sPositive 03/2018
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DOMINIQUE AEGERTER<br />
Es wartet viel Arbeit aufs Team, bis Aegerter wieder<br />
ganz vorn mitfahren kann.<br />
und seiner Routine (Katar war sein 130. Moto2-Renen)<br />
ein Titelanwärter sein. Und ist es bei weitem nicht. Vielmehr<br />
beginnt er sportlich diese Saison praktisch auf dem<br />
gleichen Level wie im März 2010, als er mit einem 20.<br />
Platz im Training und einem 11. Rang im Rennen in Katar<br />
sein Moto2-Abenteuer begonnen hat.<br />
Er gibt zu bedenken, dass dieser Vergleich nicht ganz<br />
fair und die WM von heute nicht mit jener von 2010<br />
vergleichbar sei. «Das Fahrerfeld ist inzwischen viel ausgeglichener<br />
und das fahrerische Niveau höher. Die Fahrer<br />
sind auch im Mittelfeld so gut, dass es mir nicht mehr<br />
gelingt, wie früher mit einem Blitzstart gleich mehrere<br />
Plätze gutzumachen.»<br />
Nachdem alles vorbei war, ist ihm die Frage gestellt<br />
worden, ob dieser WM-Zähler ein guter oder enttäuschender<br />
Punkt sei und ob er jetzt enttäuscht oder erfreut<br />
heimfliege. Er musste nachdenken, ehe er beinahe<br />
kleinlaut sagte: «Wir müssen optimistisch sein.»<br />
Kann man Optimismus müssen? Er kapierte diesen<br />
Einwand und sagt das Verslein auf, das alle in seiner<br />
Situation sagen: «Wir müssen weiterarbeiten.» Er weiss,<br />
dass er optimistisch sein muss, aber es im Herzen eigentlich<br />
nicht ist. Auch für ihn gilt wie für Tom Lüthi:<br />
<strong>2018</strong> werden wir WM-Punkte, nicht Siege und Podestplätze<br />
feiern.<br />
Der mässige Saisonstart hat bereits zu konkreten<br />
Massnahmen geführt. Ab dem ersten Europa-GP in Jerez<br />
arbeitet der spanische «Fahrlehrer» Alvaro Molina (mit<br />
dem gleichnamigen einstigen legendären Hockey-Torhüter<br />
Alfio Molina nicht verwandt) für Dominique Aegerter.<br />
Der Spanier war zwischen 1996 und 2007 ein<br />
Hinterherfahrer in der 125er- und 250er-Klasse.<br />
DER FAHRLEHRER SOLLS RICHTEN<br />
Die meisten Töffstars (auch Valentino Rossi) arbeiten mit<br />
Fahrlehrern (sog. Riding Coaches), die am Streckenrand<br />
stehen, TV-Aufnahmen analysieren, den Fahrern helfen,<br />
die Ideallinie, die Bremspunkte und die richtige Sitzposition<br />
auf dem Motorrad zu finden und als Gesprächspartner<br />
und Mentaltrainer auch das Selbstvertrauen<br />
stärken. Legendär war etwa der Brite Andy Ibbott, der<br />
als Fahrlehrer in Tom Lüthis Weltmeister-Saison 2005<br />
eine wichtige Rolle spielte.<br />
Manager Robert Siegrist sagt dazu: «Dominique Aegerter<br />
bezahlt ihn aus eigener Tasche. Das gehört zur<br />
Investition in seine Karriere. Er muss an seinem Fahrstil<br />
arbeiten. Es ist nicht möglich, die Maschine so an seinen<br />
Stil anzupassen, dass er sich wohl fühlt. Er muss lernen,<br />
seinen Stil der Maschine anzupassen.» Er räumt auch<br />
mit der verbreiteten Entschuldigung auf, KTM liefere<br />
«nur» letztjährige Maschinen und nicht die <strong>2018</strong>er-Version.<br />
«Die Abänderungen für die <strong>2018</strong>er Version sind<br />
völlig unerheblich und in erster Linie auf KTM-Werkspilot<br />
Brad Binder zugeschnitten. Wir bekommen von KTM<br />
alle technischen Neuerungen und wir<br />
haben auch die neue Verschalung bereits<br />
erhalten. Wir können sie nur in Katar<br />
noch nicht einsetzen, weil wir die Werbung<br />
noch nicht aufgeklebt haben.»<br />
Was können wir also in dieser Saison<br />
erwarten? Dominique Aegerter ist über<br />
die Wintermonate um ein paar Jahre älter<br />
geworden. Er wirkt nachdenklicher und<br />
ernsthafter. Die finanziellen Schwierigkeiten<br />
rund um sein Team haben ihm die<br />
«Ernsthaftigkeit des Seins» dramatisch<br />
vor Augen geführt. Er hat sein Charisma keineswegs verloren,<br />
aber ist sich bewusst geworden, wie zerbrechlich<br />
seine Karriere im finanziellen Bereich ist. Die neue Ernsthaftigkeit<br />
hat vorerst einmal die sportliche Leistungsfähigkeit<br />
eher gehemmt als gefördert. Wer an zu vieles<br />
denken muss, dem gelingt es nicht mehr, alle Energie<br />
und Konzentration auf die Hauptsache zu konzentrieren.<br />
Alles auszublenden, was sonst noch ist, wenn Training<br />
und Rennen beginnen, gehört zu den besonderen Qualitäten<br />
eines Rennfahrers.<br />
Aber diese neue Erfahrung wird ihn schliesslich besser<br />
machen. «Reculer pour mieux sauter» sagen die Welschen.<br />
Also ein paar Schritte zurück um dann umso<br />
weiter springen zu können. Genau das gilt für Doninique<br />
Aegerter nach dem enttäuschenden Start zur Saison<br />
<strong>2018</strong>.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Rennkalender <strong>2018</strong><br />
8. April<br />
GP Argentinien<br />
(Rio Hondo)<br />
22. April<br />
GP Amerika<br />
(Austin)<br />
6. Mai<br />
GP Spanien<br />
(Jerez)<br />
20. Mai<br />
GP Frankreich<br />
(Le Mans)<br />
3. Juni<br />
GP Italien<br />
(Mugello)<br />
17. Juni<br />
GP Katalonien<br />
(Barcelona)<br />
1. Juli<br />
GP Holland<br />
(Assen)<br />
15. Juli<br />
GP Deutschland<br />
(Sachsenring)<br />
5. August<br />
GP Tschechien<br />
(Brünn)<br />
12. August<br />
GP Österreich<br />
(Spielberg)<br />
Es ist nicht möglich,<br />
die Maschine an<br />
seinen Fahrstil<br />
anzupassen. Er<br />
muss seinen Stil der<br />
Maschine anpassen.<br />
26. August<br />
GP England<br />
(Silverstone)<br />
9. September<br />
GP San Marino<br />
(Misano)<br />
23. September<br />
GP Aragon<br />
(Aragon)<br />
7. Oktober<br />
GP Thailand<br />
(Buriram)<br />
21. Oktober<br />
GP Japan<br />
(Motegi)<br />
28. Oktober<br />
GP Australien<br />
(Philip Island)<br />
4. November<br />
GP Malaysia<br />
(Sepang)<br />
18. November<br />
GP Valencia<br />
(Valencia)<br />
Zwei Schweizer<br />
am Start: Tom<br />
Lüthi (MotoGP)<br />
und Dominique<br />
Aegerter<br />
(Moto2).<br />
32 s’Positive 3 / <strong>2018</strong>