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Fiat_IG_Magazin_2015

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Report<br />

Beim Michaelimarkt<br />

in Murnau im<br />

April 2014 durfte<br />

ich zum ersten Mal<br />

mit einigen Clubkameraden<br />

mitfahren.<br />

Es war ein schönes<br />

Gefühl, dazu zu<br />

gehören. Auf dem<br />

Heimweg habe<br />

ich an der kleinen<br />

Kirche bei Weilheim<br />

meine schöne neue<br />

Bayerische Heimat<br />

bewundert.<br />

Foto: Hermann Bloeßl<br />

überall an mir herum, so als wollte<br />

er mich für eine größere Ausfahrt fit<br />

machen. Was ist passiert?<br />

Tatsächlich, am 31. August<br />

2013 stellte mich Marco<br />

in die Garageneinfahrt und<br />

kurz darauf erschien Helgas<br />

Bruder Hermann mit<br />

seinem Sohn Dominik vor meinen<br />

Scheinwerfern und diskutierte mit<br />

Marco über Rechnung und „tutto in<br />

ordine?“. Marco bestätigt ihm, dass<br />

ich in einwandfreier Verfassung sei<br />

und gut vorbereitet für eine lange<br />

Reise. Hermann glaubt das nicht<br />

ganz und stellt sehr schnell fest,<br />

dass das Licht nur einseitig brennt<br />

und dass Scheibenwischer und Blinker<br />

keinen Mucks machen. „Eh mà,<br />

impossibile! Tutto fatto! Abe alles<br />

uberprufte“! Er ruft kurzerhand seinen<br />

elettricista an, der kommt mit<br />

einer Dose Kontaktspray und überschwemmt<br />

damit den Sicherungskasten,<br />

wackelt ein wenig an den<br />

Batteriepolen und startet den Motor.<br />

Sieh da: alles funktioniert! Fast alles,<br />

nur der linke Scheinwerfer mag<br />

noch nicht. Ein paarmal mit dem<br />

Finger hingeklopft, dann leuchtet<br />

auch der.<br />

Jetzt geht für Helgas Bruder doch<br />

der lang gehegte Wunsch, mich<br />

nach München zu bekommen, in<br />

Erfüllung. Allerdings leider zu dem<br />

hohen Preis des viel zu frühen Verlustes<br />

seiner Schwester.<br />

Auf Pidocchio kommt etwas zu,<br />

was er in seinem langen bisherigen<br />

Leben noch nie machen musste.<br />

Vielen Dank<br />

Hermann Bloeßl für<br />

diesen Artikel.<br />

Geschrieben aus<br />

der Sicht eines <strong>Fiat</strong><br />

500.<br />

Es geht aus dem Verkehrsmoloch<br />

Mailand hinaus auf der Landstraße<br />

durch ganz Oberitalien. Vorbei<br />

am Gardasee, durch das Trentino<br />

und Südtirol dem Brenner und dem<br />

kühlen Norden entgegen. Meine<br />

Radlager singen zwar etwas ungesund,<br />

aber mein Motor schnurrt lustig<br />

drauf los und ich bin froh, mal<br />

wieder richtig gefordert zu werden.<br />

Hermann kann nach kurzer Zeit<br />

recht gut mit mir umgehen und lässt<br />

mich im 3. Gang durch die (gefühlt)<br />

1000 Kreisverkehre rauschen. Dabei<br />

holen wir alle die wieder auf, die<br />

vorher gemeint habe, mich überholen<br />

zu müssen – diese Stümper!<br />

Am späten Abend durchqueren wir<br />

Tirol und kommen dann über den<br />

Achensee nach Bayern. Für jemand,<br />

der nie richtig aus dem Dunstkreis<br />

von Mailand herausgekommen ist,<br />

ein fantastisches Erlebnis.<br />

Es war fast Mitternacht, da<br />

haben wir endlich unser Ziel<br />

erreicht. Ich war sowas von<br />

stolz, dass ich die fast 600<br />

km so problemlos geschafft<br />

habe. Jetzt hab ich mir wirklich eine<br />

gründliche Überholung und Ganzkörperpflege<br />

verdient. Auf geht’s<br />

zu Loretos Fachwerkstatt. „il dottore“<br />

prüft mich auf Herz und Nieren<br />

(mich natürlich auf Motor und<br />

Getriebe) und kuriert alle meinen<br />

kleinen und größeren Wehwehchen.<br />

Die allzu verrosteten und verbeulten<br />

Stoßstangen stören Loreto am<br />

meisten. Hermann lässt sich aber<br />

nur dazu überreden, sie gegen „etwas“<br />

bessere, aber auch gebrauchte,<br />

auszutauschen. Zu viel mehr aber<br />

auch nicht: „ Sonst ist es nicht mehr<br />

der Pidocchio meiner Schwester!“<br />

sagt er. Nun, das ist auch meine<br />

Meinung und Hermann hat mir versprochen,<br />

nur Maßnahmen zuzulassen,<br />

die ein weiteres Verschlechtern<br />

meines Äußeren Einhalt gebieten.<br />

Er hat mir einen schönen Tiefgaragenstellplatz<br />

besorgt und für längere<br />

Ruhepausen eine flauschige<br />

Schutzhaube. Jetzt bin ich wirklich<br />

sehr zufrieden.<br />

So, jetzt wisst Ihr, wer ich bin,<br />

woher ich komme und vor<br />

allem warum ich so bin wie<br />

ich bin! Ich stehe zu meinen<br />

Beulen, Schrammen und<br />

Rostflecken die mir das harte Großstadtleben<br />

zugefügt hat.<br />

Ich bewundere aber auch jeden meiner<br />

Artgenossen der auf’s Feinste<br />

restauriert, getunt und hergeputzt<br />

ist. Manche haben sich zu wahren<br />

technischen und ästhetischen Meisterwerken<br />

entwickelt, davor ziehe<br />

ich mein Klappdach, aber ich bleibe<br />

eben so, wie ich meine Helga durch<br />

einen großen Teil ihres Lebens begleitet<br />

habe.<br />

Ich freue mich und bin dankbar dafür,<br />

dass Ihr mich in Eure Gemeinschaft<br />

aufgenommen habt und hoffe,<br />

dass wir viele Fahrten machen<br />

und fröhliche Stunden miteinander<br />

verbringen dürfen.<br />

Euer PIDOCCHIO<br />

(sprich: Pidockio! Für die, die’s in der<br />

Zwischenzeit wieder vergessen haben)<br />

16 500er <strong>2015</strong>/www.fiat500ig.de

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