fdw Nr. 4 Dezember 2008 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
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Bayern<br />
„Einheitsschule/Gemeinschaftsschule“ für alle<br />
Kin<strong>der</strong> ist „ein Experiment, das zu Lasten künftiger<br />
Generationen geht“<br />
Die <strong>Bund</strong>es-Direktoren-Konferenz* tagte vom 5. – 8. November <strong>2008</strong> in München<br />
Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise und <strong>der</strong> anhaltenden<br />
Strukturdebatte im Bildungswesen beschäftigte sich die <strong>Bund</strong>es-Direktoren-Konferenz (BDK) in München<br />
mit <strong>der</strong> Frage: Wie muß ein leistungsfähiges Schulsystem ausgestaltet werden, damit unser Land<br />
im internationalen Wettbewerb auch zukünftig bestehen kann?<br />
Bedeutende Rolle des Gymnasiums/Beginn<br />
ab Klasse 5<br />
„unverzichtbar“<br />
Dazu bedarf es nach Auffassung <strong>der</strong><br />
BDK eines Schulsystems, das die vorhandenen<br />
unterschiedlichen Begabungspotentiale<br />
unserer Kin<strong>der</strong> umfassend<br />
ausschöpft, um beson<strong>der</strong>s leistungsfähige<br />
und leistungsbereite Kin<strong>der</strong> –<br />
unabhängig von ihrer sozialen Herkunft<br />
–zu gesellschaftlich verantwortungsvoll<br />
denkenden und handelnden Persönlichkeiten<br />
zu erziehen und zu bilden.<br />
„Dies gelingt nur mit einem differenzierten<br />
Schulsystem, in dem das Gymnasium<br />
seine bedeutende Rolle beibehält“,<br />
.sagte die Vorsitzende <strong>der</strong> BDK,<br />
Barbara Loos. Nichts sei ungerechter<br />
als die gleiche Behandlung Ungleicher.<br />
Aufbauend auf einer möglichst frühen<br />
För<strong>der</strong>ung im Kin<strong>der</strong>garten, in <strong>der</strong> Vorschule<br />
und <strong>der</strong> Grundschule muß das<br />
Gymnasium – auch aus entwicklungspsychologischen<br />
Gründen – vor <strong>der</strong><br />
Pubertät beginnen. Daher ist <strong>der</strong> Beginn<br />
<strong>der</strong> Gymnasialzeit mit <strong>der</strong> Klasse 5 zur<br />
optimalen Ausschöpfung <strong>der</strong> Begabungspotentiale<br />
unverzichtbar. Die Erfahrung<br />
<strong>der</strong> Grundschule und zahlreiche<br />
wissenschaftliche Untersuchungen zeigen,<br />
daß nach vier Jahren gemeinsamen<br />
Lernens nachweisbar unterschiedliche<br />
Lernstände vorhanden sind. För<strong>der</strong>ung<br />
muß auf dieser Basis differenziert erfolgen.<br />
Ein geglie<strong>der</strong>tes Schulsystem<br />
bleibt daher unabdingbar.<br />
Die BDK verweist ausdrücklich darauf,<br />
daß das Gymnasium allen wissenschaftlichen<br />
Studien zufolge sehr erfolgreich<br />
ist, bei den Eltern in Deutschland höchste<br />
Wertschätzung erfährt und im Ausland<br />
ein hohes Ansehen genießt. Die in<br />
einigen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n angestrebte<br />
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„Einheitsschule/ Gemeinschaftsschule“<br />
für alle Kin<strong>der</strong> sei ein Experiment, das<br />
zu Lasten künftiger Generationen und<br />
damit unseres Landes gehe. Es binde<br />
viel Zeit und Ressourcen und sein Ausgang<br />
sei mehr als ungewiß. „Wir stärken<br />
unser Bildungssystem wesentlich<br />
nachhaltiger, wenn wir Zeit und Ressourcen<br />
in die Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
Qualität schulischer Arbeit investieren“,<br />
so Loos.<br />
Beitrag des Gymnasiums zu<br />
individueller För<strong>der</strong>ung und<br />
Bildungsgerechtigkeit<br />
Die <strong>Bund</strong>es-Direktoren-Konferenz unterstreicht<br />
das Recht eines jeden Kindes<br />
auf individuelle För<strong>der</strong>ung. Diese beginnt<br />
in <strong>der</strong> Familie und muß über verbindliche<br />
vorschulische Bildung und<br />
Erziehung weitergeführt werden, damit<br />
alle Kin<strong>der</strong> beim Eintritt in die Grundschule<br />
Chancengerechtigkeit erwarten<br />
können.<br />
Das Gymnasium för<strong>der</strong>t ab Klasse 5 die<br />
Kin<strong>der</strong>, die sich schon als beson<strong>der</strong>s<br />
begabt, interessiert, anstrengungsbereit<br />
und ausdauernd im Lernprozeß erwiesen<br />
haben. Sie werden sich bei gymnasialspezifischer<br />
For<strong>der</strong>ung und För<strong>der</strong>ung<br />
den komplexen Ansprüchen des<br />
achtjährigen Gymnasiums erfolgreich<br />
stellen und durch die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
des gymnasialen Unterrichts ihre<br />
Potentiale entwickeln können. Damit<br />
leiste das Gymnasium einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit.<br />
„So gebildete junge Erwachsene sind in<br />
beson<strong>der</strong>er Weise befähigt, in sozialer<br />
Verantwortung hochqualifizierte Schlüsselpositionen<br />
in <strong>Wissenschaft</strong>, Politik,<br />
Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zu<br />
übernehmen“, stelle Barbara Loos fest.<br />
„Die Ausbildung von Eliten ist für den<br />
Erfolg unseres Landes unverzichtbar.“<br />
For<strong>der</strong>ung: Das Gymnasium<br />
in hoher Qualität erhalten<br />
In einer Abschlußerklärung for<strong>der</strong>te die<br />
BDK nachdrücklich alle gesellschaftlich<br />
Verantwortlichen auf, angesichts<br />
<strong>der</strong> globalen Herausfor<strong>der</strong>ungen ein<br />
qualitativ hochwertiges Gymnasium ab<br />
Klasse 5 zu unterstützen und seine Existenz<br />
und Weiterentwicklung verläßlich<br />
zu garantieren.<br />
* Die <strong>Bund</strong>es-Direktoren-Konferenz ist das ausführende<br />
Organ <strong>der</strong> <strong>Bund</strong>esvereinigung <strong>der</strong><br />
Oberstudiendirektoren; in ihr sind ca. 70 % <strong>der</strong><br />
Direktorinnen und Direktoren von Gymnasien<br />
in allen <strong>Bund</strong>eslän<strong>der</strong>n organisiert. Ziel <strong>der</strong> Vereinigung<br />
ist die För<strong>der</strong>ung des Gymnasiums im<br />
Rahmen des geglie<strong>der</strong>ten Schulwesens.<br />
Deutsche Gesamtschule<br />
schnitt<br />
schlecht ab<br />
Die Integrierte Gesamtschule (IGS)<br />
hat bei PISA 2006 und bei PISA-E<br />
2006 erneut schlecht abgeschnitten.<br />
Nach Analyse des Deutschen Lehrerverbandes<br />
(DL) rangiert die IGS<br />
trotz einer hinsichtlich Begabung<br />
und Herkunft vergleichbaren Schülerschaft<br />
und trotz erheblich besserer<br />
Personalausstattung im <strong>Bund</strong>esdurchschnitt<br />
um rund 50 PISA-<br />
Punkte und quer durch die Län<strong>der</strong><br />
um bis zu 97 PISA-Punkte hinter <strong>der</strong><br />
Realschule. Das sind eineinhalb bis<br />
drei Schuljahre Unterschied bereits<br />
bei Fünfzehnjährigen.<br />
<strong>fdw</strong> 4/<strong>2008</strong>