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Wir Profis 04 / 11 - VdV

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Florian Gothe<br />

Unterschriftenaktion gegen<br />

„Berufsverbot“<br />

Vereinslose <strong>Profis</strong> können in Deutschland grundsätzlich<br />

noch bis zum Ende der Transferperiode II am 31.<br />

Januar 2012 verpflichtet werden und ich bin optimistisch,<br />

dass bis dahin auch wieder mehr als 70<br />

Prozent unserer Campteilnehmer neue Jobs gefunden<br />

haben werden. Für die übrigen Spieler ergibt sich<br />

allerdings ab dem 1. Februar 2012 das bekannte Problem,<br />

dass ein Wechsel in Deutschland grundsätzlich<br />

erst wieder in der Transferperiode I im Sommer 2012<br />

durchgeführt werden kann. Somit wird den ohnehin<br />

schon durch die Arbeitslosigkeit hart getroffenen<br />

<strong>Profis</strong> auch noch für ein halbes Jahr der Zugang zu<br />

neuen Jobs auf dem Platz versperrt, also praktisch<br />

ein „Berufsverbot“ verhängt.<br />

Deshalb können die davon Betroffenen derzeit nur<br />

hoffen, dass sie direkt im Juli 2012 – dann nach einjähriger<br />

Spielpause! – wieder einen Vertrag bekommen<br />

und ihren Lebensunterhalt daraus bestreiten<br />

können. Doch wer kann sich schon nach so langer<br />

Zeit und unter so schwierigen Umständen auf die<br />

professionelle Bühne zurückkämpfen? Für viele<br />

wird das halbjährige „Berufsverbot“ also wohl auch<br />

dieses Mal das Ende der Profikarriere bedeuten.<br />

Wer sich trotz der schlechten Aussichten abseits<br />

des Spielbetriebs für sein Comeback quält, geht ein<br />

hohes Risiko ein. Denn bei Misserfolg droht allen<br />

vereinslosen Spielern, die nicht über nennenswerte<br />

finanzielle Rücklagen verfügen, nach Auslaufen des<br />

Arbeitslosengeldes der direkte Absturz in „Hartz IV“.<br />

<strong>Wir</strong> als VDV sind daher der Meinung, dass die vereinslosen<br />

Kollegen eine faire Chance verdient haben,<br />

sich auch nach dem 31. Januar 2012 auf dem<br />

Fußballerarbeitsmarkt präsentieren zu dürfen. Dies<br />

gilt natürlich insbesondere für <strong>Profis</strong>, die aufgrund<br />

einer schweren Verletzung arbeitslos geworden sind<br />

und anschließend viele Monate lang im Hintergrund<br />

für ihr Comeback gerackert haben. Nicht nachvollziehbar<br />

ist aus unserer Sicht die dies ablehnende<br />

Begründung der Verbände, wonach die Verpflichtung<br />

vereinsloser <strong>Profis</strong> nach dem 31. Januar die Integrität<br />

der Wettbewerbe gefährde. Dabei dürften doch alle<br />

Klubs die Spieler verpflichten, sodass immer Chancengleichheit<br />

gewährt wäre.<br />

Liebe Mitglieder,<br />

Liebe Fußballfreunde,<br />

Um diese aus unserer Sicht nicht hinnehmbare „Berufsverbotsregelung“<br />

nunmehr mit Nachdruck zu<br />

bekämpfen, haben wir eine Unterschriftenaktion bei<br />

den Teams der höchsten vier Spielklassen gestartet.<br />

Alle <strong>Profis</strong> sind somit aufgerufen, sich mit ihrer Unterschrift<br />

für die Abschaffung des „Berufsverbotes“<br />

für die vertragslosen Kollegen einzusetzen!<br />

Erfolgreiche Streiks in Spanien und Italien<br />

Je stärker wir zusammenhalten, desto mehr können<br />

wir erreichen. Das haben uns zuletzt einmal mehr die<br />

Kollegen aus Spanien und Italien demonstriert, die<br />

mit ihren Streiks einzelne unhaltbare Zustände im<br />

Profifußball ihrer Länder erfolgreich beseitigt haben.<br />

In Spanien musste der Ligaverband eine Garantie<br />

für die Zahlung der ausstehenden Spielergehälter<br />

abgeben und ein Sonderkündigungsrecht für <strong>Profis</strong><br />

absegnen, die drei Monate lang kein Gehalt erhalten<br />

haben. In Italien hatten sich die Spieler erfolgreich<br />

dagegen aufgelehnt, dass sich die Klubs das Recht<br />

nehmen wollten, unerwünschte Spieler abseits des<br />

Profiteams trainieren zu lassen. Zudem wehrten<br />

sie sich erfolgreich gegen eine geplante Regelung<br />

zur Zwangsausleihe. Dabei sollten <strong>Profis</strong> im letzten<br />

Vertragsjahr ohne deren Zustimmung von den Klubs<br />

an andere Arbeitgeber ausgeliehen werden können.<br />

Angeführt wurden die Streiks unter anderem von<br />

Charles Puyol vom FC Barcelona sowie von Gianluigi<br />

Buffon von Juventus Turin.<br />

Höchste Priorität für den Schutz der<br />

Spieler<br />

Während Zwangsausleihen in Deutland glücklicherweise<br />

nicht auf der Agenda stehen, haben wir hierzulande<br />

aber zunehmend gegen Hooligan-Attacken<br />

auf Spieler und Trainer zu kämpfen. Insbesondere<br />

die Morddrohungen gegen Christian Hock und Daniel<br />

Bauer sowie der Überfall auf Daniel von Maskierten<br />

vor seinem Haus haben mich erschüttert und<br />

nachdenklich gemacht. Die ganze Fußballfamilie<br />

muss jetzt noch enger zusammenrücken und mit unmissverständlichen<br />

Zeichen deutlich Position gegen<br />

Gewalttäter und Kriminelle beziehen. Der Schutz<br />

von Spielern und Trainern muss höchste Priorität genießen.<br />

Sollte es in derartigen Fällen dann noch zu<br />

verharmlosenden Äußerungen von einzelnen Klubfunktionären<br />

kommen, so müssen dem in letzter Konsequenz<br />

die Verbände mit harten Strafen und hohen<br />

Sicherheitsauflagen entgegenwirken.<br />

Regelungen gegen „Lohndumping“<br />

Während in der Vorweihnachtszeit in Deutschland<br />

wieder einmal eine Mindestlohndebatte geführt<br />

wird, möchte ich abschließend von dieser Stelle auf<br />

die Situation bei zahlreichen Regionalligisten und<br />

einzelnen Drittligisten aufmerksam machen. Nach<br />

Erhebungen der VDV spielen dort nämlich nicht<br />

wenige Jungs unter Vollprofibedingungen für einen<br />

„Stundenlohn“ von unter vier (!!) Euro. Kaum ein<br />

offiziell Beschäftigter in Deutschland dürfte bei ähnlicher<br />

körperlicher Belastung und ähnlichen gesundheitlichen<br />

Berufsrisiken schlechter bezahlt werden.<br />

Bei Einzelfallprüfungen könnte hier sogar die Sittenwidrigkeit<br />

der Vergütungshöhe festgestellt werden.<br />

Höchste Zeit also, sich auch an dieser Stelle Gedanken<br />

über faire Gehaltsregelungen zu machen! Denn<br />

im Grundsatz muss auch im Fußball – unabhängig<br />

von der Ligazugehörigkeit – gelten, dass Vollzeitbeschäftigte<br />

der Privatwirtschaft ihren Lebensunterhalt<br />

durch ihr Gehalt bestreiten können und dabei nicht<br />

auf zusätzliche Almosen und Sozialleistungen angewiesen<br />

sind.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen erholsamen<br />

Urlaub, ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie<br />

einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Mit sportlichen Grüßen<br />

Florian Gothe<br />

Präsident der VDV<br />

VDV-ANSTOSS<br />

aus Sicht der VDV geht ein arbeitsreiches Jahr zu Ende, in dem wir einmal mehr mit großem Engagement<br />

unsere vielfältigen Herausforderungen erfolgreich angepackt und mit „Fit for Job“ und<br />

„Mental Gestärkt“ neue Initiativen initiiert und ausgebaut haben. Besonders erfreulich verlief<br />

insbesondere unser traditionelles Trainingscamp für vereinslose Spieler und Rekonvaleszenten.<br />

Denn trotz des schwierigen Marktumfeldes hatten bereits Ende Oktober mehr als die Hälfte der<br />

Teilnehmer neue Jobs gefunden.<br />

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