fdw Nr. 4 Dezember 2008 - Bund Freiheit der Wissenschaft eV
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Nordrhein-Westfalen<br />
Für das chancengerechte und leistungsfähige<br />
geglie<strong>der</strong>te Schulsystem<br />
Positionspapier zur Schulstrukturdiskussion<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Versuche von Lehrergewerkschaft und Parteistrategen, aus ideologischen<br />
Gründen durch eine Hermeneutik <strong>der</strong> Gewalt, d. h. durch unredliche Interpretationen von<br />
Untersuchungsergebnissen, Stimmung gegen das geglie<strong>der</strong>te Schulwesen und für die Einheitsschule<br />
zu machen, hat das Aktionsbündnis Schule, dem neben fünfzehn weiteren Verbänden auch<br />
<strong>der</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Freiheit</strong> <strong>der</strong> <strong>Wissenschaft</strong> angehört, einmal mehr die Argumente, die für das geglie<strong>der</strong>te<br />
Schulwesen sprechen, zusammengefaßt.<br />
Das Positionspapier des „Aktionsbündnisses gegen die Zerschlagung unserer Schulen“ wurde am 15. <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
verabschiedet und <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die <strong>fdw</strong> stellt es im Folgenden vor:<br />
1. Das Aktionsbündnis Schule spricht<br />
sich unmißverständlich für das geglie<strong>der</strong>te<br />
Schulsystem in Nordrhein-Westfalen<br />
aus.<br />
2. Kin<strong>der</strong> und Jugendliche besitzen<br />
unterschiedliche Fähigkeiten, Begabungen<br />
und Neigungen. Das<br />
differenzierte und vielfältige Schulformangebot<br />
bietet die größtmöglichen<br />
Chancen, durch ein breites<br />
Spektrum unterschiedlicher Formen<br />
des För<strong>der</strong>ns und For<strong>der</strong>ns allen<br />
Schülerinnen und Schülern gerecht<br />
zu werden.<br />
3. Individuelle För<strong>der</strong>ung beginnt<br />
mit <strong>der</strong> Möglichkeit, aus unterschiedlichen<br />
Bildungsangeboten<br />
auszuwählen.<br />
4. Unterschiedliche Schulformangebote<br />
geben Eltern und damit auch<br />
Schülerinnen und Schülern Wahlfreiheit.<br />
Die Landesverfassung<br />
garantiert diese begabungsgerechte<br />
Schulwahl.<br />
16<br />
Vermin<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Staat die Möglichkeiten,<br />
zwischen Bildungsangeboten<br />
auszuwählen, so provoziert er, daß<br />
sich Eltern, Schülerinnen und Schüler<br />
Ersatzangeboten zuwenden.<br />
Erfahrungen aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
lehren, daß bei Vereinheitlichung<br />
des Schulsystems durch den Staat<br />
die erfor<strong>der</strong>liche begabungsgerechte<br />
Unterstützung von einer Förde-<br />
rung je nach finanziellen Möglichkeiten<br />
abgelöst wird. Die Bildungsgerechtigkeit<br />
nimmt Schaden.<br />
5. Bildungsgerechtigkeit wird erreicht<br />
durch Stärkung des Bildungsbewußtseins,<br />
frühzeitige Sprachför<strong>der</strong>ung,<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Migrantenkin<strong>der</strong>, pädagogische<br />
För<strong>der</strong>angebote, die Nutzung<br />
<strong>der</strong> Durchlässigkeit und <strong>der</strong><br />
Anschlußfähigkeit in dem geglie<strong>der</strong>ten<br />
Schulsystem.<br />
6. Der demografisch bedingte Schülerrückgang<br />
muß zur Verbesserung <strong>der</strong><br />
pädagogischen Rahmenbedingungen<br />
genutzt werden. Eine gute personelle<br />
und sächliche Ausstattung<br />
<strong>der</strong> Schulen und guter Unterricht<br />
sind Voraussetzung für gute Schülerleistungen.<br />
Der Schülerrückgang darf nicht zu<br />
einer Reduzierung <strong>der</strong> Schulformangebote<br />
mißbraucht werden. Kleine<br />
Schulen und kleine Klassen bieten<br />
neue Chancen individueller<br />
Unterstützung.<br />
7. Homogenere Lerngruppen erlauben<br />
eine intensive persönliche För<strong>der</strong>ung.<br />
Damit lassen sich psychisch<br />
belastende Unter- wie Überfor<strong>der</strong>ungen<br />
vermeiden.<br />
Unterschiedliche Schulformen vermögen<br />
eigene Bildungsprofile zu<br />
entwickeln, differenzierte Bildungsgänge<br />
anzubieten, sich bei Unter-<br />
richtsinhalten und –methoden an<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Schülerschaft zu orientieren<br />
und klare Abschlußdefinitionen<br />
vorzugeben.<br />
8. Der Wechsel auf weiterführende<br />
Schulen nach <strong>der</strong> 4. Grundschulklasse<br />
ist pädagogisch sinnvoll, da<br />
die Begabungen zu diesem Zeitpunkt<br />
bei <strong>der</strong> überwiegenden Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> nach allen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen klar<br />
erkennbar sind.<br />
Zudem lehrt die mo<strong>der</strong>ne Gehirnforschung,<br />
daß das Lernen in bestimmen<br />
Zeitfenstern, die nur eine begrenzte<br />
Entwicklungsspanne lang offen sind,<br />
genutzt werden sollte. Eine Verschiebung<br />
des Übertrittzeitpunkts in die<br />
Pubertät hinein verstärkt die Prognoseunsicherheit<br />
nachweislich.<br />
9. Umfragen weisen nach, daß über<br />
70 % <strong>der</strong> Deutschen das geglie<strong>der</strong>te<br />
Schulsystem wollen.<br />
10. Die Schulstrukturdebatte muß statt<br />
von Vorurteilen, Schlagworten und<br />
hoher Emotionalität künftig von<br />
Sachargumenten, <strong>Wissenschaft</strong>sbefunden<br />
und seriösen Erfahrungswerten<br />
geprägt sein.<br />
Maßstab und Zentrum aller Diskussionen<br />
muß das Wohl des einzelnen<br />
Kindes und Jugendlichen<br />
sein.<br />
Düsseldorf im <strong>Dezember</strong> <strong>2008</strong><br />
<strong>fdw</strong> 4/<strong>2008</strong>