SB_02_18_Final
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Starnberger Bote 6 Titelthema<br />
Mit verbaler Artistik wird die trennende<br />
Bahntrasse zu einem<br />
Verbindungselement - eine Art<br />
Reißverschluss - das Stadt und See zu<br />
einer gemeinsamen Identität verhilft!<br />
Ein „Nichts am See“ (was auch<br />
schon vom SzS-Vorgänger „Seepark<br />
Starnberg“ mit einem Tunnel verfolgt<br />
wurde), garantiert zwar den freien<br />
Blick auf Bahnlinie, See und Alpen,<br />
leistet städtebaulich und funktional für<br />
die Stadt aber eben NICHTS, außer im<br />
Freien sitzen, Gassigehen und Radeln.<br />
In der Dokumentation von 2014 sind<br />
die Erlöse der Grundstücksverkäufe im<br />
Wertermittlungsverfahren bei MORPHO-<br />
LOGIC mit nur 32,1 Mio. Euro und bei<br />
ASW mit nur 19,4 Mio. Euro angegeben.<br />
ASW Planung in<br />
Dokumentation STA 2014<br />
zu verhelfen<br />
Erreicht wird das, nach Untersuchung<br />
zahlreicher Varianten, durch die<br />
Kombination aus verkehrlichem Tiefbau<br />
und Hochbauten neben dem Tunnel.<br />
Schemaschnitt Kompakttunnel und<br />
Bebauung<br />
Viel freie Rundumsicht heißt aber<br />
eigentlich: wenig bis nichts bauen, wie<br />
das überdeutlich am Entwurf von ASW<br />
zu erkennen ist.<br />
Mit der durch den Kompakttunnel<br />
„befreiten Fläche“ ist ein großer<br />
Spielraum vorhanden, alle Vorgaben<br />
zu erfüllen, die eine Stadt benötigt:<br />
Gebäude und Plätze, Strassen und<br />
Aufenthaltszonen und eine gesunde<br />
Durchmischung vieler Funktionen.<br />
Das vom Verfasser unter dem Label KRV<br />
entwickelte städtebauliche Ur-Konzept<br />
versucht diesen Anforderungen gerecht<br />
zu werden und wurde zusammen mit<br />
Lutz Janssen weiterentwickelt.<br />
Seeterrassen mit isoliertem<br />
Bahnhof von ASW 2014<br />
Städtebaulich etwas leisten zu wollen,<br />
das sich aber nicht materialisieren soll,<br />
erzeugt ein weiteres Problem: wie sieht<br />
die Gegenfinanzierung aus, wenn nur im<br />
nördlichen Bereich gebaut werden soll?<br />
Dem Ausschuss Bahnhof - See wurde<br />
am 12. Juli 2016 auf Basis der<br />
Lahmeyer-Planung Kosten in Höhe von<br />
110,3 Mio. Euro benannt (Preisstand<br />
2<strong>02</strong>5). Darin enthalten, BHF Nord mit<br />
Regionalzughalt (6,2 Mio.) Umbau BHF<br />
See mit Gleisverlegung (74,2 Mio.) und<br />
der Promenade (29,9 Mio.).<br />
Mit der Teilerstattung des Planungsgewinns<br />
an die DB AG (4,6 Mio. Euro)<br />
und der Aufpreisverpflichtung für den<br />
Bürgerpark an den Freistaat (8,2 Mio.)<br />
ergeben sich gerundete Gesamtkosten<br />
für die Gleisverlegung von 123,0 Mio.<br />
Euro.<br />
Teilweise aufgefangen werden diese<br />
Kosten durch Grundstücksverkäufe<br />
(Gegenfinanzierung) für das Jahr 2<strong>02</strong>5<br />
(Wertsteigerung p.a. mit 5%). Für den<br />
Vorentwurf von MORPHO-LOGIC wurden<br />
55,6 Mio. Euro und für den von<br />
AllmannSattlerWappner 22,3 Mio. Euro<br />
an möglichen Erlösen errechnet.<br />
Der ungedeckte Finanzierungsbedarf<br />
für die Gleisverlegung (als TRENNUNG<br />
von Stadt und See für die nächsten<br />
100 Jahre!) beträgt beim derzeitigen<br />
Planungsstand (unter Berücksichtigung<br />
von Fördermittel) für MORPHO-LOGIC<br />
gerundet 50 Mio. Euro und für Allmann<br />
Sattler Wappner 83,0 Mio. Euro.<br />
Auch die Weiterentwicklung der<br />
Planung von Morpho-Logic in Richtung<br />
des ASW-Konzeptes zeigt eine bauliche<br />
Reduzierung: die „Seeterrassen“<br />
anfangs als U-förmige, dann als<br />
kubische Bauten konzipiert, verschwinden<br />
als städtische Funktionsbauten und<br />
Mittel zur Gegenfinanzierung völlig.<br />
Fazit: Für ein Jahrhundertprojekt ein<br />
äußerst mageres Ergebnis zu Lasten<br />
der Kommune, die städtebaulich und<br />
wertschöpfungstechnisch das vorhandene<br />
Potential einer einzigartigen Lage<br />
nicht abruft.<br />
Für den weiteren Gang der Dinge wirft<br />
das stadtbautheoretische Fragen auf:<br />
1. Ist es wirklich sinnvoll die Stadt am<br />
See in ihrer antiurbanen „Zerstücktheit“<br />
zu belassen und<br />
2. ist eine öde Flanierzone mit<br />
Sitzterrassen diesseits der Gleise geeignet,<br />
damit sich Starnberg als Kreisstadt<br />
im Umfeld von München wirtschaftlich<br />
behaupten kann.<br />
Mit dem Engagement von Lutz Janssen,<br />
der sich erneut mit dem Bahntunnel<br />
beschäftigte, wird auf Basis der heutigen<br />
technischen Möglichkeiten das<br />
Unmögliche möglich.<br />
Der Kompakt-Bahntunnel<br />
Stadt und See wachsen zusammen<br />
Um die Trennwirkung der oberirdischen<br />
Gleisanlagen zu beseitigen, wurde<br />
von Lutz Janssen/VEGA Engineering<br />
die alte Idee des Bahntunnels aufgegriffen<br />
und mit allen bisherigen<br />
Teilergebnissen und zur Verfügung<br />
stehenden Neuerungen eine realisierbare<br />
bau- und bahntechnische<br />
Gesamtlösung entwickelt. Zielsetzung:<br />
Starnberg zu seinem Alleinstellungsmerkmal<br />
einer echten SEEANBINDUNG<br />
Wesentliche Merkmale dieses integrierten<br />
Gesamtkonzeptes sind:<br />
1. die Verlegung der Bahnanlagen in<br />
einen Tunnel mit einem Tiefbahnhof<br />
„Starnberg See“ mit getrennter zweigleisiger<br />
Durchfahrt in der Mitte<br />
2. die Schaffung eines ebenerdigen<br />
barrierefreien Seezuganges und einer<br />
Seepromenade mit unterschiedlichen<br />
Aufenthaltszonen<br />
3. die Möglichkeit auf einer Länge von<br />
einem halben Kilometer eine städtebauliche<br />
Abrundung und infrastrukturelle<br />
Ergänzungen der Innenstadt zu planen.<br />
Die Schaffung einer frei beplanbaren<br />
Operationsfläche in der Größe<br />
von 77.400 qm (entspricht ca. 11<br />
Fußballfeldern) löst die Probleme<br />
die aus dem Wettbewerb erkennbar<br />
werden: das Verschwinden der<br />
Gleistrassen macht den planerischen<br />
und verbalen Widersprüchen ein Ende:<br />
die „trennende Barriere“ muss als<br />
„Verbindungselement“ weder unternoch<br />
überquert werden.<br />
Dreh- und Angelpunkt dieser<br />
Problematik scheint die Priorität von<br />
Blickbeziehungen auf alles und jedes zu<br />
haben, wie das im Erläuterungsbericht<br />
von MOPHO-LOGIC aufscheint:<br />
„Der Entwurf für die Seeanbindung<br />
versucht den Wunsch der Stadt<br />
Starnberg nach einer freien Sicht auf<br />
die Stadtsilhouette aus Bootshütten,<br />
Volkshochschule und Bayerischem Hof<br />
zu respektieren und aus der Vorgabe<br />
neue Qualitäten zu entwickeln. So entsteht<br />
zwischen Bahn und Bahnhofstraße<br />
bzw. Stadtpromenade vor dem bayerischen<br />
Hof und der VHS ein neuer grüner<br />
Stadtgarten über den der Blick auf<br />
die Weite des Sees und das gegenüberliegende<br />
Ufer schweifen kann“.<br />
Die Urversion des<br />
KRV-Konzeptes<br />
Anfangs herrschte noch die<br />
Kontinuität einer in der Höhe moderaten<br />
Bebauung (max. 4 Geschosse)<br />
unterschiedlichster Funktionen vor.<br />
Inzwischen erscheint, auf Basis der<br />
relativ genauen Kostenermittlung<br />
des Kompakttunnels und unter<br />
Zuhilfenahme des bei Großprojekten<br />
gängigen Residualverfahrens eine reduzierte<br />
Version (s. Strukturplan rechts in<br />
der Mitte) ausreichend, um das städtebauliche<br />
Projekt (ohne Berechnung<br />
sonstiger sog. „Umwegrenditen“)<br />
durch Investoren, Bauträger und private<br />
Bauherren für die Stadt kostenfrei<br />
umsetzen zu können.<br />
Unter Berücksichtigung der geringeren<br />
Bauvolumen der Wettbewerbsprojekte<br />
sind je nach Projektsteuerung, XX Mio.<br />
Euro an Erlösen, für die Stadt realistisch.<br />
Nur an bedeutsamen Stellen<br />
wird das Bestehende mit öffentlichen<br />
und halböffentlichen Gebäuden<br />
und Stadträumen mit der Uferzone<br />
„vernäht“. Wichtigstes Element, als<br />
„Diamant“ in der Perlenkette, ist dabei<br />
der Kulturbahnhof mit einer durch<br />
Wandgebäude definierten Plaza, ein<br />
„Stadtbalkon“ über dem See.<br />
Flankiert wird dieser einzigartige<br />
Außenraum durch ein Hotel mit<br />
Veranstaltungshalle und einem<br />
Atriumgebäude (ähnlich dem Münchner<br />
Hof) mit Läden und Büros.