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Tirol am Teller 2017

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TIROL<br />

4. Jg., Juli <strong>2017</strong> · € 4,-<br />

Direktvermarktung<br />

Ein Erfolgsmodell im Vormarsch<br />

Spitzenqualitäten<br />

<strong>Tirol</strong>s Produzenten zwischen<br />

Alpengarnelen und Zirbenschnaps<br />

Gastronomisch<br />

Besondere Orte zum<br />

Verweilen und Genießen<br />

P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: ECHO Zeitschriftenverlag, Museumstraße 11, 6020 Innsbruck<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2017</strong><br />

Blick über den<br />

<strong>Teller</strong>rand<br />

Genussliste<br />

Gault Millau, Falstaff, A La Carte:<br />

Alle ausgezeichneten<br />

Gastronomiebetriebe <strong>Tirol</strong>s<br />

auf einen Blick!


„Qualität <strong>Tirol</strong>“:<br />

Frische Zillertaler Almmilch<br />

Qualität aus der Region für die Region.<br />

Exklusiv bei SPAR: Milch frisch von der Alm<br />

Christian und<br />

Heinz Kröll,<br />

Geschäftsführer<br />

der Erlebnis<br />

Sennerei<br />

Zillertal.<br />

Saftige Gräser, aromatische Kräuter, frisches Quellwasser und viel<br />

Bewegung auf hochgelegenen Wiesen und Weiden: Der Almsommer<br />

im hinteren Zillertal ist eine herrliche Zeit für die Tiere! Sie<br />

danken es mit hervorragender Milch, die in dieser Qualität weltweit<br />

einzigartig ist! Von Juni bis September holt die ErlebnisSennerei<br />

Zillertal die Milch täglich frisch ab und erzeugt daraus feinste Produkte,<br />

die wunderbar nach Sommer schmecken.<br />

Die Zillertaler Almmilch gibt’s exklusiv<br />

bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR.<br />

Aus Liebe<br />

zum Handwerk


Editorial<br />

Mahlzeit!<br />

Impressum<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> Nr. 4, <strong>2017</strong><br />

Herausgeber: ECHO Zeitschriftenund<br />

Verlags Ges.m.b.H.<br />

Redaktion: Marian Kröll, Karolina Putz,<br />

Markus Stegmayr, Gernot Zimmermann<br />

Fotoreporter: Andreas Friedle<br />

Layout & Bildbearbeitung: Daniela<br />

Steixner-Winkler<br />

Anzeigen: Mag. Birgit Steinlechner,<br />

Manuela Gabl<br />

E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />

Geschäftsführung:<br />

Mag. Birgit Steinlechner<br />

Redaktions-, Herausgeber-,<br />

Verwaltungsadresse:<br />

ECHO Zeit schriften- und Verlags<br />

Ges.m.b.H., A-6020 Innsbruck,<br />

Museumstraße 11,<br />

Tel.: 0512/34 21 70,<br />

www.tirol<strong>am</strong>teller.at<br />

Die Regionalisierungswelle schwappt über das Land, Produkte, die sich mit dem Attribut<br />

„made in <strong>Tirol</strong>“ schmücken dürfen, stehen bei den Konsumenten, also bei uns allen,<br />

hoch im Kurs. Und das überwiegend nicht zu Unrecht. Findige Produzenten und innovative<br />

Landwirte tüfteln an immer raffinierteren Erzeugnissen, die dann wiederum über den Handel,<br />

zunehmend auch die Direktvermarktung und nicht zuletzt die qualitativ hochstehende heimische<br />

Gastronomie den Weg auf <strong>Tirol</strong>s <strong>Teller</strong> finden. Bei aller Freude über die guten heimischen Lebensmittel<br />

darf man nicht ausblenden, dass der Selbstversorgungsgrad im Land nur bei wenigen<br />

Erzeugnissen in nennenswertem Umfang gegeben ist. „Regional“ kann folglich immer nur ein<br />

„sowohl als auch“ und nicht ein „ausschließlich“ sein. Deshalb ist man immer auch – in unterschiedlicher<br />

Ausprägung – auf Lebensmittel von „außen“ angewiesen, was in einer globalisierten Welt keine<br />

Zumutung sein darf. Auch Produkte aus heimischer Überzeugung sind kein Selbstläufer, wenn die<br />

Qualität des Gebotenen nicht überzeugt. Doch in dieser Hinsicht ist man in <strong>Tirol</strong> mittlerweile sehr<br />

weit gekommen. Etwa beim Käse, bei dem sich die hiesige Produzentenszene sukzessive an die Vorbilder,<br />

die Käseregionen Frankreichs und der Schweiz, heranarbeitet. Man scheut auch nicht davor<br />

zurück, absolutes Neuland zu betreten oder im vorgestellten Fall ins – gar nicht so kalte – Wasser<br />

zu springen. Zwei junge <strong>Tirol</strong>er haben sich nämlich darangemacht, ausgerechnet im Land der Berge<br />

Garnelen zu züchten. Und das mit beachtlichem Erfolg. Dass <strong>Tirol</strong> bei den geistigeren Getränken eine<br />

lange Tradition hat und sehr gut aufgestellt ist, ist dagegen kein Geheimnis. Zum mittlerweile vierten<br />

Mal begeben wir uns mit <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> auf einen Streifzug durch <strong>Tirol</strong>s kulinarische Landschaft, der<br />

wieder allerlei interessante Menschen und deren Geschichten zutage gebracht hat. Die Geschichten,<br />

bei denen es ums Essen und Trinken geht, sind immer auch ein Stück weit Kulturgeschichte.<br />

<strong>Tirol</strong>s Gastronomie & Produzenten im Fokus. <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> schaut aber nicht nur ausgezeichneten Köchen<br />

und Produzenten auf die Finger und holt besondere gastronomische Angebote vor den Vorhang,<br />

sondern bietet auch in übersichtlicher Form eine Auflistung sämtlicher von den Gourmetführern<br />

Gault Millau, Falstaff und A la Carte ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er Betriebe und darüber hinaus auch von<br />

jenen Betrieben, die zumindest zwei der drei folgenden Gütesiegel – Bewusst <strong>Tirol</strong>, das AMA<br />

Gastrosiegel oder das Siegel der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur – tragen. D<strong>am</strong>it haben Sie einen kompakten<br />

Überblick, wo Qualität, Innovation und Können zu Hause sind und wie vielfältig das kulinarische<br />

Angebot in allen Teilen unseres Landes ist. <br />

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen das Te<strong>am</strong> von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

Das Titelbild der heurigen Ausgabe von<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> wurde auf der Aldranser<br />

Alm aufgenommen und st<strong>am</strong>mt aus dem<br />

Bestand der <strong>Tirol</strong> Werbung.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 3


inhalt<br />

Willkommen bei <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2017</strong><br />

20 Die Genussliste: Alle ausgezeichneten<br />

<strong>Tirol</strong>er Gastronomiebetriebe im Überblick<br />

50<br />

06 Direkt vom Bauern<br />

10 „Das kulinarische Profil schärfen“<br />

16<br />

16 Vom Zus<strong>am</strong>menhang der Dinge<br />

34 Leidenschaft, die ansteckt<br />

68<br />

36 Das Gute ist nicht gut genug<br />

38 Flüsterbar von Weltformat<br />

42 Offenes Haus<br />

44 Käse und Wein<br />

48 <strong>Tirol</strong> trifft Indien<br />

50 In der Kl<strong>am</strong>m fein speisen<br />

54 Wild auf Wild<br />

58 Tradition mit modernem Antlitz<br />

94<br />

06<br />

60 Der Tisch ist Spielplatz<br />

62 Erfolgsrezept der Konditorlehrlinge<br />

64 Mehr als Bier<br />

68 Herr der Brände<br />

4 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> www.tirol<strong>am</strong>teller.at


…auf einen Blick<br />

70 Die Fleischveredler des Vertrauens<br />

74 Haltbarmachen leicht gemacht<br />

80 Die Nudelmacher<br />

84 Hoch hinaus mit Bäckerlehre<br />

86 Mehl<br />

90 Alpengarnelen<br />

92 Der betörende Duft von Brot<br />

94 Ein Pionier in Sachen Öl<br />

98 Käse vom Berg<br />

102 Das Paradies liegt (nicht) vor der Haustür<br />

80<br />

98<br />

90<br />

30. Fachmesse für<br />

Gastronomie, Hotel & Design<br />

18.–21.<br />

SEPT.<br />

Messe Innsbruck<br />

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<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 5


Genuss<br />

Direkt vom<br />

Bauern<br />

Die Direktvermarktung ihrer Produkte wird für immer mehr <strong>Tirol</strong>er Landwirte zu<br />

einem bedeutenden wirtschaftlichen Faktor. Ab-Hof-Verkäufe hat es zwar immer<br />

schon gegeben, aber professionell geführte Hofläden waren noch vor ein paar Jahren<br />

eher die Ausnahme. Das hat sich geändert, auch weil sich mit ehrlicher Qualität gute<br />

Preise erzielen lassen.<br />

D<br />

ie Zahlen der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />

sprechen eine eindeutige<br />

Sprache. Gut 4.000 landwirtschaftliche<br />

Betriebe in <strong>Tirol</strong> verkaufen Teile<br />

ihrer Produktion direkt. Bei 1.000 von ihnen hat<br />

der Ab-Hof-Verkauf einen Umfang angenommen,<br />

dass er als wirtschaftlich unverzichtbar gilt und den<br />

Übergang vom Neben- zum Vollerwerb ermöglicht.<br />

Bei den anderen 3.000 Betrieben sorgt der Direktvertrieb<br />

für wichtige Nebeneinkünfte.<br />

Es gibt mehrere Schienen für die Direktvermarktung:<br />

natürlich den bereits erwähnten<br />

Ab-Hof-Verkauf, die immer beliebter werdenden<br />

„Bauernkisten“ sowie Bauernläden oder Bauernmärkte.<br />

Angeboten wird eine breite Produktpalette<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse: Fleisch, Eier,<br />

Milchprodukte, Honig, Erdäpfel, Obst, Gemüse,<br />

Schnaps, Speck, Wurst – was der jeweilige Hof<br />

halt so hergibt. Besonders die Bauernmärkte sind<br />

in den letzten Jahren immer beliebter geworden.<br />

Mittlerweile gibt es mehr als 30 davon in <strong>Tirol</strong>, von<br />

Elbigenalp über Imst bis nach Kitzbühel oder Kufstein.<br />

Allein in der Landeshauptstadt Innsbruck<br />

werden, über die ganze Woche verteilt, mehrere<br />

Bauermärkte abgehalten und in der Markthalle verkaufen<br />

Landwirte von Montag bis S<strong>am</strong>stag jeden<br />

Vormittag ihre Produkte.<br />

Es mag heute deutlich mehr Bauernmärkte<br />

geben als noch vor 30 Jahren, aber von einem<br />

„Boom“ kann man nicht sprechen. Sagt Michael<br />

Fotos: Friedle<br />

6 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Direktvermarktung<br />

Hölzl. Und er muss es wissen, denn Hölzl ist Leiter<br />

des Referats für Direktvermarktung in der <strong>Tirol</strong>er<br />

Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer (siehe Interview). Die<br />

Zahl der Direktvermarkter ist in den letzten Jahren<br />

ziemlich konstant geblieben, auch weil es eine Vielzahl<br />

an strengen behördlichen Auflagen gibt. Und<br />

alle diese Auflagen sind mit erheblichen Kosten<br />

verbunden. So wagen nur noch wenige die Einrichtung<br />

eines eigenen Hofladens, denn die hohen<br />

Investitionen machen vernünftiges Wirtschaften<br />

zunehmend unmöglich.<br />

Der Tuxerbauer<br />

Wer wagt, gewinnt, so sagt der Volksmund. Auf die<br />

F<strong>am</strong>ilie Hoppichler aus Tulfes trifft dieser Spruch<br />

vollinhaltlich zu, denn unter ihrem Hofn<strong>am</strong>en<br />

Tuxerbauer hat sie vor einem Vierteljahrhundert<br />

begonnen, ihre landwirtschaftlichen Produkte direkt<br />

zu vermarkten. Mit durchschlagendem Erfolg, das ist<br />

heute offensichtlich.<br />

Christoph Hoppichler ist Jungbauer und er ist<br />

ein klein wenig ausgepowert, als er sich zum Gespräch<br />

an den großen Tisch des f<strong>am</strong>ilieneigenen<br />

Hofladens setzt: „Wir haben gerade einen 900 Kilo<br />

schweren Stier zerlegt. Der wird jetzt vom Kopf bis<br />

zur Schwanzspitze verwertet“, sagt Christoph und<br />

nennt d<strong>am</strong>it gleich eines der Erfolgsgeheimnisse<br />

der Tuxerbauern: „Edelteile verkaufen kann jeder,<br />

die Gustostücke sind schnell weg. Wir haben lernen<br />

müssen, wie wir auch den Rest sinnvoll verarbeiten<br />

können.“ Direktvermarktung ist beim Tuxerbauern<br />

schon betrieben worden, als es diesen Begriff noch<br />

gar nicht gab. Schon der Großvater ist mit seinem<br />

Obst und Gemüse bis Reutte hinausgefahren. Später<br />

hat Sohn Josef Äpfel auf offener Straße vor dem<br />

Hof verkauft und aus den übriggeblieben Früchten<br />

Schnaps gebrannt. Den Schnaps konnten die Hoppichlers<br />

aber nie und nimmer allein austrinken und<br />

so hat Josef Hoppichler vor 25 Jahren einen Teil<br />

des Bauernhauses zu einem Mini-Hofladen umgebaut.<br />

Zu kaufen gab es Schnäpse, Liköre, Honig,<br />

Marmeladen sowie Obst und Gemüse aus dem<br />

eigenen Garten.<br />

1996 wagten die Hoppichlers dann die große Investition<br />

und bauten kräftig aus. Das Warensortiment<br />

wurde deutlich erweitert. Heute gibt es neben allen<br />

möglichen landwirtschaftlichen Produkten auch<br />

Sulzen, Salate, knusprigen Schweinsbraten und viele<br />

Varianten von Knödeln zu kaufen. Auch Rahmbeuschel,<br />

Rindsgulasch und Rehragout finden sich immer<br />

wieder im Angebot: „Bei uns in der F<strong>am</strong>ilie können<br />

alle kochen und backen“, sagt Christoph und er sagt<br />

dazu, dass es niemals so gut funktionieren würde,<br />

wenn nicht alle fest zus<strong>am</strong>menhielten.<br />

Der Hofladen beim Tuxerbauern hat sieben Tage in<br />

der Woche geöffnet, manchmal bis spät in die Nacht<br />

hinein. Denn die Hoppichlers bieten ihren Hof auch<br />

für Veranstaltungen aller Art an. 60 bis 70 Gäste sind<br />

dabei keine Seltenheit. Und alle wollen sie verköstigt<br />

und mit Getränken versorgt werden. Das geht<br />

ohne Angestellte nur mit F<strong>am</strong>ilienzus<strong>am</strong>menhalt.<br />

60-Stunden-Wochen sind laut Christoph Hoppichler<br />

völlig normal und dabei müssen auch die jeweiligen<br />

Partner mitziehen. Der Hofladen in Tulfes ist immer<br />

gut frequentiert. Für die gute Qualität nehmen die<br />

Kunden oft weite Anfahrten in Kauf. Werbung macht<br />

der Tuxerbauer übrigens gar keine. Wozu auch?<br />

Mundpropaganda ist ohnehin die beste Werbung und<br />

das hochwertige Angebot des Hofladens in Tulfes hat<br />

sich längst herumgesprochen. ➝<br />

Bio-Bauer Andreas Riser und seine<br />

Frau Michaela haben ihren Hofladen in<br />

Obsteig zweimal in der Woche geöffnet.<br />

Das Angebot ist vielfältig. Das Fleisch<br />

von den hofeigenen Tieren kommt ebenfalls<br />

in den Verkauf. In letzter Zeit hat<br />

die manchmal überbordende Bürokratie<br />

das Wirtschaften für die Risers nicht<br />

gerade einfacher gemacht.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 7


Genuss<br />

„Hohe Qualität und<br />

volle Transparenz“<br />

Heute ist die Qualität des Produkts eine<br />

der wichtigsten Grundlagen für einen<br />

Direktvermarkter, was auch seitens der<br />

Konsumenten immer mehr nachgefragt<br />

wird.<br />

Michael Hölzl leitet das Referat für Direktvermarktung<br />

in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer und spricht<br />

im Interview über Chancen, Behördenauflagen und<br />

warum sich hohe Qualität und Transparenz letztlich<br />

auszahlen.<br />

Herr Hölzl, wie viele Landwirte in <strong>Tirol</strong> vermarkten<br />

ihre Produkte direkt?<br />

Michael Hölzl: Wir haben in <strong>Tirol</strong> etwa<br />

viertausend landwirtschaftliche Betriebe,<br />

die einen Teil ihre Produkte und<br />

Rohstoffe direkt vermarkten. Da sind<br />

aber auch jene dabei, die nur sporadisch<br />

Produkte anbieten, zum Beispiel Almkäse<br />

nach dem Sommer. Regelmäßige<br />

Direktvermarktung gibt es in ungefähr<br />

eintausend Betrieben und für die ist das<br />

oft die wichtigste Einnahmequelle.<br />

Gibt es aus Sicht der Bauern einen Trend hin<br />

zur Direktvermarktung?<br />

Hölzl: Einen direkten Trend, bei welchem<br />

viele bäuerliche Betriebe mit der<br />

Direktvermarkung gestartet haben, hat<br />

es zuletzt beim EU-Beitritt Österreichs<br />

gegeben. Durch den d<strong>am</strong>it verbundenen<br />

Preisverfall haben sich die Bauern etwas<br />

einfallen lassen müssen und haben<br />

vermehrt begonnen, ihre Produkte direkt<br />

zu vermarkten. Da sind dann auch<br />

immer mehr Hofläden und Bauernläden<br />

entstanden. Mehr und mehr wurden<br />

dann auch die Produktqualität und<br />

die Professionalisierung zum Thema.<br />

Es kommen also laufend neue Hofläden<br />

hinzu?<br />

Hölzl: Es kommen schon laufend<br />

Direktvermarkter und somit Hofläden<br />

hinzu, ein direkter „Boom“ kann aber<br />

nicht verzeichnet werden. Insges<strong>am</strong>t<br />

bleibt die Zahl der Direktvermarkter annähernd<br />

gleich. Die Behördenauflagen,<br />

speziell auch im hygienischen Bereich,<br />

sind derart streng und vielfältig geworden,<br />

dass der Einstieg in die Direktvermarktung<br />

häufig mit erheblichen Investitionen<br />

verbunden ist. Und da trauen<br />

sich halt nicht mehr viele drüber. Aber<br />

Direktvermarktung findet ja nicht nur<br />

im Hofladen statt – es gibt Bauernläden,<br />

Bauernmärkte, Bauernkisten und noch<br />

vieles mehr, wo sich hofeigene Produkte<br />

verkaufen lassen. So gibt es auch für<br />

kleine Betriebe gute Möglichkeiten, ihre<br />

eigenen Produkte direkt zu vermarkten<br />

und somit die Wertschöpfung <strong>am</strong><br />

Betrieb zu steigern – vorausgesetzt, die<br />

Qualität passt.<br />

Stichwort Wertschöpfung: Darf hohe Qualität<br />

auch einen hohen Preis haben?<br />

Hölzl: Wenn in einem Betrieb transparent<br />

gearbeitet wird, dann lässt sich der<br />

Preis für ein Produkt leicht argumentieren.<br />

Der Kunde weiß und sieht ja, wo ein<br />

Rohstoff herkommt oder wie eine Kuh<br />

gehalten wird. Das interessiert immer<br />

mehr Konsumenten und die wissen<br />

auch, dass die gute Arbeit eines Landwirts<br />

entsprechend entlohnt werden<br />

muss. All jene Direktvermarkter, die<br />

schon seit Jahren erfolgreich <strong>am</strong> Markt<br />

bestehen, haben von Anfang an auf<br />

hohe Qualität und volle Transparenz<br />

gesetzt. Das ist ihr Erfolgsrezept und<br />

deshalb brauchen sie sich auch in Zukunft<br />

keine Absatzsorgen zu machen.<br />

Klein, aber fein<br />

Nicht weit von Tulfes entfernt hat vor gerade einmal<br />

einem Jahr eine weitere Bauernf<strong>am</strong>ilie den Schritt<br />

hin zur Direktvermarktung gewagt – die Klingenschmids<br />

vom Schauflackerhof in Aldrans. Ihr Hofladen<br />

ist in einem kleinen Holzhäuschen untergebracht<br />

und ist für die Kunden rund um die Uhr frei zugänglich.<br />

Bianca Klingenschmid erzählt, dass sie schon<br />

länger von einem eigenen Hofladen geträumt hat:<br />

„Letztes Jahr haben wir uns dann getraut. Zuerst<br />

haben wir nur selbstgebackenes Brot angeboten,<br />

direkt aus dem Backofen.“ Dann hat sich ihr Mann<br />

Florian einen mobilen Hühnerstall angeschafft und<br />

die Eier der 200 Hendln erweiterten das Angebot.<br />

Nach Anschaffung eines großen Kühlschranks sind<br />

dann noch Milch, Topfen und Joghurt dazugekommen.<br />

Und heute komplettieren Honig, Marmeladen,<br />

Nudeln, Apfelsaft, Speck und Hauswürste die Produktpalette<br />

des Hofladens. Dazu kommt noch viel<br />

Selbstgebackenes wie Kuchen, Strudel oder Kekse.<br />

Auch Kaspressknödel liegen immer wieder einmal<br />

zum Verkauf bereit. Auch auf individuelle Kundenwünsche<br />

reagiert man <strong>am</strong> Schauflackerhof flexibel.<br />

Dann werden auch mal ein paar Dutzend Speckknödel<br />

produziert.<br />

Der Hofladen in Aldrans funktioniert im Prinzip<br />

wie ein großer Automat. Die Kunden holen sich<br />

die gewünschte Ware aus dem Regal, tragen die<br />

gekauften Produkte in ein Heft ein und legen das<br />

Geld dafür in ein Körbchen oder in die Handkassa.<br />

Ob da manchmal etwas wegkommt oder ein wenig<br />

geschummelt wird? „Überhaupt nicht“, sagt Bianca<br />

Klingenschmid. „Unsere Kunden sind wirklich<br />

ehrlich.“ Es sind ja auch alles St<strong>am</strong>mkunden. Die<br />

meisten davon kommen mindestens einmal in der<br />

Woche zum Schaufelackerhof nach Aldrans hinauf,<br />

viele davon aus Innsbruck.<br />

Mit der Entwicklung ihres kleinen, aber feinen<br />

Hofladens sind die Klingenschmids jedenfalls sehr<br />

8 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Direktvermarktung<br />

Im Hofladen der F<strong>am</strong>ilie Klingenschmid werden unter anderem Eier, Brot, Gemüse und Milch angeboten,<br />

auch gibt es immer wieder selbstgebackene Kuchen oder hausgemachte Knödel zu kaufen. Der mobile<br />

Hühnerstall der Klingenschmids bietet den gut 200 Hühnern bei Bedarf Unterschlupf. Platz haben die<br />

Tiere <strong>am</strong> Schauflackerhof ohnehin genügend.<br />

zufrieden. Das erste Jahr hat gezeigt, dass die Kunden<br />

die ehrliche Qualität der Produkte zu schätzen<br />

wissen. Und so darf es ruhig auch die nächsten Jahre<br />

weitergehen.<br />

Josef und Margret Hoppichler (Mitte) mit<br />

Viktoria und Christoph. Im Hofladen werden nicht nur<br />

zahlreiche Produkte der eigenen Landwirtschaft verkauft,<br />

sondern auch Schweinsbraten und andere hausgemachte<br />

Spezialitäten angeboten.<br />

Seit drei Jahrzehnten<br />

BIO-zertifiziert<br />

Andreas und Michaela Riser betreiben in Obsteig<br />

einen Bio-Bauernhof mit angeschlossenem Hofladen.<br />

Die Bio-Zertifizierung des Hofs erfolgte bereits<br />

im Jahr 1990 und die Direktvermarktung der hofeigenen<br />

Bio-Produkte ermöglichte es, dass die F<strong>am</strong>ilie<br />

den Betrieb im Haupterwerb führen kann.<br />

Das nachhaltige Betreiben seiner Landwirtschaft<br />

war Andreas Riser immer schon ein wichtiges Anliegen.<br />

Der zweifache F<strong>am</strong>ilienvater hat ein klares<br />

Credo: „Ich hab‘ den Hof nicht von meinen Eltern<br />

geerbt, sondern von meinen Kindern geliehen.“ Und<br />

so wird auch gewirtschaftet.<br />

Der Hofladen, mitten im Dorfzentrum von Obsteig<br />

gegenüber der Kirche gelegen, hat Dienstag<br />

und Donnerstag, von 16 bis 19 Uhr, geöffnet und<br />

schon beim Eintreten steigt der Duft frischen Brots<br />

in die Nase. Natürlich ist es selbstgebacken. Bei den<br />

Risers kommt noch dazu, dass das dafür verwendete<br />

Mehl aus eigenem Bio-Getreideanbau st<strong>am</strong>mt und<br />

von Andreas mit der Hand gemahlen wird. Auch<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

Mit den Bio-Eiern vom Riserhof werden hausgemachte<br />

Nudeln hergestellt, den Honig liefert<br />

der Bio-Imker von nebenan und auch das Joghurt<br />

wird direkt in Obsteig hergestellt. Das Fleisch<br />

kommt vom eigenen Hof. Die Risers halten Rinder,<br />

Mastschweine und Hühner. Andreas<br />

ist unter anderem auch gelernter Metzger<br />

und das Bio-Fleisch vom Riserhof wird im<br />

Wochenrhythmus angeboten: Am ersten<br />

Freitag jeden Monats Rindfleisch, <strong>am</strong><br />

zweiten Schweinefleisch um <strong>am</strong> dritten<br />

Freitag des Monats Bio-Hendln. Alles auf<br />

Vorbestellung – die kann per E-Mail, Telefon,<br />

WhatsApp (!) oder direkt im Laden<br />

aufgegeben werden.<br />

Andreas und Michaela Riser sind mit<br />

dem Erlös aus ihrem Hofladen durchaus<br />

zufrieden. Probleme bereitet ihnen aber<br />

die immer mehr ausufernde Bürokratie:<br />

„Grundsätzlich ist ja nichts gegen die Registrierkassa<br />

einzuwenden“, nennt Andreas<br />

ein Beispiel. „Aber allein die Kassa selber<br />

hat uns mehrere Tausend Euro gekostet.<br />

Plus einen neuen Laptop, um die Software<br />

aufspielen zu können.“<br />

Wegen der berühmt-berüchtigten<br />

Allergen-Verordnung musste eine neue<br />

Etikettiermaschine angeschafft werden,<br />

wieder ein paar Tausend Euro weg. Und die<br />

elektronische Waage war ebenfalls eine viele<br />

Tausend Euro schwere Investition. Alles<br />

zus<strong>am</strong>mengerechnet eine große finanzielle<br />

Last für den kleinen F<strong>am</strong>ilienbetrieb.<br />

Trotzdem, Andreas und Michaela Riser<br />

lassen sich nicht unterkriegen. Geht ja gar<br />

nicht anders. Der Hofladen ist das wichtigste<br />

wirtschaftliche Standbein der F<strong>am</strong>ilie<br />

geworden. Ohne Direktvermarktung der<br />

eigenen Produkte müsste sich Andreas<br />

einen Job suchen. Das gilt aber für nahezu<br />

alle Landwirte in <strong>Tirol</strong> – ohne Direktvermarktung<br />

würden viele von ihnen schnell<br />

zu Nebenerwerbsbauern werden und noch<br />

mehr Höfe müssten für immer zusperren.<br />

Das kann niemand im Land wollen. Also<br />

liegt es nicht zuletzt an den Konsumenten,<br />

die zahlreichen Angebote des Ab-Hof-Verkaufs<br />

auch anzunehmen.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 9


Interview<br />

„Das kulinarische<br />

Profil schärfen“<br />

Wendelin Juen bricht eine Lanze für die Innovationskraft der<br />

heimischen Landwirtschaft, lotet die Grenzen der „Regionalität“ aus<br />

und sieht den Weg zur gesteigerten Wertschöpfung in der Veredelung,<br />

die beim Heumilch-Käse Schule macht.<br />

Das Schlagwort „Regionalität“ darf mittlerweile in<br />

keinem Werbesujet mehr fehlen. Dabei ist ein Regionalitätsversprechen<br />

für alle gar nicht einlösbar. Wie ist<br />

es um den Selbstversorgungsgrad im Land bestellt?<br />

Wendelin Juen: An und für sich können wir bei<br />

vielen Produkten wesentlich mehr liefern, als<br />

es Nachfrage gibt. Im Milchbereich können wir<br />

theoretisch 80 Prozent des heimischen Bedarfs<br />

decken. Natürlich wird aber auch viel importiert<br />

und exportiert, weshalb der Selbstversorgungsgrad<br />

immer eine relative Messgröße ist. Bei Milch<br />

und Milchprodukten sind wir in <strong>Tirol</strong> jedenfalls<br />

sehr lieferfähig. Ich nenne nur ein Beispiel: Der<br />

Gastrogroßhändler Neurauter frisch* hatte 2010,<br />

als wir mit „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ gestartet sind, ein sehr<br />

überschaubares Sortiment an heimischen Käsesorten.<br />

Mittlerweile sind dort bei einer Sortimentsgröße<br />

von 400 Käsen über 100 <strong>Tirol</strong>er Käsesorten<br />

gelistet. Daran sieht man, dass sich schon einiges<br />

bewegt hat. Im Fleischbereich haben wir beim Kalb<br />

noch ein schönes Potenzial. Da würden wir uns<br />

noch deutlich mehr Absatz wünschen. Es ist klar,<br />

dass wir bei keinem Produkt über das ganze Jahr<br />

hinweg eine hundertprozentige Selbstversorgung<br />

zustande bringen. Es ist aber schade, wenn man<br />

manches exportieren muss. Beim L<strong>am</strong>mfleisch<br />

haben wir mittlerweile neben toller Qualität auch<br />

nennenswerte Quantität. Das Hof- und Almschwein<br />

ist ein kleines, aber feines und jährlich<br />

wachsendes Segment, an dem zum einen der Konsument<br />

Freude hat und das zum anderen die Wirtschaftlichkeit<br />

der Almen erhöht. Beim Getreide<br />

Foto: Kröll<br />

10 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Genussregion<br />

Juen: Der Gesetzgeber ist da streng. Es gibt<br />

mittlerweile klare Gerichtsurteile, zum Beispiel das<br />

sogenannte Forellen-Urteil. Dabei geht es um eine<br />

im Trentino aufgezogene Forelle, die in Niederösterreich<br />

geräuchtert wurde. Es hat oberflächlich<br />

betrachtet so ausgesehen, als handle es sich um<br />

eine heimische Forelle. Im Kleingedruckten war<br />

zu lesen, dass es sich um italienische Aquakultur<br />

handelt. Das ist Irreführung des Konsumenten, die<br />

nach dieser neuen Rechtsprechung verboten ist.<br />

Was ausgelobt wird, muss den Tatsachen entsprechen.<br />

Da wird in den kommenden Jahren noch<br />

einiges passieren. In <strong>Tirol</strong> gibt es das Gütesiegel<br />

„Qualität <strong>Tirol</strong>“ – den Ranzen –, das garantiert,<br />

dass die Lebensmittel in <strong>Tirol</strong> gewachsen und veredelt<br />

wurden. Dasselbe garantiert österreichweit<br />

das AMA-Gütesiegel. Dabei wird streng und häufig<br />

kontrolliert.<br />

Tangiert dieses Forellen-Urteil auch den <strong>Tirol</strong>er Speck,<br />

der ja durch eine europäische Ursprungsbezeichnung<br />

geschützt ist, aber aufgrund des geringen Selbstversorgungsgrads<br />

bei Schweinefleisch überwiegend nicht<br />

aus <strong>Tirol</strong>er Schweinefleisch gemacht ist?<br />

Juen: Dazu gibt es ein EU-Gesetz, das den geografischen<br />

Ursprung schützt. Es gibt die Labels „geschützte<br />

Ursprungsbezeichnung“ (g.U.) und „geschützte<br />

geografische Angabe“ (g.g.A.). Bei Ersterer<br />

müssen alle Produktionsschritte vom Rohstoff bis<br />

zum fertigen Produkt in der Region stattfinden.<br />

Das entspricht – wenn man so will – dem Gütesiegel<br />

„Qualität <strong>Tirol</strong>“. Zweiteres Label bedeutet, dass<br />

das Produkt nur in der Region verarbeitet werden<br />

muss, der Rohstoff aber aus einem anderen Gebiet<br />

st<strong>am</strong>men kann. Das gilt etwa beim Parmaschinken,<br />

dem steirischen Kürbiskernöl oder eben auch beim<br />

<strong>Tirol</strong>er Speck g.g.A. Das hat die EU so definiert<br />

und das hat somit seine Richtigkeit. Ob das von<br />

den Konsumenten sauber reflektiert wird, sei<br />

dahingestellt. Wer sich dafür interessiert, kann das<br />

jedenfalls rasch in Erfahrung bringen.<br />

tut sich auch einiges und es gibt Flächenzuwächse.<br />

Wobei man die Getreideanbaufläche in <strong>Tirol</strong> ruhig<br />

verzehnfachen könnte. Bezogen auf den ges<strong>am</strong>ten<br />

Getreidebedarf im Land bliebe man d<strong>am</strong>it immer<br />

noch im einstelligen Prozentbereich. Es geht aber<br />

nicht unbedingt um die Selbstversorgung, sondern<br />

darum, das in <strong>Tirol</strong> zu produzieren und zu veredeln,<br />

was authentisch, glaubwürdig ist und zu uns<br />

passt. Da passt auch das in <strong>Tirol</strong> angebaute Obst<br />

dazu, wo es mittlerweile ein schönes Angebot gibt.<br />

Zu Marketingzwecken könnte man sich fast ungestraft<br />

das Mäntelchen der Regionalität überstreifen.<br />

Woran erkennt man als Konsument, dass in der Region<br />

hergestellte Lebensmittel drinnen sind, wo das auch so<br />

suggeriert wird?<br />

Sie haben es schon anklingen lassen, dass sich beim<br />

Käse etwas tut. Entwickelt sich <strong>Tirol</strong> langs<strong>am</strong> zum<br />

Käseland?<br />

Juen: Das ist das Ziel. Das hat den einfachen<br />

Grund, dass wir in <strong>Tirol</strong> einen hohen Anteil an<br />

hochwertiger Heumilch und Bio-Heumilch haben.<br />

Das ist ein sensationeller Rohstoff, der höchste<br />

Qualität ermöglicht. Bis zum EU-Beitritt war<br />

reglementiert, welche Sennerei welchen Käse<br />

produzieren durfte. Da gab es wenig Spielraum für<br />

Kreativität. Doch mittlerweile haben wir 21 Sennereien<br />

in <strong>Tirol</strong>, die vom Weichkäse bis zum lang<br />

gereiften Bergkäse über Ziegenkäse bis hin zum<br />

Schafmilchkäse über 200 ganz unterschiedliche<br />

Produkte in sensationeller Qualität herstellen. Da<br />

braucht der Konsument ein wenig Zeit, um den<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 11


Interview<br />

Zur Person<br />

Der gebürtige Fließer Wendelin Juen studierte<br />

an der Universität für Bodenkultur<br />

in Wien und ist seit 2004 Geschäftsführer<br />

des Vereins Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>.<br />

Neben unterschiedlichen Fachartikeln<br />

publizierte Juen mehrfach über den<br />

Feuerbrand, über die Wildbienen und<br />

zeichnet für das <strong>Tirol</strong>er und Vorarlberger<br />

Schnapsbuch verantwortlich.<br />

Käseschätzen des Landes auf die Spur zu kommen.<br />

Wenn wir Käseverkostungen machen, gibt es<br />

immer wieder Aha-Erlebnisse. Das gilt es jetzt noch<br />

in der Gastronomie stärker zu beleben. Da gibt es<br />

noch viel Potenzial. Zuversichtlich stimmt mich,<br />

dass derzeit eine junge, innovative und experimentierfreudige<br />

Käsergarde <strong>am</strong> Werk ist, die noch<br />

hungrig und kreativ ist.<br />

Patentrezepte gibt es nicht, aber kann Veredelung von<br />

guten Ausgangsprodukten ein geeignetes Mittel sein,<br />

um die Widerstandsfähigkeit der kleinstrukturierten<br />

<strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft zu erhöhen?<br />

Juen: In der Veredelung liegt letztendlich die<br />

Wertschöpfung. Reine Rohstofflieferanten haben<br />

es global betrachtet schwer. Das gilt nicht nur für<br />

Lebensmittel. Es ist schön, wenn die Veredelung<br />

im Land stattfindet. Das kann teils der Bauer<br />

selbst machen, teils über Zus<strong>am</strong>menschlüsse gemacht<br />

werden. Da ist einiges im Gange. Es ist die<br />

Herausforderung in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft,<br />

Stärkefelder nicht mutwillig zu verlassen, sondern<br />

neue Felder zu erschließen. Als wir etwa mit dem<br />

Goggei begonnen haben, gab es Kritik, von manchen<br />

wurden wir belächelt. Mittlerweile beliefern<br />

wir über den Großhandel mit diesen Eiern auch<br />

die Gastronomie, obwohl es immer geheißen hat,<br />

dass diese Produkte zu teuer seien. Es gibt aber<br />

sehr wohl Gastronomen, die ihren Gästen zum<br />

Frühstück ein qualitativ hochwertiges Ei aus der<br />

Umgebung anbieten wollen und bereit sind, dafür<br />

einen Mehrpreis zu bezahlen. D<strong>am</strong>it tun sich neue<br />

Möglichkeiten für die Landwirtschaft auf.<br />

Glauben Sie, dass beim Gast eine gehobene Sensibilität<br />

dafür da ist, was ihm in der <strong>Tirol</strong>er Hotellerie vorgesetzt<br />

wird?<br />

Juen: Ich bin viel in der <strong>Tirol</strong>er Top-Gastronomie<br />

unterwegs und begeistert, wie professionell dort<br />

gearbeitet wird. Man sieht, dass viele Köche<br />

ein sehr gutes Sensorium für die Wünsche der<br />

Gäste entwickelt haben. Diese Köche haben die<br />

Fähigkeiten, aus guten regionalen Produkten<br />

hervorragende Speisen zu kreieren. Die <strong>Tirol</strong>er<br />

Kulinarik ist kein Einheitsbrei, sie lebt von der<br />

Vielfalt und der Interpretation der Produkte. Die<br />

Köche treffen d<strong>am</strong>it den Nerv der Gäste. Außerdem<br />

freut sich auch jeder Einheimische, wenn er<br />

besondere Gaumenfreuden genießen kann. Es ist<br />

unser erklärtes Ziel, das kulinarische Profil <strong>Tirol</strong>s<br />

zu schärfen und zu stärken. Dieser Prozess ist voll<br />

im Gange. Es soll in der Breite erlebbar werden,<br />

was bislang noch einigen Vorreitern vorbehalten<br />

ist.<br />

<strong>Tirol</strong> ist ein Tourismusland par excellence. Kaum<br />

irgendwo wird Tourismus in der Intensität betrieben<br />

wie hier. Am Erfolg im Fremdenverkehr hat auch <strong>Tirol</strong>s<br />

gepflegte Kulturlandschaft wesentlichen Anteil. Wird<br />

das vonseiten der Touristiker ausreichend honoriert?<br />

Juen: Im Großen und Ganzen gibt es ein sehr<br />

gutes Einvernehmen. Die Gesprächsbasis ist auf<br />

einer ganz neuen Ebene angelangt, wechselseitige<br />

Schuldzuweisungen gehören der Vergangenheit<br />

an. Viele Leute aus dem Tourismus und der<br />

Landwirtschaft überlegen gemeins<strong>am</strong>, wie man<br />

einander gegenseitig stärken und Synergien freilegen<br />

und nützen kann. Das ist eine spannende Diskussion,<br />

die beide Seiten weiterbringt. An diesem<br />

Prozess muss man beständig weiterarbeiten. Der<br />

landwirtschaftliche Produzent muss mit seinen<br />

Erzeugnissen ein Einkommen erwirtschaften. Insofern<br />

ist der wirtschaftliche Aspekt ein wichtiger.<br />

Aber er braucht auch eine Wertschätzung für diese<br />

Produkte. Beides können die Gastronomie und<br />

der Lebensmittelhandel bewerkstelligen. Einen<br />

fairen Preis zu bezahlen und die Lebensmittel<br />

fachmännisch zur kulinarischen Geltung zu bringen.<br />

Wenn das die Spitzengastronomie macht,<br />

12 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Genussregion<br />

hat das eine hohe Glaubwürdigkeit. Sind diese<br />

Kriterien abgedeckt, dann ist diese wichtige Pflege<br />

der Kulturlandschaft ein Nebeneffekt. Hat der<br />

Bauer für seine hochwertigen Erzeugnisse einen<br />

guten Absatz, macht ihm seine Arbeit Freude.<br />

Wenn er seine Produkte dagegen verbetteln muss,<br />

entsteht eine Schieflage. Ich habe aber das Gefühl,<br />

dass in dieser Hinsicht in den letzten Jahren viel<br />

Positives passiert ist.<br />

In <strong>Tirol</strong> sind Automaten, die auf Knopfdruck lokale Lebensmittel<br />

ausspucken, auf dem Vormarsch. Wie sehen<br />

Sie diese Art der Direktvermarktung?<br />

Juen: Die Direktvermarktung entwickelt sich<br />

weiter. Es gibt durchaus einen Trend. Es gibt unterschiedliche<br />

Kanäle, ob es nun ein Bauernmarkt,<br />

ein Bauernladen, Hofladen oder ein Zustellservice<br />

wie die Bauernkiste ist oder eben der Automat.<br />

Die Szene entwickelt sich dyn<strong>am</strong>isch, die Wahl<br />

der passenden Vertriebsformen hängt stark vom<br />

Produkt und vom Standort ab. Das Schöne ist,<br />

dass die Nachfrage nach heimischen Produkten<br />

und d<strong>am</strong>it auch die Menge zunimmt. Außerdem<br />

bekommt der Produzent dadurch eine unmittelbare<br />

Rückmeldung vom Konsumenten und<br />

erfährt Wertschätzung. Die Qualität und nicht der<br />

Preis steht dabei im Vordergrund. Deshalb ist die<br />

Direktvermarktung super.<br />

Ist die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft durch den intensiveren<br />

Kontakt mit dem Konsumenten innovativer geworden?<br />

Juen: Ich attestiere der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />

eine sehr hohe Innovations- und Veränderungsbereitschaft.<br />

Schaue ich mir einen Zeitraum von<br />

zehn, fünfzehn Jahren an, hat es viele innovative<br />

Produkte, zum Beispiel Heu- und Bio-Heumilch,<br />

den Jahrling, das Almschwein, das Goggei, den<br />

Hunk, gegeben. Da sind viele neue Produkte<br />

entstanden, die es vorher in dieser Form nicht<br />

gab. Das ist mit hohen Investitionen verbunden<br />

und braucht seine Zeit, bis es wirks<strong>am</strong> wird. Es<br />

braucht auch die entsprechende Qualifikation der<br />

Produzenten und einen Kundenstock. Da kann<br />

man nicht einfach einen Schalter umlegen. Das<br />

ist nicht ganz trivial. Es gibt hunderte Betriebe in<br />

<strong>Tirol</strong>, die in den letzten Jahren ihre Produktion<br />

umgestellt haben und gut d<strong>am</strong>it gefahren sind. <br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 13


Hörtnagl<br />

QUALITÄT MIT<br />

TRADITION<br />

Der N<strong>am</strong>e des <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienbetriebs Hörtnagl steht seit über 150 Jahren für<br />

erlesene Fleisch- und Wurstspezialitäten aus österreichischem Qualitätsfleisch.<br />

In Innsbruck ging man seit jeher<br />

„zum Hörtnagl“, um Pasteten,<br />

Fleisch- und Wurstspezialitäten<br />

einzukaufen. 1863 wurde in der Angerzellgasse<br />

das erste „Ladele“ eröffnet.<br />

Der N<strong>am</strong>e des <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienbetriebs<br />

steht seit über 150 Jahren für erlesene<br />

Fleisch- und Wurstspezialitäten. Feinschmecker<br />

schätzen besonders die hohe<br />

Qualität und die reiche Auswahl an Geschmackserlebnissen.<br />

Das Unternehmen, geschaffen auf dem<br />

Fund<strong>am</strong>ent von mittlerweile fünf Generationen,<br />

präsentiert sich heute als Musterbetrieb<br />

in Österreich. Bereits sehr früh hat<br />

Hörtnagl d<strong>am</strong>it begonnen, die Landwirtschaft<br />

in den Vermarktungsprozess einzubinden<br />

und hat d<strong>am</strong>it im österreichischen<br />

Lebensmittelhandel eine Vorreiterrolle<br />

inne. Die Marke steht für hochwertige<br />

Produkte in gleichbleibender Qualität,<br />

von der Herkunft bis zum fertigen Produkt,<br />

regionale Wertschätzung und langjährig<br />

bestehende Kundenbeziehungen.<br />

Die verwendeten Waren kommen zu<br />

hundert Prozent aus <strong>Tirol</strong> und Österreich.<br />

Auch deshalb darf sich Hörtnagl regelmäßig<br />

über renommierte Auszeichnungen<br />

der Branche freuen.<br />

EXKLUSIVE ERFOLGS-<br />

PRODUKTE MADE IN TIROL<br />

Jedes Jahr freuen sich die Kunden auf<br />

rare Spezialitäten: Durch eine exklusive<br />

und jahrelange Partnerschaft mit<br />

dem <strong>Tirol</strong>er Grauviehzuchtverband<br />

kann in den Filialen zum Beispiel das<br />

erstklassige Fleisch des Almochsen angeboten<br />

werden. Pünktlich zum Ende<br />

der Almsaison ist dort auch das Fleisch


Hörtnagl<br />

des Almschweins erhältlich. Auf den<br />

Almen können sich die Tiere frei bewegen.<br />

Frische Luft, Quellwasser und<br />

Ruhe fördern ihre gesunde Entwicklung.<br />

Hörtnagl garantiert die Abnahme<br />

der Tiere und ermöglicht so die<br />

einwandfreie Weiterverarbeitung dieser<br />

heimischen Spitzenprodukte. Diese<br />

Kooperation mit der Landwirtschaft<br />

ist beispielgebend für die Philosophie<br />

und den Qualitätsanspruch des <strong>Tirol</strong>er<br />

Traditionsunternehmens Hörtnagl. Als<br />

Hauptpartner der Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />

wird Hörtnagl mit Produkten, die mit<br />

dem Gütesiegel „Qualität <strong>Tirol</strong>“ ausgezeichnet<br />

sind, beliefert.<br />

DIE PRODUKTVIELFALT<br />

WÜRSTE<br />

Ausgesuchte Zutaten und ausschließlich<br />

Fleisch aus Österreich machen<br />

Hörtnagl-Würste zu Delikatessen und<br />

feinsten Gaumenfreuden. Hörtnagl-<br />

Wurstspezialitäten überzeugen seit<br />

1863 durch einzigartige Qualität.<br />

SCHINKEN<br />

Toastschinken, Stubaier Bauernschinken,<br />

Rindersaftschinken oder<br />

Pfefferkarree – die qualitätsvollen<br />

österreichischen Fleischsorten und die<br />

perfekte Verarbeitung garantieren ein<br />

ganz besonderes Geschmackserlebnis.<br />

www.hoertnagl.at<br />

JETZT<br />

auch in<br />

Großpackungen<br />

für die Gastronomie<br />

erhältlich.<br />

VERARBEITUNG, REIFUNG &<br />

VERKAUF IN DER FIRMENZENTRALE<br />

IN HALL<br />

Die Hörtnagl-Firmenzentrale in Hall ist<br />

eine der modernsten Produktionsstätten<br />

in Österreich. Nach der Errichtung<br />

1996 investierte Hörtnagl 2004 und<br />

2013 nochmals in die Produktionserweiterung.<br />

Jährlich werden dort auf einer<br />

Ges<strong>am</strong>tfläche von ca. 7.500 Quadratmetern<br />

2.700 Tonnen Wurst und Fleisch<br />

gefertigt. Der Hightech-Betrieb entspricht<br />

den höchsten hygienischen Anforderungen<br />

und EU-Richtlinien sowie<br />

den erforderlichen Umweltstandards.<br />

Abholmarkt und Imbiss erweitern das<br />

Angebot <strong>am</strong> Standort in Hall. Vertrieben<br />

werden die Hörtnagl-Produkte an<br />

insges<strong>am</strong>t 15 Standorten in ganz <strong>Tirol</strong>.<br />

Der hauseigene Fuhrpark versorgt Einzel-<br />

und Großhandel sowie Hotellerie<br />

und Gastronomie.<br />

FRISCHWURST<br />

Das Hörtnagl-Frischwurstsortiment<br />

wurde mit zahlreichen Goldmedaillen<br />

bei internationalen Bewerben ausgezeichnet.<br />

Helle Krakauer, Extrawurst,<br />

Paprikawurst usw. sind an Qualität<br />

der Zutaten, Frische und Verarbeitung<br />

nicht zu übertreffen. Hartwurst,<br />

Rohwurst, Sülze, Speck und Pasteten<br />

runden zudem die Wurstvielfalt im<br />

Angebot bei und von Hörtnagl ab.<br />

SCHNEIDIG<br />

Mit den praktischen Sliced-Packungen<br />

übernahm Hörtnagl eine Vorreiterrolle.<br />

Hygienisch verpackt und fein<br />

portioniert sind die beliebten Hörtnagl-<br />

Produkte mittlerweile als geschnittene<br />

Ware erhältlich. Die Ware ist auch in<br />

500-Gr<strong>am</strong>m-Packungen erhältlich –<br />

ideal für Gastronomie- und Hotelleriebetriebe.<br />

und<br />

Edelweiße - gewachsen<br />

und veredelt in <strong>Tirol</strong>.<br />

© AM <strong>Tirol</strong><br />

Andrä Hörtnagl Produktion und Handel GmbH<br />

6060 Hall in <strong>Tirol</strong> · Trientlstraße 5<br />

Tel.: 05223 / 506 0 · Fax: 05223 / 506 20<br />

Email: office@hoertnagl.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Interview<br />

Vom Zus<strong>am</strong>menhang<br />

der Dinge<br />

<strong>Tirol</strong>-Werbung-Geschäftsführer<br />

Josef Margreiter über die Cuisine<br />

tyrolienne, die Überwindung der<br />

Entfremdung zwischen Tourismus<br />

und Landwirtschaft und das<br />

Streben nach Wahrhaftigkeit.<br />

Lassen Sie uns mit einer sehr offenen Frage beginnen.<br />

Was hat <strong>Tirol</strong> in kulinarischer Hinsicht zu bieten?<br />

Josef Margreiter: <strong>Tirol</strong> hat, obwohl es über Jahrhunderte<br />

hinweg ein karges Gebirgsland gewesen<br />

ist, in dem Grund und Boden vergleichsweise<br />

wenig hervorgebracht haben, eine kulinarische<br />

Tradition, die sich international einen N<strong>am</strong>en gemacht<br />

hat. Die Cuisine tyrolienne hat es bis an die<br />

internationalen Höfe geschafft. Dazu hat bereits<br />

Philippine Welser beigetragen, die auf Schloss Ambras<br />

eine europaweit beliebte Gastgeberin war. Die<br />

Basis unserer traditionellen Küche sind einfache<br />

Zutaten. Es gibt den Spruch: Nudeln, Knödel,<br />

Nock‘n, Plent‘n sind die vier <strong>Tirol</strong>er Element’n! Mit<br />

diesen einfachen Zutaten wusste der <strong>Tirol</strong>er sehr<br />

kreativ umzugehen und hat aus dem Wenigen sehr<br />

viel entwickelt. Speck, Schnaps und das gute Bauernbrot<br />

sind auch Lebensmittel, die weit über die<br />

Landesgrenzen hinausgestrahlt und <strong>Tirol</strong> bekannt<br />

gemacht haben und auch heute noch relevant sind.<br />

Deshalb hat auch die <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute, auf der<br />

hervorragende Edelbrenner dem Publikum das<br />

Erlebnis Schnaps von der Frucht bis zum fertigen<br />

Destillat näherbringen, genauso Anklang gefunden<br />

wie die <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur, die heuer ihr<br />

25-jähriges Jubiläum feiert. Wir dürfen uns heute<br />

aber auch freuen, dass das kulinarische <strong>Tirol</strong> von<br />

der 4-Hauben-Küche abwärts in puncto Dichte von<br />

Haubenlokalen in der internationalen Spitze mitmischt.<br />

Kurzum, <strong>Tirol</strong> bietet heute ein sehr breites<br />

kulinarisches Spektrum, bis hinauf in höchste<br />

Bergeshöh‘, hinein in die Skihütten, wo sich in den<br />

letzten Jahren auch eine Qualität entwickelt hat,<br />

auf die man stolz sein kann.<br />

Foto: <strong>Tirol</strong> Werbung, <strong>Tirol</strong> Werbung/Bauer Frank<br />

16 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Tourismus & Kulinarik<br />

Die Zeiten, in denen ihr Vorgänger Andreas Braun<br />

breitenwirks<strong>am</strong> schlechtes Gulasch monierte, sind<br />

also vorbei?<br />

Margreiter: Man kann immer noch etwas<br />

Schlechtes finden, tut sich d<strong>am</strong>it aber inzwischen<br />

sehr viel schwerer.<br />

Mit Wirtshauskultur und Schnapsroute haben sie<br />

Initiativen angesprochen, bei denen Tourismus und<br />

Landwirtschaft erfolgreich Hand in Hand gehen. Als<br />

Außenstehender kann man sich dennoch des Eindrucks,<br />

dass vielfach mehr koexistiert als kooperiert<br />

wird, nicht erwehren. Ist der Eindruck richtig, dass es<br />

bei der Kooperation noch ordentlich Luft nach oben<br />

gibt?<br />

Margreiter: Der Eindruck ist richtig. Tourismus<br />

und Landwirtschaft haben eigentlich seit Beginn<br />

des „Fremdenverkehrs“ die engste Verwandtschaft,<br />

zumal die meisten Gastwirte in früheren<br />

Generationen auch Landwirte waren oder noch<br />

sind. Die Gastwirtschaft ist aus der Landwirtschaft<br />

hervorgegangen. Einerseits besteht also<br />

eine enge Beziehung, andererseits hat man sich<br />

in manchen Bereichen auseinandergelebt. Die<br />

Landwirtschaft wurde in eine von Massenproduktion<br />

in aller Welt konkurrierte Produktionsweise<br />

getrieben. Die Tourismuswirtschaft findet sich<br />

heute in einem sehr reichen, wohlständigen Land<br />

wieder, in dem es immer schwieriger wird, gute<br />

Kräfte für die Dienstleistung zu finden. Vieles hat<br />

sich wie gesagt auseinandergelebt. Es gibt aber in<br />

der Gesellschaft einen erfreulichen Trend, eine<br />

stark wachsende Sehnsucht nach Regionalität.<br />

Diese wird von manchen als Gegenbewegung zur<br />

Globalisierung interpretiert. Man will nicht mehr<br />

so weit reisen, entdeckt wieder mehr die nähere<br />

Heimat und will umweltfreundlicher konsumieren.<br />

Diesbezüglich haben wir unsere Botschaften,<br />

die auf die Wiederentdeckung der Nähe abzielen,<br />

verstärkt. Ich freue mich sehr, dass der <strong>Tirol</strong>er<br />

in <strong>Tirol</strong> eines der <strong>am</strong> stärksten wachsenden<br />

Urlaubersegmente ist. Es ist gesellschaftlich auch<br />

wieder gut angesehen, wenn man als Innsbrucker<br />

nach Osttirol oder ins Außerfern auf Urlaub fährt.<br />

Mit diesem Regionalbewusstsein wächst auch<br />

der Wunsch nach heimischen Produkten und regionalen<br />

Speisen. Noch ist bei diesem Trend kein<br />

Ende abzusehen. Für 27 Prozent unserer Gäste<br />

ist das regionaltypische Speiseangebot besonders<br />

wichtig. Und ja, im Zus<strong>am</strong>menspiel zwischen<br />

Landwirtschaft und Tourismus gibt es Luft<br />

nach oben. Wir haben die Chance, mit unserer<br />

heimischen Landwirtschaft wesentlich stärker<br />

auf die gestiegene Nachfrage hin zu produzieren.<br />

Der Gastronom hat auch mehr Möglichkeiten als<br />

in der Vergangenheit, den Gast mit regionalen<br />

Produkten zu begeistern.<br />

Ist das Thema Regionalität also, wie von mancher Seite<br />

behauptet, ein buchungsrelevantes geworden?<br />

Margreiter: Das wäre zu schön, um wahr zu sein.<br />

Ein Reisemotiv ist das kulinarische Angebot nur<br />

in Ausnahmefällen, etwa bei Spitzenqualitäten<br />

auf dem allerhöchsten Level, wie sie etwa Simon<br />

Taxacher bietet. Da und dort gibt es auch kulinarische<br />

Events, die ein Reisemotiv sein können. Im<br />

Ges<strong>am</strong>tvolumen des <strong>Tirol</strong>er Tourismus hat das<br />

aber nur eine marginale Wirkung. Die regionalen<br />

Spezialitäten sind aber ein wesentlicher Faktor<br />

der Zufriedenheit des Gastes, wenn er einmal hier<br />

ist, und sie tragen auch dazu bei, dass er wiederkommt.<br />

Wenn sich Tourismus und Landwirtschaft – wie Sie<br />

gesagt haben – auseinandergelebt haben, dann war<br />

die Speisekarten-Causa von St. Moritz wohl Anlass<br />

für eine veritable Beziehungskrise. Gibt es jetzt eine<br />

Paartherapie?<br />

Margreiter: Nur zur Richtigstellung: Der vermeintliche<br />

Speisekarten-Skandal von St. Moritz<br />

war nur sehr, sehr bedingt einer. Der Fehler in der<br />

Lieferkette wurde <strong>am</strong> Tag der Eröffnung entdeckt.<br />

Diese Speisekarte wurde noch <strong>am</strong> selben Tag<br />

ausgetauscht, der Fehler korrigiert. In St. Moritz<br />

hatten wir den bislang größten kulinarischen Erfolg.<br />

So gut wie dort hat unser Catering noch nie<br />

funktioniert. Wir haben jeden Tag Lobeshymnen<br />

bekommen und international größten Anklang<br />

gefunden. Insofern war es besonders bitter, dass<br />

zu Hause in <strong>Tirol</strong> medial ein gegenteiliger Eindruck<br />

vermittelt wurde, der leider nicht mehr zu<br />

korrigieren war. Es gibt aber keinen Schaden ohne<br />

Nutzen. Der Nutzen dieser Angelegenheit ist eine<br />

erhöhte Sensibilisierung in Bezug auf die Frage<br />

der Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung<br />

und tatsächlichen Möglichkeiten. Die Erwartungshaltung<br />

ist etwa, dass der <strong>Tirol</strong>er Speck nur<br />

aus <strong>Tirol</strong>er Schweinen gemacht wird, die Realität<br />

ist, dass weniger als zehn Prozent des Schweinefleischbedarfs<br />

im eigenen Land abgedeckt werden<br />

können.<br />

Die meisten Konsumenten wissen vermutlich nicht,<br />

dass <strong>Tirol</strong>er Speck, der das EU-Gütesiegel geschützte<br />

geografische Angabe trägt, lediglich in <strong>Tirol</strong> hergestellt<br />

werden muss. Das Fleisch muss nicht aus <strong>Tirol</strong><br />

st<strong>am</strong>men.<br />

Margreiter: So ist es. Beim Südtiroler Speck<br />

oder Parmaschinken ist es ja auch nicht anders.<br />

Jedenfalls ist eine Diskussion darüber in Gang<br />

gekommen, wie viel <strong>Tirol</strong> tatsächlich drinnen<br />

sein muss, dass <strong>Tirol</strong> draufstehen darf. Wir alle<br />

wollen mehr <strong>Tirol</strong> drin haben. Es braucht aber<br />

die Produktionskapazitäten dafür. Das gilt nicht<br />

nur für den Lebensmittelbereich. Landwirtschaft<br />

Zur Person<br />

Josef Margreiter ist seit 1995 <strong>Tirol</strong>s<br />

oberster Tourismuswerber. Der gelernte<br />

Touristikkaufmann hat auch einen<br />

Lehrabschluss als Koch und Kellner und<br />

st<strong>am</strong>mt aus Wörgl. Margreiter wuchs in<br />

einem Gastronomiebetrieb auf.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 17


und Tourismus sind aber in gewisser Weise eine<br />

Schicksalsgmeinschaft. Beide müssen sich unter<br />

den vorherrschenden Rahmenbedingungen dem<br />

globalen Wettbewerb stellen. Dabei kann man<br />

sich gegenseitig viel helfen.<br />

Wie könnte eine solche wechselseitige Hilfeleistung<br />

aussehen?<br />

Margreiter: Es kann beispielsweise vonseiten der<br />

Landwirtschaft keine Lösung sein, den Tourismus<br />

aussperren zu wollen. Man muss versuchen,<br />

in den Tourismus hineinzuproduzieren und die<br />

Wertschöpfung dadurch zu steigern. Es ist für uns<br />

alle frustrierend, wie wenig unsere Bergbauern für<br />

ihre Milch bekommen. Auch in der Gastronomie<br />

braucht es wieder ein stärkeres Bewusstsein für<br />

den Zus<strong>am</strong>menhang der Dinge. Etwa für die Tatsache,<br />

dass Land- und Gastwirte unsere Heimat<br />

gemeins<strong>am</strong> bewirtschaften. Der Gastwirt sollte<br />

bewusst <strong>Tirol</strong>er Produkte kaufen, weil er letztlich<br />

mit seiner Wertschöpfung einen größeren Effekt<br />

auslöst. Dieses Bewusstsein versuchen wir mit<br />

vereinten Kräften zu schärfen.<br />

Würden die Bauern von heute auf die Bewirtschaftung<br />

der Almen einstellen, wäre das für den Tourismus –<br />

Stichwort Kulturlandschaft – nicht bereits mittelfristig<br />

ein großes Problem?<br />

Margreiter: Ja. Die Bergnatur, das wunderbare<br />

Landschaftsbild mit seiner stark bäuerlich geprägten<br />

Lebenskultur zu erleben, ist ein Hauptmotiv<br />

für die <strong>Tirol</strong>reise, dessen Stärke wir weiter<br />

pflegen müssen. Ginge die Landwirtschaft massiv<br />

zurück, könnten Qualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Tourismuslands <strong>Tirol</strong>s sinken.<br />

Sehen Sie bei der Regionalität, deren Versprechung<br />

fast omnipräsent ist und oft mit einem gewissen<br />

Pathos vorgetragen wird, eine Gefahr der Überhitzung?<br />

So wie jedes Wort, das überstrapaziert wird,<br />

irgendwann hohl wird?<br />

Margreiter: Es hören zwar manche nicht so<br />

gern, wenn ich das sage, aber das Wichtigste ist<br />

letztliche – den Einheimischen wie den Gästen –<br />

immer zuerst die Qualität der Lebensmittel. Das<br />

ist noch wichtiger als die strenge geografische<br />

Abgrenzung. Der Apfelsaft darf aus Südtirol, das<br />

gute Schweinefleisch aus Bayern st<strong>am</strong>men. Wenn<br />

die Qualität besser ist, wird das bevorzugt. Die<br />

Qualität muss stimmen, erst dann kommt die<br />

Nähe zum Tragen. Es genügt nicht, wenn <strong>Tirol</strong><br />

draufsteht. Das müssen unsere Produzenten<br />

wissen. Außerdem muss man sich einmal den<br />

Lebensmittelbedarf vor Augen führen. Es ist eine<br />

Illusion, dass das alles in <strong>Tirol</strong> abgedeckt werden<br />

kann. Neben den mehr als 700.000 <strong>Tirol</strong>ern kommen<br />

noch fast 50 Millionen Gästenächtigungen<br />

jährlich dazu. Bei drei Mahlzeiten <strong>am</strong> Tag sind<br />

das 150 Millionen Mahlzeiten, die Tagesgäste<br />

noch gar nicht mitgerechnet.<br />

Da wird manchmal etwas zu simpel gedacht. Wein<br />

aus dem Burgenland ist rein räumlich weiter weg als<br />

Schwein aus Bayern.<br />

18 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Tourismus & Kulinarik<br />

Margreiter: Nehmen wir den Wein als Beispiel. Wir<br />

alle schätzen heute unsere hervorragenden österreichischen<br />

Weine. Im Regionaldenken müssten wir<br />

eigentlich Südtiroler Wein trinken. Der liegt näher.<br />

Das Burgenland ist in etwa so weit weg wie das Piemont<br />

oder das Elsass. Qualität ist wichtig, deshalb<br />

sollte man da ruhig etwas großräumiger denken. Wir<br />

leben in einer sehr mobilen Gesellschaft.<br />

Welche Rolle spielt „Wahrhaftigkeit“ in der Tourismuswerbung?<br />

D<strong>am</strong>it meine ich die möglichst wirklichkeitsgetreue<br />

Darstellung der Verhältnisse und nicht<br />

eine enge, selektive und auf Hochglanz getrimmte, die<br />

bisweilen an der Grenze zur Verkitschung liegt.<br />

Margreiter: Seit einigen Jahren haben wir die fototechnische<br />

Verschönerung eingestellt. Wir haben<br />

dafür ein Projekt n<strong>am</strong>ens Sight-_Seeing gestartet.<br />

Sieben internationale Landschaftsfotografen haben<br />

dafür das Land dokumentiert. Das sind keine Werbefotografen.<br />

Das Sehnsuchtsbild des Touristen ist<br />

es, die schönen Dinge dieser Welt für sich allein zu<br />

haben. In Lokale zu gehen, wo nur Einheimische<br />

sind, Naturschönheiten für sich allein zu haben.<br />

Der Wunsch nach Individualisierung hat einen<br />

hohen Grad erreicht. Den muss man einerseits<br />

bedienen, andererseits darf man dabei aber nicht<br />

lügen. Die Frage nach „Wahrhaftigkeit“ ist für uns<br />

als <strong>Tirol</strong> Werbung eine wichtige. Wir bemühen uns<br />

nicht nur in der Bildsprache um Glaubwürdigkeit,<br />

sondern auch im tatsächlichen Auftreten. Umso<br />

mehr ärgert mich deshalb die Geschichte von St.<br />

Moritz. Insges<strong>am</strong>t ist bei der Wahrhaftigkeit aber<br />

der Tourismus nicht besser oder schlechter als<br />

andere Branchen. Er steht nur mehr in der Auslage,<br />

weil man ihm als <strong>Tirol</strong>er selbst begegnen und teils<br />

auch hinter die Kulissen blicken kann. Wenn etwas<br />

nicht passt, wird der Tourismus härter abgestraft<br />

als andere Branchen, die Produkte „made in <strong>Tirol</strong>“<br />

verkaufen. Bei der Landwirtschaft muss man sich<br />

nur das Thema Futtermittel anschauen. Was da alles<br />

inzwischen in den Lagern liegt. Darüber sollte auch<br />

diskutiert werden. Bei manchen Tieren erschöpft<br />

sich das <strong>Tirol</strong>erische überspitzt formuliert darin,<br />

dass sie <strong>Tirol</strong>er Luft und Wasser bekommen haben.<br />

Auch da oder bei übertriebener Technisierung<br />

gehört genauer hingeschaut, wie wir zur Wahrhaftigkeit<br />

findet. Da gibt es noch viel Potenzial.<br />

Zu guter Letzt: Welches ist Ihr persönliches Lieblingsgericht<br />

aus der <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />

Margreiter: Da bin ich von meiner Mutter<br />

geprägt. Wir Unterlandler nennen das Gericht<br />

„Nudeln und Fisolensupp‘n“. Was wir als Nudeln<br />

bezeichnen, würde man in Innsbruck „Kiachl“<br />

nennen. So was Gutes gibt‘s nicht alle Tage!<br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

tradition & MODERNE<br />

Hotel Sailer. Das Hotel Sailer ist ein traditionsreiches Haus, in dem man mit der Zeit geht.<br />

Kulinarisch hat das Restaurant mit sieben Stuben, zwei Sälen und Gastgarten viel zu bieten.<br />

Tradition verpflichtet: Seit 1896<br />

und fünf Generationen ist das<br />

Hotel Sailer im Besitz der F<strong>am</strong>ilie<br />

Sailer. Kaum irgendwo in Innsbruck<br />

versteht man es, Tradition und Moderne<br />

derart harmonisch miteinander zu verbinden.<br />

Das Hotel verfügt über 88 Zimmer,<br />

vom Standardzimmer über die Business-Zimmer<br />

bis hin zur luxuriösen Suite<br />

finden sich alle Bedürfnisse abgedeckt.<br />

45 Zimmer wurden kürzlich renoviert<br />

und alle Zimmer mit Klimaanlage ausgestattet.<br />

Im Hotel befindet sich auch ein<br />

Wellnessbereich mit Sauna und D<strong>am</strong>pfbad,<br />

wo man je nach Lust und Laune<br />

die Seele baumeln lassen kann. Mit dem<br />

K<strong>am</strong>inzimmer ist man auch für Seminare<br />

bestens gerüstet. Das Restaurant ist ein<br />

wirkliches Highlight, besteht es doch<br />

aus sieben, in verschiedenen Stilen gehaltenen<br />

Stuben sowie zwei Sälen. Dort<br />

Restaurant Sailer: Top-Gastronomie in abwechslungsreichem Ambiente.<br />

können auch größere Veranstaltungen<br />

perfekt ausgerichtet werden. Küchenchef<br />

Hannes Kärle versteht es, gutbürgerlicher<br />

Küche zu moderner Leichtigkeit<br />

zu verhelfen. Ergänzend verfügt das<br />

Restaurant über einen bestens sortierten<br />

Weinkeller. Im Innenhof findet man<br />

einen der schönsten Gastgärten Innsbrucks<br />

– ein echter Geheimtipp! ❦<br />

Kontakt<br />

Hotel Sailer ****<br />

Ad<strong>am</strong>gasse 8 | A-6020 Innsbruck<br />

Tel. +43 (0)512 5363, Fax +43 (0)512 53637<br />

E-Mail: hotel@sailer-innsbruck.at<br />

www.sailer-innsbruck.at<br />

Täglich geöffnet!<br />

– Bezahlte Anzeige –


GENUSSLISTE<br />

TIROL<br />

<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />

<strong>2017</strong><br />

20 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


BEWERTUNGSKRITERIEN<br />

DER EINZELNEN KATEGORIEN<br />

GAULT MILLAU (<strong>2017</strong>)<br />

19–20 Punkte Höchstnote für die weltbesten Restaurants<br />

17–18 Punkte Höchste Kreativität und Qualität,<br />

bestmögliche Zubereitung<br />

15–16 Punkte Hoher Grad an Kochkunst, Kreativität und<br />

Qualität<br />

13–14 Punkte Sehr gute Küche, die mehr als das<br />

Alltägliche bietet<br />

A LA CARTE (Gourmet-Führer <strong>2017</strong>)<br />

★ ★ ★ ★ ★ 91–100 Punkte Österreichs beste Küchen und<br />

Restaurants<br />

★ ★ ★ ★ 81–90 Punkte Kreative Küche für höchste<br />

Ansprüche; ein Restaurant, das in allen<br />

Kriterien höchsten<br />

internationalen Ansprüchen genügt<br />

★ ★ ★ 71–80 Punkte Sehr gute Küche; einfallsreiche,<br />

kreative Leistungen mit vielen Höhen<br />

★ ★ 61–70 Punkte Empfehlenswerte Küche;<br />

beachtliches kreatives Potenzial<br />

★ 50–60 Punkte Ambitionierte, solide Küchenleistung<br />

FALSTAFF GOURMETguide (Stand der Recherche: 3. 7. <strong>2017</strong>)<br />

Maximal 100 Punkte werden in den Kategorien „Essen“ (50 Punkte),<br />

„Service“ (20 Punkte), „Weinkarte/Getränke“ (20 Punkte)<br />

und „Ambiente“ (10 Punkte) vergeben.<br />

95–100 Punkte<br />

90–94 Punkte<br />

85–89 Punkte<br />

80–84 Punkte<br />

SONSTIGE AUSZEICHNUNGEN<br />

ALLE AUSGEZEICHNETEN<br />

GASTRONOMIEBETRIEBE<br />

TIROLS IM ÜBERBLICK<br />

<strong>Tirol</strong>er Wirtshaus AMA Gastrosiegel Bewusst <strong>Tirol</strong><br />

Foto: Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 21


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Reutte<br />

11 HAUBEN | 22 STERNE | 21 GABELN<br />

Singer‘s <strong>Tirol</strong>er Stube, Berwang<br />

★ ★<br />

Wirtshaus Rimmlstube, Berwang<br />

Hotel Bergblick, Grän<br />

Mayer‘s wine lounge im Hotel Alpenrose, Lermoos<br />

Post Gourmet Stube, Lermoos<br />

★ ★ ★ ★<br />

Gasthof Hotel Zum Mohren, Reutte<br />

Hotel Sonnenhof, Grän<br />

★ ★ ★ ★<br />

Wellnesshotel Engel, Grän<br />

★ ★ ★ ★<br />

Rot Flüh Stüberl, Haldensee<br />

★ ★ ★<br />

Hotel Fischer <strong>am</strong> See, Heiterwang<br />

Landgasthof Klause, Reutte<br />

Gasthof Kreuz, Rieden bei Reutte<br />

Gasthof Stern, Steeg<br />

Post Steeg, Steeg<br />

Landgasthof Adler, Hinterhornbach<br />

Soyer’s Sennerland, Höfen<br />

★<br />

Gasthof Goldene Rose, Lechaschau<br />

Tannheimer Stube im Hotel Hohenfels, Tannheim<br />

★ ★ ★ ★<br />

Gasthof Kröll, Wängle<br />

Hotel Gasthof Goldenes L<strong>am</strong>m, Weissenbach<br />

Morent, Zöblen<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Landeck<br />

26 HAUBEN | 46 STERNE | 53 GABELN<br />

Das Marent, Fiss<br />

Schlosshotel Fiss, Fiss<br />

★ ★ ★<br />

Rössle, Galtür<br />

Fliana Gourmet, Ischgl<br />

★ ★ ★<br />

Heimatbühne im Hotel Trofana Royal, Ischgl<br />

Hotel Tannenhof, Ischgl<br />

Lucy Wang, Ischgl<br />

★ ★<br />

Mad, Ischgl<br />

Paznauner Stube im Hotel Trofana, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

Post Ursprung, Ischgl<br />

Schlossherrn-Stube im Hotel Romantica, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★<br />

Sieberers Heimatbühne im Trofana Royal, Ischgl<br />

★ ★ ★<br />

22 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Stiar, Ischgl<br />

Yscla Stüva, Ischgl<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

Hotel Schrofenstein, Landeck<br />

Gourmetrestaurant im Hotel Tannenhof, St. Anton<br />

★ ★ ★ ★<br />

Ooben im Mooser, St. Anton<br />

Schwarzer Adler Alte Stube, St. Anton<br />

Hotel Berghof Pfunds, Pfunds<br />

Die 5. Jahreszeit, Ried im Oberinntal<br />

★<br />

Jennys Schlössl, Serfaus<br />

★ ★ ★ ★<br />

Galzig Verwallstube, St. Anton<br />

★ ★<br />

Genussrestaurant Das Sonnbichl, St. Anton<br />

★ ★<br />

Raffl‘s St. Antoner Hof, St. Anton<br />

★ ★ ★<br />

Hospiz Alm, St. Christoph<br />

★ ★<br />

Arlberg Hospiz-Skiclub Arlberg Stube, St. Christoph<br />

★ ★ ★<br />

Post-Gasthof Gemse, Z<strong>am</strong>s<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Imst<br />

3 HAUBEN | 5 STERNE | 20 GABELN<br />

<strong>Tirol</strong>er Jagdstube, Hochgurgl<br />

Gusto, Sölden<br />

Brucknerei, Imst<br />

Ice Q <strong>am</strong> Gaislachkogl, Sölden<br />

Naturhotel Waldklause, Längenfeld<br />

Alpenresort Schwarz, Mieming<br />

Ötztaler Stube im Hotel Central, Sölden<br />

★ ★ ★<br />

<strong>Tirol</strong>erstube, Sölden<br />

Edelweiss & Gurgl, Obergurgl<br />

Törggele Stuben, Sölden<br />

Hotel Alpenaussicht, Obergurgl<br />

Hotel & Gasthof Kirchenwirt, St. Leonhard<br />

Vinorant, Oberlängenfeld<br />

Orangerie Stift St<strong>am</strong>s, St<strong>am</strong>s<br />

F<strong>am</strong>ilien-Wirtshaus Stern, Obsteig<br />

Il Giardino, Ötz<br />

St<strong>am</strong>ser Hof, St<strong>am</strong>s<br />

★ ★<br />

Gasthaus Sonne, Tarrenz<br />

Dorfstüberl im Resort Alt-Ötztal, Sautens<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 23


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />

8 HAUBEN | 11 STERNE | 31 GABELN<br />

Land<br />

Daniels Kristallwelten<br />

6112 Wattens, Kristallweltenstraße 1, Tel. 05224/51080, kristallwelten.swarovski.com, swarovski.kristallwelten@swarovski.com Seite 48<br />

Landgasthof Bogner, Abs<strong>am</strong><br />

Schaufelspitz, Neustift<br />

Bürgerstubn, Ax<strong>am</strong>s<br />

Bistro Höll, Pfaffenhofen<br />

Gasthof Gröbenhof, Fulpmes<br />

Gasthof Hirschen, Reith bei Seefeld<br />

Welzenbacher Parkhotel Hall, Hall<br />

Gasthof Hotel Handl, Schönberg<br />

Landgasthof Neurauter, Hatting<br />

Gasthof Zum Stollhofer, Inzing<br />

Relax & Spa Hotel Astoria, Seefeld<br />

★<br />

Waldgasthaus Triendlsäge, Seefeld<br />

Gasthof Walzl, Lans<br />

Woods, Seefeld<br />

Isserwirt, Lans<br />

Landgasthof Ropferstub‘m, Telfs<br />

Wilder Mann, Lans<br />

Forellenhof, Leutasch<br />

Hotel Quellenhof, Leutasch<br />

Interalpen Hotel Tyrol, Telfs-Buchen<br />

★ ★<br />

Pumafalle, Trins<br />

★<br />

Wienerhof, Trins<br />

L<strong>am</strong>m, Matrei a. Brenner<br />

Gasthof Inntal, Unterperfuss<br />

Alt-Mösern, Mösern<br />

Dorfkrug, Mösern<br />

Der Hoferwirt, Neustift<br />

Grander Restaurant, Wattens<br />

★ ★<br />

Schwan, Wattens<br />

★ ★<br />

Hubertus Stube im Hotel Jagdhof, Neustift<br />

★ ★ ★<br />

24 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


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<strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />

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Urtyroler<br />

◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />

Bergbauernmilch<br />

◆ würzig-kräftig, herzhaft<br />

◆ mindestens<br />

12 Monate gereift<br />

Prämiert mit:<br />

◆ Gold World Cheese Award<br />

◆ DLG Gold<br />

cremiger Alpzirler<br />

◆ würzig-kräftig,<br />

charaktervoll-cremig<br />

◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />

Bergbauernmilch<br />

◆ mind. 6 Monate gereift<br />

Prämiert mit:<br />

◆ Silber World Cheese Award<br />

cremiger Weinzirler<br />

◆ würzig-kräftig,<br />

charaktervoll-cremig<br />

◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />

Bergbauernmilch<br />

◆ 6-monatige Reifung<br />

◆ mit Rotwein affiniert<br />

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Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />

13 HAUBEN | 28 STERNE | 46 GABELN<br />

Burkia<br />

6020 Innsbruck, Fürstenweg 172, Tel. 0512/284364, www.burkia.at, info@burkia.at Seite 34<br />

Hotel Sailer<br />

★<br />

6020 Innsbruck, Ad<strong>am</strong>gasse 8, Tel. 0512/5364, wwww.sailer-innsbruck.at, hotel@sailer-innsbruck.at Seite 19 und 58<br />

Villa Blanka N o 8<br />

★ ★<br />

6020 Innsbruck, Weiherburggasse 8 Tel. 0512/276070, www.villablanka.com Seite 36<br />

Gasthof Ägidihof, Igls<br />

Adlers, Innsbruck<br />

Die Wilderin, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Ebi‘s, Innsbruck<br />

AGnello nero, Innsbruck<br />

Alfred Miller‘s Schöneck, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Bergisel Sky, Innsbruck<br />

Europa Stüberl, Innsbruck<br />

★ ★ ★<br />

Fischiff, Innsbruck<br />

Hotel Bierwirt, Innsbruck<br />

Bistro Gourmand de Thierry, Innsbruck<br />

★<br />

Café Sacher Innsbruck, Innsbruck<br />

★<br />

Chez Nico, Innsbruck<br />

★ ★ ★<br />

Das Schindler, Innsbruck<br />

★<br />

Defreggerstube im Leipziger Hof, Innsbruck<br />

Dengg, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Die Mühle, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Die Pizzerei, Innsbruck<br />

Hotel Café Central, Innsbruck<br />

Hotel Gasthof Goldener Adler, Innsbruck<br />

Il Convento, Innsbruck<br />

★<br />

Konrads im Hilton Hotel, Innsbruck<br />

Kunstpause, Innsbruck<br />

★<br />

Lichtblick, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Lucy Wang, Innsbruck<br />

26 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Olive, Innsbruck<br />

★<br />

Restaurant 1809, Innsbruck<br />

Sitzwohl, Innsbruck<br />

★ ★<br />

Solo Vino, Innsbruck<br />

Rosengarten, Innsbruck<br />

Traditionsgasthaus Riese Haymon, Innsbruck<br />

Schwarzer Adler, Innsbruck<br />

★<br />

Sensei, Innsbruck<br />

Weißes Rössl, Innsbruck<br />

Woodfire, Innsbruck<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Schwaz<br />

13 HAUBEN | 23 STERNE | 43 GABELN<br />

Alpin Gründler‘s Gourmetstüberl, Achenkirch<br />

★ ★<br />

Posthotel Achenkirch, Achenkirch<br />

★ ★<br />

Hotel Persal, Finkenberg<br />

Metzgerwirt, Hippach<br />

Sieghard, Hippach/Schwendau<br />

Chalet Restaurant Kristallhütte im Skigebiet Hochzillertal, Kaltenbach<br />

Stock Resort, Finkenberg<br />

Alexander im Hotel L<strong>am</strong>ark, Fügenberg<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

L<strong>am</strong>ark Stube, Fügenberg<br />

Michl Stub‘n, Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />

★ ★ ★<br />

Neue Post, Mayrhofen<br />

Restaurant Perauer, Mayrhofen<br />

Manana‘s im Hotel Kristall, Gerlos<br />

★ ★<br />

Gasthof Karlsteg, Ginzling<br />

<strong>Tirol</strong>er Stuben im Landhaus Carla, Mayrhofen<br />

Essbar, Pertisau<br />

Gasthof Post, Hinterriß<br />

Gaisalm, Pertisau<br />

Berghof, Hintertux<br />

★ ★<br />

Hotel Alpenhof, Hintertux<br />

★ ★ ★<br />

Gasthof Hubertus, Hippach<br />

Hotel Wagnerhof, Pertisau<br />

Wilderer Gourmetstüberl im Hotel Karwendel, Pertisau<br />

Himmelhof, Schwaz<br />

Hotel Restaurant Almhof Roswitha, Hippach<br />

Gasthof Post, Strass im Zillertal<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 27


Genussliste<br />

Landgasthof Linde, Stumm<br />

Der Metzgerwirt, Uderns<br />

Restaurant Nester, Stumm<br />

★<br />

Wedelhütte im Skigebiet Hochzillertal, Stumm<br />

Die Genusswerkstatt, Uderns<br />

Schloss Mitterhart, Vomp<br />

Alpengasthof Tannen Alm, Stummerberg<br />

Landgasthof Schwannerwirt, Weerberg<br />

Brugger‘s Lanersbacher Hof, Tux<br />

★ ★ ★<br />

Hotel Eden, Tux-Juns<br />

Gasthof Schulhaus, Zellberg im Zillertal<br />

Landgut Zapfenhof, Zellbergeben<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Kufstein<br />

8 HAUBEN | 13 STERNE | 30 GABELN<br />

Auracher Löchl<br />

6330 Kufstein, Römerhofgasse 4, Tel. 05372/62138, www.auracher-loechl.at, hallo@auracher-loechl.at Seite 38<br />

Gasthof Kundler Kl<strong>am</strong>m<br />

6250 Kundl, Kundler Kl<strong>am</strong>m 49, Tel. 05338/20620, www.kundlerkl<strong>am</strong>m.at, gasthaus@kundlerkl<strong>am</strong>m.at Seite 50<br />

Böglerhof, Alpbach<br />

Gasthof Jakober, Alpbach<br />

Sigwart‘s <strong>Tirol</strong>er Weinstube, Brixlegg<br />

★ ★ ★<br />

Alpengasthof Aschinger Alm, Ebbs<br />

Hotel Wiedersbergerhorn, Alpbach<br />

Landgasthof Ledererwirt, Ebbs<br />

Hotel zur Post, Alpbach<br />

Sattlerwirt, Ebbs<br />

Gasthof Baumgarten, Angerberg<br />

Berglsteiner See, Breitenbach<br />

Unterwirt, Ebbs<br />

★ ★<br />

Wirtshaus Zur Schanz, Ebbs<br />

Schopper, Breitenbach<br />

Der Bär, Ellmau<br />

Herrnhaus, Brixlegg<br />

Kulinarium im Hotel Kaiserhof, Ellmau<br />

★ ★<br />

28 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


<strong>Tirol</strong> Werbung<br />

<strong>Tirol</strong> schmeckt mir<br />

Foto: <strong>Tirol</strong> Werbung<br />

Ein Land mit allen Sinnen erleben und genießen – dabei spielt auch die Kulinarik eine<br />

große Rolle. Das Bewusstsein und die Nachfrage für Spezialitäten aus regionalen<br />

Produkten sind so groß wie nie. Die <strong>Tirol</strong>er Gastronomie und Hotellerie hat diesen Trend<br />

längst erkannt und bringt immer häufiger Gutes aus <strong>Tirol</strong> auf den <strong>Teller</strong>.<br />

E<br />

in vielzitiertes Sprichwort<br />

heißt: „Liebe geht durch den<br />

Magen“. Und was <strong>Tirol</strong> betrifft,<br />

stimmt das voll und ganz. Denn<br />

für einen Großteil der Gäste geht die<br />

Liebe zur Urlaubsdestination auch über<br />

den <strong>Teller</strong>. Acht von zehn Urlaubern<br />

genießen während ihres Sommeraufenthaltes<br />

regionale Speisen und Getränke.<br />

Interessant ist, dass laut Marktforschungsergebnissen<br />

die Kulinarik<br />

im Sommer einen größeren Stellenwert<br />

einnimmt als im Winter. Und auch<br />

wenn diese vielleicht keinen entscheidenden<br />

Grund für eine Reise darstellt,<br />

sind Essen und Trinken auf jeden Fall<br />

wichtige Bestandteile des Urlaubserlebnisses<br />

- bildet doch die regionale<br />

Küche einen maßgeblichen Teil der<br />

Kultur und hilft einer Destination, sich<br />

vom Mitbewerber zu unterscheiden.<br />

Und so verwundert es nicht, dass insbesondere<br />

Produkte mit den Attributen<br />

Authentizität, Frische, Regionalität und<br />

Nachhaltigkeit immer stärker nachgefragt<br />

werden. Immer mehr Menschen<br />

wollen sich auch selbst mit ihrer Nahrung<br />

etwas Gutes tun und sich mit<br />

einem genussvollen Mahl verwöhnen.<br />

Dabei gilt häufig das Motto „Qualität<br />

vor Quantität“ – vielen Konsumenten<br />

ist es längst nicht mehr egal, wo und<br />

wie die Produkte kultiviert wurden und<br />

unter welchen Bedingungen Tiere gehalten<br />

werden.<br />

WIchTIGE PARTNERSchAFT<br />

In <strong>Tirol</strong> bilden Tourismus und Landwirtschaft<br />

eine wichtige Partnerschaft:<br />

Landwirtschaft schafft Landschaft und<br />

schöne Landschaft schafft Tourismus.<br />

Die heimische Gastronomie und hotellerie<br />

ist eng mit der heimischen Landwirtschaft<br />

als Lieferant für hochwertige<br />

Neben dem Bergerlebnis gehört für einen Großteil der <strong>Tirol</strong>er Gäste auch das Genießen regionaler Kulinarik zu<br />

einem gelungenen Urlaub dazu.<br />

regionale Produkte verbunden. Zahlreiche<br />

Initiativen wollen diesen Schulterschluss<br />

noch weiter verstärken. „Es<br />

ist immens wichtig, dass wir diese erfolgreiche<br />

Symbiose zwischen Tourismus<br />

und Landwirtschaft fortsetzen und<br />

das Verständnis füreinander weiter<br />

vertiefen“, betont Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />

der <strong>Tirol</strong> Werbung.<br />

Belege, wie gut die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

im touristischen Segment auch heute<br />

schon funktioniert, lassen sich mittlerweile<br />

einige finden: Neben zahlreichen<br />

regionalen Angeboten wie Frühstück<br />

<strong>am</strong> Berg, der Brixentaler Kochart oder<br />

dem kulinarischen Jakobsweg gibt es<br />

auch mehrere landesweite Initiativen:<br />

So führen beispielsweise 16 verschiedene<br />

Genussrouten durch <strong>Tirol</strong>, die<br />

den ges<strong>am</strong>ten Prozess bäuerlicher Produkte<br />

vom Anbau bis zur Verkostung<br />

erlebbar machen. Von saftigen haiminger<br />

Äpfeln über Osttiroler Wildkräuter<br />

bis zur Brandenberger Prügeltorte oder<br />

der Pillersee Forelle – Gourmets folgen<br />

diesen regionalen Spezialitäten zu Fuß<br />

oder mit dem Rad und genießen sie mit<br />

allen Sinnen.<br />

Entlang der <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute<br />

kann bei 41 Brennereien die Veredelung<br />

von Obst zu erlesenen Destillaten<br />

hautnah erlebt werden. Die Initiative<br />

„Bewusst <strong>Tirol</strong>“ zeichnet jene Gastronomiebetriebe<br />

aus, die nachweislich<br />

verstärkt auf Produkte aus der Region<br />

setzen. Und die 132 Mitgliedsbetriebe<br />

der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur pflegen die<br />

typische <strong>Tirol</strong>er Gastfreundschaft und<br />

bereiten regionale Speisen nach traditionellen<br />

Rezepten zu. Erkennbar sind<br />

die qualitätsgeprüften Gasthäuser und<br />

Restaurants <strong>am</strong> grünen Gütesiegel „<strong>Tirol</strong>er<br />

Wirtshaus“.<br />

www.tirol.at/kulinarik<br />

– Bezahlte Anzeige –


Genussliste<br />

Blaue Quelle, Erl<br />

★ ★<br />

Gasthaus Beim Dresch, Erl<br />

★<br />

Hotel Post, Kössen<br />

★<br />

Fischerstube, Kr<strong>am</strong>sach<br />

Dorfwirt Reschenhofer, Reith im Alpbachtal<br />

Hotel Waldhof Resort, Scheffau <strong>am</strong> Wilden Kaiser<br />

★<br />

Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />

Alpengasthof Schneeberg, Thiersee<br />

Wirtshaus Rohrerhof, Kr<strong>am</strong>sach<br />

Juffing Hotel & Spa, Thiersee<br />

Alpenrose, Kufstein<br />

★<br />

Hotel Mariasteinerhof, Mariastein<br />

Fischerwirt, Walchsee<br />

Hotel Wildauerhof, Walchsee<br />

Malerwinkel, Rattenberg<br />

Traditionsgasthof Weißbacher, Wildschönau<br />

Hotel Stockerwirt, Reith im Alpbachtal<br />

Gasthof Wildschönauer Bahnhof, Wörgl<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Kitzbühel<br />

18 HAUBEN | 14 STERNE | 64 GABELN<br />

Gasthof Auwirt -Gebrüder Winkler, Aurach<br />

Postinger Steakhouse, Jochberg<br />

Hallerwirt, Aurach<br />

Saukaserstub‘n, Jochberg<br />

Thalhof, Brixen im Thale<br />

Hotel Alte Post, Fieberbrunn<br />

Sra Bua im Hotel Kempinski, Jochberg<br />

★<br />

Steinberg im Kempinski Hotel Das <strong>Tirol</strong>, Jochberg<br />

Stanglwirt, Going<br />

Gasthaus Bärenbichl , Jochberg<br />

Zum Schwarzen Adler, Jochberg<br />

★<br />

Fuchswirt, Kelchsau<br />

Landhotel Gasthof Jodlbühel, Jochberg<br />

Asado‘s Steakhouse, Kirchberg<br />

30 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Ausgezeichnete Gastronomie<br />

Berggasthaus Staudachstuben, Kirchberg<br />

Rasmushof, Kitzbühel<br />

Hotel Elisabeth, Kirchberg<br />

Restaurant Ritterstern im Schloss Münichau, Kitzbühel<br />

Hotel Klausen, Kirchberg<br />

Rosis Sonnbergstuben, Kitzbühel<br />

Restaurant Kupferstub‘n, Kirchberg<br />

Sporthotel Reisch, Kitzbühel<br />

Restaurant Simon Taxacher, Kirchberg<br />

★ ★ ★ ★ ★<br />

Brasserie Berge & Meer, Kirchberg<br />

Steakhouse Kaps im A-Rosa Kitzbühel, Kitzbühel<br />

Wirtshaus Steuerberg, Kitzbühel<br />

Bergdiele Kitzbühel, Kitzbühel<br />

Wirtshaus zum Rehkitz, Kitzbühel<br />

Berggasthof Sonnbühel, Kitzbühel<br />

Zur Tenne, Kitzbühel<br />

Bichlalm, Kitzbühel<br />

Alpengasthaus Stanglalm, Oberndorf<br />

Bichlhof, Kitzbühel<br />

Penzinghof, Oberndorf<br />

Cuisino, Kitzbühel<br />

★<br />

First Lobster, Kitzbühel<br />

Zum Tischlerwirt, Reith bei Kitzbühel<br />

s‘Pfandl, Reith bei Kitzbühel<br />

Gasthaus Eggerwirt, Kitzbühel<br />

Angerer Alm, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />

Hagstein, Kitzbühel<br />

Fink‘s, St. Johann i.<strong>Tirol</strong><br />

Kaiserhof, Kitzbühel<br />

Bergasthaus Grander Schupf, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />

Kupferstube im Hotel Tennerhof, Kitzbühel<br />

★ ★ ★ ★<br />

Landsitz Römerhof, Kitzbühel<br />

Brennhütte, Waidring<br />

G<strong>am</strong>skogelhütte, Westendorf<br />

Lois Stern, Kitzbühel<br />

★ ★<br />

Vital-Landhotel Schermer, Westendorf<br />

Neuwirt, Kitzbühel<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 31


Genussliste<br />

Ausgezeichnete Gastronomie in Osttirol<br />

15 HAUBEN | 27 STERNE | 30 GABELN<br />

Grandhotel Lienz La Perla<br />

★ ★ ★<br />

9900 Lienz, Fanny- Wibmer- Pedit- Str. 2, Tel. 04852/64070, www.grandhotel-lienz.com, info@grandhotel-lienz.com Seite 42<br />

Vital-Landhotel Pfl eger, Anras<br />

★<br />

Gasthaus Marinelli, Dölsach<br />

<strong>Tirol</strong>erhof, Dölsach<br />

★ ★<br />

Heimspiel, Heinfels<br />

★<br />

Zedern Klang, Hopfgarten im Defereggen<br />

★<br />

Der Gannerhof, Innervillgraten<br />

★ ★ ★<br />

Adler Lounge, Kals <strong>am</strong> Großglockner<br />

Parkhotel Tristachersee, Lienz<br />

★ ★<br />

Rauterstube, Matrei in Osttirol<br />

★ ★<br />

Saluti, Matrei in Osttirol<br />

★ ★ ★<br />

Hotel Hinteregger, Matrei in Osttirol<br />

Inside im Hotel Outside, Matrei in Osttirol<br />

★ ★<br />

Hotel Gasthof Unterwöger, Obertilliach<br />

Genießer-Restaurant Reiterhof Ortnerhof, Prägraten<br />

Vincena, Lavant<br />

★<br />

Bel‘kwisin, Lienz<br />

★ ★<br />

Grandhotel Lienz La Perla, Lienz<br />

★ ★ ★<br />

Kirchenwirt, Lienz<br />

★<br />

Moarhofstüberl, Lienz<br />

★<br />

Großvenediger, Prägraten<br />

★<br />

Tandlerstuben im Naturhotel Tandler, St. Jakob im Defereggen<br />

✩<br />

Jakobistub‘n im Hotel Jesacherhof, St. Jakob im Defereggen<br />

Defereggental, St. Veit<br />

Strasserwirt, Strassen<br />

★<br />

32 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Unterberger Kaffee<br />

KaFFee<br />

FlaGGschiFF<br />

Unterberger Kaffee ist eines der traditionsreichsten <strong>Tirol</strong>er<br />

Unternehmen. Das <strong>Tirol</strong>er Kaffee-Flaggschiff besticht durch<br />

persönlichen Service und gewohnt hohe Qualität.<br />

Es gibt kaum einen <strong>Tirol</strong>er,<br />

dem es nicht zumindest bekannt<br />

vorkommt, das braune<br />

Logo mit dem Schiff, das mit seinen aufgeblähten<br />

Segeln vor dem Wind segelt.<br />

Was allerdings die Wenigsten wissen ist,<br />

dass die Firma Unterberger & Company<br />

mit ihrem Gründungsjahr 1660 mit Abstand<br />

zu den ältesten Unternehmen in<br />

der <strong>Tirol</strong>er Landeshauptstadt zählt. Das<br />

geschichtsträchtige Unternehmen konzentriert<br />

sich heute unter dem Motto „Die<br />

kleine <strong>Tirol</strong>er Firma mit dem großen persönlichen<br />

Service“ ausschließlich auf den<br />

Bereich Kaffeeröstung und -großhandel.<br />

Kapitänin des fünf Personen zählenden<br />

Betriebes ist seit 1987 Angelika Schubert,<br />

die auf einen reichen Erfahrungsschatz in<br />

der Röstung verschiedener Kaffeesorten<br />

zurückblicken kann. Unterberger Kaffee<br />

punktet – abseits der hohen Qualität<br />

der Kaffeesorten – vor allem durch seine<br />

Kundenorientierung. Das Unternehmen<br />

ist aus der Kaffee-Kulturlandschaft <strong>Tirol</strong>s<br />

nicht wegzudenken. Der köstliche Kaffee<br />

aus dem Hause Unterberger bleibt nicht<br />

nur Gastronomen vorbehalten, auch Endkunden<br />

können sich in der Rösterei in der<br />

Nähe des Westbahnhofs mit den allwöchentlich<br />

frisch gerösteten Bohnen eindecken.<br />

Vom 19. bis 22. September wird<br />

Unterberger Kaffee auf der Gastronomiemesse<br />

FAFGA vertreten und mit dem<br />

Schiffsbug-Messestand auch nicht zu<br />

übersehen sein. Telefonisch ist Unterberger<br />

Kaffee unter 0512 59713 erreichbar.<br />

– Bezahlte Anzeige –<br />

FAFGA <strong>2017</strong>: Halle B.o<br />

Stand 61


Ausgabe 01/<strong>2017</strong><br />

Kulinarium<br />

Leidenschaft,<br />

die ansteckt<br />

Die Leidenschaft für erstklassiges Essen und himmlischen Wein beflügelt die Brüder<br />

Christian und Jürgen Burkia immer wieder aufs Neue. Ihr Ziel, zus<strong>am</strong>men mit ihrem<br />

Te<strong>am</strong> herzliche Gastfreundschaft zu leben und das Vertrauen ihrer Gäste zu pflegen,<br />

gelingt ihnen.Tagtäglich.<br />

Die Weinkarte als Magazin im<br />

Die Weinkarte im Burkia kommt originell<br />

in Gestalt eines Magazins daher.<br />

K<br />

napp vor dem Flughafen, dort wo niemand<br />

zufällig vorbeischlendert, steht<br />

ein von außen unscheinbares Haus: das<br />

Burkia. Anfang der 1980er Jahre eröffneten Margit<br />

und Georg Burkia das „Tennisstüberl“, das sich mit<br />

ihrer bedingungslosen Qualitätsorientierung bald als<br />

unverzichtbares Speiselokal in der Landeshauptstadt<br />

etablierte. Die Söhne und ihre Mitarbeiter entwickeln<br />

es nun täglich weiter und freuen sich über ein großartiges<br />

Restaurant, das jeden Tag bis auf den letzten<br />

Platz gefüllt ist.<br />

Eine Verbundenheit, die nicht<br />

zufällig entsteht<br />

An die zweihundert Gäste täglich genießen Küche<br />

auf gewohnt hohem Niveau, entspannte Atmosphäre<br />

und wissendes Personal. Wissend nicht nur<br />

im gastronomischen Sinn. Nein. Wissend, welche<br />

Speisen ihre St<strong>am</strong>mgäste besonders schätzen,<br />

welcher Wein für sie schon immer der Richtige war<br />

und wann genau die inzwischen berühmte, übergroße<br />

Pfeffermühle oder das wunderbare Olivenöl<br />

gereicht werden sollen. Diesen Genuss wollen viele<br />

nicht mehr missen und sind gekommen, um zu<br />

bleiben. „Es ist wunderschön, über Jahre <strong>am</strong> Leben<br />

unserer Gäste teilzuhaben, “ erzählt Christian. „Ich<br />

kenne viele F<strong>am</strong>ilien schon in ihrer dritten Generation.<br />

Es kommen dann die Enkelkinder der Gäste,<br />

die bereits zu meinen Eltern zum Essen k<strong>am</strong>en,<br />

mit ihrer ersten Freundin oder dem ersten Freund<br />

bei uns waren.“ Er erlebt mit ihnen die schönen<br />

Momente des Lebens wie Taufen, Geburtstage oder<br />

Hochzeitstage, aber auch die traurigen, wie das<br />

Mahl nach dem Begräbnis eines F<strong>am</strong>ilienmitglieds.<br />

Diese Verbundenheit entsteht nicht zufällig.<br />

Christian und sein Bruder Jürgen, der das Küchente<strong>am</strong><br />

leitet, wissen: eine gute Küche allein reicht<br />

nicht. Tagtäglich gilt es, das tiefe Vertrauen der Gäste<br />

zu bestätigen – nämlich an 356 Tagen im Jahr<br />

höchste kulinarische Qualität und besten Service<br />

genießen zu können. Mit einer unverwechselbaren<br />

Beständigkeit werden typische österreichische Spezialitäten<br />

wie L<strong>am</strong>mfilet, Zwiebelrostbraten oder<br />

Marillenknödel behuts<strong>am</strong> verfeinert. Dabei sind die<br />

Brüder unbestechlich. Die begehrten Marillenknödel<br />

gibt es nur in der Reifezeit der Wachauer und<br />

der Vintschgauer Marillen. Ihnen folgen saisonal<br />

Fotos: Friedle (2), Privat (3), Fotolia (1)<br />

34 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong><br />

Fotos: Vorhofer (3), Kröll


Restaurant Burkia<br />

Christian Burkia mit dem bekannten Winzer Leo Hillinger bei der Entwicklung der<br />

hauseigenen Cuvée.<br />

Erfolgreiche Gastronomie ist ein Mannschaftssport. Deshalb legt Christian Burkia<br />

viel Wert auf guten Te<strong>am</strong>geist.<br />

Die Marillenknödel-Saison entspricht der Erntezeit der Wachauer<br />

und der Vintschgauer Marillen.<br />

Gastgeber Christian Burkia mit seiner Cuvée 37.<br />

Die Cuvée 38 reift noch bis zum Herbst.<br />

passend köstliche Zwetschkenknödel und ein herrlicher<br />

Zwetschkenfleck. Ebenso saisonal werden<br />

Erdbeeren, Spargel oder Bärlauch angeboten. Neben<br />

diesen Highlights hat Christian die Welt des Weins<br />

für seine Gäste erschlossen.<br />

Wein ist hier einfach mehr<br />

Neben Rot- und Weißweinen von über hundert<br />

Weingütern, aus Österreich, der Toskana und<br />

der ganzen Welt, wird im Burkia seit drei Jahren<br />

eine eigene Cuvée angeboten. Es begann mit der<br />

Cuvée 35. Die Zahl bezieht sich auf die Jahre des<br />

Bestehens des Restaurants. Aktuell darf die Cuvée<br />

37 genossen werden. Die Cuvée 38 reift noch bis<br />

zum Herbst in zwei Holzfässern auf dem Weingut<br />

des bekannten Winzers Leo Hillinger. Mit ihm<br />

zus<strong>am</strong>men kreierte Christian die ausgesuchten<br />

Tropfen.<br />

Im Burkia lagern alle Weine in der richtigen<br />

Trinktemperatur in etlichen Weinkühlschränken<br />

des Hauses. In einer Weinkarte als Hochglanzmagazin,<br />

das gern von den Gästen nach Hause mitgenommen<br />

wird, werden sie entsprechend präsentiert.<br />

Schlägt man das Magazin von der Rückseite<br />

her auf, öffnet sich der Weintresor mit den „Spezialweinen“.<br />

Sie verleihen feierlichen Anlässen eine<br />

besondere Note und werden zu unglaublich fairen<br />

Preisen angeboten.<br />

Für Interessierte veranstaltet der erfahrene<br />

Sommelier zwanglose Verkostungen mit speziellen<br />

Menüs und passenden Weinfolgen zu gewünschten<br />

Themen wie „Toskana“, „Piemont“ oder<br />

„Gewaltige Rotweinkolosse“. Mit Freude erzählt<br />

er Wissenswertes und beantwortet alle Fragen.<br />

Der Chef selbst schwärmt von dem einen oder<br />

anderen Riesling aus der Wachau, im Sommer<br />

finden erfrischende Roséweine den Weg ins Glas.<br />

Zudem fasziniert ihn der edle Rotwein Ornellaia<br />

dell‘Ornellaia aus dem Bolgheri von Jahr zu Jahr<br />

ganz besonders. Diese Leidenschaft und Hingabe<br />

gehen nicht nur auf sein geschätztes Te<strong>am</strong> über,<br />

sondern steckt auch die Gäste an: Sie beleben das<br />

Motto des Hauses „Essen bei Freunden“ immer<br />

wieder gern von neuem. <br />

Karolina Putz<br />

Zur Person<br />

Gastgeber Christian Burkia hat Tourismuswirtschaft<br />

in Innsbruck studiert<br />

und ist staatlich geprüfter Diplom-<br />

Sommelier. Burkia ist Pionier der<br />

Slow-Food-Bewegung in <strong>Tirol</strong>. Seit 2007<br />

betreibt er auch Catering mit Schwerpunkt<br />

im Kultur- und Bildungsbereich.<br />

Der Chef legt viel Wert auf ein funktionierendes<br />

Te<strong>am</strong>, investiert beständig in<br />

seine Mitarbeiter und treibt betriebliche<br />

Innovationen voran.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 35


N o8<br />

Das Gute ist<br />

nicht gut genug<br />

Das Konzept des À la carte-Abendrestaurants N°8 der Villa Blanka ist so einfach<br />

wie genial. Nicht Events oder großes Klimbim stehen im Vordergrund,<br />

sondern der <strong>Teller</strong> selbst soll mit Unterstützung guter Weine und der passenden<br />

Atmosphäre zum Erlebnis werden.<br />

D<br />

ie Lage des Fine-Dining-Restaurants<br />

N08 fällt sofort auf. Diese als allerbeste<br />

Lage zu bezeichnen, ist keine<br />

Übertreibung. „Wir sind mitten in der Natur und<br />

weit weg von Hektik und Stress. Wenn man <strong>am</strong><br />

Abend sehr gut hinhört, dann kann man sogar<br />

die Wölfe des nahen Alpenzoos heulen hören“,<br />

beschreibt der Restaurantleiter Nihat Silak die besondere<br />

Atmosphäre <strong>am</strong> Abend. Aus der Lage und<br />

der Tatsache, dass manchmal nicht nur Wolfsgeheul<br />

das Abendessen untermalt, sondern auch<br />

Eichkätzchen im nahen Grün umherhuschen,<br />

weiß man ein ganzes Konzept abzuleiten. Mit<br />

stundenweiser Reservierung muss sich der Gast<br />

bei der N08 garantiert nicht herumschlagen. „Der<br />

Gast kommt und verbringt den ganzen Abend bei<br />

uns“, führt Silak aus. Das nennt man dann wohl<br />

Entschleunigung.<br />

Diese wird einem in der Weiherburggasse 8<br />

wahrlich nicht schwer gemacht. Den Aperitif<br />

genießt man <strong>am</strong> besten auf der Terrasse, von der<br />

aus man die ganze Stadt im Blick hat. Drinnen<br />

wartet dann ein kleines, aber sehr feines Restaurant<br />

auf einen. Gerade einmal acht Tische sind es.<br />

36 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Küchenchef René Molle (li.) und Service-Chef Nihat Silak kümmern sich im Schmuckkästchen N ° 8 in der Villa<br />

Blanka um das leibliche Wohl der Gäste. Auf gutes Essen und feinste Weine wird dabei größter Wert gelegt.<br />

Fotos: Die Fotografen (2), Kröll (2)<br />

Mit 24 Gästen ist das Restaurant schon voll ausgebucht.<br />

Die kulinarische Ausrichtung beschreibt<br />

Silak als „international, aber sehr europäisch“. „Es<br />

gibt aber auch eine Seite in der Speisekarte mit<br />

ganz klassischen Speisen“, ist ihm wichtig zu betonen.<br />

Generell kann man sich aber auf ein Sechs-<br />

Gänge-Menü einstellen.<br />

Die Form mit Inhalt füllen<br />

Bei aller Internationalität und dem Anspruch,<br />

sich mit den besten der Welt zu messen, bekennt<br />

man sich auch zur Heimat und zu den eigenen<br />

Wurzeln. Sogar das altbewährte Wiener Schnitzel<br />

kann man sich gönnen. Silak spricht dabei von<br />

einer „Signatur des Heimischen“. Reine Internationalität<br />

reicht also nicht aus. Schon die Bilder<br />

von Prachensky im Restaurant setzen diese ganz<br />

bestimmte Stimmung. Nicht der Eifelturm, sondern<br />

<strong>Tirol</strong>er Bauernhöfe sind auf den Bildern zu<br />

sehen.<br />

Von diesen Wurzeln ausgehend möchte man<br />

sich aber mit der ganzen Kulinarik-Welt messen.<br />

Provinzialität hat keinen Platz. Das zeigt allein<br />

schon das Weinangebot. Aus rund hundert Weinen,<br />

etwa aus Frankreich, Kalifornien, Neuseeland<br />

oder Südafrika, darf der verwöhnte Gast wählen.<br />

Sodann wird schlagend, was Silak als Motto und<br />

Anspruch zugleich ausgibt: „Der Gast soll nicht<br />

nur sagen, dass es gut war, sondern dass es etwas<br />

ganz Besonderes war.“ Das gelingt, weil viel Wert<br />

auf Details gelegt wird. Mundgeblasene Gläser der<br />

Firma Riedel und exklusive Weinkaraffen dienen<br />

als Basis für einen Abend, der außergewöhnlich<br />

sei soll.<br />

Soweit zur Form. Für den Inhalt des Abends<br />

sind vier Mitarbeiter im Servicebereich und fünf<br />

in der Küche verantwortlich. „Man muss wissen,<br />

wie man richtig mit Produkten umgeht. Die beste<br />

Weinkarte bringt nichts, wenn die Mitarbeiter<br />

nicht wissen, welchen Wein sie zu welchem Essen<br />

offerieren sollen“, streicht der Restaurantleiter<br />

seinen Anspruch hervor. „Design und Atmosphäre<br />

sind wichtig. Sie sind aber nur der Rahmen, den<br />

man mit gutem Service, gutem Wein und gutem<br />

Essen füllen muss“, gibt der Service-Chef die Anforderungen<br />

an sich und seine Mitarbeiter aus.<br />

Es ist angerichtet<br />

Als Gast ist man somit in allerbesten Händen.<br />

Man darf sich verwöhnen und überraschen lassen<br />

– und unter Umständen auch ein bisschen<br />

unvernünftig sein. In der Garage der Villa Blanka<br />

gibt es nämlich gratis Parkplätze, die nicht nur die<br />

Anreise erleichtern, sondern auch eine alternative<br />

Abreise ermöglichen. „Falls man vom guten Wein<br />

eine zweite Flasche trinken möchte, kann man<br />

das Auto auch stehen lassen. Am nächsten Tag<br />

kann man es abholen – selbstverständlich ohne<br />

einen Cent zu bezahlen“, führt Silak aus. Der Bus<br />

ließe sich jedenfalls bequem in wenigen Schritten<br />

erreichen.<br />

Alles ist angerichtet. Die Rahmenbedingungen<br />

stimmen. Anreise, Lage, Atmosphäre, Service, Essen,<br />

Weinbegleitung. Als Gast kommt einem nur<br />

noch die Rolle zu, den Alltagsstress abzuschütteln,<br />

einen Blick über die Stadt zu werfen und<br />

einfach nur zu genießen. Selten war das einfacher<br />

als im Restaurant N08. Markus Stegmayr<br />

Kontakt<br />

Reservierung anfragen:<br />

+43 (0)512 276070<br />

restaurant@nr8.at<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di–Sa 18:00–24:00<br />

Küche bis 22:00<br />

www.nr8.at<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 37


Auracher Löchl<br />

Flüsterbar von<br />

Weltformat<br />

Der nach Speakeasy-Vorbild geführte, in den Kufsteiner Festungsberg getriebene<br />

„Stollen 1930“ gehört zum Traditionshaus Auracher Löchl und verfügt über die weltweit<br />

größte Gin Gallery. Ambiente und Auswahl sind für Liebhaber des gepflegten<br />

alkoholischen Genusses ein wahrhaftiger Traum.<br />

W<br />

er auf der Suche nach der Antithese<br />

zu jenen mittlerweile metastasierenden,<br />

lauten, nach Industriefusel<br />

riechenden, verkorksten Sauftempeln ist,<br />

die dieses Land durchziehen, könnte in Kufstein<br />

fündig werden. Die Flurschäden, die der<br />

Siegeszug des Après-Ski in der Barlandschaft<br />

hinterlassen hat, scheinen irreparabel. Dennoch<br />

gibt es in <strong>Tirol</strong> einige Gastronomen, die<br />

ein anderes Konzept als Menge, Menge, Menge<br />

verfolgen. Zu diesen gehört zweifellos der zum<br />

Auracher Löchl gehörige „Stollen 1930“ in der<br />

Festungsstadt Kufstein. Mit mittlerweile mehr<br />

als 888 verschiedenen Gin-Sorten verfügt<br />

dieser über die weltgrößte Gin-S<strong>am</strong>mlung, wie<br />

auch im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt<br />

ist. Dieser Umstand soll die Gäste allerdings<br />

nicht dazu animieren, so viele alkoholische<br />

Getränke wie irgend möglich zu kippen und<br />

dabei johlend und grölend Mickie-Krause-Textbausteine<br />

zu rezitieren. Nein, der Stollen 1930<br />

ist ein Ort der leisen Töne an einem geschichtsträchtigen<br />

Platz beim altehrwürdigen Auracher<br />

Löchl, in dem bereits um das Jahr 1400 Bier<br />

gebraut und ausgeschenkt wurde.<br />

Die gastronomischen Geschicke im Auracher<br />

Löchl, dem angeschlossenen Boutique Hotel<br />

Träumerei #8 und eben dem Stollen 1930<br />

lenken der Zillertaler Richard Hirschhuber<br />

und seine „rechte Hand“ Martin Gasteiger.<br />

Hirschhuber mangelt es in und auch abseits<br />

der Gastronomie nicht an Erfindergeist, wie er<br />

unter anderem mit seinem eigenen Hotellerieund<br />

Gastronomiemagazin „Zimmerstunde“<br />

und dem Unternehmen Greenstorm Mobility,<br />

welches das wohl innovativste Vermietprodukt<br />

für die Hotellerie bereitstellt, beweist. Vom tief<br />

in den Berg getriebenen Stollen, dem „Löchl“,<br />

rührt auch der N<strong>am</strong>e des Wirtshauses her, das<br />

mit 608 Jahren zu den ältesten des Landes<br />

gehört. In jenem Löchl wurden seinerzeit die<br />

im Winter aus dem nahen Inn ausgebrochenen<br />

Eisblöcke aufbewahrt, welche der Kühlung des<br />

im Gasthaus gebrauten Biers dienten. Lange<br />

Jahre war der Stollen danach in Vergessenheit<br />

geraten, ehe er von der ehemaligen Besitzerf<strong>am</strong>ilie<br />

Neuhauser im 20. Jahrhundert als<br />

Weinlager verwendet wurde und danach als<br />

Rumpelk<strong>am</strong>mer erneut der Vergessenheit<br />

anheimfiel. Vor weniger als zehn Jahren hat<br />

Richard Hirschhuber das Löchl dann wieder-<br />

Fotos: Auracher Löchl, Kröll<br />

38 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Stollen 1930<br />

entdeckt. Anfangs herrschte Ratlosigkeit, wie man<br />

mit dem feuchten, schmutzigen Stollen verfahren<br />

sollte. Einige Reisen in die Bar-Hotspots der Welt<br />

später hatten Hirschhuber und Gasteiger einen Plan.<br />

Speakeasy hieß das Leitmotiv, unter dem der Stollen<br />

seine jetztigen Bestimmung als exklusive Bar fand.<br />

Derart bezeichnete man Kneipen, in denen während<br />

der Zeit der US-<strong>am</strong>erikanischen Alkoholprohibition<br />

in den 1920er und 30er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts illegal Hochprozentiges ausgeschenkt<br />

wurde. Das Konzept war mit der adaptierten Reinkarnation<br />

der Flüsterkneipe <strong>am</strong> grünen Inn also gefunden.<br />

Zutritt zum Stollen 1930 gibt es erst ab 21<br />

Jahren. „Wir haben bewusst diesen Zugang gewählt,<br />

weil wir unsere Besucher nicht zu diesem sinnlosen<br />

Party-Saufen animieren wollen, sondern Cocktails<br />

und alkoholische Getränke servieren wollen, die man<br />

bewusst genießen soll“, führt Martin Gasteiger aus.<br />

Deshalb ist im Idealfall auch nach wenigen, kräftigen<br />

und präsenten Getränken Schluss, deren Konsum<br />

allerdings in ruhiger Atmosphäre regelrecht zelebriert<br />

werden soll.<br />

Abgesehen vom einzigartigen Ambiente fehlte in<br />

der Konzeptionsphase noch ein Akzent bei den Spirituosen.<br />

Hier fiel die Wahl auf den Gin, der sich rapide<br />

zunehmender und bis heute ungebrochener Beliebtheit<br />

erfreut und Vodka im Zuge der aufkommenden<br />

Hipster-Bewegung als Modespirituose in den Bars<br />

dieser Welt abgelöst hat. „Anders als Vodka ist Gin<br />

rau und hat viele verschiedene Facetten“, erklärt<br />

Gasteiger. Der Gin-Hype hat auch dazu geführt, dass<br />

etliche heimische Produzenten auf diesen Zug aufgesprungen<br />

sind. Mit durchaus gefälligen Resultaten,<br />

möchte man anfügen. Das spiegelt sich auch in der<br />

Nachfrage nach heimischem Gin wider, der sich im<br />

Stollen 1930 großer Beliebtheit erfreut.<br />

Perfekte Harmonie<br />

Doch was macht eigentlich einen guten Gin aus? Es<br />

kommt wesentlich darauf an, dass bereits das Grunddestillat<br />

von hoher Qualität ist. „Der beste Gin ist<br />

aber letztendlich der, der einem <strong>am</strong> besten schmeckt “,<br />

formuliert Gasteiger einen von Pragmatismus getragenen<br />

Zugang zum Thema. Zum richtigen Gin<br />

– und unter den mehr als 888 verschiedenen ist der<br />

garantiert für jeden dabei – gehört das richtige Tonic<br />

Water, das gut mit der jeweiligen Spirituose harmoniert.<br />

Auch dafür ist mit über 30 verschiedenen<br />

Tonic Waters gesorgt. „Den Gin muss man als Essenz<br />

betrachten und das dazu passende Tonic Water als<br />

Verlängerung dieser Essenz“, sagt Gasteiger, der weiß,<br />

dass ein Longdrink insges<strong>am</strong>t nur so gut sein kann<br />

wie das schwächste Glied in der Kette der einzelnen<br />

Bestandteile. Daraus folgt, dass zu einem hervorragenden<br />

Gin zwingend auch ein ebensolches Tonic<br />

Water gehört, das mit dem Gin harmonieren muss.<br />

Der Stollen 1930 erregt vor allem in der Fachwelt<br />

Aufmerks<strong>am</strong>keit, weshalb sich Barkeeper und<br />

Gastronomen aus Nah und Fern die Klinke zur Flüsterkneipe<br />

in die Hand geben, um sich inspirieren zu<br />

lassen. „Wir sehen unsere Bar aber gar nicht so sehr<br />

als In-Bar oder Aushängeschild, sondern wollen die<br />

Menschen wieder zum einem bewussteren Umgang<br />

mit dem Alkohol bringen. Es tut einfach gut, ein oder<br />

zwei gute Gin Tonics zu trinken. Am nächsten Tag<br />

gibt es keine Kopfschmerzen, sondern eine bittersüße<br />

Erinnerung an einen tollen Longdrink“, sagt<br />

Gasteiger. Preislich beginnt der Gin-Genuss bei 9,50<br />

Euro und ist nach oben hin recht offen. Die Cocktails<br />

beginnen bei neun Euro. Dafür ist eines garantiert:<br />

Im Stollen 1930 finden nur hochwertige Spirituosen<br />

den Weg ins Glas.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Mit dem „Stollen 1930“ hat das Auracher<br />

Löchl eine ganz besondere Attraktion.<br />

Die in den Berg getriebene Bar<br />

wartet überdies mit der weltgrößten Gin<br />

S<strong>am</strong>mlung auf und will zum bewussten<br />

Alkoholgenuss anleiten.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 39


Baguette<br />

Chefteller:<br />

Essen ist fertig!<br />

In über 60 Baguette-Filialen bringt der Chefteller à la minute mit täglich wechselnden,<br />

saisonalen Gerichten aus regionalen Zutaten, die handwerklich hergestellt werden,<br />

Farbe ins Spiel und ebenso gesunde wie schmackhafte Abwechslung auf den <strong>Teller</strong>.<br />

Schnell<br />

R<br />

Schonend erhitzt<br />

in Sekundenschnelle.<br />

We<br />

und<br />

Schnell<br />

Schonend erhitzt<br />

in Sekundenschnelle.<br />

Regional<br />

Wertvoll mit regionalen<br />

und saisonalen Zutaten.<br />

N<br />

Schnell<br />

Schonend erhitzt<br />

in Sekundenschnelle.<br />

Regional<br />

Wertvoll mit regionalen<br />

und saisonalen Zutaten.<br />

Natürlich<br />

Von Hand gemacht<br />

<strong>am</strong> Puls der Natur.<br />

Natürlicher Geschmack<br />

braucht keinen Verstärker.<br />

Genau diesem Leitmotiv will<br />

man bei Baguette mit dem Chefteller<br />

Tag für Tag genussvoll gerecht werden.<br />

Konkret werden täglich zwei Menüs<br />

in der Portionstasse angeboten, welche<br />

man sich wahlweise entweder vor<br />

Ort zum sofortigen Verzehr schonend<br />

erhitzen und anrichten lassen oder für<br />

später zur Arbeit oder mit nach Hause<br />

nehmen kann. Um zu gewährleisten,<br />

dass maximaler Geschmack und Frische<br />

und nicht zuletzt die wertvollen<br />

Inhaltsstoffe optimal erhalten bleiben,<br />

werden die Gerichte nach dem sogenannten<br />

Cook-and-Chill-Verfahren zubereitet.<br />

Das heißt, die Speisen werden<br />

unmittelbar nach dem Kochvorgang<br />

rasch abgekühlt. Dadurch bleibt auch<br />

der natürliche Geschmack der Speisen<br />

erhalten.<br />

Natürlich Regional<br />

Den Chefteller-Gerichten sind keinerlei<br />

Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe<br />

zugesetzt. Dennoch sind sie<br />

gekühlt in der Frischebox mindestens<br />

fünf Tage haltbar. Der Chefteller wird<br />

in den Baguette-Filialen in Kühlvitrinen


Baguette<br />

einem vegetarischen und einem Fleischgericht<br />

bestehen, Rechnung getragen.<br />

Frische ist kein Lippenbekenntnis, denn<br />

beim Chefteller wird beispielsweise ausschließlich<br />

frisches Gemüse verarbeitet.<br />

Bei den Chefteller-Menüs gibt es auch<br />

einige „Fixstarter“, die täglich erhältlich<br />

sind. Dazu zählen mit der Lasagne Bolognese<br />

ein Klassiker der italienischen und<br />

mit dem Kaspressknödel mit Sauerkraut<br />

ein Klassiker der heimischen Küche. Besonders<br />

Letzterer wird nach einem traditionellen<br />

Rezept gekocht und muss den<br />

Vergleich mit den „Branchenbesten“, die<br />

nicht selten auf den bewirtschafteten <strong>Tirol</strong>er<br />

Almen zu finden sind, nicht scheuen.<br />

In ausgewählten Filialen gibt es außerdem<br />

täglich die Gulaschsuppe mit<br />

Kleingebäck nach Wahl. Darüber hinaus<br />

wird im Wochenrhythmus eine Suppe<br />

angeboten, darunter Klassiker wie die<br />

Tomatencremesuppe und die Minestrone,<br />

die man ebenfalls löffelfertig vor Ort<br />

genießen oder als Take-away mitnehmen<br />

kann. Der Freitag steht ganz im Zeichen<br />

des vegetarischen Lifestyles, gibt es doch<br />

an diesem Tag kein Fleischgericht.<br />

In Sachen Regionalität, Saisonalität und Natürlichkeit ist der Chefteller kaum zu<br />

schlagen. Selbiges gilt für den Geschmack.<br />

präsentiert und vor dem Verzehr mittels<br />

leistungsfähiger Mikrowellengeräte erhitzt.<br />

Dadurch wird die Speise möglichst<br />

rasch an den Garpunkt gebracht, d<strong>am</strong>it<br />

die wertvollen Vit<strong>am</strong>ine und Mineralstoffe<br />

erhalten bleiben. Die Chefteller-<br />

Gerichte werden von einem erfahrenen<br />

und renommierten <strong>Tirol</strong>er Convenience-<br />

Profi nach höchsten Qualitätsstandards<br />

hergestellt. Dabei wird dem Gedanken<br />

der Regionalität und Saisonalität mit täglich<br />

wechselnden Menüs, die aus jeweils<br />

Treue macht sich bezahlt<br />

Wer sein Essen vor Ort konsumiert, bezahlt<br />

für das vegetarische Hauptgericht<br />

sowie für die Suppe 5,90 Euro, für den<br />

Chefteller mit Fleisch 6,90 Euro. Die Gerichte<br />

zum Mitnehmen in der Frischebox<br />

sind jeweils um einen Euro günstiger.<br />

Mit dem Chefteller-Treuepass gibt es jedes<br />

zwölfte Menü gratis.<br />

Welche kulinarischen Köstlichkeiten<br />

wöchentlich mit dem Chefteller kredenzt<br />

werden, lässt sich jederzeit bequem<br />

unter www.chefteller.at in Erfahrung<br />

bringen.<br />

Chefteller ist eine Marke von Baguette<br />

Vertriebslinie der MPREIS Warenvertriebs-<br />

GmbH, Landesstraße 16, 6176 Völs<br />

Baguette<br />

info@baguette.at<br />

Tel: +43 (0)512 300-0<br />

www.chefteller.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Porträt Grandhotel Lienz<br />

Offenes Haus<br />

Kontakt<br />

gRandHoTEl liEnZ<br />

Fanny-Wibmer-Pedit-Str. 2<br />

9900 Lienz<br />

+43 (0)4852 64070<br />

info@grandhotel-lienz.com<br />

www.grandhotel-lienz.com<br />

Opulent zwar, aber erfrischend offen und völlig unprätentiös<br />

zeigt sich das Grandhotel Lienz von seiner besten Seite. In Sachen<br />

Kulinarik, Entspannung und Genuss hat man Einheimischen<br />

wie Gästen gleichermaßen viel zu bieten.<br />

A<br />

uf den ersten Blick mag das ganz<br />

im Stile des Fin de Siècle gehaltene<br />

Grandhotel Lienz vielleicht<br />

ob seiner beachtlichen Dimension und seines<br />

gehobenen, ja beinahe königlichen Ambientes auf<br />

manche kalt und abweisend wirken. Da müsse<br />

es, könnte man meinen, doch ganz Chichi, wenn<br />

nicht gar manieriert, zugehen. Weit gefehlt. Ganz<br />

im Gegenteil erfüllen die Gastgeberf<strong>am</strong>ilien Simonitsch<br />

und Westreicher das Haus mit einer<br />

Herzlichkeit und Gastlichkeit, die man nicht<br />

überall findet. Tag der offenen Tür ist deshalb im<br />

Grandhotel Lienz Alltag. Das edle Ambiente und<br />

die großartige Sonnenterrasse, direkt an der meist<br />

gemächlich vorbeifließenden Isel gelegen, sollen<br />

aber nicht nur Weitgereiste zum Verweilen und<br />

Genießen einladen. „Es ist uns ein besonderes<br />

Anliegen, auch für die Menschen aus der Region<br />

ein Ort zum Entspannen und Genießen zu sein<br />

und ein entsprechendes Angebot zu bieten“, betont<br />

Gastgeber Johannes Westreicher. Aus diesem<br />

Grund hat man kürzlich sogar einen eigenen Eingang<br />

geschaffen, der direkt auf die sonnengeflutete<br />

Terrasse führt. Einmal pro Monat findet eben<br />

42 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Brixentaler KochArt<br />

„Wenn sich die Einheimischen<br />

bei uns wohlfühlen,<br />

überträgt sich das auch auf<br />

unsere Hotelgäste.“<br />

<br />

Johannes Westreicher, Grandhotel Lienz<br />

Fotos: Grandhotel Lienz, Kröll<br />

dort freitags – so etwa wieder <strong>am</strong> 18. August und<br />

<strong>am</strong> 15. September – ein After-Work-Event statt,<br />

bei dem es sich in lockerer Atmosphäre bei feinen<br />

Drinks und entspannenter Musik nach einer<br />

anstrengenden Arbeitswoche abschalten lässt.<br />

Die Chancen, dabei von der Sonne geküsst zu<br />

werden, sind in Lienz, das sich nicht zu Unrecht<br />

Sonnenstadt nennt, statistisch nachweisbar überdurchschnittlich<br />

hoch. Doch Lienz ist nicht nur<br />

die Sonnen-, sondern auch die Dolomitenstadt.<br />

Deshalb tut der Feier(abend)laune auch der ungetrübte<br />

Blick auf die imposanten Gipfel der Lienzer<br />

Dolomiten gewiss keinen Abbruch.<br />

Doch mit raffinierten Drinks im Freien oder<br />

an der Bar ist das Angebot des besten Hauses in<br />

Lienz bei Weitem nicht erschöpft. Im Grandhotel<br />

lässt es sich auch ganz vortrefflich brunchen. Das<br />

Kofferwort bezeichnet jenen Zustand des stressfreien<br />

kulinarischen Genusses, der sich üblicherweise<br />

zwischen Frühstück und Mittagessen zu<br />

ereignen pflegt. Ein reichhaltiges Buffet steht<br />

zwischen 7:00 und 10:30 Uhr zur Verfügung, vor<br />

allem an Wochenenden empfiehlt es sich zu reservieren.<br />

Für das leibliche Wohl ist auch abends<br />

im hoteleigenen À-la-carte-Re s tau rant Orangerie<br />

bestens gesorgt. Und zwar auf Zwei-Hauben-Niveau,<br />

für das Küchenchef Christian Flaschberger<br />

sorgt. Dem steht die Weinkarte, die so international<br />

wie die Gäste des Grandhotel Lienz ist, in<br />

nichts nach. Mehr als 150 verschiedene Weine<br />

in allen Preisklassen und auch der eine oder<br />

andere prickelnd-edle Schaumwein finden sich<br />

darauf. Selbstverständlich liegt der Schwerpunkt<br />

auf guten österreichischen Weinen, die sich vor<br />

dem Rest der Weinwelt keineswegs verstecken<br />

müssen.<br />

Die Küche des weitgereisten, aus Kärnten<br />

st<strong>am</strong>menden Genuss-Professionisten Flaschberger<br />

ließe sich auf die Formel einkochen: „Hohe<br />

Handwerkskunst, ein Potpourri aus Einflüßen,<br />

ein undogmatischer Heimatbezug und stets ein<br />

gutes Auge für das Produkt.“ Erfrischend ist auch,<br />

dass Flaschberger gegen jegliches wildromatische<br />

Regionalisierungs-Pathos, von dem nicht nur<br />

Kulinarik-Magazine jeder Provenienz zu triefen<br />

schienen, von Anfang an immun zu sein schien.<br />

„Was nützt es, regional zu kochen, wenn das regionale<br />

Produkt nichts G‘scheits ist“, wagte der Küchenchef<br />

bereits vor einigen Jahren – streng rhetorisch<br />

– zu fragen. Das heißt natürlich nicht, dass<br />

heimische Köstlichkeiten außen vor bleiben. Nein,<br />

sie kommen in Flaschbergers Küche sehr wohl vor,<br />

sofern es sich tatsächlich um Köstlichkeiten handelt.<br />

So greift er bei Fischen, Fleisch und Würsten<br />

gern zum heimischen Produkt, das unbestritten in<br />

herausragender Qualität verfügbar ist. Das Fleisch<br />

bezieht man im Grandhotel gewissermaßen vom<br />

hauseigenen Metzger. Das Lienzer Original Albin<br />

Egger hat seine Metzgerei gleich um die Ecke und<br />

ist Haus- und Hof-Metzger des Grandhotel. Egger<br />

ist selbst regelmäßig zu Gast im Hotel und gehört<br />

fast schon zur F<strong>am</strong>ilie.<br />

Eine Tagesdosis Wellness<br />

Die Seele baumeln lassen kann man aber im<br />

Grandhotel nicht nur auf der Terrasse, beim<br />

Brunch oder beim Brunch im À-la-carte-Res<br />

tau rant Orangerie, sondern auch im 1.400<br />

Quadratmeter großen Wellnessbereich, der keine<br />

Wünsche offen lässt. In dieser Ruheoase sind<br />

auch Tagesgäste – Day Spa nennt sich das dann –<br />

herzlich willkommen. Einen entspannenden Tag<br />

im Spa mit vier Saunen, D<strong>am</strong>pfbädern, Serailbad,<br />

In- und Outdoor Pool, Private Spa, Fitnesscenter<br />

und Ruheräumen kann man bereits unter 40 Euro<br />

pro Person genießen. Dem Relax Guide, der in<br />

Wellness-Angelegenheiten als Benchmark gilt, ist<br />

das Angebot im Grandhotel immerhin drei von<br />

vier erreichbaren Lilien wert.<br />

Ganz gleich ob Einheimischer oder weitgereister<br />

Gast, das Grandhotel meint es mit all seinen<br />

Besuchern gleich gut. Das kann man nun einfach<br />

glauben, aber womöglich sollte man sich doch persönlich<br />

davon überzeugen. Vielleicht schon bald<br />

bei einem entspannten Drink zum Feierabend.<br />

David Winter<br />

Im Hotelrestaurant Orangerie (oben) bekocht Küchenchef<br />

Christian Flaschberger seine Gäste auf<br />

höchstem Niveau, der große Wellnessbereich bürgt<br />

für Entspannung pur.<br />

Zur Küche<br />

Schon seit 2009 sorgt Küchenchef<br />

Christian Flaschberger im Grandhotel<br />

Lienz für gewohnt hohes Niveau,<br />

das dem Gault Millau konstant zwei<br />

Hauben wert ist. Bei der Qualität der<br />

Speisen, die von Esprit zeugen, macht<br />

Flaschberger keine Abstriche.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 43


Käse & Wein<br />

Käse & Wein<br />

Heimische Käse- und Weinsorten bringen einander, richtig abgestimmt, einander<br />

perfekt zur Geltung. Worauf es dabei ankommt, entfaltet sich in einem interessanten<br />

Dialog rund um Lage, Lagerung und Reifeprozess und das Qualitätsversprechen<br />

ehrlicher regionaler Lebensmittel in der Gastronomie.<br />

W<br />

as dem Franzosen unter dem Begriff<br />

„savoir vivre“ geläufig ist, könnte<br />

man getrost als „Lebenskunst“ oder<br />

Kunst zu leben ins Deutsche hinüberretten. Man<br />

muss auch gar nicht bis nach Frankreich fahren,<br />

um zwei Eckpfeiler des guten Lebens miteinander<br />

genießen zu können. Es geht um die einander wundervoll<br />

ergänzende Kombination von Käse und<br />

Wein. Beides ist bekanntermaßen seit geraumer<br />

Zeit auch in Österreich – und Käse besonders in <strong>Tirol</strong><br />

– in hervorragender Qualität, die den Vergleich<br />

mit Frankreich nicht zu scheuen braucht, verfügbar.<br />

Ob Frankreich, Italien oder Österreich, das<br />

Leben ist viel zu kurz, um schlechte Weine zu trinken.<br />

Deshalb sollte man davon tunlichst Abstand<br />

nehmen. Dasselbe gilt natürlich für den Verzehr<br />

von schlechtem Käse. Selbiger hat oft die Konsistenz<br />

von Naturkautschuk und man sollte ihn im<br />

Supermarktregal, sofern großindustriell hergestellt<br />

und extrem billig feilgeboten, großräumig umschiffen.<br />

Denn meist ist er geschmacklos, ein Käse ohne<br />

Eigenschaften. Ein Zus<strong>am</strong>mentreffen mit einem<br />

derartigen Käse ist so gut wie ausgeschlossen,<br />

wenn man den richtigen „Käse-Dealer“ kennt. Zu<br />

den Käsehändlern und -produzenten von dieser<br />

richtigen Sorte gehören zweifellos Martin Hirner<br />

junior und senior von der Firma Berg Bauer. Das<br />

Pendant der Hirners aufseiten der guten Weinsache<br />

ist Weinhändler Christoph Morandell. Zwischen<br />

den drei Herren, jeder ein Experte, entspinnt<br />

sich ein lebhaftes Gespräch über die schönen Dinge<br />

des Lebens.<br />

Fotos: Fotolia, Berg Bauer, Morandell<br />

44 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Weingut Flür<br />

Käse &<br />

Wein 1x1<br />

Frischkäse aus<br />

Kuhmilch<br />

Dazu passen <strong>am</strong> besten leichte,<br />

trockene, spritzige Weine wie etwa<br />

Grüner Veltliner, Riesling, Sauvignon<br />

Blanc, aber auch Roséweine wie<br />

der Blaue Zweigelt Rosé, Sekt und<br />

Ch<strong>am</strong>pagner.<br />

„Lagerung und Reifeprozess<br />

ist sowohl bei Wein als auch bei Käse<br />

wichtig.“<br />

Martin Hirner und Martin Hirner jun. treiben die Käse-Kultur<br />

im Land voran. Mit dem Traditions-Weinhändler Morandell<br />

brechen sie eine Lanze für das harmonische Duett aus<br />

Käse & Wein.<br />

Wein-käse-gespräche<br />

Dabei spürt man auch dem Umstand nach, warum<br />

das Flair in italienischen Feinkostläden ein so ganz<br />

anderes ist als in einem österreichischen. Daran<br />

sind die gesetzlichen Vorschriften schuld, die gewisse<br />

Arten der Warenpräsentation, die andernorts<br />

möglich sind, untersagen. Dies stelle, schließt Martin<br />

Hirner sen., für die Schmankerl-Tradition ein<br />

fast unüberwindbares Hindernis dar: „Man muss<br />

gute Lebensmittel erleben können. Der Käse muss<br />

Raumtemperatur haben, man muss ihn riechen<br />

können.“ Christoph Morandell verweist auf die lange<br />

gemeins<strong>am</strong>e Historie von Wein und Käse. Beide<br />

seien Lebensmittel, deren Herstellung besondere<br />

Sensibilität und Sachverstand erfordere. Dem Französischen<br />

entgeht man in dieser Hinsicht kaum,<br />

ist doch beim Wein vom Terroir die Rede. Dieser<br />

Ausdruck beschreibt die naturgegebenen Faktoren<br />

eines bestimmten Stücks Land, die den Charakter<br />

der dort angebauten Kulturpflanzen beeinflussen.<br />

Lage, könnte man auch sagen. Die Lage spielt aber<br />

auch bei der Käseherstellung eine nicht zu vernachlässigende<br />

Rolle, entscheidet sie doch schließlich<br />

darüber, was die Kühe zu fressen bekommen. Nachvollziehbarerweise<br />

sind dabei saftige, mit Kräutern<br />

und Gräsern bestandene Almwiesen im Sommer<br />

und duftendes Heu im Winter besser als Silage. Ein<br />

Heumilchkäse ist deshalb einem Käse aus konventioneller<br />

Milch unbedingt vorzuziehen. „Wir sind mit<br />

den kleinen Sennereien, mit denen wir gemeins<strong>am</strong><br />

den Käse produzieren, einer der größten Abnehmer<br />

von Almmilch in <strong>Tirol</strong>“, sagt Martin Hirner sen.<br />

nicht ohne Stolz. Einen gereiften Schnittkäse könne<br />

man etwa aus Silage-Milch gar nicht ohne die Zugabe<br />

von Zusatzstoffen machen, sagt Martin Hirner<br />

jun. Einen Käse nach alten Rezepturen müsse man<br />

aus Heumilch produzieren. Im Gegensatz zum Bier<br />

gibt es aber beim Käse kein Reinheitsgebot. „Die<br />

Industrieprodukte haben ihren Platz, wir zählen<br />

uns aber zu den Spezialisten“, sagt der Berg-Bauer-<br />

Juniorchef.<br />

Doch nicht nur der Einfluss der Lage ist dem<br />

Wein und dem Käse gemein, sondern auch die Lagerung,<br />

der Reifeprozess, beim Wein auch Ausbau<br />

genannt. Ein würziger Käse kann sogar bis zu drei<br />

Jahre lang heranreifen,<br />

ehe er in Umlauf<br />

Christoph Morandell, Morandell International<br />

gebracht wird. Bei<br />

der Abstimmung des<br />

richtigen Weins zum<br />

Käseteller ist jedenfalls<br />

Sachverstand<br />

gefragt. „Wir sind<br />

Ziegen- und Schafmilch-Frischkäse<br />

Zu diesen Käsen sollten fruchtige,<br />

junge, nicht zu körperreiche Weine<br />

(Grüner Veltliner, Chardonnay) oder<br />

leichte, spritzige Moste gereicht<br />

werden.<br />

Weichkäse mit<br />

Weißschimmel,<br />

Schaf- und Ziegenkäse<br />

Dazu passen bukettreiche, trockene<br />

Weiße (Weiß- oder Grauburgunder,<br />

Chardonnay) und s<strong>am</strong>tige, tanninarme<br />

Rotweine (Blauer Burgunder)<br />

sowie trockener Sekt und Riesling.<br />

Rotkulturkäse<br />

Ideale Begleitung durch trockene,<br />

gehaltvolle, kräftige Weine (Weißburgunder,<br />

Tr<strong>am</strong>iner, Blaufränkischer).<br />

Milde Schnitt- und<br />

Hartkäse<br />

Trockene, leichte Weiß- oder Rotweine<br />

(Riesling, Zweigelt, St. Laurent).<br />

Würzige Schnittund<br />

Hartkäse<br />

Gehaltvoller, trockener Weißwein<br />

(Sämling); s<strong>am</strong>tige, würzige Barrique-<br />

und Cuvée-Weine (Merlot, St.<br />

Laurent, Blaufränkischer).<br />

Grün- und Blauschimmelkäse<br />

Süßweine (Trockenbeerenauslese,<br />

Ausbruch oder Eiswein).<br />

Sauermilchkäse<br />

Ist nicht unbedingt ein Freund des<br />

Weins, daher sei an dieser Stelle ruhigen<br />

Gewissens ein Bier empfohlen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 45


Käse & Wein<br />

„Es gibt eine Faustregel:<br />

Junger Käse, junger<br />

Wein. Alter Käse,<br />

alter Wein.“<br />

<br />

Martin Hirner sen., Berg Bauer<br />

sowohl als Käse- als auch als Weinhändler daran interessiert,<br />

Qualität anzubieten und die Menschen<br />

entsprechend zu beraten“, gelobt Martin Hirner<br />

sen. Einem gereiften Bergkäse, wie etwa Hirners<br />

Felsenkellerkäse ein typischer Vertreter ist, würde<br />

man etwa einen Rotwein, im besten Falle einen<br />

Blaufränkischen, an die Seite stellen. „Idealerweise<br />

einen, der nicht zu jung ist, sondern im Holzfass<br />

oder Barrique ausgebaut ist“, erklärt Weinexperte<br />

Christoph Morandell. Ein Ausbau im Barrique<br />

aromatisiert den Wein durch den Kontakt mit dem<br />

Holz des Fasses und in geringerem Maße auch mit<br />

Sauerstoff. Der Wein wird dadurch merklich komplexer.<br />

Martin Hirner sen. rät generell dazu, jungen<br />

Käse mit jungem Wein zu kombinieren und alten,<br />

lange gereiften Käse mit einem ebenfalls lange gereiften<br />

Wein zu genießen. Zu den diversen Frischkäsen<br />

passt vor allem etwas Spritziges, ein Grüner<br />

Veltliner oder ein Schaumwein, sehr gut dazu,<br />

sind sich die Experten einig. Der bisweilen etwas<br />

eigenwillige Ziegenkäse lässt sich wunderbar mit<br />

Riesling kombinieren. „Ziegenkäse ist sehr intensiv,<br />

deshalb muss man auch bei der Auswahl des Weins<br />

darauf achten, einen intensiveren zu wählen“, sagt<br />

Christoph Morandell. Zu einem Ziegenfrischkäse<br />

kann sich Martin Hirner auch einen Chardonnay<br />

sehr gut vorstellen.<br />

In gastronomischer Hinsicht könne man heutzutage<br />

nur mehr mit Qualität punkten, meint Hirner:<br />

„In <strong>Tirol</strong> hat nur der Qualitätstourismus Zukunft.<br />

Dabei gehört es dazu, etwas Gutes auf den <strong>Teller</strong><br />

und ins Glas zu geben. Eine gute Infrastruktur<br />

allein reicht nicht mehr aus.“ Regionalität wird<br />

– natürlich – bei Berg Bauer nicht nur erzählt, sondern<br />

mustergültig vorexerziert. Beispiel gefällig?<br />

„Wir arbeiten mit den Kleinsennereien – jede für<br />

sich ein Juwel für den Tourismus – eng zus<strong>am</strong>men<br />

und fungieren als Ideenlieferanten und Taktgeber<br />

für neue Produkte, die wir gemeins<strong>am</strong> erarbeiten“,<br />

erklärt Hirner, der sich wünschen würde, dass in<br />

der Gastronomie nicht nur das Offensichtliche<br />

regionalen Bezug aufweist, sondern auch das, was<br />

dem Gast verborgen bleibt. Ein dahingehender<br />

Bewusstseinswandel – gesteht Hirner auf Nachfrage<br />

zu – zeichne sich immerhin bereits, wenn auch<br />

gemächlich, ab.<br />

Als Weinland steht Österreich mittlerweile<br />

sehr gut da. Innerhalb Europas sei man mit einer<br />

Produktion von durchschnittlich zwei Millionen<br />

Hektoliter „sicher kein Massenproduktionsland“,<br />

weiß der Weinhändler. „Es gibt viele kleine Winzer.<br />

Mit dieser Struktur und den Weinregionen<br />

mit ihren jeweiligen Spezialitäten hat Österreich<br />

einen guten Weg gefunden.“ Für Wein wie Käse<br />

gilt, dass großartige Qualität nicht billig zu produzieren<br />

ist. Der Konsument weiß das und ist bereit,<br />

einen gewissen Mehrpreis dafür zu bezahlen. Für<br />

Heu- und Bio-Heumilch erzielen deshalb auch die<br />

Produzenten bessere Preise als für konventionelle<br />

Milch.<br />

Symbiose<br />

Käse und Wein, das passt. Nicht nur in der Gastronomie,<br />

sondern auch daheim. Sowohl Hirner<br />

– www.berg-bauer.at – als auch Morandell – www.<br />

vinor<strong>am</strong>a.at – haben Webshops eingerichtet,<br />

d<strong>am</strong>it sich Endverbraucher von zu Hause aus zu<br />

jeder Zeit bequem mit den edlen Käsen und Weinen<br />

eindecken können. „Ehrliche, kompetente<br />

Beratung, hohe Weinqualität zu vernünftigen<br />

Preisen“, urteilt der Falstaff. Ehrlichkeit und<br />

Kompetenz wird im Käse- und im Weinhandel<br />

honoriert. Nun ist auch der Tourismus gefordert,<br />

seinen Gästen reinen Wein einzuschenken. Und<br />

<strong>am</strong> besten einen exzellenten heimischen Käse<br />

dazu. <br />

Marian Kröll<br />

46 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Saugut.<br />

Spezialitäten vom<br />

Schwein.<br />

Der große Themenschwerpunkt mit Konstantin Filippou.<br />

Oft unterschätzt, zu Unrecht verschmäht – weit besser, feiner und vielseitiger als sein Ruf: das<br />

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Daniels Kristallwelten<br />

<strong>Tirol</strong> trifft<br />

Indien<br />

Der kulinarisch weitgereiste <strong>Tirol</strong>er Michael Gruber schwingt<br />

im Daniels Kristallwelten in Wattens gekonnt den Kochlöffel<br />

und setzt zu einer kulinarischen Fusion der <strong>Tirol</strong>er und<br />

indischen Küche an.<br />

A<br />

rchitektonisch setzt das Daniels<br />

Kristallwelten. Café & Restaurant<br />

in Wattens Akzente. Das unkonventionelle<br />

Gebäude wurde vom renommierten<br />

Architekturbüro Snøhetta geplant und fügt sich<br />

perfekt in die Swarovski Kristallwelten ein, an denen<br />

so rein gar nichts gewöhnlich ist. Die Akzente<br />

in kulinarischer Hinsicht setzt als Küchenchef seit<br />

Ende 2016 der <strong>Tirol</strong>er Michael Gruber, den es nach<br />

Stationen in renommierten Betrieben in aller Welt,<br />

etwa in Spanien, im schweizerischen Gstaad und in<br />

Singapur, wieder zurück in die Heimat zog. In Singapur<br />

verbrachte Gruber sieben Jahre, machte dort<br />

französische Küche als Souschef, führte als Küchenchef<br />

zuerst ein italienisches Gourmetrestaurant,<br />

anschließend ein Steakhouse und schließlich einen<br />

Schweizer Privatclub. Diese verschiedenen kulinarischen<br />

Einflüsse aus aller Welt hat Gruber nach<br />

Wattens mitgenommen, wo er sie in seine Küche<br />

einfließen lässt. „Ich bin in einem Gastronomiebetrieb<br />

<strong>am</strong> Achensee aufgewachsen. Dadurch hat mich<br />

das Kochen schon immer interessiert“, sagt Gruber,<br />

der auf seiner kulinarischen Weltreise mit allerlei<br />

exklusiven Produkten in Berührung gekommen ist.<br />

48 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Brixentaler KochArt<br />

„Das Grundprodukt ist<br />

beim Kochen das<br />

Wichtigste.“<br />

<br />

Michael Gruber, Küchenchef<br />

Fotos: Swarovski Kristallwelten<br />

„Das Grundprodukt ist beim Kochen das Wichtigste.<br />

Ich lege beim Einkauf großen Wert auf Herkunft<br />

und Nachhaltigkeit“, versichert Gruber. Ein solches<br />

Produkt ist das rein grasgefütterte Alpenrind, das<br />

Gruber für seine Burger bezieht und das ihn qualitativ<br />

begeistert. Das vielerorts gehypte Wagyū,<br />

auch bekannt als Kobe-Rind, muss es dagegen<br />

nicht sein. Dem Zeitgeist entsprechend hat sich der<br />

Küchenchef auch intensiv mit vegetarischem und<br />

veganem Essen auseinandergesetzt. Gemüse könne<br />

man eben auf viele unterschiedliche Arten zubereiten<br />

und nicht nur kochen und schwenken: „Man<br />

kann mit Gemüse ganz tolle Sachen machen. Eine<br />

Karotte im Salzteig gebacken schmeckt zum Beispiel<br />

ganz anders als gekocht. Total absurd finde ich es<br />

dagegen, ein veganes Schnitzel zu machen.“ Gruber<br />

greift gerne auf moderne Zubereitungsarten wie<br />

das Sous-vide-Garen, Premium-Fleischteile grillt er<br />

aber nach wie vor <strong>am</strong> liebsten. Dabei entfalten sich<br />

die Röst aromen, die dem hochwertigen Fleisch gut<br />

zu Gesicht stehen. Fisch dagegen sei für Sous-vide<br />

besonders gut geeignet, weil dabei die Eiweiße nicht<br />

austreten würden. Durchwachsene Fleischsorten, die<br />

gemeinhin als weniger hochwertig gelten, lassen sich<br />

durch Vakuumgaren verfeinern, erklärt Gruber: „Ich<br />

habe für ein Event Short Rib, also Querrippe, für 72<br />

Stunden sous-vide gegart. Das Fleisch wird butterweich<br />

und zergeht richtig auf der Zunge.“<br />

Die Beherrschung der Feinheiten der österreichischen<br />

Küche betrachtet Gruber als gute Basis,<br />

um andere kulinarische Richtungen aufnehmen zu<br />

können. „Man kann die <strong>Tirol</strong>er Küche sehr gut ausbauen,<br />

kann aus einem recht einfachen Gericht mit<br />

einigen Kniffen etwas Besonderes machen“, meint<br />

Gruber, dessen Küchenleistung im Daniels Kristallwelten<br />

etwa vom Gourmetjournal Falstaff mit einer<br />

Gabel honoriert wurde.<br />

Besonders angetan haben es dem Koch, dessen<br />

Frau aus Singapur st<strong>am</strong>mt, die asiatische und auch<br />

die indische Küche mit ihrer ungeheuren Vielfalt<br />

an Gewürzen. So gibt es dutzende verschiedene<br />

Varianten jener aus mindestens 15 Zutaten bestehenden<br />

Gewürzmischung, die landläufig als<br />

Curry bekannt ist. Bei der Umsetzung asiatischer<br />

Speisen ist Gruber auf maximale Authentizität<br />

bedacht. Die Ausnahme von der Regel bildet die<br />

bei indischen Gerichten eigene Schärfe, die Gruber<br />

für den europäischen Gaumen um mehr als eine<br />

Nuance herunterregelt, um hochrote Köpfe und<br />

Schweißausbrüche bei den Gästen zu vermeiden.<br />

Die Speisen seien, meint Gruber augenzwinkernd,<br />

aber immer noch scharf genug.<br />

Fusion-Gerichte mit <strong>Tirol</strong>er und indischen Einflüssen<br />

sind bislang eher noch Neuland. Das hat<br />

Michael Gruber aber nicht davon abgehalten, sich<br />

daran zu versuchen. Im Food-Truck des Sommerfestivals<br />

„Indien zu Gast im Riesen“ werden etwa<br />

Kartoffeltaler mit indischen Gewürzen, Joghurt und<br />

knusprigem <strong>Tirol</strong>er Speck gereicht. Die indischen<br />

Einflüsse spiegeln sich auch auf der Speisekarte<br />

des Daniels Kristallwelten wider. So stehen unter<br />

anderem Poori Aloo Bhaji, ein indisches Kartoffelcurry,<br />

oder Murgh Makhanwala, geschmorte<br />

Hühnerschenkel in würziger Tomaten-Sahne-Soße,<br />

auf der Karte. Die Verneigung vor dem kulinarischen<br />

Indien hängt auch mit dem noch bis Ende August<br />

andauernden Sommerfestival zus<strong>am</strong>men, in dessen<br />

Rahmen sich die Swarovski Kristallwelten in eine<br />

„Mela“, ein farbenfrohes indisches Fest, verwandeln.<br />

Ein Tag im Riesen ist ein Fest für die Sinne und soll<br />

sich wie ein Kurzurlaub in Indien anfühlen. Dafür<br />

wird neben dem Küchenchef Michael Gruber auch<br />

ein indischer Gastkoch vor Ort sein.<br />

eventgastronomie<br />

In den Swarovski Kristallwelten zählt das Besondere,<br />

weshalb man auch diverse Veranstaltungen<br />

ausrichtet, die der Kategorie Erlebnisgastronomie<br />

zuzuschlagen sind. Dazu zählen etwa alljährlich ein<br />

Lying Dinner, bei dem im Liegen unter der Kristallwolke<br />

diniert wird, ein Dinner unter dem Kristallhimmel<br />

oder Yang Yoga mit Vitalfrühstück. Selbstverständlich<br />

kann man im Daniels Kristallwelten in<br />

Wattens aber auch ganz unkompliziert einfach nur<br />

ein hervorragendes Essen genießen und in die kulinarische<br />

Vielfalt eintauchen, die Michael Gruber<br />

mit seinem Te<strong>am</strong> kredenzt. <br />

<br />

Marian Kröll<br />

Im Daniels Kristallwelten. Café und Restaurant steht<br />

neben Eventgastronomie und Fine Dining vor allem<br />

der unkomplizierte Genuss internationaler Gerichte<br />

im Vordergrund. „Simples Essen auf höchstem<br />

Niveau“, meint Küchenchef Michael Gruber.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 49


Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m<br />

Kl<strong>am</strong>m<br />

In<br />

fein<br />

der<br />

speisen<br />

Das Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m zeigt inmitten einer schroff-idyllischen Umgebung vor,<br />

dass Ausflugs- und Gourmet-Lokal kein Widerspruch sein muss. Was die Küche der<br />

sympathischen Gastgeber Sandra und Reini Klingler verlässt, ist heimische<br />

und internationale Küche auf hohem Niveau.<br />

D<br />

er Spagat zwischen Ausflugsgasthaus<br />

auf der einen und Gourmet-Adresse<br />

auf der anderen Seite ist nicht ganz<br />

einfach zu bewerkstelligen. Den Wirtsleuten des<br />

Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m gelingt diese schwierige –<br />

manche meinen gar unmögliche – Übung mit Bravour.<br />

Dazu gibt es gewissermaßen eine Speisekarte<br />

in der Speisekarte. „Für die Feinspitz“, heißt es da<br />

schnörkellos. Das unter dieser Rubrik Gebotene ist<br />

handwerklich, optisch und geschmacklich wahrhaft<br />

großes Kino.<br />

Der Wirtshausführer hat die Kundler Kl<strong>am</strong>m zum<br />

„Aufsteiger des Jahres <strong>2017</strong>“ ausgerufen, dem Gault<br />

Millau und Falstaff ist die von Küchenchef Reinhard<br />

Klingler konstant abgerufene Performance schon seit<br />

Längerem eine Haube bzw. Gabel wert. Die Wirtsleute<br />

Sandra und Reini Klingler haben davor Reini‘s<br />

Essbar in der Wildschönau betrieben. Auch dort<br />

führte man schon eine Haube. In die Kl<strong>am</strong>m sind die<br />

Klinglers gekommen, nachdem sie sich nach einer<br />

größeren Herausforderung umgeschaut hatten und<br />

hier fündig wurden. Sein Handwerk hat Klingler im<br />

traditionsreichen Gasthof Herrnhaus erlernt, danach<br />

war er für einige Jahre in kulinarischer Mission in<br />

Wien. „Wir haben hier die Situation, dass wir im<br />

Sommer sehr viele Wanderer da haben, für die wir<br />

typische <strong>Tirol</strong>er und österreichische Gerichte anbieten.<br />

Für jene, die gezielt zum Essen zu uns kommen,<br />

haben wir eine Gourmet-Karte“, beschreibt Klingler<br />

das Konzept, das man – auch dank fleißigem und<br />

aufmerks<strong>am</strong>em Service-Te<strong>am</strong> – souverän parallel<br />

bespielt. Reini Klingler steht mit Ehegattin Sandra<br />

gemeins<strong>am</strong> in der Küche. Ihr Mann habe sie angelernt,<br />

sagt Sandra Klingler. „Harte Schule“, lautet der<br />

augenzwinkernd vorgetragene Nachsatz. Mittlerweile<br />

ist man ein eingespieltes Te<strong>am</strong>, die Abläufe sitzen.<br />

50 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Fotos: Kröll<br />

Von der hohen handwerklichen Qualität, die in<br />

der Kundler Kl<strong>am</strong>m geboten wird, sollte man sich<br />

anhand der Feinspitz-Karte <strong>am</strong> besten selbst ein Bild<br />

machen. Es sei nur soviel verraten: Punktlandung<br />

bei den Garzeiten, hervorragende Fleischqualität,<br />

der die ebenso raffinierten und liebevoll gekochten<br />

und in Szene gesetzten Beilagen in nichts nachstehen.<br />

Erwähnenswert an dieser Stelle ist besonders<br />

der warme Speck-Krautsalat, in dem man sich <strong>am</strong><br />

liebsten – Verzeihung für die plastische Beschreibung<br />

– wälzen möchte, so großartig schmeckt selbiger.<br />

Der von Reini Klingler selbst eingelegte Kimchi, eine<br />

ursprünglich aus Korea st<strong>am</strong>mende Art fermentierter<br />

Kohl, ist auch nicht zu verachten.<br />

Zeit für Spezialitäten<br />

In den Sommermonaten schließt das Gasthaus,<br />

das innen vor einigen Jahren nach einem Brand<br />

komplett renoviert wurde, bereits um 18:00 Uhr, <strong>am</strong><br />

Freitag und <strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag um 19:00 Uhr seine Pforten.<br />

Ab Herbst verlagern sich die Öffnungszeiten in<br />

den Abend, im Winter hat man generell nur abends<br />

geöffnet. Der Winter, konkret ab Jänner, ist auch<br />

jene Zeit, in der Reini Klingler seinen offenen K<strong>am</strong>in<br />

aktiviert und dort Steaks grillt. Im Herbst finden in<br />

der Kundler Kl<strong>am</strong>m Fischwochen mit heimischen<br />

und internationalen Fisch-Spezialitäten, kreativ<br />

umgesetzt und von kundiger Hand liebevoll verarbeitet,<br />

statt.<br />

Im Spätherbst lässt es sich im Gasthaus Kundler<br />

Kl<strong>am</strong>m auch bestens törggelen. Das Gasthaus eignet<br />

sich überhaupt sehr gut für größere Gruppen,<br />

vom Parkplatz aus ist es fußläufig in zehn kurzweiligen<br />

Minuten zu erreichen. Der schmale Weg durch<br />

die landschaftlich reizvolle Kl<strong>am</strong>m, eine beeindruckende<br />

Schluchtenlandschaft, die das Inntal mit der<br />

Wildschönau verbindet, ist außerdem beleuchtet<br />

und kann bei Bedarf auch befahren werden. Ab<br />

Herbst ist für Gruppen nach Anmeldung auch<br />

Übernachtung in der Kundler Kl<strong>am</strong>m möglich.<br />

Derzeit entstehen zu diesem Zweck Zimmer mit<br />

sechs bis acht Betten.<br />

Die Kundler Kl<strong>am</strong>m ist auch ein idealer Ort, um<br />

in gemütlicher Runde die Korken knallen zu lassen,<br />

zumal der nächstgelegene Nachbar weder in Rufnoch<br />

in Sichtweite ist. „Wir haben viele Geburtstags-<br />

und Weihnachtsfeiern, sind aber auch für<br />

Hochzeiten bestens gerüstet“, sagt Chefin Sandra<br />

Klingler.<br />

Das von außen recht unscheinbare Gasthaus ist<br />

innen ein Schmuckkästchen, das ganz nebenbei alle<br />

Stückeln spielt. Ganz gleich, ob man als hungriger<br />

und durstiger Wanderer oder Gourmet auf der Suche<br />

nach einem Genuss-Idyll ist, mit einem Abstecher<br />

bei Sandra und Reini Klingler kann man ganz<br />

gewiss nichts falsch machen. Wiederholungsgefahr<br />

ist allerdings gegeben.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Der knusprige Spanferkelbauch (re.) mit<br />

warmem Speck-Krautsalat und Gr<strong>am</strong>melknödel<br />

ist zum Niederknien. Das Atmosphäre<br />

im Lokal ist warm, an vielen Stellen zeigt<br />

sich die Liebe zum Detail.<br />

Zur Küche<br />

Die Wirtsleute Sandra und Reinhard<br />

Klingler führen das Ausflugs- und<br />

Gourmet-Gasthaus mit persönlichem<br />

Charme, unprätentiös und dennoch<br />

kulinarisch auf höchstem Niveau.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 51


Casino<br />

Cuisino<br />

Bar & Lounge<br />

Spiel und Genuss direkt im Casino Innsbruck<br />

Casino Innsbruck – das gehobene Ambiente im Spielsaal<br />

Das Herzstück im Casino Innsbruck<br />

ist die stylische Lounge.<br />

Gleichzeitig ist sie auch<br />

das kleine und feine Casino Restaurant.<br />

Direkt in den Spielbereich integriert befinden<br />

sich die hübsch gedeckten Tische<br />

mit freiem Blick auf das Geschehen an<br />

den Roulettetischen. Hier werden das exquisite<br />

Dinner & Casino Menü sowie eine<br />

feine Auswahl an saisonalen A-la-Carte-<br />

Gerichten liebevoll kredenzt.<br />

Das Casino Innsbruck verwöhnt seine<br />

Gäste mit hauseigener Spitzengastronomie<br />

und bietet d<strong>am</strong>it ein Ges<strong>am</strong>terlebnis.<br />

Internationales Spielangebot, betreut<br />

durch bestens ausgebildete Croupières<br />

und Croupiers, die beliebte Eventbühne<br />

mit hochkarätigen Veranstaltungen<br />

und kulinarische Spitzenleistungen von<br />

Cuisino im eleganten Ambiente ergeben<br />

diesen einzigartigen Mix. Die beliebte<br />

Lounge ist bestens geeignet für Geburtstags-<br />

und Jubiläumsfeiern, Firmendinners<br />

für bis zu 18 Personen und festliches<br />

Genuss- und Spielerlebnis zu zweit oder<br />

mit Freunden. Es empfiehlt sich, rechtzeitig<br />

einen Tisch zu reservieren.<br />

Für Firmenevents und Weihnachtsfeiern<br />

wird das Dinner & Casino Menü<br />

für bis zu 150 Gäste als Buffet exklusiv<br />

im Veranstaltungsraum, dem Casineum,<br />

aufgetischt. Das kreative Veranstaltungste<strong>am</strong><br />

betreut die Kunden von A bis Z und<br />

hält ein großes Portfolio an Rahmenprogr<strong>am</strong>men<br />

bereit.<br />

Weitere Partnerrestaurants, in denen<br />

der Gutschein „Dinner & Casino“ gegen<br />

Vorreservierung eingelöst werden kann:<br />

Restaurant Konrads im Hilton Innsbruck,<br />

Defreggerstube im Leipzigerhof, Europa<br />

Stüberl im Grandhotel Europa, Weißes<br />

Rössl in der Altstadt, die traditionellen<br />

Stuben des Hotel Schwarzer Adler, Hotel<br />

Sailer in der Ad<strong>am</strong>gasse und die Zirbenstube<br />

im Hotel Innsbruck.<br />

Casino Lounge – der exklusive Treffpunkt für Dinner & Casino<br />

Information und Reservierung auf<br />

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E-Mail: events.innsbruck@casinos.at<br />

Hotline: +43-1-53440-0<br />

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Ausgezeichnete Kulinarik trifft auf exzellenten Service und<br />

einzigartiges Ambiente. Genießen Sie ein Glas Frizzante* und<br />

ein 4-gängiges Menü aus regionalen Zutaten und probieren<br />

Sie anschließend Ihr Glück mit Begrüßungsjetons im Wert<br />

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1_1 Inserat D&C <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong>.indd 1 05.07.17 16:55


Wild<br />

Wild auf Wild<br />

Wildfleisch ist das natürlichste Fleisch, das noch dazu eiweißreich,<br />

fettarm und sehr gesund ist. Die Zeiten des Hautgout<br />

sind vorbei. Wild macht auch auf dem Grill und ganz besonders<br />

als Schinken gute Figur.<br />

M<br />

an<br />

versteht unter Wildbret alle<br />

im Zustande der natürlichen<br />

Freiheit, im Wald und Feld<br />

lebenden Tiere, die gut zu essen sind.“ Derart soll<br />

sich der Gourmetpapst des frühen 19. Jahrhunderts,<br />

Anthelme Brillat-Savarin, einst zum Wild<br />

geäußert haben, wie der bereits 2010 verstorbene<br />

Gastrosoph Christoph Wagner in seinem letzten<br />

großen Werk, der „Universität der Genüsse“,<br />

schreibt. Wagner meinte im selben Atemzug, dass<br />

sich die wilden Zeiten zweifellos ihrem Ende zuneigten.<br />

Eine Prognose, die nicht unwidersprochen<br />

bleiben darf, sieht es doch danach aus, als ob Wildfleisch<br />

sich ganz im Gegenteil wieder steigender<br />

Beliebtheit erfreute. Woran das liegen könnte?<br />

Darüber kann man mangels gesicherter Informationen<br />

nur spekulieren. Es gibt aber einige stichhaltige<br />

Anhaltspunkte. So wächst heimisches Wild in<br />

einem Zustand auf, dem sich der moderne Mensch<br />

auf vielfältige und teils gar nicht kostengünstige<br />

Weise nähern will: weitgehende Stressfreiheit und<br />

uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Das Wild<br />

54 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Nudeln<br />

Hirschrückensteaks eignen sich hervorragend<br />

zum Grillen und können wie „normale“ Steaks<br />

vom Rind behandelt werden. Schinken vom Wild<br />

ist eine besondere Delikatesse, Hirschboxl werten<br />

die herzhafte Brettljause auf.<br />

Fotos Fotolia, Ager<br />

ernährt sich von aromatischen Kräutern und Gräsern,<br />

die geschmacklich ihre Spuren im Wildfleisch<br />

hinterlassen. „Das Beste ist dem Wild gerade gut<br />

genug“, weiß auch Josef Ager. Der auf Speck- und<br />

Wildspezialitäten ausgerichtete Unternehmer aus<br />

Söll ist der österreichweit größte Verarbeiter von<br />

Qualitätswildbret. Ager schwört auf die Vorzüge<br />

des Wildbrets und macht sich diese in der Produktion<br />

neuer Wildschinkensorten zunutze.<br />

schmackhafte proteinquelle<br />

Ernährungsphysiologisch ist Wildbret besonders<br />

vorteilhaft, weil es sich neben einem besonders<br />

hohen Eiweißgehalt auch durch seinen im Vergleich<br />

mit anderen Fleischsorten geringen Fettgehalt<br />

auszeichnet. Deshalb ist es auch besonders<br />

cholesterinarm. Der Eiweißgehalt von Wild liegt<br />

mit durschnittlich 23 Prozent höher als bei landwirtschaftlichen<br />

Nutztieren, die sonst auf unseren<br />

<strong>Teller</strong>n landen. Dieses Protein ist zudem von<br />

überdurchschnittlicher biologischer Wertigkeit, das<br />

heißt, der Körper kann es besonders gut für den<br />

Aufbau körpereigenen Eiweißes verwerten. Da der<br />

Anteil an Bindegewebe im Wildbret auch gering ist<br />

und die Muskelfaserung von zarter Struktur ist, ist<br />

Wildfleisch ein leicht verdaulicher und schonender<br />

Leckerbissen. Zus<strong>am</strong>mengefasst bedeutet das:<br />

Wildfleisch ist schmackhaft, reich an Nährstoffen,<br />

kalorienarm und fettarm oder, mit einem Wort<br />

gesagt, gesund!<br />

Die dunkle Fleischfarbe des Wildbrets rührt<br />

vom Umstand her, dass Wild im Gegensatz zu den<br />

landwirtschaftlichen Nutztieren nicht geschlachtet,<br />

sondern erlegt wird und deshalb einen geringeren<br />

Ausblutungsgrad aufweist. Außerdem hat Wild<br />

einen höheren Gehalt an Muskelfarbstoffen.<br />

Kurzum, Wildbret ist ein hochwertiges Nahrungsmittel,<br />

auf das bislang allerdings weniger als ein<br />

Prozent des ges<strong>am</strong>ten Fleischverbrauchs entfällt.<br />

Ein weiteres Argument, das für den Verzehr von<br />

Wildfleisch zulasten herkömmlicher Schlachttiere<br />

spricht, ist ethischer Natur. Beim Wild stellt sich<br />

nämlich die Frage nach der artgerechten Haltung<br />

erst gar nicht.<br />

„Hirsch, Reh, im Osten Österreichs auch das<br />

Wildschwein, und regional in <strong>Tirol</strong> hat auch die<br />

G<strong>am</strong>s eine Bedeutung“, zählt Ager die verbreitetsten<br />

Wildarten auf.<br />

An dieser Stelle gilt es auch, mit einem immer<br />

noch verbreiteten Irrtum aufzuräumen. Die Zeiten,<br />

in der man Wildbret mit einem typischen, oft recht<br />

intensiven Hautgout in Verbindung gebracht hat,<br />

sind längst vorbei. Dieser entstand früher durch<br />

zu langes Abhängen bei zu warmen Temperaturen,<br />

was zur beginnenden Zersetzung des Eiweißes<br />

führte. Wild wird aber auch heute noch, nur eben<br />

unter kontrollierten Bedingungen, zwischen einer<br />

und zwei Wochen lang abgehangen. Der strenge<br />

Hautgout als Merkmal des Wilbrets lebt also nur<br />

noch in alten Kochbüchern fort, ansonsten ist<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016 55


Wild<br />

er längst passé. Zudem hat man früher, um dem<br />

vermeintlich „hohen Geschmack“ Herr zu werden<br />

und diesen wieder einzufangen, das Wildbret systematisch<br />

überwürzt. Danach ist das edle Tier in<br />

der Pfanne oder der Rein zum mindestens zweiten<br />

Mal gestorben. Ebenso zu den Akten gelegt werden<br />

kann das Beizen, also das Einlegen von Wild in Öl,<br />

Wein oder gar Buttermilch. D<strong>am</strong>als wollte man<br />

dadurch ebenfalls dem Hautgout zu Leibe rücken.<br />

Heutzutage führt das Beizen aber nur dazu, dem<br />

Wildfleisch jede Eigenart auszutreiben. Einen<br />

penetranten Geschmack kann Wildfleisch auch<br />

annehmen, wenn das Wild während der Brunftzeit<br />

erlegt wurde. Das mag bei machem Jäger durchaus<br />

beliebt sein, der Wildspezialist Ager und die breite<br />

Masse der Konsumenten wissen d<strong>am</strong>it nichts anzufangen.<br />

WiLDES GRILLVERGNÜGEN<br />

Nun hat man einiges darüber erfahren, wie man<br />

Wildbret nicht behandeln soll. Aber wie richtig<br />

d<strong>am</strong>it umgehen, um das edle Fleisch angemessen<br />

zur Geltung zu bringen? Wild macht auch auf dem<br />

Grill erstaunlich gute Figur. Man kann, nein, sollte<br />

es grillenderweise genauso behandeln wie mageres<br />

Rind oder L<strong>am</strong>m und achtgeben, dass das magere<br />

Wildfleisch nicht zu trocken wird. „Hirschfleisch<br />

„Wildfleisch ist das<br />

natürlichste Fleisch.“<br />

<br />

Josef Ager, Ager Speck- und Wildspezialitäten<br />

ist dem Rind ziemlich ähnlich, deshalb kann man<br />

es genauso gut als Steak braten. Wildschwein<br />

kann wie Hausschwein behandelt werden. Ein<br />

Hirsch- oder Rehschnitzel schmeckt auch sensationell<br />

gut“, empfiehlt Josef Ager, der gerade beim<br />

Grillen eine stetige Zunahme der Nachfrage nach<br />

Wildbret beobachtet. Ein Steak vom Hirsch erfährt<br />

demnach dieselbe Behandlung wie eines vom Rind:<br />

Salz, Pfeffer, eventuell ein Rosmarinzweig, kurz<br />

auf den Grill oder in die Pfanne, und voi là, fertig<br />

ist der gesunde Fleischgenuss. Burger-Liebhaber<br />

kommen zudem mit eigenen Hirsch-Patties voll<br />

auf ihre Kosten. Doch Wildfleisch eignet sich nicht<br />

nur hervorragend zum Grillen, sondern lässt sich<br />

auch auf sämtliche anderen Arten zubereiten, die<br />

beispielsweise dem Rind offenstehen. So lässt sich<br />

aus einem Hirschfilet oder -rücken auch ein wunderbares<br />

Carpaccio machen.<br />

Geschmacklich, optisch und ernährungsphysiologisch<br />

wertvoll ist auch Wildschinken, den<br />

Josef Ager aus Hirsch, Reh, L<strong>am</strong>m, Wildschwein<br />

und G<strong>am</strong>s herstellt und der mittlerweile in ganz<br />

Europa gefragt ist. Denn, so weiß Ager, „der Trend<br />

geht eindeutig wieder hin zu den natürlichen<br />

Produkten“. Von der Machart her werden Wildschinken<br />

ähnlich wie Bündnerfleisch hergestellt. In<br />

Zukunft fasst Ager mit seinen feinen Wildspezialitäten,<br />

dazu zählen neben den diversen Wildschinken<br />

auch Wildschweinwurzen oder Hirschboxl<br />

und -landjäger, verstärkt den Endkonsumenten<br />

ins Auge. Die G<strong>am</strong>s eignet sich neben dem G<strong>am</strong>srohschinken<br />

sehr gut für Würste und hat in den<br />

tirolischen Gefilden naturgemäß ein Heimspiel.<br />

Wildfleisch ist gesund, weshalb man ruhig öfter<br />

zugreifen kann, wenn sich die Gelegenheit bietet.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

56 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Zillertaler Tourismusschulen<br />

LOKAL-GENUSS<br />

Im Zillertal treffen einerseits modernste touristische Infrastruktur und andererseits traditionsbewusste,<br />

kleinbäuerliche Landwirtschaft aufeinander. Die Zillertaler Tourismusschulen<br />

verstehen sich als Vermittler an der Schnittstelle dieser scheinbar gegensätzlichen Welten.<br />

Die Zillertaler Tourismusschulen<br />

in Zell <strong>am</strong> Ziller<br />

sind die erste Adresse in<br />

<strong>Tirol</strong>, wenn es um touristische und gastronomische<br />

Berufsausbildungen auf der<br />

Höhe der Zeit geht. Mit Ausbildungsschwerpunkten<br />

wie „Interkulturelle<br />

Gastronomie und Hotellerie“ trägt man<br />

den geänderten Anforderungen einer<br />

globalisierten Welt Rechnung. Es kommt<br />

in der Ausbildung aber auch der Heimatbezug<br />

nicht zu kurz. Dafür ist etwa<br />

mit dem Projekt „Zillertaler – Genuss –<br />

Lokal“ gesorgt.<br />

genuss aus dem zillertal<br />

Das Zillertal verfügt bekanntermaßen<br />

über eine hervorragende touristische<br />

Infrastruktur. Dennoch sind im Tal<br />

die ursprünglichen kleinbäuerlichen<br />

Strukturen weitestgehend erhalten geblieben,<br />

deren Beitrag zum Erhalt der<br />

traditionellen und touristisch attraktiven<br />

Kulturlandschaft gar nicht hoch<br />

genug eingeschätzt werden kann. Die<br />

Zillertaler Bauern stellen eine Vielzahl<br />

hochwertiger Produkte her, die man in<br />

den Zillertaler Tourismusschulen mit<br />

einem eigenen Projekt vor den Vorhang<br />

holt. Das geschieht auch mit dem Ziel,<br />

die Zus<strong>am</strong>menarbeit zwischen Gastronomie<br />

und Landwirtschaft zu vertiefen<br />

und dadurch die Wertschöpfung zu<br />

steigern und in der Region zu halten.<br />

Außerdem soll den Schülern Wissen<br />

über regional produzierte, hochwertige<br />

Lebensmittel und deren Bedeutung nähergebracht<br />

werden. „Unsere Schüler<br />

sollen für die Chancen, die sich durch<br />

Verarbeitung und Vermarktung regionaler<br />

Produkte entstehen, sensibilisiert<br />

werden“, meint Direktor Bernhard<br />

Wildauer. Als Höhepunkt des Projekts<br />

wurde ein Abend inszeniert, der ganz<br />

im Zeichen des lokalen Genusses stand.<br />

Im Zentrum der Gaumenfreuden stehen<br />

Zillertaler Produkte vom Tuxer L<strong>am</strong>m,<br />

Tuxer Rind, Saibling und Forelle aus<br />

Zillertaler Gewässern, die ganze Palette<br />

hochwertiger Heumilcherzeugnisse<br />

sowie Gemüse und Kartoffeln aus regionalem<br />

Anbau.<br />

Im Zuge der Exkursionen der Schüler<br />

zu den Produzenten wurden allerlei<br />

großartige Gerichte kreiert,<br />

darunter etwa Maultaschen von der<br />

geräucherten Forelle, Ragout vom<br />

Tuxer Bergl<strong>am</strong>m oder hausgemachtes<br />

Bauernbrot, das mit Tuxer L<strong>am</strong>mspeck,<br />

luftgetrockneten Hochalpen Angus-<br />

Chilibeißern und K<strong>am</strong>inwurzen vom<br />

Tuxer L<strong>am</strong>m kredenzt wurde. Für die<br />

Freunde süßer Gaumenfreuden wurden<br />

Rezepte wie jenes für Brombeer-Pofesen<br />

oder Weißbier-Sabayon mit Zillertaler<br />

Bier entwickelt.<br />

Durch innovative Projekte wie dieses<br />

könnte zukünftig so manches Gericht<br />

oder Menü, gekennzeichnet als „Zillertaler<br />

Regionalprodukt“, den Weg auf<br />

die heimischen Speisekarten finden. Im<br />

schuleigenen Ausbildungshotel Zellerhof<br />

kann man die Zillertaler Köstlichkeiten<br />

jedenfalls schon jetzt probieren.<br />

Kontakt<br />

Zillertaler Tourismusschulen<br />

Schwimmbadweg 3, 6280 Zell <strong>am</strong> Ziller<br />

Tel.: 05282 3157<br />

info@zillertaler-tourismusschulen.at<br />

www.zillertaler-tourismusschulen.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Hotel Sailer<br />

Tradition mit<br />

modernem Antlitz<br />

Das Restaurant Sailer in Innsbruck zählt seit 120 Jahren zu den gastronomischen<br />

Institutionen in Innsbruck. Mit sieben Stuben, zwei Sälen und dem herrlichen Gastgarten<br />

offenbart sich ein besonderes Ambiente. Die Gastgeber Joschi und Sabine<br />

Sailer und Küchenchef Hannes Kärle sind ein eingespieltes Te<strong>am</strong>.<br />

T<br />

radition ist nicht das Bewahren der<br />

Asche, sondern das Weitergeben der<br />

Fl<strong>am</strong>me. Dieses pathetische Zitat<br />

könnte man mit Fug und Recht auf das traditionsreiche<br />

Hotel Restaurant Sailer, eine echte<br />

Institution in der Innsbrucker Gastronomie, anwenden.<br />

Die Hausherren Joschi und Sabine Sailer<br />

und Küchenchef Hannes Kärle sind seit Jahren<br />

ein eingespieltes Te<strong>am</strong>, dem es mit Routine und<br />

Leichtigkeit gelingt, die vielfältigen und durchaus<br />

unterschiedlichen Wünsche der Gäste, sei es bei<br />

der Unterbringung, Bewirtung oder aber bei der<br />

Auswahl des passenden Weins, lückenlos und zur<br />

vollen Zufriedenheit zu erfüllen.<br />

Traditionsreiches Ambiente<br />

Was das Restaurant Sailer aus der Masse hervortreten<br />

lässt, ist vor allem das traditonsreiche<br />

Ambiente. Nicht weniger als sieben Stuben hat das<br />

Restaurant seinen Gästen zu bieten. Dazu kommt<br />

ein ruhiger, geradezu idyllischer Gastgarten, der<br />

von zwei mehr als 100 Jahre alten Kastanienbäumen<br />

beschattet wird. Ein echter Geheimtipp im<br />

Herzen der Stadt!<br />

„Wir haben Raum für Veranstaltungen zwischen<br />

zehn und 180 Personen“, erklärt Joschi Sailer. Größere<br />

Veranstaltungen, wie etwa Hochzeiten, finden<br />

in einem der zwei großen Festsäle statt. So fasst<br />

der Saal Tyrol 120 Personen und kann bei Bedarf<br />

auf bis zu 180 Sitzplätze erweitert werden. Darüber<br />

hinaus gibt es ein K<strong>am</strong>inzimmer, das zwölf Personen<br />

bequem Platz bietet und als Seminarraum<br />

genutzt werden kann. Um an den hohen Standard,<br />

den die Gastronomie im Restaurant bietet, auch<br />

im Hotel nahtlos anschließen zu können, wurden<br />

jüngst 45 Zimmer komplett renoviert und sämt-<br />

58 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Geschichtsträchtiges Ambiente: Fichte,<br />

Zirbe, Tradition und Gastlichkeit. Mit seinen<br />

sieben Stuben setzt das Restaurant ein<br />

Ausrufezeichen. Modern interpretierte<br />

gutbürgerliche Küche und ein Gastgarten-<br />

Idyll tun das Ihrige dazu, den Aufenthalt zu<br />

einem schönen Erlebnis werden zu lassen.<br />

Fotos: Friedle, Vorauer<br />

liche Zimmer mit Klimaanlagen ausgestattet.<br />

Die Stuben sind, jede für sich, Kleinode. So etwa<br />

die Sailerstube, die stattliche 250 Jahre auf dem<br />

Buckel hat. Die Bauernstube, eine urige Fichtenholzstube,<br />

fand 1969 ihren Weg aus einem Volderer<br />

Bauernhaus nach Innsbruck. Die Zirbenholzstube,<br />

die 1991 eigerichtet wurde, entst<strong>am</strong>mt einem<br />

schlossähnlichen Herrenhaus. Die in dunklem<br />

Holz vertäfelte Wettersteinstube trägt den N<strong>am</strong>en<br />

der Alpinen Gesellschaft Wettersteiner, deren<br />

Mitglieder sich seit mehr als hundert Jahren jeden<br />

Donnerstagabend hier vers<strong>am</strong>meln. Die Jägerstube<br />

st<strong>am</strong>mt aus einem Pitztaler Bauernhaus und wurde<br />

1974 im Hotel Sailer eingebaut.<br />

Kundige Küche<br />

Hannes Kärle kümmert sich seit einigen Jahren als<br />

Küchenchef um das leibliche Wohl der Gäste. Mit<br />

Bravour, möchte man anfügen. Unterm Strich steht<br />

eine modern interpretierte, saisonal orientierte<br />

Speisekarte mit grundehrlichen Gerichten. Viele<br />

Grundzutaten st<strong>am</strong>men aus der Region. Der Küchenchef<br />

hat sich seine Sporen unter anderem in der<br />

Schweiz, den Kitzbüheler Unterberger Stuben, dem<br />

Penzinghof in Oberndorf und dem Genießerhotel<br />

Oberhofer verdient. Kärle vermischt in seiner Küche<br />

gekonnt und mit viel Witz etablierte Gerichte der<br />

österreichischen und <strong>Tirol</strong>er Küche und nimmt Anleihen<br />

bei der Nouvelle Cuisine und der asiatischen<br />

Küche. Gutbürgerliche Küche muss, wenn sie so modern<br />

und gekonnt interpretiert wird, wie Kärle das<br />

vorexerziert, nicht schwer im Magen liegen.<br />

Doch was wäre gutes Essen ohne die passende<br />

Weinbegleitung. Dafür ist im Restaurant Sailer<br />

der Hausherr höchstpersönlich zuständig. „Unsere<br />

Weinkarte umfasst 240 österreichische und internationale<br />

Weine“, sagt Sailer, der <strong>am</strong> 9. November<br />

gemeins<strong>am</strong> mit fünf weiteren Restaurants zum<br />

zweiten Mal Gourmets und Weinliebhaber zum<br />

Genussabend „Wine in the City“ einlädt.<br />

Abgesehen von kontinuierlichen Investitionen<br />

in den Gästekomfort ist Hausherr Joschi Sailer ein<br />

Mann der behuts<strong>am</strong>en Veränderungen. Das zeigt<br />

sich auch an der geringen Personalfluktuation im<br />

Betrieb. St<strong>am</strong>mgäste wissen die Kontinuität im Hotel<br />

Restaurant Sailer durchaus zu schätzen. Erst im<br />

vergangenen Jahr wurde das Hotel Sailer als <strong>Tirol</strong>er<br />

Traditionsbetrieb vom Land <strong>Tirol</strong> für sein 120-jähriges<br />

Bestehen gewürdigt. D<strong>am</strong>it es noch – mindestens<br />

– 120 Jahre so weitergeht, arbeitet Joschi<br />

Sailer mit seinem Te<strong>am</strong> weiterhin akribisch daran,<br />

dass das Feuer, die Freude an der Dienstleistung <strong>am</strong><br />

Gast, unverzagt weiterlodert.<br />

<br />

Marian Kröll<br />

Zur Küche<br />

Chefkoch Hannes Kärle liebt es, unterschiedliche<br />

Einflüsse miteinander zu<br />

verweben und daraus lustvolle Gerichte<br />

zu kreieren.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 59


Kulinarischer Spielplatz<br />

Der Tisch ist<br />

ein Spielplatz<br />

Gutes Essen kann mittels raffinierter Accessoires, die frei miteinander<br />

kombinierbar sind, noch einmal drastisch aufgewertet<br />

werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt,<br />

die Wirkung überzeugt.<br />

S<br />

eit 1853 beschäftigt man sich in der<br />

Württembergischen Metallwarenfabrik<br />

AG, heute landläufig als WMF bekannt,<br />

mit Produkten rund um die gepflegte Gastlichkeit.<br />

Im Verlauf dieser Zeit sind Trends und Moden gekommen<br />

und wieder gegangen, um irgendwann in<br />

leicht abgewandelter Form zurückzukommen. Der<br />

Mensch ist von Natur aus ein verspieltes Wesen.<br />

Der Genießer von heute ist vielfach weitgereist, gut<br />

informiert und belesen. Deshalb gilt es, die Neugierde<br />

des Gasts zu wecken, seine Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />

einzufangen. Mit einem klassisch gedeckten Tisch<br />

und einer brav gestärkten Tischdecke ist es oft nicht<br />

mehr getan. Und genau an diesem Punkt kommt<br />

WMF mit seiner Playground-Linie ins Spiel. Dabei<br />

handelt es sich um ein erweitertes Porzellansortiment<br />

von Tafelstern mit spannenden Accessoires,<br />

für die man in aller Welt Anleihen genommen hat<br />

und sich inspirieren ließ. Kulinarik auf der Höhe<br />

der Zeit will entsprechend inszeniert werden. Dem<br />

60 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Anna Lachberger und Manuel Harnischmacher<br />

wissen Bescheid, was die Gastronomie<br />

braucht, um den Erlebnischarakter des<br />

Kulinarischen zu unterstreichen.<br />

zeitlosen Porzellan lassen sich nach Lust und Laune<br />

Steinzeug, Holz, Schiefer, Kunststoff, Gusseisen,<br />

Leder, Marmor und Glas an die Seite stellen, um<br />

die Tischpräsentation zu einem optischen und haptischen<br />

Ges<strong>am</strong>terlebnis zu machen. Der Fantasie<br />

sind dabei keine Grenzen gesetzt, der Tisch wird im<br />

besten Sinne zum Spielplatz, zur Spielwiese gastronomischer<br />

Entfaltung. D<strong>am</strong>it lassen sich die servierten<br />

Gerichte akzentuieren oder kontrastieren.<br />

pointierte inszenierung<br />

Manuel Harnischmacher, erster Ansprechpartner<br />

für professionelle Belange bei WMF, ist es ein Anliegen,<br />

ein variables Sortiment zur Verfügung zu stellen,<br />

das keine Wünsche offen lässt. Das Auge isst<br />

schließlich mit. Und das ist, wie die meisten Menschen<br />

aus eigener Erfahrung wissen, keine Übertreibung.<br />

Es kann sich dabei um Accessoires handeln,<br />

die eine erdige, authentische Speise-Erfahrung<br />

transportieren und den im Zuge des Burger-Booms<br />

in Mode gekommenen Handmade-Style betonen.<br />

Rustikale Gerichte verlangen nach rustikalen<br />

Begleiterscheinungen, ob das nun Holzbretter im<br />

Mooreichen-Farbton aus massiver russischer Eiche<br />

und mit der Kettensäge bearbeitet sind, Gusseisen-<br />

Pfännchen für heiße Beilagen oder kleine, dekorative<br />

„Frittier“-Körbchen, um die jedem guten<br />

Burger zur Seite gestellten knusprigen Pommes<br />

frites angemessen unterzubringen. Selbstverständlich<br />

beschränkt sich das Sortiment nicht nur auf<br />

die Inszenierung rustikaler Snacks, sondern auch<br />

Frühstück, Desserts und alle anderen Momente des<br />

Genusses lassen sich wirkungsvoll in Szene setzen,<br />

etwa mit avantgardistischen Serviermodulen aus<br />

Mel<strong>am</strong>in, zu denen mit Menagen aus Eichen ein<br />

eleganter Kontrapunkt gesetzt werden kann. Bunte,<br />

pflegeleichte Untersetzer aus recyceltem Leder mit<br />

Naturkautschuk versprühen Lebensfreude, Karaffen<br />

mit abnehmbarem Bügelverschluss transportieren<br />

italienisches Lebensgefühl und bieten sich an<br />

für fruchtige Erfrischungen, Salsas oder Dressings.<br />

Zur leichten Asia-Küche lässt sich mit Steinzeug im<br />

Glasurlook, kombiniert mit einem griffigen Servierbrett<br />

in heller Eichenoptik, ein neuer Zugang<br />

erschließen. Zur würdigen Inszenierung regionaler<br />

Köstlichkeiten bieten sich besonders feine Glasclochen<br />

an, die durch ihre Transparenz mit allen Untergründen,<br />

ob naturbelassener Schiefer oder feines<br />

Porzellan, perfekt harmonieren.<br />

Zweifellos sollten beim Essen die Lebensmittel<br />

bzw. das, was die kundige Hand daraus gemacht<br />

hat, im Vordergrund stehen. Das heißt aber nicht,<br />

dass eine wirkungsvolle Inszenierung des sinnlichen<br />

Erlebnisses Essen verzichtbar ist. Ganz im<br />

Gegenteil. Mit den richtigen Accessoires lässt sich<br />

der Effekt guten Essens unterstreichen, ja gar noch<br />

verstärken. Der Kreativität sind <strong>am</strong> Spielplatz n<strong>am</strong>ens<br />

Tisch keine Grenzen gesetzt. Wer es ausprobiert<br />

hat, möchte die verspielte Präsentation nicht<br />

mehr missen. Garantiert. Marian Kröll<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 61


Konditoren<br />

Erfolgsrezept der<br />

Konditorlehrlinge<br />

Die beiden <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge Antonia Michetti und<br />

Rebecca Reiter knüpften mit ihrem zweiten und dritten Platz<br />

beim diesjährigen Bundeslehrlingswettbewerb in Villach nahtlos<br />

an die Erfolgsserie der <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge an. In den<br />

letzten sechs Jahren holten sie viermal den Sieg. Das Erfolgsrezept<br />

kann sich sehen lassen.<br />

T<br />

irol<br />

hat auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle“,<br />

erzählt Innungsmeister-<br />

Stellvertreter Peter Mayr. „Im Jahr<br />

1991 holte die angehende Konditorin Eveline<br />

Wild mit Unterstützung ihres Fachlehrers Kurt<br />

Gruber den Weltmeistertitel in Seoul. Dieser hatte<br />

schon zuvor einige Talente bei Wettbewerben zu<br />

Gold geführt.“ Zu diesem Zeitpunkt erkannte die<br />

Konditoren-Innung der Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer <strong>Tirol</strong><br />

schon längst, dass sie der <strong>Tirol</strong>er Fachberufsschule<br />

St. Nikolaus (TFBS) bei der Wettbewerbsvorbereitung<br />

freie Hand lassen sollte. Das Modell hat sich<br />

bewährt. Bis heute sind die <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge,<br />

unter der Führung ihrer Fachlehrer Christian<br />

Kaltenbacher und Jürgen Innerbichler, stets unter<br />

den besten Fünf.<br />

„Wir haben hier die einzigartige Möglichkeit,<br />

mit ausgewählten Lehrlingen in der Schule zu<br />

trainieren“, freut sich Christian Kaltenbacher. „In<br />

den anderen Bundesländern Österreichs obliegt<br />

die Wettbewerbsvorbereitung den Lehrbetrieben“,<br />

berichtet er. „Hier sind Zeit und Mittel oft begrenzt.<br />

Eine ineinandergreifende Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

von Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer, Berufsschule und Lehrbetrieben<br />

in diesem Bereich gibt es meist nicht.“ Der<br />

Lehrbetrieb, aus dem der/die SiegerIn des Bewerbs<br />

st<strong>am</strong>mt, wird in Folge zum Ausbildungsbetrieb des<br />

Jahres gekürt. Dieses Jahr ging die Auszeichnung<br />

an den Lehrbetrieb Kurkonditorei Oberlaa in Wien,<br />

mit der Siegerin Sandra Schmidt. Insges<strong>am</strong>t 17<br />

KonditorInnen aus allen Bundesländern kreierten<br />

<strong>am</strong> 22. Juni <strong>2017</strong> im Atrio-Shoppingcenter in<br />

Villach Kunstwerke aus Schokolade, Zucker und<br />

Marzipan. Die Zuschauer waren begeistert, denn<br />

die Herstellung solcher Köstlichkeiten sieht man<br />

nicht alle Tage.<br />

Rebecca Reiter modelliert die Details und Antonia Michetti ist hochkonzentriert beim Zuckerziehen.<br />

<strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge<br />

Für <strong>Tirol</strong> gingen Antonia Michetti vom Lehrbetrieb<br />

Konditorei Valier in Innsbruck und Rebecca Reiter<br />

vom Lehrbetrieb Bäckerei Konditorei Kurz GmbH<br />

in Ischgl an den Start. Die beiden beeindruckten<br />

schon im zweiten Lehrjahr und in der Berufsschulzeit<br />

durch ihr Können, ihre Belastbarkeit und ihr<br />

Engagement. Zus<strong>am</strong>men mit den Fachlehrern<br />

62 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Petit Fours von Antonia.<br />

Doppelstöckige Festtagstorten zum Thema „Surf´s up“ von Rebecca Reiter (li.) und zum Thema „Paradiso“ von Antonia Michetti.<br />

Petit Fours von Rebecca.<br />

Christian Kaltenbacher und Jürgen Innerbichler<br />

entwickelten sie sechs Köstlichkeiten in höchsten<br />

Schwierigkeitsgraden. Die nötigen Lebensmittel<br />

und das teils spezielle Equipment sind Dank des<br />

Direktors Bernhard Anker immer vorhanden.<br />

Das Erfolgsrezept fügt sich zus<strong>am</strong>men: Neben<br />

„Es ist eine herausfordernende<br />

wunderschöne und Arbeit.“<br />

<br />

den ehrgeizigen Mädchen, die in den Monaten der<br />

Vorbereitung ihre ges<strong>am</strong>te Freizeit ins Training<br />

investierten, kommt die über 20-jährige Erfahrung<br />

der Lehrer zum Tragen. Sie haben schon Meisterkurse<br />

im Konditorhandwerk gehalten, waren weltweit<br />

als Konditoren tätig und begleiten die Wettbewerbe<br />

seit Jahren. Das erstklassige Equipment der<br />

Schule und die ungestörte Trainingssituation sind<br />

ebenso ausschlaggebend. Als sehr gewinnbringend<br />

erweist sich jedes Jahr die Generalprobe, bei der<br />

die Lehrlinge ihre Proben wie beim Wettbewerb<br />

in sechs Stunden anfertigen müssen. Antonia und<br />

Rebecca produzierten heuer, jeweils einem Thema<br />

entsprechend, eine doppelstöckige Festtagstorte<br />

mit Zuckerdekor, Marzipanfiguren, Pralinen, Petit<br />

Fours, eine Aufschnitttorte und ein Blumenarrangement<br />

aus feinstem Zucker.<br />

Zum Wettbewerb selbst werden die Lehrlinge<br />

jedes Jahr von Innungsmeister-Stellvertreter der<br />

Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer, Peter Mayr, begleitet. Er sorgt<br />

dafür, dass die Lehrlinge mits<strong>am</strong>t ihrem Material<br />

und Equipment, wie Induktionsherdplatten, Zuckerl<strong>am</strong>pen,<br />

Marmorplatten und Silikonmatten,<br />

gut <strong>am</strong> Wettbewerbsort ankommen. Alles wird <strong>am</strong><br />

Jürgen Innerbichler, Fachlehrer<br />

Vortag penibel aufgebaut. Denn Peter Mayr weiß,<br />

worauf es bei Bewerben ankommt – seit Jahren<br />

ist er selbst Juror bei landes- und bundesweiten<br />

Lehrlingswettbewerben. Für die fünfköpfige Jury<br />

geht es vor allem um die fachgerechte Ausführung,<br />

den Schwierigkeitsgrad, den Geschmack der sechs<br />

Proben sowie den optischen Ges<strong>am</strong>teindruck<br />

und die Wiedergabe<br />

des gewählten Themas.<br />

„Der Bewerb war sehr stressig,<br />

aber total aufregend. Es hat mir<br />

sehr viel bedeutet, dabei zu sein“,<br />

erzählt Rebecca strahlend. Fachlehrer<br />

Jürgen Innerbichler bestätigt<br />

lächelnd: „Selbst nach über 20 Jahren erfüllt es<br />

Christian und mich noch immer, mit den jungen<br />

Leuten zu arbeiten und sie zu einem beruflichen<br />

Ziel hinzuführen. Es ist eine herausfordernde und<br />

wunderschöne Arbeit.“ <br />

Karolina Putz<br />

Die engagierten Lehrer mit den beiden ehrgeizigen Lehrlingen (von links):<br />

Christian Kaltenbacher, Antonia Michetti, Rebecca Reiter und Jürgen Innerbichler.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 63


Bier & Co.<br />

Mehr als Bier<br />

Mit seinem <strong>Tirol</strong>er Bier<br />

sorgt Harald Baumgartner<br />

seit vielen Jahren für Furore.<br />

Doch der findige Brauer<br />

tüftelt an Alternativen zum<br />

Bier und stellt unter<br />

anderem Whisky, Zigarrenbrand,<br />

Bieressig und Bierbrand<br />

her.<br />

Betritt man die kleine Brauerei von<br />

Harald Baumgartner in der Innsbrucker<br />

Feldstraße, herrscht nicht selten<br />

geschäftiges Treiben. Diesmal füllt Baumgartner<br />

gerade Essig aus einem Lärchenfass in Flaschen.<br />

Doch was in aller Welt hat Essig in einer Brauerei<br />

zu suchen? Die Antwort auf diese Frage ist denkbar<br />

einfach. Brauer- und Mälzermeister Harald<br />

Baumgartner, der seit vielen Jahren das etabliert<br />

gute <strong>Tirol</strong>er Bier produziert, wollte der Verschwendung<br />

ein Ende machen und auch noch den letzten<br />

Tropfen seines Biers veredeln. In diesem Fall zu<br />

Bieressig, aber auch zu einem hervorragenden<br />

<strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand. Baumgartner hat Craft-Bier<br />

gebraut, lange bevor der Hype um die handwerklich<br />

hergestellten Biere auch <strong>Tirol</strong> erfasst hat. Und er<br />

tut dies nach wie vor, mit viel Hingabe. Einmal<br />

im Jahr braut Baumgartner auch ein Bier nach<br />

Pilsner Art und zur Weihnachtszeit ein dunkles,<br />

vollmundiges Weizenbier mit Röstmalz und leicht<br />

schokoladigem Nachgeschmack. 1.400 Hektoliter<br />

Bier stellt die kleine Brauerei jährlich her. D<strong>am</strong>it<br />

kratzt man an der Kapazitätsgrenze. Den kaltgehopften<br />

Craft-Bieren kann der Braumeister relativ<br />

wenig abgewinnen: „Bier muss nicht nach Maracuja<br />

schmecken. Bierbrauen ist eine uralte Tradition,<br />

die beibehalten werden sollte. Ein Bier sollte nach<br />

Bier schmecken.“ Für den Puristen kommt es daher<br />

auch nicht ernsthaft in Frage, einen fertig abgemischten<br />

Radler anzubieten, auch wenn sein Bier<br />

dafür gut geeignet sei. Mit dem Bierbrauen allein<br />

gibt sich Harald Baumgartner ohnehin nicht länger<br />

64 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016


<strong>Tirol</strong>er Bier<br />

Niklas Baumgartner hat bei Vater Harald Baumgartner eine Brauerlehre begonnen und tritt in die Fußstapfen des<br />

begeisterten und innovativen Braumeisters.<br />

Fotos: Kröll<br />

zufrieden. Seit geraumer Zeit ist der Brauer dabei,<br />

seine Produktpalette zu verbreitern. Der Essig spielt<br />

in dieser Strategie eine Rolle. Die Essigmutter wandelt<br />

in einem Lärchenfass die Restmengen jenes<br />

dunklen, rund um die Weihnachtszeit gebrauten<br />

Biers, das ruhig schon leicht sauer sein darf, in<br />

aromatischen Essig um. „Die Essigmutter setzt den<br />

Alkohol in Säure um. Wenn ich also ein Bier mit 4,5<br />

Volumsprozent Alkohol verwende, bekomme ich<br />

einen Essig mit demselben Säuregehalt“, erläutert<br />

der Baumgartner. Das Essigfass, welches eigens<br />

angefertigt wurde, fasst rund hundert Liter. Bis Bier<br />

zu Essig fermentiert, dauert es zwischen sechs und<br />

acht Wochen. Doch wie schmeckt der <strong>Tirol</strong>er Bieressig?<br />

„Der Essig schmeckt nicht nach Bier, sondern<br />

ist relativ fruchtig. Diese Charakteristik wird vom<br />

Lärchenfass noch einmal verstärkt. Unser Essig<br />

eignet sich sehr gut für deftige Gerichte wie Sulzen,<br />

Graukäse oder Wurstsalat und sogar für Kartoffelsalat.<br />

Auf den Blattsalat passt er dagegen nicht so<br />

gut“, so Baumgartner, der für seinen biologischen<br />

Essig von zufriedenen Konsumenten in höchsten<br />

Tönen gelobt wird.<br />

Kaum jemand weiß, dass Harald Baumgartner<br />

seit 1995 eine Art Whisky – basierend auf naturbelassenem<br />

Bier – macht, den er in Limousine-<br />

Eichenfässern zwischen drei und zehn Jahre<br />

heranreifen lässt. D<strong>am</strong>it gehört Baumgartner gewissermaßen<br />

zu den Pionieren der österreichischen<br />

Whisky-Szene. Geschmacklich würde Baumgartner<br />

seinen Whisky in der Nähe eines typischen schottischen<br />

Speyside Scotch Whisky verorten, wie ihn<br />

etwa der Glenfiddich verkörpert. „Dadurch, dass ich<br />

Bierbrand nur in geringen Mengen herstelle, kann<br />

ich schon eine Top-Qualität ins Fass geben. Mittlerweile<br />

verwende ich zum Ausbauen neben Limousine-Eichenfässern<br />

auch österreichische Eiche, die<br />

sich bestens bewährt hat“, erklärt der passionierte<br />

Brauer und Brenner. Von seinem ältesten Whisky,<br />

der mittlerweile 17 Jahre alt ist, hat Baumgartner<br />

noch rund 100 Flaschen auf Lager. Diesen bezeichnet<br />

er selbst als „Nonplusultra“. Mild, fein ölig und<br />

angenehm im Abgang sei dieser besondere Whisky,<br />

für den er einen stattlichen Preis von 100 Euro für<br />

eine 0,5-Liter-Flasche erzielt.<br />

Eine weitere Besonderheit unter Baumgartners<br />

Erzeugnissen ist der <strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand, ein<br />

dreijähriger Bierbrand, der in einem Eichenfass ein<br />

Jahr lang vollendet wird. Dieser Brand wird in Flaschen<br />

abgefüllt, die sich durch ein originelles, von<br />

der <strong>Tirol</strong>er Künstlerin Patricia Karg gestaltetes, an<br />

Schwaden von Zigarrenrauch erinnerndes Etikett<br />

von der Masse abheben. Das kunstvolle Etikett<br />

kommt ganz ohne Farbstoffe aus, wird die Beschriftung<br />

doch in Hall in <strong>Tirol</strong> mittels eines speziellen<br />

Verfahrens gelasert.<br />

Wie es sich<br />

mit den guten<br />

Dingen des Lebens<br />

üblicherweise<br />

verhält, sind<br />

sie mengenmäßig<br />

begrenzt. Das<br />

gilt auch für den<br />

<strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand,<br />

von dem<br />

„nicht mehr allzu<br />

viel übrig“ sei, wie Baumgartner bekennt. Jahr<br />

für Jahr brennt Baumgartner aus rund 12.000<br />

Litern Bier etwa 700 Liter Bierbrand. „Es gibt keinen<br />

saubereren Alkohol als einen gut gemachten<br />

Bierbrand“, ist Baumgartner überzeugt. Außerdem<br />

verwertet er so die Restbestände trinkfähigen Biers,<br />

welche er sonst beim bauartbedingten Ablassen der<br />

Tanks in die Kanalisation leiten müsste. „Das wäre<br />

eine ungeheure Verschwendung.“<br />

Mittlerweile ist die kleine Brauerei so weit, dass<br />

kaum mehr etwas weggeschüttet werden muss und<br />

aus dem übriggebliebenen Bier köstliche Brände<br />

oder eben Essig entsteht. Außerdem hat sich der<br />

Betrieb zur echten F<strong>am</strong>iliensache ausgewachsen,<br />

weil Sohn und Tochter ebenfalls mitarbeiten und<br />

Sohn Niklas sogar beim Vater eine Lehre zum Brauer<br />

begonnen hat. Eine schöne Erfolgsgeschichte, die<br />

durchaus das Potenzial zum nachhaltigen Generationenprojekt<br />

hat. <br />

Marian Kröll<br />

Baumgartners <strong>Tirol</strong>er Bier fungiert als Ausgangsstoff<br />

für Whisky, Zigarrenbrand und – Salatliebhaber<br />

aufgepasst – einen fruchtigen Bieressig.<br />

„Es gibt keinen saubereren<br />

Alkohol als einen gut<br />

gemachten Bierbrand.“<br />

<br />

Harald Baumgartner, Brauer- und Mälzermeister<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 65


Wellwasser<br />

DIE ZEIT IST REIF!<br />

Dietmar Meraner, Geschäftsführer der Wellwasser Technology GmbH, spricht über<br />

die große Bedeutung von Wasser und seine Visionen.<br />

Welches Image hat <strong>Tirol</strong>er Wasser in der<br />

Bevölkerung?<br />

Dietmar Meraner: Wir in <strong>Tirol</strong> werden<br />

weltweit um unsere Wasserqualität beneidet.<br />

Die Wertigkeit des Wassers in<br />

<strong>Tirol</strong> wird oft zu wenig geschätzt, ist es<br />

doch das wertvollste Lebensmittel der<br />

Welt.<br />

Wo liegt die Problematik, weshalb<br />

braucht es wellwasser®?<br />

Meraner: Unter Garantie verlässt unser<br />

Trinkwasser jeden Wasserversorger in<br />

einwandfreier Qualität. Allerdings wird<br />

das Wasser durch undichte oder alte Leitungssysteme,<br />

unsaubere Anschlüsse,<br />

ungünstige Leitungsführung und das<br />

Nutzerverhalten negativ beeinflusst. Die<br />

Folgen sind mit Schmutzpartikeln verfärbtes<br />

Wasser und Geschmacks- und<br />

Geruchsbeeinträchtigung. Dies veranlasst<br />

viele Menschen, Wasser in Flaschen<br />

zu kaufen.<br />

Was ist ihr Lösungsansatz?<br />

Meraner: Wir haben eine Wasseraufbereitungsanlage<br />

entwickelt, welche in<br />

einem dreistufigen Aufbau Wasser von<br />

Fremdgeruch, -geschmack oder Verfärbungen<br />

befreit. Zudem hält der Bakterienfilter<br />

alle pathogenen Keime zurück,<br />

d<strong>am</strong>it unsere Kunden stets gesundes<br />

wellwasser® trinken können. Im Gegensatz<br />

zu vielen <strong>am</strong> Markt erhältlichen<br />

Aufbereitungssystemen bleiben bei uns<br />

alle wichtigen Mineralien im Wasser.<br />

Wo wird diese Wasseraufbereitungsanlage<br />

montiert?<br />

Meraner: Direkt vor der Entnahmestelle.<br />

Für welche Zielgruppe ist wellwasser®<br />

ideal?<br />

Meraner: Wellwasser-Systeme gibt es<br />

für den Haushalt, für das Business und<br />

die Gastronomie. Die größte Breitenwirkung<br />

erreichen wir in der Gastronomie.<br />

„Gesundheits- und Leistungssteigerung,<br />

Bewusstseinsbildung und <strong>Tirol</strong> als Wasserland<br />

Nummer eins zu etablieren – das sind meine Visionen<br />

mit wellwasser®!“ Dietmar Meraner, Geschäftsführer Wellwasser Technology GmbH<br />

wellwasser® wird an der Schankanlage<br />

gekühlt still und perlend gezapft und in<br />

eigenen Glaskaraffen serviert. wellwasser®<br />

stellt d<strong>am</strong>it die ideale Alternative<br />

zu abgefüllten Wässern dar.<br />

Wie wichtig ist für Sie der touristische<br />

Aspekt?<br />

Meraner: Sehr wichtig. Wenn man bedenkt,<br />

dass immer mehr Gastronomen<br />

und Hoteliers auf regionale Lebensmittel<br />

und nachhaltiges Wirtschaften setzen,<br />

passt doch wellwasser® als das regionalste<br />

Produkt <strong>am</strong> Wassermarkt optimal<br />

dazu. wellwasser® ist der kürzeste Weg<br />

von der Quelle ins Glas des Gastes. Es<br />

ist nicht mehr zeitgemäß, Wasser in Flaschen<br />

über hunderte Kilometer zu transportieren.<br />

Die Zeit ist reif für wellwasser®<br />

still und perlend.<br />

Expansionspläne?<br />

Meraner: Selbstverständlich freuen wir<br />

uns über jeden Vertriebspartner, egal wo<br />

auf der Welt. Mit unserer Anlage kann<br />

man aus jedem Wasser kristallklaren<br />

Trinkgenuss produzieren.<br />

Die Wellwasser Technology GmbH beschäftigt<br />

sich mit den Themen Trinkwasser<br />

und Wasserhygiene


Wellwasser<br />

Mit den drei Editionen Gastro, Home und Business bietet Wellwasser die<br />

optimale Anlage für sauberes, gesundes und gesichertes Wasser.<br />

gastro<br />

home<br />

business<br />

Für die Gastronomie entfällt das aufwendige<br />

Handling mit sperrigen Kisten.<br />

Dadurch wird auch Platz im<br />

Lager und in Kühlschubladen geschaffen.<br />

Gäste und Einheimische kommen<br />

in den Genuss von qualitätsvollem,<br />

heimischem Wasser – einfach aus<br />

der Schankanlage gezapft, still oder<br />

perlend, und in edlen wellwasser®-<br />

Karaffen kredenzt.<br />

Gesichertes, qualitätsvolles Wasser<br />

ist auch in den eigenen vier Wänden<br />

ein Muss – es beginnt schon bei der<br />

Wasser entnahme fürs Kochen und Zubereiten<br />

und endet beim Trinken des<br />

frischen Wassers. So wird schon Kindern<br />

von Anfang an Zugang zu bestem<br />

Wasser geboten, sodass sie die Qualität<br />

und den Wert des gesunden und sicheren<br />

Wassers zu schätzen lernen.<br />

Frisches, klares und gesundes Wasser<br />

steigert die Leistungsfähigkeit,<br />

die Konzentration und das allgemeine<br />

Wohlbefinden – ideal für den Arbeitsalltag.<br />

Die Wellwasser Business-<br />

Edition ist gezielt für die Platzierung in<br />

Büros, Produktionsstätten oder Shops<br />

entwickelt worden. Mitarbeiter haben<br />

so unbegrenzten Zugang zu sauberem<br />

Wasser, still oder perlend.<br />

So funktioniert die Wasseraufbereitungsanlage:<br />

llwasser ist<br />

Reparatur des Wassers"<br />

oz. Dr. Siegfried de Rachewiltz<br />

nte glauben, wir in <strong>Tirol</strong> haben kein Problem mit dem Wasser und werden<br />

um die Quantität und Qualität unserer Wasserreserven beneidet. Das stimmt<br />

zu einem gewissen Grad. Hoch oben entspringt unser Wasser aus natürlich<br />

ten Quellen und wird von den verantwortlichen Personen / Firmen in dieser<br />

bis zu den Gebäuden geleitet. Dort fängt allerdings vielerorts das Problem an.<br />

er undichte Leitungen, unsaubere Anschlüsse und vieles mehr sorgen immer<br />

ür Kont<strong>am</strong>inierungen des Wassers, was nicht sein müsste. Wellwasser hat es<br />

seinem dreistufigen Filtersystem zum Ziel gesetzt, die Quellqualität zu sichern.<br />

auch gelungen und von der TÜV Austria (Zertifikatsnummer: TA 220 14 2183)<br />

t worden. Mit nur geringfügigen Einbauten können Sie sicher sein, dass das<br />

sser ohne Qualitätsverlust direkt in Ihr Wasserglas fließt.<br />

Wellwasser Technology GmbH<br />

Stadlweg 23, 6020 Innsbruck<br />

Tel.: 0512 / 560966<br />

Mobil: 0664 / 1007746<br />

office@wellwasser-technology.com<br />

www.wellwasser.com<br />

1 Aktivkohle Anschwemmfilter<br />

und Silberionen:<br />

entfernt Schmutz und Partikel<br />

größer als 0,5 μm<br />

2 Wellwasser Aktivator<br />

Edelstahlgehäuse gefüllt mit ausgesuchten<br />

Kristallen<br />

3 Mechanischer Bakterienfilter mit<br />

Trenngrenze 0,1 μm, Bakterienzurückhaltung:<br />

›99,99 % ›LOG7<br />

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Porträt Edelbrennerei Kostenzer<br />

„Whisky passt<br />

sehr gut als<br />

Begleiter zu einer<br />

Speckjause oder<br />

Räucherforelle.“<br />

<br />

Franz Kostenzer, Edelbrenner<br />

Brände<br />

Herr der<br />

Franz Kostenzer betreibt eine Edelbrennerei <strong>am</strong> Achensee. Neben über 70<br />

verschiedenen Edelbränden stellt Kostenzer auch Gin und feine Whiskys her, die auf<br />

ganzer Linie zu überzeugen wissen.<br />

68 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Fotos: Kröll<br />

F<br />

rüher hat der <strong>Tirol</strong>er Edelbrenner<br />

Franz Kostenzer nur mit Schnaps<br />

gehandelt. Seit über zwei Jahrzehnten<br />

ist Kostenzer aber selbst als Brenner aktiv und hat<br />

sich in dieser Zeit neben einer beachtlichen Brennerei<br />

auch eine sehr gute Reputation aufgebaut. Kostenzer<br />

hat aus der Not eine Tugend gemacht, als er sein<br />

Porzellangeschäft, das wegen der Konkurrenz durch<br />

die d<strong>am</strong>als aufstrebenden Baumärkte unter Druck<br />

geraten war, im Zentrum von Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />

aufgegeben und den Sprung ins Ungewisse gewagt<br />

hatte. „D<strong>am</strong>als habe ich im Geschäft aus ganz Österreich<br />

die besten Schnäpse verkauft, heute will ich sie<br />

selbst herstellen“, sagt Kostenzer. Die notwendigen<br />

Fähigkeiten hat der Brenner bereits einige Jahre vor<br />

der Eröffnung seiner Edelbrennerei nach und nach<br />

erworben. Ursprünglich waren es hauptsächlich<br />

wirtschaftliche Überlegungen, die Kostenzer zum<br />

Schnapsbrennen gebracht haben. Mittlerweile ist<br />

daraus aber eine echte Leidenschaft geworden, die<br />

Kostenzer sukzessive perfektioniert hat, wie man<br />

anhand einer ganzen Wand voll mit Auszeichnungen<br />

erkennen kann. Die Schwierigkeit beim Schnapsbrennen<br />

liegt in der richtigen Maischeführung, bei der es<br />

gilt, Gärzeiten und Temperaturen exakt einzuhalten.<br />

Selbstverständlich können nur aus den besten Früchten<br />

auch qualitätvolle Brände entstehen. „Das Wichtigste<br />

ist gutes Obst“, meint Kostenzer. Das Allerwichtigste<br />

sei aber der Verkauf, denn es nütze nichts,<br />

wenn man die beste Ware produziere, diese aber nicht<br />

an den Mann bringe. Ein pragmatischer Zugang, der<br />

für Berufsbrenner, die von der Schnapsherstellung<br />

leben, aber eine Notwendigkeit ist.<br />

Begonnen haben die Kostenzers in ihrem Premierenjahr<br />

mit nicht weniger als 14 Sorten, heute ist das<br />

Sortiment auf sage und schreibe 70 Edelbrände angewachsen,<br />

Gin und Whisky gar nicht mit eingerechnet.<br />

Das Feedback der Kunden und Verkoster sei gleich<br />

von Beginn an sehr gut gewesen, seit einigen Jahren<br />

nimmt Kostenzer aber bei bewerbsmäßigen Schnapsverkostungen<br />

nicht mehr teil. „Man kennt uns mittlerweile,<br />

ich habe meinen Markt“, sagt Kostenzer, der<br />

bei der Frage nach seinem Lieblingsdestillat die Stirn<br />

in Falten wirft: „Das wechselt sehr stark. Manchmal<br />

mag ich einen Willi<strong>am</strong>s sehr gerne, manchmal einen<br />

Gin und wieder ein anderes Mal einen Zigarrenbrand<br />

oder einen Whisky.“ Das exotischste Destillat stellt<br />

der experimentierfreudige Brenner aus der vollreifen<br />

Banane her, das exklusivste aus der Elsbeere. „Sauteuer,<br />

aber gewaltig gut“, befindet der routinierte<br />

Brenner, dessen Beitrag zur Verbreitung der <strong>Tirol</strong>er<br />

Edelbrand-Kultur nicht hoch genug einzuschätzen ist.<br />

„Ich betreue meine Kunden immer persönlich und<br />

liefere selbst aus.“<br />

puristischer zugang<br />

Was den richtigen Genuss seiner Brände betrifft, ist<br />

Kostenzer Purist. Das Destillat sollte Zimmertemperatur<br />

haben und aus dem jeweils richtigen Glas<br />

getrunken werden. Für die Edelbrände, die besonders<br />

als Digestif gute Figur machen, ist das ein Stielglas<br />

mit Bauch, Kelch und K<strong>am</strong>in.<br />

Seit einigen Jahren stellt Franz Kostenzer <strong>am</strong><br />

Achensee auch verschiedene Whisky-Sorten her, die<br />

er als „Whisky Alpin“ verkauft. „Whisky passt sehr gut<br />

als Begleiter zu einer Speckjause oder Räucherforelle“,<br />

erklärt Kostenzer, dessen Whisky von niemandem<br />

Geringerem als Whisky-Papst Jim Murray als „ölig,<br />

üppig, reichhaltig, cremig, würzig und buttrig“<br />

geadelt wird. Die Herstellung von Whisky schien<br />

sich fast aufzudrängen, nachdem Kostenzer einige<br />

prämierte Getreidebrände im Sortiment hat, die sich<br />

hervorragend zu edlen Whiskys ausbauen lassen.<br />

Momentan hat Kostenzer sieben verschiedene Whiskys<br />

im Angebot, drei weitere schlummern in den<br />

eigens angeschafften Eichenfässern ihrer Vollreife<br />

entgegen. Kostenzer verzichtet bei seinen Whisky-<br />

Kreationen, die mindestens fünf Jahre im Eichenfass<br />

gelagert werden, konsequent auf den – international<br />

durchaus üblichen – Einsatz von Zuckercouleur. Ein<br />

Haferbrand wird sogar im Akazienfass ausgebaut und<br />

dadurch zur ganz besonderen Whisky-Spezialität. Der<br />

Whisky reift bei Kostenzer für mindestens 5 Jahre<br />

in neuer <strong>am</strong>erikanischer Eiche und manche Sorten<br />

kommen dann in Amarone-, Port- oder Sherryfässern<br />

für das Finish. Der älteste Whisky ist derzeit<br />

der Single Malt Double Wood Whisky mit 11 Jahren<br />

Fasslagerung. Wann der Whisky fertig ist, entscheidet<br />

Kostenzer nach eingehender Kostprobe. Vom feinen<br />

Sensorium des Edelbrenners kann man sich <strong>am</strong> besten<br />

selbst ein Bild machen, indem man einfach einen<br />

dieser feinen Tropfen kostet. Marian Kröll<br />

Neben dem Single Malt Sherry Cask<br />

Finish produziert Franz Kostenzer unter<br />

anderem auch einen Single Malt aus<br />

Roggenmalz, einen mit Buchenholz<br />

geräucherten „Smoky“ Single Malt sowie<br />

einen doppelt im Fass ausgebauten, elf<br />

Jahre alten Single Malt Double Wood.<br />

Heuer wird außerdem der erste Bio-<br />

Haferwhisky aus Malz vom Obernberger<br />

Schwarzhafer fertig. Na dann, prost!<br />

Führungen und Verkostungen finden auf<br />

Anfrage statt, nähere Informationen im<br />

Internet unter www.schnaps-achensee.at<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 69


Metzger<br />

Die Fleischveredler<br />

des Vertrauens<br />

Das Metzgergewerbe hat sich in den letzten dreißig Jahren rasant gewandelt. Mit<br />

dem reinen „Fleischzerleger“ und dem simplen Versorger, der nur Fleisch herunterschneidet,<br />

hat man es gegenwärtig garantiert nicht mehr zu tun. Vielmehr ist der<br />

Metzger von heute Fleischveredler, Fachmann in Sachen Fleischqualität, guter Handwerker<br />

und bestenfalls ein Kommunikationsprofi.<br />

P<br />

eter<br />

Paul Schweighofer, Landesinnungsmeister<br />

der <strong>Tirol</strong>er Metzger,<br />

weiß, dass es die Metzgereien in<br />

<strong>Tirol</strong> nicht immer leicht hatten und haben. Gab<br />

es 2005 noch 198 Betriebe, so sind es <strong>2017</strong> gerade<br />

noch 126. Als Grund für diese deutliche Reduktion<br />

der Metzgerbetriebe sieht er aber nicht<br />

die zu geringe Nachfrage seitens der Kunden,<br />

sondern die fehlende Bereitschaft zur Nachfolge<br />

der jeweils nächsten Generation. Es besteht aber<br />

kein Grund zur Panik, denn die noch existierenden<br />

Metzger schlagen sich gut <strong>am</strong> <strong>Tirol</strong>er<br />

Markt. Vorausgesetzt natürlich, dass sie sich für<br />

die richtige Strategie entscheiden. „Der Metzger<br />

kann sich nur behaupten, wenn er auf absolute<br />

Spitzenqualität setzt. Auch die eigene Produktion<br />

von Spezialitäten ist sehr wichtig. Nicht<br />

zuletzt muss der Metzger aber auch in der Lage<br />

sein, all das kommunizieren zu können“, skizziert<br />

der Landesinnungsmeister die Herausforderungen<br />

der gegenwärtigen Metzgergeneration.<br />

Die Voraussetzungen für die Metzger stimmen.<br />

70 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Den Fleischkonsum beschreibt Schweighofer mit<br />

65 Kilogr<strong>am</strong>m pro Kopf und Jahr als konstant.<br />

Interessant ist aber, wie und was gekauft wird.<br />

Weniger ist mehr, lautet das Gebot der Stunde.<br />

„Viele essen lieber weniger Fleisch, dafür aber bewusst<br />

und hochwertig“, meint der Metzgermeister.<br />

Vor allem <strong>am</strong> Wochenende hätten viele Zeit<br />

und würden sich etwas ganz Besonderes gönnen.<br />

Was in <strong>Tirol</strong> auf dem<br />

<strong>Teller</strong> landet<br />

Gekauft wird in <strong>Tirol</strong> nicht unbedingt das derzeit<br />

heiß diskutierte Mangalitza-Schwein. Sehr wohl<br />

ein Thema ist aber „Dry Aged“. Dieses Fleisch,<br />

dem man fünf bis sechs Wochen Zeit zum Reifen<br />

gibt, erfreut sich steigender Beliebtheit. Vor<br />

allem in der Grillsaison sieht Schweighofer neben<br />

Dry Aged außerdem das Milchkalb <strong>am</strong> oberen<br />

Ende der Beliebtheitsskala. So ein Kalbskotelett<br />

sei schon eine schöne Sache, meint der leidenschaftliche<br />

Metzger und begeisterte Fleischesser.<br />

In Sachen Fleisch kommt kein Metzger mehr<br />

um das Thema Transparenz herum. Der Kunde<br />

will wissen, woher sein Fleisch kommt und wie<br />

die Wurst produziert wurde. Schweighofer sieht<br />

da vor allem die sogenannte „gläserne Produktion“<br />

als eine Möglichkeit, Kunden Einblicke zu<br />

gewähren. Tage der offenen Türe habe es beispielsweise<br />

schon gegeben. Auch das Auslösen<br />

von Fleisch direkt vor der Kundschaft ist für die<br />

<strong>Tirol</strong>er Metzger absolut kein Problem. So entstehen<br />

Vertrauen und Kundenbindung.<br />

Paradigmenwechsel an der Theke<br />

Der Paradigmenwechsel bei den Metzgereien<br />

wird an den Theken sichtbar. Vor Jahrzehnten<br />

herrschte in diesen das Prinzip der Grobschlächtigkeit<br />

vor. Fleischstücke waren im Zentrum. Das<br />

d<strong>am</strong>it einhergehende Bild des Metzgers war das<br />

eines „Fleischzerlegers“. Den Metzger stellte man<br />

sich blutverschmiert und Tiere zerlegend vor.<br />

Das sei heute nicht mehr so, meint Schweighofer.<br />

Im Heute sei der Metzger ein „Fleischveredler“.<br />

In der Theke befinden sich folglich, natürlich<br />

schön präsentiert und inszeniert, die eigene „Veredelungen“<br />

wie etwa hausgemachte Wurstspezialitäten<br />

oder bereits mariniertes Fleisch.<br />

Das ist er also, der Metzger im Heute: der<br />

Fleischveredler, dem man vertraut. Er ist zu<br />

einem Vermittler zwischen Fleisch und Kunden<br />

geworden. Er entscheidet, welches Fleisch in<br />

welcher Qualität gekauft und verkauft wird. Die<br />

Metzger in <strong>Tirol</strong> stehen für höchste Qualität.<br />

Grundlage und Zukunft<br />

Die Grundlage, die Qualität, stimmt also. Ein wenig<br />

müsse man aber noch an der Kommunikation<br />

arbeiten, meint der Landesinnungsmeister. Was<br />

hilft schließlich das beste Bio-Hendl, das beste<br />

Handwerk und die beste Wurst, wenn der Kunde<br />

doch lieber anderswo einkauft oder gar nichts von<br />

der hohen Qualität weiß?<br />

Die Zeit arbeitet aber für die Metzger. Das<br />

Qualitätsbewusstsein steigt. Viele setzen Qualität<br />

über Quantität. D<strong>am</strong>it einher geht auch verstärkt<br />

das Bewusstsein, dass Qualität etwas kosten<br />

muss und kosten darf. In einer globalisierten und<br />

tendenziell immer gesichtsloser werdenden Konzernlandschaft<br />

steigt die Sehnsucht, auf Du und<br />

Du mit dem Metzger von nebenan zu sein, der<br />

einem auch Geschichten zu Herkunft und Produktion<br />

des Fleischs anbieten kann. Die Zukunft<br />

sieht also durchaus rosig aus.<br />

<br />

Markus Stegmayr<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 71


Spezialitäten Inside - Sonnenterrasse Outside. Frische Produkte der regionalen Felder<br />

findet man täglich beim Bauernmarkt bis 12.00 Uhr. Spezialitäten aus der Region gibt<br />

es überall zum Verkosten. Die Sonnenterrasse direkt <strong>am</strong> Inn lädt zum Verweilen ein.


Markthalle<br />

GENUSSPLATZ<br />

Ein frischer Wind weht durch Markthalle Innsbruck. Marktleiter Kurt Dengg sieht die<br />

Markthalle als ersten Genussplatz in der Stadt und Vorreiter in Sachen Einkaufserlebnis.<br />

Fotos: Bernhard Hörtnagl, Kröll<br />

Sie sind seit 2015 Marktleiter in der<br />

Markthalle Innsbruck. Wie hat sich die<br />

Markthalle seitdem positioniert?<br />

Kurt Dengg: Wir bieten Genuss mitten<br />

in der Stadt und wollen die Menschen<br />

verstärkt dazu bewegen, sich Zeit zu<br />

nehmen, regionale Produkte in Verbindung<br />

mit einer tollen, sachkundigen Beratung<br />

einzukaufen. Unser großer Vorteil<br />

ist es, dass wir in der Markthalle Leute<br />

haben, die einen engen Bezug zu ihren<br />

Produkten haben und Empfehlungen<br />

abgeben können. Wir wollen der kompetente<br />

Genussplatz in Innsbruck sein,<br />

wo man entschleunigen, mit den Leuten<br />

sprechen, sich beraten lassen, gemütlich<br />

einkaufen und sich in der Gastronomie<br />

kulinarisch verwöhnen lassen kann.<br />

Welche Vorzüge hat die Markthalle?<br />

Dengg: Wir liegen optimal mitten in der<br />

Stadt, haben tolle Sonnenterrassen und<br />

nicht zuletzt einen sehr guten Branchenmix.<br />

Wir wollen die <strong>Tirol</strong>erinnen und<br />

<strong>Tirol</strong>ern wieder vermehrt zu uns hereinholen,<br />

und das gelingt uns derzeit auch<br />

sehr gut, wir haben Monat für Monat Frequenzsteigerungen<br />

vorzuweisen.<br />

Steigt das Interesse an der Markthalle<br />

auch unter den Touristen?<br />

Dengg: Es ist uns gelungen, durch eine<br />

Umstellung unserer Homepage – die mittlerweile<br />

zweisprachig und für Mobilgeräte<br />

optimiert ist – sowie Präsenz in sozialen<br />

Netzwerken unseren Bekanntheitsgrad<br />

bei Touristen zu steigern. Wenn die Leute<br />

erst einmal da sind, begeistert sie die<br />

Markthalle. Wir attraktivieren zusätzlich<br />

den Eingangsbereich und das Pumphaus,<br />

welches derzeit <strong>am</strong> Marktplatz gebaut<br />

wird, dient zusätzlich als Aussichtsplattform.<br />

Bezüglich der Touristen möchte ich<br />

noch anmerken, dass sehr viele asiatische<br />

Gäste in die Markthalle kommen und dort<br />

in der Regel auch kaufen.<br />

Wie sieht es mit dem Branchenmix in der<br />

Markthalle aus?<br />

Dengg: Mit unserem Branchenmix sprechen<br />

wir mittlerweile Jung und Alt gleichermaßen<br />

an. Wir haben sehr viele neue<br />

Mieter, etwa einen Stand mit original<br />

ungarischen Spezialitäten, die <strong>Tirol</strong>er<br />

Ölmühle mit heimischen Bio Ölen und<br />

mit Maier‘s ein richtiges <strong>Tirol</strong>er Café. Im<br />

hinteren Bereich entsteht außerdem eine<br />

Ecke mit zwei Anbietern von Naturkosmetik-Produkten.<br />

Neu dabei ist auch die<br />

Eventbäckerei. Diese Jungs backen in<br />

ihrem Holzbackofen täglich frisches Brot<br />

nach alten Rezepten. Das Getreide dafür<br />

st<strong>am</strong>mt aus eigenen Anbau. Generell haben<br />

wir es geschafft, dass viele unserer<br />

Mieter in die Attraktivierung ihres Auftritts<br />

investiert haben. Das ist ein sehr<br />

positives Signal. Wir sind übrigens seit<br />

vorigem Jahr komplett ausgemietet, mittlerweile<br />

gibt es sogar eine Warteliste.<br />

Wodurch hebt sich die Markthalle vom<br />

„gewöhnlichen“ Lebensmittelhandel ab?<br />

„Wir wollen der kompetente<br />

Genussplatz<br />

in Innsbruck sein, wo<br />

man entschleunigen,<br />

sich beraten lassen und<br />

gemütlich einkaufen<br />

kann. “<br />

<br />

Kurt Dengg, Markthallenleiter Innsbruck<br />

Dengg: Wir sehen uns im Lebensmittelhandel<br />

mittlerweile als Opinion Leader,<br />

was Neuheiten betrifft. Ob das nun Food<br />

Sharing oder ein gesundes Frühstück ist.<br />

Es ist uns wichtig, mit neuen Produkten<br />

und Dienstleistungen die ersten <strong>am</strong><br />

Markt zu sein.<br />

Wie können solche Innovationen konkret<br />

aussehen?<br />

Dengg: Unser Projekt „Die Waldläufer“<br />

ist ein gutes Beispiel. Wir schaffen hinten<br />

<strong>am</strong> Bauernmarkt Flächen für Produkte,<br />

die nur kurz Saison haben, etwa Pilze<br />

oder Preiselbeeren. Es handelt sich dabei<br />

um eine Art Pop-up-Konzept mit regionalem<br />

Fokus. Am Bauernmarkt in der<br />

Markthalle haben wir außerdem einen<br />

Italiener, der seine landwirtschaftlichen<br />

Produkte selbst direkt in Süditalien holt.<br />

Dadurch kommen unsere Kunden auch<br />

im Winter in den Genuss von frischem<br />

Obst und Gemüse, das nicht aus dem<br />

Glashaus st<strong>am</strong>mt.<br />

Wie funktioniert der Bauernmarkt?<br />

Dengg: In der Markthalle ist von Montag<br />

bis S<strong>am</strong>stag Tag zwischen 7:00 und<br />

12:30 Uhr Bauernmarkt. Der Kunde bekommt<br />

bei uns jeden Tag die ges<strong>am</strong>te<br />

Angebotspalette bäuerlicher Erzeugnisse.<br />

Wir sind die Einzigen, die den<br />

Bauernmarkt die ganze Woche anbieten<br />

können.<br />

– Bezahlte Anzeige –


Interview<br />

Haltbarmachen<br />

leicht gemacht<br />

Einkoch-Profi und Spirituosenexperte Ulrich Jakob Zeni erklärt, worauf es ankommt, d<strong>am</strong>it man<br />

zu Hause beim Einkochen bibelfest wird. Neben Methoden der Haltbarmachung gewährt Zeni auch<br />

Einblick in die Welt der feinen Liköre, Ansätze und Destillate und bricht eine Lanze für den Zucker.<br />

Zur Person<br />

Ulrich Jakob Zeni ist Fachberater für<br />

Obstverarbeitung in der Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />

<strong>Tirol</strong>. Unter tirol.lko.<br />

at sind auch Infos zu Kursterminen zu<br />

finden. Nebenher führt er mit dem Köbelehof<br />

in Silz seinen eigenen Obst- und<br />

Weinbaubetrieb und ist im In- und Ausland<br />

als Spirituosenexperte unterwegs.<br />

Zeni ist Autor der EINKOCH BIBEL und<br />

Mitautor der <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute, die im<br />

Löwenzahn Verlag erschienen sind.<br />

Sie sind Autor der EINKOCH BIBEL und beschäftigen<br />

sich seit langer Zeit mit der Haltbarmachtung von Lebensmitteln.<br />

Nun gibt es seit geraumer Zeit einen Trend<br />

hin zum privaten Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern<br />

im eigenen Garten und <strong>am</strong> Balkon. Welche Methoden<br />

der Haltbarmachung gibt es?<br />

Ulrich Jakob Zeni: Die Haltbarmachung von<br />

Lebensmitteln begleitet die Menschheit, seit sie<br />

sesshaft geworden ist. In der Haltbarmachung<br />

gibt es einige Dinge, die sich wiederholen. Einmal<br />

wäre da die Reduktion des Wasseranteils, also die<br />

Trocknung. Das geht bei Fleisch, Gemüse und Obst<br />

gleichermaßen. Reduziert man den Wasseranteil<br />

auf 15 bis 20 Prozent, werden die Lebensmittel<br />

haltbar, weil Mikroorganismen dann auf den<br />

Lebensmitteln nicht mehr überleben können.<br />

Trocknen ist die älteste Variante der Haltbarmachung.<br />

Als die Menschen Zugang zum Salz hatten,<br />

k<strong>am</strong> das Einsalzen. Durch die Erhöhung des Salzgehaltes<br />

lässt sich wiederum Haltbarkeit erreichen.<br />

Eine Methode, die sich wieder zunehmender Beliebtheit<br />

erfreut, ist die Fermentation. Was hat es d<strong>am</strong>it auf<br />

sich?<br />

Zeni: Bei der Fermentation handelt es sich um eine<br />

milchsaure Gärung. Das heißt, Glucose und andere<br />

Zucker in Obst oder Gemüse werden zu Milchsäure<br />

abgebaut. Durch den Abbau des Zuckers sinkt der<br />

pH-Wert, das Lebensmittel wird also gesäuert und<br />

dadurch haltbar.<br />

Sehr beliebt und althergebracht sind zu Hause auch die<br />

thermischen Verfahren zur Haltbarmachung.<br />

Zeni: Richtig. Dabei kann man unterscheiden<br />

zwischen der Pasteurisierung und der Sterilisierung.<br />

Beim Pasteurisieren arbeitet man mit<br />

Temperaturen unter 100 Grad Celsius. Beim<br />

Sterilisieren arbeitet man mit Temperaturen über<br />

100 Grad. Der wesentliche Unterschied ist der,<br />

dass man beim Sterilisieren so gut wie alle Keime<br />

im Produkt abtötet. Das sieht man an Konserven,<br />

die viele Jahre lang haltbar sind. Die Pasteurisation<br />

macht Lebensmittel zwar nicht keimfrei, bedient<br />

sich aber einer Kombination von Wirkungen, basierend<br />

auf Säuren – wie etwa beim Apfelsaft – und<br />

einer Keimreduktion auf einen Bereich, in dem sich<br />

die Keime nicht mehr vermehren können. Diese<br />

Kombination aus Temperatur und Säure hält die<br />

Mikroorganismen in Schach. Das heißt aber, wenn<br />

die Keimzahl beim Ausgangsprodukt hoch ist, gibt<br />

es bei der Haltbarkeit Probleme. Deshalb ist die<br />

Hygiene und Einwandfreiheit der Grundprodukte<br />

beim Pasteurisieren so wichtig.<br />

Warum dann überhaupt Pasteurisieren und nicht gleich<br />

Sterilisieren?<br />

Zeni: Das ist erstens eine Frage der notwendigen<br />

Energiezufuhr, zweitens eine Frage der Inhaltsstoffe.<br />

Sobald man sterilisiert, zerstört man viele<br />

der wertvollen Inhaltsstoffe wie etwa Vit<strong>am</strong>ine.<br />

Deshalb setzt man häufig auf die Pasteurisierung.<br />

Generell ist es ein Grenzgang zwischen langer<br />

Haltbarkeit und Erhaltung der Inhaltsstoffe.<br />

Sobald Fruchtsäuren im Spiel sind, empfiehlt sich<br />

die Pasteurisierung. In dem Moment, wenn keine<br />

Säuren im Spiel sind, muss sterilisiert werden.<br />

Es gibt für den Hausgebrauch auch noch das Einfrieren,<br />

bei dem auch mit Temperatur gearbeitet wird.<br />

Zeni: Früher hat man das im Winter in der Natur<br />

gemacht. Heute hat das Einfrieren den Nachteil,<br />

dass man auf ständige Energiezufuhr angewiesen<br />

ist.<br />

Was halten Sie vom Einlegen in Essig oder Öl zur<br />

Haltbarmachung?<br />

Zeni: Beim Einlegen gewährleistet man den<br />

Luftabschluss durch die Bedeckung mit Essig und<br />

Foto: Bernhard Aichner<br />

74 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Haltbarmachung<br />

Öl. Gerade das Einlegen in Öl ist aber die schwierigste<br />

Variante, weil man wirklich hygienisch<br />

absolut einwandfrei arbeiten muss. Es gibt nämlich<br />

Mikroorganismen, die unter Luftabschluss<br />

arbeiten können und sehr gesundheitsschädlich<br />

sind. Zum Beispiel das Bakterium Clostridium<br />

botulinum, das zum Botulismus führen kann, der<br />

bei nicht rechtzeitiger Behandlung sogar tödlich<br />

sein kann. Botulismus war vor allem früher weit<br />

verbreitet.<br />

Würden Sie sogar so weit gehen, vom Einlegen in Öl<br />

abraten?<br />

Zeni: Beim Einlegen in Essig habe ich überhaupt<br />

kein Problem, diese Methode weiterzuempfehlen.<br />

Beim Einlegen in Öl habe ich dagegen Bauchweh,<br />

das einfach so weiterzuempfehlen. Das Risiko,<br />

dass da etwas passiert, ist recht hoch. In Öl eingelegte<br />

Zucchini sind geschmacklich super, aber<br />

man muss bei der Herstellung sehr aufpassen und<br />

sie sind auch nicht so lange haltbar.<br />

Haben wir nun sämtliche Verfahren besprochen, die<br />

sich zur Haltbarmachung daheim eignen?<br />

Zeni: Was ich noch nicht erwähnt habe, ist der<br />

Wasserentzug durch Zuckern. Das nennt man<br />

Kandieren. Dabei wird der Zuckergehalt in<br />

den Pflanzenzellen stark erhöht, und zwar auf<br />

mindestens 70 Prozent. Zum Kandieren eignen<br />

sich nahezu alle Früchte, heimische wie exotische.<br />

Kandieren ist aufwändig, die Ergebnisse<br />

sind aber ganz köstlich und entschädigen für die<br />

Mühen.<br />

Besonders beim Einkochen, bei der Herstellung von<br />

Fruchtsäften und Sirupen und nicht zuletzt beim Kandieren<br />

ist man auf Zucker angewiesen. Dieser hat aber<br />

in den letzten Jahren zunehmend schlechtere Presse.<br />

Halten Sie einen Umstieg auf alternative Süßungsmittel<br />

für sinnvoll oder ist das Trommeln gegen den Zucker<br />

Alarmismus?<br />

Zeni: Das Ausweichen auf andere Süßungsmittel<br />

ist zum Teil gar nicht möglich. Beim Kandieren<br />

geht das gar nicht, weil es darum geht, den<br />

Zuckergehalt im Obst stark zu erhöhen.<br />

Das geht deshalb nicht, weil Zucker-Austauschstoffe<br />

teils eine dr<strong>am</strong>atisch höhere<br />

Süßkraft haben. Teilweise könnte man<br />

aber Zucker durch Alternativen ersetzen,<br />

die ähnliche Eigenschaften haben,<br />

wie etwa der derzeit sehr hochgejubelte<br />

Birkenzucker. Wobei man da langfristig<br />

gar nicht weiß, wie sich dieses Xylitol,<br />

ein Zuckeralkohol, auf den Organismus<br />

auswirkt. Ich muss aber ganz ehrlich<br />

sagen, dass ich ein echter Verfechter von Zucker<br />

bin. Zucker ist eines der wichtigsten Lebensmittel.<br />

Ohne Zucker gibt es kein Leben. Was sich<br />

gegenüber früher geändert hat, ist die Tatsache,<br />

dass der Mensch heutzutage über Fast Food und<br />

Convenience-Produkte sehr viel mehr versteckte<br />

„Ich bin ein Verfechter von<br />

Zucker, der eines der<br />

wichtigsten Lebensmittel<br />

ist.“<br />

<br />

Ulrich Jakob Zeni, Autor der EINKOCH BIBEL<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 75


Interview<br />

Zucker zu sich nimmt als früher. Es spricht für<br />

sich, dass Naturjoghurt viele Menschen heutzutage<br />

als zu sauer empfinden. Sogar gesüßtes Mineralwasser<br />

erfreut sich großer Beliebtheit. Auch<br />

die Weine werden tendenziell süßer, der Restzuckergehalt<br />

geht leicht nach oben. Mit Zucker<br />

wird vieles übertüncht. Wir nehmen über den<br />

ganzen Tag verteilt so viel versteckten Zucker<br />

zu uns, dass eine zusätzliche Zuckerzufuhr zu<br />

einem Problem werden kann. Ich appelliere aber<br />

an die Vernunft des Menschen. Wer sich bewusst<br />

ernährt, bekommt kein Problem mit Zucker.<br />

Wenn Eltern ihrem Kind statt der Zuckerbombe<br />

Fruchtzwerg ein Butterbrot mit in die Schule<br />

geben, ist schon einiges erreicht. Es wird auch im<br />

derzeitigen Smoothie-Hype gern übersehen, dass<br />

ein Viertelliter Smoothie einem Viertelkilo Obst<br />

entspricht und entsprechend viel Fruchtzucker<br />

enthält. Deshalb rutscht der Zucker ein wenig ins<br />

Abseits.<br />

Eigentlich gilt, wei bei anderen Substanzen, dass die<br />

Dosis das Gift macht?<br />

Zeni: So ist es. Besonders bei den versteckten<br />

Zuckern habe ich Bedenken. Am Produkt steht<br />

zwar „ohne Zuckerzusatz“, bei den Inhaltsstoffen<br />

steht dann Traubensaftkonzentrat an vorderster<br />

Stelle. Das ist im Grunde nichts anderes als Traubenzucker,<br />

der direkt ins Blut geht. Selbiges gilt<br />

für Agavendicksaft. In der EU zieht man derzeit<br />

gegen Zucker, Fette und Salz ins Feld. Eigentlich<br />

müsste man der Ignoranz des Konsumenten den<br />

K<strong>am</strong>pf ansagen.<br />

In Europa sind wir aber fast noch in einer besseren<br />

Position als etwa die USA, wo durch die stark subventionierte<br />

Maisproduktion in fast jedem Produkt Corn<br />

Syrup, also Maissirup enthalten ist, der die Amerikaner<br />

dick macht.<br />

Zeni: Das ist nichts anderes als aus Maisstärke<br />

gewonnenes Zuckerkonzentrat. Die Lebensmittelindustrie<br />

ist vielfach dazu übergegangen,<br />

verschiedene Zuckerarten zu verwenden, d<strong>am</strong>it<br />

der Zucker in der Liste der Inhaltsstoffe zurückrutscht.<br />

Der<br />

Schlüssel zu<br />

einem gesunden<br />

Lebensstil liegt<br />

in einer abwechslungsreichen<br />

Ernährung.<br />

Obst ist<br />

definitiv gesund,<br />

der Mensch ist<br />

aber kein reiner<br />

Obstesser. Wenn ich jeden Tag zwei Kilo Äpfel<br />

esse, ist das genauso ungesund, wie wenn ich<br />

überhaupt nie einen Apfel esse.<br />

„In der EU zieht man derzeit gegen Zucker,<br />

Fette und Salz ins Feld. Eigentlich müsste<br />

man der Ignoranz des Konsumenten<br />

den K<strong>am</strong>pf ansagen.“<br />

Welche Küchenutensilien benötigt man, um Obst und<br />

Gemüse aus dem eigenen Anbau haltbar zu machen?<br />

Zeni: Es gibt zwei Arten von Kochbüchern. Mannehme-Kochbücher<br />

und Man-habe-Kochbücher.<br />

Ich habe versucht, eines von letzterem Typ zu<br />

schreiben. Bei meinen Einkoch-Rezepten braucht<br />

man lediglich einen Herd, einen Kochtopf, einen<br />

Kochlöffel, ein Sieb und eventuell ein Backrohr<br />

zum Trocknen oder nachträglichen Pasteurisieren.<br />

Eine Flotte Lotte zum Passieren und ein Thermometer<br />

sind auch noch rats<strong>am</strong>, d<strong>am</strong>it man die<br />

Temperaturen im Auge behalten kann.<br />

Sie haben in Ihrem Buch auch Liköre und Ansätze<br />

behandelt. Welchen Ansatz verfolgen Sie, um einen<br />

guten Ansatz oder Likör zu machen?<br />

Zeni: Das Wichtigste ist immer das Ausgangsprodukt.<br />

Das Resultat der Verarbeitung kann nie<br />

besser, sondern immer nur gleich oder schlechter<br />

sein als das Anfangsprodukt. Ein weiterer<br />

wichtiger Punkt ist, sich zu überlegen, was man<br />

erreichen möchte. Will ich einen Himbeerlikörhaben,<br />

der nach Himbeeren schmeckt, einen<br />

Zirbenlikör, der nach Zirbe schmeckt? Dann muss<br />

ich die Zutaten so abstimmen, dass das, was man<br />

zusätzlich dazugibt, so geschmacksneutral wie<br />

möglich ist. Da sind wir dann beim Thema Zucker<br />

und Alkohol. Die Grundlage eines Likörs ist es,<br />

dass er mindestens 100 Gr<strong>am</strong>m Zucker und 15<br />

Volumsprozent Alkohol enthalten muss. Verwende<br />

ich für einen Himbeerlikör Rum als Basis,<br />

geht die Himbeere unter. Ob das gut oder schlecht<br />

ist, hängt von den individuellen Vorlieben und<br />

Erwartungen ab. Ich bin der Meinung, dass die<br />

n<strong>am</strong>ensgebende Frucht im Vordergrund stehen<br />

sollte. Will ich also einen Himbeerlikör machen,<br />

nehme ich den geschmacksneutralen weißen<br />

Zucker und einen neutralen Alkohol, meistens<br />

Vodka oder Weingeist, eventuell auch einen neutralen<br />

Apfelbrand. Bei den Zutaten ist generell<br />

darauf zu achten, dass es sich um beste Ware<br />

handelt. Veredeln, nicht verwerten, sollte das<br />

Credo lauten. Beim Zirbenlikör möchte ich diesen<br />

Waldgeschmack, diese Mundsauna, deshalb verwende<br />

ich dafür Vodka und nicht etwa Cognac.<br />

Sie veranstalten auch Sensorikseminare und Brennkurse.<br />

Wir leben in einem Land, das sich einer guten<br />

Brennkultur rühmen darf. Was zeichnet ein gutes<br />

Destillat aus?<br />

Zeni: Ganz einfach, ein gutes Destillat muss<br />

munden, wohl tun, schmecken. Es muss nach<br />

der Frucht riechen, die <strong>am</strong> Etikett steht. Ich als<br />

Verkoster muss genau wissen, wie der Rohstoff in<br />

all seinen Facetten schmeckt. Der Laie kann aber<br />

nicht alle Rohstoffe kennen. Daher ist die subjektive<br />

Wertung – mir schmeckt etwas oder eben<br />

76 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


<strong>Tirol</strong> Milch Wörgl ist die<br />

nachhaltigste Molkerei<br />

Mitteleuropas!<br />

Die <strong>Tirol</strong> Milch verarbeitet in Wörgl, in der nachhaltigsten Molkerei Mitteleuropas,<br />

ca. 80 Prozent des <strong>Tirol</strong>er Milchaufkommens. Wo <strong>Tirol</strong> Milch draufsteht, ist zu<br />

100 Prozent <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch drinnen.<br />

D<br />

ie <strong>Tirol</strong> Milch produziert<br />

ein Vollsortiment, beste Käsespezialitäten<br />

sowie ein<br />

Spezialsortiment für die Gastronomie.<br />

Fotos: APA Fotoservice Fotograf Jan Hetfleisch<br />

<strong>Tirol</strong> Milch<br />

Von links: Gerald Kotzauer (Geschäftsführung Berglandmilch eGen Verkauf Österreich, Deutschland, Schweiz<br />

und Marketing), Hannes Partl (Obmann-Stv. <strong>Tirol</strong> Milch), DI Josef Braunshofer (Vorsitzender und Geschäftsführer<br />

<strong>Tirol</strong> Milch/Berglandmilch eGen<br />

ENERGY GLOBE AWARD TIROL<br />

<strong>2017</strong> GEhT AN TIROL MILch<br />

Der Energy Globe Award for Sustainability<br />

gilt als einer der weltweit bedeutendsten<br />

und renommiertesten Umweltpreise.<br />

Mit diesem wurde die <strong>Tirol</strong><br />

Milch Wörgl ausgezeichnet. Im November<br />

2016 erhielt die <strong>Tirol</strong> Milch zuvor<br />

schon den klima:aktiv Preis.<br />

<strong>Tirol</strong> Milch Käsespezialitäten werden<br />

regelmäßig vielfach ausgezeichnet,<br />

zum Beispiel der <strong>Tirol</strong> Milch Urtyroler.<br />

Dieser wird aus bester <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />

produziert. Diese Premium-<br />

Bergkäsespezialität wird mindestens<br />

zwölf Monate gereift. Dadurch erhält der<br />

Urtyroler einen unvergleichlich würzigkräftigen,<br />

herzhaften Geschmack. Eiweißkristalle,<br />

die eine Folge der langen<br />

Reifung sind, unterstreichen die Einzigartigkeit<br />

dieser Käsespezialität.<br />

Neueste INNovatIoNeN:<br />

DESSERTGENUSS<br />

Der <strong>Tirol</strong> Milch DessertGenuss verspricht<br />

cremig knusprigen Genuss:<br />

Cremigstes Rahmjoghurt auf bester<br />

Fruchtsauce, mit knusprigen<br />

Kar<strong>am</strong>ell-Butterkeksen und Schokobällen<br />

im TopCup. Und durch<br />

den praktischen Löffel<br />

im Deckel ist der<br />

<strong>Tirol</strong> Milch DessertGenuss<br />

ideal<br />

zum überall<br />

und sofort<br />

Genießen<br />

in den Sorten<br />

Cappuccino-Kar<strong>am</strong>ell<br />

und Erdbeer-Vanille.<br />

TIRoL MILCh WEINzIRLER, IN<br />

RoTWEIN AFFINIERT!<br />

Der <strong>Tirol</strong> Milch Weinzirler ist eine <strong>Tirol</strong>er<br />

hartkäsespezialität mit einer Reifezeit<br />

von mindestens sechs Monaten.<br />

Diese verleiht dem <strong>Tirol</strong> Milch Weinzirler<br />

den würzig-kräftigen, charaktervollen<br />

Geschmack. Nach seiner Reife<br />

wird der Weinzirler noch mit Rotwein<br />

affiniert. Dies gibt ihm sein spezielles<br />

Geschmackserlebnis und der Rinde ihre<br />

spezielle dunkelrote Farbe.<br />

TIRoL MILCh PREMIUM BERG-<br />

KäSEAUFSChNITT<br />

Der <strong>Tirol</strong> Milch Bergkäseaufschnitt ist<br />

der erste Premium-Käseaufschnitt in<br />

Österreich mit drei Premium-Käsesorten<br />

in einer Packung. Die Premium-Bergkäsesorten<br />

sind alle würzig-kräftig im Geschmack,<br />

davon ist einer vier Monate in<br />

der höhle gereifter Bergkäse, ein weiterer<br />

sechs Monate gereifter Bergkäse<br />

mit Rotwein affiniert und einer ein neun<br />

Monate gereifter Bergkäse.<br />

– Bezahlte Anzeige –


Interview<br />

„Veredeln, nicht<br />

verwerten, sollte das<br />

Credo lauten.“<br />

nicht – wichtig. Viele Menschen, die Vogelbeerschnaps<br />

nicht mögen, mögen dessen Marzipan-<br />

Bittermandel-Ton nicht.<br />

Dieser marzipanige Geschmack ist aber auch in<br />

anderen Destillaten teils durchaus prominent zu<br />

schmecken.<br />

Zeni: Ganz genau. Wenn jemand kein Marzipan<br />

mag, scheiden Zwetschke, Weichsel, Marille, Mirabelle,<br />

Pflaume, Vogelbeere, Mehlbeere und Aronia<br />

aus, weil in diesen Destillaten der Marzipanton<br />

in unterschiedlicher Intensität vorhanden<br />

ist. Wer kein Curry mag, wird sich beispielsweise<br />

mit der indischen Küche schwertun. Zurück zum<br />

guten Destillat: Man sollte <strong>am</strong> Destillat riechen<br />

und sich – wenn olfaktorisch alles einwandrei ist<br />

– auf das Probieren freuen. Das Destillat darf <strong>am</strong><br />

Gaumen und im Mund nicht kratzen und scharf<br />

sein und soll auf der Zunge sein Aromenspiel<br />

entfalten. Es darf auch nicht beim Schlucken<br />

„hinunterbrennen“, sondern wohltuend sein.<br />

Der Zugang ist eigentlich ein ganz natürlicher.<br />

Ein gutes Destillat muss nach der Frucht riechen<br />

und schmecken und darf keine körperinternen<br />

Abwehrreaktionen hervorrufen. Nach diesen<br />

Kriterien gehen auch wir Profiverkoster vor:<br />

Riecht es, wie es riechen soll, sind Fremdgerüche<br />

im Spiel, ist es mild, harmonisch und komplex?<br />

Der Zugang ist derselbe, ganz egal ob man nun<br />

Schnaps, Vodka oder Gin verkostet.<br />

Beim Gin, der viele Botanicals enthält, dürfte diese<br />

Bewertung gar nicht so einfach sein.<br />

Zeni: Gin ist ein gutes Beispiel. Dieser darf nicht zu<br />

alkoholisch wirken, der Alkohol ist nur Trägersubstanz<br />

und muss blitzsauber sein. Klassischer Gin<br />

definiert sich in der Regel als wacholderdominante<br />

Spirituose mit Zitrusaromen und anderen Botanicals.<br />

Diese Botanicals können Beeren, Rinden,<br />

S<strong>am</strong>en, Früchte, Fruchtschalen, Gewürze, Kräuter<br />

und Wurzeln sein. Ein Gin muss in erster Linie<br />

nach Wacholder und irgendeiner Zitrusart riechen<br />

und schmecken und rund sein. Hinten kommen<br />

dann die Botanicals dazu. Ist da eine Zutat drin,<br />

die zu dominant ist, ist der Gin nicht mehr rund<br />

und d<strong>am</strong>it nicht gut. Ich habe kürzlich einen Gin<br />

gekostet, der zu zimtlastig war. Das Ziel, ein rundes<br />

Ges<strong>am</strong>tprodukt zu erzeugen, gilt genauso für andere<br />

Lebensmittel. Wenn ich Essiggurken mache,<br />

sollen die nicht in erster Linie nach Lorbeer oder<br />

Wacholder schmecken, so wie der Schweinsbraten<br />

nicht nur nach Kümmel schmecken soll.Es kommt<br />

– wie so oft im Leben – auf die richtige Balance an.<br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

78 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


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Nudeln aus <strong>Tirol</strong><br />

Die Nudelmacher<br />

Nudeln in den unterschiedlichsten Variationen sind das Lieblingsgericht der Österreicher,<br />

noch vor dem Wiener Schnitzel und dem Schweinsbraten. <strong>Tirol</strong> ist ein guter Boden<br />

für die Herstellung von Nudeln, denn nicht nur Österreichs Marktführer Recheis<br />

ist hier beheimatet. Auch einige kleinere Produzenten haben sich auf hausgemachte<br />

Nudeln spezialisiert.<br />

D<br />

as<br />

renommierte Meinungsforschungsinstitut<br />

Nielsen hat 1.200<br />

Personen in Österreich nach ihrem<br />

Lieblingsessen gefragt. Das Ergebnis war dann ein<br />

wenig überraschend, denn weder Wienerschnitzel<br />

noch andere Fleischgerichte wurden als Leibspeise<br />

genannt, sondern Nudeln. In allen denkbaren Variationen.<br />

Es sind aber nicht nur die Saucen unterschiedlich,<br />

auch die Nudeln selber gibt es in vielen, vielen<br />

Abwandlungen. Wikipedia nennt an die 350 verschiedene<br />

Nudelformen. Eine vollständige Aufzählung<br />

würde hier den Rahmen sprengen. Aber<br />

die gängigsten sind ohnehin bekannt. Oder wem<br />

müsste man Spaghetti, Makkaroni, Tagliatelle,<br />

Lasagne oder Spiral- und Hörnchennudeln noch<br />

groß erklären?<br />

Wer hat’s erfunden?<br />

Auch wenn es die Italiener nicht gern hören wollen,<br />

sie haben die Nudel nicht erfunden. Basta! Am Ufer<br />

des Gelben Flusses in China haben Archäologen<br />

4.000 Jahre alte Nudeln ausgegraben, aus der Jungsteinzeit<br />

also. Diese Nudeln hatten schon eine entfernte<br />

Ähnlichkeit mit Spaghetti, wurden aber nicht<br />

aus Weizen, sondern aus Hirse hergestellt. Nach<br />

Italien und d<strong>am</strong>it nach Europa sind die Nudeln dann<br />

durch Marco Polo gekommen, so steht’s in alten<br />

Schulbüchern. Mittlerweile weiß man, dass die Italiener<br />

schon im 4. Jahrhundert die Nudel kannten<br />

und auch die antiken Griechen hatten mit „Laganon“<br />

schon einen eigenen N<strong>am</strong>en dafür. Aber auch das ist<br />

keine 4.000 Jahre her, also kann man die Chinesen<br />

getrost als Erfinder der Nudeln durchgehen lassen.<br />

Vielleicht noch ein tirol-interner historischer<br />

Abstecher zum Thema Nudeln: Eine Legende besagt,<br />

dass an Imster Bauern dereinst von Händlern<br />

Nudeln verkauft wurden. Die Bauern waren vom<br />

Geschmack der neuartigen Speise derart begeistert,<br />

dass sie einen Rest davon aufsparten und im Frühjahr<br />

als Saat auf ihren Feldern ausbrachten. Der<br />

„Nudelbauer“ war geboren und die Bewohner des<br />

Oberländer Dorfs sind diesen Spottn<strong>am</strong>en bis heute<br />

nicht mehr losgeworden. Obwohl, Imst ist ja eigentlich<br />

eine Stadt und kein Dorf …<br />

80 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016


Nudeln<br />

Markus Rabl verkauft nicht nur Bio-Eier oder lässt<br />

d<strong>am</strong>it Nudeln produzieren, gemeins<strong>am</strong> mit seiner Doris<br />

züchtet er auch Rassehühner. Gerti Kistl aus Kundl hat<br />

31 verschiedene Nudelsorten im Angebot. Fünf Tonnen<br />

kommen im Jahr zus<strong>am</strong>men. Ihr Mann Claudio bezeichnet<br />

das Nudelmachen aber immer noch als Hobby.<br />

Fotos: Friedle, Fotolia<br />

Der Marktführer<br />

Wer in <strong>Tirol</strong> über Nudeln schreibt, der kommt an<br />

der Firma Recheis natürlich nicht vorbei. Das Haller<br />

F<strong>am</strong>ilienunternehmen besteht seit 1889 und<br />

produziert heute die enorme Menge von über 15<br />

Millionen Kilo Nudeln im Jahr. Im Vorjahr waren es<br />

15.700 Tonnen. Mit seinen 200 Mitarbeitern erwirtschaftet<br />

die Recheis-Gruppe einen Jahresumsatz<br />

von aktuell 40 Millionen Euro. Recheis-Geschäftsführer<br />

Martin Terzer freut sich: „Mit über 30 Prozent<br />

Marktanteil sind wir Marktführer in Österreich.<br />

Und das sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als<br />

auch in der Gastronomie.“ Das Erfolgsrezept von<br />

Recheis bringt Terzer so auf den Punkt: „Oberste Gebote<br />

unserer täglichen Arbeit sind die Natürlichkeit<br />

unserer Produkte und die hohe Qualität der dafür<br />

verwendeten Zutaten.“<br />

Das Sortiment des Haller Nudelproduzenten<br />

umfasst gut 60 unterschiedliche Nudelformen,<br />

immer wieder wird etwas Neues ausprobiert. Die<br />

meisten Nudeln werden aus Hartweizen hergestellt,<br />

es gibt aber auch nahezu alle Sorten aus<br />

Dinkel und wahlweise mit oder ohne Ei. Auch auf<br />

Ernährungstrends reagiert Recheis. Es gibt etwa<br />

kohlenhydratreduzierte und vegane Nudeln in<br />

vielen Varianten. Recheis setzt bei der Produktion<br />

seiner Nudeln auf allerhöchste Qualität, anders<br />

würde sich die Position des Marktführers nicht<br />

lange halten lassen, 80 Prozent Bekanntheitsgrad<br />

der Marke hin oder her.<br />

D<strong>am</strong>it in Zukunft die Innovationen nicht weniger<br />

werden, hat Recheis eine „Ideenfabrik“ gegründet:<br />

„Jeder unserer Mitarbeiter ist eingeladen, seine<br />

Ideen einzubringen und das Unternehmen mitzuentwickeln.<br />

Der ideenreichste Mitarbeiter wird dann<br />

im Rahmen einer Feier ausgezeichnet“, sagt GF<br />

Martin Terzer.<br />

Tonnenschweres Hobby<br />

Bei den Kistls hört die Ideenfabrik auf den<br />

schönen N<strong>am</strong>en Claudio. Seine Frau Gerti hat<br />

in Kundl Gertis Hofladen eingerichtet und der<br />

Verkaufsschlager dort sind die hausgemachten<br />

Nudeln. Die finden inzwischen so guten Absatz,<br />

dass sie sich zu einem tragfähigen, wirtschaftlichen<br />

Standbein entwickelt haben. Begonnen hat<br />

alles vor 22 Jahren. Kurz nach dem EU-Beitritt<br />

Österreichs landete der Eierpreis im Keller. Wohin<br />

also mit den vielen Eiern? F<strong>am</strong>ilie Kistl musste<br />

sich, wie so viele Hühnerhalter, nach einer Alternative<br />

umsehen. Und so ist Claudio Kistl nach<br />

Schlierbach gefahren und hat dort das Handwerk<br />

des Nudelmachers erlernt. Dann noch die notwendigen<br />

Nudelmaschinen angeschafft, den Behördenkr<strong>am</strong><br />

erledigt und es konnte losgehen. Die<br />

Produktion von hausgemachten Nudeln ist ziem-<br />

Im Hofladen von Gerti Kistl in Kundl sind sämtliche<br />

Sorten an Nudeln verfügbar. Verkauft wird auch auf<br />

Bauernmärkten oder in Lebensmittelgeschäften.<br />

Auch Postversand ist möglich und so manche<br />

Sendung geht dabei bis nach Deutschland.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 81


Nudeln aus <strong>Tirol</strong><br />

lich aufwändig, da muss die ganze F<strong>am</strong>ilie mit<br />

anpacken. Nach und nach wurden die einzelnen<br />

Arbeitsschritte immer mehr zur Routine und heute<br />

verlassen an die fünf Tonnen Nudeln im Jahr<br />

die „Fabrik“ im Keller. Verkauft werden sie dann<br />

zu einem kleinen Teil im Hofladen. Das meiste<br />

geht über die Ladentische von Bauernmärkten,<br />

Lebensmittelgeschäften und anderen Hofläden.<br />

Auch online werden Bestellungen aufgenommen<br />

und die Nudeln dann per Post verschickt, bis nach<br />

Deutschland. Aktuell umfasst das Angebot an Nudeln<br />

aus dem Hause Kistl exakt 31 verschiedene<br />

Sorten – bald könnte mit Kastaniennudeln eine<br />

weitere dazukommen. Man wird sehen. Mit dem,<br />

im Vergleich zu industriell gefertigten Nudeln,<br />

relativ hohen Verkaufspreis hat es nie Probleme<br />

gegeben: „Die Leute wissen Qualität zu schätzen<br />

und akzeptieren, dass Handarbeit eben seinen<br />

Preis hat“, weiß Gerti Kistl aus ihrer langjährigen<br />

Erfahrung.<br />

Für ihren Mann Claudio ist das Nudel-Herstellen<br />

nicht mehr nur ein Hobby, wie es anfangs einmal<br />

„ Die Qualität unserer<br />

Produkte ist oberstes Gebot.“<br />

<br />

Martin Terzer, GF Recheis<br />

war. Mittlerweile wurde dieses zweite Standbein<br />

tonnenschwer und ist wohlschmeckend noch dazu.<br />

Mini-Eier ganz groSS<br />

Markus Rabl ist Obmann der Erzeugergemeinschaft<br />

<strong>Tirol</strong>er Bio-Ei, in der zehn <strong>Tirol</strong>er Bauern<br />

mit ihren gut 20.000 Legehennen vereint sind.<br />

Das ergibt naturgemäß jede Menge Eier und die<br />

werden unter der bekannten Marke „Bio vom<br />

Berg“ im Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Allerdings<br />

nur ab einer bestimmten Größe, Markus<br />

Rabl erklärt das Problem: „Bio-Eier in den Größen<br />

M bis XL lassen sich leicht vermarkten, kleinere<br />

Eier haben keine Chance, obwohl sie ebenfalls<br />

ausgezeichnet schmecken.“ Nun ist es so, dass<br />

junge Hühner ihren jeweiligen Legezyklus d<strong>am</strong>it<br />

beginnen, dass sie sehr kleine Eier legen, die<br />

dann mit jedem Tag größer werden. Rabl selbst<br />

hält 1.500 Hühner und das ergibt im Jahr an die<br />

15.000 Stück marktunfähige Eier der Größe S, also<br />

Small. Auch hier also die Frage: Wohin mit den<br />

vielen Eiern?<br />

Markus Rabl und viele andere Legehennen-<br />

Bauern lassen aus ihren Bio-Eiern Nudeln produzieren,<br />

die sie dann selber vermarkten. In <strong>Tirol</strong> hat<br />

sich kein flexibler Nudelfabrikant dafür gefunden,<br />

also musste alternativ ins benachbarte Bayern ausgewichen<br />

werden. Markus Rabl erklärt den Ablauf:<br />

„Wir liefern unsere Eier direkt nach Bayern raus,<br />

dazu den Hartweizen. Den gibt es in Bio-Qualität<br />

in ganz <strong>Tirol</strong> nicht, also kaufen wir ihn aus der<br />

Po-Ebene zu. Dann werden mit den jeweiligen<br />

Eiern die gewünschten Nudeln produziert und für<br />

jeden Landwirt extra abgepackt. In Rabl-Nudeln<br />

sind also nur Rabl-Eier drin – so funktioniert<br />

das.“ Seine 15.000 S-Eier reichen für etwa 3.000<br />

Packungen Nudeln und Rabl bezahlt dafür die<br />

Herstellungskosten.<br />

Dass aller Anfang schwer ist, musste auch Markus<br />

Rabl feststellen: „Die Leute waren skeptisch,<br />

auch waren die Bauern für die Idee mit den Nudeln<br />

nur schwer zu begeistern. Ich hab dann kleine<br />

Päckchen angefertigt und die Nudeln reihenweise<br />

als Kostproben verschenkt. Ab da hat es dann<br />

angefangen zu laufen.“ Rabl erinnert sich lachend<br />

zurück, wie er einmal einer Kundin eine Packung<br />

seiner Nudeln verkauft hat: „Am nächsten Tag ist<br />

sie dann mit einem großen Sack voller Nudeln zu<br />

mir gekommen. Alles Handelsmarken, ich nenne<br />

keine N<strong>am</strong>en. Sie meinte, vielleicht könne ich die<br />

ja an meine Tiere verfüttern. Sie selber hat sich<br />

gleich noch zwei Packerln meiner Nudeln mitgenommen.“<br />

Die Rabl-Nudeln werden ab Hof, auf<br />

Bauernmärkten oder in Bauernläden vermarktet.<br />

Bedingt durch die hervorragende Qualität lässt<br />

sich dafür ein fairer Verkaufspreis erzielen.<br />

Markus Rabls Frau Doris hat sich seit Kurzem<br />

auf die Zucht seltener Hühnerrassen spezialisiert,<br />

die in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit befreundeten Züchtern<br />

unter hennenland-tirol.at zum Kauf angeboten<br />

werden. Nachschub an Legehennen ist auch<br />

notwendig, denn immer mehr Bauern steigen von<br />

der Milchwirtschaft auf die Bio-Eierproduktion<br />

um und viele dieser Eier werden dann als wertvolle<br />

Grundlage für Nudeln Verwendung finden.<br />

Hausgemachte Nudeln halten gut und gern ein<br />

Jahr lang, aber so lange werden sie im Regelfall<br />

nicht auf ihre Bestimmung warten müssen. Denn<br />

schließlich sind Nudeln das Lieblingsgericht Nummer<br />

eins in unserem Land. Gernot Zimmermann<br />

82 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


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Bäcker<br />

Hoch hinaus<br />

mit Bäcker-Lehre<br />

Das Bäcker-Handwerk ist ein schöner Beruf. Schließlich verbindet jeder mit dem Duft<br />

von Brot positive Gefühle. Um im harten Wettbewerb bestehen zu können, kommt es<br />

heute noch mehr als früher auf Qualität und Handwerkskunst an. Beides ist in <strong>Tirol</strong><br />

zur Genüge vorhanden, wie junge Bäcker-Talente eindrucksvoll gezeigt haben.<br />

H<br />

andwerk hat goldenen Boden. Das<br />

ist, führt man sich den teils drastischen<br />

Facharbeitermangel vor<br />

Augen, unter dem viele Branchen zu leiden haben,<br />

keine leere Phrase. Dass es mit einer Lehre im<br />

Bäckerberuf hoch hinaus gehen kann, bewies<br />

Mitte Juni <strong>Tirol</strong>s Bäckernachwuchs im Rahmen<br />

des Bundeslehrlingswettbewerbs der Bäcker <strong>2017</strong><br />

in Innsbruck. Dieser Wettbewerb, in dem in nicht<br />

weniger als neuen Disziplinen – vom Brotwirken<br />

bis zum Schaugebäck – auf hohem Niveau gearbeitet<br />

wurde, ist für die <strong>Tirol</strong>er Bäcker erfreulicherweise<br />

zum Heimspiel geworden. So konnte sich<br />

Saskia Spiegelhoff vom Lehrbetrieb Bäckerei Lener<br />

in Innsbruck den Bundessieg holen, gefolgt von<br />

Michael Raggl vom Lehrbetrieb Gurgltalbrot in<br />

Nassereith. Der kleine, 2010 gegründete Betrieb<br />

bildet von Anfang an Lehrlinge aus und stellte mit<br />

Florian Ögg bereits 2015 den Bundessieger. Mit<br />

dem jüngsten Erfolg hat man die hohe Qualität<br />

der Ausbildung im Betrieb eindrucksvoll untermauert.<br />

Was hinter dem Erfolg seiner Lehrlinge<br />

steckt, erklärt Bäckermeister Luggi Tschiderer,<br />

der mit Frau Tanja die Bäckerei führt: „Das Besondere<br />

an unserer Lehrlingsausbildung ist, dass der<br />

Lehrling von Anfang an überall eingesetzt wird.<br />

Dass man mit Bäckerlehre zum beruflichen<br />

Höhenflug ansetzen kann,<br />

demonstrierten die <strong>Tirol</strong>er Teilnehmer<br />

Saskia Spiegelhoff (2. v. l.) und Michael<br />

Raggl (Mitte) mit ihren Trainern Johann<br />

Sandbichler (l.) und Hannes Payr (r.) sowie<br />

Andreas Mair (Bäckerausschuss).<br />

Fotos WK, Fotolia<br />

84 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Gold und Silber: Saskia Spiegelhoff und Michael Raggl ließen die Konkurrenz spielend hinter sich. Peter<br />

Zangerl, Bäckerinnungsmeister <strong>Tirol</strong>, war vom Können des <strong>Tirol</strong>er Bäckernachwuchses angetan.<br />

Natürlich Schritt für Schritt, aber <strong>am</strong> Ende der<br />

Lehrzeit kann er alles. Teig mischen, aufarbeiten<br />

und natürlich das Brot ‚ausbacken‘ gehört dazu.<br />

Das Allerwichtigste und Beste in der Lehrzeit<br />

ist, wenn sich der Chef noch Zeit nimmt und<br />

Geduld für den Lehrling aufbringt.“ Ins gleiche<br />

Horn stößt auch „Brotbube“ Stefan Lener, der<br />

mit Saskia Spiegelhoff heuer den besten Bäckerlehrling<br />

Österreichs in seiner Mannschaft hat<br />

und schon seit 1980 Lehrlinge ausbildet: „Unsere<br />

Lehrlinge werden im Laufe der Lehrzeit in allen<br />

Bereichen eingesetzt und lernen jeden Aspekt des<br />

Bäckerhandwerks kennen. Es braucht Allrounder.<br />

Es ist aber gleichzeitig wichtig, sie dabei nicht zu<br />

‚verheizen‘.“<br />

Es sind zweifellos die Allrounder-Qualitäten,<br />

die Bäckern vor allem nach einer Ausbildung in<br />

kleineren Bäckereien zu eigen sind und die sie aus<br />

der Masse hervorstechen lassen. Dabei geht ohne<br />

Motivation – wie in jedem anderen Handwerk und<br />

im Berufsleben überhaupt – nichts. „Besonderen<br />

Wert legen wir darauf, dass der Lehrling auch<br />

selber etwas lernen will. Es bringt nichts, wenn er<br />

es nur machen muss, sondern die Liebe zum Beruf<br />

gehört da dazu, das sollte man dann auch beim<br />

Brot ‚schmecken‘“, meint Tschiderer.<br />

Qualitätsausbildung führt<br />

zu Qualitätsware<br />

Der Bäckerberuf ist zweifellos ein schöner, erfüllender<br />

Beruf. Wer liebt nicht den Duft frisch<br />

gebackenen Brots? Bäcker zu sein, ist weit mehr<br />

als ein Brotberuf, sondern eine Leidenschaft.<br />

Schließlich stellt man mit Brot ein unverzichtbares<br />

Grundnahrungsmittel her. „Ein Nahrungsmittel,<br />

das immer gebraucht wird. Ein Leben ohne Brot<br />

ist für viele gar nicht vorstellbar. Außerdem arbeiten<br />

wir mit der Natur, das heißt ohne chemische<br />

Backhilfsmittel, und es ist toll, etwas Gesundes<br />

herzustellen. Von dem Duft des frischen Brots<br />

mal ganz abzusehen ...“, gerät Luggi Tschiderer ins<br />

Schwärmen. Es ist diese Leidenschaft, das Brennen<br />

fürs eigene Handwerk, das Lehrherren wie<br />

Tschiderer und Lener an ihre Lehrlinge weiterzugeben<br />

vermögen.<br />

Doch wie lässt sich der schöne Bäckerberuf der<br />

heutigen Jugend schmackhaft machen? Für ihn<br />

persönlich seien, selbst wenn man eine Sechstagewoche<br />

habe, die Arbeitszeiten ein Pluspunkt,<br />

argumentiert Stefan Lener: „Wenn ich um halb<br />

drei beginne und nach der Arbeit die Bäckerei<br />

verlasse, habe ich den ganzen Nachmittag frei.<br />

Man muss sich halt den Schlaf entsprechend<br />

einteilen.“ Gurgltalbrot-Bäcker Luggi Tschiderer<br />

räumt ein, dass der Beruf auch anstrengend sei,<br />

beurteilt das aber ganz ähnlich: „Wir Bäcker haben<br />

auch genügend Zeit. Die Jugendlichen arbeiten in<br />

der Nacht bzw. früh morgens, <strong>am</strong> Vormittag ein<br />

paar Stunden Schlaf und nachmittags haben sie<br />

Freizeit. Jemand <strong>am</strong> Bau muss beispielsweise den<br />

ganzen Tag arbeiten und kommt dann <strong>am</strong> Abend<br />

nach Hause und hat nur <strong>am</strong> Wochenende Freizeit.“<br />

Und: „Auch der Lohn ist für einen Bäckerlehrling<br />

ein Ansporn.“<br />

Die kleineren Bäckereibetriebe, ohne deren<br />

wertvollen Beitrag zur Lehrlingsausbildung<br />

es womöglich finster aussähe, sehen neben<br />

persönlichem Service und Flexibilität nur drei<br />

Möglichkeiten, sich dauerhaft gegen die Industrie-Massenware<br />

zu behaupten: kompromisslose<br />

handwerkliche Qualität, Qualität und noch einmal<br />

Qualität. <br />

David Winter<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 85


Mehl<br />

Mehl<br />

Mehl gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln<br />

überhaupt und ist aus keiner<br />

Küche und aus keiner Backstube wegzudenken.<br />

Die Verwandlung von Getreide in Mehl<br />

ist ein uraltes Handwerk und hat sich im<br />

Lauf der Geschichte nicht wesentlich geändert.<br />

Dennoch gibt es Unterschiede in der<br />

Herstellung von Mehl – auch in <strong>Tirol</strong>.<br />

A<br />

rchäologische Funde belegen, dass<br />

schon 4.000 Jahre vor unserer<br />

Zeitrechnung in Ägypten Getreide<br />

angebaut wurde, wahrscheinlich liegt der erste<br />

Anbau gut 10.000 Jahre zurück. Über Jahrtausende<br />

hinweg wurde das Getreide aber nicht zu Mehl<br />

verarbeitet – der erste „Mahlgang“ mit waagrecht<br />

angebrachten Mühlsteinen erfolgte vor etwa 3.600<br />

Jahren, auch in Ägypten. Die erste mit Wasserkraft<br />

angetriebene Mühle ging 100 vor Christi in Betrieb,<br />

in unseren Gefilden sind Wassermühlen und<br />

auch Windmühlen erst seit ungefähr 1.000 Jahren<br />

bekannt.<br />

Im Prinzip funktioniert das Mahlen von Getreide<br />

seit jeher gleich – das jeweilige Korn wird so<br />

lange und so oft zwischen zwei Steinen zerrieben,<br />

bis Mehl in der gewünschten Feinheit übrigbleibt.<br />

Es geht aber auch ohne Mahlen, denn jedes<br />

Getreide kann auch gemörsert werden und Dinkel<br />

muss man so oder so „spelzen“, wie das die <strong>Tirol</strong>er<br />

Bauern nennen. Aber bleiben wir beim Mahlen von<br />

Mehl.<br />

Der Big Player<br />

Wenn die Farbe der Verpackung eines Produkts<br />

zu einem Teil des allgemeinen Wortschatzes wird,<br />

dann braucht sich das betreffende Unternehmen<br />

über Werbemaßnahmen nicht mehr groß den Kopf<br />

zu zerbrechen. Die Rede ist von der Innsbrucker<br />

Rauchmühle, der führenden Mühle Westösterreichs.<br />

Die Typisierung der Rauch-Mehle mittels Farben<br />

ist derart in den Sprachgebrauch der <strong>Tirol</strong>er eingegangen,<br />

dass sogar in Rezepten die Begriffe „Grünes<br />

Mehl“, „Blaues Mehl“ oder „Oranges Kuchenmehl“<br />

verwendet werden.<br />

Jährlich werden an der Innsbrucker Hallerstraße<br />

30.000 Tonnen Weizen, 5.000 Tonnen Roggen und<br />

200 Tonnen Dinkel vermahlen. Die Rauchmühle<br />

produziert naturreines Mehl und für Bäckereien<br />

wird mit dem „Vinschger-Mehl“ eine spezielle<br />

Mehlmischung angeboten. Das Getreide dafür wird<br />

ausschließlich in Ostösterreich angebaut und per<br />

Eisenbahn direkt in die Rauchmühle geliefert, wo es<br />

einen eigenen Gleisanschluss gibt. Da freut sich die<br />

Umwelt.<br />

Die umgewälzten Mengen an Getreide und Mehl<br />

in der Rauchmühle muten gigantisch an – so beträgt<br />

allein die Lagerkapazität des Getreidesilos 15 Millionen<br />

Kilogr<strong>am</strong>m. Die Befüllung der 30 Kilo schweren<br />

Mehlsäcke für Großabnehmer erfolgt 300 Mal in<br />

einer Stunde und auch bei der vollautomatischen<br />

Kleinpaketierung geht ordentlich was weiter – 6.000<br />

Stück verlassen jede Stunde die Förderbänder.<br />

In Österreich hat die Rauchmühle einen Marktanteil<br />

von etwa 15 Prozent und zählt d<strong>am</strong>it hierzulande<br />

zu den Big Playern bei den industriellen<br />

Mühlen. D<strong>am</strong>it das so bleibt, werden bei der Auswahl<br />

der Rohstoffe und bei der Produktion höchste<br />

86 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Mehl aus <strong>Tirol</strong><br />

Qualitätsmaßstäbe angelegt. Auch die Mühle selbst<br />

wird durch regelmäßige Investitionen stets auf den<br />

neuesten technischen Stand gebracht.<br />

Tradition verpflichtet<br />

Die Wieshofermühle in St. Johann ist die letzte<br />

große nichtindustrielle Mühle <strong>Tirol</strong>s. Heute wird<br />

der Betrieb in sechster Generation von Lukas Krainz<br />

geführt, die Geschichte des Mühlen-Standorts reicht<br />

aber weit über 500 Jahre zurück.<br />

Schon beim Betreten des Geländes der Wieshofermühle<br />

liegt typischer Getreide- und Mehlgeruch in<br />

der Luft. 5.000 bis 7.000 Tonnen Getreide werden<br />

hier alljährlich vermahlen und hauptsächlich zu<br />

Mehl verarbeitet. Die übrig gebliebene Kleie geht in<br />

die Futtermittelproduktion. Zu den Hauptkunden<br />

der Wieshofermühle zählen Bäckereien, Großhändler<br />

und bekannte Einzelhandelsketten. Etwa drei Prozent<br />

der Produktion wird in 1-Kilo-Säcken abgefüllt<br />

und im hauseigenen Mühleladen und in lokalen<br />

Supermärkten verkauft.<br />

Lukas Krainz ist 2010 im Anschluss an das abgeschlossene<br />

Betriebswirtschaftsstudium in den<br />

F<strong>am</strong>ilienbetrieb eingetreten, zwei Jahre später ist<br />

seine Schwester Caroline ins Geschäft eingestiegen.<br />

Nach dem plötzlichen Ableben seines Vaters im Jahr<br />

2016 wurde Lukas Eigentümer der Wieshofermühle,<br />

die d<strong>am</strong>als in einer schwierigen Situation war: „Das<br />

österreichweite Mühlensterben hat auch unserem<br />

Betrieb zugesetzt. Der ganze Markt hat sich stark<br />

verändert, also gilt es, sich durch Innovationen,<br />

hochwertigste Produkte und besten Service einzigartig<br />

zu präsentieren.“<br />

Lukas Krainz vertritt in <strong>Tirol</strong> den Berufstand der<br />

Müller in der Lebensmittelinnung und weiß um<br />

die Bedeutung des Handwerks: „Ein guter Müller<br />

braucht viel Fachwissen, nicht nur, was die perfekte<br />

Justierung der Mühle anbelangt.“ Zwar könne man,<br />

so Krainz, ein gutes Getreide „nicht wirklich kaputtmachen“,<br />

aber aus einer schlechten Getreidequalität<br />

lasse sich mit Sicherheit kein gutes Mehl herstellen:<br />

„Alchemist bin ich nämlich keiner“, so Lukas Krainz.<br />

Für das Mehl der Wieshofermühle wird ausschließlich<br />

in Österreich angebautes Getreide verwendet.<br />

Aus seinen Lieferanten macht Krainz kein<br />

Geheimnis, volle Transparenz sieht er als Selbstverständlichkeit<br />

an. Beim Weizen hat sich Krainz für die<br />

Sorte Astardo entschieden. „Der passt von seinen<br />

Charaktereigenschaften perfekt in den Produktionsablauf<br />

des Backens hinein“, erklärt Lukas Krainz.<br />

Ganz wichtig sei auch eine gleichbleibende Qualität,<br />

denn nur so ließen sich homogene Produkte herstellen.<br />

Um die Bäcker unter seinen Kunden besser zu<br />

verstehen, hat Krainz Brot backen gelernt und kennt<br />

jetzt die Fachausdrücke für die jeweilige Beschaffenheit<br />

eines Teigs: „Das gehört zum persönlichen<br />

Service dazu. Je mehr ich über das Bäckerhandwerk<br />

Lukas Krainz und seine Schwester Caroline in ihrer<br />

Mühle in St. Johann. Die für die Mahlgänge benötigte<br />

Energie liefert ein eigenes Wasserkraftwerk. Im<br />

Mühle-Laden wird das Mehl der Wieshofermühle in<br />

1-kg-Packungen angeboten, Großkunden werden<br />

auch mit dem LKW beliefert.<br />

Fotos: Fotolia, Friedle, Rauch<br />

Über den eigenen Gleisanschluss <strong>am</strong> Gelände der<br />

Rauchmühle wird das Getreide gleich waggonweise<br />

angeliefert. 6000 Packungen Mehl zu je 1 kg<br />

verlassen jede Stunde die Kleinpaketieranlage.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 87


Mehl<br />

Mehltypen<br />

Die Typisierung von Mehlsorten<br />

unterscheidet sich in Österreich<br />

von vielen anderen Ländern. Man<br />

unterscheidet hierzulande folgende<br />

Mehltypen:<br />

W480<br />

(Weizenmehl für<br />

feine Backwaren)<br />

beliebtes Haushaltsmehl, gute<br />

Backeigenschaften<br />

W700<br />

(Weizenmehl mit höchster<br />

Klebereigenschaft)<br />

für feinporige Teige und als Vielzweckmehl<br />

geeignet<br />

W1600<br />

(dunkles Weizenmehl)<br />

Mischbrote oder herzhafte Backwaren<br />

R500<br />

(feines Roggenmehl)<br />

helle Roggenbrote<br />

R960<br />

(normales Roggenmehl)<br />

Mischbrote, Lebkuchen, Gebäck<br />

Vollkornmehl<br />

(Weizenmehl mit vollen<br />

Körnern)<br />

Lebkuchen, Brot, Gebäck<br />

R2500<br />

Schwarzroggenmehl<br />

Zusätzlich unterscheidet man nach<br />

den Eigenschaften wie „glatt“,<br />

„universal“ oder „griffig“.<br />

weiß, desto individueller kann ich meine Kunden<br />

beraten.“<br />

Dass Lukas Krainz Brot backen kann, hat noch<br />

einen Vorteil – er kann jetzt die immer wieder stattfindenden<br />

Exkursionen zu seiner Mühle mit einem<br />

Backkurs verbinden, was von den Besuchern sehr<br />

gut angenommen wird. Krainz könnte sich sogar<br />

eine Art „Mühlen-Erlebniswelt“ vorstellen, aber das<br />

ist Zukunftsmusik.<br />

Jedenfalls arbeiten Lukas und Caroline Krainz<br />

mit ihren 13 Mitarbeitern täglich daran, dass das<br />

letzte Kapitel der Geschichte der traditionsreichen<br />

Wieshofermühle noch lange nicht geschrieben ist.<br />

Die Bio-Pioniere<br />

Als die Glatzls im Jahr 1980 in Haiming mit biologischem<br />

Landbau begann, war Bio in <strong>Tirol</strong> noch ein<br />

echtes Fremdwort. „Ich war d<strong>am</strong>als keine 20 Jahre<br />

alt und wir haben unsere ganze Landwirtschaft<br />

konsequent auf Bio umgestellt“, erinnert sich Josef<br />

Glatzl zurück. Der Umstellung folgte ein jahrelanger<br />

Lernprozess, angebaut wurden hauptsächlich<br />

Weizen und Kartoffel, dazu Dinkel: „Das war etwas<br />

ganz Neuartiges, in der Landwirtschaftsschule hatte<br />

ich das Wort Dinkel nie gehört“, sagt Glatzl. Aber<br />

der Trend hin zur bewussteren Ernährung war nicht<br />

mehr aufzuhalten. „Mit unseren zwei, drei Tonnen<br />

Dinkel sind wir d<strong>am</strong>als zur Ruppmühle nach Vorarlberg<br />

gefahren, weil es in <strong>Tirol</strong> noch keine Spelzanlage<br />

gegeben hat“, sagt Bio-Bauer Josef Glatzl.<br />

Die Anbaufläche vergrößerte sich im Lauf der Zeit<br />

und jahrelang haben die Glatzls ihr Getreide direkt<br />

verkauft. Dann sind aber vermehrt Kundenwünsche<br />

nach Mehl an sie herangetragen worden und schließlich<br />

hat Bruder Hans Glatzl in Haiming eine eigene<br />

Mühle dafür gebaut. Das war 1995.<br />

Hans Glatzl ist Müller aus Leidenschaft, er hat<br />

buchstäblich Mehl im Blut: „Mein Vater st<strong>am</strong>mt<br />

aus Mühlbachl und viele meiner Vorfahren waren<br />

Müller. Das reicht bis 1750 zurück“, erklärt Hans<br />

sein Faible für Mehl. „Eine eigene Wassermühle zu<br />

bauen, ist ein Kindheitstraum von mir, den ich mir<br />

Hans Glatzl vor seiner<br />

Wasermühle in Haiming<br />

als Erwachsener erfüllen hab‘ können“, sagt Glatzl<br />

und erzählt, wie er sich in ganz <strong>Tirol</strong> die Einzelteile<br />

seiner Mühle zus<strong>am</strong>mengesucht hat. Nach langer<br />

Suche wurde er auch beim Standort fündig. Dabei<br />

lag das Gute doch so nah. Denn mitten in Haiming,<br />

nomen est omen <strong>am</strong> Mühlbach gelegen, konnte<br />

Hans Glatzl von der Gemeinde ein kleines Grundstück<br />

pachten. Mittlerweile gehört es ihm. Jetzt<br />

treibt das große Wasserrad zwei Mahlwerke an. Bei<br />

Bedarf wird in mehreren Mahlgängen aus Weizen<br />

oder Roggen Bio-Mehl erzeugt, alle paar Wochen eine<br />

Tonne davon. Ohne irgendwelche Beigaben oder<br />

Zutaten: „Was oben als Getreide reinkommt, kommt<br />

unten als Mehl raus. Fertig“, bringt Hans das Credo<br />

der Glatzls auf den Punkt. Das Handwerk hat sich<br />

Hans Glatzl von alten Müllern der Umgebung abgeschaut<br />

und viel darüber gelesen. Jedenfalls macht<br />

es ihm große Freude, Mehl wie vor 100 Jahren zu<br />

erzeugen.<br />

Das Bio-Mehl aus dem Hause Glatzl wird<br />

zum Großteil in 25-Kilo-Säcken vermarktet, die<br />

Haushalts packungen zu einem Kilo werden auf<br />

Bauernmärkten, in der Oberländer Bauernkiste oder<br />

in Hofläden verkauft. Natürlich auch im eigenen in<br />

Haiming. Den hat Josef Glatzl 2004 eröffnet. Auch<br />

ein Wagnis. Denn dafür hat Josef seinen Beruf aufgegeben.<br />

Seine Bio-Landwirtschaft hat er nämlich<br />

30 Jahre lang im Nebenerwerb geführt. Hatte es zu<br />

Beginn im Hofladen eigentlich nur Brot gegeben, so<br />

kann man heute unter anderem Fleisch (auf Vorbestellung),<br />

Würste, Marmeladen, Honig oder Nudeln<br />

einkaufen. Und natürlich alle Sorten von Bio-Mehl –<br />

denn d<strong>am</strong>it haben sich die Glatzls aus Haiming einen<br />

besonders guten N<strong>am</strong>en gemacht. Müller Hans<br />

Glatzl ist Vorsitzender der <strong>Tirol</strong>er Mühlenplattform<br />

und weiß, dass es früher in <strong>Tirol</strong> gut und gern 3.000<br />

Wassermühlen gegeben hat. Heute sind in Nordtirol<br />

an die 150 übriggeblieben, in Südtirol noch etwa<br />

350. Das Handwerk des Müllers und die Kunst des<br />

Mahlens werden aber dennoch nicht aussterben –<br />

dafür ist Mehl ein zu unverzichtbares Lebensmittel.<br />

<br />

Gernot Zimmermann<br />

88 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


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Porträt Garnelen<br />

Alpengarnelen<br />

Zwei junge <strong>Tirol</strong>er haben sich zum Ziel gesetzt, ausgerechnet<br />

im Land der Berge Garnelen zu züchten. Und das ohne Verwendung<br />

von Medik<strong>am</strong>enten und Antibiotika, also auf eine ökologisch<br />

nachhaltige Art und Weise. Die ersten original <strong>Tirol</strong>er<br />

Garnelen sind längst ausgeliefert, jetzt stehen Daniel Flock und<br />

Markus Schreiner vor dem ganz großen Sprung.<br />

F<br />

ernsehen bildet, sagt man. Ein zum<br />

geflügelten Wort gewordenes Klischee<br />

und doch auch wahr. Denn<br />

es war eine Fernseh-Reportage über eine Garnelenfarm<br />

im asiatischen Raum, die sich die beiden<br />

Großcousins Daniel Flock und Markus Schreiner<br />

gemeins<strong>am</strong> angesehen haben. Am Ende des wenig<br />

schönen Beitrags meinte Daniel Flock nur: „Das<br />

muss auch anders gehen!“ Und in diesem Augenblick<br />

war die beinahe schon verrückt anmutende<br />

Idee geboren, im heimatlichen <strong>Tirol</strong> Garnelen zu<br />

züchten.<br />

Markus Schreiner und Daniel Flock sind von<br />

Kindesbeinen an begeisterte Aquarianer, mit<br />

Wasserlebewesen kannten sie sich also schon<br />

einigermaßen aus. Zudem sind beide beruflich<br />

als Konstrukteure tätig, da kann man sich schon<br />

mal selber eine kleine Versuchsanlage zus<strong>am</strong>menbauen.<br />

Das Abenteuer „Alpengarnelen“ konnte<br />

beginnen.<br />

Die beiden Cousins haben mit ihrer Garnelenzucht<br />

ganz klein angefangen und den Umfang der<br />

Anlage Stück für Stück erweitert und vergrößert.<br />

Ganz getreu dem Motto: Mal schauen, wohin sich<br />

90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Brixentaler KochArt<br />

„Garnelenzüchten muss<br />

auch anders gehen.“<br />

<br />

Schreiner und Flock nach einer TV-Doku über Garnelen<br />

Fotos: Friedle<br />

das alles entwickelt. Es entwickelte sich prächtig,<br />

soviel steht fest.<br />

Heute steht in Hall, <strong>am</strong> Gelände von Gemüseland<br />

<strong>Tirol</strong>, eine voll funktionsfähige Zuchtanlage<br />

für White-Tiger-Garnelen, untergebracht in einem<br />

unscheinbaren Gebäude. Die Anlage besteht aus<br />

einem 13.000-Liter-Becken und einem kleineren<br />

Tank mit 3.000 Litern. Ein ausgeklügeltes Filtersystem<br />

sorgt für die idealen Lebensbedingungen der<br />

Garnelen. Das Wasser muss dabei konstant 28 Grad<br />

warm sein. Ein ganz besonderes Know-how erfordert<br />

die Verwandlung von <strong>Tirol</strong>er Leitungswasser<br />

in perfektes Salzwasser. Nicht weniger als 96 (!)<br />

verschiedene Mineralien in unterschiedlichsten<br />

Mengen sind dafür notwendig. Das allein ist schon<br />

eine eigene Wissenschaft.<br />

Frischer geht‘s nicht<br />

Die heranwachsenden Garnelen werden mit einem<br />

speziellen Nahrungsmittelcocktail gefüttert, einem<br />

Granulat bestehend unter anderem aus Seetang,<br />

Fisch und Omega-3-Fettsäuren.<br />

Die Larven ihrer Alpengarnelen beziehen Flock<br />

und Schreiner aus Übersee, natürlich von einem<br />

ökologischen Vorzeigebetrieb. Das ist den beiden<br />

überhaupt das größte Anliegen, dass ihre Garnelen<br />

ohne Mithilfe von Medik<strong>am</strong>enten oder Antibiotika<br />

heranwachsen – wie gesagt, das muss auch anders<br />

gehen.<br />

Es dauert mehr als ein halbes Jahr, bis aus den<br />

Larven marktfähige Garnelen werden, denn erst<br />

dann haben sie eine Größe von gut zwölf bis 15<br />

Zentimetern und wiegen zwischen 20 und 30<br />

Gr<strong>am</strong>m. Die White Tigers aus <strong>Tirol</strong> zeichnen sich<br />

durch ihren hervorragenden Geschmack aus. Von<br />

der Frische her kann sowieso keine Garnele der<br />

Welt mit ihren Haller Artgenossen mithalten. Denn<br />

die Alpengarnelen kommen lediglich gekühlt zu<br />

ihren Abnehmern, eingefroren wird nicht. Dagegen<br />

können asiatische Garnelen schon mal sechs, sieben<br />

Monate alt sein, bevor sie bei uns auf den <strong>Teller</strong><br />

kommen.<br />

Schon als Schreiner und Flock die ersten Exemplare<br />

ihrer Garnelen zum Verkosten reichten, war<br />

die Begeisterung groß. Vom ersten Moment an<br />

übertraf die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches.<br />

N<strong>am</strong>hafte Gastronomen aus der näheren<br />

Umgebung zeigten sich sofort daran interessiert,<br />

der Handel hat auch schon angeklopft und besonders<br />

gern erinnern sich die beiden an einen Anruf<br />

aus Wien: „Da hat ein Sushi-Lokal angerufen und<br />

sich nach unseren Garnelen erkundigt. Die hätten<br />

sehr gern mal wieder welche <strong>am</strong> Speiseplan gehabt,<br />

aber die <strong>am</strong> Markt angebotene Qualität passte<br />

ihnen schon lange nicht mehr“ sagt Markus Schreiner.<br />

Also wurde ein Päckchen mit einer Kostprobe<br />

aus <strong>Tirol</strong> nach Wien gesandt. Eine große Bestellung<br />

erfolgte postwendend.<br />

Noch ist das Ganze für die beiden nur etwas<br />

mehr als ein Hobby. Aber jetzt könnte es richtig<br />

ernst werden. Es steht die Kommerzialisierung des<br />

gewagten Projekts an. Schon im kommenden Jahr<br />

soll es so weit sein. „Wir suchen eine größere Halle,<br />

idealerweise neben einem Industriebetrieb gelegen,<br />

d<strong>am</strong>it wir dessen Abwärme nutzen können“<br />

sagt Daniel Flock. Und Markus Schreiner fügt an:<br />

„Die Becken sollen an die 700 Kubikmeter Wasser<br />

fassen, d<strong>am</strong>it ließen sich wohl an die 20 Tonnen<br />

Garnelen im Jahr ernten.“ Von ihrem ökologisch<br />

nachhaltigen Konzept werden die beiden dabei<br />

nicht abrücken, das wird ein Alleinstellungsmerkmal<br />

bleiben.<br />

Auch wenn Flock und Schreiner beim Bau einer<br />

vollkommerziellen Zuchtanlage wieder viel selber<br />

Hand anlegen, wird es ohne Investoren wohl nicht<br />

gehen. Die zu finden und zu überzeugen, das wird<br />

ihre Aufgabe für die kommenden Wochen und<br />

Monate sein.<br />

Wer mehr über White-Tiger-Garnelen made in<br />

<strong>Tirol</strong> wissen möchte, der kann sich auf Facebook –<br />

Stichwort „Alpengarnelen“ – kundig machen. Und<br />

wenn man Glück hat, dann sind gerade ein paar<br />

Garnelen erntereif und man kann sich selber vom<br />

außergewöhnlich guten und frischen Geschmack<br />

überzeugen. Sonst wird man halt auf eine Liste gesetzt<br />

und spätestens dann, wenn die große Anlage<br />

fertig ist, informiert und beliefert.<br />

Gernot Z8mmermann<br />

Die beiden Garnelenzüchter Markus Schreiner (links)<br />

und Daniel Flock vor einem ihrer selber konstruierten<br />

Becken in Hall. In solchen Salzwassertanks<br />

sollen in Zukunft bis zu 20 Tonnen <strong>Tirol</strong>er Garnelen<br />

heranwachsen.<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 91


Bäckerei Lener<br />

Der betörende<br />

Brot<br />

Duft von<br />

In der Bäckerei Lener stellen die „Brotbuben“ in dritter Generation Backwerk noch handwerklich<br />

und aus feinen Zutaten her. Helferlein aus der Industrieproduktion findet man<br />

dort keine, die Teige dürfen rasten. Und das schmeckt man.<br />

E<br />

s ist gerade einmal sechs Uhr früh, der Morgen<br />

graut und es ist im Freien schon recht<br />

warm. Doch bei Weitem nicht so warm wie<br />

in der Backstube der Bäckerei Lener in der Museumstraße<br />

in Innsbruck, wo das Tag- bzw. Nachtwerk<br />

der Bäcker fast schon vollbracht ist<br />

und allerlei Brote im Ofen gebacken<br />

werden und einen betörenden Duft<br />

verströmen. Einen Duft, der einem<br />

das Wasser im Mund zus<strong>am</strong>menlaufen<br />

lässt und irgendwie zufrieden<br />

macht. Den typischen Geruch, den<br />

Frischgebackenes verströmt, nehmen<br />

die „Brotbuben“ Stefan und Sohn<br />

Markus Lener nicht mehr bewusst<br />

wahr. „Erst wenn ich im Urlaub bin<br />

und irgendwo frisch gebacken wird, wird mir der<br />

herrliche Duft wieder richtig bewusst“, erzählt Markus<br />

Lener, der Schritt für Schritt die Geschäfte von<br />

Vater Stefan Lener übernimmt. Backen ist immer<br />

noch ein Handwerk, auch wenn einem das bei der<br />

<br />

<br />

„Große Brotlaibe haben eine<br />

dickere Kruste und intensivere<br />

Röstaromen.“<br />

Markus Lener, Bäckermeister und „Brotbube“<br />

Schwemme an industriell gefertigter Massenware,<br />

die einem aus den Supermarktregalen entgegenlacht,<br />

nicht immer bewusst ist. Allmorgendlich hat<br />

es fast rituellen Charakter, dass Bäckermeister Stefan<br />

Lener in eine von Hand gemachte Semmel, eine<br />

Handsemmel, beißt. Tag für Tag werden<br />

mehrere Hundert dieser Semmeln<br />

gewirkt, die zwar etwas teurer sind, aber<br />

tatsächlich besser schmecken als die<br />

maschinell produzierten. Das hat einen<br />

einfachen Grund: Dadurch, dass unter<br />

den einzelnen Lauchen – das sind die<br />

fünf Teile der Semmel, die miteinander<br />

den Stern ergeben – eine Mischung aus<br />

Kartoffel- und Roggenmehl eingearbeitet<br />

ist, vergrößert sich die Oberfläche<br />

der Semmel, was zu mehr Geschmack und Knusprigkeit<br />

führt. Als Rezept wider den Einheitsteig haben<br />

die Leners sich höchster Qualität und Individualität<br />

verschrieben. Dieses Versprechen wird zum einen<br />

durch höchst qualifizierte Mitarbeiter, zum ande-<br />

92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Brot<br />

Vater und Sohn: Stefan (li.) und Markus Lener sind gemeins<strong>am</strong><br />

für die hohe „Brotbuben“-Qualität zuständig.<br />

Große Laibe sind durch die längere Backzeit aromatischer<br />

und werden auch halbiert und geviertelt verkauft.<br />

ren durch den konsequenten Einsatz bester, nach<br />

Möglichkeit heimischer Rohstoffe eingelöst. Über<br />

den Megatrend Regionalität möchten die Bäcker gar<br />

nicht erst reden, schließlich habe man immer schon<br />

auf heimische Produkte gesetzt, ohne das groß hinauszuposaunen.<br />

In der Bäckerei Lener wird auch auf die Nachwuchsarbeit,<br />

die Lehre, großer Wert gelegt. Jüngst<br />

wurde Lener-Lehrling Saskia Spiegelhoff beim<br />

Bundeslehrlingswettbewerb der Bäcker zu Österreichs<br />

bestem Bäckerlehrling gekürt. Das zeigt, dass<br />

das Handwerk bei Lener noch etwas gilt. Mit acht<br />

Filialen sei man bei der Betriebsgröße gerade noch<br />

an jener Grenze, an der das meiste handwerklich<br />

gemacht werden könne, betont Markus Lener. So<br />

werden die Teige zum Beispiel noch händisch in<br />

zuvor gerösteten Sonnenblumenkernen gewendet<br />

und in Formen gegeben. Neben den Rohstoffen,<br />

die qualitativ hochwertig sein müssen, ist es für das<br />

Endprodukt wichtig, den Teigen genügend Zeit zum<br />

Rasten zu geben, was sich wiederum vorteilhaft<br />

sowohl auf den Geschmack als auch die Konsistenz<br />

der Backwaren auswirkt.<br />

GESCHMACK IN DER KRUSTE<br />

Seit geraumer Zeit müssen die Brotbuben vermehrt<br />

kleinere Brötchen backen. Das liegt nicht<br />

an der wirtschaftlichen Situation, sondern an der<br />

demografischen Entwicklung. Es gibt schlicht<br />

mehr Single-Haushalte, für die große Brotlaibe<br />

mengenmäßig zu viel wären. Dabei sind es gerade<br />

die großen Brote, die geschmacklich besonders zu<br />

überzeugen wissen. Das hat einen ganz einfachen<br />

Grund, wie Markus Lener ausführt: „Die großen<br />

Brote bleiben viel länger im Ofen. Dadurch bildet<br />

sich eine dickere Kruste mit intensiven Röstaromen.“<br />

Auf Kundenwunsch werden deshalb<br />

alle großen Brotlaibe sowohl halbiert als auch<br />

geviertelt verkauft. Ein besonders intensives Brot-<br />

Erlebnis verheißt der doppelt gebackene Kärtner<br />

Wecken, der mit seiner dunklen Kruste besonders<br />

aromatisch ist. Schon seit 1960 gibt es diese Variation<br />

in der Bäckerei Lener.<br />

Neuer ist dagegen die erhöhte Nachfrage nach<br />

Gebäck mit Dinkelmehl. Das hauseigene Dinkel-<br />

Vollkornbrot ist einer der Favoriten von Markus<br />

Lener. „Dieses Brot hat einen ganz eigenen<br />

Geschmack, der vom Fenchel herrührt“, erklärt<br />

der Bäcker. Bei den Brotbuben zählen noch das<br />

Handwerk und die Frische. Ob frisch geröstete<br />

Sonnenblumenkerne, frisch geriebene und<br />

geröstete Nüsse oder aus feinen Zutaten selbst<br />

hergestellte Mohnfülle, ehrliches Handwerk<br />

Backen ist überwiegend<br />

Handwerk. Das zeigt sich in<br />

der Bäckerei Lener.<br />

Fotos: Lener, Kröll<br />

mit feinen Zutaten<br />

währt eben doch<br />

<strong>am</strong> längsten.<br />

Marian Kröll<br />

Fotos: Friedle, TVB Osttirol<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 93


<strong>Tirol</strong>er Kernöl<br />

Ein Pionier in<br />

Sachen Öl<br />

Dass der Silzer Landwirt Christian Reich <strong>Tirol</strong>er Kernöl produziert, mag dem ersten<br />

Anschein nach außergewöhnlich sein. Wenn man aber weiß, dass Reich auch schon<br />

versucht hat, Tabak, Pfefferoni oder Reis in <strong>Tirol</strong> anzupflanzen, dann verwundern<br />

Ölkürbisse auf Oberländer Feldern schon weit weniger.<br />

A<br />

ls Christian Reich vor einigen<br />

Jahren die Landwirtschaft seiner<br />

Eltern übernahm, standen anfangs<br />

noch die Kühe im Stall und der Bauernhof in Silz<br />

produzierte hauptsächlich Milch und Kartoffeln.<br />

Und M<strong>am</strong>a Reich hatte gerade begonnen, Zierkürbisse<br />

anzupflanzen. Diese waren zu jener Zeit als<br />

Dekoration sehr beliebt und wurden als kleines<br />

Präsent zu den Kartoffeln dazu geschenkt.<br />

Eine der ersten „Amtshandlungen“ von Christian<br />

Reich als Jungbauer war, dass er bald einmal auf<br />

finanzielle Fördermittel verzichtete: „Ich wollte mir<br />

nicht länger dreinreden lassen, was ich produziere,<br />

wann ich es produziere und wie ich das tue. Und<br />

einen Preis diktieren lassen wollte ich mir schon<br />

gar nicht.“ Schon nach ein paar Minuten Gespräch<br />

ist klar – Christian Reich ist ein äußerst kritischer<br />

Landwirt, aber er ist ein Landwirt mit Visionen.<br />

Wie gesagt pflanzte Reich auf seinen Äckern bereits<br />

Tabak und Pfefferoni an. Mit – sagen wir – mäßigem<br />

Erfolg. Als Nächstes versuchte er es mit Reis<br />

(!) und das wurde „ein absolutes Desaster“, so Christian<br />

Reich. „Da bin ich vollkommen gescheitert.<br />

Wenn du so wie wir ohne Spritzmittel arbeitest,<br />

dann macht dich beim Reisanbau das viele Unkraut<br />

fertig, dem kannst du alleine nicht Herr werden.“<br />

Und dann ist ihm die Idee mit dem Kernöl gekommen<br />

und er hat, ganz wie es seine Art ist, diese<br />

Idee sofort in die Tat umgesetzt. Auf einem Viertelhektar<br />

pflanzte er Ölkürbisse an, von der ganzen<br />

Materie hatte Reich wenig bis gar keine Ahnung.<br />

Heute erinnert er sich lachend zurück: „Wir haben<br />

d<strong>am</strong>als nur die Maschinen für den Kartoffel- und<br />

Maisanbau gehabt, beim Setzen ist das ja noch<br />

gegangen. Aber dann sind meine Frau und ich auf<br />

einmal dagestanden, mit ein paar tausend Kürbissen<br />

und ziemlich ohne Ahnung.“ Das Paar hat<br />

d<strong>am</strong>als nicht einmal gewusst, wie man die harte<br />

Schale der Kürbisse <strong>am</strong> schnellsten öffnet und hat<br />

sich jeden einzelnen Arbeitsschritt mühevoll selber<br />

beigebracht. Also fast selber: „Ein guter Bekannter<br />

von mir ist Lehrer an einer steirischen Landwirtschaftsschule.<br />

Den hab‘ ich immer anrufen können,<br />

wenn wir mal wieder nicht weitergewusst haben.<br />

Ohne diese Hilfe wären wir wohl irgendwann verzweifelt<br />

gewesen und hätten aufgegeben.“<br />

Viel Handarbeit<br />

Die erste Ernte haben die Reichs in ausschließlicher<br />

Handarbeit eingefahren und jeden Kürbis einzeln<br />

aufgeschnitten und entkernt. Wochenlang, jeden<br />

Tag nach der Arbeit, meistens von 18 bis 22 Uhr.<br />

Denn Christian Reich ist Nebenerwerbsbauer, auch<br />

heute noch werkt er vier Mal die Woche in einem<br />

Architekturbüro.<br />

Mit den sonnengetrockneten Kernen im Kofferraum<br />

ist Christian d<strong>am</strong>als in die Steiermark gefahren<br />

und hat sich dort das Öl aus den Kürbiskernen<br />

pressen lassen. Und mit ein paar Milchkannen<br />

voll schwarzem Gold ist er dann wieder nach Silz<br />

zurückgekommen. Das Kernöl hat Reich in schicke,<br />

schwarze Blechdosen der Kufsteiner Firma Pirlo<br />

abgefüllt, zu 0,1, 0,25 und 0,5 Liter. Von Anfang an<br />

wurde ihm sein Produkt von den Kunden förmlich<br />

aus der Hand gerissen und auch der Handel zeigte<br />

sich schnell interessiert.<br />

Ermutigt durch den Erfolg, hat Reich die Anbaufläche<br />

für seine Ölkürbisse jedes Jahr erweitert<br />

– momentan wachsen auf zwei Hektar Grund gut<br />

30.000 Stück der Früchte heran. Da geht natürlich<br />

mit Handarbeit nicht mehr viel. Also hat sich<br />

Reich beim Besuch eines Bauern in der Steiermark<br />

94 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Das Kürbiskernöl aus Silz schmeckt nicht nur einzigartig, auch die Verpackung ist ein echter Hingucker. Christian Reich hat<br />

sowohl die Blechdosen als auch die Ettiketten in <strong>Tirol</strong> produzieren lassen.<br />

Fotos: Friedle<br />

dessen selbstgebaute Kürbisentkernungsmaschine<br />

angesehen, jedes Detail ausführlich fotografiert<br />

und unter den Anweisungen des Konstrukteurs das<br />

Ding kurzerhand daheim 1:1 nachgebaut. Da hat<br />

es sich sehr gut getroffen, dass Reich einst die HTL<br />

besucht und darüber hinaus ein Studium <strong>am</strong> MCI<br />

abgeschlossen hat.<br />

Für das Setzen seiner Ölkürbisse hat Reich<br />

inzwischen ebenfalls maschinelle Unterstützung<br />

und auch die Trocknung der Kerne übernimmt<br />

nicht mehr die im Herbst ohnehin zu schwache<br />

Sonne, sondern ein raffiniert konstruiertes Gerät<br />

mittels Warmluftgebläse. So sind die Reichs<br />

immer noch in der Lage, die ganze Ernte und<br />

Weiterverarbeitung der tausenden Kürbisse im<br />

F<strong>am</strong>ilienverband zu schaffen – eine gewisse Routine<br />

in den Arbeitsabläufen ist natürlich auch noch<br />

hinzugekommen.<br />

Mittlerweile fährt Christian Reich mit seinen<br />

Kürbiskernen übrigens nicht mehr in die Steiermark.<br />

Im benachbarten Bayern hat er eine Ölmühle<br />

ausfindig machen können, die seinen Vorstellungen<br />

besser entspricht. Eine eigene Ölmühle in <strong>Tirol</strong> einzurichten,<br />

es wäre die einzige im ganzen Land, ist<br />

eine der Zukunftsvisionen von Reich, noch scheut<br />

er aber die hohen Investitionskosten.<br />

Aber auch so ist das Kernöl aus Silz ein durch<br />

und durch <strong>Tirol</strong>er Produkt. Sogar die Etiketten<br />

der Öldosen st<strong>am</strong>men von der Firma Köll-Line<br />

im Nachbarort Haiming. Und es ist ein Produkt,<br />

für das Christian Reich auch völlig autonom den<br />

Preis festgesetzt hat. Das ist ihm ganz besonders<br />

wichtig. Dabei hat er sich überhaupt nicht daran<br />

orientiert, was anderswo für Kernöl verlangt wird,<br />

sondern ganz einfach seinen Aufwand berechnet:<br />

„Das, was mich die Herstellung kostet, das ist es<br />

wert. Nicht mehr und nicht weniger.“ Herausgekommen<br />

ist ein Preis, der bereits im Bereich<br />

hochwertiger steirischer Öle liegt, <strong>am</strong> durchschlagenden<br />

Verkaufserfolg hat das aber gar nichts<br />

geändert.<br />

„Rauchige Note“<br />

Sein Öl verkauft Reich ausschließlich ab Hof. Den<br />

Anfragen aus dem Lebensmittelhandel hat er eine<br />

Absage erteilt. Eh schon wissen, das ungeliebte<br />

Preisdiktat. Bleibt noch, die Frage nach dem Geschmack<br />

des <strong>Tirol</strong>er Kernöls zu klären. Bei den<br />

alljährlichen Prämierungen darf Christian Reich<br />

sein Öl nicht einreichen, denn die Jurys entscheiden<br />

ausschließlich über Kürbiskernöle aus der Steiermark.<br />

Aber Reich hat dort sein Öl „außer Konkurrenz“<br />

verkosten lassen und die Beurteilung freut<br />

ihn: „Außergewöhnliche, rauchige Note. Ein Kernöl,<br />

das in jedem Fall ganz vorne unter den ersten Plätzen<br />

dabei gewesen wäre.“ Unter den ersten Plätzen<br />

mit dabei, das passt.<br />

Sollten Sie <strong>am</strong> <strong>Tirol</strong>er Kernöl aus Silz interessiert<br />

sein, dann sollten Sie mit einer Bestellung nicht<br />

zu lange zögern. Denn meistens ist das Öl von<br />

Christian Reich bereits ausverkauft, bevor noch der<br />

erste Kürbis geerntet ist. Gernot Z8mmermann<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 95


Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />

„BEWUSST TIROL“<br />

genussvoll speisen.<br />

Das Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ fördert den Einsatz heimischer Lebensmittel<br />

in der Hotellerie und der Gastronomie und stärkt die<br />

Zus<strong>am</strong>menarbeit von Tourismus und Landwirtschaft.<br />

Regionale Lebensmittel haben<br />

in immer mehr Küchen der <strong>Tirol</strong>er<br />

Gastronomie und Hotellerie<br />

genauso wie im Sortiment des Großhandels<br />

ihren fixen Platz. Einheimische<br />

und Gäste schätzen <strong>Tirol</strong> für die klare<br />

Luft, bestes Wasser, die einzigartige<br />

Kulturlandschaft und Kulinarik. Milch<br />

und Fleisch von Tieren, die artgerecht in<br />

dieser intakten Umwelt auf kleinstrukturierten<br />

Bauernhöfen leben, haben einen<br />

natürlichen Qualitätsvorteil.<br />

Zusätzlich zur hohen Produktqualität<br />

ist <strong>Tirol</strong> Heimat zahlreicher toller Köche,<br />

die die Lebensmittel entsprechend kreativ<br />

und ehrlich zubereiten. Ein breites<br />

Herta und Leonhard Stöckl<br />

Kaiserhotel Neuwirt,<br />

Oberndorf<br />

Durch unsere eigene Bio-Landwirtschaft<br />

und unsere Alm erzeugen wir<br />

viele unserer Produkte selbst und<br />

auch darüber hinaus sind regionale<br />

Lebensmittel für uns eine Selbstverständlichkeit:<br />

Fleisch aus eigener Produktion,<br />

Wild aus eigener Jagd, Käseprodukte<br />

aus der Sennerei Danzl in<br />

Schwendt oder Obst und Gemüse aus<br />

Thaur ... Wir sind davon überzeugt,<br />

dass ohne intakte Landwirtschaft auch<br />

der Tourismus in unserem Land nicht<br />

funktionieren würde. Die Gäste spüren,<br />

dass sie bei uns freundlich und<br />

herzlich aufgenommen werden, und<br />

kommen deshalb gern nach <strong>Tirol</strong>.<br />

Stefanie und Peter Eisenmann<br />

Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />

Wir haben als landwirtschaftlicher Betrieb das Thema Regionalität immer<br />

schon gelebt, in „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ haben wir einen Kanal gefunden, auch nach<br />

außen hin zu zeigen, wofür wir stehen. Die Gäste merken die Gastfreundlichkeit<br />

<strong>Tirol</strong>s, spüren, dass wir unser Herz in unser Land stecken. Wir sind<br />

in der glücklichen Lage, in <strong>Tirol</strong> eine hohe kulinarische Vielfalt bieten zu<br />

können. Gäste wissen den Zusatz „aus eigener Landwirtschaft“ zu schätzen<br />

und haben mittlerweile auch gelernt, den Kreislauf der Saisonen zu akzeptieren.<br />

Wenn man nimmt, was einem die Natur gibt, hat man bei den Gästen<br />

eigentlich schon gewonnen.<br />

Fotos: AM<strong>Tirol</strong>


Spektrum von 3-, 4- und 5-Stern-Betrieben<br />

über Haubenlokale bis hin zu <strong>Tirol</strong>er<br />

Wirtshäusern gehört zur erfolgreichen<br />

Gruppe von „Bewusst <strong>Tirol</strong>“. Wie vielfältig<br />

unser Land ist, lässt sich immer wieder<br />

auf den <strong>Teller</strong>n der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“-<br />

Gastronomie- und Hotelleriebetriebe<br />

erkennen und genießen.<br />

Weitere Informationen zum Projekt und<br />

alle ausgezeichneten Betriebe finden Sie<br />

auf <strong>am</strong>tirol.at<br />

Katharina Hradecky<br />

hotel hiNtergger,<br />

Matrei i. o.<br />

Wir führen neben dem Hotel eine eigene Landwirtschaft.<br />

Im Zuge des Umbaus vor vier Jahren<br />

ist uns so richtig bewusst geworden, welchen<br />

Schatz wir d<strong>am</strong>it haben. Was wir nicht selbst<br />

produzieren können, kaufen wir vorwiegend<br />

in der Region und der Erfolg gibt uns für diese<br />

Entscheidung recht. Regionalität ist derzeit sehr<br />

im Trend, entspricht dem Zeitgeist, ist darüber<br />

hinaus aber noch viel mehr. Regionalität ist eine<br />

Wertehaltung. <strong>Tirol</strong> punktet beim Gast durch<br />

Ehrlichkeit, Authentizität und eben wahre<br />

Werte. <strong>Tirol</strong> steht für eine Lebensqualität, die es<br />

in dieser Form nur selten gibt und das erfährt<br />

beim Gast hohe Wertschätzung.<br />

Josef und Madlen Hackl<br />

hotel restauraNt<br />

goldeNer adler<br />

Das Restaurant Goldene Adler ist das älteste<br />

Restaurant Innsbrucks. Dieser Tradition<br />

fühlen wir uns verpflichtet, entsprechend<br />

bewusst ist unser Umgang mit Lebensmitteln<br />

in der Küche. <strong>Tirol</strong> verfügt über das<br />

„weiße Gold“, eine hochwertige, gesunde<br />

Milch, und folglich über hervorragende<br />

Produkte, zu denen sie veredelt wird. „Bewusst<br />

<strong>Tirol</strong>“ sollte aber noch weiter gehen:<br />

So ist es für uns selbstverständlich, auch<br />

beim Fleisch auf die Herkunft zu achten.<br />

Der Gast weiß diese Qualität zu schätzen<br />

und ist bereit, einen angemessenen Preis<br />

dafür zu bezahlen, wenn man ehrlich hinter<br />

den Produkten stehen kann.<br />

Bewusst <strong>Tirol</strong><br />

Botschaften die bewegen.<br />

– Bezahlte Anzeige –


Käse<br />

Käse vom Berg<br />

Die Biosennerei Hatzenstädt<br />

in Niederndorferberg ist weithin<br />

bekannt für ihre Käsespezialitäten.<br />

Weniger bekannt<br />

ist, dass in kaum einer anderen<br />

Sennerei <strong>Tirol</strong>s frischere Milch<br />

zur Käseherstellung zur Verfügung<br />

steht. Das ist einem<br />

ausgeklügelten System von<br />

mehreren Materialseilbahnen<br />

zu verdanken.<br />

C<br />

hristoph Kolumbus war noch gar nicht<br />

zur Entdeckung Amerikas aufgebrochen,<br />

da wurde der N<strong>am</strong>e Hezenstett<br />

bereits erstmals urkundlich erwähnt. Das war<br />

im Jahre 1480. Doch schon aus dem Jahr 1224<br />

existiert ein schriftlicher Beweis, dass hier vor Ort<br />

<strong>am</strong> Niederndorferberg Käse produziert worden ist.<br />

Soviel zur buchstäblich langjährigen Tradition der<br />

Biosennerei Hatzenstädt.<br />

In der heutigen Form wurde die Sennereigenossenschaft<br />

Hatzenstädt vor exakt 80 Jahren<br />

gegründet und seit 1991 heißt ihr Obmann Heinz<br />

Gstir. Wenn Gstir von der Produktion „seiner“<br />

Bio-Käsespezialitäten erzählt, dann leuchten seine<br />

Augen und man merkt, das ist einer, der mit echter<br />

Leidenschaft bei der Sache ist. Selbstverständlich<br />

ist Heinz Gstir Milchbauer in Niederndorferberg,<br />

denn nur einer aus ihren Reihen kann schließlich<br />

Obmann der Sennereigenossenschaft werden.<br />

Die Gründung der Genossenschaft vor 80<br />

Jahren war der blanken Not geschuldet. Die wirtschaftliche<br />

Lage in <strong>Tirol</strong> war 1937 desaströs und<br />

die Bauern brauchten dringend ein marktfähiges<br />

Produkt. Also haben sich die Landwirte aus der<br />

unmittelbaren Umgebung zus<strong>am</strong>mengetan, kostenlos<br />

ein Grundstück zur Verfügung gestellt<br />

und die Sennerei Hatzenstädt konnte den Betrieb<br />

aufnehmen. D<strong>am</strong>als waren die meisten Bauernhöfe<br />

noch nicht an ein taugliches Wegenetz angeschlossen,<br />

der Transport der Milch erfolgte mühs<strong>am</strong> mit<br />

Pferdefuhrwerken oder überhaupt auf dem Rücken<br />

von Trägern. Also wurden im Laufe der Jahre mehr<br />

98 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016


Biosennerei Hatzenstädt<br />

Die per Seilbahn angelieferte Milch wird sofort oder binnen weniger Stunden zu Bio-Käse verarbeitet.<br />

Fotos: Friedle<br />

als ein Dutzend Materialseilbahnen errichtet. Bis<br />

heute sind acht davon erhalten geblieben. Alle diese<br />

Seilbahnen haben ihre Endstation gemeins<strong>am</strong> – die<br />

Biosennerei Hatzenstädt.<br />

alleinstellungsmerkmal<br />

Heinz Gstir weiß, dass der Milchtransport per Seilbahn<br />

ein Alleinstellungsmerkmal der Biosennerei<br />

Hatzenstädt ist: „Die Milch wird jeden Tag zweimal<br />

angeliefert, morgens und abends. Deshalb können<br />

wir innerhalb von wenigen Stunden mit der Käseproduktion<br />

beginnen. In anderen Betrieben muss die<br />

Milch oft tagelang gelagert werden. Das ist gerade<br />

bei der Herstellung von Rohmilchkäse ein immenser<br />

Vorteil.“ Praktisch einhundert Prozent der Milch wird<br />

mit der Seilbahn angeliefert, nur die unmittelbaren<br />

Nachbarn bringen sie selber vorbei. Die <strong>am</strong> weitesten<br />

von der Biosennerei entfernte Milch muss übrigens<br />

dreimal umgeladen werden, bis sie bei Hatzenstädt<br />

ankommt: „Das funktioniert genau nach Fahrplan,<br />

ganz wie bei den ÖBB“, sagt Gstir und fügt augenzwinkernd<br />

hinzu: „Nur pünktlicher halt.“ Das System<br />

der vielen Materialseilbahnen ist technisch nicht<br />

ganz ohne Aufwand zu erhalten, dafür ist es sehr<br />

umweltfreundlich: „Einerseits entfällt der Transport<br />

per LKW, das passt gut zu Bio dazu“ rechnet Heinz<br />

Gstir vor. Und: „Andererseits sind die Stromkosten<br />

für die Seilbahnen wirklich vernachlässigbar.“ Tatsächlich,<br />

die größte der acht Seilbahnen verbrauchte<br />

bei ihren zweimal 365 Einsätzen im vergangenen<br />

Jahr Strom für gerade mal zwölf Euro. Bemerkenswert.<br />

Aber das hat auch d<strong>am</strong>it zu tun, dass die<br />

Bahnen nie Gewicht bergauf schleppen müssen,<br />

sieht man von den leeren Milchkannen ab. Danke,<br />

Schwerkraft!<br />

Eine nette Anekdote im Zus<strong>am</strong>menhang mit dem<br />

Seilbahnsystem weiß Heinz Gstir aus dem Jahr 1958<br />

zu erzählen. Da ist ein Arzt mit einer hochschwangeren<br />

Bauersfrau in die hofeigene Materialseilbahn<br />

eingestiegen, um schnellstmöglich mit ihr ins<br />

Krankenhaus zu kommen. Bei der Biosennerei sind<br />

die zwei dann aber zu dritt angekommen, das Baby<br />

wollte nicht mehr länger warten und hat sich für<br />

einen eher luftigen Geburtsort entschieden.<br />

Die Mitglieder der Sennereigenossenschaft<br />

liefern jedes Jahr an die 1,8 Millionen Liter Milch<br />

und daraus werden Emmentaler, Bergkäse, Almbauernkäse,<br />

Rohmilchkäse und Topfen hergestellt.<br />

Die dabei produzierten Mengen können sich sehen<br />

lassen – 120 Tonnen Emmentaler und je 25 Tonnen<br />

Berg- und Almbauernkäse werden jedes Jahr<br />

ausgeliefert oder im Sennereiladen angeboten.<br />

Grundlage aller Biospezialitäten aus dem Hause<br />

Hatzenstädt ist bestes Heu von den umliegenden<br />

Wiesen und der sommerliche Alm- und Weidegang<br />

der Kühe. Bei der Fütterung der Tiere zeigt sich Obmann<br />

Heinz Gstir kompromisslos: „Die beste Milch<br />

kommt von der<br />

Wiese. Darum ist<br />

mir der Erhalt der<br />

„Die beste Milch kommt<br />

von der Wiese.“<br />

<br />

Artenvielfalt ein<br />

echtes Anliegen.<br />

Unsere Bauern<br />

verzichten alle auf<br />

gärungsfördernde<br />

Futtermittel,<br />

Silage kommt<br />

sowieso nicht in<br />

Frage.“ Die bei der<br />

Käseherstellung<br />

anfallende Biosüßmolke<br />

ist ein derart wertvolles „Abfallprodukt“,<br />

dass sie schon lange für Babynahrung verwendet<br />

wird.<br />

Im bereits erwähnten Sennereiladen der Biokäserei<br />

Hatzenstädt finden sich neben den selber hergestellten<br />

Produkten auch viele weitere Köstlichkeiten<br />

aus bäuerlichen Betrieben der Region, etwa Honig,<br />

Marmeladen, Nudeln, Brot oder Hauswürste. Und<br />

hier kann man auch noch die selten gewordene echte<br />

Buttermilch genießen. Das vor 80 Jahren entwickelte<br />

Konzept der Biosennerei Hatzenstädt ist voll aufgegangen,<br />

soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen.<br />

Ehrliche Produkte, ehrlich hergestellt, zu einem<br />

ehrlichen Preis – das wird von den Konsumenten<br />

angenommen und dafür scheuen sie auch nicht den<br />

weiten Weg nach Niederndorferberg. Auch aus dem<br />

benachbarten Bayern nicht. Gernot Z8mmermann<br />

Jedem Biokäse wird ausreichend Zeit zum Reifen<br />

gegeben, tägliche Pflege inklusive. Pro Jahr werden<br />

1,8 Millionen Liter Milch verarbeitet. Für ein Kilo<br />

Emmentaler werden etwa zwölf Liter Milch benötigt.<br />

Heinz Gstir, Biosennerei Hatzenstädt<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 99


Eurogast<br />

Schwein ist<br />

fein- Genuss 360<br />

Mit seinem „Genuss 360“-Sortiment holt Eurogast regionale Kultur und<br />

saisonales Angebot vor den Vorhang. Das heurige Angebot dreht sich um die vielfältigen<br />

Einsatzmöglichkeiten von Schweinefleisch und zeigt, wie fein Schwein sein kann.<br />

Konstantin Filippou, erfolgreicher<br />

Spitzengastronom und Koch des Jahres<br />

2016, liebt Schweinefleisch.<br />

Der Anspruch und das Ziel des<br />

Eurogast „Genuss 360“-Sortiments<br />

ist es, neue, spannende,<br />

innovative und besonders geschmackvolle<br />

Produkte vorzustellen. Geprägt ist<br />

das Sortiment von dem Begriff des Slow<br />

Food – die Auswahl der Lebensmittel soll<br />

sich wieder an regionalen Kulturen und<br />

dem saisonalen Angebot orientieren.<br />

Guter Geschmack, absolute Frische und<br />

regionale Bio-Produkte stehen dabei im<br />

Mittelpunkt. Eurogast will d<strong>am</strong>it nicht<br />

nur Produkttrends widerspiegeln, vielmehr<br />

auch die Produzenten und das Lebensgefühl<br />

dahinter.<br />

Im Jahr 2015 startete das „Genuss<br />

360“-Sortiment zum Thema Burger, gefolgt<br />

vom Frühstück 2016. „Das ist unser<br />

absoluter Mehrwert für unsere Kunden.<br />

Wir sind kein internationaler Konzern,<br />

sondern sitzen direkt bei unseren Kunden,<br />

wissen d<strong>am</strong>it, was sie brauchen,<br />

was sich ihre Gäste wünschen und<br />

können unmittelbar darauf reagieren“,<br />

zeigt sich Thomas Walser stolz. <strong>2017</strong><br />

steht ganz im Zeichen des Schweins.<br />

Unter dem Motto „Schwein ist fein“<br />

wird das Thema Schwein und sein Stellenwert<br />

in der Spitzengastronomie näher<br />

beleuchtet. Genauso vielfältig wie<br />

sein Fleisch ist auch das Einsatzgebiet<br />

des Borstentiers.<br />

Wurde Schweinefleisch jahrelang als<br />

qualitativ minderwertig angesehen, hat<br />

sich sein Ruf in den letzten Jahren deutlich<br />

gewandelt. Das Schwein wird zwar<br />

nach wie vor als Nutztier gehalten, man<br />

geht aber weg von Low-Budget hin zu<br />

qualitativ hochwertigem Fleisch aus<br />

Rassentierhaltung mit Bio-Qualität.


Eurogast<br />

aufgrund seiner Kindheitserinnerungen,<br />

er schafft es auch immer wieder daraus<br />

unvergessene Köstlichkeiten zu zaubern.<br />

Der Ausnahme-Gastronom ist seit Juni<br />

<strong>2017</strong> das neue Gesicht für das „Genuss<br />

360“-Sortiment von Eurogast. Mit ihm<br />

als Testimonial ist es der Unternehmensgruppe<br />

gelungen frischen Wind in die<br />

Gastro-Szene zu bringen. „Wir freuen<br />

uns sehr, dass wir einen derartigen Ausnahmekoch<br />

für uns gewinnen konnten.<br />

Mit seinen einzigartigen Gerichten, seinem<br />

besonderen und sorgs<strong>am</strong>en Umgang<br />

mit Produkten und deren Herkunft<br />

ist er ein optimales Testimonial, das unsere<br />

Philosophie unterstreicht“, zeigt sich<br />

Susanna Berner, Leitung Eurogast Österreich<br />

begeistert.<br />

Bereits in der ersten Ausgabe des neuen<br />

Eurogast Journals gewährte Konstantin<br />

Filippou Einblicke in seine Küche.<br />

Im kommenden Jahr wird der gebürtige<br />

Grazer mit griechischen Wurzeln Eurogast<br />

immer wieder zum Thema Schwein<br />

mit besonderen Tipps und Gerichten unterstützen<br />

und beraten.<br />

Fast jeder zweite Österreicher<br />

kann nicht auf Schweinefleisch<br />

verzichten<br />

Eurogast hat in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem<br />

marketagent.at eine österreichweite repräsentative<br />

Online-Umfrage durchgeführt<br />

und herausgefunden, dass 66 Prozent<br />

der Österreicher mindestens einmal<br />

pro Woche Schweinefleisch konsumieren.<br />

marketagent.at: repräsentative Umfrage<br />

zur Bedeutung von Schweinefleisch in<br />

Österreich; n=540, webaktive Personen<br />

zwischen 14 und 69 Jahren<br />

Durchführungszeitraum: April <strong>2017</strong><br />

Drei von zehn Landsleuten greifen sogar<br />

mehrmals wöchentlich zum Fleisch des<br />

Borstentiers. In Bezug auf das Lieblingsgericht<br />

aus Schwein mögen es Herr und<br />

Frau Österreicher gerne klassisch: Der<br />

Spitzenreiter unter den Schweinefleisch-<br />

Gerichten ist bei mehr als der Hälfte der<br />

Befragten das Schweinsschnitzerl, knapp<br />

gefolgt von Faschiertem und dem zünftigen<br />

Schweinebraten. Die Umfrage ergab<br />

auch, dass die Österreicher beim<br />

Kauf von Schweinefleisch besonders auf<br />

die Herkunft und die Qualität achten.<br />

75 Prozent der Befragten konsumieren<br />

Schweinefleisch aus österreichischer<br />

Zucht. Jeder zweite Österreicher nimmt<br />

es mit der Herkunft noch genauer und<br />

wählt <strong>am</strong> liebsten ein Schwein aus der<br />

eigenen Region.<br />

Kulinarische Kooperation<br />

mit Konstantin Filippou<br />

In der Spitzengastronomie setzt man<br />

auf gut marmoriertes Fleisch mit hohem<br />

Fettanteil und intensivem Geschmack.<br />

Konstantin Filippou, erfolgreicher Spitzengastronom<br />

und Koch des Jahres<br />

2016, liebt Schweinefleisch nicht nur<br />

Eurogast Grissemann<br />

A-6511 Z<strong>am</strong>s|<strong>Tirol</strong><br />

Tel: +43 (0)5442 6999-0<br />

www.grissemann.at<br />

Eurogast Riedhart<br />

A-6300 Wörgl|<strong>Tirol</strong><br />

Tel: +43 (0)5332 72106<br />

www.riedhart.at<br />

Eurogast Sinnesberger<br />

A-6382 Kirchdorf|<strong>Tirol</strong><br />

Tel: +43 (0)5352 65000-0<br />

www.sinnesberger.at<br />

Eurogast Speckbacher<br />

A-6600 Reutte<br />

Tel: +43 (0)5672 62217<br />

www.speckbacher.at<br />

– Bezahlte Anzeige –


Zur Regionalität<br />

Das Paradies<br />

liegt (nicht) vor der<br />

Haustür<br />

Das Thema Regionalität ist in aller Munde.<br />

Viele reden davon, manche leben sie. Doch<br />

kaum jemand hinterfragt sie. Liegt das Paradies<br />

tatsächlich vor unserer Haustür und<br />

ist wirklich automatisch alles gut und besser,<br />

wenn es aus dem eigenen Land kommt?


Wir leben in einer globalisierten,<br />

vernetzten und unübersichtlich gewordenen<br />

Welt. Tagtäglich prasseln<br />

Meldungen über Länder auf uns ein, in denen die<br />

meisten von uns noch nie waren. Bei der Einschätzung<br />

der Lage in diesen Regionen sind wir von<br />

der Berichterstattung der Medien und den Informationen<br />

in den sozialen Netzwerken abhängig.<br />

Das führt relativ rasch zu Reizüberflutung und<br />

Überforderung.<br />

D<strong>am</strong>it nicht genug. Früher hörten wir primär<br />

Musik aus unserer Region. Die alpenländische<br />

Volksmusik war omnipräsent. Sehr oft kannten<br />

wir die Musikanten persönlich. Häufig wurde auch<br />

zu Hause in der f<strong>am</strong>ilieneigenen Stube musiziert<br />

und die Musiktradition gehegt und gepflegt. Wir<br />

hatten das Gefühl, dass diese Musik mit uns,<br />

unserer Region und unserer Heimat zu tun hat.<br />

Spätestens mit der Erfindung der Schallplatte, vor<br />

allem aber seit der Verbreitung von Musik über<br />

das Radio drang das „Fremde“ in unsere vier Wände<br />

ein.<br />

Die Sehnsucht nach der<br />

Regionalität<br />

Das führt zu einer komplexen Situation in unserer<br />

Gegenwart. Wir können den Wahrheitsgehalt von<br />

Nachrichten und Berichten aus uns fremden und<br />

weitestgehend unbekannten Ländern nur schwer<br />

überprüfen. Wir hören Musik aus Regionen, die<br />

wir kaum kennen. Das führt dazu, dass wir mehr<br />

Informationen aus der Welt haben als jemals<br />

zuvor. Die große weite Welt und deren kulturelle<br />

Vielfalt beeinflusst uns so stark wie noch nie. Wir<br />

sind insges<strong>am</strong>t gut informiert, wissen aber wenig<br />

tatsächlich. Wir sehen und hören viel, manches<br />

bleibt uns aber fremd und wirkt bezugslos.<br />

Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten.<br />

Zukünftig wird es noch mehr Informationen und<br />

Überforderung geben. Die kulturellen Einflüsse,<br />

mit denen wir umgehen, werden noch mannigfaltiger<br />

als gegenwärtig sein. Das ist nicht ausschließlich<br />

schlecht. Solange wir kritisch prüfen, die Welt<br />

tatsächlich bereisen und die Informationen mit<br />

der Realität abgleichen, kann diese Mehrinformation<br />

bereichernd sein. Solange wir unsere eigenen<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 103


Zur Regionalität<br />

kulturellen Wurzeln nicht vergessen, sind verschiedene<br />

kulturelle Beeinflussungen ein Segen und<br />

eine Erweiterung unseres Horizonts.<br />

Tatsache ist aber, dass wir eine große Sehnsucht<br />

nach Vereinfachung haben. D<strong>am</strong>it einher geht an<br />

vorderster Front die Regionalität. Wenn schon<br />

unsere Musik nicht mehr in der Stube vom Nachbarn<br />

entstanden ist, sondern irgendwo im fernen<br />

New York, dann soll zumindest das Schweinchen<br />

auf dem eigenen <strong>Teller</strong> von der befreundeten Bauernf<strong>am</strong>ilie<br />

vom Nachbardorf st<strong>am</strong>men.<br />

Wenn wir schon der „Realität“ als solcher aufgrund<br />

der immerwährenden Beschleunigung und<br />

Verkomplizierung nicht mehr habhaft werden<br />

können, dann wollen wir zumindest wissen, wo<br />

unser Schnitzel vorher gelebt hat und wo unser<br />

Gemüse gewachsen ist. Wir möchten auf Du und<br />

Du mit den Produktionsbedingungen und den<br />

Produzenten sein. Sollte das nicht möglich sein,<br />

dann ergreifen wir zunehmend selbst die Initiative<br />

und werden selbst zu Produzenten.<br />

In letzterem Fall sperren wir die „Welt“ und deren<br />

Ungewissheiten geradezu aus. Bis auf den Kauf der<br />

S<strong>am</strong>en, bei dem wir natürlich auf die Qualität achten,<br />

gibt es kaum mehr Kontakt zu ebendieser. Was<br />

in unserem Garten, womöglich gar mitten in der<br />

Stadt, wächst und wie es gedüngt wird, bestimmen<br />

einzig und allein wir. „Bösen“ Konzernen, die nur auf<br />

Gewinnmaximierung und Ausbeutung des Bodens<br />

aus sind, hat man so ein Schnippchen geschlagen.<br />

Wir können d<strong>am</strong>it greifen, fühlen und sehen,<br />

was wir essen. Wir überlassen es nicht mehr<br />

den Großkonzernen, unsere Lebensmittel zu<br />

produzieren. Wir müssen uns nicht mehr d<strong>am</strong>it<br />

auseinandersetzen, was man uns täglich so alles<br />

an schädlichen Ingredienzien unterjubeln möchte.<br />

Die Kontrolle über die täglichen Lebensmittel ist<br />

zurückerobert.<br />

Die schöne Utopie und<br />

das Paradies<br />

Das klingt wie eine schöne Utopie, die einen<br />

konkreten Platz in der Welt direkt vor unseren<br />

Haustüren gefunden hat. Das „Paradies“, schließlich<br />

leben wir ja in dem landschaftlich nicht unschönen<br />

<strong>Tirol</strong>, lag im Grunde schon immer dort. Es war aber<br />

ein Fehler, die industriell gefertigten Lebensmittel<br />

in unser Paradies zu lassen. Der Aufschwung der<br />

Regionalität sagt dieser Tendenz den direkten<br />

K<strong>am</strong>pf an. Immer öfter verbündet sich diese außerdem<br />

mit dem Begriff „Bio“, der die K<strong>am</strong>pfzone<br />

noch ausweitet.<br />

Das ist nur logisch. Regionalität reicht den meisten<br />

nicht aus. Nur weil wir wissen, wo die Lebensmittel<br />

produziert wurden, wissen wir noch immer<br />

nicht, wie genau sie produziert wurden. Auch der<br />

Bauer aus dem <strong>Tirol</strong>er Oberland kann die „falsche“<br />

Einstellung haben, seine Tiere mit Industriefraß<br />

füttern und seine Pflanzen mit purem Gift spritzen<br />

und düngen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.<br />

Diverse Gütesiegel haben diese Ängste aufgegriffen<br />

und noch die letzten Unklarheiten und Zweifel ausgeräumt,<br />

dass aus <strong>Tirol</strong>, zumal wenn regional und<br />

biologisch produziert, die allerbesten Lebensmittel<br />

weit und breit st<strong>am</strong>men.<br />

Die Qualität der <strong>Tirol</strong>er Produkte soll nicht angezweifelt<br />

werden. Tatsächlich können wir uns in dieser<br />

Hinsicht mit den besten Ländern und Regionen<br />

Europas messen. Die verkürzten Transportwege bei<br />

verstärktem Konsum von regionalen Lebensmitteln<br />

ist außerdem ein Argument, das sich aus ökologischer<br />

Perspektive nicht widerlegen lässt.<br />

Das „Paradies“ und<br />

das „Nicht-Paradies“<br />

Der Kehrseite eines strikten „Regionalität-Denkens“<br />

kommt man aber auf die Spur, wenn man<br />

104 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>


Paradies<br />

dieses durch die Brille der eingangs getroffenen<br />

Überlegungen betrachtet. Es ist nur allzu menschlich,<br />

auf Informationsüberflutung mit Abschottung<br />

zu reagieren und sich fortan, weil man ja<br />

vermeintlich ohnehin nichts an der Welt ändern<br />

kann, nur mehr um das eigene Umfeld zu kümmern.<br />

Es ist verständlich, dass, mit der Beeinflussung<br />

von verschiedenen Kulturen, die Sehnsucht<br />

nach der Heimat und nach dem Vertrauten wieder<br />

wächst. Es ist nur zu gut nachvollziehbar, dass<br />

aufgrund des Misstrauens gegen Großkonzerne<br />

die regionale und biologische Landwirtschaft im<br />

näheren Radius wieder an Bedeutung gewinnt. Bei<br />

all dem ist aber die Hybris nicht fern.<br />

Wenn wir uns, kulturell gesehen, nur mehr auf<br />

uns selbst konzentrieren, folgt früher oder später<br />

die Überschätzung der eigenen Kultur. Wir beginnen<br />

d<strong>am</strong>it, das Eigene zu hoch und das Fremde<br />

geringzuschätzen. Dasselbe gilt für die Herstellungsbedingungen<br />

der regionalen Lebensmittel in<br />

<strong>Tirol</strong>. Richten wir nur den Blick auf die Gegebenheiten<br />

im Paradies vor der Haustür, werden wir<br />

fast zwangsläufig zur Überzeugung gelangen, dass<br />

anderswo genau diese paradiesischen Zustände<br />

nicht herrschen können. Wir überhöhen und glorifizieren<br />

unser schönes <strong>Tirol</strong> und verteufeln und<br />

geringschätzen alles, was nicht <strong>Tirol</strong> ist.<br />

Auch aus „Anderswo“ können fantastische<br />

Lebensmittel st<strong>am</strong>men<br />

Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht das. Ein<br />

Produzent von <strong>Tirol</strong>er Bio-Produkten musste<br />

sich rechtfertigten, weil die Milch für das regionale<br />

Bio-Joghurt aus einem Ort nicht allzu fern<br />

der <strong>Tirol</strong>er Grenzen st<strong>am</strong>mte. Die Milch, gerade<br />

einmal ein paar Kilometer jenseits der „Paradies-<br />

Grenze“ <strong>Tirol</strong>s produziert, führte dazu, dass das<br />

Joghurt von mancher Seite als „italienisches<br />

Joghurt“ gebrandmarkt wurde. Der Begriff<br />

„italienisch“ war nicht nur eine Bezeichnung des<br />

Landes, zu dem Südtirol ja bekanntlich seit längerer<br />

Zeit gehört, sondern eine Wertung. In die<br />

paradiesischen Produkte <strong>Tirol</strong>s mischte sich eine<br />

fremde Zutat, die allein wegen ihrer Herkunft<br />

schon verdächtig war, den hohen Qualitätsstandards<br />

in <strong>Tirol</strong> nicht gerecht zu werden. Mit diesem<br />

Denken wird somit eine stark vereinfachte<br />

Zweiteilung geschaffen: bei uns das Paradies,<br />

anderswo das Nicht-Paradies, dem wir mit Argwohn<br />

gegenüberstehen.<br />

Ja, wir leben tatsächlich wie eingangs erwähnt<br />

in einer globalisierten und hochgradig vernetzten<br />

Welt. Das gilt auch für unsere Lebensmittel. Aus<br />

diesen Vernetzungen und Verzahnungen können<br />

wir nicht so leicht aussteigen, wie wir es gerne<br />

täten. Wir können uns nicht so einfach in unsere<br />

eigenen Gärten zurückziehen. Statt eines Rückzugs<br />

wäre ein kritisches Bewusstsein wünschenswert,<br />

das prüft, bewertet und einschätzt – ohne<br />

Scheuklappen, ohne Überschätzung des Eigenen<br />

und ohne Ablehnung des anderen.<br />

Womöglich würden wir dann merken, dass<br />

einige Produkte und Lebensmittel aus <strong>Tirol</strong> schon<br />

unter paradiesischen Bedingungen hergestellt<br />

werden. Es wäre aber auch denkbar, dass andere<br />

Regionen in Europa uns ganz dicht auf den Fersen<br />

sind oder uns gar schon überholt haben. Vielleicht<br />

ginge d<strong>am</strong>it auch die Erkenntnis einher, dass der<br />

eigene Garten eine gute Ergänzung sein könnte,<br />

eine völlig autarke Lebensweise aber sowohl mühs<strong>am</strong><br />

als auch völlig utopisch ist.<br />

Denken wir regional. Denken wir aber auch<br />

weltoffen. Bleiben wir kritisch. Das könnte in<br />

einer immer enger zus<strong>am</strong>menrückenden Welt<br />

tatsächlich zu Momenten des temporär verwirklichten<br />

Paradieses führen. Markus Stegmayr<br />

<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 105


SPAR<br />

Almmilch:<br />

qualität aus tirol<br />

Die ErlebnisSennerei Zillertal holt die Milch Anfang Juni frisch von der Alm und bietet<br />

Konsumenten d<strong>am</strong>it einen ganz besonderen Genuss: die Almmilch mit dem Gütesiegel<br />

„Qualität <strong>Tirol</strong>“ – besonders praktisch in der 0,75-Liter-Packung bei SPAR erhältlich.<br />

Foto: AM<strong>Tirol</strong><br />

Almmilch, das ist höchste<br />

Qualität aus dem oberen<br />

Stockwerk unseres Landes.<br />

Mit der Almwirtschaft hat die <strong>Tirol</strong>er<br />

Landwirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

das wir nutzen und für die<br />

Konsumentinnen und Konsumenten erlebbar<br />

machen können“, sieht LH-Stv.<br />

Josef Geisler vielfältige Chancen für<br />

Almprodukte mit Geschmack und Geschichte.<br />

In <strong>Tirol</strong> gibt es rund 2.100 Almen,<br />

die das Erscheinungsbild der <strong>Tirol</strong>er<br />

Berglandschaft wesentlich prägen.<br />

Die jahrhundertlange Beweidung der<br />

alpinen und hochalpinen Lagen durch<br />

Rinder, Schafe und Ziegen sorgt für ihr<br />

heutiges Aussehen. Jährlich verbringen<br />

etwa 200.000 Tiere ihre Sommerfrische<br />

auf <strong>Tirol</strong>s Almen. „Die vielen Almkräuter,<br />

frisches Quellwasser und viel<br />

Bewegung wirken sich positiv auf die<br />

Gesundheit und das Wohlbefinden der<br />

Tiere und somit auch auf die hervorragende<br />

Qualität der Almprodukte aus.<br />

Das schmeckt man auch in der Almmilch“,<br />

freut sich LH-Stv. Josef Geisler<br />

über den Start der Almmilchsaison.<br />

Genuss von der Alm bei SPAR<br />

„Es freut mich ganz besonders, dass<br />

wir unseren Kunden nach der erfolgreichen<br />

Einführung im letzten Jahr heuer<br />

erneut ein so hochwertiges Produkt<br />

wie die Almmilch mit dem Gütesiegel<br />

‚Qualität <strong>Tirol</strong>‘ anbieten können. Almprodukte<br />

punkten mit ihrer Frische und<br />

ihren gesunden Nährstoffen“, berichtet<br />

Dr. Christof Rissbacher, Geschäftsführer<br />

SPAR <strong>Tirol</strong> und Salzburg. „Das regionale<br />

Angebot bei SPAR nimmt stetig zu.<br />

Neben der Almmilch führen wir noch<br />

weitere qualitativ hochwertige Almprodukte<br />

wie die Modlbutter, während der<br />

Sommermonate ebenfalls aus hundert<br />

Prozent Almmilch hergestellt, den Almkäse<br />

von der Holzalm sowie ab Herbst<br />

wieder das schmackhafte Bergl<strong>am</strong>m“,<br />

freut sich Rissbacher über die Auswahl<br />

<strong>Tirol</strong>er Almprodukte.<br />

Wertvolle Almmilch<br />

„Die Almmilch ist eine echte Besonderheit,<br />

die es nur vier Monate im Jahr gibt.<br />

Die Kühe verbringen den Sommer auf<br />

einer der zahlreichen Almen rund um<br />

Mayrhofen. Die schmackhaften Gräser<br />

und Kräuter sorgen für den feinen<br />

Geschmack der Almmilch“, berichtet<br />

Christian Kröll, Geschäftsführer der ErlebnisSennerei<br />

Zillertal, stolz über die<br />

Qualität der Almmilch. „Die Kühlung<br />

der Milch erfolgt bis zum Abholen durch<br />

unseren Milchwagen meist traditionell<br />

per Wasserkühlung. Dabei werden die<br />

Milchkannen in einen tiefen Brunnen<br />

gestellt. Das fließende, kalte Wasser<br />

kühlt so die Milch auf ganz natürliche<br />

Weise“, erklärt Kröll. „In der Sennerei<br />

wird sie schonend und schnell verarbeitet,<br />

d<strong>am</strong>it man die Almmilch nicht nur<br />

auf der Alm, sondern auch <strong>am</strong> Frühstückstisch<br />

genießen kann“, so Kröll.<br />

Tradition und Handwerk<br />

„Mit der Almmilch finden die Konsumenten<br />

ein regionales Produkt im<br />

Handel, das in ihrer Qualität einzigartig<br />

ist“, ist DI Wendelin Juen, Geschäftsführer<br />

der Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>,<br />

begeistert. „Der nachweislich hohe<br />

Gehalt an Omega-3-Fettsäuren hat<br />

verschiedenste positive gesundheitliche<br />

Effekte. Der regelmäßige Konsum<br />

von ungesättigten Fettsäuren schützt<br />

nämlich Herz, Gefäße und Zellen“, berichtet<br />

Juen über den gesundheitlichen<br />

Aspekt der Almmilch. „Die Almmilch<br />

erinnert mich zudem zu Hause und im<br />

Büro an grüne, saftige Almen in den<br />

herrlichen <strong>Tirol</strong>er Bergen – ein besonderes<br />

Almgefühl“, freut sich Juen über<br />

dieses Almprodukt.<br />

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SOMMERFESTIVAL<br />

IM RIESEN<br />

DEN ZAUBER INDIENS HAUTNAH ERLEBEN<br />

Während der Monate Juli und August<br />

verwandeln sich die Swarovski<br />

Kristallwelten in eine „ mela “ –<br />

ein farbenprächtiges indisches Fest<br />

für alle Sinne.<br />

Im Mittelpunkt des Sommerfestivals steht<br />

vom 1. Juli bis 31. August das Gastland<br />

Indien mit seinen vielfältigen kulturellen<br />

und kulinarischen Facetten. Sämtliche Sinne<br />

werden durch schillernde Farben und<br />

Formen, exotische Aromen, faszinierende<br />

Klänge sowie durch exotische<br />

Gaumenfreuden angesprochen.<br />

Umgeben von der farbenfrohen Kultur des<br />

asiatischen Landes fühlt sich ein Tag<br />

im Riesen an wie ein Kurzurlaub in Indien.<br />

TIPP: LICHTSPIELE –<br />

SOMMERKINO IM RIESEN<br />

Vom 1. bis 31. August verspricht das<br />

diesjährige Open-Air-Kino mit<br />

Science Fiction und Fantasy Filmen<br />

zusätzlich Nervenkitzel unterm<br />

Sternenzelt. Täglich um 15:30 Uhr<br />

mit einer Kindervorstellung und um<br />

20:15 Uhr mit einer Abendvorstellung.<br />

Kristallweltenstraße 1, 6112 Wattens, Austria<br />

Tel. +43 5224 510 80<br />

SWAROVSKI.COM/KRISTALLWELTEN<br />

Täglich von 8:30 Uhr bis 22:00 Uhr<br />

Alle Details und Highlights unter: kristallwelten.com/sommer

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