ahresbericht 2011 der Fakultät EIM - Universität Paderborn: ONT
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Verstehen, um zu RECHNEN<br />
PROFESSOR DR. WOLFRAM MEYERHÖFER FÖRDERT IN SEINEN SEMINAREN SCHÜLER<br />
MIT RECHENSCHWÄCHE<br />
Die Forschung geht im Allgemeinen davon aus, dass die Rechenschwäche bei Schülerinnen und Schülern<br />
frühestens ab <strong>der</strong> Klasse 2 erkannt werden kann. Professor Dr. Wolfram Meyerhöfer, aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
Didaktik <strong>der</strong> Mathematik im Institut für Mathematik, glaubt, dass auch schon Untersuchungen<br />
ab <strong>der</strong> ersten Grundschulklasse zu wichtigen Ergebnissen führen können, und hat zwei Projektseminare<br />
entwickelt.<br />
„Die sogenannte Rechenschwäche kann eigentlich nicht früh genug erkannt werden“, sagt Professor<br />
Meyerhöfer. In Kooperation mit einer Schule in Elsen führt er in seinem ersten Projektseminar jeweils<br />
zum Schuljahresende in den ersten Klassen den sogenannten Jenaer Rechentest (JRT) durch, an dessen<br />
Entwicklung er beteiligt war. „Wir machen mit den Schülern einen 30-minütigen Test, in dem wir überprüfen,<br />
ob sie auf dem Verstehensstand sind, den sie nach <strong>der</strong> ersten Klasse haben sollten“, erklärt<br />
Professor Meyerhöfer. Konkret geht es darum, dass die Kin<strong>der</strong> in dieser Phase angefangen haben sollten,<br />
sich vom zählenden Rechnen zu lösen. Dementsprechend steht beim JRT beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Lösungsweg im<br />
Fokus. Doch <strong>der</strong> Rechentest ist nicht nur zur Leistungsdiagnostik <strong>der</strong> Schüler gedacht, auch die Lehramtsstudierenden<br />
aus Professor Meyerhöfers Seminaren lernen durch ihn für das spätere Berufsleben. Nach<br />
und nach übernehmen sie Teile des Tests in Eigenregie, bis sie ihn schließlich ohne Unterstützung in<br />
selbständiger Arbeit mit den Schülern anwenden können. Am Ende einer jeden Testphase werden För<strong>der</strong>empfehlungen<br />
für die Lehrer geschrieben. „Solch eine systematische Untersuchung <strong>der</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler ist sonst im normalen Schulbertrieb nur schwer machbar“, betont Professor Meyerhöfer.<br />
FÖRDERUNG VON BIS ZU ZWÖLF KINDERN<br />
Auch das zweite Projektseminar des Mathematikdidaktikers dreht sich um die frühzeitige För<strong>der</strong>ung von<br />
Schülern mit Schwierigkeiten im Rechnen. „In Kooperation mit <strong>der</strong> Pa<strong>der</strong>borner Schulberatungsstelle<br />
und <strong>der</strong> Theodorgrundschule för<strong>der</strong>n wir pro Semester rund zehn bis zwölf Kin<strong>der</strong>“, so Professor Meyerhöfer,<br />
<strong>der</strong> Rechenprobleme bei Kin<strong>der</strong>n auch als schulgemachtes Problem ansieht. „In <strong>der</strong> Schule ist es<br />
oft so, dass die Schüler die Rechentechnik erlernen und gar nicht o<strong>der</strong> erst später verstehen sollen, was<br />
sie da überhaupt machen. An<strong>der</strong>sherum ist es aus meiner Sicht richtig.“ Dementsprechend legt das Seminar<br />
zu Beginn Wert darauf, dass „die Schüler erst einmal verstehen, was eine Zahl ist und wofür sie da<br />
ist.“ Das Verstehen halte das Interesse und die Motivation für das Fach Mathematik wach. „Die Schüler<br />
sind lernwillig. Sie wollen mitteilen, wie sie auf das Ergebnis gekommen sind und was für sie dahintersteckt.<br />
Diesen Antrieb sollten Lehrer in <strong>der</strong> Schule erkennen und för<strong>der</strong>n.“ Auch dieses Projektseminar ist<br />
<strong>der</strong>art aufgebaut, dass nicht nur die Schüler, son<strong>der</strong>n auch die Lehramtsstudierenden geför<strong>der</strong>t werden.<br />
„Zwei Studierende betreuen einen Schüler. Sie müssen erkennen, wo die Probleme liegen und wie sie<br />
behoben werden können. Das ist ein Lernprozess, <strong>der</strong> für das spätere Berufsleben wichtig ist und immer<br />
wie<strong>der</strong> praktisch geübt werden muss“, meint Professor Meyerhöfer.<br />
2 Professor Dr. Wolfram Meyerhöfer kümmert sich um Schüler mit Rechenschwäche. Foto: <strong>Universität</strong><br />
Pa<strong>der</strong>born