Christkatholisch 2017-09
Ausgabe 9/2017
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10 Spiritualität<br />
<strong>Christkatholisch</strong> 9/<strong>2017</strong><br />
Halt mich nicht fest?(Joh 20,17)<br />
Maria von Magdala hat den Auferstandenen gefunden.<br />
Anders als Petrus und Johannes weint sie um.<br />
Durch ihre Tränen sieht sie Christus.<br />
Ihre Tränen: Brenngläser der Sehnsucht.<br />
Doch sie findet ihn und verliert ihn zugleich.<br />
Das Bild von Martin Schongauer (1450–1491),<br />
entstanden ca. 1480, zeigt Maria aus Magdala und den Auferstandenen.<br />
Er trägt ein rotes Tuch – Zeichen der Liebe, der Hoffnung und der Freude.<br />
Ihr weisses, leichenblasses Trauergewand ist aufgeschlagen,<br />
das Innenfutter ist vom gleichen Rot wie das Gewand Christi!<br />
Denn die Innenseite ihres Leids ist die Liebe!<br />
Und darunter eine Frau gekleidet in Gold.<br />
In Gold, der Farbe göttlicher Gegenwart.<br />
Ihre Hände sprechen von den Regungen ihres Herzens!<br />
Die rechte Hand schnellt gleichsam vor.<br />
Sie will den, der schon auf dem Weg ist, festhalten.<br />
Die Linke aber, die vom Herzen kommt, will nur empfangen.<br />
Wie die Hand einer Bettlerin.<br />
In ihrem Herzen weiss Maria von Magdala:<br />
Das Wesentliche kann man nicht festhalten.<br />
Nicht fixieren und nicht einsperren.<br />
Michael Bangert