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Theoretische Optik - Institut für Theoretische Physik

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong><br />

Technische Universität Berlin<br />

<strong>Theoretische</strong> <strong>Optik</strong><br />

Udo Scherz<br />

Wintersemester 2010/11


1 Elektromagnetische Felder<br />

Die <strong>Optik</strong> befasst sich im Wesentlichen mit der Wechselwirkung elektromagnetischer Felder mit Materie<br />

in einem bestimmten Energiebereich. Wir untersuchen hier neben dem sichtbaren Licht mit Energien<br />

von 2 – 4 eV auch den infraroten und ultravioletten Spektralbereich und betrachten Materie in Form von<br />

freien oder gebundenen Atomen, also Festkörper, Flüssigkeiten und Gase. Bei einer Energieänderung<br />

∆E sind Kreisfrequenzen um ω = ∆E<br />

2π h<br />

und Schwingungsdauern T = = betroffen. Wir<br />

¯h ω ∆E<br />

interessieren uns nur <strong>für</strong> Prozesse mit Beobachtungsdauern t ≫ T, d.h. ohne Berücksichtigung von<br />

Einschwingvorgängen. Dann kann die quantenmechanische Goldene Regel <strong>für</strong> optische Übergänge angewandt<br />

werden. Außerdem muss die Wellenlänge λ = cT = hc<br />

groß sein gegenüber der Ausdehnung<br />

∆E<br />

eines Atoms, um eine einfache Kopplung zwischen Atomen und der elektromagnetischen Strahlung<br />

anzusetzen.<br />

Zudem werden die geometrische <strong>Optik</strong>, die Beugung und die Interferenz vom Verhältnis der<br />

Wellenlänge zu den begrenzenden Gerätedimensionen bestimmt.<br />

Aufgabe der Vorlesung ist es, aus der mikroskopischen Beschreibung der Materie die makroskopi-<br />

schen Beobachtungen zu berechnen.


1.1 Punktmechanik und elektromagnetische Felder<br />

Klassische Mechanik eines Massenpunktes<br />

ohne elektromagnetische Felder<br />

m ¨ R(t) = F(R, t)<br />

invariant gegen Galilei-Transformationen<br />

nicht relativistisch<br />

Elektromagnetische Felder verursachen<br />

die Bahnkurve R(t) des Massenpunktes<br />

der elektrischen Ladung e<br />

m ¨ R(t) = FL(R, t)<br />

mit der Lorentz-Kraft<br />

� � � �<br />

R(t), R(t) ˙ = e E + R(t) ˙ × B .<br />

FL<br />

Elektromagnetische Feldenergie wird in<br />

mechanische Energie verwandelt.<br />

Klassische Feldtheorie der Felder E, B<br />

im Vakuum ρ = 0, j = 0<br />

∇ × E = − ˙ B, ∇ × B = µ0ε0 ˙ E<br />

∇ · B = 0, ∇ · E = 0<br />

invariant gegen Lorentz-Transformationen<br />

relativistisch<br />

Eine Punktladung auf einer Bahnkurve<br />

ρ(r, t) = eδ � r − R(t) �<br />

j(r, t) = e ˙ R(t)δ � r − R(t) �<br />

ist Ursache elektromagnetischer Felder<br />

∇ · E = ρ/ε0, ∇ × B = µ0ε0 ˙ E + µ0j<br />

mit ˙ρ + ∇ · j = 0.<br />

Mechanische Energie wird in elektro-<br />

magnetische Feldenergie verwandelt.


1.2 Feldgleichungen makroskopischer Felder<br />

Bei makroskopischer Beobachtung kann die räumliche Ausdehnung von Atomen und Molekülen sowie<br />

deren Abstände in Festkörpern und Flüssigkeiten nicht mehr aufgelöst werden. Ebenso lässt sich<br />

die dynamische Bewegung innerhalb der quantenmechanischen Systeme nicht mehr zeitlich verfolgen.<br />

Daher werden experimentell die räumlichen und zeitlichen Mittelwerte der Observablen beobachtet.<br />

Die Feldgleichungen solcher makroskopischer Felder sind dann<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ · B = 0 ; ε0µ0 = 1<br />

c 2<br />

∇ × H = ˙ D + j ; ∇ · D = ρ ; D = ε0E + P ; H = 1<br />

mit den makroskopischen Observablen der Materie<br />

ρ(r, t) : elektrische Ladungsdichte<br />

j(r, t) : elektrische Stromdichte<br />

P(r, t) : elektrische Dipoldichte oder Polarisation<br />

M(r, t) : magnetische Dipoldichte oder Magnetisierung.<br />

µ0<br />

B − M,<br />

Im Vakuum gilt ρ = 0, j = 0, P = 0, M = 0 und wegen D = ε0E und µ0H = B erhält man<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ · E = 0<br />

∇ × B = 1<br />

c 2 ˙ E ; ∇ · B = 0<br />

mit den Wellengleichungen<br />

∆E − 1<br />

c 2Ë = 0<br />

∆B − 1<br />

c 2 ¨ B = 0.


Berechnung der makroskopischen Felder<br />

Es existiert noch keine geschlossene Theorie der Wechselwirkung elektromagnetischer Felder mit der<br />

Materie. Dies würde die Verknüpfung der relativistischen Quantenmechanik mit der quantisierten<br />

Elektrodynamik erfordern. In vielen Fällen genügt es aber, auf spezielle experimentelle Fragestellungen<br />

spezielle Lösungen <strong>für</strong> die Materialeigenschaften zu berechnen. Zum Beispiel kann man im stationären<br />

Fall die makroskopische Ladungsdichte ρ(r) eines Systems gebundener Atome aus einer mikroskopischen<br />

Elektronendichte n Elektr (r) und Ionendichte n Ion (r) durch eine räumliche Mittelung mit geeigneten<br />

kleinen Volumenelementen ∆Vk erhalten<br />

ρ(r) =<br />

� �e0n Ion (r) − e0n Elektr (r) ��<br />

=<br />

� �<br />

k<br />

1<br />

∆Vk(r)<br />

�<br />

∆Vk(r)<br />

� e0n Ion (r − r ′ ) − e0n Elektr (r − r ′ ) � d 3 r ′�<br />

,<br />

wobei auf der rechten Seite noch eine Glättung der Stufenfunktion erfolgt. Dabei lässt sich die<br />

mikroskopische Elektronendichte etwa mit Hilfe der quantenmechanischen Dichtefunktionaltheorie<br />

berechnen.<br />

Entsprechend findet man eine makroskopische Polarisation aus den atomaren elektrischen Dipol-<br />

momenten und die makroskopische Magnetisierung aus den atomaren magnetischen Dipolmomenten.


1.3 Energie elektromagnetischer Felder<br />

Aus dem Induktionsgesetz ∇ × E = − ˙ B und dem Durchflutungsgesetz ∇ × H = ˙ D + j folgt mit dem<br />

Poynting-Vektor s = E × H, der die Dimension einer Energiestromdichte (Jm −2 s −1 ) hat,<br />

−∇ · s = −∇ · (E × H) = E · (∇ × H) − H · (∇ × E) = E · ˙ D + H · ˙ B + j · E.<br />

Dann � gilt <strong>für</strong> ein endliches Volumen V mit der Oberfläche ∂V und mit dem Integralsatz von Gauß<br />

∇ · sd 3 �<br />

r = s · d 2 f<br />

V<br />

Dann ist<br />

∂V<br />

die infinitesimale<br />

�<br />

� �<br />

E · D ˙ + H · B˙ 3<br />

d r<br />

V<br />

� �� �<br />

Änderung der in V enthaltenen<br />

Feldenergie pro Sekunde<br />

inhomogene Kontinuitätsgleichung<br />

+<br />

�<br />

s · d 2 f<br />

∂V<br />

� �� �<br />

durch die Oberfläche<br />

pro Sekunde nach außen<br />

strömende Feldenergie<br />

du = E · dD + H · dB<br />

�<br />

= −<br />

j · Ed 3 r<br />

V<br />

� �� �<br />

Umwandlung von Feldenergie<br />

pro Sekunde innerhalb V<br />

in andere Energie<br />

Änderung der Feldenergie pro Volumeneinheit und lokal gilt die<br />

∂u<br />

∂t<br />

+ ∇ · s = −j · E Energiebilanzgleichung.


Einsetzen der Materialgleichungen D = ε0E + P und B = µ0H + µ0M ergibt <strong>für</strong> die Feldenergie<br />

du = ε0E · dE + E · dP + µ0H · dH + µ0H · dM<br />

= ε0 d � 1<br />

2 E2�<br />

� �� �<br />

Energie des<br />

elektrischen Feldes<br />

+ E · dP<br />

� �� �<br />

Polarisationsenergie<br />

+ µ0 d � 1<br />

2H2� � �� �<br />

+ µ0H · dM.<br />

� �� �<br />

Energie des<br />

magnetischen Feldes<br />

Magnetisierungsenergie<br />

Das elektrische Feld E leistet im Medium die Polarisationsarbeit EP pro Volumeneinheit<br />

und das Magnetfeld H die Magnetisierungsarbeit EM, die im Medium in Wärme umgewandelt wird<br />

Gilt speziell<br />

� E<br />

� H<br />

EP = − E · dP und EM = −µ0 H · dM.<br />

P = (εr − 1)ε0E<br />

M = χH<br />

0<br />

mit der Folge<br />

0<br />

D = εrε0E<br />

B = µrµ0H, µr = 1 + χ<br />

mit den konstanten Skalaren der relativen Dielektrizitätskonstanten εr, der relativen Permeabilität µr<br />

und der magnetischen Suszeptibilität χ, so erhält man <strong>für</strong> die elektromagnetische Feldenergie<br />

du = E · dD + H · dB = d � 1<br />

2 εrε0E 2� + d � 1<br />

2 µrµ0H2� bzw. u = 1<br />

2<br />

1 E · D + 2H · B.<br />

Damit ergibt sich <strong>für</strong> die an die Materie abgegebene elektromagnetische Feldenergie pro Volumeneinheit<br />

EP = − 1<br />

2 (εr − 1)ε0E 2 und EM = − 1<br />

2 µ0χH 2 .


1.4 Elektrodynamische Potenziale<br />

Die magnetische Induktion B(r, t) ist quellenfrei ∇ · B = 0, und lässt sich daher durch ein Vektor-<br />

potenzial A(r, t) ausdrücken: B = ∇ × A, wobei noch über die Quellen ∇ · A von A verfügt werden<br />

kann. Das Induktionsgesetz lautet dann ∇ × E + ˙ B = ∇ × (E + ˙ A) = 0, sodass ein skalares Potenzial<br />

φ(r, t) existiert mit der Eigenschaft E + ˙ A = −∇φ. Daher gilt<br />

B = ∇ × A und E = − ˙ A − ∇φ.<br />

Dann sind die beiden homogenen Feldgleichungen ∇ · B = 0 und ∇ × E = − ˙ B erfüllt, und die bei<br />

gegebenen ρ(r, t) und j(r, t) inhomogenen Feldgleichungen ergeben sich <strong>für</strong> das Vakuum P = 0, M = 0,<br />

B = µ0H, D = ε0E mit der Lorentz-Konvention<br />

∇ · A + 1<br />

c 2 ˙ φ = 0 mit ε0µ0 = 1<br />

c 2<br />

∂2 − ∆<br />

∂t2 zu Lorentz-invarianten inhomogenen Wellengleichungen mit dem Wellenoperator = 1<br />

c2 �<br />

1<br />

c2 ∂2 �<br />

�<br />

1<br />

− ∆ A = A = µ0j und<br />

∂t2 c2 ∂2 �<br />

− ∆ φ = φ =<br />

∂t2 1<br />

ρ Potenzialgleichungen.<br />

ε0<br />

Damit ist die Kontinuitätsgleichung ˙ρ + ∇ · j = 0 erfüllt, denn es gilt mit der Lorentz-Konvention <strong>für</strong><br />

die elektrische Ladung und Stromdichte ˙ρ = ε0<br />

˙φ und ∇ · j = 1<br />

∇ · A mit der Folge<br />

˙ρ + ∇ · j = 1<br />

µ0<br />

µ0<br />

� ε0µ0 ˙ φ + ∇ · A � = 0.


Die vier Felder A(r, t), φ(r, t) sind dadurch nur bis auf eine Eichtransformation mit f(r, t) bestimmt<br />

A ′ = A + ∇f und φ ′ = φ − ∂f<br />

∂t<br />

wobei A ′ und φ ′ mit A und φ die Lorentz-Konvention erfüllen.<br />

Zum Beweise berechnet man<br />

E ′ = − ˙ A ′ − ∇φ ′ ⇒ − ∂<br />

mit der Bedingung f = 0,<br />

�<br />

(A + ∇f) − ∇ φ −<br />

∂t ∂f<br />

�<br />

= −<br />

∂t<br />

˙ B<br />

A − ∇φ = E<br />

′ = ∇ × A ′<br />

∇ · A +<br />

⇒ ∇ × (A + ∇f) = ∇ × A = B<br />

1<br />

c2 ˙ φ = 0 ⇒ ∇ · (A + ∇f) + 1<br />

c2 ∂<br />

�<br />

φ −<br />

∂t<br />

∂f<br />

�<br />

= ∇ · A +<br />

∂t<br />

1<br />

c2 ˙ φ − f = 0.<br />

Die Lösungen der inhomogenen Wellengleichungen A = µ0j und φ = 1<br />

ρ setzen sich aus<br />

ε0<br />

den Lösungen A hom bzw. φ hom der homogenen Wellengleichungen A = 0 und φ = 0 und den<br />

partikulären integralen A pI bzw. φ pI zusammen.<br />

Letztere lassen sich mit Hilfe der retardierten (oder avancierten) Greenschen Funktion<br />

G(r, t;r ′ , t ′ ) = 1 δ<br />

4π<br />

� t − t ′ − |r − r ′ |/c �<br />

|r − r ′ |<br />

mit<br />

�<br />

1<br />

c2 ∂2 �<br />

− ∆<br />

∂t2 berechnen<br />

φ pI (r, t) =<br />

A pI (r, t) =<br />

�<br />

�<br />

G(r, t;r ′ , t ′ ) = δ(r − r ′ )δ(t − t ′ )<br />

G(r, t;r ′ , t ′ ) 1<br />

ρ(r<br />

ε0<br />

′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ = 1<br />

� � �<br />

′ ′ ρ r , t − |r − r |/c<br />

4πε0 |r − r ′ d<br />

|<br />

3 r ′<br />

G(r, t;r ′ , t ′ )µ0j(r ′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ = µ0<br />

� � �<br />

′ ′ j r , t − |r − r |/c<br />

4π |r − r ′ d<br />

|<br />

3 r ′ .


Anwendungsbeispiel Elektrostatik<br />

Im stationären Fall erhält man entsprechend die allgemeine Lösung φ = φ pI + φ hom der Poisson-<br />

Gleichung ∆φ = − 1<br />

ε0<br />

ρ in der Elektrostatik.<br />

Die Greensche Funktion ist bestimmt durch die Differenzialgleichung<br />

∆G(r,r ′ ) = δ(r − r ′ ) mit der Lösung G(r,r ′ ) = − 1<br />

4π<br />

Damit erhält man das partikuläre Integral der Poisson-Gleichung<br />

φ pI �<br />

(r) = G(r,r ′ ) ρ(r′ )<br />

d<br />

−ε0<br />

3 r ′ = 1<br />

�<br />

4πε0<br />

ρ(r ′ )<br />

|r − r ′ | d3 r ′ ,<br />

1<br />

|r − r ′ | .<br />

denn es ist<br />

∆φ pI �<br />

(r) = ∆G(r,r ′ ) ρ(r′ )<br />

d<br />

−ε0<br />

3 r ′ �<br />

= δ(r − r ′ ) ρ(r′ )<br />

d<br />

−ε0<br />

3 r ′ = − ρ(r)<br />

.<br />

ε0<br />

Die zugehörige Lösung der homogenen Differenzialgleichung ∆φ = 0 lautet in Kugelkoordinaten<br />

r : r, ϑ, ϕ und entwickelt nach Kugelfunktionen Ylm(ϑ, ϕ)<br />

φ hom (r) =<br />

∞�<br />

l�<br />

l=0 m=−l<br />

�<br />

almr l + blm<br />

rl+1 �<br />

Ylm(ϑ, ϕ)<br />

mit beliebigen Integrationskonstanten alm und blm. Speziell ergibt sich wegen Y00(ϑ, ϕ) = 1<br />

√ 4π als<br />

kugelsymmetrische Lösung das Coulomb-Potenzial<br />

φ hom (r) = a + b<br />

r .


1.5 Liénhard-Wiechert-Potenziale<br />

Bei vorgegebener elektrischer Ladungsdichte ρ(r, t) hat die Potenzialgleichung<br />

�<br />

1<br />

c2 ∂2 �<br />

− ∆ φ(r, t) =<br />

∂t2 1<br />

ρ(r, t)<br />

als partikuläres Integral die retardierte Lösung<br />

φ(r, t) = 1<br />

4πε0<br />

ε0<br />

� ′ ′ ρ(r , t )<br />

|r − r ′ | δ<br />

�<br />

t ′ − t + 1<br />

c |r − r′ �<br />

| d 3 r ′ dt ′ .<br />

Für einen Massenpunkt der Ladung q auf einer vorgegebenen Bahnkurve x(t) ist die Ladungdichte<br />

ρ(r ′ , t ′ ) = qδ � r ′ − x(t ′ ) � . Zur Abkürzung sei R(t ′ ) = r − x(t ′ ) mit R(t ′ ) = � � R(t ′ ) � �, dann ist<br />

φ(r, t) = q<br />

4πε0<br />

= q<br />

4πε0<br />

= q<br />

4πε0<br />

�<br />

�<br />

1<br />

R(t ′ ) δ�t ′ − t + 1<br />

c R(t′ ) � dt ′<br />

δ(u) du<br />

R(t ′ ) − 1<br />

cR(t′ ) · ˙x(t ′ )<br />

1<br />

� R(t ′ ) − 1<br />

c R(t′ ) · ˙x(t ′ ) �<br />

t ′ + 1<br />

c R(t′ )=t<br />

.<br />

mit<br />

u = t ′ − t + 1<br />

c R(t′ )<br />

du 1<br />

= 1 +<br />

dt ′ c ˙ R(t ′ ) = 1 − R(t′ ) · ˙x(t ′ )<br />

cR(t ′ )<br />

dt ′<br />

R(t ′ ) =<br />

du<br />

R(t ′ ) − 1<br />

c R(t′ ) · ˙x(t ′ )<br />

Entsprechend ist die retardierte Lösung des Vektorpotenzials A(r, t) mit der elektrischen Stromdichte<br />

j(r ′ , t ′ ) = q ˙x(t ′ )δ � r ′ − x(t ′ ) � der Punktladung q auf der Bahnkurve x(t ′ )<br />

A(r, t) = µ0<br />

4π q<br />

�<br />

˙x(t ′ )<br />

R(t ′ ) − 1<br />

c R(t′ ) · ˙x(t ′ )<br />

�<br />

t ′ + 1<br />

c R(t′ )=t<br />

.


2 Elektromagnetische Wellen<br />

2.1 Materialgleichungen<br />

Die makroskopischen Feldgleichungen enthalten die Polarisation oder elektrische Dipoldichte P(r, t)<br />

D = ε0E + P mit [ε0] = C<br />

Vm ;<br />

� � V<br />

E =<br />

m und � P � = C Cm elektr. Dipolmoment<br />

= =<br />

m2 m3 Volumen<br />

und die Magnetisierung oder magnetische Dipoldichte M(r, t) mit � H � = A m<br />

M = 1<br />

µ0<br />

B − H mit [µ0] = Vs<br />

Am ;<br />

die den Einfluss der Materie auf die Felder beschreiben.<br />

� � Vs<br />

B = T =<br />

m2 und � M � = Am2 magn. Dipolmoment<br />

= ,<br />

m3 Volumen<br />

Wird an einen Festkörper ein elektrisches Feld E(r, t) angelegt, so ist bei Vernachlässigung von<br />

B die induzierte Polarisation allgemein ein Funktional der elektrischen Feldstärke P = P � E � (r, t). In<br />

den hier interessierenden Fällen sind die äußeren Felder nur klein im Vergleich zu den inneren Feldern<br />

der Atome, und in der linearen <strong>Optik</strong> hat P = (P1, P2, P3) mit E = (E1, E2, E3) die Form<br />

3�<br />

�<br />

Pj(r, t) = ε0<br />

k=1<br />

χ e jk(r,r ′ , t, t ′ )Ek(r ′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ mit Gedächtniseffekt und Fernwirkung.<br />

Ist der Festkörper speziell homogen und isotrop, hängt die elektrische Suszeptibilität χe e<br />

jk = δjkχ<br />

nur von |r − r ′ | ab, und im stationären Fall nur von t − t ′ .


Im einfachsten Fall ohne Fernwirkung und Gedächtniseffekt gilt bei dielektrischen und parelektrischen<br />

Stoffen P = ε0χ e E mit skalarem und konstantem χ e . Mit der relativen Dielektrizitätskonstanten εr ist<br />

D = ε0E + P = ε0εrE mit εr = 1 + χ e und 1 ≤ εr ≤ 10 2 .<br />

In der nichtlinearen <strong>Optik</strong> kann man <strong>für</strong> die Polarisation P = (P1, P2, P3) genähert setzen<br />

Pν(r, t) = ε0<br />

3�<br />

µ=1<br />

χ e νµ Eµ(r, t) + ε0<br />

1,2,3 �<br />

µ,ρ<br />

χ (2)<br />

νµρ Eµ(r, t)Eρ(r, t) + ε0<br />

Entsprechend erhält man im einfachsten Fall bei dia- und paramagnetischen Stoffen<br />

1,2,3 �<br />

µ,ρ,τ<br />

M = χH und B = µ0H + µ0M = µ0µrH mit µr = 1 + χ,<br />

χ (3)<br />

νµρτ Eµ(r, t)Eρ(r, t)Eτ(r, t).<br />

und man beobachtet χ < 0 mit |χ| = 10 −5 − 10 −6 bei diamagnetischen Stoffen<br />

χ > 0 mit χ = 10 −4 − 10 −5 bei paramagnetischen Stoffen.<br />

Bei ferromagnetischen Stoffen � �wird<br />

M = M(H) vom Wege abhängig und nichtlinear (Hysteresis-<br />

∂M<br />

schleife). Man setzt χ = mit χ = 10 − 10<br />

∂H H=0<br />

3 .<br />

Bei der elektrischen Stromdichte gilt nur im einfachsten Fall das Ohmsche Gesetz j = σE mit<br />

einer skalaren elektrischen Leitfähigkeit σ. Allgemeiner hat man bei Kristallen mit j = (j1, j2, j3)<br />

jk =<br />

3�<br />

σklEl +<br />

l=1<br />

1,2,3 �<br />

l,m<br />

σklmElBm + . . . .


2.2 Ebene Wellen<br />

Wir betrachten zunächst stationäre, homogene, isotrope, dielektrische oder parelektrische<br />

und dia- oder paramagnetische Stoffe: D = ε0εrE = εE und B = µ0µrH = µH mit<br />

εµ = ε0µ0εrµr = εrµr<br />

c<br />

2 = n2<br />

1<br />

=<br />

c2 v2 und n = c<br />

v = √ εrµr<br />

ohne Ladungsdichte ρ = 0 und Stromdichte j = 0. Aus den elektromagnetischen Feldgleichungen<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ · D = 0 ; ∇ × H = ˙ D ; ∇ · B = 0<br />

findet man ∇ × (∇ × E) = ∇(∇ · E) − ∆E = −∇ × ˙ B = −µ∇ × ˙ H = −εµ Ë die Wellengleichungen<br />

� 1<br />

v 2<br />

∂2 �<br />

− ∆ E = 0 und<br />

∂t2 � 1<br />

v 2<br />

1) Linear polarisierte ebene Wellen:<br />

∂2 �<br />

− ∆ B = 0.<br />

∂t2 Der Lösungsansatz einer ebenen Welle: E(r, t) = E0 cos{k · r − ωt}<br />

ergibt die Dispersionsbeziehung − ω2<br />

v 2 + k2 = 0 bzw. ω(k) = v|k| > 0<br />

mit dem Ausbreitungsvektor k, der Kreisfrequenz ω und der Phasengeschwindigkeit v = 1<br />

√ εµ .


Aus ∇ × E = −k ×E0 sin{k · r − ωt} = − ˙ k × E0<br />

B folgt B(r, t) = cos{k ·r−ωt} +B1(r). Setzt man<br />

ω<br />

eine konstante magnetische Induktion zu Null B1(r) = 0, erhält man B(r, t) = B0 cos{k · r − ωt} und<br />

es ergeben sich Transversalwellen<br />

∇ · E = 0 ⇒ k · E0 = 0 ; E0 ⊥ k<br />

∇ · B = 0 ⇒ k · B0 = 0 ; B0 ⊥ k<br />

k × E0<br />

B0 = ⇒ E0 · B0 = 0 ; E0 ⊥ B0<br />

ω<br />

Die Energiestromdichte ergibt sich aus dem Poynting-Vektor s = E × H<br />

s = E0 × (k × E0)<br />

µω<br />

und die Energiedichte ist u = 1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1 1<br />

H · B =<br />

2 2µ B2 =<br />

E0<br />

B0<br />

cos 2 {k · r − ωt} = k E2 0<br />

µω cos2 {k · r − ωt} mit s ↑↑ k<br />

E · D + 1<br />

2<br />

E · D = ε<br />

2 E2 = ε<br />

2 E2 0 cos2 {k · r − ωt}<br />

(k × E0) 2<br />

k2<br />

H · B = E · D, denn es ist wegen = ε<br />

µω2 2µω 2 cos 2 {k · r − ωt} = k2 E 2 0<br />

2µω2 cos2 {k · r − ωt} = 1<br />

E · D.<br />

2<br />

Der zeitliche und räumliche Mittelwert der Energiestromdichte ist wegen � cos 2 {k · r − ωt} � = 1<br />

2<br />

�<br />

k |k|<br />

〈s〉 =<br />

|k| µω E20 cos2 �<br />

{k · r − ωt} = k |k|<br />

|k| 2µω E2 ε<br />

0 und 〈u〉 = 〈E · D〉 =<br />

2 E20 .<br />

k


Für die Energiestromdichte erhält man daraus wegen 1<br />

εµ = v2 und der Dispersionsbeziehung<br />

ω 2 = k2<br />

εµ<br />

oder ω = |k||k|<br />

εµω<br />

und<br />

|k|<br />

εµω<br />

= ω<br />

|k|<br />

= v und es folgt s = k<br />

|k|<br />

|k| k<br />

u =<br />

εµω |k| vu.<br />

Bei der Messung der Intensität des Lichtes (z.B. mit einem Bolometer) wird die auf die Flächeneinheit<br />

der Eintrittsöffnung pro s auftreffende Energie gemessen, [I] = J<br />

m2 . Dabei ist die charakteris-<br />

s<br />

tische Länge der Öffnung groß gegen die Wellenlänge und die Beobachtungsdauer lang gegenüber<br />

der Schwingungsdauer des Lichtes.<br />

s<br />

dA<br />

Bei senkrechtem Einfall auf die Fläche dA des Volumens dV = dAv dt tritt die Energie u dV in der<br />

Zeit dt durch die Fläche dA. Also ist die Intensität<br />

I =<br />

u dV<br />

dA dt<br />

v dt<br />

= uv dA dt<br />

dA dt<br />

= vu,<br />

und durch die Mittelung erhält man I = v〈u〉 = � |s| � = vε � E 2� = 1<br />

2 vεE2 0.


2) Zirkular oder elliptisch polarisierte ebene Welle<br />

Wir betrachten eine ebene Welle in z-Richtung mit k = (0, 0, k), E = (Ex, Ey, 0) und erhalten<br />

Ex = E1 cos{kz − ωt}<br />

Ey = E2 cos{kz − ωt + ϕ}<br />

Ey<br />

E2<br />

= Ex<br />

E1<br />

E 2 x<br />

E 2 1<br />

cosϕ −<br />

+ E2 y<br />

E 2 2<br />

�<br />

1 − E2 x<br />

E 2 1<br />

− 2 ExEy<br />

E1E2<br />

sinϕ ⇒<br />

cosϕ = sin 2 ϕ.<br />

Speziell <strong>für</strong> den Phasenwinkel ϕ = ± π<br />

2<br />

wegen cos{α + β} = cosαcosβ − sinαsin β<br />

folgt cos{kz − ωt + ϕ} = cos{kz − ωt} cosϕ − sin{kz − ωt} sinϕ<br />

� Ex<br />

E1<br />

gilt die Ellipsengleichung E2 x<br />

E2 +<br />

1<br />

E2 y<br />

E2 = 1,<br />

2<br />

und die Welle ist <strong>für</strong> E1 = E2 zirkular polarisiert.<br />

Mit ψ = kz − ωt findet man Ey<br />

Ex<br />

E1<br />

E2<br />

cosϕ − Ey<br />

E2<br />

= cosϕ − tanψ sinϕ.<br />

� 2<br />

=<br />

�<br />

1 − E2 x<br />

E2 �<br />

sin<br />

1<br />

2 ϕ<br />

y<br />

E2<br />

ψ<br />

E<br />

E1 x<br />

Für ϕ = π Ey E1<br />

gilt = − tanψ und die elliptische Welle ist links polarisiert.<br />

2 Ex E2<br />

Entsprechend <strong>für</strong> ϕ = − π<br />

rechts polarisiert. Der Zeiger E dreht sich<br />

2<br />

links polarisiert: bezüglich t im mathematisch positiven Sinn und bezüglich z im Uhrzeigersinn,<br />

rechts polarisiert: bezüglich t im Uhrzeigersinn und bezüglich z im mathematisch positiven Sinn.


3) Allgemeine Lösungen der Wellengleichung<br />

Sei w(r, t) eine Komponente� der Vektoren E(r, t) oder B(r, t), dann ist die allgemeine Lösung der<br />

Wellengleichung<br />

� 1<br />

v 2<br />

∂ 2<br />

∂t 2 − ∆<br />

w = 0 : w(r, t) = f(k · r − ωt) + g(k · r + ωt) mit ω 2 (k) = v 2 k 2 ,<br />

denn es gilt <strong>für</strong> beliebige, zweimal differenzierbare f und g: ∂2 f<br />

∂t 2 = ω 2 f ′′ und ∆f = k 2 f ′′ . Hier<br />

beschreibt f den auslaufenden Teil in Richtung k und g den einlaufenden in Richtung −k. Ist etwa<br />

w(r, 0) zur Zeit t = 0 gegeben, so erfüllt w(r ∓nvt, 0) die Wellengleichung und die Anfangsbedingung,<br />

wobei n = k<br />

mit k = |k| die Ausbreitungsrichtung angibt.<br />

k<br />

Die beiden Lösungen der linearen und homogenen Wellengleichung mit Ausbreitung in Richtung k<br />

cos{k · r − ωt} und sin{k · r − ωt} sind linear unabhängig und in exp � i(k · r − ωt) �<br />

enthalten. Wegen ω(k) = vk = ω(k) setzt man ω(−k) = ω(k) und mit k = (k, 0, 0) stellen dann<br />

w(x, t) = a(k) exp � i(kx − ωt) � und w(x, t) = a(−k) exp � i(−kx − ωt) �<br />

zwei linear unabhängige Lösungen mit beliebigen Amplituden a(k) und a(−k) dar. Die allgemeine<br />

Lösung kann also mit der Realitätsbedingung A(k) = A∗ (−k) in der Form<br />

� ∞<br />

w(x, t) = A(k) exp � i(kx − ω(k)t) � � ∞<br />

dk = A(k) exp � ik(x − vt) � dk = w(x − vt, 0)<br />

−∞<br />

geschrieben werden, wobei w(x, t) und A(k) unterschiedliche Dimensionen haben � A(k) � = m � w(x, t) � .<br />

Das Integral kann als Fourier-Transformation des Anfangswertproblems aufgefasst werden<br />

� ∞<br />

w(x, 0) = A(k) exp{ikx} dk und A(k) = 1<br />

� ∞<br />

w(x, 0) exp{−ikx} dx.<br />

2π<br />

−∞<br />

−∞<br />

−∞


2.3 Telegrafengleichung<br />

Ein elektrisch leitendes Dielektrikum ohne Ladungen sei durch die Materialgleichungen<br />

j = σE ; ρ = 0 ; D = εE ; B = µH mit ε = εrε0 und µ = µrµ0<br />

mit den skalaren Konstanten ε, µ und σ beschrieben. Aus den Feldgleichungen<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ × H = ˙ D + j ; ∇ · B = 0 ; ∇ · D = ρ = 0<br />

erhält man<br />

∇ × (∇ × E) = ∇(∇ · E) − ∆E = −∆E = −∇ × ˙ B = −εµ Ë − µσ ˙ E<br />

die Telegrafengleichung<br />

∆E − µσ ˙ E − 1<br />

v2Ë = 0 mit<br />

1<br />

v2 = εµ = ε0µ0εrµr = εrµr<br />

.<br />

c2 Wir betrachten zur Vereinfachung spezielle Lösungen in Form von ebenen Wellen in x-Richtung<br />

E = E(x, t). Aus ∇ · E = 0 folgt dann ∂Ex<br />

∂x = 0 und wir setzen Ex = 0: E = (0, Ey, Ez).<br />

Der Lösungsansatz <strong>für</strong> Eν(x, t) mit ν = y, z sei<br />

Eν(x, t) = fν(x) exp {iωt} =⇒ f ′′<br />

� � 2 ω<br />

ν (x) + − iµσω fν(x) = 0<br />

v2 mit der Lösung<br />

fν(x) = fν(0) exp<br />

� �<br />

ω2 ±ix v2 �<br />

− iµσω .


Das elektrische Feld mit Ausbreitung in Richtung der positiven x-Achse lautet dann<br />

Eν(x, t) = E0ν exp<br />

�<br />

iωt − ix ω<br />

c<br />

� c 2<br />

− iµσc2<br />

v2 ω<br />

In Analogie zum Brechungsindex bei Isolatoren c<br />

v = √ εrµr führt man den komplexen Brechungsindex<br />

n ∗ ein mit<br />

n ∗ = n − iκ und n ∗2 = c2<br />

− iµσc2<br />

v2 ω<br />

und dazu eine komplexe Dielektrizitätskonstante ε ∗<br />

n ∗2 = ε ∗ = ε ′ − iε ′′ mit<br />

Dann hat die spezielle Lösung der Telegrafengleichung<br />

E(x, t) = E0 exp<br />

�<br />

iωt − ix ω<br />

c n∗�<br />

= E0 exp<br />

�<br />

c2<br />

= − iµrσ<br />

v2 ε0ω ,<br />

ε ′ = n 2 − κ 2 = c2<br />

= εrµr<br />

v2 ε ′′ = 2nκ = µrσ<br />

ε0ω .<br />

�<br />

− ω<br />

c κx<br />

� �<br />

exp iω � t − n<br />

c x��<br />

die Form einer gedämpften ebenen Welle in x-Richtung, wobei <strong>für</strong> E der Realteil zu nehmen ist.<br />

.


2.4 Optische Konstanten<br />

Die in den Feldgleichungen verwendeten Materialkonstanten ε = εrε0, µ = µrµ0 und σ sind zunächst<br />

mit den statischen Feldern oder im elektrischen Bereich bestimmt. In optischen Frequenzbereichen<br />

wird stattdessen der Brechungsindex und der Absorptionskoeffizient gemessen. Den Zusammenhang<br />

erhält man über die Messung der gemittelten Intensität des Lichtes, siehe Abschn. 2.2,<br />

I = � |s| � = v〈u〉 = vε〈E 2 〉 = 1<br />

2 vεE2 �<br />

0 exp −2 ω<br />

c κx<br />

�<br />

Ist I0 die Intensität der Welle beim Eintritt und I nach dem Hindurchtritt durch das Medium der<br />

Dicke x, so wird eine Intensitätsabnahme nach dem Lambertschen Absorptionsgesetz I = I0 exp{−αx}<br />

mit dem Absorptionskoeffizienten α = 2 ω<br />

κ beobachtet. Dadurch sind die im optischen Bereich be-<br />

c<br />

stimmten Materialkonstanten Brechungsindex n und Absorptionskoeffizient α mit den Materialpara-<br />

metern ε = ε0εr, µ = µ0µr und der elektrischen Leitfähigkeit σ verknüpft,<br />

n ∗ = n − i αc<br />

2ω =<br />

und es gilt εµ = n2<br />

c<br />

�<br />

c2 − iµrσ<br />

v2 ε0ω und n∗2 = ε ∗ = ε ′ − iε ′′ mit<br />

α2 2nε0ω<br />

− sowie σ = 2 4ω2 µr<br />

n 2 = εrµr<br />

� � �<br />

�<br />

σ<br />

�2 1 + 1 +<br />

2<br />

εω<br />

αc<br />

2ω<br />

= nε0µ0<br />

µ αc = nα<br />

und α 2 = 2εµω 2<br />

µc und µr ≈ 1<br />

� �<br />

−1 +<br />

ε ′ = n 2 − κ 2 = c2<br />

= εrµr<br />

v2 ε ′′ = 2nκ = µrσ<br />

ε0ω ,<br />

1 +<br />

�<br />

�<br />

σ<br />

�2 .<br />

εω


3 Dispersion<br />

Die Wechselwirkung von Licht mit Festkörpern, Flüssigkeiten und Gasen wird von den gebunde-<br />

nen Atomen bestimmt. Die makroskopischen Beobachtungen entstehen dabei durch komplizierte<br />

mikroskopische Prozesse, sodass man vielfach bei konkreten Messungen zu einfachen Beschreibungs-<br />

modellen übergeht. Wir behandeln hier die in der Spektroskopie an Materie beobachteten frequenz-<br />

abhängigen dielektrischen Eigenschaften und vernachlässigen den Einfluss magnetische Felder, indem<br />

wir M = 0 setzen, was bei dia- und paramagnetischen Stoffen mit M = χH wegen µr = 1 + χ und<br />

|χ| = 10 −4 − 10 −6 gerechtfertigt ist.<br />

3.1 Dielektrische Eigenschaften<br />

Die Frequenzabhängigkeit der makroskopisch beobachteten optischen Konstanten wird dann durch die<br />

Polarisation P = P[E](r, t) bestimmt, die allgemein ein Funktional der elektrischen Feldstärke E(r, t)<br />

ist. Bei hinreichend schwachen elektrischen Feldern des Lichtes, das auf die Materie trifft, im Vergleich<br />

zu den inneren Feldern der Atome, hängt die Polarisation P = (P1, P2, P3) linear von E = (E1, E2, E3)<br />

ab, und man setzt bei Festkörpern mit dem Tensor der elektrischen Suszeptibilität pro Volumen- und<br />

Zeiteinheit χ e = (χjk), vergl. Abschn. 2.1,<br />

D(r, t) = ε0E(r, t) + P(r, t) mit Pj(r, t) = ε0<br />

3�<br />

�<br />

k=1<br />

χjk(r,r ′ , t, t ′ )Ek(r ′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ .


Bei einem Festkörper im stationären Zustand, d.h. ohne zeitabhängige äußere Störungen, hängt der<br />

Tensor χ e nur von t − t ′ ab. Wir betrachten ferner nur Wellenlängen λ = 2π/|q|, die groß sind<br />

im Vergleich zur Gitterkonstanten a des Kristalles λ ≫ a, dann herrscht näherungsweise räumliche<br />

Homogenität, was einer räumlichen Mittelung über eine Elementarzelle entspricht. Dadurch hängt der<br />

Tensor χ e nur von r − r ′ ab: χjk = χjk(r − r ′ , t − t ′ ).<br />

Für die dielektrische Verschiebung D = (D1, D2, D3) erhält man dann<br />

Dj(r, t) = ε0Ej(r, t) + ε0<br />

3�<br />

�<br />

k=1<br />

χjk(r − r ′ , t − t ′ )Ek(r ′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ .<br />

Der Einfachheit halber beschränken wir uns hier auf isotrope Festkörper und auf kubische Kristalle,<br />

bei denen der Tensor der elektrischen Suszeptibilität ein Vielfaches der Einheitsmarix ist χjk = χδjk.<br />

Dies gilt z.B. nicht bei hexagonalen Kristallen wie ZnO, CdS, GaN und anderen, bei denen es eine<br />

ausgezeichnete optische Achse, die sogenannte c-Achse gibt, und es zur Doppelbrechung kommt. Bei<br />

isotropen Festkörpern schreibt sich die dielektrische Verschiebung mit der Ortsintegration über das<br />

Grundgebiet V<br />

D(r, t) = ε0E(r, t) + ε0<br />

�<br />

V<br />

χ(r − r ′ , t − t ′ )E(r ′ , t ′ ) d 3 r ′ dt ′ .


Wir nehmen <strong>für</strong> den Festkörper und die Felder räumliche Periodizität mit dem Grundgebiet V an, und<br />

führen <strong>für</strong> D(r, t), E(r, t) und χ(r, t) die Fourier-Transformierten D(q, t), E(q, t) und χ(q, t) ein<br />

E(r, t) = �<br />

E(q, t) exp {iq · r} mit E(q, t) = 1<br />

�<br />

V<br />

E(r, t) exp {−iq · r} d 3 r,<br />

q<br />

wobei über alle Ausbreitungsvektoren q zu summieren ist<br />

q = m1<br />

N b1 + m2<br />

N b2 + m3<br />

N b3 mit ganzen Zahlen m1, m2, m3,<br />

den Basisvektoren des reziproken Gitters b1, b2, b3 und der Zahl N 3 der Anzahl der Elementarzellen<br />

im Grundgebiet V . Dann erhält man mit dem Faltungssatz der Fourier-Transformation<br />

F � f ∗ g)(x) � �<br />

= F<br />

� ∞<br />

�<br />

f(ξ)g(x − ξ) dξ<br />

−∞<br />

die einfache Form <strong>für</strong> die dielektrische Verschiebung<br />

� ∞<br />

D(q, t) = ε0E(q, t) + ε0<br />

V<br />

= F(f)F(g)<br />

χ(q, t − t<br />

−∞<br />

′ )E(q, t ′ ) dt ′ .<br />

Die dielektrischen Eigenschaften werden untersucht, indem eine elektrische ebene Welle mit der Kreis-<br />

frequenz ω in den Kristall gestrahlt wird, die im Innern auch durch Absorption gedämpft sein kann<br />

E(r, t) = E(r, ω) exp {iωt} bzw. E(q, t) = E(q, ω) exp {iωt} .


Damit erhält man<br />

� ∞<br />

D(q, t) = ε0E(q, t) + ε0E(q, ω) exp {iωt}<br />

oder D(q, ω) = ε0˜ε(q, ω)E(q, ω),<br />

χ(q, t − t<br />

−∞<br />

′ ) exp � − iω(t − t ′ ) � dt ′<br />

mit der komplexen Dielektrizitätskonstanten mit der Realitätsbedingung ˜ε(−q, −ω) = ˜ε ∗ (q, ω)<br />

� ∞<br />

˜ε(q, ω) = 1 + χ(q, t − t ′ ) exp � − iω(t − t ′ ) � dt ′ .<br />

−∞<br />

Kann außerdem die räumliche Dispersion d.h. die Fernwirkung der Polarisation vernachlässigt werden,<br />

sodass die elektrische Suszeptibilität vom Ort unabhängig ist χ(r−r ′ , t−t ′ ) = χ(t−t ′ )δ(r−r ′ ), so wird<br />

die dielektrische Verschiebung von der elektrischen Suszeptibiltät pro Zeiteinheit χ(t − t ′ ) bestimmt<br />

� t<br />

D(r, t) = ε0E(r, t) + ε0 χ(t − t ′ )E(r, t ′ ) dt ′ ,<br />

wobei wegen der Kausalität die Integration nur bis t ausgeführt ist. Dann erhält man<br />

� t<br />

D(r, t) = ε0E(r, ω) exp {iωt} + ε0E(r, ω) exp {iωt}<br />

−∞<br />

oder mit D(r, t) = D(r, ω) exp {iωt}<br />

� ∞<br />

D(r, ω) = ε0E(r, ω) + ε0E(r, ω)<br />

0<br />

χ(t − t<br />

−∞<br />

′ ) exp {−iω(t − t ′ )} dt ′<br />

χ(t ′′ ) exp {−iωt ′′ } dt ′′ .


Dies schreibt man in der einfachen Form<br />

D(r, ω) = ε0˜ε(ω)E(r, ω)<br />

mit der komplexen Dielektrizitätskonstanten ˜ε(−ω) = ˜ε ∗ (ω)<br />

� ∞<br />

˜ε(ω) = 1 +<br />

0<br />

χ(t ′′ ) exp {−iωt ′′ } dt ′′ .<br />

Wird also in einem Dielektrikum eine elektromagnetische Welle der Frequenz ω eingestrahlt, so wird<br />

die Wirkung durch die Polarisation P bzw. durch die dielektrische Verschiebung D festgestellt, die<br />

sich mit Hilfe einer frequenzabhängigen Dielektrizitätskonstante schreiben lässt. Das die Polarisation<br />

bestimmende Integral berücksichtigt nicht nur das elektrische Feld zur Zeit t, sondern auch zu früheren<br />

Zeiten, sodass Gedächtniseffekte im Medium eine Rolle spielen. Bei hohen Frequenzen verzögert sich die<br />

Reaktion der Atome auf das E-Feld des Lichtes, wodurch die Dielektrizitätskonstante frequenzabhängig<br />

wird. Die Elektronen des Mediums können dem sich zu schnell ändernden E-Feld des Lichtes nicht<br />

mehr folgen, sodass es zu Verzögerungseffekten kommt.<br />

Im Folgenden werden einzelne mikroskopische Modelle besprochen, die die Frequenzabhängigkeit<br />

der Dielektrizitätskonstanten in verschiedenen Spektralbereichen erklären.


3.2 Dispersion im optischen Bereich<br />

In einem einfachen klassischen Modell entsteht die durch das elektrische Feld der elektromagnetischen<br />

Welle hervorgerufene Polarisation durch die Ausrichtung permanenter Dipole der Moleküle und durch<br />

die induzierten elektrischen Dipole der Atome, sowie durch das Elektronengas der Halbleiter und<br />

Metalle. Entsprechend setzt sich die elektrische Suszeptibilität<br />

genähert aus den Anteilen<br />

zusammen.<br />

χ e = χ perm + χ Atom + χ Gas<br />

χ perm durch permanente elektrische Dipole<br />

χ Atom durch induzierte elektrische Dipole<br />

χ Gas durch ein Elektronengas<br />

1) Dispersion durch permanente Dipole<br />

Befinden sich im Dielektrikum viele kleine elektrische Dipole, die ohne ein äußeres elektrisches Feld<br />

ungeordnet alle möglichen Richtungen einnehmen, so dass die Polarisation oder Dipoldichte insgesamt<br />

Null ist, so werden diese Dipole durch ein elektrisches Feld ausgerichtet.


In dem Modell von Debye folgen diese Dipole dem elektrischen Feld nur mit einer gewissen Verzögerung,<br />

und <strong>für</strong> diesen Anteil der elektrischen Suszeptibilität χ perm wird, bei nicht zu hohen Frequenzen un-<br />

terhalb des optischen Bereiches, angenommen, dass eine Polarisation P nach Abschalten des äußeren<br />

elektrischen Feldes E exponentiell mit einer Relaxationszeit τ abklingt, wobei ein gewisser Teil der<br />

Polarisation dem elektrischen Feld ohne Verzögerung verlustfrei folgen kann. Mit P. Debye wird <strong>für</strong><br />

E(r, t) = E0(r, ω) exp {iωt} mit reellen ε ′ 0 = ˜ε(0) und ε ′ ∞ = ˜ε(∞) gesetzt<br />

D(r, t) = ε0˜ε(ω)E(r, t)<br />

= ε0ε ′ � t<br />

∞E(r, t) + ε0 E(r, t<br />

−∞<br />

′ �<br />

t −<br />

�<br />

t′<br />

)a exp − dt<br />

τ<br />

′<br />

= ε0ε ′ � t �<br />

t −<br />

�<br />

t′<br />

∞E(r, t) + ε0E(r, t) a exp −<br />

−∞ τ<br />

�<br />

= ε0E(r, t)<br />

− t′′<br />

�<br />

τ<br />

�<br />

ε ′ � ∞<br />

∞ + a exp<br />

0<br />

Das Integral liefert mit aτ = ε ′ 0 − ε ′ ∞ wegen<br />

�<br />

D(r, t) = ε0E(r, t)<br />

� ∞<br />

0<br />

ε ′ ∞ + a<br />

exp {−iωt ′′ } dt ′′<br />

exp � − iω(t − t ′ ) � dt ′<br />

�<br />

.<br />

. . . dt ′′ = exp {−t′′ /τ}exp {−iωt ′′ }<br />

−(1/τ)(1 + iωτ)<br />

τ<br />

1 + ω2 − iaωτ<br />

τ2 τ<br />

1 + ω 2 τ 2<br />

�<br />

= ε0E(r, t) ε ′ ∞ + ε′ 0 − ε′ ∞<br />

1 + ω2τ 2 − iωτ ε′ 0 − ε′ ∞<br />

1 + ω2τ 2<br />

�<br />

.<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

∞<br />

0<br />

=<br />

τ<br />

1 + iωτ


Setzt man die komplexe Dielektrizitätskonstante<br />

ein, so erhält man<br />

˜ε(ω) = ε ′ (ω) − iε ′′ (ω)<br />

ε ′ (ω) = ε ′ ∞ + ε′ 0 − ε ′ ∞<br />

1 + ω2τ 2 und ε ′′ (ω) = ωτ ε′ 0 − ε ′ ∞<br />

1 + ω2τ Bei sehr niedrigen Frequenzen werden alle Dipole ausgerichtet sein, so dass ε ′ (0) den größten Wert hat.<br />

Bei sehr hohen Frequenzen können die Dipole nicht mehr folgen, so dass ε ′ (∞) den kleinsten Wert<br />

hat, und ε ′ (ω) mit der Frequenz monoton abnimmt. Für den Imaginärteil ε ′′ (ω) ist ε ′′ (0) = 0 und<br />

ε ′′ (∞) = 0 mit einem Maximum bei ω = 1/τ, das meist im Mikrowellenbereich liegt.<br />

ε ′ 0<br />

ε ′ ∞<br />

+<br />

+<br />

+<br />

ε ′ (ω)<br />

+ + + + + +<br />

1/τ 5/τ ω<br />

ε ′ 0<br />

ε ′ ∞<br />

+<br />

+<br />

+<br />

ε ′′ (ω)<br />

2 .<br />

+ + + + + +<br />

1/τ 5/τ ω


2) Dispersion durch induzierte atomare Dipole<br />

Im optischen Bereich wird allgemein die normale Dispersion beobachtet, wonach der Brechungsindex<br />

mit der Frequenz zunimmt. Es gibt aber auch bestimmte Frequenzbereiche mit anomaler Dispersion, in<br />

denen der Brechungsindex, und damit bei geringer Dämpfung der Realteil der Dielektrititätskonstanten<br />

mit der Frequenz abnimmt. Im klassischen Modell <strong>für</strong> die Suszeptibilität χ Atom geht man von der<br />

Vorstellung aus, dass es im Kristall elastisch gebundene Elektronen gibt, die durch das elektrische Feld<br />

zu gedämpften Schwingungen angeregt werden. Befindet sich der Oszillator mit der Federkonstanten<br />

mω 2 0<br />

und dem Reibungskoeffizienten mγ am Ort R, so lautet die Bewegungsgleichung <strong>für</strong> ein Elektron<br />

der Ladung e, der Masse m und am Ort r im elektrischen Feld E(r, t) = E0 exp � − i(q · r − ωt) �<br />

¨r + γ˙r + ω 2 0(r − R) ≈ e<br />

m E0 exp {−iq · R} exp {iωt} ,<br />

wobei angenommen wurde, dass die Auslenkung der Elektronen klein ist im Vergleich zur Wellenlänge<br />

|r − R| ≪ λ = 2π/|q| der elektrischen Welle. Der Lösungsansatz <strong>für</strong> die erzwungene Schwingung<br />

r − R = A e<br />

m E0 exp {−iq · R}exp {iωt} ergibt A =<br />

1<br />

ω 2 0 − ω2 + iωγ<br />

mit der komplexen Amplitude A. Die Summe der Dipolmomente e(r−R) der schwingenden Elektronen<br />

pro Volumeneinheit ergeben die komplexe Dipoldichte oder Polarisation<br />

P = Ne(r − R) = NA e2 � � Ne<br />

E(r, t) = ε0 ˜ε(ω) − 1 E(r, t) mit ˜ε(ω) = 1 +<br />

m 2<br />

ε0m A,<br />

wobei N die Dichte des Oszillatoren bezeichnet.


Man setzt unterschiedliche Oszillatoren mit Frequenzen ωj, Dämpfungen γj und Konzentrationen Nfj<br />

mit �<br />

j fj = 1 an, und erhält <strong>für</strong> die komplexe Dielektrizitätskonstante<br />

˜ε(ω) = 1 + Ne2<br />

ε0m<br />

�<br />

j<br />

fj<br />

ω 2 j − ω2 + iωγj<br />

= ε ′ (ω) − iε ′′ (ω),<br />

und bezeichnet fj als Oszillatorenstärke. Die Zerlegung in den Real- und Imaginärteil liefert<br />

ε ′ (ω) = 1 + Ne2<br />

ε0m<br />

ε ′′ (ω) = Ne2<br />

ε0m<br />

�<br />

j<br />

�<br />

j<br />

ω<br />

fj<br />

2 j − ω2<br />

(ω2 j − ω2 ) 2 + ω2γ2 j<br />

ωγj<br />

fj<br />

(ω2 j − ω2 ) 2 + ω2γ2 j<br />

= εr = n 2 − κ 2<br />

= 2nκ = nc<br />

2ω<br />

α wegen α =<br />

ω c κ.<br />

Daraus ergibt sich eine Zunahme des Brechungsindex mit der Frequenz, also normale Dispersion im op-<br />

tischen Bereich, <strong>für</strong> alle Frequenzen bis auf Bereiche in einer Umgebung der Resonanzstellen ωj. Unter<br />

der Annahme schwacher Dämpfung findet man aus dem Imaginärteil der Dielektrizitätskonstanten<br />

ε ′′ (ω) den Absorptionskoeffizienten α = (ω/nc)ε ′′ (ω) mit Absorptionsmaxima an den Stellen ωj. In<br />

einer Umgebung dieser Stellen, die ungefähr der Halbwertsbreite der Absorptionslinien entspricht,<br />

nimmt der Brechungsindex mit der Frequenz ab, sodass hier anomale Dispersion beobachtet wird.


Die Abbildung zeigt den berechneten Brechungsindex<br />

n und den Absorptionskoeffizienten α als Funktion<br />

der Kreisfrequenz ω in der Umgebung dreier Reso-<br />

nanzfrequenzen ωj und Dämpfungskonstanten γj in<br />

beliebigen Einheiten sowie die Oszillatorenstärken fj<br />

ωj γj fj<br />

30 3 0.01<br />

50 10 0.4<br />

80 2 0.15


3) Dispersion durch ein Elektronengas<br />

Im Drude-Modell des Elektronengases werden die Elektronen eines Metalles oder Halbleiters im elekt-<br />

rischen Feld E(r, t) = E(r) exp {iωt} beschleunigt, und ihre Geschwindigkeit v klingt beim Abschalten<br />

von E mit der Relaxationszeit τ ab. Dann gilt im Rahmen der klassischen Mechanik<br />

∂v e0<br />

1<br />

= −1 v − E mit der Lösung v = −e0τ<br />

∂t τ m m 1 + iωτ E.<br />

Hier ist v weder die mikroskopische Geschwindigkeit der Elektronen, noch die Driftgeschwindigkeit,<br />

die bei der elektrischen Leitung auftritt, sondern die Geschwindigkeit der oszillierenden Dipole. Bei<br />

einer Elektronendichte n ergibt sich die elektrische Stromdichte mit der Plasmafrequenz ωp<br />

j = −e0nv = e2 0 nτ<br />

m<br />

1<br />

1 + iωτ E = ω2 pε0τ 1 + iωτ E mit ω2 p = e20 n<br />

ε0m .<br />

Diese elektrische Stromdichte j sei die Ursache der Polarisation oder Dipoldichte P. Der Verschie-<br />

bungsvektor eines Elektrons r(t) erzeugt lokal ein Dipolmoment p = −e0r mit ˙p = −e0v. Daraus<br />

ergibt sich <strong>für</strong> die Dipoldichte ˙ P = n ˙p = −e0nv = j mit der Elektronendichte n. Damit schreibt sich<br />

die dielektrische Verschiebung D mit der komplexen Dielektrizitätskonstanten ˜ε(ω) in der Form<br />

und es folgt<br />

D = ε0E + P mit ˙ D = ε0˜ε(ω) ˙ E = ε0 ˙ E + j =<br />

˜ε(ω) = 1 − i ω2 pτ<br />

ω<br />

1<br />

1 + iωτ = 1 − ω2 pτ 2<br />

1 + ω2 − i<br />

τ2 �<br />

iωε0 + ω2 pε0τ<br />

1 + iωτ<br />

ω 2 pτ<br />

�<br />

E = iωε0˜ε(ω)E,<br />

ω(1 + ω 2 τ 2 ) = ε′ (ω) − iε ′′ (ω).


Bei Metallen gilt ωτ ≫ 1 <strong>für</strong> ω in der Größenordnung der Plasmafrequenz bei ¯hωp = 10eV, sodass gilt<br />

ε ′ (ω) ≈ 1 − ω2 p<br />

ω 2 und ε ′′ (ω) ≪ 1.<br />

Bei Halbleitern ist ω 2 p ≪ ω 2 mit ω im optischen Bereich, sodass der Anteil des Elektronengases zur<br />

Dispersion vernachlässigbar ist.<br />

folgt<br />

Aus dem Durchflutungsgesetz ∇ × H = ˙ D = ε0 ˙ E + j und dem Induktionsgesetz ∇ × E = −µ0 ˙ H<br />

−µ0∇ × ˙ H = −µ0<br />

∂ �<br />

ε0<br />

∂t<br />

˙ E + j � = ∇ × (∇ × E) = ∇∇ · E − ∆E,<br />

mit ∇ · E = 0, woraus sich wegen ˙ D = ε0 ˙ E + j und D = ε0˜ε(ω)E die Telegrafengleichung ergibt<br />

∆E = µ0<br />

∂<br />

∂t (ε0 ˙ ∂<br />

E + j) = µ0<br />

∂t ˙ D = µ0 ¨ D = µ0ε0˜ε(ω) Ë.<br />

• Für ω < ωp gilt ε ′ (ω) < 0, und wegen ε ′′ (ω) > 0 gibt es nach der Telegrafengleichung nur<br />

abklingende Lösungen <strong>für</strong> die elektrische Feldstärke E.<br />

• Für ω > ωp verschwindet die Dämpfung praktisch, und die Metalle werden bei hinreichend hohen<br />

Frequenzen durchsichtig.


3.3 Dispersionsrelationen<br />

Es wird vorausgesetzt, dass die elektrische Suszeptibilität<br />

f(ω) = ˜ε(ω) − 1 = (n − iκ) 2 − 1 = n 2 − κ 2 − 1 − i2nκ = ε ′ (ω) − 1 − iε ′′ (ω)<br />

in der unteren komplexen ω-Halbbene einschließlich der reellen Achse holomorph ist. Ferner sei<br />

|ωf(ω)| → 0 <strong>für</strong> |ω| → ∞. Dies ist bei der komplexen Dielektrizitätskonstanten ˜ε(ω) nach Abschn. 3.2<br />

der Fall, die die normale und die anomale Dispersion qualitativ richtig wiedergeben. Dann lässt sich<br />

die Cauchy-Formel <strong>für</strong> jeden Punkt ω auf der reellen Achse anwenden<br />

f(ω) = 1<br />

�<br />

f(z) dz 1<br />

= −<br />

2πi z − ω πi P<br />

� ∞<br />

Γ<br />

−∞<br />

f(ω ′ ) dω ′<br />

ω ′ − ω ,<br />

mit einem Integrationsweg Γ, der auf der reellen Achse aber oberhalb der Polstelle bei ω und auf einem<br />

Halbkreis unten herum im mathematisch positiven Sinn verläuft, wobei Letzterer verschwindet. Wegen<br />

� ∞<br />

˜ε(ω) = 1 + χ(t ′ ) exp {−iωt ′ } dt ′<br />

folgt ˜ε(−ω) = ˜ε ∗ (ω),<br />

und es gilt wegen f(−ω) = ˜ε(−ω) − 1 = f ∗ (ω)<br />

Re � f(ω) � = 1�<br />

� 1<br />

f(ω) + f(−ω) = −<br />

2<br />

2πi P<br />

� ∞<br />

−∞<br />

Im � f(ω) � = 1 � � ω<br />

f(ω) − f(−ω) =<br />

2i<br />

2π P<br />

� ∞<br />

0<br />

−∞<br />

2ω ′ f(ω ′ ) dω ′<br />

ω ′2 − ω 2<br />

2f(ω ′ ) dω ′<br />

ω ′2 − ω 2<br />

mit<br />

1<br />

ω ′ 1<br />

+<br />

− ω ω ′ 2ω′<br />

=<br />

+ ω<br />

1<br />

ω ′ − ω −<br />

1<br />

ω ′ + ω =<br />

ω ′2 − ω2 2ω<br />

ω ′2 .<br />

− ω2


Wegen f(−ω) = f ∗ (ω) erhält man<br />

Re � f(ω) � = − 1<br />

πi P<br />

� ∞ ω<br />

0<br />

′�f(ω ′ ) − f ∗ (ω ′ ) �<br />

ω ′2 − ω2 dω ′ = − 2<br />

π P<br />

� ∞<br />

0<br />

Im � f(ω) � = ω<br />

π P<br />

� ∞<br />

f(ω ′ ) + f ∗ (ω ′ )<br />

ω ′2 − ω2 dω ′ = 2ω<br />

π P<br />

� ∞ Re � f(ω ′ ) �<br />

0<br />

0<br />

ω ′ Im � f(ω ′ ) �<br />

ω ′2 dω′<br />

− ω2 ω ′2 − ω 2 dω ′<br />

und mit Re � f(ω) � = n 2 −κ 2 −1 und Im � f(ω) � = −2nκ ergeben sich die Kramers-Kronig-Relationen<br />

π P<br />

� ∞<br />

0<br />

2n(ω)κ(ω) = − 2ω<br />

π P<br />

� ∞<br />

n 2 (ω) − κ 2 (ω) = 1 + 2<br />

0<br />

2n(ω ′ )κ(ω ′ )ω ′<br />

ω ′2 − ω 2 dω ′<br />

n 2 (ω ′ ) − κ 2 (ω ′ ) − 1<br />

ω ′2 − ω 2<br />

wonach sich der Realteil der Dielektrizitätskonstanten berechnen lässt, wenn der Imaginärteil <strong>für</strong> alle<br />

Frequenzen bekannt ist, und umgekehrt. Die zur numerischen Integration praktischere Form der<br />

Kramers-Kronig-Relationen<br />

n 2 (ω) − κ 2 (ω) = 1 + 2<br />

� ∞<br />

π 0<br />

2n(ω)κ(ω) = − 2ω<br />

� ∞<br />

π<br />

0<br />

dω ′ ,<br />

2n(ω ′ )κ(ω ′ )ω ′ − 2n(ω)κ(ω)ω<br />

ω ′2 − ω 2<br />

dω ′<br />

n 2 (ω ′ ) − κ 2 (ω ′ ) − n 2 (ω) + κ 2 (ω)<br />

ω ′2 − ω 2<br />

enthält keine Polstellen mehr, und wird mit Hilfe der Beziehung bewiesen:<br />

� ∞<br />

P<br />

0<br />

dω ′<br />

ω ′2 = 0.<br />

− ω2 dω ′


4 Nichtlineare <strong>Optik</strong><br />

Experimentell kann man statische elektrische Felder E bis zu 10 6 V/m an Nichtleiter anlegen, und in<br />

diesem Bereich hängt die Polarisation P linear von E ab. Innerhalb der Atome herrschen Feldstärken<br />

|E| > 10 11 V/m. Gitterschwingungen in Festkörpern führen zu Energien bis zu 1 eV bei atomaren<br />

Verschiebungen von 1 ˚A = 10 −10 m, wobei elektrische Felder von 10 10 V/m auftreten. Hierbei hängt die<br />

Polarisation nichtlinear von E ab. In diesen Bereich gelangt man auch mit Laserlicht hoher Intensität,<br />

sodass nichtlineare optische Effekte beobachtet werden.<br />

4.1 Nichtlineare elektrische Suszeptibilität<br />

Unter den Voraussetzungen ρ = 0, j = 0, M = 0, B = µ0H ergeben die elektromagnetischen<br />

Feldgleichungen ∇ × E = − ˙ B und ∇ × B = µ0 ˙ D<br />

oder mit der Polarisation P<br />

∇ × (∇ × E) = ∇(∇ · E) − ∆E = −∇ × ˙ B = −µ0 ¨ D,<br />

∆E − ∇∇ · E = µ0 ¨ D und ∇ · D = 0 mit D = ε0E + P.


Ohne räumliche Dispersion wird <strong>für</strong> nichtferroelektrische Stoffe <strong>für</strong> die Polarisation P = (P1, P2, P3)<br />

die Reihenentwicklung nach der elektrischen Feldstärke E = (E1, E2, E3) ohne Fernwirkung und mit<br />

einem Gedächtniseffekt im linearen Term der elektrischen Suszeptibilität χ angesetzt<br />

Pν(r, t) = ε0<br />

� ∞<br />

0<br />

3�<br />

µ=1<br />

χνµ(t ′ )Eµ(r, t − t ′ ) dt ′ + ε0<br />

+ ε0<br />

1,2,3 �<br />

µ,ρ<br />

1,2,3 �<br />

µ,ρ,σ<br />

χ (2)<br />

νµρEµ(r, t)Eρ(r, t)<br />

χ (3)<br />

νµρσEµ(r, t)Eρ(r, t)Eσ(r, t) + . . ..<br />

Wir trennen die Polarisation P in den linearen und nichtlinearen Teil mit ε(t ′ ) = 1δ(t − t ′ ) + χ(t ′ )<br />

D = ε0<br />

� ∞<br />

0<br />

ε(t ′ ) · E(r, t − t ′ ) dt ′ + P NL (r, t) mit P NL (r, t) = ε0χ (2) : EE + ε0χ (3) ˙:EEE,<br />

und die zweite Differenzialgleichung erhält die Form<br />

∇ · D = 0 bzw.<br />

� ∞<br />

0<br />

∇ · ε(t ′ ) · E(r, t − t ′ ) dt ′ = − 1<br />

ε0<br />

∇ · P NL (r, t).<br />

1) Bei isotropen Medien ist ε(t ′ ) = ε(t ′ )1. Dann transformieren E, D und P wie der Ortsvektor bei<br />

einer Inversion r → −r, sodass χ (2) = 0 folgt, und P NL von dritter Ordnung in E, und somit sehr<br />

klein ist.


2) Bei nichtisotropen Stoffen mit ε(t ′ )·E(r, t−t ′ ) = ε·E(r, t−t ′ )δ(t−t ′ ) lauten die Grundgleichungen<br />

der nichtlinearen <strong>Optik</strong> mit dem Tensor der Dielektrizitätskonstanten ε wegen D = ε0ε ·E+P NL<br />

∆E − ∇∇ · E − 1<br />

c 2ε · Ë = µ0 ¨ P NL und ∇ · ε · E = − 1<br />

ε0<br />

∇ · P NL mit µ0ε0 = 1<br />

c 2.<br />

Berücksichtigt man nur Terme bis zweiter Ordnung in E, so erhält man <strong>für</strong> nichtisotrope Stoffe<br />

∆E − ∇∇ · E − 1 1<br />

ε · Ë =<br />

c2 c2 χ(2) : ∂2<br />

∂t2EE und ∇ · ε · E = −∇ · χ(2) : EE.<br />

4.2 Erzeugung und Vernichtung von Photonen<br />

Wir untersuchen Drei-Photonen-Prozesse, wie sie durch die Quantenoptik begründet werden<br />

¯hω1, ¯hk1<br />

¯hω2, ¯hk2<br />

¯hω1, ¯hk1<br />

¯hω3, ¯hk3<br />

¯hω2, ¯hk2<br />

¯hω3, ¯hk3<br />

Energiesatz ¯hω1 + ¯hω2 = ¯hω3<br />

Impulssatz ¯hk1 + ¯hk2 = ¯hk3<br />

Energiesatz ¯hω1 = ¯hω2 + ¯hω3<br />

Impulssatz ¯hk1 = ¯hk2 + ¯hk3


Dazu werden reelle Lösungen <strong>für</strong> die elektrische Feldstärke E mit drei verschiedenen Frequenzen gesucht<br />

E = 1�<br />

E1 + E<br />

2<br />

∗ 1 + E2 + E ∗ 2 + E3 + E ∗� 3 mit<br />

Setzt man E in die Differenzialgleichung ein, erhält man<br />

�<br />

∆ − ∇∇ · − 1 ∂2<br />

c2ε ·<br />

∂t2 �<br />

E1(r, t) = E1(r, ω1) exp {−iω1t}<br />

E2(r, t) = E2(r, ω2) exp {−iω2t}<br />

E3(r, t) = E3(r, ω3) exp {−iω3t}.<br />

(E1 + E ∗ 1 + E2 + E∗2 + E3 + E∗ 1<br />

3 ) =<br />

2c2χ(2) : ∂2<br />

∂t2(E1 + . . .E∗3 )(E1 + . . .E∗3 ).<br />

Weil die elektrischen Felder <strong>für</strong> verschiedene Frequenzen linear unabhängig sind, gilt diese Gleichung<br />

<strong>für</strong> jede Frequenz einzeln und es folgt <strong>für</strong> den Prozess der Erzeugung eines Photons mit ω3 = ω1 + ω2:<br />

∆E1 − ∇∇ · E1 + ω2 1<br />

c 2 ε · E1 = − ω2 1<br />

c 2 χ(2) : E3E ∗ 2 und ∇ · ε · E1 = −∇ · χ (2) : E3E ∗ 2<br />

∆E2 − ∇∇ · E2 + ω2 2<br />

c 2 ε · E2 = − ω2 2<br />

c 2 χ(2) : E3E ∗ 1 und ∇ · ε · E2 = −∇ · χ (2) : E3E ∗ 1<br />

∆E3 − ∇∇ · E3 + ω2 3<br />

c 2 ε · E3 = − ω2 3<br />

c 2 χ(2) : E1E2 und ∇ · ε · E3 = −∇ · χ (2) : E1E2.<br />

In den Gleichungen <strong>für</strong> E1(r, t) bzw. E2(r, t), E3(r, t) läßt sich jeweils der Faktor exp {−iω1t} bzw.<br />

exp {−iω2t}, exp {−iω3t} kürzen, sodaß die Gleichungen auch <strong>für</strong> E1(r, ω1) bzw. E2(r, ω2), E3(r, ω3)<br />

gelten.


Exkurs über lineare Abhängigkeit<br />

Def.: Die N Funktionen f1(x), f2(x), . . .fN(x) sind linear unabhängig,<br />

N�<br />

wenn aus anfn(x) ≡ 0 folgt a1 = 0, a2 = 0, . . .an = 0, sonst linear abhängig.<br />

f (N−1)<br />

1<br />

n=1<br />

Dies lässt sich mit der Wronski-Determinante entscheiden, denn es gilt<br />

�<br />

� f1 f2 · · · fN �<br />

� f<br />

W = �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

′ 1 f ′ 2 · · · f ′ �<br />

�<br />

��<br />

N �<br />

. . .<br />

. . ..<br />

. � = 0, falls f1 . . .fN linear abhängig sind,<br />

�<br />

. � �= 0, falls f1, . . .fN linear unabhängig sind.<br />

�<br />

f (N−1)<br />

2 · · · f (N−1)<br />

N<br />

Bei der Anwendung auf f1(t) = exp {iω1t} und f3(t) = exp {iω3t} ergibt die Wronski-Determinante<br />

W =<br />

und f1 und f3 sind <strong>für</strong> ω1 �= ω3 linear unabhängig.<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� f1<br />

�<br />

f3 �<br />

�<br />

iω1f1 iω3f3<br />

� = i(ω3 − ω1)f1f3 �= 0 <strong>für</strong> ω1 �= ω3,


4.3 Bestimmung der zweiten Harmonischen<br />

Bei Einstrahlung von zwei ebenen Transversalwellen E1 und E2 in z-Richtung e � = (0, 0, 1), die auch<br />

die optische Achse sein soll, nimmt man <strong>für</strong> die zweite Harmonische |E3| ≪ |E1|, |E2| an<br />

E1(z, t) = n1E10 exp � i(k1z − ω1t) � mit n1 · e � = 0<br />

E2(z, t) = n2E20 exp � i(k2z − ω2t) � mit n2 · e � = 0<br />

und ε =<br />

⎛<br />

⎝ ε⊥ 0 0<br />

0 ε⊥ 0<br />

0 0 ε �<br />

Die elektrische Feldstärke der zweiten Harmonischen wird in einen longitudinalen Anteil in z-Richtung<br />

und einen transversalen Anteil senkrecht dazu aufgespalten mit |n1| = |n2| = |e �| = |e⊥| = 1 und<br />

e⊥ = (e1, e2, 0), und der Folge e⊥ · e � = 0 sowie e⊥ · ε · e � = 0<br />

E3(z, ω3) = E �(z, ω3)e � + E⊥(z, ω3)e⊥ mit ε · E3 = ε �E �(z, ω3)e � + ε⊥E⊥(z, ω3)e⊥.<br />

Zur Lösung der Differenzialgleichung <strong>für</strong> E3(z, ω3)<br />

∆E3 − ∇∇ · E3 + ω2 3<br />

c 2 ε · E3 = − ω2 3<br />

c 2 χ(2) : E1E2 und ∇ · ε · E3 = −∇ · χ (2) : E1E2<br />

multiplizieren wir <strong>für</strong> die Transversalkomponente mit e⊥ und erhalten zunächst<br />

e⊥ · ∆E3 = ∂2<br />

∂z 2 E⊥(z, ω3) und e⊥ · ∇∇ · E3 = 0 sowie e⊥ · ε · E3 = ε⊥E⊥(z, ω3).<br />

⎞<br />

⎠ .


Daraus findet man mit den Abkürzungen k 2 = ω2 3ε⊥<br />

c 2 und χ (2)<br />

⊥ = e⊥ · χ (2) : n1n2<br />

� ∂ 2<br />

+ k2<br />

∂z2 �<br />

E⊥(z, ω3) = − ω2 3<br />

χ(2)<br />

c2 ⊥ E10E20 exp � i(k1 + k2)z � .<br />

Entsprechend ergibt sich aus der Differenzialgleichung <strong>für</strong> E3<br />

∆E3 − ∇∇ · E3 + ω2 3<br />

c 2 ε · E3 = − ω2 3<br />

c 2 χ(2) : E1E2 und ∇ · ε · E3 = −∇ · χ (2) : E1E2<br />

nach Multiplikation mit e� der longitudinale Anteil wegen<br />

e � · ∆E3 = ∂2<br />

∂z 2E �(z, ω3) und e � · ∇∇ · E3 = ∂2<br />

∂z 2 E �(z, ω3) und e � · ε · E3 = ε �E � zu<br />

E�(z, ω3) = − 1<br />

χ<br />

ε� (2)<br />

� E10E20 exp � i(k1 + k2)z � mit χ (2)<br />

� = e� · χ (2) : n1n2.<br />

Die Poisson-Gleichung liefert das gleiche Ergebnis <strong>für</strong> die longitudinale Komponente<br />

ε �<br />

∂<br />

∂z E �(z, ω3) = − ∂<br />

∂z χ(2)<br />

� E10E20 exp � i(k1 + k2)z � .<br />

Es zeigt sich, dass die Transversalkomponente E⊥(z, ω3) mit der Eindringtiefe z zunimmt, und damit<br />

die größere Strahlungsintensität liefert.


Zur Lösung der Differenzialgleichung <strong>für</strong> E⊥(z, ω3) machen wir einen Ansatz einer ebenen Welle mit<br />

schwach veränderlicher Amplitude F(z, ω3) im Bereich einer Wellenlänge λ = 2π/k<br />

Einsetzen in<br />

E⊥(z, ω3) = F(z, ω3) exp {ikz} mit<br />

� ∂ 2<br />

∂z<br />

2 + k2<br />

liefert wegen ∂2<br />

∂z 2 E⊥ =<br />

oder<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

∂F<br />

∂z<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

F(z, ω3)<br />

≈ |∆F |<br />

|∆z| ≪<br />

�<br />

� F(z, ω3) � �<br />

λ<br />

exp {ikz} = exp<br />

�<br />

E⊥(z, ω3) = − ω2 3<br />

χ(2)<br />

c2 ⊥ E10E20 exp � i(k1 + k2)z �<br />

� 2 ∂ F<br />

∂z2 − k2F + 2ik ∂F<br />

�<br />

exp {ikz}<br />

∂z<br />

� 2 ∂<br />

+ k2�E⊥<br />

= exp {ikz}<br />

∂z2 ∂<br />

�<br />

∂F<br />

∂z ∂z<br />

2ik<br />

∂F(z, ω3)<br />

∂z<br />

�<br />

+ 2ikF<br />

≈ 2ik ∂F<br />

∂z<br />

= � � F(z, ω3) � � k<br />

2π .<br />

z<br />

�<br />

i2π z<br />

�<br />

λ<br />

exp {ikz}<br />

= − ω2 3<br />

χ(2)<br />

c2 ⊥ E10E20 exp {iKz} mit K = k1 + k2 − k.


Wir setzen z = 0 an der Oberfläche des Kristalles, an der die ebenen Wellen E1 und E2 in den Kristall<br />

eintreten, sodass dort E3(0, ω3) = 0 ist. Dann ergibt sich aus der Anfangsbedingung F(0, ω3) = 0 die<br />

Lösung der Differenzialgleichung<br />

F(z, ω3) = ω2 3 χ(2)<br />

⊥ E10E20<br />

c 2 2k<br />

= ω2 3 χ(2)<br />

⊥ E10E20<br />

c 2 2k<br />

�z<br />

exp {iKz} �<br />

�<br />

K �<br />

0<br />

2i sin � �<br />

Kz<br />

2 exp<br />

K<br />

= ω2 3 χ(2)<br />

⊥ E10E20<br />

c22k �<br />

i Kz<br />

�<br />

2<br />

exp {iKz} − 1<br />

K<br />

mit K = k1 + k2 − k.<br />

Damit ergibt sich die Intensität der Strahlung der Transversalkomponente der elektrischen Feldstärke<br />

der erzeugten zweiten Harmonischen E⊥(z, ω3) mit der Frequenz ω3 senkrecht zur Ausbreitungsrichtung<br />

bzw. der z-Achse aufgrund der zeitlichen und räumlichen Mittelung wegen ε = n 2 ε0 = c2<br />

v 2ε0 und<br />

vk = ω3<br />

I⊥ = vε � |E⊥| 2� = v c2 1<br />

ε0<br />

v2 2<br />

� 2 ω3 2kc2 �2 �<br />

χ (2)<br />

⊥ E10E20<br />

�2 z 2<br />

� � �<br />

Kz sin<br />

d.h. die Intensität der erzeugten Strahlung mit der Kreisfrequenz ω3 = ω1 + ω2<br />

nimmt <strong>für</strong> K = 0 wegen lim<br />

x→0<br />

I⊥ = ε0<br />

8c 2<br />

� sinx<br />

x<br />

� 2<br />

ω 3 3<br />

k<br />

�<br />

χ (2)<br />

⊥ E10E20<br />

�2 z 2<br />

� �<br />

Kz sin 2<br />

Kz<br />

2<br />

�<br />

� 2<br />

2<br />

Kz<br />

2<br />

= 1 mit der durchstrahlten Strecke z im Kristall zu.<br />

� 2<br />

,


Die Intensität der zweiten Harmonischen oszilliert mit der Eindringtiefe z in den Kristall, besitzt ein<br />

Maximum bei K = k1 + k2 − k = 0 oder k = k1 + k2 und hat Nullstellen bezüglich K, was den<br />

Impulssatz der Photonen wiederspiegelt.<br />

Ist d die Dicke des durchstrahlten Kristalles und ϑ der Einfallswinkel bei schrägem Einfall zur<br />

optischen oder z-Achse, so ist die durchstrahlte Strecke im Kristall z = d/ cosϑ und die Intensität I⊥<br />

hängt vom Einfallswinkel ab<br />

ϑ<br />

I⊥(ϑ) = ε0<br />

8c 2<br />

d<br />

ω 3 3<br />

k<br />

�<br />

χ (2)<br />

⊥ E10E20<br />

� � �<br />

2 4 Kd<br />

sin2 .<br />

K2 2 cosϑ<br />

opt. Achse<br />

z = d<br />

cos ϑ<br />

1<br />

−3π −2π −π 0<br />

� �<br />

sin x 2<br />

x<br />

π 2π<br />

x


5 Optische Fasern<br />

Moderne Hochgeschwindigkeitsleitungen der Telekommunikation arbeiten mit Trägerfrequenzen im op-<br />

tischen Bereich. Dazu betrachten wir unterschiedliche Glasfasertypen.<br />

5.1 Stufenprofilfasern<br />

Die Faser besteht aus einem inneren Kernbereich mit einem Brechungsindex n1 = 1.46, wobei<br />

der Quarz SiO2 mit GeO2 oder P2O5 (Phosphorpentoxid) dotiert ist, und einem äußeren Mantelbe-<br />

reich mit niedrigerem Brechungsindex n2 = 1.45, was durch eine Dotierung mit F erreicht wird. Für<br />

die Totalreflexion an der Grenzfläche muss der Öffnungswinkel γ klein sein γ < 90◦ − ϑT mit dem<br />

Grenzwinkel der Totalreflexion ϑT, der sich aus<br />

sinϑT = n2<br />

n1<br />

= 1.45<br />

1.46<br />

zu 90 ◦ − ϑT = 6.7 ◦<br />

ergibt. Für die verschiedenen Neigungswinkel eines eintretenden Strahles ergeben sich jedoch unter-<br />

schiedliche Laufzeiten über eine feste Strecke, was auch als Modenlaufzeitdispersion bezeichnet wird.<br />

n1<br />

n2


Die Durchmesser 2a des inneren Teils der Faser reichen von 3 µm bis 50 µm bei einem Außenradius<br />

von 80 µm, und die Wellenlängen des Lichtes an den Minima des Absorptionskoeffizienten betragen<br />

λ = 1.3 µm oder λ = 1.55 µm.<br />

Ist λ nicht mehr klein gegen a, müssen die optischen Randbedingungen der Lösungen der Wellen-<br />

gleichung berücksichtigt werden. Löst man die Wellengleichung <strong>für</strong> die elektrische Feldstärke E(r, t)<br />

mit einem orts- und frequenzabhängigen Brechungsindex n(r, ω)<br />

�<br />

∆ − n2 (r, ω)<br />

c2 ∂2 ∂t2 �<br />

E(r, t) = 0<br />

bzw. in Zylinderkoordinaten<br />

� 2 ∂ 1 ∂<br />

+<br />

∂r2 r ∂r<br />

+ 1<br />

r 2<br />

∂2 ∂2<br />

+<br />

∂ϕ2 ∂z2 �<br />

E − n2 (r, ω)<br />

c2 ∂2 ∂t2E = 0 mit r =<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞<br />

x = r cosϕ<br />

y = r sinϕ ⎠<br />

z<br />

mit dem Ansatz ebener Wellen in z- oder Faserrichtung und der Wellenzahl k = 2π/λ<br />

�<br />

< ∞ <strong>für</strong> r = 0;<br />

E(r, t) = Rm(r) exp {imϕ} exp {ikz}exp {−iωt} mit Rm(r) =<br />

0 <strong>für</strong> r = ∞,<br />

mit der Randbedingung, so erhält man eine Eigenwertgleichung <strong>für</strong> die Radialfunktionen Rm(r) mit<br />

den von m abhängigen Eigenwerten k 2 (siehe Besselsche Differenzialgleichung und Zylinderfunktionen<br />

bzw. Bessel-Funktionen)<br />

� ∂ 2<br />

1<br />

+<br />

∂r2 r<br />

∂<br />

∂r<br />

− m2<br />

r 2 + n2 (r, ω)<br />

c 2 ω 2<br />

�<br />

Rm(r) = k 2 Rm(r).


Die diskreten Eigenwerte kνm mit ν = 0, 1, 2, . . . hängen von n 2 (r, ω) ab, hier also vom Radius a des<br />

Innenbereiches. Ist k kleiner als der tiefste Eigenwert k < k00 gibt es keine solchen ungedämpften<br />

Wellen.<br />

• Ist bei kleinem Durchmesser des Innenbereiches bei a = 2.5 µm und λ = 1.5 µm nur die tiefste<br />

Mode mit k00 möglich, spricht man von Einmodenfasern.<br />

• Bei größeren Durchmessern a = 25µm sind dagegen mehrere Moden kνm möglich, und man spricht<br />

von Vielmodenfasern.<br />

5.2 Gradientenfasern<br />

Bei Gradientenfasern nimmt der Brechungsindex im Kernbereich quadratisch mit dem Radius ab.<br />

In Zylinderkoordinaten mit z in Faserrichtung<br />

⎛ ⎞<br />

x = r cosϕ<br />

r : ⎝ y = r sinϕ ⎠<br />

z<br />

n0<br />

n(r)<br />

hat der Brechungsindex n(r) <strong>für</strong> r ≤ a die Gestalt<br />

�<br />

n(r) = n0 1 − b r2<br />

a2 �<br />

mit b = n0 − n(a)<br />

.<br />

n0<br />

n(a)<br />

a R<br />

In der Praxis hat man z.B. mit einem Kernradius von a = 25 µm die Werte n0 = 1.475, n(a) = 1.457<br />

und b = 0.0122. Hängt der Brechungsindex auf diese Weise vom Radius ab, haben die gekrümmten<br />

Strahlen weiter außen eine höhere Geschwindigkeit und die Laufzeit hängt nicht mehr davon ab, wie<br />

groß der Eintrittswinkel des Strahles zur Faserachse ist.<br />

r


Die bei ortsabhängigem Brechungsindex n(r) gekrümmten Strahlen lassen sich in Abhängigkeit vom<br />

Eintrittswinkel γ mit Hilfe der Strahlendifferenzialgleichung berechnen<br />

d<br />

ds<br />

�<br />

n(r) dr<br />

�<br />

ds<br />

= ∇n(r),<br />

wobei r(s) die Strahlenkurve und s die Bogenlänge bezeichnen.<br />

Zur Berechnung betrachten � � wir achsennahe Strahlen mit kleinem Eintrittswinkel und ϕ = 0 in<br />

�<br />

der x-z-Ebene, sodass �<br />

dx�<br />

�<br />

�dz<br />

� = | tanγ| ≪ 1 und ds = � dx2 + dz2 ≈ dz gesetzt werden kann. Der<br />

Brechungsindex n(r) = n(r) ist unabhängig von z, und aus der Strahlendifferenzialgleichung folgt<br />

n(r) d2r dz2 = ∇n bzw. n(r)d2 x ∂n<br />

=<br />

dz2 ∂x<br />

= dn<br />

dr<br />

∂r<br />

∂x<br />

= −2n0b r<br />

a 2<br />

Setzt man auf der linken Seite n(r) ≈ n0 ein, erhält man die Differenzialgleichung<br />

d 2 x 2b<br />

+<br />

dz2 a2 x = 0 mit der Lösung x(z) = x0<br />

�√<br />

2b<br />

sin<br />

a z<br />

�<br />

x<br />

r<br />

= x0 sin<br />

= −2n0b x<br />

a 2.<br />

�<br />

2π z<br />

�<br />

,<br />

p<br />

wobei p = 2πa<br />

√ die Periode der Sinusfunktion bezeichnet. Sie beträgt p = 1 mm bei a = 25 µm und<br />

2b � �<br />

dx(z) 2π<br />

b = 0.0122. Verschiedene Eintrittswinkel γ ergeben dann wegen tanγ = = x0<br />

dz z=0 p die<br />

gleiche Periode <strong>für</strong> unterschiedliche Amplituden x0.


Zwei gekrümmte Bahnkurven mit verschiedenen Entrittswinkeln γ haben dann genähert die Form<br />

a<br />

Da alle Kurven mögliche Lichtstrahlen sind, benötigen sie nach dem Prinzip von Fermat die gleiche<br />

Laufzeit, sodass in dieser Näherung keine Laufzeitdispersion entsteht. Dies liegt daran, dass in den<br />

Außenbereichen die Lichtgeschwindigkeit größer ist als in den Nähe der Achse.<br />

Der maximale Eintrittswinkel γmax berechnet sich aus x0 = a und b = 1 − n(a)<br />

Zum Vergleich beträgt der<br />

tanγmax = 2π a<br />

p = √ 2b zu γmax = 8.9 ◦ .<br />

n0<br />

= 1 − 1.457<br />

1.475<br />

= 0.0122<br />

Öffnungswinkel ϑ eines Strahles vom Durchmesser d mit der Wellenlänge λ<br />

sin � 1<br />

2ϑ� = λ 3.8<br />

d 2π .<br />

Für λ = 1 µm und dem Durchmesser der Glasfaser d = 2a = 50 µm ergibt das ϑ = 1.4◦ .<br />

Zur Datenübertragung kann man die Phasenmodulation bzw. Frequenzmodulation verwenden, die mit<br />

Lithiumniobat Kristallen Li3NbO4 erreicht wird, bei denen eine Spannungsänderung von einigen Volt<br />

zur Änderung der Dispersion führt.


5.3 Strahlendifferenzialgleichung<br />

Für ein Dielektrikum ohne Ladungen ρ = 0 und Ströme j = 0, jedoch mit einer ortsabhängigen,<br />

skalaren Dielektrizitätskonstanten ε(r) mit D = ε(r)E und Permeabilität µ(r) mit B = µ(r)H ergibt<br />

sich ein ortsabhängiger und reeller Brechungsindex n(r)<br />

ε(r)µ(r) = n2 (r) 1<br />

=<br />

c2 v2 (r) ,<br />

der zu einer ortsabhängigen Lichtgeschwindigkeit v(r) im Medium führt. Die Feldgleichungen<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ × H = ˙ D ; ∇ · B = 0 ; ∇ · D = 0<br />

ergeben wegen ∇ · D = ε∇ · E + E · ∇ε = 0 oder ∇ · E = −E · 1<br />

∇ε sowie<br />

ε<br />

und<br />

∇ × B = µ∇ × H − H × ∇µ = µε ˙ E − H × ∇µ = n2 (r)<br />

c 2<br />

�<br />

∇ × (∇ × E) = ∇(∇ · E) − ∆E = −∇ E · 1<br />

ε ∇ε<br />

�<br />

eine modifizierte Wellengleichung<br />

˙E − H × ∇µ<br />

− ∆E = − n2 (r)<br />

c2 Ë + ˙ H × ∇µ<br />

∆E − n2 (r)<br />

c 2<br />

Ë = −∇(E · e) − ˙ H × ∇µ mit e = 1<br />

ε(r) ∇ε(r).


Wegen der Kleinheit von µ/µ0 wird ∇µ ≈ 0 gesetzt. Zur Abschätzung der rechten Seite der Wellen-<br />

gleichung betrachten wir eine ebene Welle der Form E = E0(t) exp {ik · r} der Wellenlänge λ = 2π/|k|,<br />

dann gilt ∇(E · e) = ikE · e + (∇e) · E und ∆E = −k 2 E mit k = |k|. Unter der Voraussetzung, dass<br />

sich der Brechungsindex n(r) im Bereich einer Wellenlänge λ nur wenig ändert<br />

denn es ist<br />

λ|∇n| ≪ n, gilt k|e| ≪ k 2 ,<br />

|e| = 1 1<br />

|∇ε| =<br />

ε n2 �<br />

� 2<br />

∇n � �<br />

2 2 n<br />

= |∇n| ≪<br />

n n λ<br />

= 2<br />

λ<br />

= k<br />

π .<br />

Daher kann der Term ∇(E·e) gegen ∆E in der Wellengleichung vernachlässigt werden, und man erhält<br />

wegen der Kleinheit von ∇e genähert die Wellengleichung mit ortsabhängigem Brechungsindex<br />

∆E − n2 (r)<br />

c2 Ë = 0.<br />

Der Lösungsansatz mit einer sich nur schwach ändernden Amplitude E0(r) ist mit k0 = ω<br />

c<br />

E(r, t) = E0(r) exp � − ik0S(r) � exp {iωt} mit dem reellen Eikonal S(r).<br />

= konst.<br />

Dabei beschreibt S(r) = konst. die Flächen gleicher Phase im Ortsraum, die im Falle n = konst. wegen<br />

S(r) = n k<br />

|k|<br />

· r, |k| = ω<br />

c<br />

c<br />

v = k0n und k · r = k0S(r) Ebenen senkrecht zum geradlinigen Strahl sind.


Zum Einsetzen des Ansatzes in die Wellengleichung berechnen wir zunächst die erste Ortsableitung<br />

einer beliebigen Komponente E = E0(r) exp � − ik0S(r) � exp {iωt} nach dem Ort r = (x, y, z)<br />

∂E<br />

∂x<br />

= −ik0<br />

und die zweite Ableitung ergibt<br />

∂2E = −ik0<br />

∂x2 ≈ −ik0<br />

∂S2 ∂<br />

E +<br />

∂x2 ∂x<br />

∂S 2<br />

∂x 2 E − k2 0<br />

∂S 1<br />

E +<br />

∂x E0<br />

� 1<br />

∂E0<br />

∂x<br />

E0<br />

�2 � ∂S<br />

∂x<br />

∂E0<br />

∂x<br />

E =<br />

�<br />

� �<br />

∂S<br />

E + −ik0<br />

∂x<br />

E − i2k0<br />

1<br />

E0<br />

∂E0<br />

∂x<br />

−ik0<br />

∂S<br />

∂x<br />

+ 1<br />

E0<br />

∂S<br />

∂x E,<br />

+ 1<br />

E0<br />

∂E0<br />

∂x<br />

��<br />

∂E0<br />

∂x<br />

−ik0<br />

�<br />

E,<br />

∂S<br />

∂x<br />

+ 1<br />

E0<br />

wobei zwei Terme vernachlässigt werden, die bei nur schwach veränderlicher Amplitude E0 klein sind.<br />

Damit erhält man aus der Wellengleichung mit reellem S(r)<br />

∆E − n2 (r)<br />

c 2<br />

Ë = ∆E + n2 (r)<br />

0 = −k 2 0<br />

� �∂S<br />

c2 ω2E = ∆E + k 2 0n2 (r)E = 0<br />

�2 �2 �2 ∂x<br />

+<br />

� ∂S<br />

∂y<br />

+<br />

� ∂S<br />

∂z<br />

− n 2 (r)<br />

�<br />

E − i2k0<br />

∂E0<br />

∂x<br />

�<br />

E<br />

� �<br />

1 1<br />

∆S + ∇E0 · ∇S E<br />

2 E0<br />

Da Real- und Imaginärteil getrennt verschwinden müssen, ergeben sich die Eikonalgleichungen<br />

(∇S) 2 = n 2 (r) und<br />

1<br />

E0<br />

∇E0 · ∇S = − 1<br />

2 ∆S.


Während die zweite Differenzialgleichung zur Bestimmung der Amplitude E0 dient, lässt sich die<br />

erste in die Strahlendifferenzialgleichung umformen. Sei t der Kurvenparameter der Kurve r(t) des<br />

Lichtstrahles bei ortsabhängigem Brechungsindex n(r), so gilt <strong>für</strong> die Bogenlänge s(t)<br />

s(t) =<br />

� t<br />

t0<br />

�<br />

� dr(t ′ ) � � =<br />

� t �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

t0<br />

dr(t ′ )<br />

dt ′<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� dt′ mit<br />

ds(t)<br />

dt =<br />

Wird als Kurvenparameter die Bogenlänge s verwendet r = r(s), so gilt<br />

|t| = 1 mit dem Tangentenvektor t an die Strahlkurve.<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

dr(t)<br />

dt<br />

dr(s)<br />

ds<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� .<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

= 1 mit dr<br />

ds<br />

= t und<br />

Betrachtet man die Fläche eines konstanten Eikonals S(r) = konstant, die die Fläche gleicher<br />

Phase des Lichtstrahles ist, so ist ∇S(r) ↑↑ t und |∇S(r)| = n(r) nach der Eikonalgleichung. Also gilt<br />

∇S(r) = n(r)t = n(r) dr<br />

ds .<br />

Differenziert man diese Gleichung nach der Bogenlänge s als Kurvenparameter<br />

d dr<br />

∇S =<br />

ds ds<br />

1<br />

1<br />

· ∇∇S = ∇S · ∇∇S =<br />

n(r) 2n(r) ∇(∇S)2 = 1<br />

2n(r) ∇n2 (r) = ∇n(r),<br />

so folgt die Strahlendifferenzialgleichung<br />

d<br />

ds<br />

�<br />

n(r) dr<br />

�<br />

ds<br />

= ∇n(r).<br />

x<br />

z<br />

t<br />

r(s)<br />

S(r) = konst.<br />

y


5.4 Solitonen<br />

Stufenprofilfasern mit einem konstanten isotropen Brechungsindex im Innern können als Einmoden-<br />

fasern <strong>für</strong> einen engen Frequenzbereich ausgelegt werden, indem der innere Durchmesser z.B. a = 2.5µm<br />

und die Wellenlänge des Lichtstrahls z.B. λ = 1.5 µm betragen, sodass keine anderen Moden hin-<br />

durchtreten können. In solchen Fasern gibt es neben der besprochenen Wellenausbreitung mit einer<br />

Pulsverbreiterung durch Laufzeitdispersion bei hohen Lichtintensitäten noch eine andere Ausbreitungs-<br />

form durch Solitonen, wobei nichtlineare optische Effekte die dispersive Pulsverbreiterung kompen-<br />

sieren, was größere<br />

Übertragungsstrecken ermöglicht. Die Entstehung der Solitonen hängt mit dem<br />

elektro-optischen Kerr-Effekt zusammen, wonach elektrische Felder auch in isotropen dispersiven Me-<br />

dien eine Doppelbrechung verursachen können, was auf nichtlinearen optischen Effekten beruht.<br />

Ein Soliton ist ein stabiler, nichtlinearer optischer Puls, der nahezu unverändert die Faser durch-<br />

wandert, falls die Eingangsintensität des Lichtes über einer gewissen Mindestintensität liegt.<br />

Zur Herleitung in isotropen Medien ohne Ladungen ρ = 0 und Ströme j = 0 und ohne Mag-<br />

netisierung M = 0 und B = µ0H, geht man von der nichtlinearen dielektrischen Verschiebung<br />

D = ε0<br />

� ∞<br />

0<br />

ε1(t ′ )E(r, t − t ′ ) dt ′ + P NL (r, t) mit P NL (r, t) = ε0χ (3) ˙:EEE = ε0ε2|E| 2 E<br />

aus, vergl. Abschn. 4.1. Mit ∇ ·P NL ≈ 0 folgt aus ∇ ·D = 0 auch ∇ ·E = 0 und damit ergibt sich aus<br />

den Feldgleichungen ∇ × E = − ˙ B und ∇ × H = ˙ D<br />

∇ × (∇ × E) = −∆E = −µ0∇ × ˙ H = −µ0 ¨ D.


Die nichtlineare Wellengleichung ist die Ausgangsgleichung der nichtlinearen <strong>Optik</strong> in isotropen Medien<br />

∆E − 1<br />

c 2<br />

∂ 2<br />

∂t 2<br />

� ∞<br />

0<br />

ε1(t ′ )E(r, t − t ′ ) dt ′ = ε2<br />

c 2<br />

∂ 2<br />

∂t 2 |E|2 E.<br />

Wir verwenden einen Lösungsansatz in Zylinderkoordinaten r : ρ, ϕ, z mit |E0| = 1 unabhängig von ϕ<br />

E(ρ, z, t) = E0R(ρ)A(z, t) exp � i(kz − ωt) � mit r =<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞<br />

x = ρcosϕ<br />

y = ρsinϕ ⎠<br />

z<br />

mit nur schwacher zeitlicher und örtlicher Abhängigkeit der Solitonenamplitude A(z, t) innerhalb einer<br />

Schwingungsdauer T = 2π/ω bzw. Wellenlänge λ = 2π/k<br />

� 2π<br />

ω<br />

� 2 � ���<br />

∂ 2 A<br />

∂t 2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

≪ 2π<br />

ω<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

∂A<br />

∂t<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� ≪ |A| und<br />

A(z, t)<br />

� 2π<br />

k<br />

� 2 � ���<br />

∂ 2 A<br />

∂z 2<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

exp � i(kz − ωt) �<br />

≪ 2π<br />

k<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

∂A<br />

∂z<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� ≪ |A|.<br />

z


Unter der Voraussetzung eines nur geringen Gedächtniseffektes der Dispersion wird die Solitonenamp-<br />

litude in eine Potenzreihe nach der Vergangenheit t ′ entwickelt, wobei t ′ = 0 kein Gedächtniseffekt<br />

bedeuten würde<br />

Wir verwenden die Abkürzungen<br />

A ˙ = ∂A<br />

∂t<br />

A(z, t − t ′ ) = A(z, t) − t ′ ˙ A(z, t) + 1<br />

2 t′2 Ä(z, t).<br />

; Ä = ∂2A ∂t2 ; A ′ = ∂A<br />

∂z<br />

; A ′′ = ∂2A ,<br />

∂z2 und erhalten <strong>für</strong> den Solitonenansatz E(ρ, z, t) = E0R(ρ)A(z, t) exp � i(kz − ωt) � wegen<br />

<strong>für</strong> die Ortsableitung<br />

∆ = ∂2 1<br />

+<br />

∂ρ2 ρ<br />

∂<br />

∂ρ<br />

+ 1<br />

ρ 2<br />

∂2 ∂2<br />

+<br />

∂ϕ2 ∂z2 ∆E = E0 exp � i(kz − ωt) �� A∆ρR + RA ′′ − k 2 RA + i2kRA ′� mit ∆ρ = ∂2 1<br />

+<br />

∂ρ2 ρ<br />

Für den nichtlinearen Term in der Wellengleichung findet man unter Vernachlässigung von ∂ � � 2<br />

|A| A<br />

∂t<br />

ε2<br />

c 2<br />

∂ 2<br />

∂t 2 |E|2 E = ε2<br />

c2E0 � �<br />

�R(ρ) �2 � �� � 2 2<br />

R(ρ) exp i(kz − ωt) − ω |A| A .<br />

∂<br />

∂ρ .


Zur Berechnung des linearen Integralterms benützen wir die Abkürzungen<br />

� ∞<br />

ε(ω) = ε1(t ′ ) exp {iωt ′ } dt ′<br />

;<br />

ε ′ (ω) = ∂ε(ω)<br />

� ∞<br />

= i<br />

∂ω 0<br />

� ∞<br />

0<br />

ε ′′ (ω) = ∂2ε(ω) = −<br />

∂ω2 und erhalten bei Vernachlässigung von Termen mit ∂3A ∂t3 und ∂4A ∂t4 � ∞<br />

∂ 2<br />

∂t 2<br />

0<br />

ε1(t ′ )E(r, t − t ′ ) dt ′ =<br />

= ∂2<br />

∂t2E0R(ρ) exp � i(kz − ωt) ��<br />

ε(ω)A + iε ′ (ω) ˙ A − 1<br />

2 ε′′ (ω) Ä)<br />

�<br />

= E0R(ρ) exp � i(kz − ωt) ��<br />

0<br />

t ′ ε1(t ′ ) exp {iωt ′ } dt ′<br />

t ′2 ε1(t ′ ) exp {iωt ′ } dt ′<br />

− ω 2 εA − iω 2 ε ′ A ˙<br />

ω<br />

+ 2<br />

2 ε′′ Ä − i2ωε ˙ A + 2ωε ′ Ä + εÄ Zusammen erhält man aus der nichtlinearen Wellengleichung mit dem Solitonenansatz<br />

A∆ρR + RA ′′ − k 2 RA + i2kRA ′ + ω2 ω<br />

εRA + i<br />

c2 c2 (2ε + ωε′ )R ˙ A − 1<br />

c2 �<br />

ε + 2ωε ′ + 1<br />

2 ω2ε ′′�<br />

RÄ = − ε2<br />

c2 ω2 |R| 2 R|A| 2 A,<br />

wobei sich die in A linearen Terme in der linearen Näherung zu Null addieren, vergl. Abschn. 5.1<br />

�<br />

A<br />

∆ρ − k 2 + ω2<br />

ε<br />

c2 �<br />

R = 0.<br />

�<br />

.


Also erhält man aus dem Ansatz die von der linearen Lösung unabhängige Solitonenlösung der nicht-<br />

linearen <strong>Optik</strong> der restlichen Terme<br />

RA ′′ + i2kRA ′ + i ω<br />

c2 (2ε + ωε′ )R ˙ A − 1<br />

c2 �<br />

ε + 2ωε ′ + 1<br />

2 ω2ε ′′�<br />

RÄ = −ε2<br />

c2 ω2 |R| 2 R|A| 2 A.<br />

Wir eliminieren die Radialfunktion R(ρ) durch Mittelung über den Faserquerschnitt und verwenden<br />

die Abkürzungen<br />

�<br />

4 |R(ρ)| �<br />

α =<br />

und erhalten<br />

ρ<br />

� |R(ρ)| 2 �<br />

ρ<br />

mit<br />

� |R(ρ)| 2 �<br />

ρ =<br />

� ρmax<br />

0<br />

|R(ρ)| 2 d 2 ρ =<br />

� ρmax<br />

|R(ρ)| 2 ρdρ<br />

A ′′ + i2kA ′ + i ω<br />

c2 (2ε + ωε′ ) ˙ A − 1<br />

c2 (ε + 2ωε′ + 1<br />

2 ω2ε ′′ ) Ä = −ε2<br />

c2 ω2α|A| 2 A.<br />

Im Falle der tiefsten Mode der linearen Lösung, d.h. der Besselschen Differenzialgleichung, erhält man<br />

die Dispersionsbeziehung mit der Gruppengeschwindigkeit v<br />

und man findet<br />

k 2 = ω2<br />

c 2 ε(ω) und k′ = dk<br />

dω<br />

dk 2<br />

dω = 2kk′ = ω<br />

c 2(2ε + ωε′ ) und<br />

= 1<br />

v<br />

0<br />

mit ε = c2<br />

v 2 und ω = vk,<br />

� 2π<br />

0<br />

dϕ<br />

d<br />

dω (kk′ ) = k ′2 + kk ′′ = 1<br />

c 2 (ε + 2ωε′ + 1<br />

2 ω2 ε ′′ ).


Die Differenzialgleichung lautet dann bei schwach veränderlicher Solitonenamplitude A(z, t)<br />

1<br />

�<br />

A<br />

2k<br />

′′ − 1<br />

v2Ä �<br />

= 1<br />

2 k′′ �<br />

Ä − i<br />

�<br />

A<br />

A ′ + 1<br />

v ˙<br />

− ε2<br />

c 2<br />

ω 2<br />

2k α|A|2 A ≈ 0,<br />

denn es ist aufgrund der eingeführten Näherungsannahmen<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

k<br />

∂A′<br />

�<br />

�<br />

� ≪ |A<br />

∂z<br />

′ 1<br />

�<br />

�<br />

| und �<br />

vk<br />

∂ A˙<br />

�<br />

�<br />

� ≈<br />

∂t v<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

ω<br />

∂ A˙<br />

� �<br />

� �<br />

� ≪ �<br />

∂t v<br />

˙ A<br />

�<br />

�<br />

�.<br />

v<br />

Bei Einführung dimensionsloser Variabler A(z, t) = |A0|B(ζ, τ), sowie<br />

τ = t<br />

t0<br />

− z<br />

vt0<br />

und ζ = z<br />

z0<br />

mit t 2 0 = −k ′′ z0 und<br />

1<br />

z0<br />

= ε2 2<br />

kα|A0|<br />

2ε<br />

erhält man <strong>für</strong> die rechte Seite eine Differenzialgleichung ähnlich der Schrödinger-Gleichung<br />

i ∂B<br />

∂ζ<br />

1 ∂<br />

+<br />

2<br />

2B ∂τ 2 + |B|2B = 0.<br />

Die Lösung lautet mit einer dimensionslosen Amplitude q0 und sechx = 1<br />

coshx =<br />

B(ζ, τ) = q0 sech � q0(τ − ϑ) � exp<br />

mit den dimensionslosen freien Parametern ϑ und δ.<br />

� �<br />

1<br />

i<br />

2 q2 �<br />

0ζ + δ<br />

�<br />

,<br />

2<br />

exp {x} + exp {−x}


Also erhält man die Solitonenlösung<br />

E(r, t) = E0R(ρ)|A0|q0 sech<br />

� q0<br />

t0<br />

�<br />

t − z<br />

v<br />

�<br />

− t0ϑ<br />

� � � 2 q<br />

�<br />

0<br />

exp i z + δ<br />

2z0<br />

�<br />

exp � i(kz − ωt) � .<br />

Die Solitonenlösung hat an den Stellen gleicher Phase q0τ = q0 � z �<br />

t − = φ einen festen Wert und<br />

t0 v<br />

� 2 q<br />

�<br />

0<br />

ist im Ortsraum periodisch cos z + δ , aber ungedämpft, und q0 bestimmt die Amplitude der<br />

2z0<br />

Solitonenlösung. Die Halbwertsbreite der Pulskurve sechx beträgt 2.63 und bestimmt die Pulsdauer<br />

tPD = 2.63 t0<br />

q0<br />

an einem festen Ort. Die Pulsdauer ist umso kleiner, je größer die Amplitude q0 ist, was<br />

die Selbstphasenmodulation der Solitonen bei hohen<br />

�<br />

Intensitäten<br />

�<br />

verursacht.<br />

q0<br />

sech t<br />

Das Soliton bewegt sich also ungedämpft mit der Gruppengeschwindigkeit v durch das nichtlineare<br />

isotrope Medium, ist im Ortsraum periodisch, und hat an einem festen Ort den zeitlichen Verlauf eines<br />

Pulses sech �q0<br />

t � exp {−iωt}, und entsteht erst bei einer Mindestintensität der in die Faser eintetenden<br />

t0<br />

Strahlung. Die Wellenlänge im Ortsraum wird durch q2 0 /z0 und die Phase durch δ bestimmt.<br />

Die Daten <strong>für</strong> Quarz SiO2 <strong>für</strong> die Solitonen sind λ = 2π<br />

k = 1.5 µm, z0 = 1 km, t0 = 3 ps und<br />

|A0|q0 = 2 · 106 Vm−1 .<br />

t0<br />

q0<br />

t0<br />

t


6 Teilchenzahlformalismus<br />

Quantenmechanische Systeme aus N identischen Massenpunkten, z.B. Elektronen, werden in einem<br />

N-Teilchen-Hilbert-Raum als Produktraum aus N Einteilchen-Hilbert-Räumen beschrieben<br />

H (N) = H1 ⊗ H2 ⊗ . . . ⊗ HN.<br />

Ist dann ψν1 (x 1 ) ∈ H1 eine Basis in H1 mit 〈ψν|ψµ〉 = δνµ und x 1 = (r1,s1) die Konfigurationskoor-<br />

dinate <strong>für</strong> ein Teilchen, so bilden die Produkte aus N Einteilchen-Basisfunktionen<br />

eine Basis in H (N) .<br />

Ψν1ν2...νN(x 1, x 2, . . .x N) = ψν1(x 1)ψν2(x 2) . . .ψνN(x N)<br />

Nach dem Pauli-Prinzip sind jedoch als Zustände nur solche Elemente von H (N) erlaubt, die bei<br />

Bosonen symmetrisch und bei Fermionen antisymmetrisch bezüglich der Vertauschung zweier Teilchen<br />

sind. Beschreibt man also die Zustände aus Produkten von Einteilchenfunktionen, sind aufwendige<br />

Symmetrisierungen bzw. Antisymmetrisierungen erforderlich, weil die nach dem Pauli-Prinzip unun-<br />

terscheidbaren Teilchen zunächst nummeriert werden, was anschließend korrigiert werden muss.<br />

Eine andere Darstellungsmöglichkeit, nämlich die der Teilchenzahlzustände, besteht darin, nur die<br />

Anzahl der Teilchen anzugeben, die sich in einem bestimmten Einteilchenzustand befinden.


6.1 Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren<br />

Sei nν die Anzahl der Teilchen, die sich im gegebenen Einteilchenzustand ψν(x) befinden, so ist ein<br />

N-Teilchen-Zustand durch Angabe aller nν vollständig beschrieben |n1n2n3 . . .〉, und es gilt<br />

|n1n2 . . .〉 =<br />

�<br />

N!<br />

∞�<br />

�−1/2 �<br />

nρ!<br />

ρ=1<br />

P ∈S<br />

(±1) p TP<br />

� ψν1(1) . . .ψνN(N) � mit<br />

∞�<br />

nν = N.<br />

Hier bezeichnet TP den Permutationsoperator im Hilbert-Raum H (N) , der eine bestimmte Permuta-<br />

tion P der Teilchenummern erzeugt, und an Stelle von x ν wurde vereinfacht nur ν geschrieben. Die<br />

Summe läuft über alle N! Permutationen P der Permutationsgruppe S und p bezeichnet die Anzahl<br />

der Zweiervertauschungen, die P in das Einselement überführen.<br />

Bei Fermionen ist nach dem Pauli-Prinzip nν = 0 oder 1, und bei Bosonen eine natürliche Zahl<br />

oder Null.<br />

Mit dem Normierungsfaktor gilt die Orthonormalitätsrelation der Teilchenzahlzustände<br />

〈n 1 n 2 . . . |n ′ 1 n′ 2 . . .〉 = δn 1 n ′ 1 δn 2 n ′ 2<br />

die den irreduziblen Teilraum von H (N) aufspannen, der alle möglichen physikalischen Zustände enthält.<br />

. . .,<br />

ν=1


Um quantenmechanische Systeme mit Teilchenzahlzuständen berechnen zu können, ist es erforderlich,<br />

die Anwendung von Operatoren auf die Teilchenzahlzustände zu kennen. Die selbstadjungierten N-<br />

Teilchen-Operatoren, die physikalischen Observablen zugeordnet sind, lassen sich aus einer Summe von<br />

Einteilchen- und Zweiteilchen-Operatoren zusammensetzen:<br />

mit B(i, j) = B(j, i) und es gilt<br />

N�<br />

A(j)|n1n2 . . .〉 =<br />

j=1<br />

Dabei bezeichnen a +<br />

λ und a λ<br />

H(1, 2, . . .N) =<br />

1...∞ �<br />

λ,µ<br />

N�<br />

j=1<br />

A(j) + 1<br />

2<br />

1...N �<br />

i,j<br />

i�=j<br />

B(i, j)<br />

Aλµa +<br />

λ a µ |n1n2 . . .〉 mit Aλµ = 〈ψλ|A|ψµ〉.<br />

sogenannte Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren, die durch<br />

a λ |n1n2 . . . nλ . . .〉 = √ nλ |n1n2 . . .nλ − 1 . . .〉<br />

a +<br />

λ |n1n2 . . . nλ . . .〉 = √ nλ + 1 |n1n2 . . .nλ + 1 . . .〉<br />

definiert sind. Hierbei ist a +<br />

λ der zu aλ adjungierte Operator mit � a +<br />

λ<br />

a +<br />

λ a λ|n1n2 . . .nλ . . .〉 = nλ|n1n2 . . .nλ . . .〉<br />

� + = aλ und wegen<br />

liefert der Teilchenzahloperator ˆ N die Anzahl der Teilchen N jedes Zustandes<br />

∞�<br />

∞�<br />

ˆN =<br />

nλ|n1n2 . . .〉 = N|n1n2 . . .〉.<br />

λ=1<br />

a +<br />

λ a λ mit ˆ N|n1n2 . . .〉 =<br />

λ=1


Es gelten ferner die Vertauschungsrelationen <strong>für</strong> Bosonen mit dem Kommutator [A, B] = AB − BA<br />

[a λ , a + µ ] = δλµ1 ; [aλ, aµ] = 0 = [a +<br />

λ , a+ µ ].<br />

Im Falle von Fermionen gilt entsprechend mit dem Antikommutator {A, B} = AB + BA<br />

{a λ, a + µ } = δλµ1 ; {aλ, aµ} = 0 = {a +<br />

λ , a+ µ } mit der Folge<br />

� � + 2<br />

a λ = 0 und nλ = 0, 1.<br />

Der Zweiteilchenoperator, ausgedrückt durch die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren, lautet<br />

1<br />

2<br />

1...N �<br />

i,j<br />

i�=j<br />

B(i, j)|n1n2 . . .〉 = 1<br />

2<br />

1...∞ �<br />

λ,µ,ν,ρ<br />

mit den Matrixelementen der Zweiteilchenwechselwirkung<br />

Bλµνρa +<br />

λ a+ µ a ν a ρ |n1n2 . . .〉<br />

Bλµνρ = � ψλ(1)ψµ(2) � � B(1, 2) � �ψν(2)ψρ(1) � .<br />

Wählt man speziell die Eigenfunktionen von A als Basis im Einteilchen-Hilbert-Raum, so gilt<br />

A(1)ψν(1) = ενψν(1) mit Aλµ = 〈ψλ|A|ψµ〉 = ελδλµ,<br />

und der Hamilton-Operator hat die einfachere Form<br />

ˆH =<br />

∞�<br />

λ=1<br />

ε λ a +<br />

λ a λ<br />

+ 1<br />

2<br />

1...∞ �<br />

λ,µ,ν,ρ<br />

Bλµνρa +<br />

λ a+ µ a ν a ρ .


Der Zustand |0〉 = |00 . . .〉 <strong>für</strong> die Teilchenzahl N = 0 wird Vakuum-Zustand genannt und es gilt<br />

speziell <strong>für</strong> Bosonen (und auch <strong>für</strong> Photonen)<br />

a +<br />

λ |0〉 = |00 . . .10 . . .〉<br />

a λ|0〉 = 0|0〉<br />

;<br />

a +<br />

λ |00 . . .10 . . .〉 = √ 2|00 . . .20 . . .〉<br />

a λ |00 . . .10 . . .〉 = |0〉.<br />

Die Teilchenzahlzustände kann man durch Erzeugungsoperatoren und das Vakuum ausdrücken<br />

|n1n2 . . .〉 =<br />

1<br />

√ n1!n2! . . . (a+ 1 )n1 (a + 2 ) n2 . . . |0〉.<br />

Wenn die Anzahl N der Teilchen erhalten bleiben soll, müssen die Operatoren der Observablen<br />

eine gleiche Anzahl von Erzeugungs- wie Vernichtungsoperatoren aufweisen, wie das bei dem Hamilton-<br />

Operator der Fall ist. Die Anwendung einzelner Erzeugungs- oder Vernichtungsoperatoren bildet jedoch<br />

einen Teilchenzahlzustand mit N Teilchen auf einen mit veränderter Teilchenzahl ab. Die Erzeugungs-<br />

und Vernichtungsoperatoren sind deshalb in einem verallgemeinerten Hilbert-Raum, dem Fock-Raum<br />

HF definiert, der aus der orthogonalen Summe aller N-Teilchen-Hilbert-Räume besteht<br />

HF = H (0) ⊕ H (1) ⊕ H (2) ⊕ . . . ⊕ H (N) ⊕ . . ..<br />

Die Operatoren physikalischer Observabler sind unabhängig von der Teilchenzahl und somit im ganzen<br />

Fock-Raum definiert. Dieser enthält auch den Vakuum-Zustand |0〉 mit 〈0|0〉 = 1, der den eindimen-<br />

sionalen Hilbert-Raum H0 aufspannt.


6.2 Feldoperatoren<br />

Der im vorigen Abschnitt eingeführte Teilchenzahlformalismus gestattet die Berechnung quantenmecha-<br />

nischer Systeme mit N-Teilchen-Zuständen aus diskreten Einteilchenzuständen. Der Formalismus lässt<br />

sich weiter verallgemeinern und vereinfachen, indem Operatoren zu beliebigen Einteilchenzuständen<br />

betrachtet werden.<br />

Geht man von einer Basis, also einem vollständigen Orthonormalsystem ψν(x) ∈ H (1)<br />

im Einteilchen-Hilbert-Raum H (1) aus, so lässt sich jedes Element ψ(x) ∈ H (1) danach entwickeln<br />

ψ(x) = �<br />

�<br />

ψν(x)〈ν|ψ〉 mit 〈ν|ψ〉 =<br />

ν<br />

ψ ∗ ν(x)ψ(x) dτ,<br />

wobei dτ ein Volumenelement im Konfigurationsraum eines Teilchens ist und x einen Vektor in diesem<br />

Konfigurationsraum bezeichnet. Mit Hilfe der Vernichtungs- und Erzeugungsoperatoren a ν , a + ν<br />

<strong>für</strong> ein<br />

Teilchen im Zustand ψν(x) werden Feldoperatoren in Form von Vernichtungs-und Erzeugungsopera-<br />

toren ˆ ψ(x), ˆ ψ + (x) <strong>für</strong> ein Teilchen in einem beliebigen Zustand ψ(x) ∈ H (1) definiert<br />

ˆψ(x) = �<br />

�<br />

ψν(x)aν mit aν =<br />

ν<br />

ˆψ + (x) = �<br />

ν<br />

ψ ∗ ν (x)a+ ν mit a+ ν =<br />

�<br />

ψ ∗ ν (x) ˆ ψ(x) dτ<br />

ψν(x) ˆ ψ + (x) dτ,<br />

wobei die Feldoperatoren im Fock-Raum zur Unterscheidung mit einem Dach versehen wurden.


Die Vertauschungsrelationen der Feldoperatoren ergeben sich direkt aus denen der Vernichtungs- und<br />

Erzeugungsoperatoren <strong>für</strong> Bosonen:<br />

� ˆψ(x), ˆ ψ + (x ′ ) � = δ(x − x ′ )1 ;<br />

Für den Teilchenzahloperator ˆ N erhält man<br />

ˆN =<br />

∞�<br />

λ=1<br />

a +<br />

λ a λ =<br />

�<br />

ˆψ + (x) ˆ ψ(x) dτ =<br />

� ˆψ(x), ˆ ψ(x ′ ) � = 0 = � ˆψ + (x), ˆ ψ + (x ′ ) � .<br />

�<br />

ˆn(x) dτ mit ˆn(x) = ˆ ψ + (x) ˆ ψ(x),<br />

wobei ˆn(x) den Teilchendichteoperator bezeichnet. Das Umschreiben des Hamilton-Operators in Feld-<br />

operatoren ergibt<br />

ˆH =<br />

�<br />

ˆψ + (x)A(x) ˆ ψ(x) dτ + 1<br />

2<br />

�<br />

ˆψ + (x ′ ) ˆ ψ + (x)B(x, x ′ ) ˆ ψ(x) ˆ ψ(x ′ ) dτ dτ ′ ,<br />

wobei A(x) den Einteilchen- und B(x, x ′ ) den Zweiteilchenoperator bezeichnet. Die mit einem Dach<br />

markierten Feldoperatoren im Fock-Raum beziehen sich nicht auf eine bestimmte Teilchenzahl, die<br />

Teilchenzahl ist vielmehr durch die Zustände des Fock-Raumes gegeben. Die Anwendung des Teilchen-<br />

zahloperators ˆ N auf einen solchen Zustand liefert die Anzahl N der Teilchen als Eigenwert.<br />

Die Teilchenzahlzustände lassen sich auch aus Erzeugungsoperatoren und dem Vakuum-Zustand<br />

ausdrücken und |x 1 〉 = ˆ ψ + (x 1 )|0〉 bezeichnet z.B. einen Zustand mit einem Teilchen an der Stelle x 1<br />

des Konfigurationsraumes.


6.3 Zeitabhängige Feldoperatoren<br />

Zur Beschreibung zeitabhängiger Prozesse mit zeitabhängigem Einteilchenoperator A(x, t) und zeitun-<br />

abhängigem Zweiteilchenoperator, lassen sich die zeitunabhängigen Operatoren leicht verallgemeinern.<br />

Wir gehen von der zeitabhängigen Einteilchen-Schrödinger-Gleichung aus<br />

− ¯h<br />

i<br />

∂<br />

ψ(x, t) = A(x, t)ψ(x, t),<br />

∂t<br />

und definieren die Zeitabhängigkeit der Feldoperatoren entsprechend als Heisenberg-Operatoren<br />

− ¯h ∂<br />

i ∂t ˆ ψ(x, t) = � ψ(x, ˆ t), Â(t) �<br />

− ¯h ∂<br />

i ∂t ˆ ψ + (x, t) = � mit Â(t) =<br />

�<br />

ψ ˆ+ (x, t), Â(t)<br />

�<br />

ˆψ + (x ′ , t)A(x ′ , t) ˆ ψ(x ′ , t) dτ ′ .<br />

Die Vertauschungsrelationen der Vernichtungs- und Erzeugungs-Feldoperatoren werden zu einer festen<br />

Zeit t festgelegt und lauten <strong>für</strong> Bosonen<br />

� ˆψ(x, t), ˆ ψ + (x ′ , t) � = δ(x − x ′ )1<br />

� ˆψ(x, t), ˆ ψ(x ′ , t) � = 0 = � ˆψ + (x, t), ˆ ψ + (x ′ , t) � ,<br />

sodass die Feldoperatoren die gewünschte Zeitabhängigkeit erhalten<br />

− ¯h<br />

i<br />

∂<br />

∂t ˆ ψ(x, t) = A(x, t) ˆ ψ(x, t) und − ¯h<br />

i<br />

∂<br />

∂t ˆ ψ + (x, t) = A(x, t) ˆ ψ + (x, t).


Der Hamilton-Operator wechselwirkender Teilchen im Fock-Raum hat die Form<br />

mit<br />

Â(t) und dem Zweiteilchenoperator<br />

ˆB(t) = 1<br />

2<br />

�<br />

ˆH(t) = Â(t) + ˆ B(t)<br />

ˆψ + (x, t) ˆ ψ + (x ′ , t)B(x, x ′ ) ˆ ψ(x ′ , t) ˆ ψ(x, t) dτ dτ ′ ,<br />

dessen Zeitabhängigkeit vom Hamilton-Operator bestimmt wird<br />

Für den Einteilchenoperator gilt dagegen<br />

− ¯h<br />

i<br />

− ¯h<br />

i<br />

dÂ(t) dt = � Â(t), ˆ H(t) � − ¯h ∂<br />

i<br />

Â<br />

∂t mit<br />

d ˆ B<br />

dt = � ˆ B, ˆ H(t) � .<br />

∂ Â<br />

∂t =<br />

�<br />

ˆψ + ∂A(x, t)<br />

(x, t)<br />

∂t<br />

ˆψ(x, t) dτ.


Exkurs über Heisenberg-Operatoren<br />

Die Erwartungswerte der Observablen A(x, t) findet man im Schrödinger-Bild und die Zeitabhängigkeit<br />

des statistischen Operators ρ(x, t) wird bestimmt durch die von-Neumann-Gleichung<br />

M(A) = Sp{ρA} mit<br />

∂ρ<br />

∂t<br />

i<br />

= [ρ, H]<br />

¯h<br />

mit dem zeitunabhängigen Hamilton-Operator H(x). Eine Lösung der Gleichung erhält man mit dem<br />

unitären Zeitschiebeoperator U(x, t, t0) mit UU + = 1<br />

ρ(x, t) = Uρ(x, t0)U + mit<br />

∂U<br />

∂t<br />

Dann hat der Erwartungswert die Form<br />

i<br />

= −<br />

¯h HU und U(x, t, t0)<br />

�<br />

= exp − i<br />

�<br />

H(x)(t − t0) .<br />

¯h<br />

M(A) = Sp � ρ(x, t)A � = Sp � Uρ(x, t0)U + A � = Sp � �<br />

ρ(x, t0)AH<br />

mit dem Heisenberg-Operator AH = U + (x, t, t0)A(x, t)U(x, t, t0), dessen Zeitabhängigkeit bestimmt<br />

wird durch<br />

∂AH<br />

∂t<br />

i<br />

=<br />

¯h [H, AH]<br />

+ ∂A<br />

+ U<br />

∂t U,<br />

wobei der letzte Term verschwindet, wenn der Operator A der Observablen nicht explizit von der Zeit<br />

abhängt ∂A<br />

= 0.<br />

∂t


6.4 Quantenfeldtheorie<br />

Zur Beschreibung der optischen Eigenschaften von Festkörpern, Flüssigkeiten, Atomen und Molekülen<br />

hat man es mit geladenen Massenpunkten d.h. Elektronen und Atomkernen zu tun, die mit elekt-<br />

romagnetischen Feldern in Wechselwirkung stehen. Zum Verständnis vieler optischer Eigenschaften<br />

wird es nötig, auch die elektromagnetischen Felder zu quantisieren. Die Vorgehensweise ist dabei<br />

die gleiche wie bei der Quantisierung der Punktmechanik, indem neben der Lagrange-Funktion eine<br />

Hamilton-Funktion gebildet wird, und zu den kanonisch konjugierten Koordinaten selbstadjungierte<br />

Operatoren eingeführt werden, die bestimmten Vertauschungsrelationen gehorchen. Dieser Weg sei<br />

deshalb hier kurz skizziert. Hat man in der klassischen Mechanik ein System von Massenpunkten,<br />

welches durch generalisierte Lagekoordinaten qk und Geschwindigkeitskoordinaten ˙qk bestimmt ist, so<br />

ergibt sich die Bewegungsgleichung nach dem Variationsprinzip aus der Variation des Wirkungsinte-<br />

grals mit der Lagrange-Funktion L(qk, ˙qk, t) = T(qk, ˙qk, t) − V (qk, t) aus kinetischer Energie T und<br />

potenzieller Energie V<br />

� t2<br />

δ<br />

t1<br />

L(qk, ˙qk, t ′ ) dt ′ = 0,<br />

wobei die qk(t) mit den Nebenbedingungen δqk(t1) = 0 = δqk(t2) zu variieren sind. Die Variations-<br />

ableitung oder Funktionalableitung dieses Funktionals ergibt dann die Euler-Lagrange-Gleichungen:<br />

δ<br />

δqk(t)<br />

� t2<br />

t1<br />

L(qk, ˙qk, t ′ ) dt ′ = 0 =⇒ ∂L<br />

∂qk<br />

− d<br />

dt<br />

∂L<br />

∂ ˙qk<br />

= 0.


Funktionalableitung oder Variationsableitung<br />

Sei r ∈ R 3 , ϕ(r) ∈ R N , F ∈ C, dann heißt ϕ(r) F<br />

−→C bzw. F[ϕ] ein Funktional von ϕ.<br />

Wenn <strong>für</strong> η(r) ∈ R N und α ∈ R <strong>für</strong> ein gegebenes Funktional F[ϕ + αη]<br />

die Ableitung nach α existiert und sich in der Form<br />

d<br />

� � N�<br />

� δF[ϕ]<br />

F[ϕ + αη] � =<br />

dα α=0 δϕk(r) ηk(r) d 3 r<br />

schreiben läßt, dann heißt δF[ϕ]<br />

δϕk(r)<br />

V<br />

k=1<br />

Funktionalableitung des Funktionals F[ϕ].<br />

Definiert man die kanonisch konjugierten Impulskoordinaten pk = ∂L<br />

, so kann man aus der<br />

∂ ˙qk<br />

Hamilton-Funktion mihilfe einer Legendre-Transformation<br />

und den Hamilton-Gleichungen<br />

H(qk, pk, t) = �<br />

pk ˙qk − L(qk, ˙qk, t)<br />

˙qk = ∂H<br />

∂pk<br />

die Bewegungsgleichung ebenfalls bestimmen.<br />

k<br />

und ˙pk = − ∂H<br />

∂qk


Der Übergang zur Quantenmechanik besteht nun darin, zu den kanonisch konjugierten Koordianten qk,<br />

pk selbstadjungierte Operatoren in einem Hilbert-Raum einzuführen, die den Vertauschungsrelationen<br />

[pk, ql] = ¯h<br />

i δkl1 ; [qk, ql] = 0 = [pk, pl]<br />

genügen. Die Zeitabhängigkeit der Operatoren A(qk, pk), die Observablen zugeordnet sind, ist dann<br />

gegeben durch<br />

− ¯h<br />

i<br />

dA<br />

dt<br />

= [A, H].<br />

Zur Quantisierung von Feldern gehen wir von einem System von endlich vielen Feldern ψν(r, t)<br />

mit ν = 1, 2, . . .n aus, mit den unabhängigen Variablen des Ortsraumes r = (x1, x2, x3) und der<br />

Zeit t. Diese Felder mögen die Lösungen eines Systems von Differenzialgleichungen sein, die sich<br />

aus einem Funktional der Lagrange-Funktion mit einem Variationsprinzip ergeben. Die Variation des<br />

Wirkungsintegrals muss hier bezüglich der Felder ψν(r, t) mit vier unabhängigen Variablen geschehen,<br />

so dass die Lagrange-Funktion L aus einer Lagrange-Dichte L gemäß<br />

� t2<br />

�<br />

δ L dt = 0 mit L =<br />

t1<br />

L d 3 r und L = L(ψν, ψ ν|k, ˙ ψν, t)<br />

zu bestimmen ist, die von den ψν, den ˙ ψν und außerdem noch von den partiellen Ableitungen nach<br />

den Ortskoordinaten ψ ν|k = ∂ψν<br />

∂xk<br />

abhängen kann.


Die Variation der ψν(r, t) soll dabei an den Integrationsgrenzen |r| → ∞ und t = t1, t2 verschwinden.<br />

Dann ergibt die Variation des Wirkungsintegrals<br />

δ<br />

δψν(r, t)<br />

� t2<br />

t1<br />

dt ′<br />

�<br />

d 3 r ′ L(ψν, ψ ν|k, ˙ ψν, t ′ ) = 0<br />

die Euler-Lagrange-Gleichungen <strong>für</strong> Felder ψν(r, t) <strong>für</strong> ν = 1, 2, . . .n<br />

∂L<br />

∂ψν<br />

die zu den Ausgangsgleichungen führen.<br />

−<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂L<br />

∂ψ ν|k<br />

− ∂<br />

∂t<br />

Zur Quantisierung werden zunächst kanonisch konjugierte Impulsfelder πν(r, t) und eine von den<br />

∂L<br />

∂ ˙ ψν<br />

= 0,<br />

˙ψν unabhängige Energiedichte D mithilfe einer Legendre-Transformation eingeführt<br />

πν(r, t) = ∂L<br />

∂ ˙ ψν<br />

und D(ψν, ψ ν|k, πν, π ν|k, t) =<br />

und das von den ˙ ψν unabhängige Energiefunktional<br />

H =<br />

�<br />

n�<br />

πν ˙ ψν − L mit<br />

ν=1<br />

D(ψν, ψ ν|k, πν, π ν|k, t) d 3 r.<br />

∂D<br />

∂ ˙ ψν<br />

= 0,


� � �<br />

Aus der Variation des Energiefunktionals H(ψν, πν) =<br />

n�<br />

�<br />

δH<br />

δψν +<br />

δψν<br />

δH<br />

�<br />

δπν =<br />

δπν<br />

ν=1<br />

erhält man wegen − δH<br />

∂ψν<br />

∂t<br />

= δH<br />

δπν<br />

δψν<br />

= ∂D<br />

∂πν<br />

n�<br />

ν=1<br />

= δL<br />

δψν<br />

−<br />

�<br />

− δL<br />

δψν +<br />

δψν<br />

˙ �<br />

ψνδπν<br />

= ∂<br />

∂t<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

δL<br />

δ ˙ ψν<br />

∂D<br />

∂π ν|k<br />

und<br />

ν<br />

πν ˙ ψν − L(ψν, ψν|k, ˙ �<br />

ψν, t) d 3 r<br />

δL<br />

δψν<br />

= ∂L<br />

∂ψν<br />

−<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂L<br />

ψ ν|k<br />

= ∂<br />

∂t πν die Hamiltonschen Gleichungen <strong>für</strong> Felder<br />

und − ∂πν<br />

∂t<br />

= δH<br />

δψν<br />

= ∂D<br />

∂ψν<br />

−<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂D<br />

.<br />

∂ψν|k = ∂<br />

∂t<br />

Der Übergang von der klassischen Feldtheorie zu einer Quantenfeldtheorie wird dadurch vorgenommen,<br />

dass die kanonisch konjugierten Felder zu Feldoperatoren<br />

ψν(r, t) −→ ˆ ψν(r, t) und πν(r, t) −→ ˆπν(r, t) und H −→ ˆ H<br />

werden, die den Vertauschungsrelationen <strong>für</strong> Bosonen<br />

� ˆπν(r, t), ˆ ψµ(r ′ , t) � = ¯h<br />

i δνµδ(r − r ′ )1 und � ˆπν(r, t), ˆπµ(r ′ , t) � = 0 = � ˆ ψν(r, t), ˆ ψµ(r ′ , t) �<br />

genügen sollen. Die zeitliche<br />

Änderung der Feldoperatoren ergibt sich bei Heisenberg-Operatoren<br />

− ¯h<br />

i<br />

∂ ˆ ψν<br />

∂t = [ ˆ ψν, ˆ H] und − ¯h ∂ˆπν<br />

i ∂t = [ˆπν, ˆ H].<br />

∂L<br />

∂ ˙ ψν


7 Quantenoptik<br />

Die dielektrische Verschiebung sei gegeben durch D = εE mit ε = εrε0, wobei E die elektrische<br />

Feldstärke, ε0 die elektrische Feldkonstante und εr eine Konstante bezeichnen. Die magnetische In-<br />

duktion sei gegeben durch B = µH mit µ = µrµ0, wobei H die magnetische Feldstärke, µ0 die<br />

magnetische Feldkonstante und µr eine Konstante bezeichnen. Ist dann ρ die Ladungsdichte und j die<br />

elektrische Stromdichte, so lassen sich die Feldgleichungen<br />

∇ × E = − ˙ B ; ∇ × H = ˙ D + j ; ∇ · D = ρ ; ∇ · B = 0<br />

mit Hilfe des Vektorpotenzials A und des skalaren Potenzials φ mit der Lorentz-Konvention<br />

B = ∇ × A ; E = − ˙ A − ∇φ mit<br />

1<br />

εµ ˙ φ + ∇ · A = 0<br />

wegen ε0µ0 = 1/c 2 mit der Lichtgeschwindigkeit c im Vakuum und der Brechzahl n<br />

∇ · A + 1<br />

v 2<br />

∂φ<br />

∂t<br />

= 0 mit<br />

1<br />

v 2 = εµ = εrµrε0µ0 = n2<br />

c 2 und n = c<br />

v = √ εrµr<br />

auf vier inhomogene Wellengleichungen zurückführen, vergl. Abschn. 1.4<br />

A =<br />

� 1<br />

v 2<br />

∂2 �<br />

− ∆ A = µj und φ =<br />

∂t2 � 1<br />

v 2<br />

∂2 �<br />

− ∆ φ =<br />

∂t2 1<br />

ε ρ.


Die Potenzialgleichungen ergeben sich mit Hilfe der Lagrange-Dichte<br />

L = 1�<br />

2 1<br />

εE −<br />

2<br />

= ε<br />

2<br />

� ∂A<br />

∂t<br />

� 2<br />

µ B2� + j · A − ρφ<br />

+ ε ∂A<br />

∂t<br />

und den Euler-Lagrange-Gleichungen mit ψ ν|k = ∂ψν<br />

∂L<br />

∂ψν<br />

−<br />

ε�<br />

�2 1 � �2 · ∇φ + ∇φ − ∇ × A + j · A − ρφ<br />

2 2µ<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂xk<br />

∂L<br />

∂ψ ν|k<br />

und ˙ ψν = ∂ψν<br />

∂t<br />

− ∂<br />

∂t<br />

indem ψk = Ak, <strong>für</strong> k = 1, 2, 3 und ψ4 = φ gesetzt, und die Lorentz-Konvention beachtet wird.<br />

∂L<br />

∂ ˙ ψν<br />

= 0,<br />

Zum Beweise beachten wir mit A(r, t) = (A1, A2, A3), r = (x1, x2, x3)<br />

(∇ × A) 2 �<br />

∂A3<br />

= −<br />

∂x2<br />

∂A2<br />

�2 �<br />

∂A1<br />

+ −<br />

∂x3 ∂x3<br />

∂A3<br />

�2 �<br />

∂A2<br />

+<br />

∂x1 ∂x1<br />

− ∂A1<br />

�2 ∂x2<br />

und berechnen zunächst den mittleren Term der Euler-Lagrange-Gleichungen mit ψ1 = A1<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂L<br />

∂A 1|k<br />

= − 1<br />

3� ∂ ∂<br />

(∇ × A)<br />

2µ ∂xk ∂A<br />

k=2<br />

1|k<br />

2<br />

= − 1<br />

�<br />

∂<br />

�<br />

∂A1<br />

−<br />

µ ∂x2 ∂x2<br />

∂A2<br />

�<br />

+<br />

∂x1<br />

∂<br />

�<br />

∂A1<br />

∂x3 ∂x3<br />

= − 1<br />

�<br />

∆A1 −<br />

µ<br />

∂<br />

�<br />

∇ · A .<br />

∂x1<br />

− ∂A3<br />

�<br />

±<br />

∂x1<br />

∂<br />

∂x1<br />

�<br />

∂A1<br />

∂x1


Damit erhält man aus den Euler-Lagrange-Gleichungen<br />

und der Lagrange-Funktion<br />

L = ε<br />

2<br />

� �2 ∂A<br />

∂t<br />

<strong>für</strong> ψ1 = A1 mit j = (j1, j2, j3)<br />

∂L<br />

∂ψν<br />

und wegen der Lorentz-Konvention<br />

−<br />

+ ε ∂A<br />

∂t<br />

3�<br />

k=1<br />

∂<br />

∂xk<br />

∂L<br />

∂ψ ν|k<br />

j1 + 1<br />

�<br />

∆A1 −<br />

µ<br />

∂<br />

�<br />

∇ · A<br />

∂x1<br />

− ∂<br />

∂t<br />

∂L<br />

∂ ˙ ψν<br />

= 0,<br />

ε�<br />

�2 1 � �2 · ∇φ + ∇φ − ∇ × A + j · A − ρφ<br />

2 2µ<br />

1<br />

µ ∇ · A + ε∂φ<br />

∂t<br />

− ε ∂2A1 ∂φ<br />

− ε<br />

∂t2 ∂t∂x1<br />

addieren sich der dritte und fünfte Term zu Null, so dass die inhomogene Wellengleichung<br />

µj1 +<br />

�<br />

∆A1 − εµ ∂2A1 ∂t2 �<br />

= 0<br />

= 0,<br />

= 0 oder A1 = µj1<br />

<strong>für</strong> A1 resultiert. Entsprechend erhält man mit ψν = φ aus der Euler-Lagrange-Gleichung ebenfalls<br />

die inhomogene Wellengleichung <strong>für</strong> φ.


7.1 Quantisierung freier elektromagnetischer Felder<br />

Bei der zu behandelnden Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit Festkörpern befinden<br />

sich die die Strahlungsfelder erzeugenden Ladungen ρ und Ströme j entfernt vom Festkörper und<br />

werden hier zu Null gesetzt, um die Potenziale A und φ der freien elektromagnetischen Strahlung zu<br />

bestimmen. Da beide Potenziale Lösungen der homogenen Wellengleichung A = 0 und φ = 0 sind,<br />

lassen sich die beobachtbaren Felder E und B aus A alleine bestimmen, indem eine Eichtransformation<br />

A ′ = A + ∇f, φ ′ = φ − ˙<br />

f mit f = 0 und ˙<br />

f = φ vorgenommen wird, sodass φ ′ = 0 wird. Dadurch<br />

erhält man aus der Lorentz-Konvention ∇ · A = 0, was auch als Strahlungseichung bezeichnet wird.<br />

Das zum Vektorpotenzial A(r, t) = (A1, A2, A3) gehörige kanonisch konjugierte Impulsfeld ist<br />

πk(r, t) = ∂L<br />

∂ ˙<br />

Ak<br />

= ε ˙<br />

Ak mit L(A, ˙ A) = ε<br />

2 ˙ A 2 − 1<br />

2µ (∇ × A)2 ,<br />

und die Energiedichte ergibt sich wegen B = ∇ × A und E = − ˙ A zu<br />

D =<br />

3�<br />

k=1<br />

πk ˙ Ak − L = 1<br />

2 ε ˙ A 2 + 1<br />

2µ (∇ × A)2 = 1<br />

2<br />

1<br />

E · D + H · B.<br />

2<br />

Die Energie der freien elektromagnetischen Strahlung ist damit, vgl. Abschn. 1.3,<br />

H =<br />

�<br />

D d 3 r = 1<br />

2<br />

� �<br />

ε ˙ A 2 + 1<br />

µ (∇ × A)2<br />

�<br />

d 3 r = 1<br />

2<br />

�<br />

(E · D + H · B) d 3 r.


Zur Quantisierung des elektromagnetischen Strahlungsfeldes werden <strong>für</strong> die kanonisch konjugierten<br />

Felder Ak(r, t) und πk(r, t) Feldoperatoren Âk bzw. ˆπk mit den Vertauschungsrelationen angesetzt:<br />

� ˆπk(r, t), Âl(r ′ , t) � = ¯h<br />

i δklδ(r − r ′ )1 und � ˆπk(r, t), ˆπl(r ′ , t) � = 0 = � Âk(r, t), Âl(r ′ , t) � .<br />

Wir schreiben die Lösungen der homogenen Wellengleichung A = 0 als Linearkombination von<br />

ebenen Wellen<br />

A(r, t) = 1 √ 2<br />

2� �<br />

j=1<br />

q<br />

�<br />

uj(q) 1<br />

�<br />

√ exp {iq · r} exp {−i2πνj(q)t} + k.k. .<br />

V<br />

Die Basisvektoren des Gitters a1, a2, a3 spannen die Elementarzelle bzw. das Periodizitätsgebiet<br />

Ω = (a1,a2,a3) auf und die Vektoren Na1, Na2, Na3 das Grundgebiet V = N 3 Ω mit 1 ≪ N. Die<br />

periodischen Randbedingungen <strong>für</strong> die ebenen Wellen exp � iq · (r + Naj) � = exp {iq · r} erfordern die<br />

Bedingung exp {iq · ajN} = 1, woraus sich die diskreten Ausbreitungsvektoren<br />

q = m1<br />

N b1 + m2<br />

N b2 + m3<br />

N b3 mit ganzen Zahlen m1, m2, m3<br />

ergeben. Dabei erfüllen die reziproken Gittervektoren bj = 2π<br />

Ω ak × al mit zyklischen (j, k, l) die<br />

Bedingungen aj · bk = 2πδjk.


Ferner bezeichnen uj(q) den Polarisationsvektor <strong>für</strong> zwei verchiedene Polarisationsrichtungen,<br />

νj(q) = v|q|/2π die Frequenz der Welle mit dem Dispersionsgesetz, und ” k.k.” den konjugiert kom-<br />

plexen Term. Wegen ∇ · A = 0 erfüllen die reellen Polarisationsvektoren die Bedingung q · uj(q) = 0,<br />

so dass es nur zwei transversale linear unabhängige Polarisationsrichtungen j = 1, 2 gibt.<br />

Beim Übergang zu den Feldoperatoren A(r, t) −→ Â(r, t) ist die Reihenentwicklung von der Form<br />

wie in Abschn. 6.2 ˆ ψ(x) = �<br />

ν ψν(x)aν mit dem Vernichtungsoperator aν <strong>für</strong> ein Teilchen bzw. hier<br />

cj(q, t) und dem Erzeugungsoperator c +<br />

j (q, t)<br />

Â(r, t) = 1 �<br />

2� �<br />

�<br />

¯h<br />

√ uj(q)<br />

2 2πενj(q)<br />

1<br />

√ exp {iq · r}cj(q, t) + uj(q)<br />

V 1<br />

√ exp {−iq · r} c<br />

V +<br />

�<br />

j (q, t) .<br />

j=1<br />

q<br />

Die zeitabhängigen Vernichtungs- und Erzeugungsoperatoren <strong>für</strong> die Photonen<br />

�<br />

2πενj(q)<br />

cj (q, t) = exp<br />

¯h<br />

� − i2πνj(q)t � bzw. c +<br />

�<br />

2πενj(q)<br />

j (q, t) = exp<br />

¯h<br />

� i2πνj(q)t �<br />

erfüllen die Schwingungsgleichung<br />

∂cj(q, t)<br />

∂t<br />

= −i2πνj(q)cj(q, t) oder<br />

∂ 2 cj(q, t)<br />

∂t 2<br />

+ � 2πνj(q) � 2 cj(q, t) = 0.<br />

Das zu A(r, t) = (A1, A2, A3) gehörige Impulsfeld ˆ �π(r, t) = (π1, π2, π3) ist dann<br />

ˆ�π(r, t) = ε ∂Â<br />

∂t = 1 �<br />

2� �<br />

�<br />

¯h<br />

√ − iε2πνj(q)uj(q)<br />

2 2πενj(q)<br />

j=1 q<br />

1<br />

√ exp {iq · r}cj(q, t)<br />

V<br />

+ iε2πνj(q)uj(q) 1<br />

√ exp {−iq · r}c<br />

V +<br />

�<br />

(q, t) .<br />

j


Die Vertauschungsrelationen der Feldoperatoren  und ˆ �π führen dann zu den Vertauschungsrelationen<br />

<strong>für</strong> die Vernichtungs- und Erzeugungsoperatoren cj (q, t) und c +<br />

j (q, t) <strong>für</strong> ein Photon der Polarisation<br />

j, der Wellenzahl |q| und der Energie hνj(q) = v¯h|q|<br />

�<br />

cj (q, t), c +<br />

j ′(q ′ , t) � = δjj ′δqq ′1 ;<br />

�<br />

cj(q, t), cj ′(q′ , t) � = 0 = � c +<br />

j (q, t), c+<br />

j ′(q ′ , t) � .<br />

Zum Beweis sei darauf hingewiesen, dass die Operatoren cj (q, t) und c +<br />

j (q, t) jeweils einem Photon<br />

der beiden unabhängigen Polarisationsrichtungen j = 1, 2 zugeordnet sind, sodass u 2 kj<br />

ukjulj = 0 zu setzen ist. Ferner gilt die Vollständigkeitsbeziehung 1<br />

V<br />

Beim Einsetzen der Feldoperatoren<br />

ˆH = 1<br />

2<br />

� � �<br />

∂Â<br />

ε<br />

∂t<br />

� 2<br />

�<br />

Â(r, t) und ˆπ(r, t) in den Energieoperator<br />

+ 1<br />

µ (∇ × Â)2� d 3 r = 1<br />

2<br />

q<br />

(q) = 1 und<br />

exp � iq · (r −r ′ ) � = δ(r −r ′ ).<br />

� �1<br />

ε ˆ �π 2<br />

(r, t) + 1 �<br />

∇ × Â(r, t)<br />

µ<br />

�2 �<br />

d 3 r<br />

ergibt sich bei Verwendung der Vertauschungsrelationen <strong>für</strong> die Erzeugungs- und Vernichtungsopera-<br />

toren c +<br />

j (q, t) und c j (q, t) die Form einer Summe aus 2N3 ungekoppelter harmonischer Oszillatoren,<br />

die durch die beiden Indizes j und q abgezählt werden,<br />

ˆH =<br />

2� �<br />

j=1<br />

q<br />

�<br />

hνj(q) c +<br />

j (q, t)cj(q, t) + 1<br />

2 1<br />

�<br />

.


Jeder einzelne Oszillator hat die äquidistanten Energieeigenwerte hνj(q) � nj(q) + 1<br />

�<br />

2 mit den Besetzungszahlen<br />

nj(q) = 0, 1, 2, . . . die angeben, wieviele Photonen der Energie hνj(q) = v¯h|q| und mit<br />

dem Impuls ¯hq im Grundgebiet V vorhanden sind.<br />

Der Energieoperator ist mit dem Feldoperator<br />

Â(r, t) und damit ebenfalls mit der elektrischen<br />

Feldstärke und der magnetischen Induktion nicht vertauschbar. Die elektromagnetischen Felder und<br />

die Anzahl der Photonen<br />

2� �<br />

j=1<br />

q<br />

c +<br />

j (q, t)c j(q, t) =<br />

2� �<br />

ˆnj(q)<br />

sind wegen [c + c, c] = −c und [c + c, c + ] = c + nicht gleichzeitig scharf meßbar.<br />

Der Beweis <strong>für</strong> den Feldoperator ˆ H, wie er sich aus der Form der Operatoren ˙ A und ∇×A ergibt,<br />

wird einfach, wenn man die folgenden� Zusammenhänge berücksichtigt.<br />

1<br />

⊲ Die beiden Integrale sind gleich<br />

ε ˆ �π 2<br />

d 3 �<br />

1<br />

r =<br />

µ (∇ × A)2 d 3 r.<br />

⊲ Für die ebenen Wellen ϕq(r) = 1<br />

√ exp {iq · r}<br />

V<br />

j=1<br />

gelten die Orthonormalitäts- und Vollständigkeitsbeziehungen<br />

1<br />

〈ϕq|ϕq ′〉 =<br />

V<br />

�<br />

V<br />

q<br />

exp � i(q ′ − q) · r � d 3 r = δqq ′ und<br />

�<br />

ϕq(r)ϕ q<br />

∗ q(r ′ ) = δ(r − r ′ ).<br />

⊲ Es gilt die Dispersionsbeziehung 2πνj(q) = v|q| bzw. q2<br />

εµ = v2 q 2 = 4π 2 ν 2 j (q).


⊲ Zu berücksichtigen sind nur Terme mit der gleichen Anzahl von Erzeugungsoperatoren c +<br />

j (q, t)<br />

und Vernichtungsoperatoren cj (q, t).<br />

⊲ Wegen ∇ · A = 0 handelt es sich um Transversalwellen mit q · uj(q) = 0 mit der Folge<br />

�<br />

q × uj(q) � · � q × uj(q) � = q2u2 j (q) = q2 .<br />

7.2 Elektron-Photon-Wechselwirkung<br />

Bei der Wechselwirkung der quantisierten elektromagnetischen Wellen, also der Photonen, mit freien<br />

oder gebundenen Atomen geht man von der Lorentz-Kraft aus, die die elektromagnetischen Felder E<br />

und B auf die als geladene Massenpunkte idealisierten Elektronen und Atomkerne ausüben.<br />

Im Rahmen der klassischen Mechanik bewegt sich eine Punktladung der Masse m und der Ladung<br />

e auf einer Bahnkurve r(t), die bei gegebenen E und B durch die Lorentz-Kraft<br />

m¨r = e(E + ˙r × B)<br />

bestimmt ist. Die Ladungen und Ströme, die die Felder E und B erzeugen, seien vom Ort der unter-<br />

suchten Materie weit entfernt, sodass hier nur die Ladungen und Ströme der betrachteten Punktladun-<br />

gen eine Rolle spielen. Wir verwenden die elektrodynamischen Potenziale A und φ mit B = ∇ × A<br />

und E = − ˙ A − ∇φ in Strahlungseichung mit φ = 0 und ∇ · A = 0, vergl. Abschn. 7.1, also<br />

B = ∇ × A und E = − ˙ A.


Im nichtrelativistischen Fall ergibt sich dann die Bahnkurve r(t) aus der Lagrange-Funktion<br />

L(r, ˙r) = m<br />

2 ˙r2 + e˙r · A und den Euler-Lagrange-Gleichungen<br />

d ∂L<br />

dt ∂˙r<br />

− ∂L<br />

∂r<br />

Der zu r kanonisch konjugierte Impuls ist p = ∂L<br />

= m˙r + eA und die Hamilton-Funktion ist<br />

∂˙r<br />

H(r,p) = ˙r · p − L(r, ˙r) = m˙r 2 + e˙r · A − m<br />

2 ˙r2 − e˙r · A = m<br />

2 ˙r2 = 1 � �2. p − eA<br />

2m<br />

Geht man davon aus, dass sich die Elektronen bzw. die Atomkerne in einem effektiven Einteilchen-<br />

potenzial v(r) bewegen, das von der umgebenden Materie verursacht wird, so lautet die Einelektronen-<br />

Hamilton-Funktion mit der Elektronenmasse me<br />

H = 1 � �2 p − eA + v(r).<br />

2me<br />

¯h<br />

Beim Übergang zur Quantenmechanik ist der Impulsoperator p = ∇ einzusetzen und die Energie<br />

i<br />

der freien elektromagnetischen Felder nach Abschn. 7.1 hinzuzufügen. Der Energieoperator beschreibt<br />

dann das Elektron, die elektromagnetische Strahlung und die Wechselwirkung zwischen beiden<br />

H = 1<br />

�<br />

¯h<br />

�2 ∇ − eA + v(r) +<br />

2me i 1<br />

2<br />

= 1<br />

�<br />

¯h<br />

�2 ∇ − eA + v(r) +<br />

2me i 1<br />

2<br />

� �<br />

ε0E 2 + 1<br />

� �<br />

µ0<br />

ε0 ˙ A 2 + 1<br />

µ0<br />

B 2�<br />

d 3 r<br />

(∇ × A) 2�<br />

d 3 r.<br />

= 0.


Vernachlässigt man den kleinen Term mit A2 , so erhält man wegen ∇ ·A = 0 <strong>für</strong> den gemischten Term<br />

1<br />

�<br />

−<br />

2me<br />

¯h<br />

i e<br />

�<br />

(∇ · A + A · ∇) = 1<br />

�<br />

−<br />

2me<br />

¯h<br />

i e<br />

�<br />

(A · ∇ + ∇· ↓<br />

A +A · ∇) = − e¯h<br />

A · ∇,<br />

ime<br />

wobei der Pfeil auf dem Term ∇ ·A anzeigt, dass der Operator ∇ nur das A differenziert, und es folgt<br />

H = − ¯h2<br />

∆ + v(r)<br />

2me<br />

� �� �<br />

−<br />

e¯h<br />

A · ∇<br />

ime<br />

� �� �<br />

+<br />

Kristallelektron Elektron-Licht-WW<br />

1<br />

� �<br />

ε0<br />

2<br />

˙ A 2 + 1<br />

(∇ × A)<br />

µ0<br />

2�<br />

d 3 r<br />

� �� �<br />

freies Strahlungsfeld<br />

ein Einelektronen-Energieoperator aus drei Teilen, mit einem Teil HKE des Kristallelektrons, einem<br />

Teil HEL der Elektron-Licht-Wechselwirkung und einem Teil HL des freien Strahlungsfeldes.<br />

Der<br />

Übergang zu dem Vielelektronensystem und einem quantisierten Strahlungsfeld ist nun mit<br />

dem Teilchenzahlformalismus denkbar einfach. Wir schreiben den Operator im Fock-Raum der Elekt-<br />

ronen und Photonen<br />

ˆH = ˆ HKE + ˆ HEL + ˆ HL<br />

mit dem Operator der Kristallelektronen und dem Teilchenzahloperator ank der Bloch-Zustände<br />

ˆHKE = �<br />

n<br />

�BZ<br />

k<br />

En(k)a +<br />

nk a nk mit |nk〉 = ψn(k,r) = 1<br />

√ N 3<br />

exp {ik · r} un(k,r),<br />

dem Operator des freien Strahlungsfeldes mit dem Teilchenzahloperator der Photonen cj(q)<br />

ˆHL =<br />

2� �<br />

j=1<br />

q<br />

�<br />

hνj(q) c +<br />

j (q, t)c 1<br />

j (q, t) +<br />

2 1<br />


und dem Operator der Elektron-Photon-Wechselwirkung und dem Operator  des Vektorpotenzials<br />

HEL = − e¯h<br />

ime<br />

1<br />

√ 2<br />

�<br />

2� � ¯h<br />

2πε0νj(q)<br />

j=1<br />

q<br />

� 1<br />

√V exp {iq · r}uj(q) · ∇c j (q, t)<br />

+ 1<br />

√ exp {−iq · r}uj(q) · ∇c<br />

V +<br />

�<br />

(q, t) .<br />

Dieser Operator ist zunächst nur <strong>für</strong> die Photonen ein Teilchenzahloperator, in Bezug auf die Elektronen<br />

aber ein Einelektronenoperator. Er lässt sich jedoch nach Abschn. 6.1 direkt in einen Fock-Operator<br />

mit den Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren der Bloch-Zustände a +<br />

und man erhält<br />

mit dem<br />

ˆHEL = �<br />

n,k<br />

�<br />

n ′ ,k ′<br />

�<br />

j,q<br />

ˆH Elekt = �<br />

n,k<br />

�<br />

n ′ ,k ′<br />

〈nk|H Elekt |n ′ k ′ 〉a +<br />

nk a n ′ k ′,<br />

nk , a nk umschreiben<br />

�<br />

M(n,k; n ′ ,k ′ ; j,q)a +<br />

nk a n ′ k ′c j (q, t) + M(n,k; n′ ,k ′ ; j, −q)a +<br />

Übergangsmatrixelement zwischen den Bloch-Zuständen |nk〉 = ψn(k,r)<br />

M(n,k; n ′ ,k ′ ; j,q) = − e¯h<br />

ime<br />

�<br />

1<br />

√<br />

2<br />

¯h<br />

2πε0νj(q)<br />

j<br />

nkan ′ k ′c+ j<br />

� nk � � 1<br />

√V exp {iq · r}uj(q) · ∇ � � n ′ k ′ � .<br />

�<br />

(q, t)


Hier bezeichnen also a +<br />

nk und ank Bloch-Zustand ψn(k,r) mit der Energie En(k) und c +<br />

j (q, t) bzw. cj die Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperatoren <strong>für</strong> ein Elektron im<br />

(q, t) die Erzeugungs- und Vernich-<br />

tungsoperatoren <strong>für</strong> ein Photon der Energie hνj(q) mit dem Impuls ¯hq und der Dispersionsbeziehung<br />

νj(q) = c|q|/2π, wobei c die Lichtgeschwindigleit bezeichnet. Die Vektoren uj(q) mit q · uj(q) = 0<br />

geben die Amplituden und die Polarisation senkrecht zum Wellenvektor q an.<br />

Zur Veranschaulichung betrachten wir einen Laserstrahl, der von einem Resonator erzeugt wird,<br />

und der aus einzelnen diskreten Linien, den sogenannten Moden besteht. Seien n1, n2, . . . die Be-<br />

setzungszahlen der Bloch-Zustände und l1, l2 . . . die der Photonenzustände, so sind die Teilchen-<br />

zahlzustände <strong>für</strong> den Operator ˆ H = ˆ HKE + ˆ HEL + ˆ HL durch |nl〉 = |n1n2 . . .l1l2 . . .〉 gegeben mit<br />

〈nl| �<br />

n a+ n an|nl〉 = Anzahl der Elektronen und 〈nl| �<br />

l c+<br />

l cl |nl〉 = Anzahl der Photonen.<br />

gegeben. Der Erwartungswert der elektrischen Feldstärke berechnet sich wegen Ê = − ˙ Â = − 1<br />

ε ˆ �π zu<br />

〈 Ê〉 = 〈nl|Ê|nl〉 = 〈nl� � − 1<br />

ε ˆ �π � � nl〉 = 0,<br />

weil der Operator ˆ �π nur einzelne Photonenzahloperatoren mit 〈nl|cj (q, t)|nl〉 = 0 = 〈nl|c +<br />

j (q, t)|nl〉<br />

enthält. Jedoch ergibt sich <strong>für</strong> die Streuung bei der Messung der elektrischen Feldstärke<br />

� (∆Ê) 2� = � nl � � (Ê − 〈 Ê〉1)2� � nl � = � nl � �〈Ê 2 〉 − 〈 Ê〉2� � nl � = � nl � �〈Ê 2 〉 � � nl � .<br />

Der Ausdruck ist <strong>für</strong> jede einzelne Mode proportional zu 2lν + 1 mit lν = 0, 1, 2, . . ., also von Null<br />

verschieden.


Anwendungsbeispiel: Elektronische Interbandübergänge<br />

Bei der Interpretation der Energiebänder En(k) der Kristalle als Einelektronenenergieniveaus muss<br />

man verschiedene Anregungsprozesse unterscheiden. Bei quasistatischen elektrischen Feldern E, die<br />

zur Beschleunigung von Elektronen und zur elektrischen Leitung führen, ändert sich der Bloch-Zustand<br />

quasistetig von ψn(k,r) nach ψn(k ′ ,r). Bei der Absorption eines Photons hinreichender Energie, wird<br />

aber ein Elektron im Zustand ψV (k,r) aus dem Valenzband entfernt und in einen Zustand ψL(k,r) im<br />

Leitungsband angeregt, wobei ein Loch im Valenzband zurückbleibt.<br />

Bei der Photoemission wird andererseits ein Elektron aus einem Zustand ψV (k,r) im Valenzband<br />

entfernt und befindet sich anschließend außerhalb des Kristalles. Die drei Vorgänge haben unter-<br />

schiedliche Endzustände und entsprechende Experimente zur Bestimmung der Energiebänder sind nicht<br />

unmittelbar vergleichbar.<br />

So gibt es z.B. bei der elektrischen Leitfähigkeit auch Streuprozesse der Leitungselektronen un-<br />

tereinander, und bei der Absorption eines Photons entsteht ein Elektron-Loch-Paar, wobei zwischen<br />

Elektron und Loch eine anziehende Wechselwirkung existiert. Beides hängt mit dem Koopmans-<br />

Theorem zusammen, wonach die Energiebänder zwar die Photoemission bis auf die Austrittsarbeit an<br />

der Oberfläche beschreiben, <strong>für</strong> die inneren Anregungen im Festkörper aber Korrekturen erforderlich<br />

sind.


Wir setzen voraus, dass der Operator der Wechselwirkung zwischen Elektronen und dem Licht ˆ HEL nur<br />

eine kleine Störung des durch den Operator ˆ H0 = ˆ HKE+ ˆ HL beschriebenen ungestörten Systems verur-<br />

sacht. Die elektromagnetische Welle kann dann mit der zeitabhängigen Störungsthoerie berücksichtigt<br />

werden, und die<br />

Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit <strong>für</strong> einen Übergang vom Anfangszustand<br />

|a〉 in einen Endzustand |e〉 von ˆ H0 lässt sich mit der Goldenen Regel der Quantenmechanik berechnen<br />

Wae = 2π<br />

¯h<br />

�<br />

�<br />

� � . . .Nnk . . . ; . . .Mjq . . . � �HEL ˆ � ′<br />

. . .N nk . . .;...M ′ jq . . . ��� 2<br />

�<br />

�<br />

δ � |Ea − Ee| � ,<br />

. . .〉 den<br />

wobei Ea den Anfangszustand |a〉 = | . . .Nnk . . .;...Mjq . . .〉 und |e〉 = | . . .N ′ nk . . . ; . . .M ′ jq<br />

Endzustand von ˆ H0 bezeichnen, mit den Besetzungszahlen Nnk <strong>für</strong> die Bloch-Zustände und Mjq <strong>für</strong><br />

die Photonen. Wir gehen davon aus, dass reichlich Licht eingestrahlt wird, so dass sich das Photonen-<br />

reservoir durch einen Absorptions- oder Emissionsprozess praktisch nicht verändert.<br />

Beim Einsetzen des Elektron-Licht Wechselwirkungsoperators ˆ HEL betrachten wir nur den einen<br />

Summanden mit a +<br />

n ′ k ′ankcj (q), der die Absorption eines Photons der Energie hνj(q) beschreibt, und erhalten<br />

<strong>für</strong> die Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit <strong>für</strong> ein Elektron vom Bloch-Zustand ψn(k,r)<br />

in einen Zustand ψn ′(k′ ,r) mit dem Übergangsmatrixelement<br />

Wnk,n ′ 2π<br />

k ′ =<br />

¯h<br />

�<br />

j,q<br />

e 2 ¯h 2<br />

2m 2 e<br />

¯h<br />

�<br />

�<br />

�<br />

2πε0νj(q)<br />

� n ′ k ′�� 1<br />

√ exp {iq · r}uj(q) · ∇<br />

V � �<br />

�nk � �2 �<br />

× δ � |En ′(k′ ) − En(k)| − hνj(q) � .


Setzt man in das Integral die Bloch-Funktionen |nk〉 = ψn(k,r) ein,<br />

I =<br />

�<br />

V<br />

ψ +<br />

n ′(k ′ ,r) 1<br />

√ V exp {iq · r}uj(q) · ∇ψ n (k,r) d 3 r,<br />

so kann man die Integration über das Grundgebiet V = N 3 Ω zerlegen in eine Integration r1 über die<br />

Elementarzelle Ω und in eine Summe über die durch einen Gittervektor R abgezählten Elementarzellen,<br />

indem man r = R + r1 setzt und die Bloch-Bedingung<br />

ψn(k,r) = ψn(k,r1 + R) = exp {ik · R}ψn(k,r1)<br />

beachtet. Dann lässt sich die Summe über die N 3 Gittervektoren R in V separat ausführen<br />

die wegen<br />

I =<br />

V�<br />

�<br />

R<br />

Ω<br />

exp � i(k − k ′ + q) · R � ψ ∗ n ′(k′ ,r1) 1<br />

√ V exp {iq · r1}uj(q) · ∇ψ n(k,r1) d 3 r,<br />

1<br />

N 3<br />

V�<br />

exp � i(k − k ′ + q) · R � = δk ′ −k,q<br />

R<br />

nur <strong>für</strong> k ′ − k = q + G nicht verschwindet, wobei G einen reziproken Gittervektor bezeichnet.


Nun sind die Ausbreitungsvektoren der Elektronen am Rande der Brillouin-Zone etwa |k| = 2π/a,<br />

mit der Gitterkonstanten a in der Größenordnung einiger ˚A, z.B. a = 5, 43 ˚A bei Silicium. Photonen<br />

haben bei Energien von weniger als 10 eV viel größere Wellenlängen λ > 1 µm = 104 ˚A ≫ a und<br />

Wellenvektoren |q| = 2π/λ ≪ |k| außer in einer kleinen Umgebung des Γ-Punktex bei k = 0. Deshalb<br />

finden optische Übergänge zwischen verschiedenen Bändern in erster Näherung der Störungstheorie<br />

nur bei k ′ = k statt, was auch als k-Auswahlregel bezeichnet wird. Intrabandübergänge innerhalb<br />

eines Energiebandes sind in dieser Näherung verboten. Betrachtet man den zweiten Term von ˆ HEL, so<br />

findet man die gleiche Auswahlregel auch <strong>für</strong> Emissionsvorgänge.<br />

Die Elementarprozesse der Absorption bzw. Emission eines Photons sind also<br />

hνj(q)<br />

EV(k)<br />

EL(k)<br />

e −<br />

e −<br />

e −<br />

EL(k ′ )<br />

hνj(q)<br />

EV(k ′ )<br />

und es gelten die Erhaltungssätze von Energie und Impuls.<br />

e −<br />

Energiesatz EV(k) + hνj(q) = EL(k ′ )<br />

Impulssatz ¯hk + ¯hq = ¯hk ′ ≈ ¯hk<br />

Energiesatz EL(k) = EV(k ′ ) + hνj(q)<br />

Impulssatz ¯hk = ¯hk ′ + ¯hq ≈ ¯hk ′ ,


7.3 Phonon-Photon-Wechselwirkung<br />

In einem einfachen Modell des Festkörpers geht man davon aus, dass die thermischen Gitterschwingun-<br />

gen die Atome aus ihren Ruhelagen auslenken. Die dadurch entstehenden Abweichungen im periodi-<br />

schen Elektronenpotenzial führen zu der in Festkörpern wirksamen Elektron-Phonon-Kopplung, die die<br />

Ursache ist <strong>für</strong> die Umwandlung elektrischer Energie in Wärme nach dem Ohmschen Gesetz. Anderer-<br />

seits bilden sich durch die Auslenkungen auch atomare elektrische Dipole, sodass eine Dipoldichte oder<br />

Polarisation entsteht. Diese Dipolmomente sind bei gegeneinander schwingenden Nachbaratomen, also<br />

bei optischen Phononen, und bei polaren Halbleitern besonders groß und in einfacher Näherung pro-<br />

portional zu Auslenkung des Atoms aus seiner Ruhelage. Im elektrischen Feld der elektromagnetischen<br />

Strahlung E = − ˙ A ist dann als Polarisationsarbeit die Energie<br />

�<br />

E = −<br />

P(r, t) · E(r, t) d 3 r<br />

von der Strahlung aufzuwenden, die dem Energie-Operator des Lichtes hinzuzufügen ist, und die<br />

Phonon-Photon-Wechselwirkung beschreibt. Dazu wird die Polaristion P durch die<br />

Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren b +<br />

l (p) bzw. bl (p) der Phononen,<br />

mit der Energie ¯hωl(p) und dem Impuls ¯hp, ausgedrückt, und die elektrische Feldstärke E durch die<br />

Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren c +<br />

j (q) bzw. c j(q) der Photonen.


In dem Ausdruck der Phonon-Photon-Wechselwirkung treten dann Terme der Art c +<br />

j (q)bl (p) und<br />

b +<br />

l (p)cj (q) mit<br />

hνj(q) = ¯hωl(p) (Energiesatz) und ¯hq = ¯hp (Impulssatz)<br />

auf, die die Emission eines Photons bzw. die Absorption eines Photons beschreiben. Hierbei wird die<br />

Energie des Photons unmittelbar in die Energie eines Phonons umgewandelt, und der Impulssatz kann<br />

nur mit einem optischen Phonon mit p am Γ-Punkt, also bei ¯hp ≈ 0 erfüllt werden.<br />

Außerdem gibt es Terme, die Zweiphononenprozesse mit akustischen Phononen darstellen<br />

hνj(q) = ¯hωl1 (p1) + ¯hωl2 (p2) mit ¯hq = ¯hp1 + ¯hp2 ≈ 0,<br />

bei denen die Impulse der beiden Phononen entgegengesetzt gleich sein müssen.<br />

Die Absorption bzw. Emission eines Photons beschreiben dann die Diagramme:<br />

hνj(q)<br />

�<br />

¯hωl1(p1)<br />

¯hωl2 (p2)<br />

¯hωl1(p1)<br />

¯hωl2 (p2)<br />

hνj(q)<br />

Die optischen Eigenschaften von Halbleitern und Metallen werden hauptsächlich durch die Elektron-<br />

Photon-Phonon-Kopplung bestimmt.


7.4 Kohärente Zustände<br />

A) Zeitliche Kohärenz<br />

Betrachtet man die Emission eines Lichtquantes durch ein Atom, so beträgt eine typische Lebensdauer<br />

eines angeregten Zustandes etwa τc = 10−8 s, sodass die Länge des Wellenpaketes lc = cτc = 3 m und<br />

die Streuung der Kreisfrequenz aufgrund der Energie-Zeit-Unschärferelation ∆ω = 1<br />

= 5 · 10<br />

2τc<br />

7 s −1<br />

betragen (zum Vergleich: bei grünem Licht der Wellenlänge λ = 500nm ist ω = 4·10 15 s −1 ). Bei gebun-<br />

denen Atomen sind Kohärenzzeit τc und Kohärenzlänge lc deutlich kleiner. Teilt man ein Wellenpaket<br />

in zwei Strahlen und überlagert sie, nachdem sie unter-<br />

schiedliche Wegstrecken zurückgelegt haben, so kann man<br />

Interferenzerscheinungen nur beobachten, wenn der Weg-<br />

unterschied nicht größer ist als die Länge des Wellen-<br />

paketes lc, d.h. wenn zeitliche Kohäherenz besteht.<br />

B) Räumliche Kohärenz<br />

Betrachtet man gewöhnliche Lichtquellen, bei denen eine Vielzahl von Atomen unabhängig voneinander<br />

emittieren, so weisen die einzelnen Wellenpakete im Detektor keine Phasenkorrelation auf.<br />

Allerdings wird bei der Beobachtung von Licht ausgedehnter Körper (z.B. eines Sternes) meist<br />

eine räumliche Kohärenz der Phase festgestellt.


D d<br />

Stern<br />

R<br />

Detektor<br />

Räumliche Kohärenz ist gegeben, wenn der Wegunterschied zwischen verschiedenen Stellen der<br />

Lichtquelle zu verschiedenen Stellen des Detektors klein ist im Vergleich zur Wellenlänge der Strahlung.<br />

Sei D der Durchmesser des Strahlers und d der der Eintrittsöffnung der Messapparatur im Abstand<br />

R, so ist die <strong>für</strong> Interferenzexperimente erforderliche räumliche Kohärenz gegeben, falls Dd < λR ist,<br />

wobei λ = 2πc/ω die Wellenlänge des Lichtes bezeichnet. Führt man den Winkel α = D/R ein, unter<br />

dem der Strahler vom Beobachter aus erscheint, so ist die räumliche Kohäherenz <strong>für</strong> d < λ/α gegeben,<br />

und bei Flächenstrahlern beträgt die Kohärenzlänge senkrecht zur Beobachtungsrichtung l⊥ = λ/α<br />

und in Beobachtungsrichtung lc = cτc. Für den hellsten Fixstern Beteigeuze z.B. ist α = 2 · 10 −7 und<br />

bei Beobachtung mit grünem Licht der Wellenlänge λ = 500 nm ergibt sich l⊥ = 2 m.


C) Kohärenter Laserstrahl<br />

Bei Experimenten mit monochromatischem Licht hat man es bei gewöhnlichen Lichtquellen in der<br />

Regel mit vielen Photonen unterschiedlicher Phasen zu tun, die durch Teilchenzahlzustände |n〉 mit<br />

n = 0, 1, 2, . . . beschrieben werden, und die inkohärentes Licht genannt werden. Im Unterschied dazu<br />

emittieren Laser monochromatisches und kohärentes Licht, wobei die einzelnen Photonen als ebene<br />

Wellen E = E0 exp � i(q ·r−ωt + ϕ) � am Ort r0 und zur Zeit t0 die gleiche Phase φ = q ·r0 − ωt0 + ϕ<br />

besitzen. Dies wird im Laser mithilfe zweier Spiegel durch induzierte Emission erreicht, wenn das<br />

Medium bis zur Inversion angeregt ist.<br />

Der Operator des Vektorpotenzials der Photonen lautet nach Abschn. 7.1<br />

 = 1<br />

√ 2<br />

�<br />

2� �<br />

�<br />

¯h<br />

uj(q)<br />

2πενj(q)<br />

1<br />

√ exp {iq · r} cj(q, t) + uj(q)<br />

V 1<br />

√ exp {−iq · r} c<br />

V +<br />

�<br />

j (q, t)<br />

j=1<br />

q<br />

mit den Kreisfrequenzen 2πνj(q), den Polarisationsvektoren uj(q) und den Erzeugungs- und Vernich-<br />

tungsoperatoren <strong>für</strong> ein Photon c +<br />

j (q, t) bzw. cj (q, t), die nach Abschn. 7.1 durch j und q abgezählt<br />

werden. Zur Beschreibung des Laserlichtes betrachten wir ebene Wellen mit einer festen Kreisfrequenz<br />

ω und dem Ausbreitungsvektor |q| = ω/v, wobei v = c/ √ ε die Lichtgeschwindigkeit im Medium<br />

bezeichnet, in das das Laserlicht eingestrahlt wird. Wir setzen dann<br />

2πνj(q) = ω ; uj(q) = u ; c j (q, t) = cexp {−iωt} ; c +<br />

j (q, t) = c+ exp {iωt}<br />

mit zeitunabhängigen Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren <strong>für</strong> ein Photon c + bzw. c.


Mit den Photonenzahlzuständen |n〉 gilt dann<br />

c + |n〉 = √ n + 1 |n + 1〉 ; c|n〉 = √ n |n − 1〉 ; [c, c + ] = 1 und 〈n|m〉 = δnm.<br />

Der zugehörige Operator des Vektorpotenzials lautet also<br />

 = 1<br />

�<br />

¯h<br />

√<br />

2 εω<br />

u 1<br />

√ V<br />

und der Operator der elektrischen Feldstärke ist<br />

�<br />

exp � i(q · r − ωt) � c + exp � − i(q · r − ωt) � c +�<br />

Ê = − ˆ˙<br />

�<br />

i ¯hω<br />

A = √2<br />

εV u<br />

�<br />

exp � i(q · r − ωt) � c − exp � − i(q · r − ωt) � c +�<br />

.<br />

Die einzelnen Photonen eines n-Photonenzustandes |n〉 sind nicht korreliert, d.h. haben keine feste<br />

Phasenbeziehung untereinander, sodass der Erwartungswert der elektrischen Feldstärke verschwindet<br />

〈n| Ê|n〉 = 0, denn es gilt 〈n|c|n〉 = 0 = 〈n|c+ |n〉.<br />

Die Operatoren der elektrischen Feldstärke Ê und der der Photonenzahl ˆn = c+ c sind wegen<br />

[ˆn, c] = [c + c, c] = −c und [ˆn, c + ] = [c + c, c + ] = c +<br />

nicht vertauschbar, und daher nicht gleichzeitig scharf messbar.


Dazu berechnen wir die Streuung ∆n bei der Messung der Photonenzahl mit dem Erwartungswert<br />

〈n|ˆn|n〉 = n<br />

∆n 2 = � n � � (ˆn − n1) 2 � � n � = 〈n|ˆn 2 − 2nˆn + n 2 1 |n〉 = 0.<br />

Die Streuung ∆E bei der Messung der elektrischen Feldstärke berechnen wir mit der Abkürzung<br />

a = exp � i(q · r − ωt) � zu<br />

∆E 2 = � n � � (Ê − 〈n| Ê|n〉)2� �<br />

�n = 〈n|Ê 2 |n〉<br />

= − 1 ¯hω � �<br />

n�(ac − a<br />

2 εV<br />

∗ c + ) 2��n � = 1 ¯hω<br />

2<br />

= 1 ¯hω<br />

2 εV 〈n|2c+ c + 1 |n〉 = ¯hω<br />

�<br />

n +<br />

εV<br />

1<br />

�<br />

.<br />

2<br />

Da n streuungsfrei gemessen wird, streuen die Messwerte <strong>für</strong> E.<br />

εV 〈n|aa∗ cc + + a ∗ ac + c|n〉<br />

Wir betrachten jetzt kohärentes Laserlicht, wobei die einzelnen ebenen Wellen die gleiche Phase<br />

besitzen sollen, und konstruieren einen kohärenten Zustand |α〉 = D(α)|0〉 mit α ∈ C und dem<br />

Vakuumzustand |0〉, und den Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren c + , c, durch den Operator<br />

D(α) = exp � αc +� exp {−α ∗ �<br />

c}exp<br />

− 1<br />

2 |α|2�<br />

; D + (α) = exp � −αc +� exp {α ∗ �<br />

c} exp<br />

− 1<br />

2 |α|2�.<br />

Für nicht vertauschbare Operatoren a, b mit [a, b] = x und [a, x] = 0 = [b, x] berechnet man <strong>für</strong><br />

n = 0, 1, 2, . . .<br />

[a, b n ] = nb n−1 x und � a, exp {b} � = x exp {b} oder exp {b}a = (a − x) exp {b},


denn es ist<br />

[a, exp {b}] =<br />

�<br />

a,<br />

∞�<br />

n=0<br />

1<br />

n! bn�<br />

=<br />

∞�<br />

n=0<br />

1<br />

n! [a, bn ] =<br />

∞�<br />

n=1<br />

1<br />

n! nbn−1 x =<br />

∞�<br />

n=1<br />

bn−1 x = x exp {b}.<br />

(n − 1)!<br />

Durch vollständige Induktion beweist man exp {b}a n = (a − x) n exp {b} mit der Folge<br />

exp {b}exp {a} = exp {a − x} exp {b} = exp {a}exp {−x}exp {b} = exp {a} exp {b}exp {−x}.<br />

Daraus ergibt sich <strong>für</strong> a = −α ∗ c, b = −αc + und x = [a, b] = |α| 2 1<br />

D(α)D + (α) = exp � αc +� exp {−α ∗ c} exp � −αc +� exp {α ∗ c}exp � −|α| 2�<br />

= exp � αc +� exp � −αc +� exp {−α ∗ c}exp {α ∗ c}exp � |α| 2� exp � −|α| 2� = 1.<br />

Also ist der Operator D(α) unitär und der Zustand |α〉 ist normiert<br />

〈α|α〉 = � D(α)|0〉 � � D(α) � �0 � = 〈0|D + (α)D(α)|0〉 = 〈0|0〉 = 1.<br />

Setzt man nun a = c, b = αc + mit x = [a, b] = α1, so erhält man nach obiger Formel<br />

exp {b}a = (a − x) exp {b} ⇒ exp � αc +� c = (c − α1) exp � αc +� .<br />

Der Zustand |α〉 schreibt sich somit in der Form<br />

|α〉 = D(α)|0〉 = exp � αc +� exp {−α ∗ �<br />

c} exp<br />

− 1<br />

2 |α|2�|0〉<br />

= exp � αc +� �<br />

exp − 1<br />

2 |α|2�|0〉


und es folgt<br />

exp � αc +� cexp � −αc +� |α〉 = (c − α1) exp � αc +� exp � −αc +� |α〉 = (c − α1)|α〉<br />

= exp � αc +� cexp � −αc +� exp � αc +� �<br />

exp − 1<br />

2 |α|2�|0〉<br />

= exp � αc +� �<br />

exp − 1<br />

2 |α|2�c|0〉<br />

= 0.<br />

Also ist |α〉 eine Eigenfunktion von c zum Eigenwert α<br />

c|α〉 = α|α〉 mit 〈α|c|α〉 = α und 〈α|c + |α〉 = α ∗<br />

oder c + |α〉 = α ∗ |α〉.<br />

Damit findet man den Erwartungswert der elektrischen Feldstärke E im Zustand |α〉<br />

mit α = |α| exp {iϕ}<br />

� �<br />

�<br />

〈α| Ê|α〉 = α�<br />

i<br />

�<br />

¯hω<br />

√<br />

2 εV u<br />

�<br />

exp � i(q · r − ωt) � c − exp � − i(q · r − ωt) � c +�� �<br />

�<br />

�α<br />

= i<br />

�<br />

¯hω<br />

√<br />

2 εV u<br />

�<br />

exp � i(q · r − ωt) � α − exp � − i(q · r − ωt) � α ∗�<br />

= i<br />

�<br />

¯hω<br />

√<br />

2 εV u|α|<br />

�<br />

exp � i(q · r − ωt + ϕ) � − exp � − i(q · r − ωt + ϕ) ��<br />

= − √ �<br />

¯hω<br />

2 u|α| sin{q · r − ωt + ϕ}.<br />

εV


Der Zustand |α〉 =<br />

∞�<br />

|n〉〈n|α〉 ist eine Linearkombination verschiedener Photonenzahlzustände, die<br />

n=0<br />

sich zu einer einzigen ebenen Welle überlagern, was als kohärenter Zustand bezeichnet wird, und bei<br />

Lasern oberhalb der Anregungsschwelle auftritt.<br />

Zur Veranschaulichung der kohärenten Zustände |α〉 entwickeln wir sie nach den Basisfunktionen<br />

der Photonenzahlzustände |n〉, die wir durch Erzeugungsoperatoren c + und den Vakuumzustand |0〉<br />

ausdrücken<br />

|n〉 = 1<br />

√ n! c +n |0〉 mit 〈n|m〉 = δnm.<br />

Es ergibt sich wegen exp {−α∗c} |0〉 = |0〉<br />

�<br />

|α〉 = D(α)|0〉 = exp − 1<br />

2 |α|2� exp � αc +� exp {−α ∗ c} |0〉<br />

�<br />

= exp − 1<br />

2 |α|2� exp � αc +� |0〉<br />

�<br />

= exp − 1<br />

2 |α|2� �∞<br />

αn n! c+n �<br />

|0〉 = exp − 1<br />

2 |α|2� �∞<br />

αn √ |n〉.<br />

n!<br />

n=0<br />

Aus der Reihenentwicklung nach den Photonenzahlzuständen |α〉 =<br />

scheinlichkeit da<strong>für</strong>, im Zustand |α〉 n Photonen zu finden<br />

Wn(α) = � � 〈n|α〉 � � 2 = |α| 2n<br />

n!<br />

exp � − |α| 2� mit<br />

n=0<br />

∞�<br />

|n〉〈n|α〉 ergibt sich die Wahr-<br />

n=0<br />

∞�<br />

Wn(α) = 1.<br />

n=0


� 2<br />

Diese Wahrscheinlichkeit ist eine Poisson-Verteilung Wn(α) = Pn |α| � mit<br />

4<br />

×10 W1(α)<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Pn(x) = xn<br />

n!<br />

W5(α)<br />

W9(α)<br />

exp {−x} mit<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

α<br />

2<br />

×10<br />

1<br />

0<br />

∞�<br />

Pn(x) = 1 und<br />

n=0<br />

Wn(2)<br />

Die mittlere Photonenzahl im kohärenten Zustand |α〉 ist<br />

〈α|ˆn|α〉 =<br />

�<br />

0,1,...∞<br />

n,m<br />

〈α|n〉〈n|ˆn|m〉〈m|α〉 =<br />

= exp � − |α| 2� ∞ �<br />

n=0<br />

� ∞<br />

Pn(x) dx = 1.<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

�<br />

0,1,...∞<br />

n,m<br />

n |α|2n<br />

n! = exp � − |α| 2� |α| 2<br />

〈α|n〉mδnm〈m|α〉 =<br />

∞�<br />

n=1<br />

∞�<br />

n � �2 � 〈α|n〉 � =<br />

n=0<br />

|α| 2(n−1)<br />

(n − 1)! = |α|2 ,<br />

∞�<br />

nWn(α)<br />

n=0<br />

n


und <strong>für</strong> die Streuung bei der Messung der Photonenzahl erhält man ∆n = |α|:<br />

denn es ist<br />

n=0<br />

∆n 2 = � α � � � ˆn − 〈α|ˆn|α〉 � 2 � �α � =<br />

=<br />

=<br />

=<br />

∞� � 2<br />

n − |α| �2� �2 �〈n|α〉 � =<br />

n=0<br />

∞�<br />

n=0<br />

∞�<br />

n=0<br />

n 2 Wn(α) − 2|α| 2<br />

�<br />

0,1,...∞<br />

n,m<br />

〈α|n〉 � n � � � ˆn − |α| 2� 2 � �m � 〈m|α〉<br />

∞� � 2<br />

n − |α| �2 Wn(α)<br />

n=0<br />

∞�<br />

nWn(α) + |α| 4<br />

n=0<br />

n 2 Wn(α) − |α| 4 = |α| 2 ,<br />

∞�<br />

Wn(α)<br />

n=0<br />

∞�<br />

∞�<br />

n(n − 1)Wn(α) = n(n − 1)<br />

n=0<br />

|α|2n<br />

exp<br />

n!<br />

� − |α| 2�<br />

= |α| 4<br />

∞� |α| 2(n−2)<br />

(n − 2)! exp� − |α| 2� = |α| 4<br />

=<br />

n=2<br />

∞�<br />

n 2 Wn(α) −<br />

n=0<br />

∞�<br />

nWn(α) =<br />

n=0<br />

∞�<br />

n=0<br />

n 2 Wn(α) − |α| 2 .

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