04/2007 - Gemeinde Großradl
04/2007 - Gemeinde Großradl
04/2007 - Gemeinde Großradl
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16<br />
Unser <strong>Großradl</strong><br />
Unsere Informationen<br />
Grenzübergang Radlpaß<br />
Historische Entwicklung von 1922 bis <strong>2007</strong> � Friedrich Mulzet und Erich Heußerer<br />
Mit dem Ende des ersten Weltkrieges<br />
und der Ausrufung<br />
der demokratischen Republik<br />
Deutsch-Österreich, war das Ende der<br />
Monarchie besiegelt. Mit der Loslösung<br />
Sloweniens aus dem Verband der<br />
Monarchie und Aufnahme in das Königreich<br />
der Serben, Kroaten und Slowenen<br />
(SHS) im Jahre 1919, standen<br />
sich plötzlich zwei Staaten bzw. Länder<br />
gegenüber. Sofort stellte sich die<br />
Frage, wo die neue Grenze zu ziehen<br />
sein wird. Sehr langwierige Verhandlungen<br />
waren die Folge, die von militärischen<br />
Übergriffen begleitet waren,<br />
um in der jeweiligen Phase der Grenzziehung<br />
in der Natur und am grünen<br />
Tisch, eine bessere Ausgangsposition<br />
zu haben. Viele Tote und Verletzte waren<br />
zu beklagen. Für den Bereich des<br />
ehemaligen Herzogtums Steiermark<br />
begann eine schwere Zeit. Diese Zeit<br />
war geprägt von Hungersnot, Arbeitslosigkeit<br />
und Unmut über die unsicheren<br />
Verhältnisse. Zigtausende Soldaten<br />
in Marschkolonnen durchquerten<br />
das Land. Offizielle und selbst ernannte<br />
Einheiten versuchten die Gebietsaufteilung<br />
nach ihrem Sinne zu beeinflussen.<br />
Mit dem Friedensvertrag von St. Germain<br />
vom 10.9.1919 (gelegentlich<br />
auch als Friedensdiktat bezeichnet)<br />
und dem Beschluss einer interalliierten<br />
Kommission vom 29.9.1919, wurde<br />
der heutige Grenzverlauf fixiert.<br />
Eine Kommission bestehend aus Franzosen,<br />
Engländern, Amerikanern, Italienern<br />
und Japanern sowie Vertretern aus<br />
Österreich und Jugoslawien zog durch<br />
die neue Grenzregion, um die Grenzlinie<br />
in der Natur festzulegen. Legendär<br />
in diesem Zusammenhang ist der Einsatz<br />
der Messnerbäuerin Maria Praßnik,<br />
für den heutigen Ort St.Lorenzen<br />
in der Steiermark. Sie kniete sich vor<br />
dem Leiter der Kommission hin - zu<br />
dieser Zeit ein Japaner - und erreichte,<br />
dass der Ort nicht geteilt wurde.<br />
Die Menschen beiderseits dieser neuen<br />
Grenze wurden zur Grenzbevölkerung.<br />
Sie waren es auch, die mit den Nachteilen<br />
und den massiven Beeinträchtigungen<br />
fertig werden mussten.<br />
Menschen- und Warenschmuggel,<br />
Übergriffe und illegale Grenzübertritte<br />
waren an der Tagesordnung. Bargeld<br />
war unter den Menschen an der Grenze<br />
sehr wenig vorhanden. So versuchte<br />
man sich den Lebensunterhalt durch<br />
Schmuggel zu verbessern und zu erleichtern.<br />
Auf der slowenischen Seite waren Lebensmittel<br />
aber vor allem Lebendtiere<br />
viel billiger. Es entwickelte sich ein<br />
lebhafter Schmuggel. Ganze Tierherden<br />
wurden über die Grenze getrieben.<br />
Richtung Jugoslawien wurden Feuerzeuge,<br />
Feuersteine, Salz und Sacharin<br />
geschmuggelt.<br />
Auf der österreichischen Seite wurde<br />
auf Grund des Zollgesetzes 1920 die<br />
Zollabfertigung am Radlpaß 1922<br />
Österreichische Zollwache aufgestellt,<br />
die den Schmuggel verhindern sollte.<br />
Schon 1921 begann man mit dem Bau<br />
eines Holzhauses am Radlpaß für die<br />
neue Einheit, der Zollwachabteilung<br />
Bachholz.<br />
Am Radlpaß, über den seit den Römern<br />
viele Völkerscharen gezogen<br />
sind, war plötzlich ein Grenzbalken.<br />
Ein Gebiet das Jahrhunderte zusammen<br />
gehörte, wurde getrennt.<br />
Auf der slowenischen Seite wurden immer<br />
wieder unterschiedliche Einheiten<br />
und Soldaten zur Grenzüberwachung<br />
eingesetzt. In besonders unangenehmer<br />
Erinnerung sind den Menschen beiderseits<br />
der Grenze die in den Jahren 1929<br />
bis 1931 eingesetzten Einheiten von<br />
Soldaten aus Serbien und Mazedonien.<br />
Im Königreich der Serben, Kroaten<br />
und Slowenen verschärften sich die<br />
ethnischen und religiösen Spannungen.<br />
Alexander der I. hob am 6.1.1929 die<br />
Verfassung auf und benannte das Land<br />
zu „Königreich Jugoslawien“.<br />
1931 wurde die Zollwachabteilung Bachholz<br />
erstmals zum Straßenzollamt.