Fiat_IG_Magazin_2015
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Report<br />
Eine Erklärung, warum ich so aussehe!<br />
Ich bin wie<br />
ich bin!<br />
In Italien sind die Entfernungen ganz schön<br />
heftig, aber das war gut für mein Motörchen.<br />
Außerdem wusste ich ja noch gar nicht wie gut<br />
ich’s hier in der Provinz hatte gegenüber dem,<br />
was mich schon nach ein paar Jahren erwartete.<br />
Es war irgendwann im Frühling 1967, da drehte man mir auf<br />
dem Montageband in Turin die letzten Schrauben rein, füllte<br />
meinen Tank mit einem Schnapsglas voll Benzin und hauchte<br />
mir damit symbolisch den „Odem des Lebens“ ein – und es<br />
begann mein Leben in eine ungewisse Zukunft.<br />
Eine Frau aus Varese hatte<br />
mich gekauft und mit auf’s<br />
Land genommen. Das heißt<br />
aber nicht, dass ich deshalb<br />
ein ruhiges Dasein pflegen<br />
konnte, nein, in Italien geht’s auch<br />
auf dem Land ganz schön hoch her.<br />
Die Entfernungen sind meistens<br />
ganz schön heftig, aber das war<br />
ganz gut für ein neues Motörchen<br />
wie meines war. Außerdem wusste<br />
ich ja noch gar nicht wie gut ich’s<br />
hier in der Provinz hatte gegenüber<br />
dem, was mich schon nach ein paar<br />
Jahren erwartete.<br />
Es war nämlich ziemlich genau<br />
nach 2 Jahren, da meinte mein<br />
Frauchen vom Land, sie bräuchte<br />
mich nicht mehr und bot mich zum<br />
Verkauf an. Ich weiß nicht, aus welchem<br />
Grund sie das tat. Ich bin mir<br />
jedenfalls keiner Schuld bewusst,<br />
denn außer den sowieso üblichen<br />
Wartungsarbeiten habe ich ihr keine<br />
Unannehmlichkeiten bereitet.<br />
Da kam also eines Tages im Oktober<br />
1969 eine – damals noch junge<br />
– blonde Tedesca und nahm mich<br />
mit in diese schreckliche Großstadt<br />
Mailand! Oh je!! Sie gab mir zwar<br />
den liebevollen Namen „PIDOC-<br />
CHIO“ (sprich: Pidockio), was<br />
soviel heißt wie „Laus“, aber ich<br />
musste immer an furchtbar dicht<br />
befahrenen Straßenrändern vor der<br />
Wohnung oder der Arbeitsstätte<br />
meines neuen Frauchens stehen.<br />
Auch auf den Supermarktparkplätzen<br />
herrschte immer das Recht<br />
Da kam also eines Tages im Oktober 1969<br />
eine – damals noch junge – blonde Tedesca<br />
und nahm mich mit in diese schreckliche<br />
Großstadt Mailand!<br />
des stärkeren und das war nun<br />
einmal nicht ich. Das Ganze über<br />
Jahre hinweg bei glühender Sonne<br />
im Sommer und bei feuchtkaltem<br />
Grippewetter im Smog, den Rest<br />
des Jahres.<br />
So ging mein Dasein Jahr für<br />
Jahr, ab 2000 von revisione<br />
zu revisione (auch in Italien<br />
müssen Autos alle 2 Jahre<br />
auf ihre Verkehrstauglichkeit<br />
überprüft werden!) dahin und das<br />
hat Spuren hinterlassen! So kann<br />
man an den Radkappen erkennen,<br />
Aufnahme 1981<br />
Sie gab mir zwar<br />
den liebevollen Namen<br />
„PIDOCCHIO“<br />
(sprich: Pidockio),<br />
was soviel heißt<br />
wie „Laus“, aber<br />
ich musste immer<br />
an furchtbar dicht<br />
befahrenen Straßenrändern<br />
vor<br />
der Wohnung oder<br />
der Arbeitsstätte<br />
meines neuen<br />
Frauchens stehen.<br />
wie hoch in Mailand die Bordsteine<br />
sind. Die Beulen in den Stoßstangen<br />
und die damit verbundenen<br />
Eindrücke an den Blechschürzen<br />
zeugen von der Einparkbrutalität<br />
und so mancher heftige Bumser hat<br />
es irgendwann notwendig gemacht,<br />
mir ein neues Vorderteil zu verpassen.<br />
Dabei habe ich das schöne ursprüngliche<br />
Aussehen meines Antlitzes<br />
verloren. Das neue Frontblech<br />
hatte nämlich nicht mehr die Prägung<br />
und die Befestigungslöcher<br />
für das Emblem mit dem seitlichen<br />
Schnurrbart „i baffi“.<br />
Jetzt schau ich halt 1-2 Jahre<br />
jünger aus, denn seit 1968 trage<br />
die Anderen auch nur noch<br />
das kleine FIAT-Wappen. Aber<br />
selbst dieses neue Vorderteil<br />
behielt seine Unversehrtheit<br />
nicht allzu lange. Es kamen gleich<br />
wieder neue Beulen dazu – vom<br />
Einparken, von den Einkaufswagen,<br />
von den spielenden Kindern<br />
und die sind ja in Italien heilig und<br />
unantastbar….<br />
Aber irgendwann ging’s dann richtig<br />
los! Es gibt zwar in Mailand<br />
nicht den Winter in unserem Sinne,<br />
aber furchtbares Schmuddelwetter<br />
mit Regen, Nebel und Schneematsch.<br />
Und offensichtlich hat<br />
mein Frauchen lange nicht auf meine<br />
Hilferufe gehört und es übersehen,<br />
rechtzeitig etwas gegen meine<br />
Rostkrankheit zu unternehmen.<br />
Wenn sie nicht eines Tages mit<br />
dem Fahrersitz fast durch’s Bo-<br />
Fotos: Alle Bilder Hermann Bloeßl<br />
14 500er <strong>2015</strong>/www.fiat500ig.de