Tirol am Teller 2017
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TIROL<br />
4. Jg., Juli <strong>2017</strong> · € 4,-<br />
Direktvermarktung<br />
Ein Erfolgsmodell im Vormarsch<br />
Spitzenqualitäten<br />
<strong>Tirol</strong>s Produzenten zwischen<br />
Alpengarnelen und Zirbenschnaps<br />
Gastronomisch<br />
Besondere Orte zum<br />
Verweilen und Genießen<br />
P.b.b. 02Z032987M, Retouren an: ECHO Zeitschriftenverlag, Museumstraße 11, 6020 Innsbruck<br />
<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
Blick über den<br />
<strong>Teller</strong>rand<br />
Genussliste<br />
Gault Millau, Falstaff, A La Carte:<br />
Alle ausgezeichneten<br />
Gastronomiebetriebe <strong>Tirol</strong>s<br />
auf einen Blick!
„Qualität <strong>Tirol</strong>“:<br />
Frische Zillertaler Almmilch<br />
Qualität aus der Region für die Region.<br />
Exklusiv bei SPAR: Milch frisch von der Alm<br />
Christian und<br />
Heinz Kröll,<br />
Geschäftsführer<br />
der Erlebnis<br />
Sennerei<br />
Zillertal.<br />
Saftige Gräser, aromatische Kräuter, frisches Quellwasser und viel<br />
Bewegung auf hochgelegenen Wiesen und Weiden: Der Almsommer<br />
im hinteren Zillertal ist eine herrliche Zeit für die Tiere! Sie<br />
danken es mit hervorragender Milch, die in dieser Qualität weltweit<br />
einzigartig ist! Von Juni bis September holt die ErlebnisSennerei<br />
Zillertal die Milch täglich frisch ab und erzeugt daraus feinste Produkte,<br />
die wunderbar nach Sommer schmecken.<br />
Die Zillertaler Almmilch gibt’s exklusiv<br />
bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR.<br />
Aus Liebe<br />
zum Handwerk
Editorial<br />
Mahlzeit!<br />
Impressum<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> Nr. 4, <strong>2017</strong><br />
Herausgeber: ECHO Zeitschriftenund<br />
Verlags Ges.m.b.H.<br />
Redaktion: Marian Kröll, Karolina Putz,<br />
Markus Stegmayr, Gernot Zimmermann<br />
Fotoreporter: Andreas Friedle<br />
Layout & Bildbearbeitung: Daniela<br />
Steixner-Winkler<br />
Anzeigen: Mag. Birgit Steinlechner,<br />
Manuela Gabl<br />
E-Mail: anzeigen@echotirol.at<br />
Geschäftsführung:<br />
Mag. Birgit Steinlechner<br />
Redaktions-, Herausgeber-,<br />
Verwaltungsadresse:<br />
ECHO Zeit schriften- und Verlags<br />
Ges.m.b.H., A-6020 Innsbruck,<br />
Museumstraße 11,<br />
Tel.: 0512/34 21 70,<br />
www.tirol<strong>am</strong>teller.at<br />
Die Regionalisierungswelle schwappt über das Land, Produkte, die sich mit dem Attribut<br />
„made in <strong>Tirol</strong>“ schmücken dürfen, stehen bei den Konsumenten, also bei uns allen,<br />
hoch im Kurs. Und das überwiegend nicht zu Unrecht. Findige Produzenten und innovative<br />
Landwirte tüfteln an immer raffinierteren Erzeugnissen, die dann wiederum über den Handel,<br />
zunehmend auch die Direktvermarktung und nicht zuletzt die qualitativ hochstehende heimische<br />
Gastronomie den Weg auf <strong>Tirol</strong>s <strong>Teller</strong> finden. Bei aller Freude über die guten heimischen Lebensmittel<br />
darf man nicht ausblenden, dass der Selbstversorgungsgrad im Land nur bei wenigen<br />
Erzeugnissen in nennenswertem Umfang gegeben ist. „Regional“ kann folglich immer nur ein<br />
„sowohl als auch“ und nicht ein „ausschließlich“ sein. Deshalb ist man immer auch – in unterschiedlicher<br />
Ausprägung – auf Lebensmittel von „außen“ angewiesen, was in einer globalisierten Welt keine<br />
Zumutung sein darf. Auch Produkte aus heimischer Überzeugung sind kein Selbstläufer, wenn die<br />
Qualität des Gebotenen nicht überzeugt. Doch in dieser Hinsicht ist man in <strong>Tirol</strong> mittlerweile sehr<br />
weit gekommen. Etwa beim Käse, bei dem sich die hiesige Produzentenszene sukzessive an die Vorbilder,<br />
die Käseregionen Frankreichs und der Schweiz, heranarbeitet. Man scheut auch nicht davor<br />
zurück, absolutes Neuland zu betreten oder im vorgestellten Fall ins – gar nicht so kalte – Wasser<br />
zu springen. Zwei junge <strong>Tirol</strong>er haben sich nämlich darangemacht, ausgerechnet im Land der Berge<br />
Garnelen zu züchten. Und das mit beachtlichem Erfolg. Dass <strong>Tirol</strong> bei den geistigeren Getränken eine<br />
lange Tradition hat und sehr gut aufgestellt ist, ist dagegen kein Geheimnis. Zum mittlerweile vierten<br />
Mal begeben wir uns mit <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> auf einen Streifzug durch <strong>Tirol</strong>s kulinarische Landschaft, der<br />
wieder allerlei interessante Menschen und deren Geschichten zutage gebracht hat. Die Geschichten,<br />
bei denen es ums Essen und Trinken geht, sind immer auch ein Stück weit Kulturgeschichte.<br />
<strong>Tirol</strong>s Gastronomie & Produzenten im Fokus. <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> schaut aber nicht nur ausgezeichneten Köchen<br />
und Produzenten auf die Finger und holt besondere gastronomische Angebote vor den Vorhang,<br />
sondern bietet auch in übersichtlicher Form eine Auflistung sämtlicher von den Gourmetführern<br />
Gault Millau, Falstaff und A la Carte ausgezeichneten <strong>Tirol</strong>er Betriebe und darüber hinaus auch von<br />
jenen Betrieben, die zumindest zwei der drei folgenden Gütesiegel – Bewusst <strong>Tirol</strong>, das AMA<br />
Gastrosiegel oder das Siegel der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur – tragen. D<strong>am</strong>it haben Sie einen kompakten<br />
Überblick, wo Qualität, Innovation und Können zu Hause sind und wie vielfältig das kulinarische<br />
Angebot in allen Teilen unseres Landes ist. <br />
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen das Te<strong>am</strong> von <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
Das Titelbild der heurigen Ausgabe von<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> wurde auf der Aldranser<br />
Alm aufgenommen und st<strong>am</strong>mt aus dem<br />
Bestand der <strong>Tirol</strong> Werbung.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 3
inhalt<br />
Willkommen bei <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
20 Die Genussliste: Alle ausgezeichneten<br />
<strong>Tirol</strong>er Gastronomiebetriebe im Überblick<br />
50<br />
06 Direkt vom Bauern<br />
10 „Das kulinarische Profil schärfen“<br />
16<br />
16 Vom Zus<strong>am</strong>menhang der Dinge<br />
34 Leidenschaft, die ansteckt<br />
68<br />
36 Das Gute ist nicht gut genug<br />
38 Flüsterbar von Weltformat<br />
42 Offenes Haus<br />
44 Käse und Wein<br />
48 <strong>Tirol</strong> trifft Indien<br />
50 In der Kl<strong>am</strong>m fein speisen<br />
54 Wild auf Wild<br />
58 Tradition mit modernem Antlitz<br />
94<br />
06<br />
60 Der Tisch ist Spielplatz<br />
62 Erfolgsrezept der Konditorlehrlinge<br />
64 Mehr als Bier<br />
68 Herr der Brände<br />
4 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> www.tirol<strong>am</strong>teller.at
…auf einen Blick<br />
70 Die Fleischveredler des Vertrauens<br />
74 Haltbarmachen leicht gemacht<br />
80 Die Nudelmacher<br />
84 Hoch hinaus mit Bäckerlehre<br />
86 Mehl<br />
90 Alpengarnelen<br />
92 Der betörende Duft von Brot<br />
94 Ein Pionier in Sachen Öl<br />
98 Käse vom Berg<br />
102 Das Paradies liegt (nicht) vor der Haustür<br />
80<br />
98<br />
90<br />
30. Fachmesse für<br />
Gastronomie, Hotel & Design<br />
18.–21.<br />
SEPT.<br />
Messe Innsbruck<br />
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<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 5
Genuss<br />
Direkt vom<br />
Bauern<br />
Die Direktvermarktung ihrer Produkte wird für immer mehr <strong>Tirol</strong>er Landwirte zu<br />
einem bedeutenden wirtschaftlichen Faktor. Ab-Hof-Verkäufe hat es zwar immer<br />
schon gegeben, aber professionell geführte Hofläden waren noch vor ein paar Jahren<br />
eher die Ausnahme. Das hat sich geändert, auch weil sich mit ehrlicher Qualität gute<br />
Preise erzielen lassen.<br />
D<br />
ie Zahlen der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />
sprechen eine eindeutige<br />
Sprache. Gut 4.000 landwirtschaftliche<br />
Betriebe in <strong>Tirol</strong> verkaufen Teile<br />
ihrer Produktion direkt. Bei 1.000 von ihnen hat<br />
der Ab-Hof-Verkauf einen Umfang angenommen,<br />
dass er als wirtschaftlich unverzichtbar gilt und den<br />
Übergang vom Neben- zum Vollerwerb ermöglicht.<br />
Bei den anderen 3.000 Betrieben sorgt der Direktvertrieb<br />
für wichtige Nebeneinkünfte.<br />
Es gibt mehrere Schienen für die Direktvermarktung:<br />
natürlich den bereits erwähnten<br />
Ab-Hof-Verkauf, die immer beliebter werdenden<br />
„Bauernkisten“ sowie Bauernläden oder Bauernmärkte.<br />
Angeboten wird eine breite Produktpalette<br />
landwirtschaftlicher Erzeugnisse: Fleisch, Eier,<br />
Milchprodukte, Honig, Erdäpfel, Obst, Gemüse,<br />
Schnaps, Speck, Wurst – was der jeweilige Hof<br />
halt so hergibt. Besonders die Bauernmärkte sind<br />
in den letzten Jahren immer beliebter geworden.<br />
Mittlerweile gibt es mehr als 30 davon in <strong>Tirol</strong>, von<br />
Elbigenalp über Imst bis nach Kitzbühel oder Kufstein.<br />
Allein in der Landeshauptstadt Innsbruck<br />
werden, über die ganze Woche verteilt, mehrere<br />
Bauermärkte abgehalten und in der Markthalle verkaufen<br />
Landwirte von Montag bis S<strong>am</strong>stag jeden<br />
Vormittag ihre Produkte.<br />
Es mag heute deutlich mehr Bauernmärkte<br />
geben als noch vor 30 Jahren, aber von einem<br />
„Boom“ kann man nicht sprechen. Sagt Michael<br />
Fotos: Friedle<br />
6 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Direktvermarktung<br />
Hölzl. Und er muss es wissen, denn Hölzl ist Leiter<br />
des Referats für Direktvermarktung in der <strong>Tirol</strong>er<br />
Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer (siehe Interview). Die<br />
Zahl der Direktvermarkter ist in den letzten Jahren<br />
ziemlich konstant geblieben, auch weil es eine Vielzahl<br />
an strengen behördlichen Auflagen gibt. Und<br />
alle diese Auflagen sind mit erheblichen Kosten<br />
verbunden. So wagen nur noch wenige die Einrichtung<br />
eines eigenen Hofladens, denn die hohen<br />
Investitionen machen vernünftiges Wirtschaften<br />
zunehmend unmöglich.<br />
Der Tuxerbauer<br />
Wer wagt, gewinnt, so sagt der Volksmund. Auf die<br />
F<strong>am</strong>ilie Hoppichler aus Tulfes trifft dieser Spruch<br />
vollinhaltlich zu, denn unter ihrem Hofn<strong>am</strong>en<br />
Tuxerbauer hat sie vor einem Vierteljahrhundert<br />
begonnen, ihre landwirtschaftlichen Produkte direkt<br />
zu vermarkten. Mit durchschlagendem Erfolg, das ist<br />
heute offensichtlich.<br />
Christoph Hoppichler ist Jungbauer und er ist<br />
ein klein wenig ausgepowert, als er sich zum Gespräch<br />
an den großen Tisch des f<strong>am</strong>ilieneigenen<br />
Hofladens setzt: „Wir haben gerade einen 900 Kilo<br />
schweren Stier zerlegt. Der wird jetzt vom Kopf bis<br />
zur Schwanzspitze verwertet“, sagt Christoph und<br />
nennt d<strong>am</strong>it gleich eines der Erfolgsgeheimnisse<br />
der Tuxerbauern: „Edelteile verkaufen kann jeder,<br />
die Gustostücke sind schnell weg. Wir haben lernen<br />
müssen, wie wir auch den Rest sinnvoll verarbeiten<br />
können.“ Direktvermarktung ist beim Tuxerbauern<br />
schon betrieben worden, als es diesen Begriff noch<br />
gar nicht gab. Schon der Großvater ist mit seinem<br />
Obst und Gemüse bis Reutte hinausgefahren. Später<br />
hat Sohn Josef Äpfel auf offener Straße vor dem<br />
Hof verkauft und aus den übriggeblieben Früchten<br />
Schnaps gebrannt. Den Schnaps konnten die Hoppichlers<br />
aber nie und nimmer allein austrinken und<br />
so hat Josef Hoppichler vor 25 Jahren einen Teil<br />
des Bauernhauses zu einem Mini-Hofladen umgebaut.<br />
Zu kaufen gab es Schnäpse, Liköre, Honig,<br />
Marmeladen sowie Obst und Gemüse aus dem<br />
eigenen Garten.<br />
1996 wagten die Hoppichlers dann die große Investition<br />
und bauten kräftig aus. Das Warensortiment<br />
wurde deutlich erweitert. Heute gibt es neben allen<br />
möglichen landwirtschaftlichen Produkten auch<br />
Sulzen, Salate, knusprigen Schweinsbraten und viele<br />
Varianten von Knödeln zu kaufen. Auch Rahmbeuschel,<br />
Rindsgulasch und Rehragout finden sich immer<br />
wieder im Angebot: „Bei uns in der F<strong>am</strong>ilie können<br />
alle kochen und backen“, sagt Christoph und er sagt<br />
dazu, dass es niemals so gut funktionieren würde,<br />
wenn nicht alle fest zus<strong>am</strong>menhielten.<br />
Der Hofladen beim Tuxerbauern hat sieben Tage in<br />
der Woche geöffnet, manchmal bis spät in die Nacht<br />
hinein. Denn die Hoppichlers bieten ihren Hof auch<br />
für Veranstaltungen aller Art an. 60 bis 70 Gäste sind<br />
dabei keine Seltenheit. Und alle wollen sie verköstigt<br />
und mit Getränken versorgt werden. Das geht<br />
ohne Angestellte nur mit F<strong>am</strong>ilienzus<strong>am</strong>menhalt.<br />
60-Stunden-Wochen sind laut Christoph Hoppichler<br />
völlig normal und dabei müssen auch die jeweiligen<br />
Partner mitziehen. Der Hofladen in Tulfes ist immer<br />
gut frequentiert. Für die gute Qualität nehmen die<br />
Kunden oft weite Anfahrten in Kauf. Werbung macht<br />
der Tuxerbauer übrigens gar keine. Wozu auch?<br />
Mundpropaganda ist ohnehin die beste Werbung und<br />
das hochwertige Angebot des Hofladens in Tulfes hat<br />
sich längst herumgesprochen. ➝<br />
Bio-Bauer Andreas Riser und seine<br />
Frau Michaela haben ihren Hofladen in<br />
Obsteig zweimal in der Woche geöffnet.<br />
Das Angebot ist vielfältig. Das Fleisch<br />
von den hofeigenen Tieren kommt ebenfalls<br />
in den Verkauf. In letzter Zeit hat<br />
die manchmal überbordende Bürokratie<br />
das Wirtschaften für die Risers nicht<br />
gerade einfacher gemacht.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 7
Genuss<br />
„Hohe Qualität und<br />
volle Transparenz“<br />
Heute ist die Qualität des Produkts eine<br />
der wichtigsten Grundlagen für einen<br />
Direktvermarkter, was auch seitens der<br />
Konsumenten immer mehr nachgefragt<br />
wird.<br />
Michael Hölzl leitet das Referat für Direktvermarktung<br />
in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer und spricht<br />
im Interview über Chancen, Behördenauflagen und<br />
warum sich hohe Qualität und Transparenz letztlich<br />
auszahlen.<br />
Herr Hölzl, wie viele Landwirte in <strong>Tirol</strong> vermarkten<br />
ihre Produkte direkt?<br />
Michael Hölzl: Wir haben in <strong>Tirol</strong> etwa<br />
viertausend landwirtschaftliche Betriebe,<br />
die einen Teil ihre Produkte und<br />
Rohstoffe direkt vermarkten. Da sind<br />
aber auch jene dabei, die nur sporadisch<br />
Produkte anbieten, zum Beispiel Almkäse<br />
nach dem Sommer. Regelmäßige<br />
Direktvermarktung gibt es in ungefähr<br />
eintausend Betrieben und für die ist das<br />
oft die wichtigste Einnahmequelle.<br />
Gibt es aus Sicht der Bauern einen Trend hin<br />
zur Direktvermarktung?<br />
Hölzl: Einen direkten Trend, bei welchem<br />
viele bäuerliche Betriebe mit der<br />
Direktvermarkung gestartet haben, hat<br />
es zuletzt beim EU-Beitritt Österreichs<br />
gegeben. Durch den d<strong>am</strong>it verbundenen<br />
Preisverfall haben sich die Bauern etwas<br />
einfallen lassen müssen und haben<br />
vermehrt begonnen, ihre Produkte direkt<br />
zu vermarkten. Da sind dann auch<br />
immer mehr Hofläden und Bauernläden<br />
entstanden. Mehr und mehr wurden<br />
dann auch die Produktqualität und<br />
die Professionalisierung zum Thema.<br />
Es kommen also laufend neue Hofläden<br />
hinzu?<br />
Hölzl: Es kommen schon laufend<br />
Direktvermarkter und somit Hofläden<br />
hinzu, ein direkter „Boom“ kann aber<br />
nicht verzeichnet werden. Insges<strong>am</strong>t<br />
bleibt die Zahl der Direktvermarkter annähernd<br />
gleich. Die Behördenauflagen,<br />
speziell auch im hygienischen Bereich,<br />
sind derart streng und vielfältig geworden,<br />
dass der Einstieg in die Direktvermarktung<br />
häufig mit erheblichen Investitionen<br />
verbunden ist. Und da trauen<br />
sich halt nicht mehr viele drüber. Aber<br />
Direktvermarktung findet ja nicht nur<br />
im Hofladen statt – es gibt Bauernläden,<br />
Bauernmärkte, Bauernkisten und noch<br />
vieles mehr, wo sich hofeigene Produkte<br />
verkaufen lassen. So gibt es auch für<br />
kleine Betriebe gute Möglichkeiten, ihre<br />
eigenen Produkte direkt zu vermarkten<br />
und somit die Wertschöpfung <strong>am</strong><br />
Betrieb zu steigern – vorausgesetzt, die<br />
Qualität passt.<br />
Stichwort Wertschöpfung: Darf hohe Qualität<br />
auch einen hohen Preis haben?<br />
Hölzl: Wenn in einem Betrieb transparent<br />
gearbeitet wird, dann lässt sich der<br />
Preis für ein Produkt leicht argumentieren.<br />
Der Kunde weiß und sieht ja, wo ein<br />
Rohstoff herkommt oder wie eine Kuh<br />
gehalten wird. Das interessiert immer<br />
mehr Konsumenten und die wissen<br />
auch, dass die gute Arbeit eines Landwirts<br />
entsprechend entlohnt werden<br />
muss. All jene Direktvermarkter, die<br />
schon seit Jahren erfolgreich <strong>am</strong> Markt<br />
bestehen, haben von Anfang an auf<br />
hohe Qualität und volle Transparenz<br />
gesetzt. Das ist ihr Erfolgsrezept und<br />
deshalb brauchen sie sich auch in Zukunft<br />
keine Absatzsorgen zu machen.<br />
Klein, aber fein<br />
Nicht weit von Tulfes entfernt hat vor gerade einmal<br />
einem Jahr eine weitere Bauernf<strong>am</strong>ilie den Schritt<br />
hin zur Direktvermarktung gewagt – die Klingenschmids<br />
vom Schauflackerhof in Aldrans. Ihr Hofladen<br />
ist in einem kleinen Holzhäuschen untergebracht<br />
und ist für die Kunden rund um die Uhr frei zugänglich.<br />
Bianca Klingenschmid erzählt, dass sie schon<br />
länger von einem eigenen Hofladen geträumt hat:<br />
„Letztes Jahr haben wir uns dann getraut. Zuerst<br />
haben wir nur selbstgebackenes Brot angeboten,<br />
direkt aus dem Backofen.“ Dann hat sich ihr Mann<br />
Florian einen mobilen Hühnerstall angeschafft und<br />
die Eier der 200 Hendln erweiterten das Angebot.<br />
Nach Anschaffung eines großen Kühlschranks sind<br />
dann noch Milch, Topfen und Joghurt dazugekommen.<br />
Und heute komplettieren Honig, Marmeladen,<br />
Nudeln, Apfelsaft, Speck und Hauswürste die Produktpalette<br />
des Hofladens. Dazu kommt noch viel<br />
Selbstgebackenes wie Kuchen, Strudel oder Kekse.<br />
Auch Kaspressknödel liegen immer wieder einmal<br />
zum Verkauf bereit. Auch auf individuelle Kundenwünsche<br />
reagiert man <strong>am</strong> Schauflackerhof flexibel.<br />
Dann werden auch mal ein paar Dutzend Speckknödel<br />
produziert.<br />
Der Hofladen in Aldrans funktioniert im Prinzip<br />
wie ein großer Automat. Die Kunden holen sich<br />
die gewünschte Ware aus dem Regal, tragen die<br />
gekauften Produkte in ein Heft ein und legen das<br />
Geld dafür in ein Körbchen oder in die Handkassa.<br />
Ob da manchmal etwas wegkommt oder ein wenig<br />
geschummelt wird? „Überhaupt nicht“, sagt Bianca<br />
Klingenschmid. „Unsere Kunden sind wirklich<br />
ehrlich.“ Es sind ja auch alles St<strong>am</strong>mkunden. Die<br />
meisten davon kommen mindestens einmal in der<br />
Woche zum Schaufelackerhof nach Aldrans hinauf,<br />
viele davon aus Innsbruck.<br />
Mit der Entwicklung ihres kleinen, aber feinen<br />
Hofladens sind die Klingenschmids jedenfalls sehr<br />
8 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Direktvermarktung<br />
Im Hofladen der F<strong>am</strong>ilie Klingenschmid werden unter anderem Eier, Brot, Gemüse und Milch angeboten,<br />
auch gibt es immer wieder selbstgebackene Kuchen oder hausgemachte Knödel zu kaufen. Der mobile<br />
Hühnerstall der Klingenschmids bietet den gut 200 Hühnern bei Bedarf Unterschlupf. Platz haben die<br />
Tiere <strong>am</strong> Schauflackerhof ohnehin genügend.<br />
zufrieden. Das erste Jahr hat gezeigt, dass die Kunden<br />
die ehrliche Qualität der Produkte zu schätzen<br />
wissen. Und so darf es ruhig auch die nächsten Jahre<br />
weitergehen.<br />
Josef und Margret Hoppichler (Mitte) mit<br />
Viktoria und Christoph. Im Hofladen werden nicht nur<br />
zahlreiche Produkte der eigenen Landwirtschaft verkauft,<br />
sondern auch Schweinsbraten und andere hausgemachte<br />
Spezialitäten angeboten.<br />
Seit drei Jahrzehnten<br />
BIO-zertifiziert<br />
Andreas und Michaela Riser betreiben in Obsteig<br />
einen Bio-Bauernhof mit angeschlossenem Hofladen.<br />
Die Bio-Zertifizierung des Hofs erfolgte bereits<br />
im Jahr 1990 und die Direktvermarktung der hofeigenen<br />
Bio-Produkte ermöglichte es, dass die F<strong>am</strong>ilie<br />
den Betrieb im Haupterwerb führen kann.<br />
Das nachhaltige Betreiben seiner Landwirtschaft<br />
war Andreas Riser immer schon ein wichtiges Anliegen.<br />
Der zweifache F<strong>am</strong>ilienvater hat ein klares<br />
Credo: „Ich hab‘ den Hof nicht von meinen Eltern<br />
geerbt, sondern von meinen Kindern geliehen.“ Und<br />
so wird auch gewirtschaftet.<br />
Der Hofladen, mitten im Dorfzentrum von Obsteig<br />
gegenüber der Kirche gelegen, hat Dienstag<br />
und Donnerstag, von 16 bis 19 Uhr, geöffnet und<br />
schon beim Eintreten steigt der Duft frischen Brots<br />
in die Nase. Natürlich ist es selbstgebacken. Bei den<br />
Risers kommt noch dazu, dass das dafür verwendete<br />
Mehl aus eigenem Bio-Getreideanbau st<strong>am</strong>mt und<br />
von Andreas mit der Hand gemahlen wird. Auch<br />
etwas ganz Besonderes.<br />
Mit den Bio-Eiern vom Riserhof werden hausgemachte<br />
Nudeln hergestellt, den Honig liefert<br />
der Bio-Imker von nebenan und auch das Joghurt<br />
wird direkt in Obsteig hergestellt. Das Fleisch<br />
kommt vom eigenen Hof. Die Risers halten Rinder,<br />
Mastschweine und Hühner. Andreas<br />
ist unter anderem auch gelernter Metzger<br />
und das Bio-Fleisch vom Riserhof wird im<br />
Wochenrhythmus angeboten: Am ersten<br />
Freitag jeden Monats Rindfleisch, <strong>am</strong><br />
zweiten Schweinefleisch um <strong>am</strong> dritten<br />
Freitag des Monats Bio-Hendln. Alles auf<br />
Vorbestellung – die kann per E-Mail, Telefon,<br />
WhatsApp (!) oder direkt im Laden<br />
aufgegeben werden.<br />
Andreas und Michaela Riser sind mit<br />
dem Erlös aus ihrem Hofladen durchaus<br />
zufrieden. Probleme bereitet ihnen aber<br />
die immer mehr ausufernde Bürokratie:<br />
„Grundsätzlich ist ja nichts gegen die Registrierkassa<br />
einzuwenden“, nennt Andreas<br />
ein Beispiel. „Aber allein die Kassa selber<br />
hat uns mehrere Tausend Euro gekostet.<br />
Plus einen neuen Laptop, um die Software<br />
aufspielen zu können.“<br />
Wegen der berühmt-berüchtigten<br />
Allergen-Verordnung musste eine neue<br />
Etikettiermaschine angeschafft werden,<br />
wieder ein paar Tausend Euro weg. Und die<br />
elektronische Waage war ebenfalls eine viele<br />
Tausend Euro schwere Investition. Alles<br />
zus<strong>am</strong>mengerechnet eine große finanzielle<br />
Last für den kleinen F<strong>am</strong>ilienbetrieb.<br />
Trotzdem, Andreas und Michaela Riser<br />
lassen sich nicht unterkriegen. Geht ja gar<br />
nicht anders. Der Hofladen ist das wichtigste<br />
wirtschaftliche Standbein der F<strong>am</strong>ilie<br />
geworden. Ohne Direktvermarktung der<br />
eigenen Produkte müsste sich Andreas<br />
einen Job suchen. Das gilt aber für nahezu<br />
alle Landwirte in <strong>Tirol</strong> – ohne Direktvermarktung<br />
würden viele von ihnen schnell<br />
zu Nebenerwerbsbauern werden und noch<br />
mehr Höfe müssten für immer zusperren.<br />
Das kann niemand im Land wollen. Also<br />
liegt es nicht zuletzt an den Konsumenten,<br />
die zahlreichen Angebote des Ab-Hof-Verkaufs<br />
auch anzunehmen.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 9
Interview<br />
„Das kulinarische<br />
Profil schärfen“<br />
Wendelin Juen bricht eine Lanze für die Innovationskraft der<br />
heimischen Landwirtschaft, lotet die Grenzen der „Regionalität“ aus<br />
und sieht den Weg zur gesteigerten Wertschöpfung in der Veredelung,<br />
die beim Heumilch-Käse Schule macht.<br />
Das Schlagwort „Regionalität“ darf mittlerweile in<br />
keinem Werbesujet mehr fehlen. Dabei ist ein Regionalitätsversprechen<br />
für alle gar nicht einlösbar. Wie ist<br />
es um den Selbstversorgungsgrad im Land bestellt?<br />
Wendelin Juen: An und für sich können wir bei<br />
vielen Produkten wesentlich mehr liefern, als<br />
es Nachfrage gibt. Im Milchbereich können wir<br />
theoretisch 80 Prozent des heimischen Bedarfs<br />
decken. Natürlich wird aber auch viel importiert<br />
und exportiert, weshalb der Selbstversorgungsgrad<br />
immer eine relative Messgröße ist. Bei Milch<br />
und Milchprodukten sind wir in <strong>Tirol</strong> jedenfalls<br />
sehr lieferfähig. Ich nenne nur ein Beispiel: Der<br />
Gastrogroßhändler Neurauter frisch* hatte 2010,<br />
als wir mit „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ gestartet sind, ein sehr<br />
überschaubares Sortiment an heimischen Käsesorten.<br />
Mittlerweile sind dort bei einer Sortimentsgröße<br />
von 400 Käsen über 100 <strong>Tirol</strong>er Käsesorten<br />
gelistet. Daran sieht man, dass sich schon einiges<br />
bewegt hat. Im Fleischbereich haben wir beim Kalb<br />
noch ein schönes Potenzial. Da würden wir uns<br />
noch deutlich mehr Absatz wünschen. Es ist klar,<br />
dass wir bei keinem Produkt über das ganze Jahr<br />
hinweg eine hundertprozentige Selbstversorgung<br />
zustande bringen. Es ist aber schade, wenn man<br />
manches exportieren muss. Beim L<strong>am</strong>mfleisch<br />
haben wir mittlerweile neben toller Qualität auch<br />
nennenswerte Quantität. Das Hof- und Almschwein<br />
ist ein kleines, aber feines und jährlich<br />
wachsendes Segment, an dem zum einen der Konsument<br />
Freude hat und das zum anderen die Wirtschaftlichkeit<br />
der Almen erhöht. Beim Getreide<br />
Foto: Kröll<br />
10 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Genussregion<br />
Juen: Der Gesetzgeber ist da streng. Es gibt<br />
mittlerweile klare Gerichtsurteile, zum Beispiel das<br />
sogenannte Forellen-Urteil. Dabei geht es um eine<br />
im Trentino aufgezogene Forelle, die in Niederösterreich<br />
geräuchtert wurde. Es hat oberflächlich<br />
betrachtet so ausgesehen, als handle es sich um<br />
eine heimische Forelle. Im Kleingedruckten war<br />
zu lesen, dass es sich um italienische Aquakultur<br />
handelt. Das ist Irreführung des Konsumenten, die<br />
nach dieser neuen Rechtsprechung verboten ist.<br />
Was ausgelobt wird, muss den Tatsachen entsprechen.<br />
Da wird in den kommenden Jahren noch<br />
einiges passieren. In <strong>Tirol</strong> gibt es das Gütesiegel<br />
„Qualität <strong>Tirol</strong>“ – den Ranzen –, das garantiert,<br />
dass die Lebensmittel in <strong>Tirol</strong> gewachsen und veredelt<br />
wurden. Dasselbe garantiert österreichweit<br />
das AMA-Gütesiegel. Dabei wird streng und häufig<br />
kontrolliert.<br />
Tangiert dieses Forellen-Urteil auch den <strong>Tirol</strong>er Speck,<br />
der ja durch eine europäische Ursprungsbezeichnung<br />
geschützt ist, aber aufgrund des geringen Selbstversorgungsgrads<br />
bei Schweinefleisch überwiegend nicht<br />
aus <strong>Tirol</strong>er Schweinefleisch gemacht ist?<br />
Juen: Dazu gibt es ein EU-Gesetz, das den geografischen<br />
Ursprung schützt. Es gibt die Labels „geschützte<br />
Ursprungsbezeichnung“ (g.U.) und „geschützte<br />
geografische Angabe“ (g.g.A.). Bei Ersterer<br />
müssen alle Produktionsschritte vom Rohstoff bis<br />
zum fertigen Produkt in der Region stattfinden.<br />
Das entspricht – wenn man so will – dem Gütesiegel<br />
„Qualität <strong>Tirol</strong>“. Zweiteres Label bedeutet, dass<br />
das Produkt nur in der Region verarbeitet werden<br />
muss, der Rohstoff aber aus einem anderen Gebiet<br />
st<strong>am</strong>men kann. Das gilt etwa beim Parmaschinken,<br />
dem steirischen Kürbiskernöl oder eben auch beim<br />
<strong>Tirol</strong>er Speck g.g.A. Das hat die EU so definiert<br />
und das hat somit seine Richtigkeit. Ob das von<br />
den Konsumenten sauber reflektiert wird, sei<br />
dahingestellt. Wer sich dafür interessiert, kann das<br />
jedenfalls rasch in Erfahrung bringen.<br />
tut sich auch einiges und es gibt Flächenzuwächse.<br />
Wobei man die Getreideanbaufläche in <strong>Tirol</strong> ruhig<br />
verzehnfachen könnte. Bezogen auf den ges<strong>am</strong>ten<br />
Getreidebedarf im Land bliebe man d<strong>am</strong>it immer<br />
noch im einstelligen Prozentbereich. Es geht aber<br />
nicht unbedingt um die Selbstversorgung, sondern<br />
darum, das in <strong>Tirol</strong> zu produzieren und zu veredeln,<br />
was authentisch, glaubwürdig ist und zu uns<br />
passt. Da passt auch das in <strong>Tirol</strong> angebaute Obst<br />
dazu, wo es mittlerweile ein schönes Angebot gibt.<br />
Zu Marketingzwecken könnte man sich fast ungestraft<br />
das Mäntelchen der Regionalität überstreifen.<br />
Woran erkennt man als Konsument, dass in der Region<br />
hergestellte Lebensmittel drinnen sind, wo das auch so<br />
suggeriert wird?<br />
Sie haben es schon anklingen lassen, dass sich beim<br />
Käse etwas tut. Entwickelt sich <strong>Tirol</strong> langs<strong>am</strong> zum<br />
Käseland?<br />
Juen: Das ist das Ziel. Das hat den einfachen<br />
Grund, dass wir in <strong>Tirol</strong> einen hohen Anteil an<br />
hochwertiger Heumilch und Bio-Heumilch haben.<br />
Das ist ein sensationeller Rohstoff, der höchste<br />
Qualität ermöglicht. Bis zum EU-Beitritt war<br />
reglementiert, welche Sennerei welchen Käse<br />
produzieren durfte. Da gab es wenig Spielraum für<br />
Kreativität. Doch mittlerweile haben wir 21 Sennereien<br />
in <strong>Tirol</strong>, die vom Weichkäse bis zum lang<br />
gereiften Bergkäse über Ziegenkäse bis hin zum<br />
Schafmilchkäse über 200 ganz unterschiedliche<br />
Produkte in sensationeller Qualität herstellen. Da<br />
braucht der Konsument ein wenig Zeit, um den<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 11
Interview<br />
Zur Person<br />
Der gebürtige Fließer Wendelin Juen studierte<br />
an der Universität für Bodenkultur<br />
in Wien und ist seit 2004 Geschäftsführer<br />
des Vereins Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>.<br />
Neben unterschiedlichen Fachartikeln<br />
publizierte Juen mehrfach über den<br />
Feuerbrand, über die Wildbienen und<br />
zeichnet für das <strong>Tirol</strong>er und Vorarlberger<br />
Schnapsbuch verantwortlich.<br />
Käseschätzen des Landes auf die Spur zu kommen.<br />
Wenn wir Käseverkostungen machen, gibt es<br />
immer wieder Aha-Erlebnisse. Das gilt es jetzt noch<br />
in der Gastronomie stärker zu beleben. Da gibt es<br />
noch viel Potenzial. Zuversichtlich stimmt mich,<br />
dass derzeit eine junge, innovative und experimentierfreudige<br />
Käsergarde <strong>am</strong> Werk ist, die noch<br />
hungrig und kreativ ist.<br />
Patentrezepte gibt es nicht, aber kann Veredelung von<br />
guten Ausgangsprodukten ein geeignetes Mittel sein,<br />
um die Widerstandsfähigkeit der kleinstrukturierten<br />
<strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft zu erhöhen?<br />
Juen: In der Veredelung liegt letztendlich die<br />
Wertschöpfung. Reine Rohstofflieferanten haben<br />
es global betrachtet schwer. Das gilt nicht nur für<br />
Lebensmittel. Es ist schön, wenn die Veredelung<br />
im Land stattfindet. Das kann teils der Bauer<br />
selbst machen, teils über Zus<strong>am</strong>menschlüsse gemacht<br />
werden. Da ist einiges im Gange. Es ist die<br />
Herausforderung in der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft,<br />
Stärkefelder nicht mutwillig zu verlassen, sondern<br />
neue Felder zu erschließen. Als wir etwa mit dem<br />
Goggei begonnen haben, gab es Kritik, von manchen<br />
wurden wir belächelt. Mittlerweile beliefern<br />
wir über den Großhandel mit diesen Eiern auch<br />
die Gastronomie, obwohl es immer geheißen hat,<br />
dass diese Produkte zu teuer seien. Es gibt aber<br />
sehr wohl Gastronomen, die ihren Gästen zum<br />
Frühstück ein qualitativ hochwertiges Ei aus der<br />
Umgebung anbieten wollen und bereit sind, dafür<br />
einen Mehrpreis zu bezahlen. D<strong>am</strong>it tun sich neue<br />
Möglichkeiten für die Landwirtschaft auf.<br />
Glauben Sie, dass beim Gast eine gehobene Sensibilität<br />
dafür da ist, was ihm in der <strong>Tirol</strong>er Hotellerie vorgesetzt<br />
wird?<br />
Juen: Ich bin viel in der <strong>Tirol</strong>er Top-Gastronomie<br />
unterwegs und begeistert, wie professionell dort<br />
gearbeitet wird. Man sieht, dass viele Köche<br />
ein sehr gutes Sensorium für die Wünsche der<br />
Gäste entwickelt haben. Diese Köche haben die<br />
Fähigkeiten, aus guten regionalen Produkten<br />
hervorragende Speisen zu kreieren. Die <strong>Tirol</strong>er<br />
Kulinarik ist kein Einheitsbrei, sie lebt von der<br />
Vielfalt und der Interpretation der Produkte. Die<br />
Köche treffen d<strong>am</strong>it den Nerv der Gäste. Außerdem<br />
freut sich auch jeder Einheimische, wenn er<br />
besondere Gaumenfreuden genießen kann. Es ist<br />
unser erklärtes Ziel, das kulinarische Profil <strong>Tirol</strong>s<br />
zu schärfen und zu stärken. Dieser Prozess ist voll<br />
im Gange. Es soll in der Breite erlebbar werden,<br />
was bislang noch einigen Vorreitern vorbehalten<br />
ist.<br />
<strong>Tirol</strong> ist ein Tourismusland par excellence. Kaum<br />
irgendwo wird Tourismus in der Intensität betrieben<br />
wie hier. Am Erfolg im Fremdenverkehr hat auch <strong>Tirol</strong>s<br />
gepflegte Kulturlandschaft wesentlichen Anteil. Wird<br />
das vonseiten der Touristiker ausreichend honoriert?<br />
Juen: Im Großen und Ganzen gibt es ein sehr<br />
gutes Einvernehmen. Die Gesprächsbasis ist auf<br />
einer ganz neuen Ebene angelangt, wechselseitige<br />
Schuldzuweisungen gehören der Vergangenheit<br />
an. Viele Leute aus dem Tourismus und der<br />
Landwirtschaft überlegen gemeins<strong>am</strong>, wie man<br />
einander gegenseitig stärken und Synergien freilegen<br />
und nützen kann. Das ist eine spannende Diskussion,<br />
die beide Seiten weiterbringt. An diesem<br />
Prozess muss man beständig weiterarbeiten. Der<br />
landwirtschaftliche Produzent muss mit seinen<br />
Erzeugnissen ein Einkommen erwirtschaften. Insofern<br />
ist der wirtschaftliche Aspekt ein wichtiger.<br />
Aber er braucht auch eine Wertschätzung für diese<br />
Produkte. Beides können die Gastronomie und<br />
der Lebensmittelhandel bewerkstelligen. Einen<br />
fairen Preis zu bezahlen und die Lebensmittel<br />
fachmännisch zur kulinarischen Geltung zu bringen.<br />
Wenn das die Spitzengastronomie macht,<br />
12 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Genussregion<br />
hat das eine hohe Glaubwürdigkeit. Sind diese<br />
Kriterien abgedeckt, dann ist diese wichtige Pflege<br />
der Kulturlandschaft ein Nebeneffekt. Hat der<br />
Bauer für seine hochwertigen Erzeugnisse einen<br />
guten Absatz, macht ihm seine Arbeit Freude.<br />
Wenn er seine Produkte dagegen verbetteln muss,<br />
entsteht eine Schieflage. Ich habe aber das Gefühl,<br />
dass in dieser Hinsicht in den letzten Jahren viel<br />
Positives passiert ist.<br />
In <strong>Tirol</strong> sind Automaten, die auf Knopfdruck lokale Lebensmittel<br />
ausspucken, auf dem Vormarsch. Wie sehen<br />
Sie diese Art der Direktvermarktung?<br />
Juen: Die Direktvermarktung entwickelt sich<br />
weiter. Es gibt durchaus einen Trend. Es gibt unterschiedliche<br />
Kanäle, ob es nun ein Bauernmarkt,<br />
ein Bauernladen, Hofladen oder ein Zustellservice<br />
wie die Bauernkiste ist oder eben der Automat.<br />
Die Szene entwickelt sich dyn<strong>am</strong>isch, die Wahl<br />
der passenden Vertriebsformen hängt stark vom<br />
Produkt und vom Standort ab. Das Schöne ist,<br />
dass die Nachfrage nach heimischen Produkten<br />
und d<strong>am</strong>it auch die Menge zunimmt. Außerdem<br />
bekommt der Produzent dadurch eine unmittelbare<br />
Rückmeldung vom Konsumenten und<br />
erfährt Wertschätzung. Die Qualität und nicht der<br />
Preis steht dabei im Vordergrund. Deshalb ist die<br />
Direktvermarktung super.<br />
Ist die <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft durch den intensiveren<br />
Kontakt mit dem Konsumenten innovativer geworden?<br />
Juen: Ich attestiere der <strong>Tirol</strong>er Landwirtschaft<br />
eine sehr hohe Innovations- und Veränderungsbereitschaft.<br />
Schaue ich mir einen Zeitraum von<br />
zehn, fünfzehn Jahren an, hat es viele innovative<br />
Produkte, zum Beispiel Heu- und Bio-Heumilch,<br />
den Jahrling, das Almschwein, das Goggei, den<br />
Hunk, gegeben. Da sind viele neue Produkte<br />
entstanden, die es vorher in dieser Form nicht<br />
gab. Das ist mit hohen Investitionen verbunden<br />
und braucht seine Zeit, bis es wirks<strong>am</strong> wird. Es<br />
braucht auch die entsprechende Qualifikation der<br />
Produzenten und einen Kundenstock. Da kann<br />
man nicht einfach einen Schalter umlegen. Das<br />
ist nicht ganz trivial. Es gibt hunderte Betriebe in<br />
<strong>Tirol</strong>, die in den letzten Jahren ihre Produktion<br />
umgestellt haben und gut d<strong>am</strong>it gefahren sind. <br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 13
Hörtnagl<br />
QUALITÄT MIT<br />
TRADITION<br />
Der N<strong>am</strong>e des <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienbetriebs Hörtnagl steht seit über 150 Jahren für<br />
erlesene Fleisch- und Wurstspezialitäten aus österreichischem Qualitätsfleisch.<br />
In Innsbruck ging man seit jeher<br />
„zum Hörtnagl“, um Pasteten,<br />
Fleisch- und Wurstspezialitäten<br />
einzukaufen. 1863 wurde in der Angerzellgasse<br />
das erste „Ladele“ eröffnet.<br />
Der N<strong>am</strong>e des <strong>Tirol</strong>er F<strong>am</strong>ilienbetriebs<br />
steht seit über 150 Jahren für erlesene<br />
Fleisch- und Wurstspezialitäten. Feinschmecker<br />
schätzen besonders die hohe<br />
Qualität und die reiche Auswahl an Geschmackserlebnissen.<br />
Das Unternehmen, geschaffen auf dem<br />
Fund<strong>am</strong>ent von mittlerweile fünf Generationen,<br />
präsentiert sich heute als Musterbetrieb<br />
in Österreich. Bereits sehr früh hat<br />
Hörtnagl d<strong>am</strong>it begonnen, die Landwirtschaft<br />
in den Vermarktungsprozess einzubinden<br />
und hat d<strong>am</strong>it im österreichischen<br />
Lebensmittelhandel eine Vorreiterrolle<br />
inne. Die Marke steht für hochwertige<br />
Produkte in gleichbleibender Qualität,<br />
von der Herkunft bis zum fertigen Produkt,<br />
regionale Wertschätzung und langjährig<br />
bestehende Kundenbeziehungen.<br />
Die verwendeten Waren kommen zu<br />
hundert Prozent aus <strong>Tirol</strong> und Österreich.<br />
Auch deshalb darf sich Hörtnagl regelmäßig<br />
über renommierte Auszeichnungen<br />
der Branche freuen.<br />
EXKLUSIVE ERFOLGS-<br />
PRODUKTE MADE IN TIROL<br />
Jedes Jahr freuen sich die Kunden auf<br />
rare Spezialitäten: Durch eine exklusive<br />
und jahrelange Partnerschaft mit<br />
dem <strong>Tirol</strong>er Grauviehzuchtverband<br />
kann in den Filialen zum Beispiel das<br />
erstklassige Fleisch des Almochsen angeboten<br />
werden. Pünktlich zum Ende<br />
der Almsaison ist dort auch das Fleisch
Hörtnagl<br />
des Almschweins erhältlich. Auf den<br />
Almen können sich die Tiere frei bewegen.<br />
Frische Luft, Quellwasser und<br />
Ruhe fördern ihre gesunde Entwicklung.<br />
Hörtnagl garantiert die Abnahme<br />
der Tiere und ermöglicht so die<br />
einwandfreie Weiterverarbeitung dieser<br />
heimischen Spitzenprodukte. Diese<br />
Kooperation mit der Landwirtschaft<br />
ist beispielgebend für die Philosophie<br />
und den Qualitätsanspruch des <strong>Tirol</strong>er<br />
Traditionsunternehmens Hörtnagl. Als<br />
Hauptpartner der Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />
wird Hörtnagl mit Produkten, die mit<br />
dem Gütesiegel „Qualität <strong>Tirol</strong>“ ausgezeichnet<br />
sind, beliefert.<br />
DIE PRODUKTVIELFALT<br />
WÜRSTE<br />
Ausgesuchte Zutaten und ausschließlich<br />
Fleisch aus Österreich machen<br />
Hörtnagl-Würste zu Delikatessen und<br />
feinsten Gaumenfreuden. Hörtnagl-<br />
Wurstspezialitäten überzeugen seit<br />
1863 durch einzigartige Qualität.<br />
SCHINKEN<br />
Toastschinken, Stubaier Bauernschinken,<br />
Rindersaftschinken oder<br />
Pfefferkarree – die qualitätsvollen<br />
österreichischen Fleischsorten und die<br />
perfekte Verarbeitung garantieren ein<br />
ganz besonderes Geschmackserlebnis.<br />
www.hoertnagl.at<br />
JETZT<br />
auch in<br />
Großpackungen<br />
für die Gastronomie<br />
erhältlich.<br />
VERARBEITUNG, REIFUNG &<br />
VERKAUF IN DER FIRMENZENTRALE<br />
IN HALL<br />
Die Hörtnagl-Firmenzentrale in Hall ist<br />
eine der modernsten Produktionsstätten<br />
in Österreich. Nach der Errichtung<br />
1996 investierte Hörtnagl 2004 und<br />
2013 nochmals in die Produktionserweiterung.<br />
Jährlich werden dort auf einer<br />
Ges<strong>am</strong>tfläche von ca. 7.500 Quadratmetern<br />
2.700 Tonnen Wurst und Fleisch<br />
gefertigt. Der Hightech-Betrieb entspricht<br />
den höchsten hygienischen Anforderungen<br />
und EU-Richtlinien sowie<br />
den erforderlichen Umweltstandards.<br />
Abholmarkt und Imbiss erweitern das<br />
Angebot <strong>am</strong> Standort in Hall. Vertrieben<br />
werden die Hörtnagl-Produkte an<br />
insges<strong>am</strong>t 15 Standorten in ganz <strong>Tirol</strong>.<br />
Der hauseigene Fuhrpark versorgt Einzel-<br />
und Großhandel sowie Hotellerie<br />
und Gastronomie.<br />
FRISCHWURST<br />
Das Hörtnagl-Frischwurstsortiment<br />
wurde mit zahlreichen Goldmedaillen<br />
bei internationalen Bewerben ausgezeichnet.<br />
Helle Krakauer, Extrawurst,<br />
Paprikawurst usw. sind an Qualität<br />
der Zutaten, Frische und Verarbeitung<br />
nicht zu übertreffen. Hartwurst,<br />
Rohwurst, Sülze, Speck und Pasteten<br />
runden zudem die Wurstvielfalt im<br />
Angebot bei und von Hörtnagl ab.<br />
SCHNEIDIG<br />
Mit den praktischen Sliced-Packungen<br />
übernahm Hörtnagl eine Vorreiterrolle.<br />
Hygienisch verpackt und fein<br />
portioniert sind die beliebten Hörtnagl-<br />
Produkte mittlerweile als geschnittene<br />
Ware erhältlich. Die Ware ist auch in<br />
500-Gr<strong>am</strong>m-Packungen erhältlich –<br />
ideal für Gastronomie- und Hotelleriebetriebe.<br />
und<br />
Edelweiße - gewachsen<br />
und veredelt in <strong>Tirol</strong>.<br />
© AM <strong>Tirol</strong><br />
Andrä Hörtnagl Produktion und Handel GmbH<br />
6060 Hall in <strong>Tirol</strong> · Trientlstraße 5<br />
Tel.: 05223 / 506 0 · Fax: 05223 / 506 20<br />
Email: office@hoertnagl.at<br />
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Interview<br />
Vom Zus<strong>am</strong>menhang<br />
der Dinge<br />
<strong>Tirol</strong>-Werbung-Geschäftsführer<br />
Josef Margreiter über die Cuisine<br />
tyrolienne, die Überwindung der<br />
Entfremdung zwischen Tourismus<br />
und Landwirtschaft und das<br />
Streben nach Wahrhaftigkeit.<br />
Lassen Sie uns mit einer sehr offenen Frage beginnen.<br />
Was hat <strong>Tirol</strong> in kulinarischer Hinsicht zu bieten?<br />
Josef Margreiter: <strong>Tirol</strong> hat, obwohl es über Jahrhunderte<br />
hinweg ein karges Gebirgsland gewesen<br />
ist, in dem Grund und Boden vergleichsweise<br />
wenig hervorgebracht haben, eine kulinarische<br />
Tradition, die sich international einen N<strong>am</strong>en gemacht<br />
hat. Die Cuisine tyrolienne hat es bis an die<br />
internationalen Höfe geschafft. Dazu hat bereits<br />
Philippine Welser beigetragen, die auf Schloss Ambras<br />
eine europaweit beliebte Gastgeberin war. Die<br />
Basis unserer traditionellen Küche sind einfache<br />
Zutaten. Es gibt den Spruch: Nudeln, Knödel,<br />
Nock‘n, Plent‘n sind die vier <strong>Tirol</strong>er Element’n! Mit<br />
diesen einfachen Zutaten wusste der <strong>Tirol</strong>er sehr<br />
kreativ umzugehen und hat aus dem Wenigen sehr<br />
viel entwickelt. Speck, Schnaps und das gute Bauernbrot<br />
sind auch Lebensmittel, die weit über die<br />
Landesgrenzen hinausgestrahlt und <strong>Tirol</strong> bekannt<br />
gemacht haben und auch heute noch relevant sind.<br />
Deshalb hat auch die <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute, auf der<br />
hervorragende Edelbrenner dem Publikum das<br />
Erlebnis Schnaps von der Frucht bis zum fertigen<br />
Destillat näherbringen, genauso Anklang gefunden<br />
wie die <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur, die heuer ihr<br />
25-jähriges Jubiläum feiert. Wir dürfen uns heute<br />
aber auch freuen, dass das kulinarische <strong>Tirol</strong> von<br />
der 4-Hauben-Küche abwärts in puncto Dichte von<br />
Haubenlokalen in der internationalen Spitze mitmischt.<br />
Kurzum, <strong>Tirol</strong> bietet heute ein sehr breites<br />
kulinarisches Spektrum, bis hinauf in höchste<br />
Bergeshöh‘, hinein in die Skihütten, wo sich in den<br />
letzten Jahren auch eine Qualität entwickelt hat,<br />
auf die man stolz sein kann.<br />
Foto: <strong>Tirol</strong> Werbung, <strong>Tirol</strong> Werbung/Bauer Frank<br />
16 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Tourismus & Kulinarik<br />
Die Zeiten, in denen ihr Vorgänger Andreas Braun<br />
breitenwirks<strong>am</strong> schlechtes Gulasch monierte, sind<br />
also vorbei?<br />
Margreiter: Man kann immer noch etwas<br />
Schlechtes finden, tut sich d<strong>am</strong>it aber inzwischen<br />
sehr viel schwerer.<br />
Mit Wirtshauskultur und Schnapsroute haben sie<br />
Initiativen angesprochen, bei denen Tourismus und<br />
Landwirtschaft erfolgreich Hand in Hand gehen. Als<br />
Außenstehender kann man sich dennoch des Eindrucks,<br />
dass vielfach mehr koexistiert als kooperiert<br />
wird, nicht erwehren. Ist der Eindruck richtig, dass es<br />
bei der Kooperation noch ordentlich Luft nach oben<br />
gibt?<br />
Margreiter: Der Eindruck ist richtig. Tourismus<br />
und Landwirtschaft haben eigentlich seit Beginn<br />
des „Fremdenverkehrs“ die engste Verwandtschaft,<br />
zumal die meisten Gastwirte in früheren<br />
Generationen auch Landwirte waren oder noch<br />
sind. Die Gastwirtschaft ist aus der Landwirtschaft<br />
hervorgegangen. Einerseits besteht also<br />
eine enge Beziehung, andererseits hat man sich<br />
in manchen Bereichen auseinandergelebt. Die<br />
Landwirtschaft wurde in eine von Massenproduktion<br />
in aller Welt konkurrierte Produktionsweise<br />
getrieben. Die Tourismuswirtschaft findet sich<br />
heute in einem sehr reichen, wohlständigen Land<br />
wieder, in dem es immer schwieriger wird, gute<br />
Kräfte für die Dienstleistung zu finden. Vieles hat<br />
sich wie gesagt auseinandergelebt. Es gibt aber in<br />
der Gesellschaft einen erfreulichen Trend, eine<br />
stark wachsende Sehnsucht nach Regionalität.<br />
Diese wird von manchen als Gegenbewegung zur<br />
Globalisierung interpretiert. Man will nicht mehr<br />
so weit reisen, entdeckt wieder mehr die nähere<br />
Heimat und will umweltfreundlicher konsumieren.<br />
Diesbezüglich haben wir unsere Botschaften,<br />
die auf die Wiederentdeckung der Nähe abzielen,<br />
verstärkt. Ich freue mich sehr, dass der <strong>Tirol</strong>er<br />
in <strong>Tirol</strong> eines der <strong>am</strong> stärksten wachsenden<br />
Urlaubersegmente ist. Es ist gesellschaftlich auch<br />
wieder gut angesehen, wenn man als Innsbrucker<br />
nach Osttirol oder ins Außerfern auf Urlaub fährt.<br />
Mit diesem Regionalbewusstsein wächst auch<br />
der Wunsch nach heimischen Produkten und regionalen<br />
Speisen. Noch ist bei diesem Trend kein<br />
Ende abzusehen. Für 27 Prozent unserer Gäste<br />
ist das regionaltypische Speiseangebot besonders<br />
wichtig. Und ja, im Zus<strong>am</strong>menspiel zwischen<br />
Landwirtschaft und Tourismus gibt es Luft<br />
nach oben. Wir haben die Chance, mit unserer<br />
heimischen Landwirtschaft wesentlich stärker<br />
auf die gestiegene Nachfrage hin zu produzieren.<br />
Der Gastronom hat auch mehr Möglichkeiten als<br />
in der Vergangenheit, den Gast mit regionalen<br />
Produkten zu begeistern.<br />
Ist das Thema Regionalität also, wie von mancher Seite<br />
behauptet, ein buchungsrelevantes geworden?<br />
Margreiter: Das wäre zu schön, um wahr zu sein.<br />
Ein Reisemotiv ist das kulinarische Angebot nur<br />
in Ausnahmefällen, etwa bei Spitzenqualitäten<br />
auf dem allerhöchsten Level, wie sie etwa Simon<br />
Taxacher bietet. Da und dort gibt es auch kulinarische<br />
Events, die ein Reisemotiv sein können. Im<br />
Ges<strong>am</strong>tvolumen des <strong>Tirol</strong>er Tourismus hat das<br />
aber nur eine marginale Wirkung. Die regionalen<br />
Spezialitäten sind aber ein wesentlicher Faktor<br />
der Zufriedenheit des Gastes, wenn er einmal hier<br />
ist, und sie tragen auch dazu bei, dass er wiederkommt.<br />
Wenn sich Tourismus und Landwirtschaft – wie Sie<br />
gesagt haben – auseinandergelebt haben, dann war<br />
die Speisekarten-Causa von St. Moritz wohl Anlass<br />
für eine veritable Beziehungskrise. Gibt es jetzt eine<br />
Paartherapie?<br />
Margreiter: Nur zur Richtigstellung: Der vermeintliche<br />
Speisekarten-Skandal von St. Moritz<br />
war nur sehr, sehr bedingt einer. Der Fehler in der<br />
Lieferkette wurde <strong>am</strong> Tag der Eröffnung entdeckt.<br />
Diese Speisekarte wurde noch <strong>am</strong> selben Tag<br />
ausgetauscht, der Fehler korrigiert. In St. Moritz<br />
hatten wir den bislang größten kulinarischen Erfolg.<br />
So gut wie dort hat unser Catering noch nie<br />
funktioniert. Wir haben jeden Tag Lobeshymnen<br />
bekommen und international größten Anklang<br />
gefunden. Insofern war es besonders bitter, dass<br />
zu Hause in <strong>Tirol</strong> medial ein gegenteiliger Eindruck<br />
vermittelt wurde, der leider nicht mehr zu<br />
korrigieren war. Es gibt aber keinen Schaden ohne<br />
Nutzen. Der Nutzen dieser Angelegenheit ist eine<br />
erhöhte Sensibilisierung in Bezug auf die Frage<br />
der Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung<br />
und tatsächlichen Möglichkeiten. Die Erwartungshaltung<br />
ist etwa, dass der <strong>Tirol</strong>er Speck nur<br />
aus <strong>Tirol</strong>er Schweinen gemacht wird, die Realität<br />
ist, dass weniger als zehn Prozent des Schweinefleischbedarfs<br />
im eigenen Land abgedeckt werden<br />
können.<br />
Die meisten Konsumenten wissen vermutlich nicht,<br />
dass <strong>Tirol</strong>er Speck, der das EU-Gütesiegel geschützte<br />
geografische Angabe trägt, lediglich in <strong>Tirol</strong> hergestellt<br />
werden muss. Das Fleisch muss nicht aus <strong>Tirol</strong><br />
st<strong>am</strong>men.<br />
Margreiter: So ist es. Beim Südtiroler Speck<br />
oder Parmaschinken ist es ja auch nicht anders.<br />
Jedenfalls ist eine Diskussion darüber in Gang<br />
gekommen, wie viel <strong>Tirol</strong> tatsächlich drinnen<br />
sein muss, dass <strong>Tirol</strong> draufstehen darf. Wir alle<br />
wollen mehr <strong>Tirol</strong> drin haben. Es braucht aber<br />
die Produktionskapazitäten dafür. Das gilt nicht<br />
nur für den Lebensmittelbereich. Landwirtschaft<br />
Zur Person<br />
Josef Margreiter ist seit 1995 <strong>Tirol</strong>s<br />
oberster Tourismuswerber. Der gelernte<br />
Touristikkaufmann hat auch einen<br />
Lehrabschluss als Koch und Kellner und<br />
st<strong>am</strong>mt aus Wörgl. Margreiter wuchs in<br />
einem Gastronomiebetrieb auf.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 17
und Tourismus sind aber in gewisser Weise eine<br />
Schicksalsgmeinschaft. Beide müssen sich unter<br />
den vorherrschenden Rahmenbedingungen dem<br />
globalen Wettbewerb stellen. Dabei kann man<br />
sich gegenseitig viel helfen.<br />
Wie könnte eine solche wechselseitige Hilfeleistung<br />
aussehen?<br />
Margreiter: Es kann beispielsweise vonseiten der<br />
Landwirtschaft keine Lösung sein, den Tourismus<br />
aussperren zu wollen. Man muss versuchen,<br />
in den Tourismus hineinzuproduzieren und die<br />
Wertschöpfung dadurch zu steigern. Es ist für uns<br />
alle frustrierend, wie wenig unsere Bergbauern für<br />
ihre Milch bekommen. Auch in der Gastronomie<br />
braucht es wieder ein stärkeres Bewusstsein für<br />
den Zus<strong>am</strong>menhang der Dinge. Etwa für die Tatsache,<br />
dass Land- und Gastwirte unsere Heimat<br />
gemeins<strong>am</strong> bewirtschaften. Der Gastwirt sollte<br />
bewusst <strong>Tirol</strong>er Produkte kaufen, weil er letztlich<br />
mit seiner Wertschöpfung einen größeren Effekt<br />
auslöst. Dieses Bewusstsein versuchen wir mit<br />
vereinten Kräften zu schärfen.<br />
Würden die Bauern von heute auf die Bewirtschaftung<br />
der Almen einstellen, wäre das für den Tourismus –<br />
Stichwort Kulturlandschaft – nicht bereits mittelfristig<br />
ein großes Problem?<br />
Margreiter: Ja. Die Bergnatur, das wunderbare<br />
Landschaftsbild mit seiner stark bäuerlich geprägten<br />
Lebenskultur zu erleben, ist ein Hauptmotiv<br />
für die <strong>Tirol</strong>reise, dessen Stärke wir weiter<br />
pflegen müssen. Ginge die Landwirtschaft massiv<br />
zurück, könnten Qualität und Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Tourismuslands <strong>Tirol</strong>s sinken.<br />
Sehen Sie bei der Regionalität, deren Versprechung<br />
fast omnipräsent ist und oft mit einem gewissen<br />
Pathos vorgetragen wird, eine Gefahr der Überhitzung?<br />
So wie jedes Wort, das überstrapaziert wird,<br />
irgendwann hohl wird?<br />
Margreiter: Es hören zwar manche nicht so<br />
gern, wenn ich das sage, aber das Wichtigste ist<br />
letztliche – den Einheimischen wie den Gästen –<br />
immer zuerst die Qualität der Lebensmittel. Das<br />
ist noch wichtiger als die strenge geografische<br />
Abgrenzung. Der Apfelsaft darf aus Südtirol, das<br />
gute Schweinefleisch aus Bayern st<strong>am</strong>men. Wenn<br />
die Qualität besser ist, wird das bevorzugt. Die<br />
Qualität muss stimmen, erst dann kommt die<br />
Nähe zum Tragen. Es genügt nicht, wenn <strong>Tirol</strong><br />
draufsteht. Das müssen unsere Produzenten<br />
wissen. Außerdem muss man sich einmal den<br />
Lebensmittelbedarf vor Augen führen. Es ist eine<br />
Illusion, dass das alles in <strong>Tirol</strong> abgedeckt werden<br />
kann. Neben den mehr als 700.000 <strong>Tirol</strong>ern kommen<br />
noch fast 50 Millionen Gästenächtigungen<br />
jährlich dazu. Bei drei Mahlzeiten <strong>am</strong> Tag sind<br />
das 150 Millionen Mahlzeiten, die Tagesgäste<br />
noch gar nicht mitgerechnet.<br />
Da wird manchmal etwas zu simpel gedacht. Wein<br />
aus dem Burgenland ist rein räumlich weiter weg als<br />
Schwein aus Bayern.<br />
18 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Tourismus & Kulinarik<br />
Margreiter: Nehmen wir den Wein als Beispiel. Wir<br />
alle schätzen heute unsere hervorragenden österreichischen<br />
Weine. Im Regionaldenken müssten wir<br />
eigentlich Südtiroler Wein trinken. Der liegt näher.<br />
Das Burgenland ist in etwa so weit weg wie das Piemont<br />
oder das Elsass. Qualität ist wichtig, deshalb<br />
sollte man da ruhig etwas großräumiger denken. Wir<br />
leben in einer sehr mobilen Gesellschaft.<br />
Welche Rolle spielt „Wahrhaftigkeit“ in der Tourismuswerbung?<br />
D<strong>am</strong>it meine ich die möglichst wirklichkeitsgetreue<br />
Darstellung der Verhältnisse und nicht<br />
eine enge, selektive und auf Hochglanz getrimmte, die<br />
bisweilen an der Grenze zur Verkitschung liegt.<br />
Margreiter: Seit einigen Jahren haben wir die fototechnische<br />
Verschönerung eingestellt. Wir haben<br />
dafür ein Projekt n<strong>am</strong>ens Sight-_Seeing gestartet.<br />
Sieben internationale Landschaftsfotografen haben<br />
dafür das Land dokumentiert. Das sind keine Werbefotografen.<br />
Das Sehnsuchtsbild des Touristen ist<br />
es, die schönen Dinge dieser Welt für sich allein zu<br />
haben. In Lokale zu gehen, wo nur Einheimische<br />
sind, Naturschönheiten für sich allein zu haben.<br />
Der Wunsch nach Individualisierung hat einen<br />
hohen Grad erreicht. Den muss man einerseits<br />
bedienen, andererseits darf man dabei aber nicht<br />
lügen. Die Frage nach „Wahrhaftigkeit“ ist für uns<br />
als <strong>Tirol</strong> Werbung eine wichtige. Wir bemühen uns<br />
nicht nur in der Bildsprache um Glaubwürdigkeit,<br />
sondern auch im tatsächlichen Auftreten. Umso<br />
mehr ärgert mich deshalb die Geschichte von St.<br />
Moritz. Insges<strong>am</strong>t ist bei der Wahrhaftigkeit aber<br />
der Tourismus nicht besser oder schlechter als<br />
andere Branchen. Er steht nur mehr in der Auslage,<br />
weil man ihm als <strong>Tirol</strong>er selbst begegnen und teils<br />
auch hinter die Kulissen blicken kann. Wenn etwas<br />
nicht passt, wird der Tourismus härter abgestraft<br />
als andere Branchen, die Produkte „made in <strong>Tirol</strong>“<br />
verkaufen. Bei der Landwirtschaft muss man sich<br />
nur das Thema Futtermittel anschauen. Was da alles<br />
inzwischen in den Lagern liegt. Darüber sollte auch<br />
diskutiert werden. Bei manchen Tieren erschöpft<br />
sich das <strong>Tirol</strong>erische überspitzt formuliert darin,<br />
dass sie <strong>Tirol</strong>er Luft und Wasser bekommen haben.<br />
Auch da oder bei übertriebener Technisierung<br />
gehört genauer hingeschaut, wie wir zur Wahrhaftigkeit<br />
findet. Da gibt es noch viel Potenzial.<br />
Zu guter Letzt: Welches ist Ihr persönliches Lieblingsgericht<br />
aus der <strong>Tirol</strong>er Küche?<br />
Margreiter: Da bin ich von meiner Mutter<br />
geprägt. Wir Unterlandler nennen das Gericht<br />
„Nudeln und Fisolensupp‘n“. Was wir als Nudeln<br />
bezeichnen, würde man in Innsbruck „Kiachl“<br />
nennen. So was Gutes gibt‘s nicht alle Tage!<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
tradition & MODERNE<br />
Hotel Sailer. Das Hotel Sailer ist ein traditionsreiches Haus, in dem man mit der Zeit geht.<br />
Kulinarisch hat das Restaurant mit sieben Stuben, zwei Sälen und Gastgarten viel zu bieten.<br />
Tradition verpflichtet: Seit 1896<br />
und fünf Generationen ist das<br />
Hotel Sailer im Besitz der F<strong>am</strong>ilie<br />
Sailer. Kaum irgendwo in Innsbruck<br />
versteht man es, Tradition und Moderne<br />
derart harmonisch miteinander zu verbinden.<br />
Das Hotel verfügt über 88 Zimmer,<br />
vom Standardzimmer über die Business-Zimmer<br />
bis hin zur luxuriösen Suite<br />
finden sich alle Bedürfnisse abgedeckt.<br />
45 Zimmer wurden kürzlich renoviert<br />
und alle Zimmer mit Klimaanlage ausgestattet.<br />
Im Hotel befindet sich auch ein<br />
Wellnessbereich mit Sauna und D<strong>am</strong>pfbad,<br />
wo man je nach Lust und Laune<br />
die Seele baumeln lassen kann. Mit dem<br />
K<strong>am</strong>inzimmer ist man auch für Seminare<br />
bestens gerüstet. Das Restaurant ist ein<br />
wirkliches Highlight, besteht es doch<br />
aus sieben, in verschiedenen Stilen gehaltenen<br />
Stuben sowie zwei Sälen. Dort<br />
Restaurant Sailer: Top-Gastronomie in abwechslungsreichem Ambiente.<br />
können auch größere Veranstaltungen<br />
perfekt ausgerichtet werden. Küchenchef<br />
Hannes Kärle versteht es, gutbürgerlicher<br />
Küche zu moderner Leichtigkeit<br />
zu verhelfen. Ergänzend verfügt das<br />
Restaurant über einen bestens sortierten<br />
Weinkeller. Im Innenhof findet man<br />
einen der schönsten Gastgärten Innsbrucks<br />
– ein echter Geheimtipp! ❦<br />
Kontakt<br />
Hotel Sailer ****<br />
Ad<strong>am</strong>gasse 8 | A-6020 Innsbruck<br />
Tel. +43 (0)512 5363, Fax +43 (0)512 53637<br />
E-Mail: hotel@sailer-innsbruck.at<br />
www.sailer-innsbruck.at<br />
Täglich geöffnet!<br />
– Bezahlte Anzeige –
GENUSSLISTE<br />
TIROL<br />
<strong>am</strong> <strong>Teller</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
20 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
BEWERTUNGSKRITERIEN<br />
DER EINZELNEN KATEGORIEN<br />
GAULT MILLAU (<strong>2017</strong>)<br />
19–20 Punkte Höchstnote für die weltbesten Restaurants<br />
17–18 Punkte Höchste Kreativität und Qualität,<br />
bestmögliche Zubereitung<br />
15–16 Punkte Hoher Grad an Kochkunst, Kreativität und<br />
Qualität<br />
13–14 Punkte Sehr gute Küche, die mehr als das<br />
Alltägliche bietet<br />
A LA CARTE (Gourmet-Führer <strong>2017</strong>)<br />
★ ★ ★ ★ ★ 91–100 Punkte Österreichs beste Küchen und<br />
Restaurants<br />
★ ★ ★ ★ 81–90 Punkte Kreative Küche für höchste<br />
Ansprüche; ein Restaurant, das in allen<br />
Kriterien höchsten<br />
internationalen Ansprüchen genügt<br />
★ ★ ★ 71–80 Punkte Sehr gute Küche; einfallsreiche,<br />
kreative Leistungen mit vielen Höhen<br />
★ ★ 61–70 Punkte Empfehlenswerte Küche;<br />
beachtliches kreatives Potenzial<br />
★ 50–60 Punkte Ambitionierte, solide Küchenleistung<br />
FALSTAFF GOURMETguide (Stand der Recherche: 3. 7. <strong>2017</strong>)<br />
Maximal 100 Punkte werden in den Kategorien „Essen“ (50 Punkte),<br />
„Service“ (20 Punkte), „Weinkarte/Getränke“ (20 Punkte)<br />
und „Ambiente“ (10 Punkte) vergeben.<br />
95–100 Punkte<br />
90–94 Punkte<br />
85–89 Punkte<br />
80–84 Punkte<br />
SONSTIGE AUSZEICHNUNGEN<br />
ALLE AUSGEZEICHNETEN<br />
GASTRONOMIEBETRIEBE<br />
TIROLS IM ÜBERBLICK<br />
<strong>Tirol</strong>er Wirtshaus AMA Gastrosiegel Bewusst <strong>Tirol</strong><br />
Foto: Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 21
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Reutte<br />
11 HAUBEN | 22 STERNE | 21 GABELN<br />
Singer‘s <strong>Tirol</strong>er Stube, Berwang<br />
★ ★<br />
Wirtshaus Rimmlstube, Berwang<br />
Hotel Bergblick, Grän<br />
Mayer‘s wine lounge im Hotel Alpenrose, Lermoos<br />
Post Gourmet Stube, Lermoos<br />
★ ★ ★ ★<br />
Gasthof Hotel Zum Mohren, Reutte<br />
Hotel Sonnenhof, Grän<br />
★ ★ ★ ★<br />
Wellnesshotel Engel, Grän<br />
★ ★ ★ ★<br />
Rot Flüh Stüberl, Haldensee<br />
★ ★ ★<br />
Hotel Fischer <strong>am</strong> See, Heiterwang<br />
Landgasthof Klause, Reutte<br />
Gasthof Kreuz, Rieden bei Reutte<br />
Gasthof Stern, Steeg<br />
Post Steeg, Steeg<br />
Landgasthof Adler, Hinterhornbach<br />
Soyer’s Sennerland, Höfen<br />
★<br />
Gasthof Goldene Rose, Lechaschau<br />
Tannheimer Stube im Hotel Hohenfels, Tannheim<br />
★ ★ ★ ★<br />
Gasthof Kröll, Wängle<br />
Hotel Gasthof Goldenes L<strong>am</strong>m, Weissenbach<br />
Morent, Zöblen<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Landeck<br />
26 HAUBEN | 46 STERNE | 53 GABELN<br />
Das Marent, Fiss<br />
Schlosshotel Fiss, Fiss<br />
★ ★ ★<br />
Rössle, Galtür<br />
Fliana Gourmet, Ischgl<br />
★ ★ ★<br />
Heimatbühne im Hotel Trofana Royal, Ischgl<br />
Hotel Tannenhof, Ischgl<br />
Lucy Wang, Ischgl<br />
★ ★<br />
Mad, Ischgl<br />
Paznauner Stube im Hotel Trofana, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
Post Ursprung, Ischgl<br />
Schlossherrn-Stube im Hotel Romantica, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★<br />
Sieberers Heimatbühne im Trofana Royal, Ischgl<br />
★ ★ ★<br />
22 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Stiar, Ischgl<br />
Yscla Stüva, Ischgl<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
Hotel Schrofenstein, Landeck<br />
Gourmetrestaurant im Hotel Tannenhof, St. Anton<br />
★ ★ ★ ★<br />
Ooben im Mooser, St. Anton<br />
Schwarzer Adler Alte Stube, St. Anton<br />
Hotel Berghof Pfunds, Pfunds<br />
Die 5. Jahreszeit, Ried im Oberinntal<br />
★<br />
Jennys Schlössl, Serfaus<br />
★ ★ ★ ★<br />
Galzig Verwallstube, St. Anton<br />
★ ★<br />
Genussrestaurant Das Sonnbichl, St. Anton<br />
★ ★<br />
Raffl‘s St. Antoner Hof, St. Anton<br />
★ ★ ★<br />
Hospiz Alm, St. Christoph<br />
★ ★<br />
Arlberg Hospiz-Skiclub Arlberg Stube, St. Christoph<br />
★ ★ ★<br />
Post-Gasthof Gemse, Z<strong>am</strong>s<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Imst<br />
3 HAUBEN | 5 STERNE | 20 GABELN<br />
<strong>Tirol</strong>er Jagdstube, Hochgurgl<br />
Gusto, Sölden<br />
Brucknerei, Imst<br />
Ice Q <strong>am</strong> Gaislachkogl, Sölden<br />
Naturhotel Waldklause, Längenfeld<br />
Alpenresort Schwarz, Mieming<br />
Ötztaler Stube im Hotel Central, Sölden<br />
★ ★ ★<br />
<strong>Tirol</strong>erstube, Sölden<br />
Edelweiss & Gurgl, Obergurgl<br />
Törggele Stuben, Sölden<br />
Hotel Alpenaussicht, Obergurgl<br />
Hotel & Gasthof Kirchenwirt, St. Leonhard<br />
Vinorant, Oberlängenfeld<br />
Orangerie Stift St<strong>am</strong>s, St<strong>am</strong>s<br />
F<strong>am</strong>ilien-Wirtshaus Stern, Obsteig<br />
Il Giardino, Ötz<br />
St<strong>am</strong>ser Hof, St<strong>am</strong>s<br />
★ ★<br />
Gasthaus Sonne, Tarrenz<br />
Dorfstüberl im Resort Alt-Ötztal, Sautens<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 23
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />
8 HAUBEN | 11 STERNE | 31 GABELN<br />
Land<br />
Daniels Kristallwelten<br />
6112 Wattens, Kristallweltenstraße 1, Tel. 05224/51080, kristallwelten.swarovski.com, swarovski.kristallwelten@swarovski.com Seite 48<br />
Landgasthof Bogner, Abs<strong>am</strong><br />
Schaufelspitz, Neustift<br />
Bürgerstubn, Ax<strong>am</strong>s<br />
Bistro Höll, Pfaffenhofen<br />
Gasthof Gröbenhof, Fulpmes<br />
Gasthof Hirschen, Reith bei Seefeld<br />
Welzenbacher Parkhotel Hall, Hall<br />
Gasthof Hotel Handl, Schönberg<br />
Landgasthof Neurauter, Hatting<br />
Gasthof Zum Stollhofer, Inzing<br />
Relax & Spa Hotel Astoria, Seefeld<br />
★<br />
Waldgasthaus Triendlsäge, Seefeld<br />
Gasthof Walzl, Lans<br />
Woods, Seefeld<br />
Isserwirt, Lans<br />
Landgasthof Ropferstub‘m, Telfs<br />
Wilder Mann, Lans<br />
Forellenhof, Leutasch<br />
Hotel Quellenhof, Leutasch<br />
Interalpen Hotel Tyrol, Telfs-Buchen<br />
★ ★<br />
Pumafalle, Trins<br />
★<br />
Wienerhof, Trins<br />
L<strong>am</strong>m, Matrei a. Brenner<br />
Gasthof Inntal, Unterperfuss<br />
Alt-Mösern, Mösern<br />
Dorfkrug, Mösern<br />
Der Hoferwirt, Neustift<br />
Grander Restaurant, Wattens<br />
★ ★<br />
Schwan, Wattens<br />
★ ★<br />
Hubertus Stube im Hotel Jagdhof, Neustift<br />
★ ★ ★<br />
24 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
1. PDF | <strong>Tirol</strong>Milch_Imageseite_Alpzirler_Weinzirler_Urtyroler_<strong>Tirol</strong>-<strong>am</strong>-<strong>Teller</strong> | 184x250 | 03.07.<strong>2017</strong> | CMYK | Straubinger<br />
Premiumkäse aus 100 %<br />
<strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •<br />
Urtyroler<br />
◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />
Bergbauernmilch<br />
◆ würzig-kräftig, herzhaft<br />
◆ mindestens<br />
12 Monate gereift<br />
Prämiert mit:<br />
◆ Gold World Cheese Award<br />
◆ DLG Gold<br />
cremiger Alpzirler<br />
◆ würzig-kräftig,<br />
charaktervoll-cremig<br />
◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />
Bergbauernmilch<br />
◆ mind. 6 Monate gereift<br />
Prämiert mit:<br />
◆ Silber World Cheese Award<br />
cremiger Weinzirler<br />
◆ würzig-kräftig,<br />
charaktervoll-cremig<br />
◆ aus bester <strong>Tirol</strong>er<br />
Bergbauernmilch<br />
◆ 6-monatige Reifung<br />
◆ mit Rotwein affiniert<br />
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100% TIROLER<br />
I LC H<br />
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Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Innsbruck<br />
13 HAUBEN | 28 STERNE | 46 GABELN<br />
Burkia<br />
6020 Innsbruck, Fürstenweg 172, Tel. 0512/284364, www.burkia.at, info@burkia.at Seite 34<br />
Hotel Sailer<br />
★<br />
6020 Innsbruck, Ad<strong>am</strong>gasse 8, Tel. 0512/5364, wwww.sailer-innsbruck.at, hotel@sailer-innsbruck.at Seite 19 und 58<br />
Villa Blanka N o 8<br />
★ ★<br />
6020 Innsbruck, Weiherburggasse 8 Tel. 0512/276070, www.villablanka.com Seite 36<br />
Gasthof Ägidihof, Igls<br />
Adlers, Innsbruck<br />
Die Wilderin, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Ebi‘s, Innsbruck<br />
AGnello nero, Innsbruck<br />
Alfred Miller‘s Schöneck, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Bergisel Sky, Innsbruck<br />
Europa Stüberl, Innsbruck<br />
★ ★ ★<br />
Fischiff, Innsbruck<br />
Hotel Bierwirt, Innsbruck<br />
Bistro Gourmand de Thierry, Innsbruck<br />
★<br />
Café Sacher Innsbruck, Innsbruck<br />
★<br />
Chez Nico, Innsbruck<br />
★ ★ ★<br />
Das Schindler, Innsbruck<br />
★<br />
Defreggerstube im Leipziger Hof, Innsbruck<br />
Dengg, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Die Mühle, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Die Pizzerei, Innsbruck<br />
Hotel Café Central, Innsbruck<br />
Hotel Gasthof Goldener Adler, Innsbruck<br />
Il Convento, Innsbruck<br />
★<br />
Konrads im Hilton Hotel, Innsbruck<br />
Kunstpause, Innsbruck<br />
★<br />
Lichtblick, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Lucy Wang, Innsbruck<br />
26 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Olive, Innsbruck<br />
★<br />
Restaurant 1809, Innsbruck<br />
Sitzwohl, Innsbruck<br />
★ ★<br />
Solo Vino, Innsbruck<br />
Rosengarten, Innsbruck<br />
Traditionsgasthaus Riese Haymon, Innsbruck<br />
Schwarzer Adler, Innsbruck<br />
★<br />
Sensei, Innsbruck<br />
Weißes Rössl, Innsbruck<br />
Woodfire, Innsbruck<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Schwaz<br />
13 HAUBEN | 23 STERNE | 43 GABELN<br />
Alpin Gründler‘s Gourmetstüberl, Achenkirch<br />
★ ★<br />
Posthotel Achenkirch, Achenkirch<br />
★ ★<br />
Hotel Persal, Finkenberg<br />
Metzgerwirt, Hippach<br />
Sieghard, Hippach/Schwendau<br />
Chalet Restaurant Kristallhütte im Skigebiet Hochzillertal, Kaltenbach<br />
Stock Resort, Finkenberg<br />
Alexander im Hotel L<strong>am</strong>ark, Fügenberg<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
L<strong>am</strong>ark Stube, Fügenberg<br />
Michl Stub‘n, Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />
★ ★ ★<br />
Neue Post, Mayrhofen<br />
Restaurant Perauer, Mayrhofen<br />
Manana‘s im Hotel Kristall, Gerlos<br />
★ ★<br />
Gasthof Karlsteg, Ginzling<br />
<strong>Tirol</strong>er Stuben im Landhaus Carla, Mayrhofen<br />
Essbar, Pertisau<br />
Gasthof Post, Hinterriß<br />
Gaisalm, Pertisau<br />
Berghof, Hintertux<br />
★ ★<br />
Hotel Alpenhof, Hintertux<br />
★ ★ ★<br />
Gasthof Hubertus, Hippach<br />
Hotel Wagnerhof, Pertisau<br />
Wilderer Gourmetstüberl im Hotel Karwendel, Pertisau<br />
Himmelhof, Schwaz<br />
Hotel Restaurant Almhof Roswitha, Hippach<br />
Gasthof Post, Strass im Zillertal<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 27
Genussliste<br />
Landgasthof Linde, Stumm<br />
Der Metzgerwirt, Uderns<br />
Restaurant Nester, Stumm<br />
★<br />
Wedelhütte im Skigebiet Hochzillertal, Stumm<br />
Die Genusswerkstatt, Uderns<br />
Schloss Mitterhart, Vomp<br />
Alpengasthof Tannen Alm, Stummerberg<br />
Landgasthof Schwannerwirt, Weerberg<br />
Brugger‘s Lanersbacher Hof, Tux<br />
★ ★ ★<br />
Hotel Eden, Tux-Juns<br />
Gasthof Schulhaus, Zellberg im Zillertal<br />
Landgut Zapfenhof, Zellbergeben<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Kufstein<br />
8 HAUBEN | 13 STERNE | 30 GABELN<br />
Auracher Löchl<br />
6330 Kufstein, Römerhofgasse 4, Tel. 05372/62138, www.auracher-loechl.at, hallo@auracher-loechl.at Seite 38<br />
Gasthof Kundler Kl<strong>am</strong>m<br />
6250 Kundl, Kundler Kl<strong>am</strong>m 49, Tel. 05338/20620, www.kundlerkl<strong>am</strong>m.at, gasthaus@kundlerkl<strong>am</strong>m.at Seite 50<br />
Böglerhof, Alpbach<br />
Gasthof Jakober, Alpbach<br />
Sigwart‘s <strong>Tirol</strong>er Weinstube, Brixlegg<br />
★ ★ ★<br />
Alpengasthof Aschinger Alm, Ebbs<br />
Hotel Wiedersbergerhorn, Alpbach<br />
Landgasthof Ledererwirt, Ebbs<br />
Hotel zur Post, Alpbach<br />
Sattlerwirt, Ebbs<br />
Gasthof Baumgarten, Angerberg<br />
Berglsteiner See, Breitenbach<br />
Unterwirt, Ebbs<br />
★ ★<br />
Wirtshaus Zur Schanz, Ebbs<br />
Schopper, Breitenbach<br />
Der Bär, Ellmau<br />
Herrnhaus, Brixlegg<br />
Kulinarium im Hotel Kaiserhof, Ellmau<br />
★ ★<br />
28 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
<strong>Tirol</strong> Werbung<br />
<strong>Tirol</strong> schmeckt mir<br />
Foto: <strong>Tirol</strong> Werbung<br />
Ein Land mit allen Sinnen erleben und genießen – dabei spielt auch die Kulinarik eine<br />
große Rolle. Das Bewusstsein und die Nachfrage für Spezialitäten aus regionalen<br />
Produkten sind so groß wie nie. Die <strong>Tirol</strong>er Gastronomie und Hotellerie hat diesen Trend<br />
längst erkannt und bringt immer häufiger Gutes aus <strong>Tirol</strong> auf den <strong>Teller</strong>.<br />
E<br />
in vielzitiertes Sprichwort<br />
heißt: „Liebe geht durch den<br />
Magen“. Und was <strong>Tirol</strong> betrifft,<br />
stimmt das voll und ganz. Denn<br />
für einen Großteil der Gäste geht die<br />
Liebe zur Urlaubsdestination auch über<br />
den <strong>Teller</strong>. Acht von zehn Urlaubern<br />
genießen während ihres Sommeraufenthaltes<br />
regionale Speisen und Getränke.<br />
Interessant ist, dass laut Marktforschungsergebnissen<br />
die Kulinarik<br />
im Sommer einen größeren Stellenwert<br />
einnimmt als im Winter. Und auch<br />
wenn diese vielleicht keinen entscheidenden<br />
Grund für eine Reise darstellt,<br />
sind Essen und Trinken auf jeden Fall<br />
wichtige Bestandteile des Urlaubserlebnisses<br />
- bildet doch die regionale<br />
Küche einen maßgeblichen Teil der<br />
Kultur und hilft einer Destination, sich<br />
vom Mitbewerber zu unterscheiden.<br />
Und so verwundert es nicht, dass insbesondere<br />
Produkte mit den Attributen<br />
Authentizität, Frische, Regionalität und<br />
Nachhaltigkeit immer stärker nachgefragt<br />
werden. Immer mehr Menschen<br />
wollen sich auch selbst mit ihrer Nahrung<br />
etwas Gutes tun und sich mit<br />
einem genussvollen Mahl verwöhnen.<br />
Dabei gilt häufig das Motto „Qualität<br />
vor Quantität“ – vielen Konsumenten<br />
ist es längst nicht mehr egal, wo und<br />
wie die Produkte kultiviert wurden und<br />
unter welchen Bedingungen Tiere gehalten<br />
werden.<br />
WIchTIGE PARTNERSchAFT<br />
In <strong>Tirol</strong> bilden Tourismus und Landwirtschaft<br />
eine wichtige Partnerschaft:<br />
Landwirtschaft schafft Landschaft und<br />
schöne Landschaft schafft Tourismus.<br />
Die heimische Gastronomie und hotellerie<br />
ist eng mit der heimischen Landwirtschaft<br />
als Lieferant für hochwertige<br />
Neben dem Bergerlebnis gehört für einen Großteil der <strong>Tirol</strong>er Gäste auch das Genießen regionaler Kulinarik zu<br />
einem gelungenen Urlaub dazu.<br />
regionale Produkte verbunden. Zahlreiche<br />
Initiativen wollen diesen Schulterschluss<br />
noch weiter verstärken. „Es<br />
ist immens wichtig, dass wir diese erfolgreiche<br />
Symbiose zwischen Tourismus<br />
und Landwirtschaft fortsetzen und<br />
das Verständnis füreinander weiter<br />
vertiefen“, betont Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />
der <strong>Tirol</strong> Werbung.<br />
Belege, wie gut die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
im touristischen Segment auch heute<br />
schon funktioniert, lassen sich mittlerweile<br />
einige finden: Neben zahlreichen<br />
regionalen Angeboten wie Frühstück<br />
<strong>am</strong> Berg, der Brixentaler Kochart oder<br />
dem kulinarischen Jakobsweg gibt es<br />
auch mehrere landesweite Initiativen:<br />
So führen beispielsweise 16 verschiedene<br />
Genussrouten durch <strong>Tirol</strong>, die<br />
den ges<strong>am</strong>ten Prozess bäuerlicher Produkte<br />
vom Anbau bis zur Verkostung<br />
erlebbar machen. Von saftigen haiminger<br />
Äpfeln über Osttiroler Wildkräuter<br />
bis zur Brandenberger Prügeltorte oder<br />
der Pillersee Forelle – Gourmets folgen<br />
diesen regionalen Spezialitäten zu Fuß<br />
oder mit dem Rad und genießen sie mit<br />
allen Sinnen.<br />
Entlang der <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute<br />
kann bei 41 Brennereien die Veredelung<br />
von Obst zu erlesenen Destillaten<br />
hautnah erlebt werden. Die Initiative<br />
„Bewusst <strong>Tirol</strong>“ zeichnet jene Gastronomiebetriebe<br />
aus, die nachweislich<br />
verstärkt auf Produkte aus der Region<br />
setzen. Und die 132 Mitgliedsbetriebe<br />
der <strong>Tirol</strong>er Wirtshauskultur pflegen die<br />
typische <strong>Tirol</strong>er Gastfreundschaft und<br />
bereiten regionale Speisen nach traditionellen<br />
Rezepten zu. Erkennbar sind<br />
die qualitätsgeprüften Gasthäuser und<br />
Restaurants <strong>am</strong> grünen Gütesiegel „<strong>Tirol</strong>er<br />
Wirtshaus“.<br />
www.tirol.at/kulinarik<br />
– Bezahlte Anzeige –
Genussliste<br />
Blaue Quelle, Erl<br />
★ ★<br />
Gasthaus Beim Dresch, Erl<br />
★<br />
Hotel Post, Kössen<br />
★<br />
Fischerstube, Kr<strong>am</strong>sach<br />
Dorfwirt Reschenhofer, Reith im Alpbachtal<br />
Hotel Waldhof Resort, Scheffau <strong>am</strong> Wilden Kaiser<br />
★<br />
Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />
Alpengasthof Schneeberg, Thiersee<br />
Wirtshaus Rohrerhof, Kr<strong>am</strong>sach<br />
Juffing Hotel & Spa, Thiersee<br />
Alpenrose, Kufstein<br />
★<br />
Hotel Mariasteinerhof, Mariastein<br />
Fischerwirt, Walchsee<br />
Hotel Wildauerhof, Walchsee<br />
Malerwinkel, Rattenberg<br />
Traditionsgasthof Weißbacher, Wildschönau<br />
Hotel Stockerwirt, Reith im Alpbachtal<br />
Gasthof Wildschönauer Bahnhof, Wörgl<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Kitzbühel<br />
18 HAUBEN | 14 STERNE | 64 GABELN<br />
Gasthof Auwirt -Gebrüder Winkler, Aurach<br />
Postinger Steakhouse, Jochberg<br />
Hallerwirt, Aurach<br />
Saukaserstub‘n, Jochberg<br />
Thalhof, Brixen im Thale<br />
Hotel Alte Post, Fieberbrunn<br />
Sra Bua im Hotel Kempinski, Jochberg<br />
★<br />
Steinberg im Kempinski Hotel Das <strong>Tirol</strong>, Jochberg<br />
Stanglwirt, Going<br />
Gasthaus Bärenbichl , Jochberg<br />
Zum Schwarzen Adler, Jochberg<br />
★<br />
Fuchswirt, Kelchsau<br />
Landhotel Gasthof Jodlbühel, Jochberg<br />
Asado‘s Steakhouse, Kirchberg<br />
30 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Ausgezeichnete Gastronomie<br />
Berggasthaus Staudachstuben, Kirchberg<br />
Rasmushof, Kitzbühel<br />
Hotel Elisabeth, Kirchberg<br />
Restaurant Ritterstern im Schloss Münichau, Kitzbühel<br />
Hotel Klausen, Kirchberg<br />
Rosis Sonnbergstuben, Kitzbühel<br />
Restaurant Kupferstub‘n, Kirchberg<br />
Sporthotel Reisch, Kitzbühel<br />
Restaurant Simon Taxacher, Kirchberg<br />
★ ★ ★ ★ ★<br />
Brasserie Berge & Meer, Kirchberg<br />
Steakhouse Kaps im A-Rosa Kitzbühel, Kitzbühel<br />
Wirtshaus Steuerberg, Kitzbühel<br />
Bergdiele Kitzbühel, Kitzbühel<br />
Wirtshaus zum Rehkitz, Kitzbühel<br />
Berggasthof Sonnbühel, Kitzbühel<br />
Zur Tenne, Kitzbühel<br />
Bichlalm, Kitzbühel<br />
Alpengasthaus Stanglalm, Oberndorf<br />
Bichlhof, Kitzbühel<br />
Penzinghof, Oberndorf<br />
Cuisino, Kitzbühel<br />
★<br />
First Lobster, Kitzbühel<br />
Zum Tischlerwirt, Reith bei Kitzbühel<br />
s‘Pfandl, Reith bei Kitzbühel<br />
Gasthaus Eggerwirt, Kitzbühel<br />
Angerer Alm, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />
Hagstein, Kitzbühel<br />
Fink‘s, St. Johann i.<strong>Tirol</strong><br />
Kaiserhof, Kitzbühel<br />
Bergasthaus Grander Schupf, St. Johann in <strong>Tirol</strong><br />
Kupferstube im Hotel Tennerhof, Kitzbühel<br />
★ ★ ★ ★<br />
Landsitz Römerhof, Kitzbühel<br />
Brennhütte, Waidring<br />
G<strong>am</strong>skogelhütte, Westendorf<br />
Lois Stern, Kitzbühel<br />
★ ★<br />
Vital-Landhotel Schermer, Westendorf<br />
Neuwirt, Kitzbühel<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 31
Genussliste<br />
Ausgezeichnete Gastronomie in Osttirol<br />
15 HAUBEN | 27 STERNE | 30 GABELN<br />
Grandhotel Lienz La Perla<br />
★ ★ ★<br />
9900 Lienz, Fanny- Wibmer- Pedit- Str. 2, Tel. 04852/64070, www.grandhotel-lienz.com, info@grandhotel-lienz.com Seite 42<br />
Vital-Landhotel Pfl eger, Anras<br />
★<br />
Gasthaus Marinelli, Dölsach<br />
<strong>Tirol</strong>erhof, Dölsach<br />
★ ★<br />
Heimspiel, Heinfels<br />
★<br />
Zedern Klang, Hopfgarten im Defereggen<br />
★<br />
Der Gannerhof, Innervillgraten<br />
★ ★ ★<br />
Adler Lounge, Kals <strong>am</strong> Großglockner<br />
Parkhotel Tristachersee, Lienz<br />
★ ★<br />
Rauterstube, Matrei in Osttirol<br />
★ ★<br />
Saluti, Matrei in Osttirol<br />
★ ★ ★<br />
Hotel Hinteregger, Matrei in Osttirol<br />
Inside im Hotel Outside, Matrei in Osttirol<br />
★ ★<br />
Hotel Gasthof Unterwöger, Obertilliach<br />
Genießer-Restaurant Reiterhof Ortnerhof, Prägraten<br />
Vincena, Lavant<br />
★<br />
Bel‘kwisin, Lienz<br />
★ ★<br />
Grandhotel Lienz La Perla, Lienz<br />
★ ★ ★<br />
Kirchenwirt, Lienz<br />
★<br />
Moarhofstüberl, Lienz<br />
★<br />
Großvenediger, Prägraten<br />
★<br />
Tandlerstuben im Naturhotel Tandler, St. Jakob im Defereggen<br />
✩<br />
Jakobistub‘n im Hotel Jesacherhof, St. Jakob im Defereggen<br />
Defereggental, St. Veit<br />
Strasserwirt, Strassen<br />
★<br />
32 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Unterberger Kaffee<br />
KaFFee<br />
FlaGGschiFF<br />
Unterberger Kaffee ist eines der traditionsreichsten <strong>Tirol</strong>er<br />
Unternehmen. Das <strong>Tirol</strong>er Kaffee-Flaggschiff besticht durch<br />
persönlichen Service und gewohnt hohe Qualität.<br />
Es gibt kaum einen <strong>Tirol</strong>er,<br />
dem es nicht zumindest bekannt<br />
vorkommt, das braune<br />
Logo mit dem Schiff, das mit seinen aufgeblähten<br />
Segeln vor dem Wind segelt.<br />
Was allerdings die Wenigsten wissen ist,<br />
dass die Firma Unterberger & Company<br />
mit ihrem Gründungsjahr 1660 mit Abstand<br />
zu den ältesten Unternehmen in<br />
der <strong>Tirol</strong>er Landeshauptstadt zählt. Das<br />
geschichtsträchtige Unternehmen konzentriert<br />
sich heute unter dem Motto „Die<br />
kleine <strong>Tirol</strong>er Firma mit dem großen persönlichen<br />
Service“ ausschließlich auf den<br />
Bereich Kaffeeröstung und -großhandel.<br />
Kapitänin des fünf Personen zählenden<br />
Betriebes ist seit 1987 Angelika Schubert,<br />
die auf einen reichen Erfahrungsschatz in<br />
der Röstung verschiedener Kaffeesorten<br />
zurückblicken kann. Unterberger Kaffee<br />
punktet – abseits der hohen Qualität<br />
der Kaffeesorten – vor allem durch seine<br />
Kundenorientierung. Das Unternehmen<br />
ist aus der Kaffee-Kulturlandschaft <strong>Tirol</strong>s<br />
nicht wegzudenken. Der köstliche Kaffee<br />
aus dem Hause Unterberger bleibt nicht<br />
nur Gastronomen vorbehalten, auch Endkunden<br />
können sich in der Rösterei in der<br />
Nähe des Westbahnhofs mit den allwöchentlich<br />
frisch gerösteten Bohnen eindecken.<br />
Vom 19. bis 22. September wird<br />
Unterberger Kaffee auf der Gastronomiemesse<br />
FAFGA vertreten und mit dem<br />
Schiffsbug-Messestand auch nicht zu<br />
übersehen sein. Telefonisch ist Unterberger<br />
Kaffee unter 0512 59713 erreichbar.<br />
– Bezahlte Anzeige –<br />
FAFGA <strong>2017</strong>: Halle B.o<br />
Stand 61
Ausgabe 01/<strong>2017</strong><br />
Kulinarium<br />
Leidenschaft,<br />
die ansteckt<br />
Die Leidenschaft für erstklassiges Essen und himmlischen Wein beflügelt die Brüder<br />
Christian und Jürgen Burkia immer wieder aufs Neue. Ihr Ziel, zus<strong>am</strong>men mit ihrem<br />
Te<strong>am</strong> herzliche Gastfreundschaft zu leben und das Vertrauen ihrer Gäste zu pflegen,<br />
gelingt ihnen.Tagtäglich.<br />
Die Weinkarte als Magazin im<br />
Die Weinkarte im Burkia kommt originell<br />
in Gestalt eines Magazins daher.<br />
K<br />
napp vor dem Flughafen, dort wo niemand<br />
zufällig vorbeischlendert, steht<br />
ein von außen unscheinbares Haus: das<br />
Burkia. Anfang der 1980er Jahre eröffneten Margit<br />
und Georg Burkia das „Tennisstüberl“, das sich mit<br />
ihrer bedingungslosen Qualitätsorientierung bald als<br />
unverzichtbares Speiselokal in der Landeshauptstadt<br />
etablierte. Die Söhne und ihre Mitarbeiter entwickeln<br />
es nun täglich weiter und freuen sich über ein großartiges<br />
Restaurant, das jeden Tag bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt ist.<br />
Eine Verbundenheit, die nicht<br />
zufällig entsteht<br />
An die zweihundert Gäste täglich genießen Küche<br />
auf gewohnt hohem Niveau, entspannte Atmosphäre<br />
und wissendes Personal. Wissend nicht nur<br />
im gastronomischen Sinn. Nein. Wissend, welche<br />
Speisen ihre St<strong>am</strong>mgäste besonders schätzen,<br />
welcher Wein für sie schon immer der Richtige war<br />
und wann genau die inzwischen berühmte, übergroße<br />
Pfeffermühle oder das wunderbare Olivenöl<br />
gereicht werden sollen. Diesen Genuss wollen viele<br />
nicht mehr missen und sind gekommen, um zu<br />
bleiben. „Es ist wunderschön, über Jahre <strong>am</strong> Leben<br />
unserer Gäste teilzuhaben, “ erzählt Christian. „Ich<br />
kenne viele F<strong>am</strong>ilien schon in ihrer dritten Generation.<br />
Es kommen dann die Enkelkinder der Gäste,<br />
die bereits zu meinen Eltern zum Essen k<strong>am</strong>en,<br />
mit ihrer ersten Freundin oder dem ersten Freund<br />
bei uns waren.“ Er erlebt mit ihnen die schönen<br />
Momente des Lebens wie Taufen, Geburtstage oder<br />
Hochzeitstage, aber auch die traurigen, wie das<br />
Mahl nach dem Begräbnis eines F<strong>am</strong>ilienmitglieds.<br />
Diese Verbundenheit entsteht nicht zufällig.<br />
Christian und sein Bruder Jürgen, der das Küchente<strong>am</strong><br />
leitet, wissen: eine gute Küche allein reicht<br />
nicht. Tagtäglich gilt es, das tiefe Vertrauen der Gäste<br />
zu bestätigen – nämlich an 356 Tagen im Jahr<br />
höchste kulinarische Qualität und besten Service<br />
genießen zu können. Mit einer unverwechselbaren<br />
Beständigkeit werden typische österreichische Spezialitäten<br />
wie L<strong>am</strong>mfilet, Zwiebelrostbraten oder<br />
Marillenknödel behuts<strong>am</strong> verfeinert. Dabei sind die<br />
Brüder unbestechlich. Die begehrten Marillenknödel<br />
gibt es nur in der Reifezeit der Wachauer und<br />
der Vintschgauer Marillen. Ihnen folgen saisonal<br />
Fotos: Friedle (2), Privat (3), Fotolia (1)<br />
34 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong><br />
Fotos: Vorhofer (3), Kröll
Restaurant Burkia<br />
Christian Burkia mit dem bekannten Winzer Leo Hillinger bei der Entwicklung der<br />
hauseigenen Cuvée.<br />
Erfolgreiche Gastronomie ist ein Mannschaftssport. Deshalb legt Christian Burkia<br />
viel Wert auf guten Te<strong>am</strong>geist.<br />
Die Marillenknödel-Saison entspricht der Erntezeit der Wachauer<br />
und der Vintschgauer Marillen.<br />
Gastgeber Christian Burkia mit seiner Cuvée 37.<br />
Die Cuvée 38 reift noch bis zum Herbst.<br />
passend köstliche Zwetschkenknödel und ein herrlicher<br />
Zwetschkenfleck. Ebenso saisonal werden<br />
Erdbeeren, Spargel oder Bärlauch angeboten. Neben<br />
diesen Highlights hat Christian die Welt des Weins<br />
für seine Gäste erschlossen.<br />
Wein ist hier einfach mehr<br />
Neben Rot- und Weißweinen von über hundert<br />
Weingütern, aus Österreich, der Toskana und<br />
der ganzen Welt, wird im Burkia seit drei Jahren<br />
eine eigene Cuvée angeboten. Es begann mit der<br />
Cuvée 35. Die Zahl bezieht sich auf die Jahre des<br />
Bestehens des Restaurants. Aktuell darf die Cuvée<br />
37 genossen werden. Die Cuvée 38 reift noch bis<br />
zum Herbst in zwei Holzfässern auf dem Weingut<br />
des bekannten Winzers Leo Hillinger. Mit ihm<br />
zus<strong>am</strong>men kreierte Christian die ausgesuchten<br />
Tropfen.<br />
Im Burkia lagern alle Weine in der richtigen<br />
Trinktemperatur in etlichen Weinkühlschränken<br />
des Hauses. In einer Weinkarte als Hochglanzmagazin,<br />
das gern von den Gästen nach Hause mitgenommen<br />
wird, werden sie entsprechend präsentiert.<br />
Schlägt man das Magazin von der Rückseite<br />
her auf, öffnet sich der Weintresor mit den „Spezialweinen“.<br />
Sie verleihen feierlichen Anlässen eine<br />
besondere Note und werden zu unglaublich fairen<br />
Preisen angeboten.<br />
Für Interessierte veranstaltet der erfahrene<br />
Sommelier zwanglose Verkostungen mit speziellen<br />
Menüs und passenden Weinfolgen zu gewünschten<br />
Themen wie „Toskana“, „Piemont“ oder<br />
„Gewaltige Rotweinkolosse“. Mit Freude erzählt<br />
er Wissenswertes und beantwortet alle Fragen.<br />
Der Chef selbst schwärmt von dem einen oder<br />
anderen Riesling aus der Wachau, im Sommer<br />
finden erfrischende Roséweine den Weg ins Glas.<br />
Zudem fasziniert ihn der edle Rotwein Ornellaia<br />
dell‘Ornellaia aus dem Bolgheri von Jahr zu Jahr<br />
ganz besonders. Diese Leidenschaft und Hingabe<br />
gehen nicht nur auf sein geschätztes Te<strong>am</strong> über,<br />
sondern steckt auch die Gäste an: Sie beleben das<br />
Motto des Hauses „Essen bei Freunden“ immer<br />
wieder gern von neuem. <br />
Karolina Putz<br />
Zur Person<br />
Gastgeber Christian Burkia hat Tourismuswirtschaft<br />
in Innsbruck studiert<br />
und ist staatlich geprüfter Diplom-<br />
Sommelier. Burkia ist Pionier der<br />
Slow-Food-Bewegung in <strong>Tirol</strong>. Seit 2007<br />
betreibt er auch Catering mit Schwerpunkt<br />
im Kultur- und Bildungsbereich.<br />
Der Chef legt viel Wert auf ein funktionierendes<br />
Te<strong>am</strong>, investiert beständig in<br />
seine Mitarbeiter und treibt betriebliche<br />
Innovationen voran.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 35
N o8<br />
Das Gute ist<br />
nicht gut genug<br />
Das Konzept des À la carte-Abendrestaurants N°8 der Villa Blanka ist so einfach<br />
wie genial. Nicht Events oder großes Klimbim stehen im Vordergrund,<br />
sondern der <strong>Teller</strong> selbst soll mit Unterstützung guter Weine und der passenden<br />
Atmosphäre zum Erlebnis werden.<br />
D<br />
ie Lage des Fine-Dining-Restaurants<br />
N08 fällt sofort auf. Diese als allerbeste<br />
Lage zu bezeichnen, ist keine<br />
Übertreibung. „Wir sind mitten in der Natur und<br />
weit weg von Hektik und Stress. Wenn man <strong>am</strong><br />
Abend sehr gut hinhört, dann kann man sogar<br />
die Wölfe des nahen Alpenzoos heulen hören“,<br />
beschreibt der Restaurantleiter Nihat Silak die besondere<br />
Atmosphäre <strong>am</strong> Abend. Aus der Lage und<br />
der Tatsache, dass manchmal nicht nur Wolfsgeheul<br />
das Abendessen untermalt, sondern auch<br />
Eichkätzchen im nahen Grün umherhuschen,<br />
weiß man ein ganzes Konzept abzuleiten. Mit<br />
stundenweiser Reservierung muss sich der Gast<br />
bei der N08 garantiert nicht herumschlagen. „Der<br />
Gast kommt und verbringt den ganzen Abend bei<br />
uns“, führt Silak aus. Das nennt man dann wohl<br />
Entschleunigung.<br />
Diese wird einem in der Weiherburggasse 8<br />
wahrlich nicht schwer gemacht. Den Aperitif<br />
genießt man <strong>am</strong> besten auf der Terrasse, von der<br />
aus man die ganze Stadt im Blick hat. Drinnen<br />
wartet dann ein kleines, aber sehr feines Restaurant<br />
auf einen. Gerade einmal acht Tische sind es.<br />
36 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Küchenchef René Molle (li.) und Service-Chef Nihat Silak kümmern sich im Schmuckkästchen N ° 8 in der Villa<br />
Blanka um das leibliche Wohl der Gäste. Auf gutes Essen und feinste Weine wird dabei größter Wert gelegt.<br />
Fotos: Die Fotografen (2), Kröll (2)<br />
Mit 24 Gästen ist das Restaurant schon voll ausgebucht.<br />
Die kulinarische Ausrichtung beschreibt<br />
Silak als „international, aber sehr europäisch“. „Es<br />
gibt aber auch eine Seite in der Speisekarte mit<br />
ganz klassischen Speisen“, ist ihm wichtig zu betonen.<br />
Generell kann man sich aber auf ein Sechs-<br />
Gänge-Menü einstellen.<br />
Die Form mit Inhalt füllen<br />
Bei aller Internationalität und dem Anspruch,<br />
sich mit den besten der Welt zu messen, bekennt<br />
man sich auch zur Heimat und zu den eigenen<br />
Wurzeln. Sogar das altbewährte Wiener Schnitzel<br />
kann man sich gönnen. Silak spricht dabei von<br />
einer „Signatur des Heimischen“. Reine Internationalität<br />
reicht also nicht aus. Schon die Bilder<br />
von Prachensky im Restaurant setzen diese ganz<br />
bestimmte Stimmung. Nicht der Eifelturm, sondern<br />
<strong>Tirol</strong>er Bauernhöfe sind auf den Bildern zu<br />
sehen.<br />
Von diesen Wurzeln ausgehend möchte man<br />
sich aber mit der ganzen Kulinarik-Welt messen.<br />
Provinzialität hat keinen Platz. Das zeigt allein<br />
schon das Weinangebot. Aus rund hundert Weinen,<br />
etwa aus Frankreich, Kalifornien, Neuseeland<br />
oder Südafrika, darf der verwöhnte Gast wählen.<br />
Sodann wird schlagend, was Silak als Motto und<br />
Anspruch zugleich ausgibt: „Der Gast soll nicht<br />
nur sagen, dass es gut war, sondern dass es etwas<br />
ganz Besonderes war.“ Das gelingt, weil viel Wert<br />
auf Details gelegt wird. Mundgeblasene Gläser der<br />
Firma Riedel und exklusive Weinkaraffen dienen<br />
als Basis für einen Abend, der außergewöhnlich<br />
sei soll.<br />
Soweit zur Form. Für den Inhalt des Abends<br />
sind vier Mitarbeiter im Servicebereich und fünf<br />
in der Küche verantwortlich. „Man muss wissen,<br />
wie man richtig mit Produkten umgeht. Die beste<br />
Weinkarte bringt nichts, wenn die Mitarbeiter<br />
nicht wissen, welchen Wein sie zu welchem Essen<br />
offerieren sollen“, streicht der Restaurantleiter<br />
seinen Anspruch hervor. „Design und Atmosphäre<br />
sind wichtig. Sie sind aber nur der Rahmen, den<br />
man mit gutem Service, gutem Wein und gutem<br />
Essen füllen muss“, gibt der Service-Chef die Anforderungen<br />
an sich und seine Mitarbeiter aus.<br />
Es ist angerichtet<br />
Als Gast ist man somit in allerbesten Händen.<br />
Man darf sich verwöhnen und überraschen lassen<br />
– und unter Umständen auch ein bisschen<br />
unvernünftig sein. In der Garage der Villa Blanka<br />
gibt es nämlich gratis Parkplätze, die nicht nur die<br />
Anreise erleichtern, sondern auch eine alternative<br />
Abreise ermöglichen. „Falls man vom guten Wein<br />
eine zweite Flasche trinken möchte, kann man<br />
das Auto auch stehen lassen. Am nächsten Tag<br />
kann man es abholen – selbstverständlich ohne<br />
einen Cent zu bezahlen“, führt Silak aus. Der Bus<br />
ließe sich jedenfalls bequem in wenigen Schritten<br />
erreichen.<br />
Alles ist angerichtet. Die Rahmenbedingungen<br />
stimmen. Anreise, Lage, Atmosphäre, Service, Essen,<br />
Weinbegleitung. Als Gast kommt einem nur<br />
noch die Rolle zu, den Alltagsstress abzuschütteln,<br />
einen Blick über die Stadt zu werfen und<br />
einfach nur zu genießen. Selten war das einfacher<br />
als im Restaurant N08. Markus Stegmayr<br />
Kontakt<br />
Reservierung anfragen:<br />
+43 (0)512 276070<br />
restaurant@nr8.at<br />
Öffnungszeiten:<br />
Di–Sa 18:00–24:00<br />
Küche bis 22:00<br />
www.nr8.at<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 37
Auracher Löchl<br />
Flüsterbar von<br />
Weltformat<br />
Der nach Speakeasy-Vorbild geführte, in den Kufsteiner Festungsberg getriebene<br />
„Stollen 1930“ gehört zum Traditionshaus Auracher Löchl und verfügt über die weltweit<br />
größte Gin Gallery. Ambiente und Auswahl sind für Liebhaber des gepflegten<br />
alkoholischen Genusses ein wahrhaftiger Traum.<br />
W<br />
er auf der Suche nach der Antithese<br />
zu jenen mittlerweile metastasierenden,<br />
lauten, nach Industriefusel<br />
riechenden, verkorksten Sauftempeln ist,<br />
die dieses Land durchziehen, könnte in Kufstein<br />
fündig werden. Die Flurschäden, die der<br />
Siegeszug des Après-Ski in der Barlandschaft<br />
hinterlassen hat, scheinen irreparabel. Dennoch<br />
gibt es in <strong>Tirol</strong> einige Gastronomen, die<br />
ein anderes Konzept als Menge, Menge, Menge<br />
verfolgen. Zu diesen gehört zweifellos der zum<br />
Auracher Löchl gehörige „Stollen 1930“ in der<br />
Festungsstadt Kufstein. Mit mittlerweile mehr<br />
als 888 verschiedenen Gin-Sorten verfügt<br />
dieser über die weltgrößte Gin-S<strong>am</strong>mlung, wie<br />
auch im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt<br />
ist. Dieser Umstand soll die Gäste allerdings<br />
nicht dazu animieren, so viele alkoholische<br />
Getränke wie irgend möglich zu kippen und<br />
dabei johlend und grölend Mickie-Krause-Textbausteine<br />
zu rezitieren. Nein, der Stollen 1930<br />
ist ein Ort der leisen Töne an einem geschichtsträchtigen<br />
Platz beim altehrwürdigen Auracher<br />
Löchl, in dem bereits um das Jahr 1400 Bier<br />
gebraut und ausgeschenkt wurde.<br />
Die gastronomischen Geschicke im Auracher<br />
Löchl, dem angeschlossenen Boutique Hotel<br />
Träumerei #8 und eben dem Stollen 1930<br />
lenken der Zillertaler Richard Hirschhuber<br />
und seine „rechte Hand“ Martin Gasteiger.<br />
Hirschhuber mangelt es in und auch abseits<br />
der Gastronomie nicht an Erfindergeist, wie er<br />
unter anderem mit seinem eigenen Hotellerieund<br />
Gastronomiemagazin „Zimmerstunde“<br />
und dem Unternehmen Greenstorm Mobility,<br />
welches das wohl innovativste Vermietprodukt<br />
für die Hotellerie bereitstellt, beweist. Vom tief<br />
in den Berg getriebenen Stollen, dem „Löchl“,<br />
rührt auch der N<strong>am</strong>e des Wirtshauses her, das<br />
mit 608 Jahren zu den ältesten des Landes<br />
gehört. In jenem Löchl wurden seinerzeit die<br />
im Winter aus dem nahen Inn ausgebrochenen<br />
Eisblöcke aufbewahrt, welche der Kühlung des<br />
im Gasthaus gebrauten Biers dienten. Lange<br />
Jahre war der Stollen danach in Vergessenheit<br />
geraten, ehe er von der ehemaligen Besitzerf<strong>am</strong>ilie<br />
Neuhauser im 20. Jahrhundert als<br />
Weinlager verwendet wurde und danach als<br />
Rumpelk<strong>am</strong>mer erneut der Vergessenheit<br />
anheimfiel. Vor weniger als zehn Jahren hat<br />
Richard Hirschhuber das Löchl dann wieder-<br />
Fotos: Auracher Löchl, Kröll<br />
38 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Stollen 1930<br />
entdeckt. Anfangs herrschte Ratlosigkeit, wie man<br />
mit dem feuchten, schmutzigen Stollen verfahren<br />
sollte. Einige Reisen in die Bar-Hotspots der Welt<br />
später hatten Hirschhuber und Gasteiger einen Plan.<br />
Speakeasy hieß das Leitmotiv, unter dem der Stollen<br />
seine jetztigen Bestimmung als exklusive Bar fand.<br />
Derart bezeichnete man Kneipen, in denen während<br />
der Zeit der US-<strong>am</strong>erikanischen Alkoholprohibition<br />
in den 1920er und 30er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts illegal Hochprozentiges ausgeschenkt<br />
wurde. Das Konzept war mit der adaptierten Reinkarnation<br />
der Flüsterkneipe <strong>am</strong> grünen Inn also gefunden.<br />
Zutritt zum Stollen 1930 gibt es erst ab 21<br />
Jahren. „Wir haben bewusst diesen Zugang gewählt,<br />
weil wir unsere Besucher nicht zu diesem sinnlosen<br />
Party-Saufen animieren wollen, sondern Cocktails<br />
und alkoholische Getränke servieren wollen, die man<br />
bewusst genießen soll“, führt Martin Gasteiger aus.<br />
Deshalb ist im Idealfall auch nach wenigen, kräftigen<br />
und präsenten Getränken Schluss, deren Konsum<br />
allerdings in ruhiger Atmosphäre regelrecht zelebriert<br />
werden soll.<br />
Abgesehen vom einzigartigen Ambiente fehlte in<br />
der Konzeptionsphase noch ein Akzent bei den Spirituosen.<br />
Hier fiel die Wahl auf den Gin, der sich rapide<br />
zunehmender und bis heute ungebrochener Beliebtheit<br />
erfreut und Vodka im Zuge der aufkommenden<br />
Hipster-Bewegung als Modespirituose in den Bars<br />
dieser Welt abgelöst hat. „Anders als Vodka ist Gin<br />
rau und hat viele verschiedene Facetten“, erklärt<br />
Gasteiger. Der Gin-Hype hat auch dazu geführt, dass<br />
etliche heimische Produzenten auf diesen Zug aufgesprungen<br />
sind. Mit durchaus gefälligen Resultaten,<br />
möchte man anfügen. Das spiegelt sich auch in der<br />
Nachfrage nach heimischem Gin wider, der sich im<br />
Stollen 1930 großer Beliebtheit erfreut.<br />
Perfekte Harmonie<br />
Doch was macht eigentlich einen guten Gin aus? Es<br />
kommt wesentlich darauf an, dass bereits das Grunddestillat<br />
von hoher Qualität ist. „Der beste Gin ist<br />
aber letztendlich der, der einem <strong>am</strong> besten schmeckt “,<br />
formuliert Gasteiger einen von Pragmatismus getragenen<br />
Zugang zum Thema. Zum richtigen Gin<br />
– und unter den mehr als 888 verschiedenen ist der<br />
garantiert für jeden dabei – gehört das richtige Tonic<br />
Water, das gut mit der jeweiligen Spirituose harmoniert.<br />
Auch dafür ist mit über 30 verschiedenen<br />
Tonic Waters gesorgt. „Den Gin muss man als Essenz<br />
betrachten und das dazu passende Tonic Water als<br />
Verlängerung dieser Essenz“, sagt Gasteiger, der weiß,<br />
dass ein Longdrink insges<strong>am</strong>t nur so gut sein kann<br />
wie das schwächste Glied in der Kette der einzelnen<br />
Bestandteile. Daraus folgt, dass zu einem hervorragenden<br />
Gin zwingend auch ein ebensolches Tonic<br />
Water gehört, das mit dem Gin harmonieren muss.<br />
Der Stollen 1930 erregt vor allem in der Fachwelt<br />
Aufmerks<strong>am</strong>keit, weshalb sich Barkeeper und<br />
Gastronomen aus Nah und Fern die Klinke zur Flüsterkneipe<br />
in die Hand geben, um sich inspirieren zu<br />
lassen. „Wir sehen unsere Bar aber gar nicht so sehr<br />
als In-Bar oder Aushängeschild, sondern wollen die<br />
Menschen wieder zum einem bewussteren Umgang<br />
mit dem Alkohol bringen. Es tut einfach gut, ein oder<br />
zwei gute Gin Tonics zu trinken. Am nächsten Tag<br />
gibt es keine Kopfschmerzen, sondern eine bittersüße<br />
Erinnerung an einen tollen Longdrink“, sagt<br />
Gasteiger. Preislich beginnt der Gin-Genuss bei 9,50<br />
Euro und ist nach oben hin recht offen. Die Cocktails<br />
beginnen bei neun Euro. Dafür ist eines garantiert:<br />
Im Stollen 1930 finden nur hochwertige Spirituosen<br />
den Weg ins Glas.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Mit dem „Stollen 1930“ hat das Auracher<br />
Löchl eine ganz besondere Attraktion.<br />
Die in den Berg getriebene Bar<br />
wartet überdies mit der weltgrößten Gin<br />
S<strong>am</strong>mlung auf und will zum bewussten<br />
Alkoholgenuss anleiten.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 39
Baguette<br />
Chefteller:<br />
Essen ist fertig!<br />
In über 60 Baguette-Filialen bringt der Chefteller à la minute mit täglich wechselnden,<br />
saisonalen Gerichten aus regionalen Zutaten, die handwerklich hergestellt werden,<br />
Farbe ins Spiel und ebenso gesunde wie schmackhafte Abwechslung auf den <strong>Teller</strong>.<br />
Schnell<br />
R<br />
Schonend erhitzt<br />
in Sekundenschnelle.<br />
We<br />
und<br />
Schnell<br />
Schonend erhitzt<br />
in Sekundenschnelle.<br />
Regional<br />
Wertvoll mit regionalen<br />
und saisonalen Zutaten.<br />
N<br />
Schnell<br />
Schonend erhitzt<br />
in Sekundenschnelle.<br />
Regional<br />
Wertvoll mit regionalen<br />
und saisonalen Zutaten.<br />
Natürlich<br />
Von Hand gemacht<br />
<strong>am</strong> Puls der Natur.<br />
Natürlicher Geschmack<br />
braucht keinen Verstärker.<br />
Genau diesem Leitmotiv will<br />
man bei Baguette mit dem Chefteller<br />
Tag für Tag genussvoll gerecht werden.<br />
Konkret werden täglich zwei Menüs<br />
in der Portionstasse angeboten, welche<br />
man sich wahlweise entweder vor<br />
Ort zum sofortigen Verzehr schonend<br />
erhitzen und anrichten lassen oder für<br />
später zur Arbeit oder mit nach Hause<br />
nehmen kann. Um zu gewährleisten,<br />
dass maximaler Geschmack und Frische<br />
und nicht zuletzt die wertvollen<br />
Inhaltsstoffe optimal erhalten bleiben,<br />
werden die Gerichte nach dem sogenannten<br />
Cook-and-Chill-Verfahren zubereitet.<br />
Das heißt, die Speisen werden<br />
unmittelbar nach dem Kochvorgang<br />
rasch abgekühlt. Dadurch bleibt auch<br />
der natürliche Geschmack der Speisen<br />
erhalten.<br />
Natürlich Regional<br />
Den Chefteller-Gerichten sind keinerlei<br />
Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe<br />
zugesetzt. Dennoch sind sie<br />
gekühlt in der Frischebox mindestens<br />
fünf Tage haltbar. Der Chefteller wird<br />
in den Baguette-Filialen in Kühlvitrinen
Baguette<br />
einem vegetarischen und einem Fleischgericht<br />
bestehen, Rechnung getragen.<br />
Frische ist kein Lippenbekenntnis, denn<br />
beim Chefteller wird beispielsweise ausschließlich<br />
frisches Gemüse verarbeitet.<br />
Bei den Chefteller-Menüs gibt es auch<br />
einige „Fixstarter“, die täglich erhältlich<br />
sind. Dazu zählen mit der Lasagne Bolognese<br />
ein Klassiker der italienischen und<br />
mit dem Kaspressknödel mit Sauerkraut<br />
ein Klassiker der heimischen Küche. Besonders<br />
Letzterer wird nach einem traditionellen<br />
Rezept gekocht und muss den<br />
Vergleich mit den „Branchenbesten“, die<br />
nicht selten auf den bewirtschafteten <strong>Tirol</strong>er<br />
Almen zu finden sind, nicht scheuen.<br />
In ausgewählten Filialen gibt es außerdem<br />
täglich die Gulaschsuppe mit<br />
Kleingebäck nach Wahl. Darüber hinaus<br />
wird im Wochenrhythmus eine Suppe<br />
angeboten, darunter Klassiker wie die<br />
Tomatencremesuppe und die Minestrone,<br />
die man ebenfalls löffelfertig vor Ort<br />
genießen oder als Take-away mitnehmen<br />
kann. Der Freitag steht ganz im Zeichen<br />
des vegetarischen Lifestyles, gibt es doch<br />
an diesem Tag kein Fleischgericht.<br />
In Sachen Regionalität, Saisonalität und Natürlichkeit ist der Chefteller kaum zu<br />
schlagen. Selbiges gilt für den Geschmack.<br />
präsentiert und vor dem Verzehr mittels<br />
leistungsfähiger Mikrowellengeräte erhitzt.<br />
Dadurch wird die Speise möglichst<br />
rasch an den Garpunkt gebracht, d<strong>am</strong>it<br />
die wertvollen Vit<strong>am</strong>ine und Mineralstoffe<br />
erhalten bleiben. Die Chefteller-<br />
Gerichte werden von einem erfahrenen<br />
und renommierten <strong>Tirol</strong>er Convenience-<br />
Profi nach höchsten Qualitätsstandards<br />
hergestellt. Dabei wird dem Gedanken<br />
der Regionalität und Saisonalität mit täglich<br />
wechselnden Menüs, die aus jeweils<br />
Treue macht sich bezahlt<br />
Wer sein Essen vor Ort konsumiert, bezahlt<br />
für das vegetarische Hauptgericht<br />
sowie für die Suppe 5,90 Euro, für den<br />
Chefteller mit Fleisch 6,90 Euro. Die Gerichte<br />
zum Mitnehmen in der Frischebox<br />
sind jeweils um einen Euro günstiger.<br />
Mit dem Chefteller-Treuepass gibt es jedes<br />
zwölfte Menü gratis.<br />
Welche kulinarischen Köstlichkeiten<br />
wöchentlich mit dem Chefteller kredenzt<br />
werden, lässt sich jederzeit bequem<br />
unter www.chefteller.at in Erfahrung<br />
bringen.<br />
Chefteller ist eine Marke von Baguette<br />
Vertriebslinie der MPREIS Warenvertriebs-<br />
GmbH, Landesstraße 16, 6176 Völs<br />
Baguette<br />
info@baguette.at<br />
Tel: +43 (0)512 300-0<br />
www.chefteller.at<br />
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Porträt Grandhotel Lienz<br />
Offenes Haus<br />
Kontakt<br />
gRandHoTEl liEnZ<br />
Fanny-Wibmer-Pedit-Str. 2<br />
9900 Lienz<br />
+43 (0)4852 64070<br />
info@grandhotel-lienz.com<br />
www.grandhotel-lienz.com<br />
Opulent zwar, aber erfrischend offen und völlig unprätentiös<br />
zeigt sich das Grandhotel Lienz von seiner besten Seite. In Sachen<br />
Kulinarik, Entspannung und Genuss hat man Einheimischen<br />
wie Gästen gleichermaßen viel zu bieten.<br />
A<br />
uf den ersten Blick mag das ganz<br />
im Stile des Fin de Siècle gehaltene<br />
Grandhotel Lienz vielleicht<br />
ob seiner beachtlichen Dimension und seines<br />
gehobenen, ja beinahe königlichen Ambientes auf<br />
manche kalt und abweisend wirken. Da müsse<br />
es, könnte man meinen, doch ganz Chichi, wenn<br />
nicht gar manieriert, zugehen. Weit gefehlt. Ganz<br />
im Gegenteil erfüllen die Gastgeberf<strong>am</strong>ilien Simonitsch<br />
und Westreicher das Haus mit einer<br />
Herzlichkeit und Gastlichkeit, die man nicht<br />
überall findet. Tag der offenen Tür ist deshalb im<br />
Grandhotel Lienz Alltag. Das edle Ambiente und<br />
die großartige Sonnenterrasse, direkt an der meist<br />
gemächlich vorbeifließenden Isel gelegen, sollen<br />
aber nicht nur Weitgereiste zum Verweilen und<br />
Genießen einladen. „Es ist uns ein besonderes<br />
Anliegen, auch für die Menschen aus der Region<br />
ein Ort zum Entspannen und Genießen zu sein<br />
und ein entsprechendes Angebot zu bieten“, betont<br />
Gastgeber Johannes Westreicher. Aus diesem<br />
Grund hat man kürzlich sogar einen eigenen Eingang<br />
geschaffen, der direkt auf die sonnengeflutete<br />
Terrasse führt. Einmal pro Monat findet eben<br />
42 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Brixentaler KochArt<br />
„Wenn sich die Einheimischen<br />
bei uns wohlfühlen,<br />
überträgt sich das auch auf<br />
unsere Hotelgäste.“<br />
<br />
Johannes Westreicher, Grandhotel Lienz<br />
Fotos: Grandhotel Lienz, Kröll<br />
dort freitags – so etwa wieder <strong>am</strong> 18. August und<br />
<strong>am</strong> 15. September – ein After-Work-Event statt,<br />
bei dem es sich in lockerer Atmosphäre bei feinen<br />
Drinks und entspannenter Musik nach einer<br />
anstrengenden Arbeitswoche abschalten lässt.<br />
Die Chancen, dabei von der Sonne geküsst zu<br />
werden, sind in Lienz, das sich nicht zu Unrecht<br />
Sonnenstadt nennt, statistisch nachweisbar überdurchschnittlich<br />
hoch. Doch Lienz ist nicht nur<br />
die Sonnen-, sondern auch die Dolomitenstadt.<br />
Deshalb tut der Feier(abend)laune auch der ungetrübte<br />
Blick auf die imposanten Gipfel der Lienzer<br />
Dolomiten gewiss keinen Abbruch.<br />
Doch mit raffinierten Drinks im Freien oder<br />
an der Bar ist das Angebot des besten Hauses in<br />
Lienz bei Weitem nicht erschöpft. Im Grandhotel<br />
lässt es sich auch ganz vortrefflich brunchen. Das<br />
Kofferwort bezeichnet jenen Zustand des stressfreien<br />
kulinarischen Genusses, der sich üblicherweise<br />
zwischen Frühstück und Mittagessen zu<br />
ereignen pflegt. Ein reichhaltiges Buffet steht<br />
zwischen 7:00 und 10:30 Uhr zur Verfügung, vor<br />
allem an Wochenenden empfiehlt es sich zu reservieren.<br />
Für das leibliche Wohl ist auch abends<br />
im hoteleigenen À-la-carte-Re s tau rant Orangerie<br />
bestens gesorgt. Und zwar auf Zwei-Hauben-Niveau,<br />
für das Küchenchef Christian Flaschberger<br />
sorgt. Dem steht die Weinkarte, die so international<br />
wie die Gäste des Grandhotel Lienz ist, in<br />
nichts nach. Mehr als 150 verschiedene Weine<br />
in allen Preisklassen und auch der eine oder<br />
andere prickelnd-edle Schaumwein finden sich<br />
darauf. Selbstverständlich liegt der Schwerpunkt<br />
auf guten österreichischen Weinen, die sich vor<br />
dem Rest der Weinwelt keineswegs verstecken<br />
müssen.<br />
Die Küche des weitgereisten, aus Kärnten<br />
st<strong>am</strong>menden Genuss-Professionisten Flaschberger<br />
ließe sich auf die Formel einkochen: „Hohe<br />
Handwerkskunst, ein Potpourri aus Einflüßen,<br />
ein undogmatischer Heimatbezug und stets ein<br />
gutes Auge für das Produkt.“ Erfrischend ist auch,<br />
dass Flaschberger gegen jegliches wildromatische<br />
Regionalisierungs-Pathos, von dem nicht nur<br />
Kulinarik-Magazine jeder Provenienz zu triefen<br />
schienen, von Anfang an immun zu sein schien.<br />
„Was nützt es, regional zu kochen, wenn das regionale<br />
Produkt nichts G‘scheits ist“, wagte der Küchenchef<br />
bereits vor einigen Jahren – streng rhetorisch<br />
– zu fragen. Das heißt natürlich nicht, dass<br />
heimische Köstlichkeiten außen vor bleiben. Nein,<br />
sie kommen in Flaschbergers Küche sehr wohl vor,<br />
sofern es sich tatsächlich um Köstlichkeiten handelt.<br />
So greift er bei Fischen, Fleisch und Würsten<br />
gern zum heimischen Produkt, das unbestritten in<br />
herausragender Qualität verfügbar ist. Das Fleisch<br />
bezieht man im Grandhotel gewissermaßen vom<br />
hauseigenen Metzger. Das Lienzer Original Albin<br />
Egger hat seine Metzgerei gleich um die Ecke und<br />
ist Haus- und Hof-Metzger des Grandhotel. Egger<br />
ist selbst regelmäßig zu Gast im Hotel und gehört<br />
fast schon zur F<strong>am</strong>ilie.<br />
Eine Tagesdosis Wellness<br />
Die Seele baumeln lassen kann man aber im<br />
Grandhotel nicht nur auf der Terrasse, beim<br />
Brunch oder beim Brunch im À-la-carte-Res<br />
tau rant Orangerie, sondern auch im 1.400<br />
Quadratmeter großen Wellnessbereich, der keine<br />
Wünsche offen lässt. In dieser Ruheoase sind<br />
auch Tagesgäste – Day Spa nennt sich das dann –<br />
herzlich willkommen. Einen entspannenden Tag<br />
im Spa mit vier Saunen, D<strong>am</strong>pfbädern, Serailbad,<br />
In- und Outdoor Pool, Private Spa, Fitnesscenter<br />
und Ruheräumen kann man bereits unter 40 Euro<br />
pro Person genießen. Dem Relax Guide, der in<br />
Wellness-Angelegenheiten als Benchmark gilt, ist<br />
das Angebot im Grandhotel immerhin drei von<br />
vier erreichbaren Lilien wert.<br />
Ganz gleich ob Einheimischer oder weitgereister<br />
Gast, das Grandhotel meint es mit all seinen<br />
Besuchern gleich gut. Das kann man nun einfach<br />
glauben, aber womöglich sollte man sich doch persönlich<br />
davon überzeugen. Vielleicht schon bald<br />
bei einem entspannten Drink zum Feierabend.<br />
David Winter<br />
Im Hotelrestaurant Orangerie (oben) bekocht Küchenchef<br />
Christian Flaschberger seine Gäste auf<br />
höchstem Niveau, der große Wellnessbereich bürgt<br />
für Entspannung pur.<br />
Zur Küche<br />
Schon seit 2009 sorgt Küchenchef<br />
Christian Flaschberger im Grandhotel<br />
Lienz für gewohnt hohes Niveau,<br />
das dem Gault Millau konstant zwei<br />
Hauben wert ist. Bei der Qualität der<br />
Speisen, die von Esprit zeugen, macht<br />
Flaschberger keine Abstriche.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 43
Käse & Wein<br />
Käse & Wein<br />
Heimische Käse- und Weinsorten bringen einander, richtig abgestimmt, einander<br />
perfekt zur Geltung. Worauf es dabei ankommt, entfaltet sich in einem interessanten<br />
Dialog rund um Lage, Lagerung und Reifeprozess und das Qualitätsversprechen<br />
ehrlicher regionaler Lebensmittel in der Gastronomie.<br />
W<br />
as dem Franzosen unter dem Begriff<br />
„savoir vivre“ geläufig ist, könnte<br />
man getrost als „Lebenskunst“ oder<br />
Kunst zu leben ins Deutsche hinüberretten. Man<br />
muss auch gar nicht bis nach Frankreich fahren,<br />
um zwei Eckpfeiler des guten Lebens miteinander<br />
genießen zu können. Es geht um die einander wundervoll<br />
ergänzende Kombination von Käse und<br />
Wein. Beides ist bekanntermaßen seit geraumer<br />
Zeit auch in Österreich – und Käse besonders in <strong>Tirol</strong><br />
– in hervorragender Qualität, die den Vergleich<br />
mit Frankreich nicht zu scheuen braucht, verfügbar.<br />
Ob Frankreich, Italien oder Österreich, das<br />
Leben ist viel zu kurz, um schlechte Weine zu trinken.<br />
Deshalb sollte man davon tunlichst Abstand<br />
nehmen. Dasselbe gilt natürlich für den Verzehr<br />
von schlechtem Käse. Selbiger hat oft die Konsistenz<br />
von Naturkautschuk und man sollte ihn im<br />
Supermarktregal, sofern großindustriell hergestellt<br />
und extrem billig feilgeboten, großräumig umschiffen.<br />
Denn meist ist er geschmacklos, ein Käse ohne<br />
Eigenschaften. Ein Zus<strong>am</strong>mentreffen mit einem<br />
derartigen Käse ist so gut wie ausgeschlossen,<br />
wenn man den richtigen „Käse-Dealer“ kennt. Zu<br />
den Käsehändlern und -produzenten von dieser<br />
richtigen Sorte gehören zweifellos Martin Hirner<br />
junior und senior von der Firma Berg Bauer. Das<br />
Pendant der Hirners aufseiten der guten Weinsache<br />
ist Weinhändler Christoph Morandell. Zwischen<br />
den drei Herren, jeder ein Experte, entspinnt<br />
sich ein lebhaftes Gespräch über die schönen Dinge<br />
des Lebens.<br />
Fotos: Fotolia, Berg Bauer, Morandell<br />
44 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Weingut Flür<br />
Käse &<br />
Wein 1x1<br />
Frischkäse aus<br />
Kuhmilch<br />
Dazu passen <strong>am</strong> besten leichte,<br />
trockene, spritzige Weine wie etwa<br />
Grüner Veltliner, Riesling, Sauvignon<br />
Blanc, aber auch Roséweine wie<br />
der Blaue Zweigelt Rosé, Sekt und<br />
Ch<strong>am</strong>pagner.<br />
„Lagerung und Reifeprozess<br />
ist sowohl bei Wein als auch bei Käse<br />
wichtig.“<br />
Martin Hirner und Martin Hirner jun. treiben die Käse-Kultur<br />
im Land voran. Mit dem Traditions-Weinhändler Morandell<br />
brechen sie eine Lanze für das harmonische Duett aus<br />
Käse & Wein.<br />
Wein-käse-gespräche<br />
Dabei spürt man auch dem Umstand nach, warum<br />
das Flair in italienischen Feinkostläden ein so ganz<br />
anderes ist als in einem österreichischen. Daran<br />
sind die gesetzlichen Vorschriften schuld, die gewisse<br />
Arten der Warenpräsentation, die andernorts<br />
möglich sind, untersagen. Dies stelle, schließt Martin<br />
Hirner sen., für die Schmankerl-Tradition ein<br />
fast unüberwindbares Hindernis dar: „Man muss<br />
gute Lebensmittel erleben können. Der Käse muss<br />
Raumtemperatur haben, man muss ihn riechen<br />
können.“ Christoph Morandell verweist auf die lange<br />
gemeins<strong>am</strong>e Historie von Wein und Käse. Beide<br />
seien Lebensmittel, deren Herstellung besondere<br />
Sensibilität und Sachverstand erfordere. Dem Französischen<br />
entgeht man in dieser Hinsicht kaum,<br />
ist doch beim Wein vom Terroir die Rede. Dieser<br />
Ausdruck beschreibt die naturgegebenen Faktoren<br />
eines bestimmten Stücks Land, die den Charakter<br />
der dort angebauten Kulturpflanzen beeinflussen.<br />
Lage, könnte man auch sagen. Die Lage spielt aber<br />
auch bei der Käseherstellung eine nicht zu vernachlässigende<br />
Rolle, entscheidet sie doch schließlich<br />
darüber, was die Kühe zu fressen bekommen. Nachvollziehbarerweise<br />
sind dabei saftige, mit Kräutern<br />
und Gräsern bestandene Almwiesen im Sommer<br />
und duftendes Heu im Winter besser als Silage. Ein<br />
Heumilchkäse ist deshalb einem Käse aus konventioneller<br />
Milch unbedingt vorzuziehen. „Wir sind mit<br />
den kleinen Sennereien, mit denen wir gemeins<strong>am</strong><br />
den Käse produzieren, einer der größten Abnehmer<br />
von Almmilch in <strong>Tirol</strong>“, sagt Martin Hirner sen.<br />
nicht ohne Stolz. Einen gereiften Schnittkäse könne<br />
man etwa aus Silage-Milch gar nicht ohne die Zugabe<br />
von Zusatzstoffen machen, sagt Martin Hirner<br />
jun. Einen Käse nach alten Rezepturen müsse man<br />
aus Heumilch produzieren. Im Gegensatz zum Bier<br />
gibt es aber beim Käse kein Reinheitsgebot. „Die<br />
Industrieprodukte haben ihren Platz, wir zählen<br />
uns aber zu den Spezialisten“, sagt der Berg-Bauer-<br />
Juniorchef.<br />
Doch nicht nur der Einfluss der Lage ist dem<br />
Wein und dem Käse gemein, sondern auch die Lagerung,<br />
der Reifeprozess, beim Wein auch Ausbau<br />
genannt. Ein würziger Käse kann sogar bis zu drei<br />
Jahre lang heranreifen,<br />
ehe er in Umlauf<br />
Christoph Morandell, Morandell International<br />
gebracht wird. Bei<br />
der Abstimmung des<br />
richtigen Weins zum<br />
Käseteller ist jedenfalls<br />
Sachverstand<br />
gefragt. „Wir sind<br />
Ziegen- und Schafmilch-Frischkäse<br />
Zu diesen Käsen sollten fruchtige,<br />
junge, nicht zu körperreiche Weine<br />
(Grüner Veltliner, Chardonnay) oder<br />
leichte, spritzige Moste gereicht<br />
werden.<br />
Weichkäse mit<br />
Weißschimmel,<br />
Schaf- und Ziegenkäse<br />
Dazu passen bukettreiche, trockene<br />
Weiße (Weiß- oder Grauburgunder,<br />
Chardonnay) und s<strong>am</strong>tige, tanninarme<br />
Rotweine (Blauer Burgunder)<br />
sowie trockener Sekt und Riesling.<br />
Rotkulturkäse<br />
Ideale Begleitung durch trockene,<br />
gehaltvolle, kräftige Weine (Weißburgunder,<br />
Tr<strong>am</strong>iner, Blaufränkischer).<br />
Milde Schnitt- und<br />
Hartkäse<br />
Trockene, leichte Weiß- oder Rotweine<br />
(Riesling, Zweigelt, St. Laurent).<br />
Würzige Schnittund<br />
Hartkäse<br />
Gehaltvoller, trockener Weißwein<br />
(Sämling); s<strong>am</strong>tige, würzige Barrique-<br />
und Cuvée-Weine (Merlot, St.<br />
Laurent, Blaufränkischer).<br />
Grün- und Blauschimmelkäse<br />
Süßweine (Trockenbeerenauslese,<br />
Ausbruch oder Eiswein).<br />
Sauermilchkäse<br />
Ist nicht unbedingt ein Freund des<br />
Weins, daher sei an dieser Stelle ruhigen<br />
Gewissens ein Bier empfohlen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 45
Käse & Wein<br />
„Es gibt eine Faustregel:<br />
Junger Käse, junger<br />
Wein. Alter Käse,<br />
alter Wein.“<br />
<br />
Martin Hirner sen., Berg Bauer<br />
sowohl als Käse- als auch als Weinhändler daran interessiert,<br />
Qualität anzubieten und die Menschen<br />
entsprechend zu beraten“, gelobt Martin Hirner<br />
sen. Einem gereiften Bergkäse, wie etwa Hirners<br />
Felsenkellerkäse ein typischer Vertreter ist, würde<br />
man etwa einen Rotwein, im besten Falle einen<br />
Blaufränkischen, an die Seite stellen. „Idealerweise<br />
einen, der nicht zu jung ist, sondern im Holzfass<br />
oder Barrique ausgebaut ist“, erklärt Weinexperte<br />
Christoph Morandell. Ein Ausbau im Barrique<br />
aromatisiert den Wein durch den Kontakt mit dem<br />
Holz des Fasses und in geringerem Maße auch mit<br />
Sauerstoff. Der Wein wird dadurch merklich komplexer.<br />
Martin Hirner sen. rät generell dazu, jungen<br />
Käse mit jungem Wein zu kombinieren und alten,<br />
lange gereiften Käse mit einem ebenfalls lange gereiften<br />
Wein zu genießen. Zu den diversen Frischkäsen<br />
passt vor allem etwas Spritziges, ein Grüner<br />
Veltliner oder ein Schaumwein, sehr gut dazu,<br />
sind sich die Experten einig. Der bisweilen etwas<br />
eigenwillige Ziegenkäse lässt sich wunderbar mit<br />
Riesling kombinieren. „Ziegenkäse ist sehr intensiv,<br />
deshalb muss man auch bei der Auswahl des Weins<br />
darauf achten, einen intensiveren zu wählen“, sagt<br />
Christoph Morandell. Zu einem Ziegenfrischkäse<br />
kann sich Martin Hirner auch einen Chardonnay<br />
sehr gut vorstellen.<br />
In gastronomischer Hinsicht könne man heutzutage<br />
nur mehr mit Qualität punkten, meint Hirner:<br />
„In <strong>Tirol</strong> hat nur der Qualitätstourismus Zukunft.<br />
Dabei gehört es dazu, etwas Gutes auf den <strong>Teller</strong><br />
und ins Glas zu geben. Eine gute Infrastruktur<br />
allein reicht nicht mehr aus.“ Regionalität wird<br />
– natürlich – bei Berg Bauer nicht nur erzählt, sondern<br />
mustergültig vorexerziert. Beispiel gefällig?<br />
„Wir arbeiten mit den Kleinsennereien – jede für<br />
sich ein Juwel für den Tourismus – eng zus<strong>am</strong>men<br />
und fungieren als Ideenlieferanten und Taktgeber<br />
für neue Produkte, die wir gemeins<strong>am</strong> erarbeiten“,<br />
erklärt Hirner, der sich wünschen würde, dass in<br />
der Gastronomie nicht nur das Offensichtliche<br />
regionalen Bezug aufweist, sondern auch das, was<br />
dem Gast verborgen bleibt. Ein dahingehender<br />
Bewusstseinswandel – gesteht Hirner auf Nachfrage<br />
zu – zeichne sich immerhin bereits, wenn auch<br />
gemächlich, ab.<br />
Als Weinland steht Österreich mittlerweile<br />
sehr gut da. Innerhalb Europas sei man mit einer<br />
Produktion von durchschnittlich zwei Millionen<br />
Hektoliter „sicher kein Massenproduktionsland“,<br />
weiß der Weinhändler. „Es gibt viele kleine Winzer.<br />
Mit dieser Struktur und den Weinregionen<br />
mit ihren jeweiligen Spezialitäten hat Österreich<br />
einen guten Weg gefunden.“ Für Wein wie Käse<br />
gilt, dass großartige Qualität nicht billig zu produzieren<br />
ist. Der Konsument weiß das und ist bereit,<br />
einen gewissen Mehrpreis dafür zu bezahlen. Für<br />
Heu- und Bio-Heumilch erzielen deshalb auch die<br />
Produzenten bessere Preise als für konventionelle<br />
Milch.<br />
Symbiose<br />
Käse und Wein, das passt. Nicht nur in der Gastronomie,<br />
sondern auch daheim. Sowohl Hirner<br />
– www.berg-bauer.at – als auch Morandell – www.<br />
vinor<strong>am</strong>a.at – haben Webshops eingerichtet,<br />
d<strong>am</strong>it sich Endverbraucher von zu Hause aus zu<br />
jeder Zeit bequem mit den edlen Käsen und Weinen<br />
eindecken können. „Ehrliche, kompetente<br />
Beratung, hohe Weinqualität zu vernünftigen<br />
Preisen“, urteilt der Falstaff. Ehrlichkeit und<br />
Kompetenz wird im Käse- und im Weinhandel<br />
honoriert. Nun ist auch der Tourismus gefordert,<br />
seinen Gästen reinen Wein einzuschenken. Und<br />
<strong>am</strong> besten einen exzellenten heimischen Käse<br />
dazu. <br />
Marian Kröll<br />
46 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Saugut.<br />
Spezialitäten vom<br />
Schwein.<br />
Der große Themenschwerpunkt mit Konstantin Filippou.<br />
Oft unterschätzt, zu Unrecht verschmäht – weit besser, feiner und vielseitiger als sein Ruf: das<br />
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Daniels Kristallwelten<br />
<strong>Tirol</strong> trifft<br />
Indien<br />
Der kulinarisch weitgereiste <strong>Tirol</strong>er Michael Gruber schwingt<br />
im Daniels Kristallwelten in Wattens gekonnt den Kochlöffel<br />
und setzt zu einer kulinarischen Fusion der <strong>Tirol</strong>er und<br />
indischen Küche an.<br />
A<br />
rchitektonisch setzt das Daniels<br />
Kristallwelten. Café & Restaurant<br />
in Wattens Akzente. Das unkonventionelle<br />
Gebäude wurde vom renommierten<br />
Architekturbüro Snøhetta geplant und fügt sich<br />
perfekt in die Swarovski Kristallwelten ein, an denen<br />
so rein gar nichts gewöhnlich ist. Die Akzente<br />
in kulinarischer Hinsicht setzt als Küchenchef seit<br />
Ende 2016 der <strong>Tirol</strong>er Michael Gruber, den es nach<br />
Stationen in renommierten Betrieben in aller Welt,<br />
etwa in Spanien, im schweizerischen Gstaad und in<br />
Singapur, wieder zurück in die Heimat zog. In Singapur<br />
verbrachte Gruber sieben Jahre, machte dort<br />
französische Küche als Souschef, führte als Küchenchef<br />
zuerst ein italienisches Gourmetrestaurant,<br />
anschließend ein Steakhouse und schließlich einen<br />
Schweizer Privatclub. Diese verschiedenen kulinarischen<br />
Einflüsse aus aller Welt hat Gruber nach<br />
Wattens mitgenommen, wo er sie in seine Küche<br />
einfließen lässt. „Ich bin in einem Gastronomiebetrieb<br />
<strong>am</strong> Achensee aufgewachsen. Dadurch hat mich<br />
das Kochen schon immer interessiert“, sagt Gruber,<br />
der auf seiner kulinarischen Weltreise mit allerlei<br />
exklusiven Produkten in Berührung gekommen ist.<br />
48 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Brixentaler KochArt<br />
„Das Grundprodukt ist<br />
beim Kochen das<br />
Wichtigste.“<br />
<br />
Michael Gruber, Küchenchef<br />
Fotos: Swarovski Kristallwelten<br />
„Das Grundprodukt ist beim Kochen das Wichtigste.<br />
Ich lege beim Einkauf großen Wert auf Herkunft<br />
und Nachhaltigkeit“, versichert Gruber. Ein solches<br />
Produkt ist das rein grasgefütterte Alpenrind, das<br />
Gruber für seine Burger bezieht und das ihn qualitativ<br />
begeistert. Das vielerorts gehypte Wagyū,<br />
auch bekannt als Kobe-Rind, muss es dagegen<br />
nicht sein. Dem Zeitgeist entsprechend hat sich der<br />
Küchenchef auch intensiv mit vegetarischem und<br />
veganem Essen auseinandergesetzt. Gemüse könne<br />
man eben auf viele unterschiedliche Arten zubereiten<br />
und nicht nur kochen und schwenken: „Man<br />
kann mit Gemüse ganz tolle Sachen machen. Eine<br />
Karotte im Salzteig gebacken schmeckt zum Beispiel<br />
ganz anders als gekocht. Total absurd finde ich es<br />
dagegen, ein veganes Schnitzel zu machen.“ Gruber<br />
greift gerne auf moderne Zubereitungsarten wie<br />
das Sous-vide-Garen, Premium-Fleischteile grillt er<br />
aber nach wie vor <strong>am</strong> liebsten. Dabei entfalten sich<br />
die Röst aromen, die dem hochwertigen Fleisch gut<br />
zu Gesicht stehen. Fisch dagegen sei für Sous-vide<br />
besonders gut geeignet, weil dabei die Eiweiße nicht<br />
austreten würden. Durchwachsene Fleischsorten, die<br />
gemeinhin als weniger hochwertig gelten, lassen sich<br />
durch Vakuumgaren verfeinern, erklärt Gruber: „Ich<br />
habe für ein Event Short Rib, also Querrippe, für 72<br />
Stunden sous-vide gegart. Das Fleisch wird butterweich<br />
und zergeht richtig auf der Zunge.“<br />
Die Beherrschung der Feinheiten der österreichischen<br />
Küche betrachtet Gruber als gute Basis,<br />
um andere kulinarische Richtungen aufnehmen zu<br />
können. „Man kann die <strong>Tirol</strong>er Küche sehr gut ausbauen,<br />
kann aus einem recht einfachen Gericht mit<br />
einigen Kniffen etwas Besonderes machen“, meint<br />
Gruber, dessen Küchenleistung im Daniels Kristallwelten<br />
etwa vom Gourmetjournal Falstaff mit einer<br />
Gabel honoriert wurde.<br />
Besonders angetan haben es dem Koch, dessen<br />
Frau aus Singapur st<strong>am</strong>mt, die asiatische und auch<br />
die indische Küche mit ihrer ungeheuren Vielfalt<br />
an Gewürzen. So gibt es dutzende verschiedene<br />
Varianten jener aus mindestens 15 Zutaten bestehenden<br />
Gewürzmischung, die landläufig als<br />
Curry bekannt ist. Bei der Umsetzung asiatischer<br />
Speisen ist Gruber auf maximale Authentizität<br />
bedacht. Die Ausnahme von der Regel bildet die<br />
bei indischen Gerichten eigene Schärfe, die Gruber<br />
für den europäischen Gaumen um mehr als eine<br />
Nuance herunterregelt, um hochrote Köpfe und<br />
Schweißausbrüche bei den Gästen zu vermeiden.<br />
Die Speisen seien, meint Gruber augenzwinkernd,<br />
aber immer noch scharf genug.<br />
Fusion-Gerichte mit <strong>Tirol</strong>er und indischen Einflüssen<br />
sind bislang eher noch Neuland. Das hat<br />
Michael Gruber aber nicht davon abgehalten, sich<br />
daran zu versuchen. Im Food-Truck des Sommerfestivals<br />
„Indien zu Gast im Riesen“ werden etwa<br />
Kartoffeltaler mit indischen Gewürzen, Joghurt und<br />
knusprigem <strong>Tirol</strong>er Speck gereicht. Die indischen<br />
Einflüsse spiegeln sich auch auf der Speisekarte<br />
des Daniels Kristallwelten wider. So stehen unter<br />
anderem Poori Aloo Bhaji, ein indisches Kartoffelcurry,<br />
oder Murgh Makhanwala, geschmorte<br />
Hühnerschenkel in würziger Tomaten-Sahne-Soße,<br />
auf der Karte. Die Verneigung vor dem kulinarischen<br />
Indien hängt auch mit dem noch bis Ende August<br />
andauernden Sommerfestival zus<strong>am</strong>men, in dessen<br />
Rahmen sich die Swarovski Kristallwelten in eine<br />
„Mela“, ein farbenfrohes indisches Fest, verwandeln.<br />
Ein Tag im Riesen ist ein Fest für die Sinne und soll<br />
sich wie ein Kurzurlaub in Indien anfühlen. Dafür<br />
wird neben dem Küchenchef Michael Gruber auch<br />
ein indischer Gastkoch vor Ort sein.<br />
eventgastronomie<br />
In den Swarovski Kristallwelten zählt das Besondere,<br />
weshalb man auch diverse Veranstaltungen<br />
ausrichtet, die der Kategorie Erlebnisgastronomie<br />
zuzuschlagen sind. Dazu zählen etwa alljährlich ein<br />
Lying Dinner, bei dem im Liegen unter der Kristallwolke<br />
diniert wird, ein Dinner unter dem Kristallhimmel<br />
oder Yang Yoga mit Vitalfrühstück. Selbstverständlich<br />
kann man im Daniels Kristallwelten in<br />
Wattens aber auch ganz unkompliziert einfach nur<br />
ein hervorragendes Essen genießen und in die kulinarische<br />
Vielfalt eintauchen, die Michael Gruber<br />
mit seinem Te<strong>am</strong> kredenzt. <br />
<br />
Marian Kröll<br />
Im Daniels Kristallwelten. Café und Restaurant steht<br />
neben Eventgastronomie und Fine Dining vor allem<br />
der unkomplizierte Genuss internationaler Gerichte<br />
im Vordergrund. „Simples Essen auf höchstem<br />
Niveau“, meint Küchenchef Michael Gruber.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 49
Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m<br />
Kl<strong>am</strong>m<br />
In<br />
fein<br />
der<br />
speisen<br />
Das Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m zeigt inmitten einer schroff-idyllischen Umgebung vor,<br />
dass Ausflugs- und Gourmet-Lokal kein Widerspruch sein muss. Was die Küche der<br />
sympathischen Gastgeber Sandra und Reini Klingler verlässt, ist heimische<br />
und internationale Küche auf hohem Niveau.<br />
D<br />
er Spagat zwischen Ausflugsgasthaus<br />
auf der einen und Gourmet-Adresse<br />
auf der anderen Seite ist nicht ganz<br />
einfach zu bewerkstelligen. Den Wirtsleuten des<br />
Gasthaus Kundler Kl<strong>am</strong>m gelingt diese schwierige –<br />
manche meinen gar unmögliche – Übung mit Bravour.<br />
Dazu gibt es gewissermaßen eine Speisekarte<br />
in der Speisekarte. „Für die Feinspitz“, heißt es da<br />
schnörkellos. Das unter dieser Rubrik Gebotene ist<br />
handwerklich, optisch und geschmacklich wahrhaft<br />
großes Kino.<br />
Der Wirtshausführer hat die Kundler Kl<strong>am</strong>m zum<br />
„Aufsteiger des Jahres <strong>2017</strong>“ ausgerufen, dem Gault<br />
Millau und Falstaff ist die von Küchenchef Reinhard<br />
Klingler konstant abgerufene Performance schon seit<br />
Längerem eine Haube bzw. Gabel wert. Die Wirtsleute<br />
Sandra und Reini Klingler haben davor Reini‘s<br />
Essbar in der Wildschönau betrieben. Auch dort<br />
führte man schon eine Haube. In die Kl<strong>am</strong>m sind die<br />
Klinglers gekommen, nachdem sie sich nach einer<br />
größeren Herausforderung umgeschaut hatten und<br />
hier fündig wurden. Sein Handwerk hat Klingler im<br />
traditionsreichen Gasthof Herrnhaus erlernt, danach<br />
war er für einige Jahre in kulinarischer Mission in<br />
Wien. „Wir haben hier die Situation, dass wir im<br />
Sommer sehr viele Wanderer da haben, für die wir<br />
typische <strong>Tirol</strong>er und österreichische Gerichte anbieten.<br />
Für jene, die gezielt zum Essen zu uns kommen,<br />
haben wir eine Gourmet-Karte“, beschreibt Klingler<br />
das Konzept, das man – auch dank fleißigem und<br />
aufmerks<strong>am</strong>em Service-Te<strong>am</strong> – souverän parallel<br />
bespielt. Reini Klingler steht mit Ehegattin Sandra<br />
gemeins<strong>am</strong> in der Küche. Ihr Mann habe sie angelernt,<br />
sagt Sandra Klingler. „Harte Schule“, lautet der<br />
augenzwinkernd vorgetragene Nachsatz. Mittlerweile<br />
ist man ein eingespieltes Te<strong>am</strong>, die Abläufe sitzen.<br />
50 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Fotos: Kröll<br />
Von der hohen handwerklichen Qualität, die in<br />
der Kundler Kl<strong>am</strong>m geboten wird, sollte man sich<br />
anhand der Feinspitz-Karte <strong>am</strong> besten selbst ein Bild<br />
machen. Es sei nur soviel verraten: Punktlandung<br />
bei den Garzeiten, hervorragende Fleischqualität,<br />
der die ebenso raffinierten und liebevoll gekochten<br />
und in Szene gesetzten Beilagen in nichts nachstehen.<br />
Erwähnenswert an dieser Stelle ist besonders<br />
der warme Speck-Krautsalat, in dem man sich <strong>am</strong><br />
liebsten – Verzeihung für die plastische Beschreibung<br />
– wälzen möchte, so großartig schmeckt selbiger.<br />
Der von Reini Klingler selbst eingelegte Kimchi, eine<br />
ursprünglich aus Korea st<strong>am</strong>mende Art fermentierter<br />
Kohl, ist auch nicht zu verachten.<br />
Zeit für Spezialitäten<br />
In den Sommermonaten schließt das Gasthaus,<br />
das innen vor einigen Jahren nach einem Brand<br />
komplett renoviert wurde, bereits um 18:00 Uhr, <strong>am</strong><br />
Freitag und <strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag um 19:00 Uhr seine Pforten.<br />
Ab Herbst verlagern sich die Öffnungszeiten in<br />
den Abend, im Winter hat man generell nur abends<br />
geöffnet. Der Winter, konkret ab Jänner, ist auch<br />
jene Zeit, in der Reini Klingler seinen offenen K<strong>am</strong>in<br />
aktiviert und dort Steaks grillt. Im Herbst finden in<br />
der Kundler Kl<strong>am</strong>m Fischwochen mit heimischen<br />
und internationalen Fisch-Spezialitäten, kreativ<br />
umgesetzt und von kundiger Hand liebevoll verarbeitet,<br />
statt.<br />
Im Spätherbst lässt es sich im Gasthaus Kundler<br />
Kl<strong>am</strong>m auch bestens törggelen. Das Gasthaus eignet<br />
sich überhaupt sehr gut für größere Gruppen,<br />
vom Parkplatz aus ist es fußläufig in zehn kurzweiligen<br />
Minuten zu erreichen. Der schmale Weg durch<br />
die landschaftlich reizvolle Kl<strong>am</strong>m, eine beeindruckende<br />
Schluchtenlandschaft, die das Inntal mit der<br />
Wildschönau verbindet, ist außerdem beleuchtet<br />
und kann bei Bedarf auch befahren werden. Ab<br />
Herbst ist für Gruppen nach Anmeldung auch<br />
Übernachtung in der Kundler Kl<strong>am</strong>m möglich.<br />
Derzeit entstehen zu diesem Zweck Zimmer mit<br />
sechs bis acht Betten.<br />
Die Kundler Kl<strong>am</strong>m ist auch ein idealer Ort, um<br />
in gemütlicher Runde die Korken knallen zu lassen,<br />
zumal der nächstgelegene Nachbar weder in Rufnoch<br />
in Sichtweite ist. „Wir haben viele Geburtstags-<br />
und Weihnachtsfeiern, sind aber auch für<br />
Hochzeiten bestens gerüstet“, sagt Chefin Sandra<br />
Klingler.<br />
Das von außen recht unscheinbare Gasthaus ist<br />
innen ein Schmuckkästchen, das ganz nebenbei alle<br />
Stückeln spielt. Ganz gleich, ob man als hungriger<br />
und durstiger Wanderer oder Gourmet auf der Suche<br />
nach einem Genuss-Idyll ist, mit einem Abstecher<br />
bei Sandra und Reini Klingler kann man ganz<br />
gewiss nichts falsch machen. Wiederholungsgefahr<br />
ist allerdings gegeben.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Der knusprige Spanferkelbauch (re.) mit<br />
warmem Speck-Krautsalat und Gr<strong>am</strong>melknödel<br />
ist zum Niederknien. Das Atmosphäre<br />
im Lokal ist warm, an vielen Stellen zeigt<br />
sich die Liebe zum Detail.<br />
Zur Küche<br />
Die Wirtsleute Sandra und Reinhard<br />
Klingler führen das Ausflugs- und<br />
Gourmet-Gasthaus mit persönlichem<br />
Charme, unprätentiös und dennoch<br />
kulinarisch auf höchstem Niveau.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 51
Casino<br />
Cuisino<br />
Bar & Lounge<br />
Spiel und Genuss direkt im Casino Innsbruck<br />
Casino Innsbruck – das gehobene Ambiente im Spielsaal<br />
Das Herzstück im Casino Innsbruck<br />
ist die stylische Lounge.<br />
Gleichzeitig ist sie auch<br />
das kleine und feine Casino Restaurant.<br />
Direkt in den Spielbereich integriert befinden<br />
sich die hübsch gedeckten Tische<br />
mit freiem Blick auf das Geschehen an<br />
den Roulettetischen. Hier werden das exquisite<br />
Dinner & Casino Menü sowie eine<br />
feine Auswahl an saisonalen A-la-Carte-<br />
Gerichten liebevoll kredenzt.<br />
Das Casino Innsbruck verwöhnt seine<br />
Gäste mit hauseigener Spitzengastronomie<br />
und bietet d<strong>am</strong>it ein Ges<strong>am</strong>terlebnis.<br />
Internationales Spielangebot, betreut<br />
durch bestens ausgebildete Croupières<br />
und Croupiers, die beliebte Eventbühne<br />
mit hochkarätigen Veranstaltungen<br />
und kulinarische Spitzenleistungen von<br />
Cuisino im eleganten Ambiente ergeben<br />
diesen einzigartigen Mix. Die beliebte<br />
Lounge ist bestens geeignet für Geburtstags-<br />
und Jubiläumsfeiern, Firmendinners<br />
für bis zu 18 Personen und festliches<br />
Genuss- und Spielerlebnis zu zweit oder<br />
mit Freunden. Es empfiehlt sich, rechtzeitig<br />
einen Tisch zu reservieren.<br />
Für Firmenevents und Weihnachtsfeiern<br />
wird das Dinner & Casino Menü<br />
für bis zu 150 Gäste als Buffet exklusiv<br />
im Veranstaltungsraum, dem Casineum,<br />
aufgetischt. Das kreative Veranstaltungste<strong>am</strong><br />
betreut die Kunden von A bis Z und<br />
hält ein großes Portfolio an Rahmenprogr<strong>am</strong>men<br />
bereit.<br />
Weitere Partnerrestaurants, in denen<br />
der Gutschein „Dinner & Casino“ gegen<br />
Vorreservierung eingelöst werden kann:<br />
Restaurant Konrads im Hilton Innsbruck,<br />
Defreggerstube im Leipzigerhof, Europa<br />
Stüberl im Grandhotel Europa, Weißes<br />
Rössl in der Altstadt, die traditionellen<br />
Stuben des Hotel Schwarzer Adler, Hotel<br />
Sailer in der Ad<strong>am</strong>gasse und die Zirbenstube<br />
im Hotel Innsbruck.<br />
Casino Lounge – der exklusive Treffpunkt für Dinner & Casino<br />
Information und Reservierung auf<br />
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1_1 Inserat D&C <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong>.indd 1 05.07.17 16:55
Wild<br />
Wild auf Wild<br />
Wildfleisch ist das natürlichste Fleisch, das noch dazu eiweißreich,<br />
fettarm und sehr gesund ist. Die Zeiten des Hautgout<br />
sind vorbei. Wild macht auch auf dem Grill und ganz besonders<br />
als Schinken gute Figur.<br />
M<br />
an<br />
versteht unter Wildbret alle<br />
im Zustande der natürlichen<br />
Freiheit, im Wald und Feld<br />
lebenden Tiere, die gut zu essen sind.“ Derart soll<br />
sich der Gourmetpapst des frühen 19. Jahrhunderts,<br />
Anthelme Brillat-Savarin, einst zum Wild<br />
geäußert haben, wie der bereits 2010 verstorbene<br />
Gastrosoph Christoph Wagner in seinem letzten<br />
großen Werk, der „Universität der Genüsse“,<br />
schreibt. Wagner meinte im selben Atemzug, dass<br />
sich die wilden Zeiten zweifellos ihrem Ende zuneigten.<br />
Eine Prognose, die nicht unwidersprochen<br />
bleiben darf, sieht es doch danach aus, als ob Wildfleisch<br />
sich ganz im Gegenteil wieder steigender<br />
Beliebtheit erfreute. Woran das liegen könnte?<br />
Darüber kann man mangels gesicherter Informationen<br />
nur spekulieren. Es gibt aber einige stichhaltige<br />
Anhaltspunkte. So wächst heimisches Wild in<br />
einem Zustand auf, dem sich der moderne Mensch<br />
auf vielfältige und teils gar nicht kostengünstige<br />
Weise nähern will: weitgehende Stressfreiheit und<br />
uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Das Wild<br />
54 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Nudeln<br />
Hirschrückensteaks eignen sich hervorragend<br />
zum Grillen und können wie „normale“ Steaks<br />
vom Rind behandelt werden. Schinken vom Wild<br />
ist eine besondere Delikatesse, Hirschboxl werten<br />
die herzhafte Brettljause auf.<br />
Fotos Fotolia, Ager<br />
ernährt sich von aromatischen Kräutern und Gräsern,<br />
die geschmacklich ihre Spuren im Wildfleisch<br />
hinterlassen. „Das Beste ist dem Wild gerade gut<br />
genug“, weiß auch Josef Ager. Der auf Speck- und<br />
Wildspezialitäten ausgerichtete Unternehmer aus<br />
Söll ist der österreichweit größte Verarbeiter von<br />
Qualitätswildbret. Ager schwört auf die Vorzüge<br />
des Wildbrets und macht sich diese in der Produktion<br />
neuer Wildschinkensorten zunutze.<br />
schmackhafte proteinquelle<br />
Ernährungsphysiologisch ist Wildbret besonders<br />
vorteilhaft, weil es sich neben einem besonders<br />
hohen Eiweißgehalt auch durch seinen im Vergleich<br />
mit anderen Fleischsorten geringen Fettgehalt<br />
auszeichnet. Deshalb ist es auch besonders<br />
cholesterinarm. Der Eiweißgehalt von Wild liegt<br />
mit durschnittlich 23 Prozent höher als bei landwirtschaftlichen<br />
Nutztieren, die sonst auf unseren<br />
<strong>Teller</strong>n landen. Dieses Protein ist zudem von<br />
überdurchschnittlicher biologischer Wertigkeit, das<br />
heißt, der Körper kann es besonders gut für den<br />
Aufbau körpereigenen Eiweißes verwerten. Da der<br />
Anteil an Bindegewebe im Wildbret auch gering ist<br />
und die Muskelfaserung von zarter Struktur ist, ist<br />
Wildfleisch ein leicht verdaulicher und schonender<br />
Leckerbissen. Zus<strong>am</strong>mengefasst bedeutet das:<br />
Wildfleisch ist schmackhaft, reich an Nährstoffen,<br />
kalorienarm und fettarm oder, mit einem Wort<br />
gesagt, gesund!<br />
Die dunkle Fleischfarbe des Wildbrets rührt<br />
vom Umstand her, dass Wild im Gegensatz zu den<br />
landwirtschaftlichen Nutztieren nicht geschlachtet,<br />
sondern erlegt wird und deshalb einen geringeren<br />
Ausblutungsgrad aufweist. Außerdem hat Wild<br />
einen höheren Gehalt an Muskelfarbstoffen.<br />
Kurzum, Wildbret ist ein hochwertiges Nahrungsmittel,<br />
auf das bislang allerdings weniger als ein<br />
Prozent des ges<strong>am</strong>ten Fleischverbrauchs entfällt.<br />
Ein weiteres Argument, das für den Verzehr von<br />
Wildfleisch zulasten herkömmlicher Schlachttiere<br />
spricht, ist ethischer Natur. Beim Wild stellt sich<br />
nämlich die Frage nach der artgerechten Haltung<br />
erst gar nicht.<br />
„Hirsch, Reh, im Osten Österreichs auch das<br />
Wildschwein, und regional in <strong>Tirol</strong> hat auch die<br />
G<strong>am</strong>s eine Bedeutung“, zählt Ager die verbreitetsten<br />
Wildarten auf.<br />
An dieser Stelle gilt es auch, mit einem immer<br />
noch verbreiteten Irrtum aufzuräumen. Die Zeiten,<br />
in der man Wildbret mit einem typischen, oft recht<br />
intensiven Hautgout in Verbindung gebracht hat,<br />
sind längst vorbei. Dieser entstand früher durch<br />
zu langes Abhängen bei zu warmen Temperaturen,<br />
was zur beginnenden Zersetzung des Eiweißes<br />
führte. Wild wird aber auch heute noch, nur eben<br />
unter kontrollierten Bedingungen, zwischen einer<br />
und zwei Wochen lang abgehangen. Der strenge<br />
Hautgout als Merkmal des Wilbrets lebt also nur<br />
noch in alten Kochbüchern fort, ansonsten ist<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016 55
Wild<br />
er längst passé. Zudem hat man früher, um dem<br />
vermeintlich „hohen Geschmack“ Herr zu werden<br />
und diesen wieder einzufangen, das Wildbret systematisch<br />
überwürzt. Danach ist das edle Tier in<br />
der Pfanne oder der Rein zum mindestens zweiten<br />
Mal gestorben. Ebenso zu den Akten gelegt werden<br />
kann das Beizen, also das Einlegen von Wild in Öl,<br />
Wein oder gar Buttermilch. D<strong>am</strong>als wollte man<br />
dadurch ebenfalls dem Hautgout zu Leibe rücken.<br />
Heutzutage führt das Beizen aber nur dazu, dem<br />
Wildfleisch jede Eigenart auszutreiben. Einen<br />
penetranten Geschmack kann Wildfleisch auch<br />
annehmen, wenn das Wild während der Brunftzeit<br />
erlegt wurde. Das mag bei machem Jäger durchaus<br />
beliebt sein, der Wildspezialist Ager und die breite<br />
Masse der Konsumenten wissen d<strong>am</strong>it nichts anzufangen.<br />
WiLDES GRILLVERGNÜGEN<br />
Nun hat man einiges darüber erfahren, wie man<br />
Wildbret nicht behandeln soll. Aber wie richtig<br />
d<strong>am</strong>it umgehen, um das edle Fleisch angemessen<br />
zur Geltung zu bringen? Wild macht auch auf dem<br />
Grill erstaunlich gute Figur. Man kann, nein, sollte<br />
es grillenderweise genauso behandeln wie mageres<br />
Rind oder L<strong>am</strong>m und achtgeben, dass das magere<br />
Wildfleisch nicht zu trocken wird. „Hirschfleisch<br />
„Wildfleisch ist das<br />
natürlichste Fleisch.“<br />
<br />
Josef Ager, Ager Speck- und Wildspezialitäten<br />
ist dem Rind ziemlich ähnlich, deshalb kann man<br />
es genauso gut als Steak braten. Wildschwein<br />
kann wie Hausschwein behandelt werden. Ein<br />
Hirsch- oder Rehschnitzel schmeckt auch sensationell<br />
gut“, empfiehlt Josef Ager, der gerade beim<br />
Grillen eine stetige Zunahme der Nachfrage nach<br />
Wildbret beobachtet. Ein Steak vom Hirsch erfährt<br />
demnach dieselbe Behandlung wie eines vom Rind:<br />
Salz, Pfeffer, eventuell ein Rosmarinzweig, kurz<br />
auf den Grill oder in die Pfanne, und voi là, fertig<br />
ist der gesunde Fleischgenuss. Burger-Liebhaber<br />
kommen zudem mit eigenen Hirsch-Patties voll<br />
auf ihre Kosten. Doch Wildfleisch eignet sich nicht<br />
nur hervorragend zum Grillen, sondern lässt sich<br />
auch auf sämtliche anderen Arten zubereiten, die<br />
beispielsweise dem Rind offenstehen. So lässt sich<br />
aus einem Hirschfilet oder -rücken auch ein wunderbares<br />
Carpaccio machen.<br />
Geschmacklich, optisch und ernährungsphysiologisch<br />
wertvoll ist auch Wildschinken, den<br />
Josef Ager aus Hirsch, Reh, L<strong>am</strong>m, Wildschwein<br />
und G<strong>am</strong>s herstellt und der mittlerweile in ganz<br />
Europa gefragt ist. Denn, so weiß Ager, „der Trend<br />
geht eindeutig wieder hin zu den natürlichen<br />
Produkten“. Von der Machart her werden Wildschinken<br />
ähnlich wie Bündnerfleisch hergestellt. In<br />
Zukunft fasst Ager mit seinen feinen Wildspezialitäten,<br />
dazu zählen neben den diversen Wildschinken<br />
auch Wildschweinwurzen oder Hirschboxl<br />
und -landjäger, verstärkt den Endkonsumenten<br />
ins Auge. Die G<strong>am</strong>s eignet sich neben dem G<strong>am</strong>srohschinken<br />
sehr gut für Würste und hat in den<br />
tirolischen Gefilden naturgemäß ein Heimspiel.<br />
Wildfleisch ist gesund, weshalb man ruhig öfter<br />
zugreifen kann, wenn sich die Gelegenheit bietet.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
56 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Zillertaler Tourismusschulen<br />
LOKAL-GENUSS<br />
Im Zillertal treffen einerseits modernste touristische Infrastruktur und andererseits traditionsbewusste,<br />
kleinbäuerliche Landwirtschaft aufeinander. Die Zillertaler Tourismusschulen<br />
verstehen sich als Vermittler an der Schnittstelle dieser scheinbar gegensätzlichen Welten.<br />
Die Zillertaler Tourismusschulen<br />
in Zell <strong>am</strong> Ziller<br />
sind die erste Adresse in<br />
<strong>Tirol</strong>, wenn es um touristische und gastronomische<br />
Berufsausbildungen auf der<br />
Höhe der Zeit geht. Mit Ausbildungsschwerpunkten<br />
wie „Interkulturelle<br />
Gastronomie und Hotellerie“ trägt man<br />
den geänderten Anforderungen einer<br />
globalisierten Welt Rechnung. Es kommt<br />
in der Ausbildung aber auch der Heimatbezug<br />
nicht zu kurz. Dafür ist etwa<br />
mit dem Projekt „Zillertaler – Genuss –<br />
Lokal“ gesorgt.<br />
genuss aus dem zillertal<br />
Das Zillertal verfügt bekanntermaßen<br />
über eine hervorragende touristische<br />
Infrastruktur. Dennoch sind im Tal<br />
die ursprünglichen kleinbäuerlichen<br />
Strukturen weitestgehend erhalten geblieben,<br />
deren Beitrag zum Erhalt der<br />
traditionellen und touristisch attraktiven<br />
Kulturlandschaft gar nicht hoch<br />
genug eingeschätzt werden kann. Die<br />
Zillertaler Bauern stellen eine Vielzahl<br />
hochwertiger Produkte her, die man in<br />
den Zillertaler Tourismusschulen mit<br />
einem eigenen Projekt vor den Vorhang<br />
holt. Das geschieht auch mit dem Ziel,<br />
die Zus<strong>am</strong>menarbeit zwischen Gastronomie<br />
und Landwirtschaft zu vertiefen<br />
und dadurch die Wertschöpfung zu<br />
steigern und in der Region zu halten.<br />
Außerdem soll den Schülern Wissen<br />
über regional produzierte, hochwertige<br />
Lebensmittel und deren Bedeutung nähergebracht<br />
werden. „Unsere Schüler<br />
sollen für die Chancen, die sich durch<br />
Verarbeitung und Vermarktung regionaler<br />
Produkte entstehen, sensibilisiert<br />
werden“, meint Direktor Bernhard<br />
Wildauer. Als Höhepunkt des Projekts<br />
wurde ein Abend inszeniert, der ganz<br />
im Zeichen des lokalen Genusses stand.<br />
Im Zentrum der Gaumenfreuden stehen<br />
Zillertaler Produkte vom Tuxer L<strong>am</strong>m,<br />
Tuxer Rind, Saibling und Forelle aus<br />
Zillertaler Gewässern, die ganze Palette<br />
hochwertiger Heumilcherzeugnisse<br />
sowie Gemüse und Kartoffeln aus regionalem<br />
Anbau.<br />
Im Zuge der Exkursionen der Schüler<br />
zu den Produzenten wurden allerlei<br />
großartige Gerichte kreiert,<br />
darunter etwa Maultaschen von der<br />
geräucherten Forelle, Ragout vom<br />
Tuxer Bergl<strong>am</strong>m oder hausgemachtes<br />
Bauernbrot, das mit Tuxer L<strong>am</strong>mspeck,<br />
luftgetrockneten Hochalpen Angus-<br />
Chilibeißern und K<strong>am</strong>inwurzen vom<br />
Tuxer L<strong>am</strong>m kredenzt wurde. Für die<br />
Freunde süßer Gaumenfreuden wurden<br />
Rezepte wie jenes für Brombeer-Pofesen<br />
oder Weißbier-Sabayon mit Zillertaler<br />
Bier entwickelt.<br />
Durch innovative Projekte wie dieses<br />
könnte zukünftig so manches Gericht<br />
oder Menü, gekennzeichnet als „Zillertaler<br />
Regionalprodukt“, den Weg auf<br />
die heimischen Speisekarten finden. Im<br />
schuleigenen Ausbildungshotel Zellerhof<br />
kann man die Zillertaler Köstlichkeiten<br />
jedenfalls schon jetzt probieren.<br />
Kontakt<br />
Zillertaler Tourismusschulen<br />
Schwimmbadweg 3, 6280 Zell <strong>am</strong> Ziller<br />
Tel.: 05282 3157<br />
info@zillertaler-tourismusschulen.at<br />
www.zillertaler-tourismusschulen.at<br />
– Bezahlte Anzeige –
Hotel Sailer<br />
Tradition mit<br />
modernem Antlitz<br />
Das Restaurant Sailer in Innsbruck zählt seit 120 Jahren zu den gastronomischen<br />
Institutionen in Innsbruck. Mit sieben Stuben, zwei Sälen und dem herrlichen Gastgarten<br />
offenbart sich ein besonderes Ambiente. Die Gastgeber Joschi und Sabine<br />
Sailer und Küchenchef Hannes Kärle sind ein eingespieltes Te<strong>am</strong>.<br />
T<br />
radition ist nicht das Bewahren der<br />
Asche, sondern das Weitergeben der<br />
Fl<strong>am</strong>me. Dieses pathetische Zitat<br />
könnte man mit Fug und Recht auf das traditionsreiche<br />
Hotel Restaurant Sailer, eine echte<br />
Institution in der Innsbrucker Gastronomie, anwenden.<br />
Die Hausherren Joschi und Sabine Sailer<br />
und Küchenchef Hannes Kärle sind seit Jahren<br />
ein eingespieltes Te<strong>am</strong>, dem es mit Routine und<br />
Leichtigkeit gelingt, die vielfältigen und durchaus<br />
unterschiedlichen Wünsche der Gäste, sei es bei<br />
der Unterbringung, Bewirtung oder aber bei der<br />
Auswahl des passenden Weins, lückenlos und zur<br />
vollen Zufriedenheit zu erfüllen.<br />
Traditionsreiches Ambiente<br />
Was das Restaurant Sailer aus der Masse hervortreten<br />
lässt, ist vor allem das traditonsreiche<br />
Ambiente. Nicht weniger als sieben Stuben hat das<br />
Restaurant seinen Gästen zu bieten. Dazu kommt<br />
ein ruhiger, geradezu idyllischer Gastgarten, der<br />
von zwei mehr als 100 Jahre alten Kastanienbäumen<br />
beschattet wird. Ein echter Geheimtipp im<br />
Herzen der Stadt!<br />
„Wir haben Raum für Veranstaltungen zwischen<br />
zehn und 180 Personen“, erklärt Joschi Sailer. Größere<br />
Veranstaltungen, wie etwa Hochzeiten, finden<br />
in einem der zwei großen Festsäle statt. So fasst<br />
der Saal Tyrol 120 Personen und kann bei Bedarf<br />
auf bis zu 180 Sitzplätze erweitert werden. Darüber<br />
hinaus gibt es ein K<strong>am</strong>inzimmer, das zwölf Personen<br />
bequem Platz bietet und als Seminarraum<br />
genutzt werden kann. Um an den hohen Standard,<br />
den die Gastronomie im Restaurant bietet, auch<br />
im Hotel nahtlos anschließen zu können, wurden<br />
jüngst 45 Zimmer komplett renoviert und sämt-<br />
58 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Geschichtsträchtiges Ambiente: Fichte,<br />
Zirbe, Tradition und Gastlichkeit. Mit seinen<br />
sieben Stuben setzt das Restaurant ein<br />
Ausrufezeichen. Modern interpretierte<br />
gutbürgerliche Küche und ein Gastgarten-<br />
Idyll tun das Ihrige dazu, den Aufenthalt zu<br />
einem schönen Erlebnis werden zu lassen.<br />
Fotos: Friedle, Vorauer<br />
liche Zimmer mit Klimaanlagen ausgestattet.<br />
Die Stuben sind, jede für sich, Kleinode. So etwa<br />
die Sailerstube, die stattliche 250 Jahre auf dem<br />
Buckel hat. Die Bauernstube, eine urige Fichtenholzstube,<br />
fand 1969 ihren Weg aus einem Volderer<br />
Bauernhaus nach Innsbruck. Die Zirbenholzstube,<br />
die 1991 eigerichtet wurde, entst<strong>am</strong>mt einem<br />
schlossähnlichen Herrenhaus. Die in dunklem<br />
Holz vertäfelte Wettersteinstube trägt den N<strong>am</strong>en<br />
der Alpinen Gesellschaft Wettersteiner, deren<br />
Mitglieder sich seit mehr als hundert Jahren jeden<br />
Donnerstagabend hier vers<strong>am</strong>meln. Die Jägerstube<br />
st<strong>am</strong>mt aus einem Pitztaler Bauernhaus und wurde<br />
1974 im Hotel Sailer eingebaut.<br />
Kundige Küche<br />
Hannes Kärle kümmert sich seit einigen Jahren als<br />
Küchenchef um das leibliche Wohl der Gäste. Mit<br />
Bravour, möchte man anfügen. Unterm Strich steht<br />
eine modern interpretierte, saisonal orientierte<br />
Speisekarte mit grundehrlichen Gerichten. Viele<br />
Grundzutaten st<strong>am</strong>men aus der Region. Der Küchenchef<br />
hat sich seine Sporen unter anderem in der<br />
Schweiz, den Kitzbüheler Unterberger Stuben, dem<br />
Penzinghof in Oberndorf und dem Genießerhotel<br />
Oberhofer verdient. Kärle vermischt in seiner Küche<br />
gekonnt und mit viel Witz etablierte Gerichte der<br />
österreichischen und <strong>Tirol</strong>er Küche und nimmt Anleihen<br />
bei der Nouvelle Cuisine und der asiatischen<br />
Küche. Gutbürgerliche Küche muss, wenn sie so modern<br />
und gekonnt interpretiert wird, wie Kärle das<br />
vorexerziert, nicht schwer im Magen liegen.<br />
Doch was wäre gutes Essen ohne die passende<br />
Weinbegleitung. Dafür ist im Restaurant Sailer<br />
der Hausherr höchstpersönlich zuständig. „Unsere<br />
Weinkarte umfasst 240 österreichische und internationale<br />
Weine“, sagt Sailer, der <strong>am</strong> 9. November<br />
gemeins<strong>am</strong> mit fünf weiteren Restaurants zum<br />
zweiten Mal Gourmets und Weinliebhaber zum<br />
Genussabend „Wine in the City“ einlädt.<br />
Abgesehen von kontinuierlichen Investitionen<br />
in den Gästekomfort ist Hausherr Joschi Sailer ein<br />
Mann der behuts<strong>am</strong>en Veränderungen. Das zeigt<br />
sich auch an der geringen Personalfluktuation im<br />
Betrieb. St<strong>am</strong>mgäste wissen die Kontinuität im Hotel<br />
Restaurant Sailer durchaus zu schätzen. Erst im<br />
vergangenen Jahr wurde das Hotel Sailer als <strong>Tirol</strong>er<br />
Traditionsbetrieb vom Land <strong>Tirol</strong> für sein 120-jähriges<br />
Bestehen gewürdigt. D<strong>am</strong>it es noch – mindestens<br />
– 120 Jahre so weitergeht, arbeitet Joschi<br />
Sailer mit seinem Te<strong>am</strong> weiterhin akribisch daran,<br />
dass das Feuer, die Freude an der Dienstleistung <strong>am</strong><br />
Gast, unverzagt weiterlodert.<br />
<br />
Marian Kröll<br />
Zur Küche<br />
Chefkoch Hannes Kärle liebt es, unterschiedliche<br />
Einflüsse miteinander zu<br />
verweben und daraus lustvolle Gerichte<br />
zu kreieren.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 59
Kulinarischer Spielplatz<br />
Der Tisch ist<br />
ein Spielplatz<br />
Gutes Essen kann mittels raffinierter Accessoires, die frei miteinander<br />
kombinierbar sind, noch einmal drastisch aufgewertet<br />
werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt,<br />
die Wirkung überzeugt.<br />
S<br />
eit 1853 beschäftigt man sich in der<br />
Württembergischen Metallwarenfabrik<br />
AG, heute landläufig als WMF bekannt,<br />
mit Produkten rund um die gepflegte Gastlichkeit.<br />
Im Verlauf dieser Zeit sind Trends und Moden gekommen<br />
und wieder gegangen, um irgendwann in<br />
leicht abgewandelter Form zurückzukommen. Der<br />
Mensch ist von Natur aus ein verspieltes Wesen.<br />
Der Genießer von heute ist vielfach weitgereist, gut<br />
informiert und belesen. Deshalb gilt es, die Neugierde<br />
des Gasts zu wecken, seine Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />
einzufangen. Mit einem klassisch gedeckten Tisch<br />
und einer brav gestärkten Tischdecke ist es oft nicht<br />
mehr getan. Und genau an diesem Punkt kommt<br />
WMF mit seiner Playground-Linie ins Spiel. Dabei<br />
handelt es sich um ein erweitertes Porzellansortiment<br />
von Tafelstern mit spannenden Accessoires,<br />
für die man in aller Welt Anleihen genommen hat<br />
und sich inspirieren ließ. Kulinarik auf der Höhe<br />
der Zeit will entsprechend inszeniert werden. Dem<br />
60 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Anna Lachberger und Manuel Harnischmacher<br />
wissen Bescheid, was die Gastronomie<br />
braucht, um den Erlebnischarakter des<br />
Kulinarischen zu unterstreichen.<br />
zeitlosen Porzellan lassen sich nach Lust und Laune<br />
Steinzeug, Holz, Schiefer, Kunststoff, Gusseisen,<br />
Leder, Marmor und Glas an die Seite stellen, um<br />
die Tischpräsentation zu einem optischen und haptischen<br />
Ges<strong>am</strong>terlebnis zu machen. Der Fantasie<br />
sind dabei keine Grenzen gesetzt, der Tisch wird im<br />
besten Sinne zum Spielplatz, zur Spielwiese gastronomischer<br />
Entfaltung. D<strong>am</strong>it lassen sich die servierten<br />
Gerichte akzentuieren oder kontrastieren.<br />
pointierte inszenierung<br />
Manuel Harnischmacher, erster Ansprechpartner<br />
für professionelle Belange bei WMF, ist es ein Anliegen,<br />
ein variables Sortiment zur Verfügung zu stellen,<br />
das keine Wünsche offen lässt. Das Auge isst<br />
schließlich mit. Und das ist, wie die meisten Menschen<br />
aus eigener Erfahrung wissen, keine Übertreibung.<br />
Es kann sich dabei um Accessoires handeln,<br />
die eine erdige, authentische Speise-Erfahrung<br />
transportieren und den im Zuge des Burger-Booms<br />
in Mode gekommenen Handmade-Style betonen.<br />
Rustikale Gerichte verlangen nach rustikalen<br />
Begleiterscheinungen, ob das nun Holzbretter im<br />
Mooreichen-Farbton aus massiver russischer Eiche<br />
und mit der Kettensäge bearbeitet sind, Gusseisen-<br />
Pfännchen für heiße Beilagen oder kleine, dekorative<br />
„Frittier“-Körbchen, um die jedem guten<br />
Burger zur Seite gestellten knusprigen Pommes<br />
frites angemessen unterzubringen. Selbstverständlich<br />
beschränkt sich das Sortiment nicht nur auf<br />
die Inszenierung rustikaler Snacks, sondern auch<br />
Frühstück, Desserts und alle anderen Momente des<br />
Genusses lassen sich wirkungsvoll in Szene setzen,<br />
etwa mit avantgardistischen Serviermodulen aus<br />
Mel<strong>am</strong>in, zu denen mit Menagen aus Eichen ein<br />
eleganter Kontrapunkt gesetzt werden kann. Bunte,<br />
pflegeleichte Untersetzer aus recyceltem Leder mit<br />
Naturkautschuk versprühen Lebensfreude, Karaffen<br />
mit abnehmbarem Bügelverschluss transportieren<br />
italienisches Lebensgefühl und bieten sich an<br />
für fruchtige Erfrischungen, Salsas oder Dressings.<br />
Zur leichten Asia-Küche lässt sich mit Steinzeug im<br />
Glasurlook, kombiniert mit einem griffigen Servierbrett<br />
in heller Eichenoptik, ein neuer Zugang<br />
erschließen. Zur würdigen Inszenierung regionaler<br />
Köstlichkeiten bieten sich besonders feine Glasclochen<br />
an, die durch ihre Transparenz mit allen Untergründen,<br />
ob naturbelassener Schiefer oder feines<br />
Porzellan, perfekt harmonieren.<br />
Zweifellos sollten beim Essen die Lebensmittel<br />
bzw. das, was die kundige Hand daraus gemacht<br />
hat, im Vordergrund stehen. Das heißt aber nicht,<br />
dass eine wirkungsvolle Inszenierung des sinnlichen<br />
Erlebnisses Essen verzichtbar ist. Ganz im<br />
Gegenteil. Mit den richtigen Accessoires lässt sich<br />
der Effekt guten Essens unterstreichen, ja gar noch<br />
verstärken. Der Kreativität sind <strong>am</strong> Spielplatz n<strong>am</strong>ens<br />
Tisch keine Grenzen gesetzt. Wer es ausprobiert<br />
hat, möchte die verspielte Präsentation nicht<br />
mehr missen. Garantiert. Marian Kröll<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 61
Konditoren<br />
Erfolgsrezept der<br />
Konditorlehrlinge<br />
Die beiden <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge Antonia Michetti und<br />
Rebecca Reiter knüpften mit ihrem zweiten und dritten Platz<br />
beim diesjährigen Bundeslehrlingswettbewerb in Villach nahtlos<br />
an die Erfolgsserie der <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge an. In den<br />
letzten sechs Jahren holten sie viermal den Sieg. Das Erfolgsrezept<br />
kann sich sehen lassen.<br />
T<br />
irol<br />
hat auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle“,<br />
erzählt Innungsmeister-<br />
Stellvertreter Peter Mayr. „Im Jahr<br />
1991 holte die angehende Konditorin Eveline<br />
Wild mit Unterstützung ihres Fachlehrers Kurt<br />
Gruber den Weltmeistertitel in Seoul. Dieser hatte<br />
schon zuvor einige Talente bei Wettbewerben zu<br />
Gold geführt.“ Zu diesem Zeitpunkt erkannte die<br />
Konditoren-Innung der Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer <strong>Tirol</strong><br />
schon längst, dass sie der <strong>Tirol</strong>er Fachberufsschule<br />
St. Nikolaus (TFBS) bei der Wettbewerbsvorbereitung<br />
freie Hand lassen sollte. Das Modell hat sich<br />
bewährt. Bis heute sind die <strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge,<br />
unter der Führung ihrer Fachlehrer Christian<br />
Kaltenbacher und Jürgen Innerbichler, stets unter<br />
den besten Fünf.<br />
„Wir haben hier die einzigartige Möglichkeit,<br />
mit ausgewählten Lehrlingen in der Schule zu<br />
trainieren“, freut sich Christian Kaltenbacher. „In<br />
den anderen Bundesländern Österreichs obliegt<br />
die Wettbewerbsvorbereitung den Lehrbetrieben“,<br />
berichtet er. „Hier sind Zeit und Mittel oft begrenzt.<br />
Eine ineinandergreifende Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
von Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer, Berufsschule und Lehrbetrieben<br />
in diesem Bereich gibt es meist nicht.“ Der<br />
Lehrbetrieb, aus dem der/die SiegerIn des Bewerbs<br />
st<strong>am</strong>mt, wird in Folge zum Ausbildungsbetrieb des<br />
Jahres gekürt. Dieses Jahr ging die Auszeichnung<br />
an den Lehrbetrieb Kurkonditorei Oberlaa in Wien,<br />
mit der Siegerin Sandra Schmidt. Insges<strong>am</strong>t 17<br />
KonditorInnen aus allen Bundesländern kreierten<br />
<strong>am</strong> 22. Juni <strong>2017</strong> im Atrio-Shoppingcenter in<br />
Villach Kunstwerke aus Schokolade, Zucker und<br />
Marzipan. Die Zuschauer waren begeistert, denn<br />
die Herstellung solcher Köstlichkeiten sieht man<br />
nicht alle Tage.<br />
Rebecca Reiter modelliert die Details und Antonia Michetti ist hochkonzentriert beim Zuckerziehen.<br />
<strong>Tirol</strong>er Konditorlehrlinge<br />
Für <strong>Tirol</strong> gingen Antonia Michetti vom Lehrbetrieb<br />
Konditorei Valier in Innsbruck und Rebecca Reiter<br />
vom Lehrbetrieb Bäckerei Konditorei Kurz GmbH<br />
in Ischgl an den Start. Die beiden beeindruckten<br />
schon im zweiten Lehrjahr und in der Berufsschulzeit<br />
durch ihr Können, ihre Belastbarkeit und ihr<br />
Engagement. Zus<strong>am</strong>men mit den Fachlehrern<br />
62 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Petit Fours von Antonia.<br />
Doppelstöckige Festtagstorten zum Thema „Surf´s up“ von Rebecca Reiter (li.) und zum Thema „Paradiso“ von Antonia Michetti.<br />
Petit Fours von Rebecca.<br />
Christian Kaltenbacher und Jürgen Innerbichler<br />
entwickelten sie sechs Köstlichkeiten in höchsten<br />
Schwierigkeitsgraden. Die nötigen Lebensmittel<br />
und das teils spezielle Equipment sind Dank des<br />
Direktors Bernhard Anker immer vorhanden.<br />
Das Erfolgsrezept fügt sich zus<strong>am</strong>men: Neben<br />
„Es ist eine herausfordernende<br />
wunderschöne und Arbeit.“<br />
<br />
den ehrgeizigen Mädchen, die in den Monaten der<br />
Vorbereitung ihre ges<strong>am</strong>te Freizeit ins Training<br />
investierten, kommt die über 20-jährige Erfahrung<br />
der Lehrer zum Tragen. Sie haben schon Meisterkurse<br />
im Konditorhandwerk gehalten, waren weltweit<br />
als Konditoren tätig und begleiten die Wettbewerbe<br />
seit Jahren. Das erstklassige Equipment der<br />
Schule und die ungestörte Trainingssituation sind<br />
ebenso ausschlaggebend. Als sehr gewinnbringend<br />
erweist sich jedes Jahr die Generalprobe, bei der<br />
die Lehrlinge ihre Proben wie beim Wettbewerb<br />
in sechs Stunden anfertigen müssen. Antonia und<br />
Rebecca produzierten heuer, jeweils einem Thema<br />
entsprechend, eine doppelstöckige Festtagstorte<br />
mit Zuckerdekor, Marzipanfiguren, Pralinen, Petit<br />
Fours, eine Aufschnitttorte und ein Blumenarrangement<br />
aus feinstem Zucker.<br />
Zum Wettbewerb selbst werden die Lehrlinge<br />
jedes Jahr von Innungsmeister-Stellvertreter der<br />
Wirtschaftsk<strong>am</strong>mer, Peter Mayr, begleitet. Er sorgt<br />
dafür, dass die Lehrlinge mits<strong>am</strong>t ihrem Material<br />
und Equipment, wie Induktionsherdplatten, Zuckerl<strong>am</strong>pen,<br />
Marmorplatten und Silikonmatten,<br />
gut <strong>am</strong> Wettbewerbsort ankommen. Alles wird <strong>am</strong><br />
Jürgen Innerbichler, Fachlehrer<br />
Vortag penibel aufgebaut. Denn Peter Mayr weiß,<br />
worauf es bei Bewerben ankommt – seit Jahren<br />
ist er selbst Juror bei landes- und bundesweiten<br />
Lehrlingswettbewerben. Für die fünfköpfige Jury<br />
geht es vor allem um die fachgerechte Ausführung,<br />
den Schwierigkeitsgrad, den Geschmack der sechs<br />
Proben sowie den optischen Ges<strong>am</strong>teindruck<br />
und die Wiedergabe<br />
des gewählten Themas.<br />
„Der Bewerb war sehr stressig,<br />
aber total aufregend. Es hat mir<br />
sehr viel bedeutet, dabei zu sein“,<br />
erzählt Rebecca strahlend. Fachlehrer<br />
Jürgen Innerbichler bestätigt<br />
lächelnd: „Selbst nach über 20 Jahren erfüllt es<br />
Christian und mich noch immer, mit den jungen<br />
Leuten zu arbeiten und sie zu einem beruflichen<br />
Ziel hinzuführen. Es ist eine herausfordernde und<br />
wunderschöne Arbeit.“ <br />
Karolina Putz<br />
Die engagierten Lehrer mit den beiden ehrgeizigen Lehrlingen (von links):<br />
Christian Kaltenbacher, Antonia Michetti, Rebecca Reiter und Jürgen Innerbichler.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 63
Bier & Co.<br />
Mehr als Bier<br />
Mit seinem <strong>Tirol</strong>er Bier<br />
sorgt Harald Baumgartner<br />
seit vielen Jahren für Furore.<br />
Doch der findige Brauer<br />
tüftelt an Alternativen zum<br />
Bier und stellt unter<br />
anderem Whisky, Zigarrenbrand,<br />
Bieressig und Bierbrand<br />
her.<br />
Betritt man die kleine Brauerei von<br />
Harald Baumgartner in der Innsbrucker<br />
Feldstraße, herrscht nicht selten<br />
geschäftiges Treiben. Diesmal füllt Baumgartner<br />
gerade Essig aus einem Lärchenfass in Flaschen.<br />
Doch was in aller Welt hat Essig in einer Brauerei<br />
zu suchen? Die Antwort auf diese Frage ist denkbar<br />
einfach. Brauer- und Mälzermeister Harald<br />
Baumgartner, der seit vielen Jahren das etabliert<br />
gute <strong>Tirol</strong>er Bier produziert, wollte der Verschwendung<br />
ein Ende machen und auch noch den letzten<br />
Tropfen seines Biers veredeln. In diesem Fall zu<br />
Bieressig, aber auch zu einem hervorragenden<br />
<strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand. Baumgartner hat Craft-Bier<br />
gebraut, lange bevor der Hype um die handwerklich<br />
hergestellten Biere auch <strong>Tirol</strong> erfasst hat. Und er<br />
tut dies nach wie vor, mit viel Hingabe. Einmal<br />
im Jahr braut Baumgartner auch ein Bier nach<br />
Pilsner Art und zur Weihnachtszeit ein dunkles,<br />
vollmundiges Weizenbier mit Röstmalz und leicht<br />
schokoladigem Nachgeschmack. 1.400 Hektoliter<br />
Bier stellt die kleine Brauerei jährlich her. D<strong>am</strong>it<br />
kratzt man an der Kapazitätsgrenze. Den kaltgehopften<br />
Craft-Bieren kann der Braumeister relativ<br />
wenig abgewinnen: „Bier muss nicht nach Maracuja<br />
schmecken. Bierbrauen ist eine uralte Tradition,<br />
die beibehalten werden sollte. Ein Bier sollte nach<br />
Bier schmecken.“ Für den Puristen kommt es daher<br />
auch nicht ernsthaft in Frage, einen fertig abgemischten<br />
Radler anzubieten, auch wenn sein Bier<br />
dafür gut geeignet sei. Mit dem Bierbrauen allein<br />
gibt sich Harald Baumgartner ohnehin nicht länger<br />
64 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016
<strong>Tirol</strong>er Bier<br />
Niklas Baumgartner hat bei Vater Harald Baumgartner eine Brauerlehre begonnen und tritt in die Fußstapfen des<br />
begeisterten und innovativen Braumeisters.<br />
Fotos: Kröll<br />
zufrieden. Seit geraumer Zeit ist der Brauer dabei,<br />
seine Produktpalette zu verbreitern. Der Essig spielt<br />
in dieser Strategie eine Rolle. Die Essigmutter wandelt<br />
in einem Lärchenfass die Restmengen jenes<br />
dunklen, rund um die Weihnachtszeit gebrauten<br />
Biers, das ruhig schon leicht sauer sein darf, in<br />
aromatischen Essig um. „Die Essigmutter setzt den<br />
Alkohol in Säure um. Wenn ich also ein Bier mit 4,5<br />
Volumsprozent Alkohol verwende, bekomme ich<br />
einen Essig mit demselben Säuregehalt“, erläutert<br />
der Baumgartner. Das Essigfass, welches eigens<br />
angefertigt wurde, fasst rund hundert Liter. Bis Bier<br />
zu Essig fermentiert, dauert es zwischen sechs und<br />
acht Wochen. Doch wie schmeckt der <strong>Tirol</strong>er Bieressig?<br />
„Der Essig schmeckt nicht nach Bier, sondern<br />
ist relativ fruchtig. Diese Charakteristik wird vom<br />
Lärchenfass noch einmal verstärkt. Unser Essig<br />
eignet sich sehr gut für deftige Gerichte wie Sulzen,<br />
Graukäse oder Wurstsalat und sogar für Kartoffelsalat.<br />
Auf den Blattsalat passt er dagegen nicht so<br />
gut“, so Baumgartner, der für seinen biologischen<br />
Essig von zufriedenen Konsumenten in höchsten<br />
Tönen gelobt wird.<br />
Kaum jemand weiß, dass Harald Baumgartner<br />
seit 1995 eine Art Whisky – basierend auf naturbelassenem<br />
Bier – macht, den er in Limousine-<br />
Eichenfässern zwischen drei und zehn Jahre<br />
heranreifen lässt. D<strong>am</strong>it gehört Baumgartner gewissermaßen<br />
zu den Pionieren der österreichischen<br />
Whisky-Szene. Geschmacklich würde Baumgartner<br />
seinen Whisky in der Nähe eines typischen schottischen<br />
Speyside Scotch Whisky verorten, wie ihn<br />
etwa der Glenfiddich verkörpert. „Dadurch, dass ich<br />
Bierbrand nur in geringen Mengen herstelle, kann<br />
ich schon eine Top-Qualität ins Fass geben. Mittlerweile<br />
verwende ich zum Ausbauen neben Limousine-Eichenfässern<br />
auch österreichische Eiche, die<br />
sich bestens bewährt hat“, erklärt der passionierte<br />
Brauer und Brenner. Von seinem ältesten Whisky,<br />
der mittlerweile 17 Jahre alt ist, hat Baumgartner<br />
noch rund 100 Flaschen auf Lager. Diesen bezeichnet<br />
er selbst als „Nonplusultra“. Mild, fein ölig und<br />
angenehm im Abgang sei dieser besondere Whisky,<br />
für den er einen stattlichen Preis von 100 Euro für<br />
eine 0,5-Liter-Flasche erzielt.<br />
Eine weitere Besonderheit unter Baumgartners<br />
Erzeugnissen ist der <strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand, ein<br />
dreijähriger Bierbrand, der in einem Eichenfass ein<br />
Jahr lang vollendet wird. Dieser Brand wird in Flaschen<br />
abgefüllt, die sich durch ein originelles, von<br />
der <strong>Tirol</strong>er Künstlerin Patricia Karg gestaltetes, an<br />
Schwaden von Zigarrenrauch erinnerndes Etikett<br />
von der Masse abheben. Das kunstvolle Etikett<br />
kommt ganz ohne Farbstoffe aus, wird die Beschriftung<br />
doch in Hall in <strong>Tirol</strong> mittels eines speziellen<br />
Verfahrens gelasert.<br />
Wie es sich<br />
mit den guten<br />
Dingen des Lebens<br />
üblicherweise<br />
verhält, sind<br />
sie mengenmäßig<br />
begrenzt. Das<br />
gilt auch für den<br />
<strong>Tirol</strong>er Zigarrenbrand,<br />
von dem<br />
„nicht mehr allzu<br />
viel übrig“ sei, wie Baumgartner bekennt. Jahr<br />
für Jahr brennt Baumgartner aus rund 12.000<br />
Litern Bier etwa 700 Liter Bierbrand. „Es gibt keinen<br />
saubereren Alkohol als einen gut gemachten<br />
Bierbrand“, ist Baumgartner überzeugt. Außerdem<br />
verwertet er so die Restbestände trinkfähigen Biers,<br />
welche er sonst beim bauartbedingten Ablassen der<br />
Tanks in die Kanalisation leiten müsste. „Das wäre<br />
eine ungeheure Verschwendung.“<br />
Mittlerweile ist die kleine Brauerei so weit, dass<br />
kaum mehr etwas weggeschüttet werden muss und<br />
aus dem übriggebliebenen Bier köstliche Brände<br />
oder eben Essig entsteht. Außerdem hat sich der<br />
Betrieb zur echten F<strong>am</strong>iliensache ausgewachsen,<br />
weil Sohn und Tochter ebenfalls mitarbeiten und<br />
Sohn Niklas sogar beim Vater eine Lehre zum Brauer<br />
begonnen hat. Eine schöne Erfolgsgeschichte, die<br />
durchaus das Potenzial zum nachhaltigen Generationenprojekt<br />
hat. <br />
Marian Kröll<br />
Baumgartners <strong>Tirol</strong>er Bier fungiert als Ausgangsstoff<br />
für Whisky, Zigarrenbrand und – Salatliebhaber<br />
aufgepasst – einen fruchtigen Bieressig.<br />
„Es gibt keinen saubereren<br />
Alkohol als einen gut<br />
gemachten Bierbrand.“<br />
<br />
Harald Baumgartner, Brauer- und Mälzermeister<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 65
Wellwasser<br />
DIE ZEIT IST REIF!<br />
Dietmar Meraner, Geschäftsführer der Wellwasser Technology GmbH, spricht über<br />
die große Bedeutung von Wasser und seine Visionen.<br />
Welches Image hat <strong>Tirol</strong>er Wasser in der<br />
Bevölkerung?<br />
Dietmar Meraner: Wir in <strong>Tirol</strong> werden<br />
weltweit um unsere Wasserqualität beneidet.<br />
Die Wertigkeit des Wassers in<br />
<strong>Tirol</strong> wird oft zu wenig geschätzt, ist es<br />
doch das wertvollste Lebensmittel der<br />
Welt.<br />
Wo liegt die Problematik, weshalb<br />
braucht es wellwasser®?<br />
Meraner: Unter Garantie verlässt unser<br />
Trinkwasser jeden Wasserversorger in<br />
einwandfreier Qualität. Allerdings wird<br />
das Wasser durch undichte oder alte Leitungssysteme,<br />
unsaubere Anschlüsse,<br />
ungünstige Leitungsführung und das<br />
Nutzerverhalten negativ beeinflusst. Die<br />
Folgen sind mit Schmutzpartikeln verfärbtes<br />
Wasser und Geschmacks- und<br />
Geruchsbeeinträchtigung. Dies veranlasst<br />
viele Menschen, Wasser in Flaschen<br />
zu kaufen.<br />
Was ist ihr Lösungsansatz?<br />
Meraner: Wir haben eine Wasseraufbereitungsanlage<br />
entwickelt, welche in<br />
einem dreistufigen Aufbau Wasser von<br />
Fremdgeruch, -geschmack oder Verfärbungen<br />
befreit. Zudem hält der Bakterienfilter<br />
alle pathogenen Keime zurück,<br />
d<strong>am</strong>it unsere Kunden stets gesundes<br />
wellwasser® trinken können. Im Gegensatz<br />
zu vielen <strong>am</strong> Markt erhältlichen<br />
Aufbereitungssystemen bleiben bei uns<br />
alle wichtigen Mineralien im Wasser.<br />
Wo wird diese Wasseraufbereitungsanlage<br />
montiert?<br />
Meraner: Direkt vor der Entnahmestelle.<br />
Für welche Zielgruppe ist wellwasser®<br />
ideal?<br />
Meraner: Wellwasser-Systeme gibt es<br />
für den Haushalt, für das Business und<br />
die Gastronomie. Die größte Breitenwirkung<br />
erreichen wir in der Gastronomie.<br />
„Gesundheits- und Leistungssteigerung,<br />
Bewusstseinsbildung und <strong>Tirol</strong> als Wasserland<br />
Nummer eins zu etablieren – das sind meine Visionen<br />
mit wellwasser®!“ Dietmar Meraner, Geschäftsführer Wellwasser Technology GmbH<br />
wellwasser® wird an der Schankanlage<br />
gekühlt still und perlend gezapft und in<br />
eigenen Glaskaraffen serviert. wellwasser®<br />
stellt d<strong>am</strong>it die ideale Alternative<br />
zu abgefüllten Wässern dar.<br />
Wie wichtig ist für Sie der touristische<br />
Aspekt?<br />
Meraner: Sehr wichtig. Wenn man bedenkt,<br />
dass immer mehr Gastronomen<br />
und Hoteliers auf regionale Lebensmittel<br />
und nachhaltiges Wirtschaften setzen,<br />
passt doch wellwasser® als das regionalste<br />
Produkt <strong>am</strong> Wassermarkt optimal<br />
dazu. wellwasser® ist der kürzeste Weg<br />
von der Quelle ins Glas des Gastes. Es<br />
ist nicht mehr zeitgemäß, Wasser in Flaschen<br />
über hunderte Kilometer zu transportieren.<br />
Die Zeit ist reif für wellwasser®<br />
still und perlend.<br />
Expansionspläne?<br />
Meraner: Selbstverständlich freuen wir<br />
uns über jeden Vertriebspartner, egal wo<br />
auf der Welt. Mit unserer Anlage kann<br />
man aus jedem Wasser kristallklaren<br />
Trinkgenuss produzieren.<br />
Die Wellwasser Technology GmbH beschäftigt<br />
sich mit den Themen Trinkwasser<br />
und Wasserhygiene
Wellwasser<br />
Mit den drei Editionen Gastro, Home und Business bietet Wellwasser die<br />
optimale Anlage für sauberes, gesundes und gesichertes Wasser.<br />
gastro<br />
home<br />
business<br />
Für die Gastronomie entfällt das aufwendige<br />
Handling mit sperrigen Kisten.<br />
Dadurch wird auch Platz im<br />
Lager und in Kühlschubladen geschaffen.<br />
Gäste und Einheimische kommen<br />
in den Genuss von qualitätsvollem,<br />
heimischem Wasser – einfach aus<br />
der Schankanlage gezapft, still oder<br />
perlend, und in edlen wellwasser®-<br />
Karaffen kredenzt.<br />
Gesichertes, qualitätsvolles Wasser<br />
ist auch in den eigenen vier Wänden<br />
ein Muss – es beginnt schon bei der<br />
Wasser entnahme fürs Kochen und Zubereiten<br />
und endet beim Trinken des<br />
frischen Wassers. So wird schon Kindern<br />
von Anfang an Zugang zu bestem<br />
Wasser geboten, sodass sie die Qualität<br />
und den Wert des gesunden und sicheren<br />
Wassers zu schätzen lernen.<br />
Frisches, klares und gesundes Wasser<br />
steigert die Leistungsfähigkeit,<br />
die Konzentration und das allgemeine<br />
Wohlbefinden – ideal für den Arbeitsalltag.<br />
Die Wellwasser Business-<br />
Edition ist gezielt für die Platzierung in<br />
Büros, Produktionsstätten oder Shops<br />
entwickelt worden. Mitarbeiter haben<br />
so unbegrenzten Zugang zu sauberem<br />
Wasser, still oder perlend.<br />
So funktioniert die Wasseraufbereitungsanlage:<br />
llwasser ist<br />
Reparatur des Wassers"<br />
oz. Dr. Siegfried de Rachewiltz<br />
nte glauben, wir in <strong>Tirol</strong> haben kein Problem mit dem Wasser und werden<br />
um die Quantität und Qualität unserer Wasserreserven beneidet. Das stimmt<br />
zu einem gewissen Grad. Hoch oben entspringt unser Wasser aus natürlich<br />
ten Quellen und wird von den verantwortlichen Personen / Firmen in dieser<br />
bis zu den Gebäuden geleitet. Dort fängt allerdings vielerorts das Problem an.<br />
er undichte Leitungen, unsaubere Anschlüsse und vieles mehr sorgen immer<br />
ür Kont<strong>am</strong>inierungen des Wassers, was nicht sein müsste. Wellwasser hat es<br />
seinem dreistufigen Filtersystem zum Ziel gesetzt, die Quellqualität zu sichern.<br />
auch gelungen und von der TÜV Austria (Zertifikatsnummer: TA 220 14 2183)<br />
t worden. Mit nur geringfügigen Einbauten können Sie sicher sein, dass das<br />
sser ohne Qualitätsverlust direkt in Ihr Wasserglas fließt.<br />
Wellwasser Technology GmbH<br />
Stadlweg 23, 6020 Innsbruck<br />
Tel.: 0512 / 560966<br />
Mobil: 0664 / 1007746<br />
office@wellwasser-technology.com<br />
www.wellwasser.com<br />
1 Aktivkohle Anschwemmfilter<br />
und Silberionen:<br />
entfernt Schmutz und Partikel<br />
größer als 0,5 μm<br />
2 Wellwasser Aktivator<br />
Edelstahlgehäuse gefüllt mit ausgesuchten<br />
Kristallen<br />
3 Mechanischer Bakterienfilter mit<br />
Trenngrenze 0,1 μm, Bakterienzurückhaltung:<br />
›99,99 % ›LOG7<br />
– Bezahlte Anzeige –
Porträt Edelbrennerei Kostenzer<br />
„Whisky passt<br />
sehr gut als<br />
Begleiter zu einer<br />
Speckjause oder<br />
Räucherforelle.“<br />
<br />
Franz Kostenzer, Edelbrenner<br />
Brände<br />
Herr der<br />
Franz Kostenzer betreibt eine Edelbrennerei <strong>am</strong> Achensee. Neben über 70<br />
verschiedenen Edelbränden stellt Kostenzer auch Gin und feine Whiskys her, die auf<br />
ganzer Linie zu überzeugen wissen.<br />
68 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Fotos: Kröll<br />
F<br />
rüher hat der <strong>Tirol</strong>er Edelbrenner<br />
Franz Kostenzer nur mit Schnaps<br />
gehandelt. Seit über zwei Jahrzehnten<br />
ist Kostenzer aber selbst als Brenner aktiv und hat<br />
sich in dieser Zeit neben einer beachtlichen Brennerei<br />
auch eine sehr gute Reputation aufgebaut. Kostenzer<br />
hat aus der Not eine Tugend gemacht, als er sein<br />
Porzellangeschäft, das wegen der Konkurrenz durch<br />
die d<strong>am</strong>als aufstrebenden Baumärkte unter Druck<br />
geraten war, im Zentrum von Maurach <strong>am</strong> Achensee<br />
aufgegeben und den Sprung ins Ungewisse gewagt<br />
hatte. „D<strong>am</strong>als habe ich im Geschäft aus ganz Österreich<br />
die besten Schnäpse verkauft, heute will ich sie<br />
selbst herstellen“, sagt Kostenzer. Die notwendigen<br />
Fähigkeiten hat der Brenner bereits einige Jahre vor<br />
der Eröffnung seiner Edelbrennerei nach und nach<br />
erworben. Ursprünglich waren es hauptsächlich<br />
wirtschaftliche Überlegungen, die Kostenzer zum<br />
Schnapsbrennen gebracht haben. Mittlerweile ist<br />
daraus aber eine echte Leidenschaft geworden, die<br />
Kostenzer sukzessive perfektioniert hat, wie man<br />
anhand einer ganzen Wand voll mit Auszeichnungen<br />
erkennen kann. Die Schwierigkeit beim Schnapsbrennen<br />
liegt in der richtigen Maischeführung, bei der es<br />
gilt, Gärzeiten und Temperaturen exakt einzuhalten.<br />
Selbstverständlich können nur aus den besten Früchten<br />
auch qualitätvolle Brände entstehen. „Das Wichtigste<br />
ist gutes Obst“, meint Kostenzer. Das Allerwichtigste<br />
sei aber der Verkauf, denn es nütze nichts,<br />
wenn man die beste Ware produziere, diese aber nicht<br />
an den Mann bringe. Ein pragmatischer Zugang, der<br />
für Berufsbrenner, die von der Schnapsherstellung<br />
leben, aber eine Notwendigkeit ist.<br />
Begonnen haben die Kostenzers in ihrem Premierenjahr<br />
mit nicht weniger als 14 Sorten, heute ist das<br />
Sortiment auf sage und schreibe 70 Edelbrände angewachsen,<br />
Gin und Whisky gar nicht mit eingerechnet.<br />
Das Feedback der Kunden und Verkoster sei gleich<br />
von Beginn an sehr gut gewesen, seit einigen Jahren<br />
nimmt Kostenzer aber bei bewerbsmäßigen Schnapsverkostungen<br />
nicht mehr teil. „Man kennt uns mittlerweile,<br />
ich habe meinen Markt“, sagt Kostenzer, der<br />
bei der Frage nach seinem Lieblingsdestillat die Stirn<br />
in Falten wirft: „Das wechselt sehr stark. Manchmal<br />
mag ich einen Willi<strong>am</strong>s sehr gerne, manchmal einen<br />
Gin und wieder ein anderes Mal einen Zigarrenbrand<br />
oder einen Whisky.“ Das exotischste Destillat stellt<br />
der experimentierfreudige Brenner aus der vollreifen<br />
Banane her, das exklusivste aus der Elsbeere. „Sauteuer,<br />
aber gewaltig gut“, befindet der routinierte<br />
Brenner, dessen Beitrag zur Verbreitung der <strong>Tirol</strong>er<br />
Edelbrand-Kultur nicht hoch genug einzuschätzen ist.<br />
„Ich betreue meine Kunden immer persönlich und<br />
liefere selbst aus.“<br />
puristischer zugang<br />
Was den richtigen Genuss seiner Brände betrifft, ist<br />
Kostenzer Purist. Das Destillat sollte Zimmertemperatur<br />
haben und aus dem jeweils richtigen Glas<br />
getrunken werden. Für die Edelbrände, die besonders<br />
als Digestif gute Figur machen, ist das ein Stielglas<br />
mit Bauch, Kelch und K<strong>am</strong>in.<br />
Seit einigen Jahren stellt Franz Kostenzer <strong>am</strong><br />
Achensee auch verschiedene Whisky-Sorten her, die<br />
er als „Whisky Alpin“ verkauft. „Whisky passt sehr gut<br />
als Begleiter zu einer Speckjause oder Räucherforelle“,<br />
erklärt Kostenzer, dessen Whisky von niemandem<br />
Geringerem als Whisky-Papst Jim Murray als „ölig,<br />
üppig, reichhaltig, cremig, würzig und buttrig“<br />
geadelt wird. Die Herstellung von Whisky schien<br />
sich fast aufzudrängen, nachdem Kostenzer einige<br />
prämierte Getreidebrände im Sortiment hat, die sich<br />
hervorragend zu edlen Whiskys ausbauen lassen.<br />
Momentan hat Kostenzer sieben verschiedene Whiskys<br />
im Angebot, drei weitere schlummern in den<br />
eigens angeschafften Eichenfässern ihrer Vollreife<br />
entgegen. Kostenzer verzichtet bei seinen Whisky-<br />
Kreationen, die mindestens fünf Jahre im Eichenfass<br />
gelagert werden, konsequent auf den – international<br />
durchaus üblichen – Einsatz von Zuckercouleur. Ein<br />
Haferbrand wird sogar im Akazienfass ausgebaut und<br />
dadurch zur ganz besonderen Whisky-Spezialität. Der<br />
Whisky reift bei Kostenzer für mindestens 5 Jahre<br />
in neuer <strong>am</strong>erikanischer Eiche und manche Sorten<br />
kommen dann in Amarone-, Port- oder Sherryfässern<br />
für das Finish. Der älteste Whisky ist derzeit<br />
der Single Malt Double Wood Whisky mit 11 Jahren<br />
Fasslagerung. Wann der Whisky fertig ist, entscheidet<br />
Kostenzer nach eingehender Kostprobe. Vom feinen<br />
Sensorium des Edelbrenners kann man sich <strong>am</strong> besten<br />
selbst ein Bild machen, indem man einfach einen<br />
dieser feinen Tropfen kostet. Marian Kröll<br />
Neben dem Single Malt Sherry Cask<br />
Finish produziert Franz Kostenzer unter<br />
anderem auch einen Single Malt aus<br />
Roggenmalz, einen mit Buchenholz<br />
geräucherten „Smoky“ Single Malt sowie<br />
einen doppelt im Fass ausgebauten, elf<br />
Jahre alten Single Malt Double Wood.<br />
Heuer wird außerdem der erste Bio-<br />
Haferwhisky aus Malz vom Obernberger<br />
Schwarzhafer fertig. Na dann, prost!<br />
Führungen und Verkostungen finden auf<br />
Anfrage statt, nähere Informationen im<br />
Internet unter www.schnaps-achensee.at<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 69
Metzger<br />
Die Fleischveredler<br />
des Vertrauens<br />
Das Metzgergewerbe hat sich in den letzten dreißig Jahren rasant gewandelt. Mit<br />
dem reinen „Fleischzerleger“ und dem simplen Versorger, der nur Fleisch herunterschneidet,<br />
hat man es gegenwärtig garantiert nicht mehr zu tun. Vielmehr ist der<br />
Metzger von heute Fleischveredler, Fachmann in Sachen Fleischqualität, guter Handwerker<br />
und bestenfalls ein Kommunikationsprofi.<br />
P<br />
eter<br />
Paul Schweighofer, Landesinnungsmeister<br />
der <strong>Tirol</strong>er Metzger,<br />
weiß, dass es die Metzgereien in<br />
<strong>Tirol</strong> nicht immer leicht hatten und haben. Gab<br />
es 2005 noch 198 Betriebe, so sind es <strong>2017</strong> gerade<br />
noch 126. Als Grund für diese deutliche Reduktion<br />
der Metzgerbetriebe sieht er aber nicht<br />
die zu geringe Nachfrage seitens der Kunden,<br />
sondern die fehlende Bereitschaft zur Nachfolge<br />
der jeweils nächsten Generation. Es besteht aber<br />
kein Grund zur Panik, denn die noch existierenden<br />
Metzger schlagen sich gut <strong>am</strong> <strong>Tirol</strong>er<br />
Markt. Vorausgesetzt natürlich, dass sie sich für<br />
die richtige Strategie entscheiden. „Der Metzger<br />
kann sich nur behaupten, wenn er auf absolute<br />
Spitzenqualität setzt. Auch die eigene Produktion<br />
von Spezialitäten ist sehr wichtig. Nicht<br />
zuletzt muss der Metzger aber auch in der Lage<br />
sein, all das kommunizieren zu können“, skizziert<br />
der Landesinnungsmeister die Herausforderungen<br />
der gegenwärtigen Metzgergeneration.<br />
Die Voraussetzungen für die Metzger stimmen.<br />
70 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Den Fleischkonsum beschreibt Schweighofer mit<br />
65 Kilogr<strong>am</strong>m pro Kopf und Jahr als konstant.<br />
Interessant ist aber, wie und was gekauft wird.<br />
Weniger ist mehr, lautet das Gebot der Stunde.<br />
„Viele essen lieber weniger Fleisch, dafür aber bewusst<br />
und hochwertig“, meint der Metzgermeister.<br />
Vor allem <strong>am</strong> Wochenende hätten viele Zeit<br />
und würden sich etwas ganz Besonderes gönnen.<br />
Was in <strong>Tirol</strong> auf dem<br />
<strong>Teller</strong> landet<br />
Gekauft wird in <strong>Tirol</strong> nicht unbedingt das derzeit<br />
heiß diskutierte Mangalitza-Schwein. Sehr wohl<br />
ein Thema ist aber „Dry Aged“. Dieses Fleisch,<br />
dem man fünf bis sechs Wochen Zeit zum Reifen<br />
gibt, erfreut sich steigender Beliebtheit. Vor<br />
allem in der Grillsaison sieht Schweighofer neben<br />
Dry Aged außerdem das Milchkalb <strong>am</strong> oberen<br />
Ende der Beliebtheitsskala. So ein Kalbskotelett<br />
sei schon eine schöne Sache, meint der leidenschaftliche<br />
Metzger und begeisterte Fleischesser.<br />
In Sachen Fleisch kommt kein Metzger mehr<br />
um das Thema Transparenz herum. Der Kunde<br />
will wissen, woher sein Fleisch kommt und wie<br />
die Wurst produziert wurde. Schweighofer sieht<br />
da vor allem die sogenannte „gläserne Produktion“<br />
als eine Möglichkeit, Kunden Einblicke zu<br />
gewähren. Tage der offenen Türe habe es beispielsweise<br />
schon gegeben. Auch das Auslösen<br />
von Fleisch direkt vor der Kundschaft ist für die<br />
<strong>Tirol</strong>er Metzger absolut kein Problem. So entstehen<br />
Vertrauen und Kundenbindung.<br />
Paradigmenwechsel an der Theke<br />
Der Paradigmenwechsel bei den Metzgereien<br />
wird an den Theken sichtbar. Vor Jahrzehnten<br />
herrschte in diesen das Prinzip der Grobschlächtigkeit<br />
vor. Fleischstücke waren im Zentrum. Das<br />
d<strong>am</strong>it einhergehende Bild des Metzgers war das<br />
eines „Fleischzerlegers“. Den Metzger stellte man<br />
sich blutverschmiert und Tiere zerlegend vor.<br />
Das sei heute nicht mehr so, meint Schweighofer.<br />
Im Heute sei der Metzger ein „Fleischveredler“.<br />
In der Theke befinden sich folglich, natürlich<br />
schön präsentiert und inszeniert, die eigene „Veredelungen“<br />
wie etwa hausgemachte Wurstspezialitäten<br />
oder bereits mariniertes Fleisch.<br />
Das ist er also, der Metzger im Heute: der<br />
Fleischveredler, dem man vertraut. Er ist zu<br />
einem Vermittler zwischen Fleisch und Kunden<br />
geworden. Er entscheidet, welches Fleisch in<br />
welcher Qualität gekauft und verkauft wird. Die<br />
Metzger in <strong>Tirol</strong> stehen für höchste Qualität.<br />
Grundlage und Zukunft<br />
Die Grundlage, die Qualität, stimmt also. Ein wenig<br />
müsse man aber noch an der Kommunikation<br />
arbeiten, meint der Landesinnungsmeister. Was<br />
hilft schließlich das beste Bio-Hendl, das beste<br />
Handwerk und die beste Wurst, wenn der Kunde<br />
doch lieber anderswo einkauft oder gar nichts von<br />
der hohen Qualität weiß?<br />
Die Zeit arbeitet aber für die Metzger. Das<br />
Qualitätsbewusstsein steigt. Viele setzen Qualität<br />
über Quantität. D<strong>am</strong>it einher geht auch verstärkt<br />
das Bewusstsein, dass Qualität etwas kosten<br />
muss und kosten darf. In einer globalisierten und<br />
tendenziell immer gesichtsloser werdenden Konzernlandschaft<br />
steigt die Sehnsucht, auf Du und<br />
Du mit dem Metzger von nebenan zu sein, der<br />
einem auch Geschichten zu Herkunft und Produktion<br />
des Fleischs anbieten kann. Die Zukunft<br />
sieht also durchaus rosig aus.<br />
<br />
Markus Stegmayr<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 71
Spezialitäten Inside - Sonnenterrasse Outside. Frische Produkte der regionalen Felder<br />
findet man täglich beim Bauernmarkt bis 12.00 Uhr. Spezialitäten aus der Region gibt<br />
es überall zum Verkosten. Die Sonnenterrasse direkt <strong>am</strong> Inn lädt zum Verweilen ein.
Markthalle<br />
GENUSSPLATZ<br />
Ein frischer Wind weht durch Markthalle Innsbruck. Marktleiter Kurt Dengg sieht die<br />
Markthalle als ersten Genussplatz in der Stadt und Vorreiter in Sachen Einkaufserlebnis.<br />
Fotos: Bernhard Hörtnagl, Kröll<br />
Sie sind seit 2015 Marktleiter in der<br />
Markthalle Innsbruck. Wie hat sich die<br />
Markthalle seitdem positioniert?<br />
Kurt Dengg: Wir bieten Genuss mitten<br />
in der Stadt und wollen die Menschen<br />
verstärkt dazu bewegen, sich Zeit zu<br />
nehmen, regionale Produkte in Verbindung<br />
mit einer tollen, sachkundigen Beratung<br />
einzukaufen. Unser großer Vorteil<br />
ist es, dass wir in der Markthalle Leute<br />
haben, die einen engen Bezug zu ihren<br />
Produkten haben und Empfehlungen<br />
abgeben können. Wir wollen der kompetente<br />
Genussplatz in Innsbruck sein,<br />
wo man entschleunigen, mit den Leuten<br />
sprechen, sich beraten lassen, gemütlich<br />
einkaufen und sich in der Gastronomie<br />
kulinarisch verwöhnen lassen kann.<br />
Welche Vorzüge hat die Markthalle?<br />
Dengg: Wir liegen optimal mitten in der<br />
Stadt, haben tolle Sonnenterrassen und<br />
nicht zuletzt einen sehr guten Branchenmix.<br />
Wir wollen die <strong>Tirol</strong>erinnen und<br />
<strong>Tirol</strong>ern wieder vermehrt zu uns hereinholen,<br />
und das gelingt uns derzeit auch<br />
sehr gut, wir haben Monat für Monat Frequenzsteigerungen<br />
vorzuweisen.<br />
Steigt das Interesse an der Markthalle<br />
auch unter den Touristen?<br />
Dengg: Es ist uns gelungen, durch eine<br />
Umstellung unserer Homepage – die mittlerweile<br />
zweisprachig und für Mobilgeräte<br />
optimiert ist – sowie Präsenz in sozialen<br />
Netzwerken unseren Bekanntheitsgrad<br />
bei Touristen zu steigern. Wenn die Leute<br />
erst einmal da sind, begeistert sie die<br />
Markthalle. Wir attraktivieren zusätzlich<br />
den Eingangsbereich und das Pumphaus,<br />
welches derzeit <strong>am</strong> Marktplatz gebaut<br />
wird, dient zusätzlich als Aussichtsplattform.<br />
Bezüglich der Touristen möchte ich<br />
noch anmerken, dass sehr viele asiatische<br />
Gäste in die Markthalle kommen und dort<br />
in der Regel auch kaufen.<br />
Wie sieht es mit dem Branchenmix in der<br />
Markthalle aus?<br />
Dengg: Mit unserem Branchenmix sprechen<br />
wir mittlerweile Jung und Alt gleichermaßen<br />
an. Wir haben sehr viele neue<br />
Mieter, etwa einen Stand mit original<br />
ungarischen Spezialitäten, die <strong>Tirol</strong>er<br />
Ölmühle mit heimischen Bio Ölen und<br />
mit Maier‘s ein richtiges <strong>Tirol</strong>er Café. Im<br />
hinteren Bereich entsteht außerdem eine<br />
Ecke mit zwei Anbietern von Naturkosmetik-Produkten.<br />
Neu dabei ist auch die<br />
Eventbäckerei. Diese Jungs backen in<br />
ihrem Holzbackofen täglich frisches Brot<br />
nach alten Rezepten. Das Getreide dafür<br />
st<strong>am</strong>mt aus eigenen Anbau. Generell haben<br />
wir es geschafft, dass viele unserer<br />
Mieter in die Attraktivierung ihres Auftritts<br />
investiert haben. Das ist ein sehr<br />
positives Signal. Wir sind übrigens seit<br />
vorigem Jahr komplett ausgemietet, mittlerweile<br />
gibt es sogar eine Warteliste.<br />
Wodurch hebt sich die Markthalle vom<br />
„gewöhnlichen“ Lebensmittelhandel ab?<br />
„Wir wollen der kompetente<br />
Genussplatz<br />
in Innsbruck sein, wo<br />
man entschleunigen,<br />
sich beraten lassen und<br />
gemütlich einkaufen<br />
kann. “<br />
<br />
Kurt Dengg, Markthallenleiter Innsbruck<br />
Dengg: Wir sehen uns im Lebensmittelhandel<br />
mittlerweile als Opinion Leader,<br />
was Neuheiten betrifft. Ob das nun Food<br />
Sharing oder ein gesundes Frühstück ist.<br />
Es ist uns wichtig, mit neuen Produkten<br />
und Dienstleistungen die ersten <strong>am</strong><br />
Markt zu sein.<br />
Wie können solche Innovationen konkret<br />
aussehen?<br />
Dengg: Unser Projekt „Die Waldläufer“<br />
ist ein gutes Beispiel. Wir schaffen hinten<br />
<strong>am</strong> Bauernmarkt Flächen für Produkte,<br />
die nur kurz Saison haben, etwa Pilze<br />
oder Preiselbeeren. Es handelt sich dabei<br />
um eine Art Pop-up-Konzept mit regionalem<br />
Fokus. Am Bauernmarkt in der<br />
Markthalle haben wir außerdem einen<br />
Italiener, der seine landwirtschaftlichen<br />
Produkte selbst direkt in Süditalien holt.<br />
Dadurch kommen unsere Kunden auch<br />
im Winter in den Genuss von frischem<br />
Obst und Gemüse, das nicht aus dem<br />
Glashaus st<strong>am</strong>mt.<br />
Wie funktioniert der Bauernmarkt?<br />
Dengg: In der Markthalle ist von Montag<br />
bis S<strong>am</strong>stag Tag zwischen 7:00 und<br />
12:30 Uhr Bauernmarkt. Der Kunde bekommt<br />
bei uns jeden Tag die ges<strong>am</strong>te<br />
Angebotspalette bäuerlicher Erzeugnisse.<br />
Wir sind die Einzigen, die den<br />
Bauernmarkt die ganze Woche anbieten<br />
können.<br />
– Bezahlte Anzeige –
Interview<br />
Haltbarmachen<br />
leicht gemacht<br />
Einkoch-Profi und Spirituosenexperte Ulrich Jakob Zeni erklärt, worauf es ankommt, d<strong>am</strong>it man<br />
zu Hause beim Einkochen bibelfest wird. Neben Methoden der Haltbarmachung gewährt Zeni auch<br />
Einblick in die Welt der feinen Liköre, Ansätze und Destillate und bricht eine Lanze für den Zucker.<br />
Zur Person<br />
Ulrich Jakob Zeni ist Fachberater für<br />
Obstverarbeitung in der Landwirtschaftsk<strong>am</strong>mer<br />
<strong>Tirol</strong>. Unter tirol.lko.<br />
at sind auch Infos zu Kursterminen zu<br />
finden. Nebenher führt er mit dem Köbelehof<br />
in Silz seinen eigenen Obst- und<br />
Weinbaubetrieb und ist im In- und Ausland<br />
als Spirituosenexperte unterwegs.<br />
Zeni ist Autor der EINKOCH BIBEL und<br />
Mitautor der <strong>Tirol</strong>er Schnapsroute, die im<br />
Löwenzahn Verlag erschienen sind.<br />
Sie sind Autor der EINKOCH BIBEL und beschäftigen<br />
sich seit langer Zeit mit der Haltbarmachtung von Lebensmitteln.<br />
Nun gibt es seit geraumer Zeit einen Trend<br />
hin zum privaten Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern<br />
im eigenen Garten und <strong>am</strong> Balkon. Welche Methoden<br />
der Haltbarmachung gibt es?<br />
Ulrich Jakob Zeni: Die Haltbarmachung von<br />
Lebensmitteln begleitet die Menschheit, seit sie<br />
sesshaft geworden ist. In der Haltbarmachung<br />
gibt es einige Dinge, die sich wiederholen. Einmal<br />
wäre da die Reduktion des Wasseranteils, also die<br />
Trocknung. Das geht bei Fleisch, Gemüse und Obst<br />
gleichermaßen. Reduziert man den Wasseranteil<br />
auf 15 bis 20 Prozent, werden die Lebensmittel<br />
haltbar, weil Mikroorganismen dann auf den<br />
Lebensmitteln nicht mehr überleben können.<br />
Trocknen ist die älteste Variante der Haltbarmachung.<br />
Als die Menschen Zugang zum Salz hatten,<br />
k<strong>am</strong> das Einsalzen. Durch die Erhöhung des Salzgehaltes<br />
lässt sich wiederum Haltbarkeit erreichen.<br />
Eine Methode, die sich wieder zunehmender Beliebtheit<br />
erfreut, ist die Fermentation. Was hat es d<strong>am</strong>it auf<br />
sich?<br />
Zeni: Bei der Fermentation handelt es sich um eine<br />
milchsaure Gärung. Das heißt, Glucose und andere<br />
Zucker in Obst oder Gemüse werden zu Milchsäure<br />
abgebaut. Durch den Abbau des Zuckers sinkt der<br />
pH-Wert, das Lebensmittel wird also gesäuert und<br />
dadurch haltbar.<br />
Sehr beliebt und althergebracht sind zu Hause auch die<br />
thermischen Verfahren zur Haltbarmachung.<br />
Zeni: Richtig. Dabei kann man unterscheiden<br />
zwischen der Pasteurisierung und der Sterilisierung.<br />
Beim Pasteurisieren arbeitet man mit<br />
Temperaturen unter 100 Grad Celsius. Beim<br />
Sterilisieren arbeitet man mit Temperaturen über<br />
100 Grad. Der wesentliche Unterschied ist der,<br />
dass man beim Sterilisieren so gut wie alle Keime<br />
im Produkt abtötet. Das sieht man an Konserven,<br />
die viele Jahre lang haltbar sind. Die Pasteurisation<br />
macht Lebensmittel zwar nicht keimfrei, bedient<br />
sich aber einer Kombination von Wirkungen, basierend<br />
auf Säuren – wie etwa beim Apfelsaft – und<br />
einer Keimreduktion auf einen Bereich, in dem sich<br />
die Keime nicht mehr vermehren können. Diese<br />
Kombination aus Temperatur und Säure hält die<br />
Mikroorganismen in Schach. Das heißt aber, wenn<br />
die Keimzahl beim Ausgangsprodukt hoch ist, gibt<br />
es bei der Haltbarkeit Probleme. Deshalb ist die<br />
Hygiene und Einwandfreiheit der Grundprodukte<br />
beim Pasteurisieren so wichtig.<br />
Warum dann überhaupt Pasteurisieren und nicht gleich<br />
Sterilisieren?<br />
Zeni: Das ist erstens eine Frage der notwendigen<br />
Energiezufuhr, zweitens eine Frage der Inhaltsstoffe.<br />
Sobald man sterilisiert, zerstört man viele<br />
der wertvollen Inhaltsstoffe wie etwa Vit<strong>am</strong>ine.<br />
Deshalb setzt man häufig auf die Pasteurisierung.<br />
Generell ist es ein Grenzgang zwischen langer<br />
Haltbarkeit und Erhaltung der Inhaltsstoffe.<br />
Sobald Fruchtsäuren im Spiel sind, empfiehlt sich<br />
die Pasteurisierung. In dem Moment, wenn keine<br />
Säuren im Spiel sind, muss sterilisiert werden.<br />
Es gibt für den Hausgebrauch auch noch das Einfrieren,<br />
bei dem auch mit Temperatur gearbeitet wird.<br />
Zeni: Früher hat man das im Winter in der Natur<br />
gemacht. Heute hat das Einfrieren den Nachteil,<br />
dass man auf ständige Energiezufuhr angewiesen<br />
ist.<br />
Was halten Sie vom Einlegen in Essig oder Öl zur<br />
Haltbarmachung?<br />
Zeni: Beim Einlegen gewährleistet man den<br />
Luftabschluss durch die Bedeckung mit Essig und<br />
Foto: Bernhard Aichner<br />
74 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Haltbarmachung<br />
Öl. Gerade das Einlegen in Öl ist aber die schwierigste<br />
Variante, weil man wirklich hygienisch<br />
absolut einwandfrei arbeiten muss. Es gibt nämlich<br />
Mikroorganismen, die unter Luftabschluss<br />
arbeiten können und sehr gesundheitsschädlich<br />
sind. Zum Beispiel das Bakterium Clostridium<br />
botulinum, das zum Botulismus führen kann, der<br />
bei nicht rechtzeitiger Behandlung sogar tödlich<br />
sein kann. Botulismus war vor allem früher weit<br />
verbreitet.<br />
Würden Sie sogar so weit gehen, vom Einlegen in Öl<br />
abraten?<br />
Zeni: Beim Einlegen in Essig habe ich überhaupt<br />
kein Problem, diese Methode weiterzuempfehlen.<br />
Beim Einlegen in Öl habe ich dagegen Bauchweh,<br />
das einfach so weiterzuempfehlen. Das Risiko,<br />
dass da etwas passiert, ist recht hoch. In Öl eingelegte<br />
Zucchini sind geschmacklich super, aber<br />
man muss bei der Herstellung sehr aufpassen und<br />
sie sind auch nicht so lange haltbar.<br />
Haben wir nun sämtliche Verfahren besprochen, die<br />
sich zur Haltbarmachung daheim eignen?<br />
Zeni: Was ich noch nicht erwähnt habe, ist der<br />
Wasserentzug durch Zuckern. Das nennt man<br />
Kandieren. Dabei wird der Zuckergehalt in<br />
den Pflanzenzellen stark erhöht, und zwar auf<br />
mindestens 70 Prozent. Zum Kandieren eignen<br />
sich nahezu alle Früchte, heimische wie exotische.<br />
Kandieren ist aufwändig, die Ergebnisse<br />
sind aber ganz köstlich und entschädigen für die<br />
Mühen.<br />
Besonders beim Einkochen, bei der Herstellung von<br />
Fruchtsäften und Sirupen und nicht zuletzt beim Kandieren<br />
ist man auf Zucker angewiesen. Dieser hat aber<br />
in den letzten Jahren zunehmend schlechtere Presse.<br />
Halten Sie einen Umstieg auf alternative Süßungsmittel<br />
für sinnvoll oder ist das Trommeln gegen den Zucker<br />
Alarmismus?<br />
Zeni: Das Ausweichen auf andere Süßungsmittel<br />
ist zum Teil gar nicht möglich. Beim Kandieren<br />
geht das gar nicht, weil es darum geht, den<br />
Zuckergehalt im Obst stark zu erhöhen.<br />
Das geht deshalb nicht, weil Zucker-Austauschstoffe<br />
teils eine dr<strong>am</strong>atisch höhere<br />
Süßkraft haben. Teilweise könnte man<br />
aber Zucker durch Alternativen ersetzen,<br />
die ähnliche Eigenschaften haben,<br />
wie etwa der derzeit sehr hochgejubelte<br />
Birkenzucker. Wobei man da langfristig<br />
gar nicht weiß, wie sich dieses Xylitol,<br />
ein Zuckeralkohol, auf den Organismus<br />
auswirkt. Ich muss aber ganz ehrlich<br />
sagen, dass ich ein echter Verfechter von Zucker<br />
bin. Zucker ist eines der wichtigsten Lebensmittel.<br />
Ohne Zucker gibt es kein Leben. Was sich<br />
gegenüber früher geändert hat, ist die Tatsache,<br />
dass der Mensch heutzutage über Fast Food und<br />
Convenience-Produkte sehr viel mehr versteckte<br />
„Ich bin ein Verfechter von<br />
Zucker, der eines der<br />
wichtigsten Lebensmittel<br />
ist.“<br />
<br />
Ulrich Jakob Zeni, Autor der EINKOCH BIBEL<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 75
Interview<br />
Zucker zu sich nimmt als früher. Es spricht für<br />
sich, dass Naturjoghurt viele Menschen heutzutage<br />
als zu sauer empfinden. Sogar gesüßtes Mineralwasser<br />
erfreut sich großer Beliebtheit. Auch<br />
die Weine werden tendenziell süßer, der Restzuckergehalt<br />
geht leicht nach oben. Mit Zucker<br />
wird vieles übertüncht. Wir nehmen über den<br />
ganzen Tag verteilt so viel versteckten Zucker<br />
zu uns, dass eine zusätzliche Zuckerzufuhr zu<br />
einem Problem werden kann. Ich appelliere aber<br />
an die Vernunft des Menschen. Wer sich bewusst<br />
ernährt, bekommt kein Problem mit Zucker.<br />
Wenn Eltern ihrem Kind statt der Zuckerbombe<br />
Fruchtzwerg ein Butterbrot mit in die Schule<br />
geben, ist schon einiges erreicht. Es wird auch im<br />
derzeitigen Smoothie-Hype gern übersehen, dass<br />
ein Viertelliter Smoothie einem Viertelkilo Obst<br />
entspricht und entsprechend viel Fruchtzucker<br />
enthält. Deshalb rutscht der Zucker ein wenig ins<br />
Abseits.<br />
Eigentlich gilt, wei bei anderen Substanzen, dass die<br />
Dosis das Gift macht?<br />
Zeni: So ist es. Besonders bei den versteckten<br />
Zuckern habe ich Bedenken. Am Produkt steht<br />
zwar „ohne Zuckerzusatz“, bei den Inhaltsstoffen<br />
steht dann Traubensaftkonzentrat an vorderster<br />
Stelle. Das ist im Grunde nichts anderes als Traubenzucker,<br />
der direkt ins Blut geht. Selbiges gilt<br />
für Agavendicksaft. In der EU zieht man derzeit<br />
gegen Zucker, Fette und Salz ins Feld. Eigentlich<br />
müsste man der Ignoranz des Konsumenten den<br />
K<strong>am</strong>pf ansagen.<br />
In Europa sind wir aber fast noch in einer besseren<br />
Position als etwa die USA, wo durch die stark subventionierte<br />
Maisproduktion in fast jedem Produkt Corn<br />
Syrup, also Maissirup enthalten ist, der die Amerikaner<br />
dick macht.<br />
Zeni: Das ist nichts anderes als aus Maisstärke<br />
gewonnenes Zuckerkonzentrat. Die Lebensmittelindustrie<br />
ist vielfach dazu übergegangen,<br />
verschiedene Zuckerarten zu verwenden, d<strong>am</strong>it<br />
der Zucker in der Liste der Inhaltsstoffe zurückrutscht.<br />
Der<br />
Schlüssel zu<br />
einem gesunden<br />
Lebensstil liegt<br />
in einer abwechslungsreichen<br />
Ernährung.<br />
Obst ist<br />
definitiv gesund,<br />
der Mensch ist<br />
aber kein reiner<br />
Obstesser. Wenn ich jeden Tag zwei Kilo Äpfel<br />
esse, ist das genauso ungesund, wie wenn ich<br />
überhaupt nie einen Apfel esse.<br />
„In der EU zieht man derzeit gegen Zucker,<br />
Fette und Salz ins Feld. Eigentlich müsste<br />
man der Ignoranz des Konsumenten<br />
den K<strong>am</strong>pf ansagen.“<br />
Welche Küchenutensilien benötigt man, um Obst und<br />
Gemüse aus dem eigenen Anbau haltbar zu machen?<br />
Zeni: Es gibt zwei Arten von Kochbüchern. Mannehme-Kochbücher<br />
und Man-habe-Kochbücher.<br />
Ich habe versucht, eines von letzterem Typ zu<br />
schreiben. Bei meinen Einkoch-Rezepten braucht<br />
man lediglich einen Herd, einen Kochtopf, einen<br />
Kochlöffel, ein Sieb und eventuell ein Backrohr<br />
zum Trocknen oder nachträglichen Pasteurisieren.<br />
Eine Flotte Lotte zum Passieren und ein Thermometer<br />
sind auch noch rats<strong>am</strong>, d<strong>am</strong>it man die<br />
Temperaturen im Auge behalten kann.<br />
Sie haben in Ihrem Buch auch Liköre und Ansätze<br />
behandelt. Welchen Ansatz verfolgen Sie, um einen<br />
guten Ansatz oder Likör zu machen?<br />
Zeni: Das Wichtigste ist immer das Ausgangsprodukt.<br />
Das Resultat der Verarbeitung kann nie<br />
besser, sondern immer nur gleich oder schlechter<br />
sein als das Anfangsprodukt. Ein weiterer<br />
wichtiger Punkt ist, sich zu überlegen, was man<br />
erreichen möchte. Will ich einen Himbeerlikörhaben,<br />
der nach Himbeeren schmeckt, einen<br />
Zirbenlikör, der nach Zirbe schmeckt? Dann muss<br />
ich die Zutaten so abstimmen, dass das, was man<br />
zusätzlich dazugibt, so geschmacksneutral wie<br />
möglich ist. Da sind wir dann beim Thema Zucker<br />
und Alkohol. Die Grundlage eines Likörs ist es,<br />
dass er mindestens 100 Gr<strong>am</strong>m Zucker und 15<br />
Volumsprozent Alkohol enthalten muss. Verwende<br />
ich für einen Himbeerlikör Rum als Basis,<br />
geht die Himbeere unter. Ob das gut oder schlecht<br />
ist, hängt von den individuellen Vorlieben und<br />
Erwartungen ab. Ich bin der Meinung, dass die<br />
n<strong>am</strong>ensgebende Frucht im Vordergrund stehen<br />
sollte. Will ich also einen Himbeerlikör machen,<br />
nehme ich den geschmacksneutralen weißen<br />
Zucker und einen neutralen Alkohol, meistens<br />
Vodka oder Weingeist, eventuell auch einen neutralen<br />
Apfelbrand. Bei den Zutaten ist generell<br />
darauf zu achten, dass es sich um beste Ware<br />
handelt. Veredeln, nicht verwerten, sollte das<br />
Credo lauten. Beim Zirbenlikör möchte ich diesen<br />
Waldgeschmack, diese Mundsauna, deshalb verwende<br />
ich dafür Vodka und nicht etwa Cognac.<br />
Sie veranstalten auch Sensorikseminare und Brennkurse.<br />
Wir leben in einem Land, das sich einer guten<br />
Brennkultur rühmen darf. Was zeichnet ein gutes<br />
Destillat aus?<br />
Zeni: Ganz einfach, ein gutes Destillat muss<br />
munden, wohl tun, schmecken. Es muss nach<br />
der Frucht riechen, die <strong>am</strong> Etikett steht. Ich als<br />
Verkoster muss genau wissen, wie der Rohstoff in<br />
all seinen Facetten schmeckt. Der Laie kann aber<br />
nicht alle Rohstoffe kennen. Daher ist die subjektive<br />
Wertung – mir schmeckt etwas oder eben<br />
76 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
<strong>Tirol</strong> Milch Wörgl ist die<br />
nachhaltigste Molkerei<br />
Mitteleuropas!<br />
Die <strong>Tirol</strong> Milch verarbeitet in Wörgl, in der nachhaltigsten Molkerei Mitteleuropas,<br />
ca. 80 Prozent des <strong>Tirol</strong>er Milchaufkommens. Wo <strong>Tirol</strong> Milch draufsteht, ist zu<br />
100 Prozent <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch drinnen.<br />
D<br />
ie <strong>Tirol</strong> Milch produziert<br />
ein Vollsortiment, beste Käsespezialitäten<br />
sowie ein<br />
Spezialsortiment für die Gastronomie.<br />
Fotos: APA Fotoservice Fotograf Jan Hetfleisch<br />
<strong>Tirol</strong> Milch<br />
Von links: Gerald Kotzauer (Geschäftsführung Berglandmilch eGen Verkauf Österreich, Deutschland, Schweiz<br />
und Marketing), Hannes Partl (Obmann-Stv. <strong>Tirol</strong> Milch), DI Josef Braunshofer (Vorsitzender und Geschäftsführer<br />
<strong>Tirol</strong> Milch/Berglandmilch eGen<br />
ENERGY GLOBE AWARD TIROL<br />
<strong>2017</strong> GEhT AN TIROL MILch<br />
Der Energy Globe Award for Sustainability<br />
gilt als einer der weltweit bedeutendsten<br />
und renommiertesten Umweltpreise.<br />
Mit diesem wurde die <strong>Tirol</strong><br />
Milch Wörgl ausgezeichnet. Im November<br />
2016 erhielt die <strong>Tirol</strong> Milch zuvor<br />
schon den klima:aktiv Preis.<br />
<strong>Tirol</strong> Milch Käsespezialitäten werden<br />
regelmäßig vielfach ausgezeichnet,<br />
zum Beispiel der <strong>Tirol</strong> Milch Urtyroler.<br />
Dieser wird aus bester <strong>Tirol</strong>er Bergbauernmilch<br />
produziert. Diese Premium-<br />
Bergkäsespezialität wird mindestens<br />
zwölf Monate gereift. Dadurch erhält der<br />
Urtyroler einen unvergleichlich würzigkräftigen,<br />
herzhaften Geschmack. Eiweißkristalle,<br />
die eine Folge der langen<br />
Reifung sind, unterstreichen die Einzigartigkeit<br />
dieser Käsespezialität.<br />
Neueste INNovatIoNeN:<br />
DESSERTGENUSS<br />
Der <strong>Tirol</strong> Milch DessertGenuss verspricht<br />
cremig knusprigen Genuss:<br />
Cremigstes Rahmjoghurt auf bester<br />
Fruchtsauce, mit knusprigen<br />
Kar<strong>am</strong>ell-Butterkeksen und Schokobällen<br />
im TopCup. Und durch<br />
den praktischen Löffel<br />
im Deckel ist der<br />
<strong>Tirol</strong> Milch DessertGenuss<br />
ideal<br />
zum überall<br />
und sofort<br />
Genießen<br />
in den Sorten<br />
Cappuccino-Kar<strong>am</strong>ell<br />
und Erdbeer-Vanille.<br />
TIRoL MILCh WEINzIRLER, IN<br />
RoTWEIN AFFINIERT!<br />
Der <strong>Tirol</strong> Milch Weinzirler ist eine <strong>Tirol</strong>er<br />
hartkäsespezialität mit einer Reifezeit<br />
von mindestens sechs Monaten.<br />
Diese verleiht dem <strong>Tirol</strong> Milch Weinzirler<br />
den würzig-kräftigen, charaktervollen<br />
Geschmack. Nach seiner Reife<br />
wird der Weinzirler noch mit Rotwein<br />
affiniert. Dies gibt ihm sein spezielles<br />
Geschmackserlebnis und der Rinde ihre<br />
spezielle dunkelrote Farbe.<br />
TIRoL MILCh PREMIUM BERG-<br />
KäSEAUFSChNITT<br />
Der <strong>Tirol</strong> Milch Bergkäseaufschnitt ist<br />
der erste Premium-Käseaufschnitt in<br />
Österreich mit drei Premium-Käsesorten<br />
in einer Packung. Die Premium-Bergkäsesorten<br />
sind alle würzig-kräftig im Geschmack,<br />
davon ist einer vier Monate in<br />
der höhle gereifter Bergkäse, ein weiterer<br />
sechs Monate gereifter Bergkäse<br />
mit Rotwein affiniert und einer ein neun<br />
Monate gereifter Bergkäse.<br />
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Interview<br />
„Veredeln, nicht<br />
verwerten, sollte das<br />
Credo lauten.“<br />
nicht – wichtig. Viele Menschen, die Vogelbeerschnaps<br />
nicht mögen, mögen dessen Marzipan-<br />
Bittermandel-Ton nicht.<br />
Dieser marzipanige Geschmack ist aber auch in<br />
anderen Destillaten teils durchaus prominent zu<br />
schmecken.<br />
Zeni: Ganz genau. Wenn jemand kein Marzipan<br />
mag, scheiden Zwetschke, Weichsel, Marille, Mirabelle,<br />
Pflaume, Vogelbeere, Mehlbeere und Aronia<br />
aus, weil in diesen Destillaten der Marzipanton<br />
in unterschiedlicher Intensität vorhanden<br />
ist. Wer kein Curry mag, wird sich beispielsweise<br />
mit der indischen Küche schwertun. Zurück zum<br />
guten Destillat: Man sollte <strong>am</strong> Destillat riechen<br />
und sich – wenn olfaktorisch alles einwandrei ist<br />
– auf das Probieren freuen. Das Destillat darf <strong>am</strong><br />
Gaumen und im Mund nicht kratzen und scharf<br />
sein und soll auf der Zunge sein Aromenspiel<br />
entfalten. Es darf auch nicht beim Schlucken<br />
„hinunterbrennen“, sondern wohltuend sein.<br />
Der Zugang ist eigentlich ein ganz natürlicher.<br />
Ein gutes Destillat muss nach der Frucht riechen<br />
und schmecken und darf keine körperinternen<br />
Abwehrreaktionen hervorrufen. Nach diesen<br />
Kriterien gehen auch wir Profiverkoster vor:<br />
Riecht es, wie es riechen soll, sind Fremdgerüche<br />
im Spiel, ist es mild, harmonisch und komplex?<br />
Der Zugang ist derselbe, ganz egal ob man nun<br />
Schnaps, Vodka oder Gin verkostet.<br />
Beim Gin, der viele Botanicals enthält, dürfte diese<br />
Bewertung gar nicht so einfach sein.<br />
Zeni: Gin ist ein gutes Beispiel. Dieser darf nicht zu<br />
alkoholisch wirken, der Alkohol ist nur Trägersubstanz<br />
und muss blitzsauber sein. Klassischer Gin<br />
definiert sich in der Regel als wacholderdominante<br />
Spirituose mit Zitrusaromen und anderen Botanicals.<br />
Diese Botanicals können Beeren, Rinden,<br />
S<strong>am</strong>en, Früchte, Fruchtschalen, Gewürze, Kräuter<br />
und Wurzeln sein. Ein Gin muss in erster Linie<br />
nach Wacholder und irgendeiner Zitrusart riechen<br />
und schmecken und rund sein. Hinten kommen<br />
dann die Botanicals dazu. Ist da eine Zutat drin,<br />
die zu dominant ist, ist der Gin nicht mehr rund<br />
und d<strong>am</strong>it nicht gut. Ich habe kürzlich einen Gin<br />
gekostet, der zu zimtlastig war. Das Ziel, ein rundes<br />
Ges<strong>am</strong>tprodukt zu erzeugen, gilt genauso für andere<br />
Lebensmittel. Wenn ich Essiggurken mache,<br />
sollen die nicht in erster Linie nach Lorbeer oder<br />
Wacholder schmecken, so wie der Schweinsbraten<br />
nicht nur nach Kümmel schmecken soll.Es kommt<br />
– wie so oft im Leben – auf die richtige Balance an.<br />
<br />
Interview: Marian Kröll<br />
78 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
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Nudeln aus <strong>Tirol</strong><br />
Die Nudelmacher<br />
Nudeln in den unterschiedlichsten Variationen sind das Lieblingsgericht der Österreicher,<br />
noch vor dem Wiener Schnitzel und dem Schweinsbraten. <strong>Tirol</strong> ist ein guter Boden<br />
für die Herstellung von Nudeln, denn nicht nur Österreichs Marktführer Recheis<br />
ist hier beheimatet. Auch einige kleinere Produzenten haben sich auf hausgemachte<br />
Nudeln spezialisiert.<br />
D<br />
as<br />
renommierte Meinungsforschungsinstitut<br />
Nielsen hat 1.200<br />
Personen in Österreich nach ihrem<br />
Lieblingsessen gefragt. Das Ergebnis war dann ein<br />
wenig überraschend, denn weder Wienerschnitzel<br />
noch andere Fleischgerichte wurden als Leibspeise<br />
genannt, sondern Nudeln. In allen denkbaren Variationen.<br />
Es sind aber nicht nur die Saucen unterschiedlich,<br />
auch die Nudeln selber gibt es in vielen, vielen<br />
Abwandlungen. Wikipedia nennt an die 350 verschiedene<br />
Nudelformen. Eine vollständige Aufzählung<br />
würde hier den Rahmen sprengen. Aber<br />
die gängigsten sind ohnehin bekannt. Oder wem<br />
müsste man Spaghetti, Makkaroni, Tagliatelle,<br />
Lasagne oder Spiral- und Hörnchennudeln noch<br />
groß erklären?<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Auch wenn es die Italiener nicht gern hören wollen,<br />
sie haben die Nudel nicht erfunden. Basta! Am Ufer<br />
des Gelben Flusses in China haben Archäologen<br />
4.000 Jahre alte Nudeln ausgegraben, aus der Jungsteinzeit<br />
also. Diese Nudeln hatten schon eine entfernte<br />
Ähnlichkeit mit Spaghetti, wurden aber nicht<br />
aus Weizen, sondern aus Hirse hergestellt. Nach<br />
Italien und d<strong>am</strong>it nach Europa sind die Nudeln dann<br />
durch Marco Polo gekommen, so steht’s in alten<br />
Schulbüchern. Mittlerweile weiß man, dass die Italiener<br />
schon im 4. Jahrhundert die Nudel kannten<br />
und auch die antiken Griechen hatten mit „Laganon“<br />
schon einen eigenen N<strong>am</strong>en dafür. Aber auch das ist<br />
keine 4.000 Jahre her, also kann man die Chinesen<br />
getrost als Erfinder der Nudeln durchgehen lassen.<br />
Vielleicht noch ein tirol-interner historischer<br />
Abstecher zum Thema Nudeln: Eine Legende besagt,<br />
dass an Imster Bauern dereinst von Händlern<br />
Nudeln verkauft wurden. Die Bauern waren vom<br />
Geschmack der neuartigen Speise derart begeistert,<br />
dass sie einen Rest davon aufsparten und im Frühjahr<br />
als Saat auf ihren Feldern ausbrachten. Der<br />
„Nudelbauer“ war geboren und die Bewohner des<br />
Oberländer Dorfs sind diesen Spottn<strong>am</strong>en bis heute<br />
nicht mehr losgeworden. Obwohl, Imst ist ja eigentlich<br />
eine Stadt und kein Dorf …<br />
80 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016
Nudeln<br />
Markus Rabl verkauft nicht nur Bio-Eier oder lässt<br />
d<strong>am</strong>it Nudeln produzieren, gemeins<strong>am</strong> mit seiner Doris<br />
züchtet er auch Rassehühner. Gerti Kistl aus Kundl hat<br />
31 verschiedene Nudelsorten im Angebot. Fünf Tonnen<br />
kommen im Jahr zus<strong>am</strong>men. Ihr Mann Claudio bezeichnet<br />
das Nudelmachen aber immer noch als Hobby.<br />
Fotos: Friedle, Fotolia<br />
Der Marktführer<br />
Wer in <strong>Tirol</strong> über Nudeln schreibt, der kommt an<br />
der Firma Recheis natürlich nicht vorbei. Das Haller<br />
F<strong>am</strong>ilienunternehmen besteht seit 1889 und<br />
produziert heute die enorme Menge von über 15<br />
Millionen Kilo Nudeln im Jahr. Im Vorjahr waren es<br />
15.700 Tonnen. Mit seinen 200 Mitarbeitern erwirtschaftet<br />
die Recheis-Gruppe einen Jahresumsatz<br />
von aktuell 40 Millionen Euro. Recheis-Geschäftsführer<br />
Martin Terzer freut sich: „Mit über 30 Prozent<br />
Marktanteil sind wir Marktführer in Österreich.<br />
Und das sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als<br />
auch in der Gastronomie.“ Das Erfolgsrezept von<br />
Recheis bringt Terzer so auf den Punkt: „Oberste Gebote<br />
unserer täglichen Arbeit sind die Natürlichkeit<br />
unserer Produkte und die hohe Qualität der dafür<br />
verwendeten Zutaten.“<br />
Das Sortiment des Haller Nudelproduzenten<br />
umfasst gut 60 unterschiedliche Nudelformen,<br />
immer wieder wird etwas Neues ausprobiert. Die<br />
meisten Nudeln werden aus Hartweizen hergestellt,<br />
es gibt aber auch nahezu alle Sorten aus<br />
Dinkel und wahlweise mit oder ohne Ei. Auch auf<br />
Ernährungstrends reagiert Recheis. Es gibt etwa<br />
kohlenhydratreduzierte und vegane Nudeln in<br />
vielen Varianten. Recheis setzt bei der Produktion<br />
seiner Nudeln auf allerhöchste Qualität, anders<br />
würde sich die Position des Marktführers nicht<br />
lange halten lassen, 80 Prozent Bekanntheitsgrad<br />
der Marke hin oder her.<br />
D<strong>am</strong>it in Zukunft die Innovationen nicht weniger<br />
werden, hat Recheis eine „Ideenfabrik“ gegründet:<br />
„Jeder unserer Mitarbeiter ist eingeladen, seine<br />
Ideen einzubringen und das Unternehmen mitzuentwickeln.<br />
Der ideenreichste Mitarbeiter wird dann<br />
im Rahmen einer Feier ausgezeichnet“, sagt GF<br />
Martin Terzer.<br />
Tonnenschweres Hobby<br />
Bei den Kistls hört die Ideenfabrik auf den<br />
schönen N<strong>am</strong>en Claudio. Seine Frau Gerti hat<br />
in Kundl Gertis Hofladen eingerichtet und der<br />
Verkaufsschlager dort sind die hausgemachten<br />
Nudeln. Die finden inzwischen so guten Absatz,<br />
dass sie sich zu einem tragfähigen, wirtschaftlichen<br />
Standbein entwickelt haben. Begonnen hat<br />
alles vor 22 Jahren. Kurz nach dem EU-Beitritt<br />
Österreichs landete der Eierpreis im Keller. Wohin<br />
also mit den vielen Eiern? F<strong>am</strong>ilie Kistl musste<br />
sich, wie so viele Hühnerhalter, nach einer Alternative<br />
umsehen. Und so ist Claudio Kistl nach<br />
Schlierbach gefahren und hat dort das Handwerk<br />
des Nudelmachers erlernt. Dann noch die notwendigen<br />
Nudelmaschinen angeschafft, den Behördenkr<strong>am</strong><br />
erledigt und es konnte losgehen. Die<br />
Produktion von hausgemachten Nudeln ist ziem-<br />
Im Hofladen von Gerti Kistl in Kundl sind sämtliche<br />
Sorten an Nudeln verfügbar. Verkauft wird auch auf<br />
Bauernmärkten oder in Lebensmittelgeschäften.<br />
Auch Postversand ist möglich und so manche<br />
Sendung geht dabei bis nach Deutschland.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 81
Nudeln aus <strong>Tirol</strong><br />
lich aufwändig, da muss die ganze F<strong>am</strong>ilie mit<br />
anpacken. Nach und nach wurden die einzelnen<br />
Arbeitsschritte immer mehr zur Routine und heute<br />
verlassen an die fünf Tonnen Nudeln im Jahr<br />
die „Fabrik“ im Keller. Verkauft werden sie dann<br />
zu einem kleinen Teil im Hofladen. Das meiste<br />
geht über die Ladentische von Bauernmärkten,<br />
Lebensmittelgeschäften und anderen Hofläden.<br />
Auch online werden Bestellungen aufgenommen<br />
und die Nudeln dann per Post verschickt, bis nach<br />
Deutschland. Aktuell umfasst das Angebot an Nudeln<br />
aus dem Hause Kistl exakt 31 verschiedene<br />
Sorten – bald könnte mit Kastaniennudeln eine<br />
weitere dazukommen. Man wird sehen. Mit dem,<br />
im Vergleich zu industriell gefertigten Nudeln,<br />
relativ hohen Verkaufspreis hat es nie Probleme<br />
gegeben: „Die Leute wissen Qualität zu schätzen<br />
und akzeptieren, dass Handarbeit eben seinen<br />
Preis hat“, weiß Gerti Kistl aus ihrer langjährigen<br />
Erfahrung.<br />
Für ihren Mann Claudio ist das Nudel-Herstellen<br />
nicht mehr nur ein Hobby, wie es anfangs einmal<br />
„ Die Qualität unserer<br />
Produkte ist oberstes Gebot.“<br />
<br />
Martin Terzer, GF Recheis<br />
war. Mittlerweile wurde dieses zweite Standbein<br />
tonnenschwer und ist wohlschmeckend noch dazu.<br />
Mini-Eier ganz groSS<br />
Markus Rabl ist Obmann der Erzeugergemeinschaft<br />
<strong>Tirol</strong>er Bio-Ei, in der zehn <strong>Tirol</strong>er Bauern<br />
mit ihren gut 20.000 Legehennen vereint sind.<br />
Das ergibt naturgemäß jede Menge Eier und die<br />
werden unter der bekannten Marke „Bio vom<br />
Berg“ im Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Allerdings<br />
nur ab einer bestimmten Größe, Markus<br />
Rabl erklärt das Problem: „Bio-Eier in den Größen<br />
M bis XL lassen sich leicht vermarkten, kleinere<br />
Eier haben keine Chance, obwohl sie ebenfalls<br />
ausgezeichnet schmecken.“ Nun ist es so, dass<br />
junge Hühner ihren jeweiligen Legezyklus d<strong>am</strong>it<br />
beginnen, dass sie sehr kleine Eier legen, die<br />
dann mit jedem Tag größer werden. Rabl selbst<br />
hält 1.500 Hühner und das ergibt im Jahr an die<br />
15.000 Stück marktunfähige Eier der Größe S, also<br />
Small. Auch hier also die Frage: Wohin mit den<br />
vielen Eiern?<br />
Markus Rabl und viele andere Legehennen-<br />
Bauern lassen aus ihren Bio-Eiern Nudeln produzieren,<br />
die sie dann selber vermarkten. In <strong>Tirol</strong> hat<br />
sich kein flexibler Nudelfabrikant dafür gefunden,<br />
also musste alternativ ins benachbarte Bayern ausgewichen<br />
werden. Markus Rabl erklärt den Ablauf:<br />
„Wir liefern unsere Eier direkt nach Bayern raus,<br />
dazu den Hartweizen. Den gibt es in Bio-Qualität<br />
in ganz <strong>Tirol</strong> nicht, also kaufen wir ihn aus der<br />
Po-Ebene zu. Dann werden mit den jeweiligen<br />
Eiern die gewünschten Nudeln produziert und für<br />
jeden Landwirt extra abgepackt. In Rabl-Nudeln<br />
sind also nur Rabl-Eier drin – so funktioniert<br />
das.“ Seine 15.000 S-Eier reichen für etwa 3.000<br />
Packungen Nudeln und Rabl bezahlt dafür die<br />
Herstellungskosten.<br />
Dass aller Anfang schwer ist, musste auch Markus<br />
Rabl feststellen: „Die Leute waren skeptisch,<br />
auch waren die Bauern für die Idee mit den Nudeln<br />
nur schwer zu begeistern. Ich hab dann kleine<br />
Päckchen angefertigt und die Nudeln reihenweise<br />
als Kostproben verschenkt. Ab da hat es dann<br />
angefangen zu laufen.“ Rabl erinnert sich lachend<br />
zurück, wie er einmal einer Kundin eine Packung<br />
seiner Nudeln verkauft hat: „Am nächsten Tag ist<br />
sie dann mit einem großen Sack voller Nudeln zu<br />
mir gekommen. Alles Handelsmarken, ich nenne<br />
keine N<strong>am</strong>en. Sie meinte, vielleicht könne ich die<br />
ja an meine Tiere verfüttern. Sie selber hat sich<br />
gleich noch zwei Packerln meiner Nudeln mitgenommen.“<br />
Die Rabl-Nudeln werden ab Hof, auf<br />
Bauernmärkten oder in Bauernläden vermarktet.<br />
Bedingt durch die hervorragende Qualität lässt<br />
sich dafür ein fairer Verkaufspreis erzielen.<br />
Markus Rabls Frau Doris hat sich seit Kurzem<br />
auf die Zucht seltener Hühnerrassen spezialisiert,<br />
die in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit befreundeten Züchtern<br />
unter hennenland-tirol.at zum Kauf angeboten<br />
werden. Nachschub an Legehennen ist auch<br />
notwendig, denn immer mehr Bauern steigen von<br />
der Milchwirtschaft auf die Bio-Eierproduktion<br />
um und viele dieser Eier werden dann als wertvolle<br />
Grundlage für Nudeln Verwendung finden.<br />
Hausgemachte Nudeln halten gut und gern ein<br />
Jahr lang, aber so lange werden sie im Regelfall<br />
nicht auf ihre Bestimmung warten müssen. Denn<br />
schließlich sind Nudeln das Lieblingsgericht Nummer<br />
eins in unserem Land. Gernot Zimmermann<br />
82 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
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Bäcker<br />
Hoch hinaus<br />
mit Bäcker-Lehre<br />
Das Bäcker-Handwerk ist ein schöner Beruf. Schließlich verbindet jeder mit dem Duft<br />
von Brot positive Gefühle. Um im harten Wettbewerb bestehen zu können, kommt es<br />
heute noch mehr als früher auf Qualität und Handwerkskunst an. Beides ist in <strong>Tirol</strong><br />
zur Genüge vorhanden, wie junge Bäcker-Talente eindrucksvoll gezeigt haben.<br />
H<br />
andwerk hat goldenen Boden. Das<br />
ist, führt man sich den teils drastischen<br />
Facharbeitermangel vor<br />
Augen, unter dem viele Branchen zu leiden haben,<br />
keine leere Phrase. Dass es mit einer Lehre im<br />
Bäckerberuf hoch hinaus gehen kann, bewies<br />
Mitte Juni <strong>Tirol</strong>s Bäckernachwuchs im Rahmen<br />
des Bundeslehrlingswettbewerbs der Bäcker <strong>2017</strong><br />
in Innsbruck. Dieser Wettbewerb, in dem in nicht<br />
weniger als neuen Disziplinen – vom Brotwirken<br />
bis zum Schaugebäck – auf hohem Niveau gearbeitet<br />
wurde, ist für die <strong>Tirol</strong>er Bäcker erfreulicherweise<br />
zum Heimspiel geworden. So konnte sich<br />
Saskia Spiegelhoff vom Lehrbetrieb Bäckerei Lener<br />
in Innsbruck den Bundessieg holen, gefolgt von<br />
Michael Raggl vom Lehrbetrieb Gurgltalbrot in<br />
Nassereith. Der kleine, 2010 gegründete Betrieb<br />
bildet von Anfang an Lehrlinge aus und stellte mit<br />
Florian Ögg bereits 2015 den Bundessieger. Mit<br />
dem jüngsten Erfolg hat man die hohe Qualität<br />
der Ausbildung im Betrieb eindrucksvoll untermauert.<br />
Was hinter dem Erfolg seiner Lehrlinge<br />
steckt, erklärt Bäckermeister Luggi Tschiderer,<br />
der mit Frau Tanja die Bäckerei führt: „Das Besondere<br />
an unserer Lehrlingsausbildung ist, dass der<br />
Lehrling von Anfang an überall eingesetzt wird.<br />
Dass man mit Bäckerlehre zum beruflichen<br />
Höhenflug ansetzen kann,<br />
demonstrierten die <strong>Tirol</strong>er Teilnehmer<br />
Saskia Spiegelhoff (2. v. l.) und Michael<br />
Raggl (Mitte) mit ihren Trainern Johann<br />
Sandbichler (l.) und Hannes Payr (r.) sowie<br />
Andreas Mair (Bäckerausschuss).<br />
Fotos WK, Fotolia<br />
84 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Gold und Silber: Saskia Spiegelhoff und Michael Raggl ließen die Konkurrenz spielend hinter sich. Peter<br />
Zangerl, Bäckerinnungsmeister <strong>Tirol</strong>, war vom Können des <strong>Tirol</strong>er Bäckernachwuchses angetan.<br />
Natürlich Schritt für Schritt, aber <strong>am</strong> Ende der<br />
Lehrzeit kann er alles. Teig mischen, aufarbeiten<br />
und natürlich das Brot ‚ausbacken‘ gehört dazu.<br />
Das Allerwichtigste und Beste in der Lehrzeit<br />
ist, wenn sich der Chef noch Zeit nimmt und<br />
Geduld für den Lehrling aufbringt.“ Ins gleiche<br />
Horn stößt auch „Brotbube“ Stefan Lener, der<br />
mit Saskia Spiegelhoff heuer den besten Bäckerlehrling<br />
Österreichs in seiner Mannschaft hat<br />
und schon seit 1980 Lehrlinge ausbildet: „Unsere<br />
Lehrlinge werden im Laufe der Lehrzeit in allen<br />
Bereichen eingesetzt und lernen jeden Aspekt des<br />
Bäckerhandwerks kennen. Es braucht Allrounder.<br />
Es ist aber gleichzeitig wichtig, sie dabei nicht zu<br />
‚verheizen‘.“<br />
Es sind zweifellos die Allrounder-Qualitäten,<br />
die Bäckern vor allem nach einer Ausbildung in<br />
kleineren Bäckereien zu eigen sind und die sie aus<br />
der Masse hervorstechen lassen. Dabei geht ohne<br />
Motivation – wie in jedem anderen Handwerk und<br />
im Berufsleben überhaupt – nichts. „Besonderen<br />
Wert legen wir darauf, dass der Lehrling auch<br />
selber etwas lernen will. Es bringt nichts, wenn er<br />
es nur machen muss, sondern die Liebe zum Beruf<br />
gehört da dazu, das sollte man dann auch beim<br />
Brot ‚schmecken‘“, meint Tschiderer.<br />
Qualitätsausbildung führt<br />
zu Qualitätsware<br />
Der Bäckerberuf ist zweifellos ein schöner, erfüllender<br />
Beruf. Wer liebt nicht den Duft frisch<br />
gebackenen Brots? Bäcker zu sein, ist weit mehr<br />
als ein Brotberuf, sondern eine Leidenschaft.<br />
Schließlich stellt man mit Brot ein unverzichtbares<br />
Grundnahrungsmittel her. „Ein Nahrungsmittel,<br />
das immer gebraucht wird. Ein Leben ohne Brot<br />
ist für viele gar nicht vorstellbar. Außerdem arbeiten<br />
wir mit der Natur, das heißt ohne chemische<br />
Backhilfsmittel, und es ist toll, etwas Gesundes<br />
herzustellen. Von dem Duft des frischen Brots<br />
mal ganz abzusehen ...“, gerät Luggi Tschiderer ins<br />
Schwärmen. Es ist diese Leidenschaft, das Brennen<br />
fürs eigene Handwerk, das Lehrherren wie<br />
Tschiderer und Lener an ihre Lehrlinge weiterzugeben<br />
vermögen.<br />
Doch wie lässt sich der schöne Bäckerberuf der<br />
heutigen Jugend schmackhaft machen? Für ihn<br />
persönlich seien, selbst wenn man eine Sechstagewoche<br />
habe, die Arbeitszeiten ein Pluspunkt,<br />
argumentiert Stefan Lener: „Wenn ich um halb<br />
drei beginne und nach der Arbeit die Bäckerei<br />
verlasse, habe ich den ganzen Nachmittag frei.<br />
Man muss sich halt den Schlaf entsprechend<br />
einteilen.“ Gurgltalbrot-Bäcker Luggi Tschiderer<br />
räumt ein, dass der Beruf auch anstrengend sei,<br />
beurteilt das aber ganz ähnlich: „Wir Bäcker haben<br />
auch genügend Zeit. Die Jugendlichen arbeiten in<br />
der Nacht bzw. früh morgens, <strong>am</strong> Vormittag ein<br />
paar Stunden Schlaf und nachmittags haben sie<br />
Freizeit. Jemand <strong>am</strong> Bau muss beispielsweise den<br />
ganzen Tag arbeiten und kommt dann <strong>am</strong> Abend<br />
nach Hause und hat nur <strong>am</strong> Wochenende Freizeit.“<br />
Und: „Auch der Lohn ist für einen Bäckerlehrling<br />
ein Ansporn.“<br />
Die kleineren Bäckereibetriebe, ohne deren<br />
wertvollen Beitrag zur Lehrlingsausbildung<br />
es womöglich finster aussähe, sehen neben<br />
persönlichem Service und Flexibilität nur drei<br />
Möglichkeiten, sich dauerhaft gegen die Industrie-Massenware<br />
zu behaupten: kompromisslose<br />
handwerkliche Qualität, Qualität und noch einmal<br />
Qualität. <br />
David Winter<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 85
Mehl<br />
Mehl<br />
Mehl gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln<br />
überhaupt und ist aus keiner<br />
Küche und aus keiner Backstube wegzudenken.<br />
Die Verwandlung von Getreide in Mehl<br />
ist ein uraltes Handwerk und hat sich im<br />
Lauf der Geschichte nicht wesentlich geändert.<br />
Dennoch gibt es Unterschiede in der<br />
Herstellung von Mehl – auch in <strong>Tirol</strong>.<br />
A<br />
rchäologische Funde belegen, dass<br />
schon 4.000 Jahre vor unserer<br />
Zeitrechnung in Ägypten Getreide<br />
angebaut wurde, wahrscheinlich liegt der erste<br />
Anbau gut 10.000 Jahre zurück. Über Jahrtausende<br />
hinweg wurde das Getreide aber nicht zu Mehl<br />
verarbeitet – der erste „Mahlgang“ mit waagrecht<br />
angebrachten Mühlsteinen erfolgte vor etwa 3.600<br />
Jahren, auch in Ägypten. Die erste mit Wasserkraft<br />
angetriebene Mühle ging 100 vor Christi in Betrieb,<br />
in unseren Gefilden sind Wassermühlen und<br />
auch Windmühlen erst seit ungefähr 1.000 Jahren<br />
bekannt.<br />
Im Prinzip funktioniert das Mahlen von Getreide<br />
seit jeher gleich – das jeweilige Korn wird so<br />
lange und so oft zwischen zwei Steinen zerrieben,<br />
bis Mehl in der gewünschten Feinheit übrigbleibt.<br />
Es geht aber auch ohne Mahlen, denn jedes<br />
Getreide kann auch gemörsert werden und Dinkel<br />
muss man so oder so „spelzen“, wie das die <strong>Tirol</strong>er<br />
Bauern nennen. Aber bleiben wir beim Mahlen von<br />
Mehl.<br />
Der Big Player<br />
Wenn die Farbe der Verpackung eines Produkts<br />
zu einem Teil des allgemeinen Wortschatzes wird,<br />
dann braucht sich das betreffende Unternehmen<br />
über Werbemaßnahmen nicht mehr groß den Kopf<br />
zu zerbrechen. Die Rede ist von der Innsbrucker<br />
Rauchmühle, der führenden Mühle Westösterreichs.<br />
Die Typisierung der Rauch-Mehle mittels Farben<br />
ist derart in den Sprachgebrauch der <strong>Tirol</strong>er eingegangen,<br />
dass sogar in Rezepten die Begriffe „Grünes<br />
Mehl“, „Blaues Mehl“ oder „Oranges Kuchenmehl“<br />
verwendet werden.<br />
Jährlich werden an der Innsbrucker Hallerstraße<br />
30.000 Tonnen Weizen, 5.000 Tonnen Roggen und<br />
200 Tonnen Dinkel vermahlen. Die Rauchmühle<br />
produziert naturreines Mehl und für Bäckereien<br />
wird mit dem „Vinschger-Mehl“ eine spezielle<br />
Mehlmischung angeboten. Das Getreide dafür wird<br />
ausschließlich in Ostösterreich angebaut und per<br />
Eisenbahn direkt in die Rauchmühle geliefert, wo es<br />
einen eigenen Gleisanschluss gibt. Da freut sich die<br />
Umwelt.<br />
Die umgewälzten Mengen an Getreide und Mehl<br />
in der Rauchmühle muten gigantisch an – so beträgt<br />
allein die Lagerkapazität des Getreidesilos 15 Millionen<br />
Kilogr<strong>am</strong>m. Die Befüllung der 30 Kilo schweren<br />
Mehlsäcke für Großabnehmer erfolgt 300 Mal in<br />
einer Stunde und auch bei der vollautomatischen<br />
Kleinpaketierung geht ordentlich was weiter – 6.000<br />
Stück verlassen jede Stunde die Förderbänder.<br />
In Österreich hat die Rauchmühle einen Marktanteil<br />
von etwa 15 Prozent und zählt d<strong>am</strong>it hierzulande<br />
zu den Big Playern bei den industriellen<br />
Mühlen. D<strong>am</strong>it das so bleibt, werden bei der Auswahl<br />
der Rohstoffe und bei der Produktion höchste<br />
86 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Mehl aus <strong>Tirol</strong><br />
Qualitätsmaßstäbe angelegt. Auch die Mühle selbst<br />
wird durch regelmäßige Investitionen stets auf den<br />
neuesten technischen Stand gebracht.<br />
Tradition verpflichtet<br />
Die Wieshofermühle in St. Johann ist die letzte<br />
große nichtindustrielle Mühle <strong>Tirol</strong>s. Heute wird<br />
der Betrieb in sechster Generation von Lukas Krainz<br />
geführt, die Geschichte des Mühlen-Standorts reicht<br />
aber weit über 500 Jahre zurück.<br />
Schon beim Betreten des Geländes der Wieshofermühle<br />
liegt typischer Getreide- und Mehlgeruch in<br />
der Luft. 5.000 bis 7.000 Tonnen Getreide werden<br />
hier alljährlich vermahlen und hauptsächlich zu<br />
Mehl verarbeitet. Die übrig gebliebene Kleie geht in<br />
die Futtermittelproduktion. Zu den Hauptkunden<br />
der Wieshofermühle zählen Bäckereien, Großhändler<br />
und bekannte Einzelhandelsketten. Etwa drei Prozent<br />
der Produktion wird in 1-Kilo-Säcken abgefüllt<br />
und im hauseigenen Mühleladen und in lokalen<br />
Supermärkten verkauft.<br />
Lukas Krainz ist 2010 im Anschluss an das abgeschlossene<br />
Betriebswirtschaftsstudium in den<br />
F<strong>am</strong>ilienbetrieb eingetreten, zwei Jahre später ist<br />
seine Schwester Caroline ins Geschäft eingestiegen.<br />
Nach dem plötzlichen Ableben seines Vaters im Jahr<br />
2016 wurde Lukas Eigentümer der Wieshofermühle,<br />
die d<strong>am</strong>als in einer schwierigen Situation war: „Das<br />
österreichweite Mühlensterben hat auch unserem<br />
Betrieb zugesetzt. Der ganze Markt hat sich stark<br />
verändert, also gilt es, sich durch Innovationen,<br />
hochwertigste Produkte und besten Service einzigartig<br />
zu präsentieren.“<br />
Lukas Krainz vertritt in <strong>Tirol</strong> den Berufstand der<br />
Müller in der Lebensmittelinnung und weiß um<br />
die Bedeutung des Handwerks: „Ein guter Müller<br />
braucht viel Fachwissen, nicht nur, was die perfekte<br />
Justierung der Mühle anbelangt.“ Zwar könne man,<br />
so Krainz, ein gutes Getreide „nicht wirklich kaputtmachen“,<br />
aber aus einer schlechten Getreidequalität<br />
lasse sich mit Sicherheit kein gutes Mehl herstellen:<br />
„Alchemist bin ich nämlich keiner“, so Lukas Krainz.<br />
Für das Mehl der Wieshofermühle wird ausschließlich<br />
in Österreich angebautes Getreide verwendet.<br />
Aus seinen Lieferanten macht Krainz kein<br />
Geheimnis, volle Transparenz sieht er als Selbstverständlichkeit<br />
an. Beim Weizen hat sich Krainz für die<br />
Sorte Astardo entschieden. „Der passt von seinen<br />
Charaktereigenschaften perfekt in den Produktionsablauf<br />
des Backens hinein“, erklärt Lukas Krainz.<br />
Ganz wichtig sei auch eine gleichbleibende Qualität,<br />
denn nur so ließen sich homogene Produkte herstellen.<br />
Um die Bäcker unter seinen Kunden besser zu<br />
verstehen, hat Krainz Brot backen gelernt und kennt<br />
jetzt die Fachausdrücke für die jeweilige Beschaffenheit<br />
eines Teigs: „Das gehört zum persönlichen<br />
Service dazu. Je mehr ich über das Bäckerhandwerk<br />
Lukas Krainz und seine Schwester Caroline in ihrer<br />
Mühle in St. Johann. Die für die Mahlgänge benötigte<br />
Energie liefert ein eigenes Wasserkraftwerk. Im<br />
Mühle-Laden wird das Mehl der Wieshofermühle in<br />
1-kg-Packungen angeboten, Großkunden werden<br />
auch mit dem LKW beliefert.<br />
Fotos: Fotolia, Friedle, Rauch<br />
Über den eigenen Gleisanschluss <strong>am</strong> Gelände der<br />
Rauchmühle wird das Getreide gleich waggonweise<br />
angeliefert. 6000 Packungen Mehl zu je 1 kg<br />
verlassen jede Stunde die Kleinpaketieranlage.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 87
Mehl<br />
Mehltypen<br />
Die Typisierung von Mehlsorten<br />
unterscheidet sich in Österreich<br />
von vielen anderen Ländern. Man<br />
unterscheidet hierzulande folgende<br />
Mehltypen:<br />
W480<br />
(Weizenmehl für<br />
feine Backwaren)<br />
beliebtes Haushaltsmehl, gute<br />
Backeigenschaften<br />
W700<br />
(Weizenmehl mit höchster<br />
Klebereigenschaft)<br />
für feinporige Teige und als Vielzweckmehl<br />
geeignet<br />
W1600<br />
(dunkles Weizenmehl)<br />
Mischbrote oder herzhafte Backwaren<br />
R500<br />
(feines Roggenmehl)<br />
helle Roggenbrote<br />
R960<br />
(normales Roggenmehl)<br />
Mischbrote, Lebkuchen, Gebäck<br />
Vollkornmehl<br />
(Weizenmehl mit vollen<br />
Körnern)<br />
Lebkuchen, Brot, Gebäck<br />
R2500<br />
Schwarzroggenmehl<br />
Zusätzlich unterscheidet man nach<br />
den Eigenschaften wie „glatt“,<br />
„universal“ oder „griffig“.<br />
weiß, desto individueller kann ich meine Kunden<br />
beraten.“<br />
Dass Lukas Krainz Brot backen kann, hat noch<br />
einen Vorteil – er kann jetzt die immer wieder stattfindenden<br />
Exkursionen zu seiner Mühle mit einem<br />
Backkurs verbinden, was von den Besuchern sehr<br />
gut angenommen wird. Krainz könnte sich sogar<br />
eine Art „Mühlen-Erlebniswelt“ vorstellen, aber das<br />
ist Zukunftsmusik.<br />
Jedenfalls arbeiten Lukas und Caroline Krainz<br />
mit ihren 13 Mitarbeitern täglich daran, dass das<br />
letzte Kapitel der Geschichte der traditionsreichen<br />
Wieshofermühle noch lange nicht geschrieben ist.<br />
Die Bio-Pioniere<br />
Als die Glatzls im Jahr 1980 in Haiming mit biologischem<br />
Landbau begann, war Bio in <strong>Tirol</strong> noch ein<br />
echtes Fremdwort. „Ich war d<strong>am</strong>als keine 20 Jahre<br />
alt und wir haben unsere ganze Landwirtschaft<br />
konsequent auf Bio umgestellt“, erinnert sich Josef<br />
Glatzl zurück. Der Umstellung folgte ein jahrelanger<br />
Lernprozess, angebaut wurden hauptsächlich<br />
Weizen und Kartoffel, dazu Dinkel: „Das war etwas<br />
ganz Neuartiges, in der Landwirtschaftsschule hatte<br />
ich das Wort Dinkel nie gehört“, sagt Glatzl. Aber<br />
der Trend hin zur bewussteren Ernährung war nicht<br />
mehr aufzuhalten. „Mit unseren zwei, drei Tonnen<br />
Dinkel sind wir d<strong>am</strong>als zur Ruppmühle nach Vorarlberg<br />
gefahren, weil es in <strong>Tirol</strong> noch keine Spelzanlage<br />
gegeben hat“, sagt Bio-Bauer Josef Glatzl.<br />
Die Anbaufläche vergrößerte sich im Lauf der Zeit<br />
und jahrelang haben die Glatzls ihr Getreide direkt<br />
verkauft. Dann sind aber vermehrt Kundenwünsche<br />
nach Mehl an sie herangetragen worden und schließlich<br />
hat Bruder Hans Glatzl in Haiming eine eigene<br />
Mühle dafür gebaut. Das war 1995.<br />
Hans Glatzl ist Müller aus Leidenschaft, er hat<br />
buchstäblich Mehl im Blut: „Mein Vater st<strong>am</strong>mt<br />
aus Mühlbachl und viele meiner Vorfahren waren<br />
Müller. Das reicht bis 1750 zurück“, erklärt Hans<br />
sein Faible für Mehl. „Eine eigene Wassermühle zu<br />
bauen, ist ein Kindheitstraum von mir, den ich mir<br />
Hans Glatzl vor seiner<br />
Wasermühle in Haiming<br />
als Erwachsener erfüllen hab‘ können“, sagt Glatzl<br />
und erzählt, wie er sich in ganz <strong>Tirol</strong> die Einzelteile<br />
seiner Mühle zus<strong>am</strong>mengesucht hat. Nach langer<br />
Suche wurde er auch beim Standort fündig. Dabei<br />
lag das Gute doch so nah. Denn mitten in Haiming,<br />
nomen est omen <strong>am</strong> Mühlbach gelegen, konnte<br />
Hans Glatzl von der Gemeinde ein kleines Grundstück<br />
pachten. Mittlerweile gehört es ihm. Jetzt<br />
treibt das große Wasserrad zwei Mahlwerke an. Bei<br />
Bedarf wird in mehreren Mahlgängen aus Weizen<br />
oder Roggen Bio-Mehl erzeugt, alle paar Wochen eine<br />
Tonne davon. Ohne irgendwelche Beigaben oder<br />
Zutaten: „Was oben als Getreide reinkommt, kommt<br />
unten als Mehl raus. Fertig“, bringt Hans das Credo<br />
der Glatzls auf den Punkt. Das Handwerk hat sich<br />
Hans Glatzl von alten Müllern der Umgebung abgeschaut<br />
und viel darüber gelesen. Jedenfalls macht<br />
es ihm große Freude, Mehl wie vor 100 Jahren zu<br />
erzeugen.<br />
Das Bio-Mehl aus dem Hause Glatzl wird<br />
zum Großteil in 25-Kilo-Säcken vermarktet, die<br />
Haushalts packungen zu einem Kilo werden auf<br />
Bauernmärkten, in der Oberländer Bauernkiste oder<br />
in Hofläden verkauft. Natürlich auch im eigenen in<br />
Haiming. Den hat Josef Glatzl 2004 eröffnet. Auch<br />
ein Wagnis. Denn dafür hat Josef seinen Beruf aufgegeben.<br />
Seine Bio-Landwirtschaft hat er nämlich<br />
30 Jahre lang im Nebenerwerb geführt. Hatte es zu<br />
Beginn im Hofladen eigentlich nur Brot gegeben, so<br />
kann man heute unter anderem Fleisch (auf Vorbestellung),<br />
Würste, Marmeladen, Honig oder Nudeln<br />
einkaufen. Und natürlich alle Sorten von Bio-Mehl –<br />
denn d<strong>am</strong>it haben sich die Glatzls aus Haiming einen<br />
besonders guten N<strong>am</strong>en gemacht. Müller Hans<br />
Glatzl ist Vorsitzender der <strong>Tirol</strong>er Mühlenplattform<br />
und weiß, dass es früher in <strong>Tirol</strong> gut und gern 3.000<br />
Wassermühlen gegeben hat. Heute sind in Nordtirol<br />
an die 150 übriggeblieben, in Südtirol noch etwa<br />
350. Das Handwerk des Müllers und die Kunst des<br />
Mahlens werden aber dennoch nicht aussterben –<br />
dafür ist Mehl ein zu unverzichtbares Lebensmittel.<br />
<br />
Gernot Zimmermann<br />
88 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
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Porträt Garnelen<br />
Alpengarnelen<br />
Zwei junge <strong>Tirol</strong>er haben sich zum Ziel gesetzt, ausgerechnet<br />
im Land der Berge Garnelen zu züchten. Und das ohne Verwendung<br />
von Medik<strong>am</strong>enten und Antibiotika, also auf eine ökologisch<br />
nachhaltige Art und Weise. Die ersten original <strong>Tirol</strong>er<br />
Garnelen sind längst ausgeliefert, jetzt stehen Daniel Flock und<br />
Markus Schreiner vor dem ganz großen Sprung.<br />
F<br />
ernsehen bildet, sagt man. Ein zum<br />
geflügelten Wort gewordenes Klischee<br />
und doch auch wahr. Denn<br />
es war eine Fernseh-Reportage über eine Garnelenfarm<br />
im asiatischen Raum, die sich die beiden<br />
Großcousins Daniel Flock und Markus Schreiner<br />
gemeins<strong>am</strong> angesehen haben. Am Ende des wenig<br />
schönen Beitrags meinte Daniel Flock nur: „Das<br />
muss auch anders gehen!“ Und in diesem Augenblick<br />
war die beinahe schon verrückt anmutende<br />
Idee geboren, im heimatlichen <strong>Tirol</strong> Garnelen zu<br />
züchten.<br />
Markus Schreiner und Daniel Flock sind von<br />
Kindesbeinen an begeisterte Aquarianer, mit<br />
Wasserlebewesen kannten sie sich also schon<br />
einigermaßen aus. Zudem sind beide beruflich<br />
als Konstrukteure tätig, da kann man sich schon<br />
mal selber eine kleine Versuchsanlage zus<strong>am</strong>menbauen.<br />
Das Abenteuer „Alpengarnelen“ konnte<br />
beginnen.<br />
Die beiden Cousins haben mit ihrer Garnelenzucht<br />
ganz klein angefangen und den Umfang der<br />
Anlage Stück für Stück erweitert und vergrößert.<br />
Ganz getreu dem Motto: Mal schauen, wohin sich<br />
90 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Brixentaler KochArt<br />
„Garnelenzüchten muss<br />
auch anders gehen.“<br />
<br />
Schreiner und Flock nach einer TV-Doku über Garnelen<br />
Fotos: Friedle<br />
das alles entwickelt. Es entwickelte sich prächtig,<br />
soviel steht fest.<br />
Heute steht in Hall, <strong>am</strong> Gelände von Gemüseland<br />
<strong>Tirol</strong>, eine voll funktionsfähige Zuchtanlage<br />
für White-Tiger-Garnelen, untergebracht in einem<br />
unscheinbaren Gebäude. Die Anlage besteht aus<br />
einem 13.000-Liter-Becken und einem kleineren<br />
Tank mit 3.000 Litern. Ein ausgeklügeltes Filtersystem<br />
sorgt für die idealen Lebensbedingungen der<br />
Garnelen. Das Wasser muss dabei konstant 28 Grad<br />
warm sein. Ein ganz besonderes Know-how erfordert<br />
die Verwandlung von <strong>Tirol</strong>er Leitungswasser<br />
in perfektes Salzwasser. Nicht weniger als 96 (!)<br />
verschiedene Mineralien in unterschiedlichsten<br />
Mengen sind dafür notwendig. Das allein ist schon<br />
eine eigene Wissenschaft.<br />
Frischer geht‘s nicht<br />
Die heranwachsenden Garnelen werden mit einem<br />
speziellen Nahrungsmittelcocktail gefüttert, einem<br />
Granulat bestehend unter anderem aus Seetang,<br />
Fisch und Omega-3-Fettsäuren.<br />
Die Larven ihrer Alpengarnelen beziehen Flock<br />
und Schreiner aus Übersee, natürlich von einem<br />
ökologischen Vorzeigebetrieb. Das ist den beiden<br />
überhaupt das größte Anliegen, dass ihre Garnelen<br />
ohne Mithilfe von Medik<strong>am</strong>enten oder Antibiotika<br />
heranwachsen – wie gesagt, das muss auch anders<br />
gehen.<br />
Es dauert mehr als ein halbes Jahr, bis aus den<br />
Larven marktfähige Garnelen werden, denn erst<br />
dann haben sie eine Größe von gut zwölf bis 15<br />
Zentimetern und wiegen zwischen 20 und 30<br />
Gr<strong>am</strong>m. Die White Tigers aus <strong>Tirol</strong> zeichnen sich<br />
durch ihren hervorragenden Geschmack aus. Von<br />
der Frische her kann sowieso keine Garnele der<br />
Welt mit ihren Haller Artgenossen mithalten. Denn<br />
die Alpengarnelen kommen lediglich gekühlt zu<br />
ihren Abnehmern, eingefroren wird nicht. Dagegen<br />
können asiatische Garnelen schon mal sechs, sieben<br />
Monate alt sein, bevor sie bei uns auf den <strong>Teller</strong><br />
kommen.<br />
Schon als Schreiner und Flock die ersten Exemplare<br />
ihrer Garnelen zum Verkosten reichten, war<br />
die Begeisterung groß. Vom ersten Moment an<br />
übertraf die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches.<br />
N<strong>am</strong>hafte Gastronomen aus der näheren<br />
Umgebung zeigten sich sofort daran interessiert,<br />
der Handel hat auch schon angeklopft und besonders<br />
gern erinnern sich die beiden an einen Anruf<br />
aus Wien: „Da hat ein Sushi-Lokal angerufen und<br />
sich nach unseren Garnelen erkundigt. Die hätten<br />
sehr gern mal wieder welche <strong>am</strong> Speiseplan gehabt,<br />
aber die <strong>am</strong> Markt angebotene Qualität passte<br />
ihnen schon lange nicht mehr“ sagt Markus Schreiner.<br />
Also wurde ein Päckchen mit einer Kostprobe<br />
aus <strong>Tirol</strong> nach Wien gesandt. Eine große Bestellung<br />
erfolgte postwendend.<br />
Noch ist das Ganze für die beiden nur etwas<br />
mehr als ein Hobby. Aber jetzt könnte es richtig<br />
ernst werden. Es steht die Kommerzialisierung des<br />
gewagten Projekts an. Schon im kommenden Jahr<br />
soll es so weit sein. „Wir suchen eine größere Halle,<br />
idealerweise neben einem Industriebetrieb gelegen,<br />
d<strong>am</strong>it wir dessen Abwärme nutzen können“<br />
sagt Daniel Flock. Und Markus Schreiner fügt an:<br />
„Die Becken sollen an die 700 Kubikmeter Wasser<br />
fassen, d<strong>am</strong>it ließen sich wohl an die 20 Tonnen<br />
Garnelen im Jahr ernten.“ Von ihrem ökologisch<br />
nachhaltigen Konzept werden die beiden dabei<br />
nicht abrücken, das wird ein Alleinstellungsmerkmal<br />
bleiben.<br />
Auch wenn Flock und Schreiner beim Bau einer<br />
vollkommerziellen Zuchtanlage wieder viel selber<br />
Hand anlegen, wird es ohne Investoren wohl nicht<br />
gehen. Die zu finden und zu überzeugen, das wird<br />
ihre Aufgabe für die kommenden Wochen und<br />
Monate sein.<br />
Wer mehr über White-Tiger-Garnelen made in<br />
<strong>Tirol</strong> wissen möchte, der kann sich auf Facebook –<br />
Stichwort „Alpengarnelen“ – kundig machen. Und<br />
wenn man Glück hat, dann sind gerade ein paar<br />
Garnelen erntereif und man kann sich selber vom<br />
außergewöhnlich guten und frischen Geschmack<br />
überzeugen. Sonst wird man halt auf eine Liste gesetzt<br />
und spätestens dann, wenn die große Anlage<br />
fertig ist, informiert und beliefert.<br />
Gernot Z8mmermann<br />
Die beiden Garnelenzüchter Markus Schreiner (links)<br />
und Daniel Flock vor einem ihrer selber konstruierten<br />
Becken in Hall. In solchen Salzwassertanks<br />
sollen in Zukunft bis zu 20 Tonnen <strong>Tirol</strong>er Garnelen<br />
heranwachsen.<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 91
Bäckerei Lener<br />
Der betörende<br />
Brot<br />
Duft von<br />
In der Bäckerei Lener stellen die „Brotbuben“ in dritter Generation Backwerk noch handwerklich<br />
und aus feinen Zutaten her. Helferlein aus der Industrieproduktion findet man<br />
dort keine, die Teige dürfen rasten. Und das schmeckt man.<br />
E<br />
s ist gerade einmal sechs Uhr früh, der Morgen<br />
graut und es ist im Freien schon recht<br />
warm. Doch bei Weitem nicht so warm wie<br />
in der Backstube der Bäckerei Lener in der Museumstraße<br />
in Innsbruck, wo das Tag- bzw. Nachtwerk<br />
der Bäcker fast schon vollbracht ist<br />
und allerlei Brote im Ofen gebacken<br />
werden und einen betörenden Duft<br />
verströmen. Einen Duft, der einem<br />
das Wasser im Mund zus<strong>am</strong>menlaufen<br />
lässt und irgendwie zufrieden<br />
macht. Den typischen Geruch, den<br />
Frischgebackenes verströmt, nehmen<br />
die „Brotbuben“ Stefan und Sohn<br />
Markus Lener nicht mehr bewusst<br />
wahr. „Erst wenn ich im Urlaub bin<br />
und irgendwo frisch gebacken wird, wird mir der<br />
herrliche Duft wieder richtig bewusst“, erzählt Markus<br />
Lener, der Schritt für Schritt die Geschäfte von<br />
Vater Stefan Lener übernimmt. Backen ist immer<br />
noch ein Handwerk, auch wenn einem das bei der<br />
<br />
<br />
„Große Brotlaibe haben eine<br />
dickere Kruste und intensivere<br />
Röstaromen.“<br />
Markus Lener, Bäckermeister und „Brotbube“<br />
Schwemme an industriell gefertigter Massenware,<br />
die einem aus den Supermarktregalen entgegenlacht,<br />
nicht immer bewusst ist. Allmorgendlich hat<br />
es fast rituellen Charakter, dass Bäckermeister Stefan<br />
Lener in eine von Hand gemachte Semmel, eine<br />
Handsemmel, beißt. Tag für Tag werden<br />
mehrere Hundert dieser Semmeln<br />
gewirkt, die zwar etwas teurer sind, aber<br />
tatsächlich besser schmecken als die<br />
maschinell produzierten. Das hat einen<br />
einfachen Grund: Dadurch, dass unter<br />
den einzelnen Lauchen – das sind die<br />
fünf Teile der Semmel, die miteinander<br />
den Stern ergeben – eine Mischung aus<br />
Kartoffel- und Roggenmehl eingearbeitet<br />
ist, vergrößert sich die Oberfläche<br />
der Semmel, was zu mehr Geschmack und Knusprigkeit<br />
führt. Als Rezept wider den Einheitsteig haben<br />
die Leners sich höchster Qualität und Individualität<br />
verschrieben. Dieses Versprechen wird zum einen<br />
durch höchst qualifizierte Mitarbeiter, zum ande-<br />
92 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Brot<br />
Vater und Sohn: Stefan (li.) und Markus Lener sind gemeins<strong>am</strong><br />
für die hohe „Brotbuben“-Qualität zuständig.<br />
Große Laibe sind durch die längere Backzeit aromatischer<br />
und werden auch halbiert und geviertelt verkauft.<br />
ren durch den konsequenten Einsatz bester, nach<br />
Möglichkeit heimischer Rohstoffe eingelöst. Über<br />
den Megatrend Regionalität möchten die Bäcker gar<br />
nicht erst reden, schließlich habe man immer schon<br />
auf heimische Produkte gesetzt, ohne das groß hinauszuposaunen.<br />
In der Bäckerei Lener wird auch auf die Nachwuchsarbeit,<br />
die Lehre, großer Wert gelegt. Jüngst<br />
wurde Lener-Lehrling Saskia Spiegelhoff beim<br />
Bundeslehrlingswettbewerb der Bäcker zu Österreichs<br />
bestem Bäckerlehrling gekürt. Das zeigt, dass<br />
das Handwerk bei Lener noch etwas gilt. Mit acht<br />
Filialen sei man bei der Betriebsgröße gerade noch<br />
an jener Grenze, an der das meiste handwerklich<br />
gemacht werden könne, betont Markus Lener. So<br />
werden die Teige zum Beispiel noch händisch in<br />
zuvor gerösteten Sonnenblumenkernen gewendet<br />
und in Formen gegeben. Neben den Rohstoffen,<br />
die qualitativ hochwertig sein müssen, ist es für das<br />
Endprodukt wichtig, den Teigen genügend Zeit zum<br />
Rasten zu geben, was sich wiederum vorteilhaft<br />
sowohl auf den Geschmack als auch die Konsistenz<br />
der Backwaren auswirkt.<br />
GESCHMACK IN DER KRUSTE<br />
Seit geraumer Zeit müssen die Brotbuben vermehrt<br />
kleinere Brötchen backen. Das liegt nicht<br />
an der wirtschaftlichen Situation, sondern an der<br />
demografischen Entwicklung. Es gibt schlicht<br />
mehr Single-Haushalte, für die große Brotlaibe<br />
mengenmäßig zu viel wären. Dabei sind es gerade<br />
die großen Brote, die geschmacklich besonders zu<br />
überzeugen wissen. Das hat einen ganz einfachen<br />
Grund, wie Markus Lener ausführt: „Die großen<br />
Brote bleiben viel länger im Ofen. Dadurch bildet<br />
sich eine dickere Kruste mit intensiven Röstaromen.“<br />
Auf Kundenwunsch werden deshalb<br />
alle großen Brotlaibe sowohl halbiert als auch<br />
geviertelt verkauft. Ein besonders intensives Brot-<br />
Erlebnis verheißt der doppelt gebackene Kärtner<br />
Wecken, der mit seiner dunklen Kruste besonders<br />
aromatisch ist. Schon seit 1960 gibt es diese Variation<br />
in der Bäckerei Lener.<br />
Neuer ist dagegen die erhöhte Nachfrage nach<br />
Gebäck mit Dinkelmehl. Das hauseigene Dinkel-<br />
Vollkornbrot ist einer der Favoriten von Markus<br />
Lener. „Dieses Brot hat einen ganz eigenen<br />
Geschmack, der vom Fenchel herrührt“, erklärt<br />
der Bäcker. Bei den Brotbuben zählen noch das<br />
Handwerk und die Frische. Ob frisch geröstete<br />
Sonnenblumenkerne, frisch geriebene und<br />
geröstete Nüsse oder aus feinen Zutaten selbst<br />
hergestellte Mohnfülle, ehrliches Handwerk<br />
Backen ist überwiegend<br />
Handwerk. Das zeigt sich in<br />
der Bäckerei Lener.<br />
Fotos: Lener, Kröll<br />
mit feinen Zutaten<br />
währt eben doch<br />
<strong>am</strong> längsten.<br />
Marian Kröll<br />
Fotos: Friedle, TVB Osttirol<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 93
<strong>Tirol</strong>er Kernöl<br />
Ein Pionier in<br />
Sachen Öl<br />
Dass der Silzer Landwirt Christian Reich <strong>Tirol</strong>er Kernöl produziert, mag dem ersten<br />
Anschein nach außergewöhnlich sein. Wenn man aber weiß, dass Reich auch schon<br />
versucht hat, Tabak, Pfefferoni oder Reis in <strong>Tirol</strong> anzupflanzen, dann verwundern<br />
Ölkürbisse auf Oberländer Feldern schon weit weniger.<br />
A<br />
ls Christian Reich vor einigen<br />
Jahren die Landwirtschaft seiner<br />
Eltern übernahm, standen anfangs<br />
noch die Kühe im Stall und der Bauernhof in Silz<br />
produzierte hauptsächlich Milch und Kartoffeln.<br />
Und M<strong>am</strong>a Reich hatte gerade begonnen, Zierkürbisse<br />
anzupflanzen. Diese waren zu jener Zeit als<br />
Dekoration sehr beliebt und wurden als kleines<br />
Präsent zu den Kartoffeln dazu geschenkt.<br />
Eine der ersten „Amtshandlungen“ von Christian<br />
Reich als Jungbauer war, dass er bald einmal auf<br />
finanzielle Fördermittel verzichtete: „Ich wollte mir<br />
nicht länger dreinreden lassen, was ich produziere,<br />
wann ich es produziere und wie ich das tue. Und<br />
einen Preis diktieren lassen wollte ich mir schon<br />
gar nicht.“ Schon nach ein paar Minuten Gespräch<br />
ist klar – Christian Reich ist ein äußerst kritischer<br />
Landwirt, aber er ist ein Landwirt mit Visionen.<br />
Wie gesagt pflanzte Reich auf seinen Äckern bereits<br />
Tabak und Pfefferoni an. Mit – sagen wir – mäßigem<br />
Erfolg. Als Nächstes versuchte er es mit Reis<br />
(!) und das wurde „ein absolutes Desaster“, so Christian<br />
Reich. „Da bin ich vollkommen gescheitert.<br />
Wenn du so wie wir ohne Spritzmittel arbeitest,<br />
dann macht dich beim Reisanbau das viele Unkraut<br />
fertig, dem kannst du alleine nicht Herr werden.“<br />
Und dann ist ihm die Idee mit dem Kernöl gekommen<br />
und er hat, ganz wie es seine Art ist, diese<br />
Idee sofort in die Tat umgesetzt. Auf einem Viertelhektar<br />
pflanzte er Ölkürbisse an, von der ganzen<br />
Materie hatte Reich wenig bis gar keine Ahnung.<br />
Heute erinnert er sich lachend zurück: „Wir haben<br />
d<strong>am</strong>als nur die Maschinen für den Kartoffel- und<br />
Maisanbau gehabt, beim Setzen ist das ja noch<br />
gegangen. Aber dann sind meine Frau und ich auf<br />
einmal dagestanden, mit ein paar tausend Kürbissen<br />
und ziemlich ohne Ahnung.“ Das Paar hat<br />
d<strong>am</strong>als nicht einmal gewusst, wie man die harte<br />
Schale der Kürbisse <strong>am</strong> schnellsten öffnet und hat<br />
sich jeden einzelnen Arbeitsschritt mühevoll selber<br />
beigebracht. Also fast selber: „Ein guter Bekannter<br />
von mir ist Lehrer an einer steirischen Landwirtschaftsschule.<br />
Den hab‘ ich immer anrufen können,<br />
wenn wir mal wieder nicht weitergewusst haben.<br />
Ohne diese Hilfe wären wir wohl irgendwann verzweifelt<br />
gewesen und hätten aufgegeben.“<br />
Viel Handarbeit<br />
Die erste Ernte haben die Reichs in ausschließlicher<br />
Handarbeit eingefahren und jeden Kürbis einzeln<br />
aufgeschnitten und entkernt. Wochenlang, jeden<br />
Tag nach der Arbeit, meistens von 18 bis 22 Uhr.<br />
Denn Christian Reich ist Nebenerwerbsbauer, auch<br />
heute noch werkt er vier Mal die Woche in einem<br />
Architekturbüro.<br />
Mit den sonnengetrockneten Kernen im Kofferraum<br />
ist Christian d<strong>am</strong>als in die Steiermark gefahren<br />
und hat sich dort das Öl aus den Kürbiskernen<br />
pressen lassen. Und mit ein paar Milchkannen<br />
voll schwarzem Gold ist er dann wieder nach Silz<br />
zurückgekommen. Das Kernöl hat Reich in schicke,<br />
schwarze Blechdosen der Kufsteiner Firma Pirlo<br />
abgefüllt, zu 0,1, 0,25 und 0,5 Liter. Von Anfang an<br />
wurde ihm sein Produkt von den Kunden förmlich<br />
aus der Hand gerissen und auch der Handel zeigte<br />
sich schnell interessiert.<br />
Ermutigt durch den Erfolg, hat Reich die Anbaufläche<br />
für seine Ölkürbisse jedes Jahr erweitert<br />
– momentan wachsen auf zwei Hektar Grund gut<br />
30.000 Stück der Früchte heran. Da geht natürlich<br />
mit Handarbeit nicht mehr viel. Also hat sich<br />
Reich beim Besuch eines Bauern in der Steiermark<br />
94 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Das Kürbiskernöl aus Silz schmeckt nicht nur einzigartig, auch die Verpackung ist ein echter Hingucker. Christian Reich hat<br />
sowohl die Blechdosen als auch die Ettiketten in <strong>Tirol</strong> produzieren lassen.<br />
Fotos: Friedle<br />
dessen selbstgebaute Kürbisentkernungsmaschine<br />
angesehen, jedes Detail ausführlich fotografiert<br />
und unter den Anweisungen des Konstrukteurs das<br />
Ding kurzerhand daheim 1:1 nachgebaut. Da hat<br />
es sich sehr gut getroffen, dass Reich einst die HTL<br />
besucht und darüber hinaus ein Studium <strong>am</strong> MCI<br />
abgeschlossen hat.<br />
Für das Setzen seiner Ölkürbisse hat Reich<br />
inzwischen ebenfalls maschinelle Unterstützung<br />
und auch die Trocknung der Kerne übernimmt<br />
nicht mehr die im Herbst ohnehin zu schwache<br />
Sonne, sondern ein raffiniert konstruiertes Gerät<br />
mittels Warmluftgebläse. So sind die Reichs<br />
immer noch in der Lage, die ganze Ernte und<br />
Weiterverarbeitung der tausenden Kürbisse im<br />
F<strong>am</strong>ilienverband zu schaffen – eine gewisse Routine<br />
in den Arbeitsabläufen ist natürlich auch noch<br />
hinzugekommen.<br />
Mittlerweile fährt Christian Reich mit seinen<br />
Kürbiskernen übrigens nicht mehr in die Steiermark.<br />
Im benachbarten Bayern hat er eine Ölmühle<br />
ausfindig machen können, die seinen Vorstellungen<br />
besser entspricht. Eine eigene Ölmühle in <strong>Tirol</strong> einzurichten,<br />
es wäre die einzige im ganzen Land, ist<br />
eine der Zukunftsvisionen von Reich, noch scheut<br />
er aber die hohen Investitionskosten.<br />
Aber auch so ist das Kernöl aus Silz ein durch<br />
und durch <strong>Tirol</strong>er Produkt. Sogar die Etiketten<br />
der Öldosen st<strong>am</strong>men von der Firma Köll-Line<br />
im Nachbarort Haiming. Und es ist ein Produkt,<br />
für das Christian Reich auch völlig autonom den<br />
Preis festgesetzt hat. Das ist ihm ganz besonders<br />
wichtig. Dabei hat er sich überhaupt nicht daran<br />
orientiert, was anderswo für Kernöl verlangt wird,<br />
sondern ganz einfach seinen Aufwand berechnet:<br />
„Das, was mich die Herstellung kostet, das ist es<br />
wert. Nicht mehr und nicht weniger.“ Herausgekommen<br />
ist ein Preis, der bereits im Bereich<br />
hochwertiger steirischer Öle liegt, <strong>am</strong> durchschlagenden<br />
Verkaufserfolg hat das aber gar nichts<br />
geändert.<br />
„Rauchige Note“<br />
Sein Öl verkauft Reich ausschließlich ab Hof. Den<br />
Anfragen aus dem Lebensmittelhandel hat er eine<br />
Absage erteilt. Eh schon wissen, das ungeliebte<br />
Preisdiktat. Bleibt noch, die Frage nach dem Geschmack<br />
des <strong>Tirol</strong>er Kernöls zu klären. Bei den<br />
alljährlichen Prämierungen darf Christian Reich<br />
sein Öl nicht einreichen, denn die Jurys entscheiden<br />
ausschließlich über Kürbiskernöle aus der Steiermark.<br />
Aber Reich hat dort sein Öl „außer Konkurrenz“<br />
verkosten lassen und die Beurteilung freut<br />
ihn: „Außergewöhnliche, rauchige Note. Ein Kernöl,<br />
das in jedem Fall ganz vorne unter den ersten Plätzen<br />
dabei gewesen wäre.“ Unter den ersten Plätzen<br />
mit dabei, das passt.<br />
Sollten Sie <strong>am</strong> <strong>Tirol</strong>er Kernöl aus Silz interessiert<br />
sein, dann sollten Sie mit einer Bestellung nicht<br />
zu lange zögern. Denn meistens ist das Öl von<br />
Christian Reich bereits ausverkauft, bevor noch der<br />
erste Kürbis geerntet ist. Gernot Z8mmermann<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 95
Agrarmarketing <strong>Tirol</strong><br />
„BEWUSST TIROL“<br />
genussvoll speisen.<br />
Das Projekt „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ fördert den Einsatz heimischer Lebensmittel<br />
in der Hotellerie und der Gastronomie und stärkt die<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit von Tourismus und Landwirtschaft.<br />
Regionale Lebensmittel haben<br />
in immer mehr Küchen der <strong>Tirol</strong>er<br />
Gastronomie und Hotellerie<br />
genauso wie im Sortiment des Großhandels<br />
ihren fixen Platz. Einheimische<br />
und Gäste schätzen <strong>Tirol</strong> für die klare<br />
Luft, bestes Wasser, die einzigartige<br />
Kulturlandschaft und Kulinarik. Milch<br />
und Fleisch von Tieren, die artgerecht in<br />
dieser intakten Umwelt auf kleinstrukturierten<br />
Bauernhöfen leben, haben einen<br />
natürlichen Qualitätsvorteil.<br />
Zusätzlich zur hohen Produktqualität<br />
ist <strong>Tirol</strong> Heimat zahlreicher toller Köche,<br />
die die Lebensmittel entsprechend kreativ<br />
und ehrlich zubereiten. Ein breites<br />
Herta und Leonhard Stöckl<br />
Kaiserhotel Neuwirt,<br />
Oberndorf<br />
Durch unsere eigene Bio-Landwirtschaft<br />
und unsere Alm erzeugen wir<br />
viele unserer Produkte selbst und<br />
auch darüber hinaus sind regionale<br />
Lebensmittel für uns eine Selbstverständlichkeit:<br />
Fleisch aus eigener Produktion,<br />
Wild aus eigener Jagd, Käseprodukte<br />
aus der Sennerei Danzl in<br />
Schwendt oder Obst und Gemüse aus<br />
Thaur ... Wir sind davon überzeugt,<br />
dass ohne intakte Landwirtschaft auch<br />
der Tourismus in unserem Land nicht<br />
funktionieren würde. Die Gäste spüren,<br />
dass sie bei uns freundlich und<br />
herzlich aufgenommen werden, und<br />
kommen deshalb gern nach <strong>Tirol</strong>.<br />
Stefanie und Peter Eisenmann<br />
Alpengasthof Gruberhof, Söll<br />
Wir haben als landwirtschaftlicher Betrieb das Thema Regionalität immer<br />
schon gelebt, in „Bewusst <strong>Tirol</strong>“ haben wir einen Kanal gefunden, auch nach<br />
außen hin zu zeigen, wofür wir stehen. Die Gäste merken die Gastfreundlichkeit<br />
<strong>Tirol</strong>s, spüren, dass wir unser Herz in unser Land stecken. Wir sind<br />
in der glücklichen Lage, in <strong>Tirol</strong> eine hohe kulinarische Vielfalt bieten zu<br />
können. Gäste wissen den Zusatz „aus eigener Landwirtschaft“ zu schätzen<br />
und haben mittlerweile auch gelernt, den Kreislauf der Saisonen zu akzeptieren.<br />
Wenn man nimmt, was einem die Natur gibt, hat man bei den Gästen<br />
eigentlich schon gewonnen.<br />
Fotos: AM<strong>Tirol</strong>
Spektrum von 3-, 4- und 5-Stern-Betrieben<br />
über Haubenlokale bis hin zu <strong>Tirol</strong>er<br />
Wirtshäusern gehört zur erfolgreichen<br />
Gruppe von „Bewusst <strong>Tirol</strong>“. Wie vielfältig<br />
unser Land ist, lässt sich immer wieder<br />
auf den <strong>Teller</strong>n der „Bewusst <strong>Tirol</strong>“-<br />
Gastronomie- und Hotelleriebetriebe<br />
erkennen und genießen.<br />
Weitere Informationen zum Projekt und<br />
alle ausgezeichneten Betriebe finden Sie<br />
auf <strong>am</strong>tirol.at<br />
Katharina Hradecky<br />
hotel hiNtergger,<br />
Matrei i. o.<br />
Wir führen neben dem Hotel eine eigene Landwirtschaft.<br />
Im Zuge des Umbaus vor vier Jahren<br />
ist uns so richtig bewusst geworden, welchen<br />
Schatz wir d<strong>am</strong>it haben. Was wir nicht selbst<br />
produzieren können, kaufen wir vorwiegend<br />
in der Region und der Erfolg gibt uns für diese<br />
Entscheidung recht. Regionalität ist derzeit sehr<br />
im Trend, entspricht dem Zeitgeist, ist darüber<br />
hinaus aber noch viel mehr. Regionalität ist eine<br />
Wertehaltung. <strong>Tirol</strong> punktet beim Gast durch<br />
Ehrlichkeit, Authentizität und eben wahre<br />
Werte. <strong>Tirol</strong> steht für eine Lebensqualität, die es<br />
in dieser Form nur selten gibt und das erfährt<br />
beim Gast hohe Wertschätzung.<br />
Josef und Madlen Hackl<br />
hotel restauraNt<br />
goldeNer adler<br />
Das Restaurant Goldene Adler ist das älteste<br />
Restaurant Innsbrucks. Dieser Tradition<br />
fühlen wir uns verpflichtet, entsprechend<br />
bewusst ist unser Umgang mit Lebensmitteln<br />
in der Küche. <strong>Tirol</strong> verfügt über das<br />
„weiße Gold“, eine hochwertige, gesunde<br />
Milch, und folglich über hervorragende<br />
Produkte, zu denen sie veredelt wird. „Bewusst<br />
<strong>Tirol</strong>“ sollte aber noch weiter gehen:<br />
So ist es für uns selbstverständlich, auch<br />
beim Fleisch auf die Herkunft zu achten.<br />
Der Gast weiß diese Qualität zu schätzen<br />
und ist bereit, einen angemessenen Preis<br />
dafür zu bezahlen, wenn man ehrlich hinter<br />
den Produkten stehen kann.<br />
Bewusst <strong>Tirol</strong><br />
Botschaften die bewegen.<br />
– Bezahlte Anzeige –
Käse<br />
Käse vom Berg<br />
Die Biosennerei Hatzenstädt<br />
in Niederndorferberg ist weithin<br />
bekannt für ihre Käsespezialitäten.<br />
Weniger bekannt<br />
ist, dass in kaum einer anderen<br />
Sennerei <strong>Tirol</strong>s frischere Milch<br />
zur Käseherstellung zur Verfügung<br />
steht. Das ist einem<br />
ausgeklügelten System von<br />
mehreren Materialseilbahnen<br />
zu verdanken.<br />
C<br />
hristoph Kolumbus war noch gar nicht<br />
zur Entdeckung Amerikas aufgebrochen,<br />
da wurde der N<strong>am</strong>e Hezenstett<br />
bereits erstmals urkundlich erwähnt. Das war<br />
im Jahre 1480. Doch schon aus dem Jahr 1224<br />
existiert ein schriftlicher Beweis, dass hier vor Ort<br />
<strong>am</strong> Niederndorferberg Käse produziert worden ist.<br />
Soviel zur buchstäblich langjährigen Tradition der<br />
Biosennerei Hatzenstädt.<br />
In der heutigen Form wurde die Sennereigenossenschaft<br />
Hatzenstädt vor exakt 80 Jahren<br />
gegründet und seit 1991 heißt ihr Obmann Heinz<br />
Gstir. Wenn Gstir von der Produktion „seiner“<br />
Bio-Käsespezialitäten erzählt, dann leuchten seine<br />
Augen und man merkt, das ist einer, der mit echter<br />
Leidenschaft bei der Sache ist. Selbstverständlich<br />
ist Heinz Gstir Milchbauer in Niederndorferberg,<br />
denn nur einer aus ihren Reihen kann schließlich<br />
Obmann der Sennereigenossenschaft werden.<br />
Die Gründung der Genossenschaft vor 80<br />
Jahren war der blanken Not geschuldet. Die wirtschaftliche<br />
Lage in <strong>Tirol</strong> war 1937 desaströs und<br />
die Bauern brauchten dringend ein marktfähiges<br />
Produkt. Also haben sich die Landwirte aus der<br />
unmittelbaren Umgebung zus<strong>am</strong>mengetan, kostenlos<br />
ein Grundstück zur Verfügung gestellt<br />
und die Sennerei Hatzenstädt konnte den Betrieb<br />
aufnehmen. D<strong>am</strong>als waren die meisten Bauernhöfe<br />
noch nicht an ein taugliches Wegenetz angeschlossen,<br />
der Transport der Milch erfolgte mühs<strong>am</strong> mit<br />
Pferdefuhrwerken oder überhaupt auf dem Rücken<br />
von Trägern. Also wurden im Laufe der Jahre mehr<br />
98 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> 2016
Biosennerei Hatzenstädt<br />
Die per Seilbahn angelieferte Milch wird sofort oder binnen weniger Stunden zu Bio-Käse verarbeitet.<br />
Fotos: Friedle<br />
als ein Dutzend Materialseilbahnen errichtet. Bis<br />
heute sind acht davon erhalten geblieben. Alle diese<br />
Seilbahnen haben ihre Endstation gemeins<strong>am</strong> – die<br />
Biosennerei Hatzenstädt.<br />
alleinstellungsmerkmal<br />
Heinz Gstir weiß, dass der Milchtransport per Seilbahn<br />
ein Alleinstellungsmerkmal der Biosennerei<br />
Hatzenstädt ist: „Die Milch wird jeden Tag zweimal<br />
angeliefert, morgens und abends. Deshalb können<br />
wir innerhalb von wenigen Stunden mit der Käseproduktion<br />
beginnen. In anderen Betrieben muss die<br />
Milch oft tagelang gelagert werden. Das ist gerade<br />
bei der Herstellung von Rohmilchkäse ein immenser<br />
Vorteil.“ Praktisch einhundert Prozent der Milch wird<br />
mit der Seilbahn angeliefert, nur die unmittelbaren<br />
Nachbarn bringen sie selber vorbei. Die <strong>am</strong> weitesten<br />
von der Biosennerei entfernte Milch muss übrigens<br />
dreimal umgeladen werden, bis sie bei Hatzenstädt<br />
ankommt: „Das funktioniert genau nach Fahrplan,<br />
ganz wie bei den ÖBB“, sagt Gstir und fügt augenzwinkernd<br />
hinzu: „Nur pünktlicher halt.“ Das System<br />
der vielen Materialseilbahnen ist technisch nicht<br />
ganz ohne Aufwand zu erhalten, dafür ist es sehr<br />
umweltfreundlich: „Einerseits entfällt der Transport<br />
per LKW, das passt gut zu Bio dazu“ rechnet Heinz<br />
Gstir vor. Und: „Andererseits sind die Stromkosten<br />
für die Seilbahnen wirklich vernachlässigbar.“ Tatsächlich,<br />
die größte der acht Seilbahnen verbrauchte<br />
bei ihren zweimal 365 Einsätzen im vergangenen<br />
Jahr Strom für gerade mal zwölf Euro. Bemerkenswert.<br />
Aber das hat auch d<strong>am</strong>it zu tun, dass die<br />
Bahnen nie Gewicht bergauf schleppen müssen,<br />
sieht man von den leeren Milchkannen ab. Danke,<br />
Schwerkraft!<br />
Eine nette Anekdote im Zus<strong>am</strong>menhang mit dem<br />
Seilbahnsystem weiß Heinz Gstir aus dem Jahr 1958<br />
zu erzählen. Da ist ein Arzt mit einer hochschwangeren<br />
Bauersfrau in die hofeigene Materialseilbahn<br />
eingestiegen, um schnellstmöglich mit ihr ins<br />
Krankenhaus zu kommen. Bei der Biosennerei sind<br />
die zwei dann aber zu dritt angekommen, das Baby<br />
wollte nicht mehr länger warten und hat sich für<br />
einen eher luftigen Geburtsort entschieden.<br />
Die Mitglieder der Sennereigenossenschaft<br />
liefern jedes Jahr an die 1,8 Millionen Liter Milch<br />
und daraus werden Emmentaler, Bergkäse, Almbauernkäse,<br />
Rohmilchkäse und Topfen hergestellt.<br />
Die dabei produzierten Mengen können sich sehen<br />
lassen – 120 Tonnen Emmentaler und je 25 Tonnen<br />
Berg- und Almbauernkäse werden jedes Jahr<br />
ausgeliefert oder im Sennereiladen angeboten.<br />
Grundlage aller Biospezialitäten aus dem Hause<br />
Hatzenstädt ist bestes Heu von den umliegenden<br />
Wiesen und der sommerliche Alm- und Weidegang<br />
der Kühe. Bei der Fütterung der Tiere zeigt sich Obmann<br />
Heinz Gstir kompromisslos: „Die beste Milch<br />
kommt von der<br />
Wiese. Darum ist<br />
mir der Erhalt der<br />
„Die beste Milch kommt<br />
von der Wiese.“<br />
<br />
Artenvielfalt ein<br />
echtes Anliegen.<br />
Unsere Bauern<br />
verzichten alle auf<br />
gärungsfördernde<br />
Futtermittel,<br />
Silage kommt<br />
sowieso nicht in<br />
Frage.“ Die bei der<br />
Käseherstellung<br />
anfallende Biosüßmolke<br />
ist ein derart wertvolles „Abfallprodukt“,<br />
dass sie schon lange für Babynahrung verwendet<br />
wird.<br />
Im bereits erwähnten Sennereiladen der Biokäserei<br />
Hatzenstädt finden sich neben den selber hergestellten<br />
Produkten auch viele weitere Köstlichkeiten<br />
aus bäuerlichen Betrieben der Region, etwa Honig,<br />
Marmeladen, Nudeln, Brot oder Hauswürste. Und<br />
hier kann man auch noch die selten gewordene echte<br />
Buttermilch genießen. Das vor 80 Jahren entwickelte<br />
Konzept der Biosennerei Hatzenstädt ist voll aufgegangen,<br />
soviel lässt sich mit Bestimmtheit sagen.<br />
Ehrliche Produkte, ehrlich hergestellt, zu einem<br />
ehrlichen Preis – das wird von den Konsumenten<br />
angenommen und dafür scheuen sie auch nicht den<br />
weiten Weg nach Niederndorferberg. Auch aus dem<br />
benachbarten Bayern nicht. Gernot Z8mmermann<br />
Jedem Biokäse wird ausreichend Zeit zum Reifen<br />
gegeben, tägliche Pflege inklusive. Pro Jahr werden<br />
1,8 Millionen Liter Milch verarbeitet. Für ein Kilo<br />
Emmentaler werden etwa zwölf Liter Milch benötigt.<br />
Heinz Gstir, Biosennerei Hatzenstädt<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 99
Eurogast<br />
Schwein ist<br />
fein- Genuss 360<br />
Mit seinem „Genuss 360“-Sortiment holt Eurogast regionale Kultur und<br />
saisonales Angebot vor den Vorhang. Das heurige Angebot dreht sich um die vielfältigen<br />
Einsatzmöglichkeiten von Schweinefleisch und zeigt, wie fein Schwein sein kann.<br />
Konstantin Filippou, erfolgreicher<br />
Spitzengastronom und Koch des Jahres<br />
2016, liebt Schweinefleisch.<br />
Der Anspruch und das Ziel des<br />
Eurogast „Genuss 360“-Sortiments<br />
ist es, neue, spannende,<br />
innovative und besonders geschmackvolle<br />
Produkte vorzustellen. Geprägt ist<br />
das Sortiment von dem Begriff des Slow<br />
Food – die Auswahl der Lebensmittel soll<br />
sich wieder an regionalen Kulturen und<br />
dem saisonalen Angebot orientieren.<br />
Guter Geschmack, absolute Frische und<br />
regionale Bio-Produkte stehen dabei im<br />
Mittelpunkt. Eurogast will d<strong>am</strong>it nicht<br />
nur Produkttrends widerspiegeln, vielmehr<br />
auch die Produzenten und das Lebensgefühl<br />
dahinter.<br />
Im Jahr 2015 startete das „Genuss<br />
360“-Sortiment zum Thema Burger, gefolgt<br />
vom Frühstück 2016. „Das ist unser<br />
absoluter Mehrwert für unsere Kunden.<br />
Wir sind kein internationaler Konzern,<br />
sondern sitzen direkt bei unseren Kunden,<br />
wissen d<strong>am</strong>it, was sie brauchen,<br />
was sich ihre Gäste wünschen und<br />
können unmittelbar darauf reagieren“,<br />
zeigt sich Thomas Walser stolz. <strong>2017</strong><br />
steht ganz im Zeichen des Schweins.<br />
Unter dem Motto „Schwein ist fein“<br />
wird das Thema Schwein und sein Stellenwert<br />
in der Spitzengastronomie näher<br />
beleuchtet. Genauso vielfältig wie<br />
sein Fleisch ist auch das Einsatzgebiet<br />
des Borstentiers.<br />
Wurde Schweinefleisch jahrelang als<br />
qualitativ minderwertig angesehen, hat<br />
sich sein Ruf in den letzten Jahren deutlich<br />
gewandelt. Das Schwein wird zwar<br />
nach wie vor als Nutztier gehalten, man<br />
geht aber weg von Low-Budget hin zu<br />
qualitativ hochwertigem Fleisch aus<br />
Rassentierhaltung mit Bio-Qualität.
Eurogast<br />
aufgrund seiner Kindheitserinnerungen,<br />
er schafft es auch immer wieder daraus<br />
unvergessene Köstlichkeiten zu zaubern.<br />
Der Ausnahme-Gastronom ist seit Juni<br />
<strong>2017</strong> das neue Gesicht für das „Genuss<br />
360“-Sortiment von Eurogast. Mit ihm<br />
als Testimonial ist es der Unternehmensgruppe<br />
gelungen frischen Wind in die<br />
Gastro-Szene zu bringen. „Wir freuen<br />
uns sehr, dass wir einen derartigen Ausnahmekoch<br />
für uns gewinnen konnten.<br />
Mit seinen einzigartigen Gerichten, seinem<br />
besonderen und sorgs<strong>am</strong>en Umgang<br />
mit Produkten und deren Herkunft<br />
ist er ein optimales Testimonial, das unsere<br />
Philosophie unterstreicht“, zeigt sich<br />
Susanna Berner, Leitung Eurogast Österreich<br />
begeistert.<br />
Bereits in der ersten Ausgabe des neuen<br />
Eurogast Journals gewährte Konstantin<br />
Filippou Einblicke in seine Küche.<br />
Im kommenden Jahr wird der gebürtige<br />
Grazer mit griechischen Wurzeln Eurogast<br />
immer wieder zum Thema Schwein<br />
mit besonderen Tipps und Gerichten unterstützen<br />
und beraten.<br />
Fast jeder zweite Österreicher<br />
kann nicht auf Schweinefleisch<br />
verzichten<br />
Eurogast hat in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem<br />
marketagent.at eine österreichweite repräsentative<br />
Online-Umfrage durchgeführt<br />
und herausgefunden, dass 66 Prozent<br />
der Österreicher mindestens einmal<br />
pro Woche Schweinefleisch konsumieren.<br />
marketagent.at: repräsentative Umfrage<br />
zur Bedeutung von Schweinefleisch in<br />
Österreich; n=540, webaktive Personen<br />
zwischen 14 und 69 Jahren<br />
Durchführungszeitraum: April <strong>2017</strong><br />
Drei von zehn Landsleuten greifen sogar<br />
mehrmals wöchentlich zum Fleisch des<br />
Borstentiers. In Bezug auf das Lieblingsgericht<br />
aus Schwein mögen es Herr und<br />
Frau Österreicher gerne klassisch: Der<br />
Spitzenreiter unter den Schweinefleisch-<br />
Gerichten ist bei mehr als der Hälfte der<br />
Befragten das Schweinsschnitzerl, knapp<br />
gefolgt von Faschiertem und dem zünftigen<br />
Schweinebraten. Die Umfrage ergab<br />
auch, dass die Österreicher beim<br />
Kauf von Schweinefleisch besonders auf<br />
die Herkunft und die Qualität achten.<br />
75 Prozent der Befragten konsumieren<br />
Schweinefleisch aus österreichischer<br />
Zucht. Jeder zweite Österreicher nimmt<br />
es mit der Herkunft noch genauer und<br />
wählt <strong>am</strong> liebsten ein Schwein aus der<br />
eigenen Region.<br />
Kulinarische Kooperation<br />
mit Konstantin Filippou<br />
In der Spitzengastronomie setzt man<br />
auf gut marmoriertes Fleisch mit hohem<br />
Fettanteil und intensivem Geschmack.<br />
Konstantin Filippou, erfolgreicher Spitzengastronom<br />
und Koch des Jahres<br />
2016, liebt Schweinefleisch nicht nur<br />
Eurogast Grissemann<br />
A-6511 Z<strong>am</strong>s|<strong>Tirol</strong><br />
Tel: +43 (0)5442 6999-0<br />
www.grissemann.at<br />
Eurogast Riedhart<br />
A-6300 Wörgl|<strong>Tirol</strong><br />
Tel: +43 (0)5332 72106<br />
www.riedhart.at<br />
Eurogast Sinnesberger<br />
A-6382 Kirchdorf|<strong>Tirol</strong><br />
Tel: +43 (0)5352 65000-0<br />
www.sinnesberger.at<br />
Eurogast Speckbacher<br />
A-6600 Reutte<br />
Tel: +43 (0)5672 62217<br />
www.speckbacher.at<br />
– Bezahlte Anzeige –
Zur Regionalität<br />
Das Paradies<br />
liegt (nicht) vor der<br />
Haustür<br />
Das Thema Regionalität ist in aller Munde.<br />
Viele reden davon, manche leben sie. Doch<br />
kaum jemand hinterfragt sie. Liegt das Paradies<br />
tatsächlich vor unserer Haustür und<br />
ist wirklich automatisch alles gut und besser,<br />
wenn es aus dem eigenen Land kommt?
Wir leben in einer globalisierten,<br />
vernetzten und unübersichtlich gewordenen<br />
Welt. Tagtäglich prasseln<br />
Meldungen über Länder auf uns ein, in denen die<br />
meisten von uns noch nie waren. Bei der Einschätzung<br />
der Lage in diesen Regionen sind wir von<br />
der Berichterstattung der Medien und den Informationen<br />
in den sozialen Netzwerken abhängig.<br />
Das führt relativ rasch zu Reizüberflutung und<br />
Überforderung.<br />
D<strong>am</strong>it nicht genug. Früher hörten wir primär<br />
Musik aus unserer Region. Die alpenländische<br />
Volksmusik war omnipräsent. Sehr oft kannten<br />
wir die Musikanten persönlich. Häufig wurde auch<br />
zu Hause in der f<strong>am</strong>ilieneigenen Stube musiziert<br />
und die Musiktradition gehegt und gepflegt. Wir<br />
hatten das Gefühl, dass diese Musik mit uns,<br />
unserer Region und unserer Heimat zu tun hat.<br />
Spätestens mit der Erfindung der Schallplatte, vor<br />
allem aber seit der Verbreitung von Musik über<br />
das Radio drang das „Fremde“ in unsere vier Wände<br />
ein.<br />
Die Sehnsucht nach der<br />
Regionalität<br />
Das führt zu einer komplexen Situation in unserer<br />
Gegenwart. Wir können den Wahrheitsgehalt von<br />
Nachrichten und Berichten aus uns fremden und<br />
weitestgehend unbekannten Ländern nur schwer<br />
überprüfen. Wir hören Musik aus Regionen, die<br />
wir kaum kennen. Das führt dazu, dass wir mehr<br />
Informationen aus der Welt haben als jemals<br />
zuvor. Die große weite Welt und deren kulturelle<br />
Vielfalt beeinflusst uns so stark wie noch nie. Wir<br />
sind insges<strong>am</strong>t gut informiert, wissen aber wenig<br />
tatsächlich. Wir sehen und hören viel, manches<br />
bleibt uns aber fremd und wirkt bezugslos.<br />
Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten.<br />
Zukünftig wird es noch mehr Informationen und<br />
Überforderung geben. Die kulturellen Einflüsse,<br />
mit denen wir umgehen, werden noch mannigfaltiger<br />
als gegenwärtig sein. Das ist nicht ausschließlich<br />
schlecht. Solange wir kritisch prüfen, die Welt<br />
tatsächlich bereisen und die Informationen mit<br />
der Realität abgleichen, kann diese Mehrinformation<br />
bereichernd sein. Solange wir unsere eigenen<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 103
Zur Regionalität<br />
kulturellen Wurzeln nicht vergessen, sind verschiedene<br />
kulturelle Beeinflussungen ein Segen und<br />
eine Erweiterung unseres Horizonts.<br />
Tatsache ist aber, dass wir eine große Sehnsucht<br />
nach Vereinfachung haben. D<strong>am</strong>it einher geht an<br />
vorderster Front die Regionalität. Wenn schon<br />
unsere Musik nicht mehr in der Stube vom Nachbarn<br />
entstanden ist, sondern irgendwo im fernen<br />
New York, dann soll zumindest das Schweinchen<br />
auf dem eigenen <strong>Teller</strong> von der befreundeten Bauernf<strong>am</strong>ilie<br />
vom Nachbardorf st<strong>am</strong>men.<br />
Wenn wir schon der „Realität“ als solcher aufgrund<br />
der immerwährenden Beschleunigung und<br />
Verkomplizierung nicht mehr habhaft werden<br />
können, dann wollen wir zumindest wissen, wo<br />
unser Schnitzel vorher gelebt hat und wo unser<br />
Gemüse gewachsen ist. Wir möchten auf Du und<br />
Du mit den Produktionsbedingungen und den<br />
Produzenten sein. Sollte das nicht möglich sein,<br />
dann ergreifen wir zunehmend selbst die Initiative<br />
und werden selbst zu Produzenten.<br />
In letzterem Fall sperren wir die „Welt“ und deren<br />
Ungewissheiten geradezu aus. Bis auf den Kauf der<br />
S<strong>am</strong>en, bei dem wir natürlich auf die Qualität achten,<br />
gibt es kaum mehr Kontakt zu ebendieser. Was<br />
in unserem Garten, womöglich gar mitten in der<br />
Stadt, wächst und wie es gedüngt wird, bestimmen<br />
einzig und allein wir. „Bösen“ Konzernen, die nur auf<br />
Gewinnmaximierung und Ausbeutung des Bodens<br />
aus sind, hat man so ein Schnippchen geschlagen.<br />
Wir können d<strong>am</strong>it greifen, fühlen und sehen,<br />
was wir essen. Wir überlassen es nicht mehr<br />
den Großkonzernen, unsere Lebensmittel zu<br />
produzieren. Wir müssen uns nicht mehr d<strong>am</strong>it<br />
auseinandersetzen, was man uns täglich so alles<br />
an schädlichen Ingredienzien unterjubeln möchte.<br />
Die Kontrolle über die täglichen Lebensmittel ist<br />
zurückerobert.<br />
Die schöne Utopie und<br />
das Paradies<br />
Das klingt wie eine schöne Utopie, die einen<br />
konkreten Platz in der Welt direkt vor unseren<br />
Haustüren gefunden hat. Das „Paradies“, schließlich<br />
leben wir ja in dem landschaftlich nicht unschönen<br />
<strong>Tirol</strong>, lag im Grunde schon immer dort. Es war aber<br />
ein Fehler, die industriell gefertigten Lebensmittel<br />
in unser Paradies zu lassen. Der Aufschwung der<br />
Regionalität sagt dieser Tendenz den direkten<br />
K<strong>am</strong>pf an. Immer öfter verbündet sich diese außerdem<br />
mit dem Begriff „Bio“, der die K<strong>am</strong>pfzone<br />
noch ausweitet.<br />
Das ist nur logisch. Regionalität reicht den meisten<br />
nicht aus. Nur weil wir wissen, wo die Lebensmittel<br />
produziert wurden, wissen wir noch immer<br />
nicht, wie genau sie produziert wurden. Auch der<br />
Bauer aus dem <strong>Tirol</strong>er Oberland kann die „falsche“<br />
Einstellung haben, seine Tiere mit Industriefraß<br />
füttern und seine Pflanzen mit purem Gift spritzen<br />
und düngen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.<br />
Diverse Gütesiegel haben diese Ängste aufgegriffen<br />
und noch die letzten Unklarheiten und Zweifel ausgeräumt,<br />
dass aus <strong>Tirol</strong>, zumal wenn regional und<br />
biologisch produziert, die allerbesten Lebensmittel<br />
weit und breit st<strong>am</strong>men.<br />
Die Qualität der <strong>Tirol</strong>er Produkte soll nicht angezweifelt<br />
werden. Tatsächlich können wir uns in dieser<br />
Hinsicht mit den besten Ländern und Regionen<br />
Europas messen. Die verkürzten Transportwege bei<br />
verstärktem Konsum von regionalen Lebensmitteln<br />
ist außerdem ein Argument, das sich aus ökologischer<br />
Perspektive nicht widerlegen lässt.<br />
Das „Paradies“ und<br />
das „Nicht-Paradies“<br />
Der Kehrseite eines strikten „Regionalität-Denkens“<br />
kommt man aber auf die Spur, wenn man<br />
104 <strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong>
Paradies<br />
dieses durch die Brille der eingangs getroffenen<br />
Überlegungen betrachtet. Es ist nur allzu menschlich,<br />
auf Informationsüberflutung mit Abschottung<br />
zu reagieren und sich fortan, weil man ja<br />
vermeintlich ohnehin nichts an der Welt ändern<br />
kann, nur mehr um das eigene Umfeld zu kümmern.<br />
Es ist verständlich, dass, mit der Beeinflussung<br />
von verschiedenen Kulturen, die Sehnsucht<br />
nach der Heimat und nach dem Vertrauten wieder<br />
wächst. Es ist nur zu gut nachvollziehbar, dass<br />
aufgrund des Misstrauens gegen Großkonzerne<br />
die regionale und biologische Landwirtschaft im<br />
näheren Radius wieder an Bedeutung gewinnt. Bei<br />
all dem ist aber die Hybris nicht fern.<br />
Wenn wir uns, kulturell gesehen, nur mehr auf<br />
uns selbst konzentrieren, folgt früher oder später<br />
die Überschätzung der eigenen Kultur. Wir beginnen<br />
d<strong>am</strong>it, das Eigene zu hoch und das Fremde<br />
geringzuschätzen. Dasselbe gilt für die Herstellungsbedingungen<br />
der regionalen Lebensmittel in<br />
<strong>Tirol</strong>. Richten wir nur den Blick auf die Gegebenheiten<br />
im Paradies vor der Haustür, werden wir<br />
fast zwangsläufig zur Überzeugung gelangen, dass<br />
anderswo genau diese paradiesischen Zustände<br />
nicht herrschen können. Wir überhöhen und glorifizieren<br />
unser schönes <strong>Tirol</strong> und verteufeln und<br />
geringschätzen alles, was nicht <strong>Tirol</strong> ist.<br />
Auch aus „Anderswo“ können fantastische<br />
Lebensmittel st<strong>am</strong>men<br />
Ein Beispiel aus der Praxis verdeutlicht das. Ein<br />
Produzent von <strong>Tirol</strong>er Bio-Produkten musste<br />
sich rechtfertigten, weil die Milch für das regionale<br />
Bio-Joghurt aus einem Ort nicht allzu fern<br />
der <strong>Tirol</strong>er Grenzen st<strong>am</strong>mte. Die Milch, gerade<br />
einmal ein paar Kilometer jenseits der „Paradies-<br />
Grenze“ <strong>Tirol</strong>s produziert, führte dazu, dass das<br />
Joghurt von mancher Seite als „italienisches<br />
Joghurt“ gebrandmarkt wurde. Der Begriff<br />
„italienisch“ war nicht nur eine Bezeichnung des<br />
Landes, zu dem Südtirol ja bekanntlich seit längerer<br />
Zeit gehört, sondern eine Wertung. In die<br />
paradiesischen Produkte <strong>Tirol</strong>s mischte sich eine<br />
fremde Zutat, die allein wegen ihrer Herkunft<br />
schon verdächtig war, den hohen Qualitätsstandards<br />
in <strong>Tirol</strong> nicht gerecht zu werden. Mit diesem<br />
Denken wird somit eine stark vereinfachte<br />
Zweiteilung geschaffen: bei uns das Paradies,<br />
anderswo das Nicht-Paradies, dem wir mit Argwohn<br />
gegenüberstehen.<br />
Ja, wir leben tatsächlich wie eingangs erwähnt<br />
in einer globalisierten und hochgradig vernetzten<br />
Welt. Das gilt auch für unsere Lebensmittel. Aus<br />
diesen Vernetzungen und Verzahnungen können<br />
wir nicht so leicht aussteigen, wie wir es gerne<br />
täten. Wir können uns nicht so einfach in unsere<br />
eigenen Gärten zurückziehen. Statt eines Rückzugs<br />
wäre ein kritisches Bewusstsein wünschenswert,<br />
das prüft, bewertet und einschätzt – ohne<br />
Scheuklappen, ohne Überschätzung des Eigenen<br />
und ohne Ablehnung des anderen.<br />
Womöglich würden wir dann merken, dass<br />
einige Produkte und Lebensmittel aus <strong>Tirol</strong> schon<br />
unter paradiesischen Bedingungen hergestellt<br />
werden. Es wäre aber auch denkbar, dass andere<br />
Regionen in Europa uns ganz dicht auf den Fersen<br />
sind oder uns gar schon überholt haben. Vielleicht<br />
ginge d<strong>am</strong>it auch die Erkenntnis einher, dass der<br />
eigene Garten eine gute Ergänzung sein könnte,<br />
eine völlig autarke Lebensweise aber sowohl mühs<strong>am</strong><br />
als auch völlig utopisch ist.<br />
Denken wir regional. Denken wir aber auch<br />
weltoffen. Bleiben wir kritisch. Das könnte in<br />
einer immer enger zus<strong>am</strong>menrückenden Welt<br />
tatsächlich zu Momenten des temporär verwirklichten<br />
Paradieses führen. Markus Stegmayr<br />
<strong>Tirol</strong> <strong>am</strong> <strong>Teller</strong> <strong>2017</strong> 105
SPAR<br />
Almmilch:<br />
qualität aus tirol<br />
Die ErlebnisSennerei Zillertal holt die Milch Anfang Juni frisch von der Alm und bietet<br />
Konsumenten d<strong>am</strong>it einen ganz besonderen Genuss: die Almmilch mit dem Gütesiegel<br />
„Qualität <strong>Tirol</strong>“ – besonders praktisch in der 0,75-Liter-Packung bei SPAR erhältlich.<br />
Foto: AM<strong>Tirol</strong><br />
Almmilch, das ist höchste<br />
Qualität aus dem oberen<br />
Stockwerk unseres Landes.<br />
Mit der Almwirtschaft hat die <strong>Tirol</strong>er<br />
Landwirtschaft ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
das wir nutzen und für die<br />
Konsumentinnen und Konsumenten erlebbar<br />
machen können“, sieht LH-Stv.<br />
Josef Geisler vielfältige Chancen für<br />
Almprodukte mit Geschmack und Geschichte.<br />
In <strong>Tirol</strong> gibt es rund 2.100 Almen,<br />
die das Erscheinungsbild der <strong>Tirol</strong>er<br />
Berglandschaft wesentlich prägen.<br />
Die jahrhundertlange Beweidung der<br />
alpinen und hochalpinen Lagen durch<br />
Rinder, Schafe und Ziegen sorgt für ihr<br />
heutiges Aussehen. Jährlich verbringen<br />
etwa 200.000 Tiere ihre Sommerfrische<br />
auf <strong>Tirol</strong>s Almen. „Die vielen Almkräuter,<br />
frisches Quellwasser und viel<br />
Bewegung wirken sich positiv auf die<br />
Gesundheit und das Wohlbefinden der<br />
Tiere und somit auch auf die hervorragende<br />
Qualität der Almprodukte aus.<br />
Das schmeckt man auch in der Almmilch“,<br />
freut sich LH-Stv. Josef Geisler<br />
über den Start der Almmilchsaison.<br />
Genuss von der Alm bei SPAR<br />
„Es freut mich ganz besonders, dass<br />
wir unseren Kunden nach der erfolgreichen<br />
Einführung im letzten Jahr heuer<br />
erneut ein so hochwertiges Produkt<br />
wie die Almmilch mit dem Gütesiegel<br />
‚Qualität <strong>Tirol</strong>‘ anbieten können. Almprodukte<br />
punkten mit ihrer Frische und<br />
ihren gesunden Nährstoffen“, berichtet<br />
Dr. Christof Rissbacher, Geschäftsführer<br />
SPAR <strong>Tirol</strong> und Salzburg. „Das regionale<br />
Angebot bei SPAR nimmt stetig zu.<br />
Neben der Almmilch führen wir noch<br />
weitere qualitativ hochwertige Almprodukte<br />
wie die Modlbutter, während der<br />
Sommermonate ebenfalls aus hundert<br />
Prozent Almmilch hergestellt, den Almkäse<br />
von der Holzalm sowie ab Herbst<br />
wieder das schmackhafte Bergl<strong>am</strong>m“,<br />
freut sich Rissbacher über die Auswahl<br />
<strong>Tirol</strong>er Almprodukte.<br />
Wertvolle Almmilch<br />
„Die Almmilch ist eine echte Besonderheit,<br />
die es nur vier Monate im Jahr gibt.<br />
Die Kühe verbringen den Sommer auf<br />
einer der zahlreichen Almen rund um<br />
Mayrhofen. Die schmackhaften Gräser<br />
und Kräuter sorgen für den feinen<br />
Geschmack der Almmilch“, berichtet<br />
Christian Kröll, Geschäftsführer der ErlebnisSennerei<br />
Zillertal, stolz über die<br />
Qualität der Almmilch. „Die Kühlung<br />
der Milch erfolgt bis zum Abholen durch<br />
unseren Milchwagen meist traditionell<br />
per Wasserkühlung. Dabei werden die<br />
Milchkannen in einen tiefen Brunnen<br />
gestellt. Das fließende, kalte Wasser<br />
kühlt so die Milch auf ganz natürliche<br />
Weise“, erklärt Kröll. „In der Sennerei<br />
wird sie schonend und schnell verarbeitet,<br />
d<strong>am</strong>it man die Almmilch nicht nur<br />
auf der Alm, sondern auch <strong>am</strong> Frühstückstisch<br />
genießen kann“, so Kröll.<br />
Tradition und Handwerk<br />
„Mit der Almmilch finden die Konsumenten<br />
ein regionales Produkt im<br />
Handel, das in ihrer Qualität einzigartig<br />
ist“, ist DI Wendelin Juen, Geschäftsführer<br />
der Agrarmarketing <strong>Tirol</strong>,<br />
begeistert. „Der nachweislich hohe<br />
Gehalt an Omega-3-Fettsäuren hat<br />
verschiedenste positive gesundheitliche<br />
Effekte. Der regelmäßige Konsum<br />
von ungesättigten Fettsäuren schützt<br />
nämlich Herz, Gefäße und Zellen“, berichtet<br />
Juen über den gesundheitlichen<br />
Aspekt der Almmilch. „Die Almmilch<br />
erinnert mich zudem zu Hause und im<br />
Büro an grüne, saftige Almen in den<br />
herrlichen <strong>Tirol</strong>er Bergen – ein besonderes<br />
Almgefühl“, freut sich Juen über<br />
dieses Almprodukt.<br />
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