weise umwirft. (jk)<br />
<br />
THE BREEDERS<br />
ALL NERVE<br />
(4AD)<br />
10 Jahre ist es her, dass die Breeders,<br />
ein ursprüngliches Nebenprojekt von<br />
Pixies-Bassistin Kim Deal, ihr letztes<br />
Album herausbrachten. Immer noch<br />
scheppert es, die Gitarren sind verzerrter<br />
und der süße Gesang ist süßer denn<br />
je. Das Besondere an der Platte: Da ist<br />
wieder die Originalbesetzung am Werk!<br />
Die Engländerin Josephine Wiggs und<br />
Best-Drummer-Boy Jim Macpherson<br />
stehen sich wieder zur Seite. „All Nerve“<br />
hört sich wie eine Art Neuauflage<br />
von „POD“, ihrem Debütalbum, an. Es<br />
fehlen auf jeden Fall ein paar schmissige<br />
Slacker-Rocksongs wie zu „Last<br />
Splash“- oder „The Amps“-Zeiten, aber<br />
Kim Deal hat ihre großen Hit-Proben<br />
bestanden und will nicht die „Personal-<br />
Hit-Machine“ der <strong>Szene</strong> sein. (jk)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
LIEBLINGS MUSIK<br />
DICHT & ERGREIFEND<br />
GHETTO MI NIX O<br />
(Zipfe Adam Records)<br />
Die Schlagzahl, mit der „dicht&ergreifend“ losgelegt haben, ist höher als bei einer hitzigen Bierzeltschlägerei.<br />
Die Mundart-Reime der in Niederbayern geborenen Wahlberliner Rapper George Urkwell und Lef Dutti<br />
verbreiteten sich schneller, als der Durst nach Bier bayerischer Brauart. Auf „Ghetto mi nix o“ findet sich eine<br />
wilde Mischung aus zynischem Galgenhumor, doppelbödigem Hauptschui-Studentenrap und der Benennung<br />
aktueller Missstände. Es werden augenzwinkernde Schelmengeschichten fabuliert und archetypische Charaktere<br />
beschrieben, wobei in aller derben Direktheit immer wieder feinsinnige Erkenntnisse gewonnen werden. Die<br />
„Dichtis“ zeigend sich variantenreich und schreiten konsequent auf dem von ihnen selbst proklamierten Weg<br />
zwischen Tradition und Wahnsinn voran. Auf der neuen Scheibe finden sich Uptempo-Tracks im knallenden<br />
Clubgewand mit tanzbodenbefeuernden Balkantrompeten ebenso, wie Soulsamples aus der Flohmarkplattenkiste.<br />
Dazu aber auch entspannte Nummern mit schleppenden Beats, die gemächlich in den Gehörgang wandern,<br />
untermalt von einem beiläufig klimperndem Hotellounge-Piano und einer großvatrig schnaufender Tuba. Voller<br />
Experimentierfreude wurde außerdem alles mögliche eingebaut, was diesen ganz eigenen dicht&ergreifend-Sound<br />
ausmacht. Klingt, als hätte man das Brät für die Weißwürste mit LSD getränkt. Prädikat „sehr empfehlenswert“<br />
für alle musikalischen Feinschmecker. Peter Fox auf Niederbayrisch! (max)<br />
ISOLATION BERLIN<br />
VERGIFTE DICH<br />
(STAATSAKT)<br />
„Isolation Berlin bewahrt<br />
für sich seit Jahren genau<br />
eine Sache wie keine andere<br />
Band: Die Melancholie,<br />
die nie staubig zu sein<br />
scheint und immer wieder<br />
ergreift.“ (jk)<br />
GISBERT ZU KNYPHAUSEN<br />
DAS LICHT DIESER WELT<br />
(PIAS GERMANY)<br />
„Feinfühlig und souverän besingt<br />
Gisbert zu Knyphausen die großen<br />
Themen von Geburt bis Tod.“ (max)<br />
THE WOMBATS<br />
BEAUTIFUL PEOPLE<br />
WILL RUIN YOUR<br />
LIFE<br />
(KOBALT/ROUGH<br />
TRADE)<br />
„Bombastischer,<br />
überproduzierter und<br />
kitschiger Brit-Pop! Läuft<br />
mir trotzdem angenehm<br />
rein!“ (ws)