greenup #04 Leseprobe
Das Magazin für einen nachhaltigen Lebensstil.
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Platz ist in der<br />
kleinsten Hütte<br />
Wieviel Wohnraum brauchen wir wirklich? Müssen wir tatsächlich alles selbst besitzen?<br />
„Nicht viel“ und „nein“ sagt der Macher der Tiny Houses in Berlin, Van Bo Le-Mentzel. Mit 13<br />
Minihäusern sind sie angetreten, um der Öffentlichkeit eine andere Art zu leben aufzuzeigen<br />
Mit diesem Titel-Satz scherzt<br />
der ein oder andere, wenn<br />
er seinem Gastgeber zu<br />
signalisieren versucht,<br />
dass die eine Übernachtung im kleinen<br />
Zimmer kein Problem sei. Die „Tiny<br />
Houses“ (englisch für Minihäuser)<br />
der Berliner Tinyhouse University e.V.<br />
jedenfalls bieten weniger als sieben<br />
Quadratmeter zum Wohnen, Schlafen<br />
und Arbeiten. Da muss man erst mal<br />
schlucken. Der vor zwei Jahren vorgestellte<br />
Prototyp „Tiny100“ des Architekten<br />
Van Bo Le-Mentzel misst 2 x 3,20<br />
Meter in der Grundfläche und ist 3,60<br />
Meter hoch. Im hinteren Bereich führt<br />
eine verschiebbare Holzleiter hinauf<br />
zum Schlafplatz, der außerdem als Arbeitsbereich<br />
dient. Wer arbeitet, lässt<br />
im Sitzen die Beine durch eine Aussparung<br />
in der Decke hängen. Unmittelbar<br />
darunter befindet sich eine schmale<br />
Küchenzeile mit Minispüle und Herdplatte.<br />
Auf der übrigen Fläche lassen<br />
sich eine ausklappbare Couch und ein<br />
kleiner Tisch positionieren. Eine kleine<br />
> Das gesellschaftliche<br />
Miteinander<br />
ist uns<br />
sehr wichtig <<br />
Van Bo Le-Mentzel<br />
Toilette und Dusche gibt es auch. Viel<br />
Licht fällt durch die hohen Fenster und<br />
erweckt ein Raumerlebnis, das sich größer<br />
anfühlt als sieben Quadratmeter.<br />
Le-Mentzel gründete die Tinyhouse<br />
University e.V. in Berlin bereits im Jahre<br />
2016. Der 41-jährige Aktivist mit laotischem<br />
Ursprung beschreibt das Projekt<br />
als einen Zusammenschluss von<br />
Menschen, die in Deutschland die Tiny-House-Bewegung<br />
verkörpern. Die<br />
Idee der „Minihäuser“ selbst entstand<br />
vor elf Jahren in den USA im Zuge der<br />
Immobilienkrise. Die Mieten steigen<br />
besonders in urbanen Räumen immer<br />
mehr an, genauso die Kaufpreise für<br />
Wohnungen und Häuser. Die kleinen<br />
Häuser sollen Abhilfe schaffen. Die Vision:<br />
günstigen und für jedermann erschwinglichen<br />
Wohnraum zu schaffen.<br />
Der gelebte Traum von einer<br />
mobilen, autarken Gesellschaft<br />
Um Erfahrungen mit gebautem und<br />
gelebtem Minimalismus zu machen,<br />
wurde ein Tinyhouse-Village auf<br />
dem Gelände des Bauhaus Campus<br />
in Berlin im Stadtteil Tiergarten errichtet.<br />
Das Modellprojekt, mit dem<br />
„Tiny100“ als erstem Minihaus, zeigte<br />
sich dort bis März 2018. In 13 verschiedenen<br />
Tiny Houses sind Bildungsaktivisten,<br />
Gestalter und Flüchtlinge zusammengekommen.<br />
Jedes Haus hatte<br />
einen anderen Schwerpunkt – wie<br />
das „New Work Studio“ als modernes<br />
Büro auf Rädern, der „Workshop<br />
on Wheels“ als mobile Holzwerkstatt<br />
oder das „Holy Foods House“: Dieses<br />
Minihaus wurde als Sammelpunkt für<br />
Lebensmittel zur Selbstversorgung und<br />
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