WALLIS Magazin - November 2018
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Kräuterkruste<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
50 g Butter<br />
50 g Brotmehl/Semmelbrösel<br />
30 g frische Kräuter mit Hauptanteil<br />
Schnittlauch und Petersilie, wenig Rosmarin<br />
und Thymian. Kein Dill oder Basilikum,<br />
da sich die Masse sonst grau verfärbt<br />
Salz und Pfeffer<br />
Butter bei Zimmertemperatur weich werden<br />
lassen, in kleinen Küchencutter mit Brotmehl<br />
bzw. Semmelbröseln geben.<br />
Die frischen Kräuter grob hacken, bei<br />
Thymian und Rosmarin die groben Stängel<br />
entfernen und hacken, alle gehackten<br />
Kräuter in die Butter-Brotmehl-Masse geben.<br />
Salzen und pfeffern, alles cuttern, bis sich<br />
die Masse grün färbt und gut verbindet,<br />
abschmecken.<br />
Klarsichtfolie auslegen, die Butterbrösel-<br />
Kräuter-Masse kompakt zu einer Wurst<br />
aufrollen, gut verschliessen. 2 bis 3 Stunden<br />
in den Kühlschrank stellen. Für den Lammrücken<br />
2 bis 3 cm dicke Scheiben schneiden.<br />
Wenn Peter Gschwendtner von<br />
Natur redet, dann weiss er,<br />
wovon er spricht. Davon hats<br />
hier in seiner Heimat viel, eigentlich nur.<br />
Ein einziger Blick vom Hotel Castle in<br />
Blitzingen auf 1350 Meter über das<br />
Goms, dieses weite, grüne Hochtal, auf<br />
die umliegenden himmelhohen Gipfel<br />
genügt: Natur, wohin man schaut. Ein<br />
einzelner Blick genügt aber nicht, sich<br />
an dieser Aussicht sattzusehen. Grünblauer<br />
Balsam für Städteraugen.<br />
Ein idealer Flecken also für den Naturmenschen<br />
Gschwendtner? Für den ausgebildeten<br />
Skilehrer, Bergführer und<br />
Everest-Ersteiger ganz sicher. Doch es<br />
wohnen zwei Seelen in seiner Brust: Für<br />
den Spitzenkoch machts die idyllische<br />
Lage nicht immer einfach. Zwar sitzt der<br />
Chef für die Rohstoffbeschaffung hier im<br />
Paradies: Lamm aus dem Lötschental,<br />
Rind aus dem Fieschertal, Forellen aus<br />
Raron, Gemüse, Pilze, Beeren aus dem<br />
Goms, Kräuter aus seinem Garten. Aus<br />
dem Füllhorn guter, regionaler Produkte<br />
schöpft der «Castle»-Koch nicht als<br />
Einziger. Einzigartig aber sind der Aufwand<br />
und die Hingabe, mit denen er diese<br />
zubereitet. Der einstige Autodidakt<br />
hats an den Töpfen zum Meister gebracht.<br />
Der GaultMillau lobt die «raffinierten<br />
Genüsse» und hebt Gschwendtner<br />
mit 16 Punkten in die kulinarische<br />
Oberliga. In Zürich, Bern oder Basel<br />
dürfte er dank seiner Kreativität und<br />
Kochkunst mit stets gut gebuchter Beiz<br />
rechnen. Im Goms aber, weit abseits der<br />
Pfade, auf denen die urbane Gourmet-<br />
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Gemeinde gerne lustwandelt, ist<br />
Gschwendtners Art zu kochen ein Willensakt.<br />
«Das stimmt», relativiert der<br />
Mittfünfziger bescheiden, «aber erstens<br />
kann ich gar nicht anders. Was immer ich<br />
mache, versuche ich gut zu machen. So<br />
gut wie möglich. Ob am Herd oder am<br />
Berg. Und zweitens möchte ich nirgendwo<br />
anders arbeiten oder leben. Ich<br />
schöpfe meine Kraft aus der Natur. Aus<br />
meiner Heimat.»<br />
Die hat der aus dem tirolischen Going<br />
am Wilden Kaiser stammende gelernte<br />
Schreiner, Skilehrer und Bergführer<br />
schon vor langer Zeit im Goms gefunden.<br />
Zwei Naturschönheiten haben ihn hier<br />
Wurzeln schlagen lassen: das Tal und<br />
eine Einheimische. Die Brigitte, wie<br />
Gschwendtner in akzentfreiem Gommer<br />
Dialekt erzählt. Mit der schönen Brigitte<br />
hat er längst erwachsene Kinder, das<br />
Paar ist stolze Grosseltern, seit 22 Jahren<br />
führt es gemeinsam das «Castle». Aus<br />
dem einst maroden Appartement-Hotel,<br />
das in fünf Jahren drei Konkurse erlebt<br />
hat, schufen sie ein Bijou: eine Rundumwohlfühl-Oase<br />
für Gäste von nah und<br />
fern, ein Dutzend Arbeitsstellen fürs Tal<br />
und einen kulinarischen Hotspot für die<br />
Region. Und weil die ausgebildete Physiotherapeutin<br />
selber kaum Fleisch isst,<br />
werden auch Vegetarier im «Castle»<br />
glücklich. «Ein vegetarisches Fünfgangmenü<br />
auf Topniveau ist je nach Saison<br />
eine echte Herausforderung», weiss der<br />
Chef.<br />
Herausforderungen aber sind genau<br />
Gschwendtners Ding. Die grösste: ne-