Juni 2018 / Ost

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Zuchwil In der Agglomerationsgemeinde entsteht Grosses Zuchwil stand schon einmal kurz vor der 10 000-Einwohnergrenze und damit vor dem Übergang zur städtischen Gemeinde. Es kam anders. Doch die Ansiedlung des amerikanischen Biotechnologie-Unternehmens Biogen im benachbarten Luterbach sorgt nun in Zuchwil für einen wahren Bauboom. Heute zählt die Gemeinde knapp 9000 Einwohner – und bald über 10 000? Stefan Hug ist seit fünf Jahren Gemeindepräsident von Zuchwil. Er gehört der Sozialdemokratischen Partei an – wie seine Vorgänger. Dass die SP in der typischen Arbeitergemeinde die Oberhand hat, ist jahrzehntelange Tradition. Die Gemeindepolitik lief aber bisher nie der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Entwicklung zuwider. Auch wenn seinerzeit bei den damals grössten Arbeitgebern Scintilla und Sulzer insgesamt 2000 Arbeitsplätze verloren gingen. Dank Weitsicht findet die Agglomerationsgemeinde aber immer wieder auf die Beine und steht im Fokus von Industrieansiedlungen und Neuwohnungsbau, wie die aktuelle Situation aufzeigt. Keine Notsituation Der Gemeindepräsident war einer der Befürworter für eine Fusion mit der Stadt Solothurn. Fünf Gemeinden, darunter Zuchwil sahen in einem Zusammenschluss mit Solothurn positive Zukunftschancen. Das Vorhaben scheiterte relativ rasch, im „Rennen“ blieb einzig noch Zuchwil. Doch beide Gemeinden verwarfen das Vorhaben mehrheitlich an der Urne. Die Zeit sei noch nicht reif gewesen, sagt Stefan Hug. Die Fusion sei primär aus elementaren Gründen gescheitert. Will heissen: Die Zurückhaltung der Stimmbürger wurde durch partielle Interessen beeinflusst. Der Fusionsgedanke sei nicht aus einer Notsituation gewachsen, bekräftigt Hug. „Die Gemeinde funktioniert selbständig und hat nach wie vor genügend Interessenten für Kommissions- und Gemeindearbeit“. Hingegen hätte Zuchwil mit einem damaligen Steuerfuss von 127 Prozent profitiert. Solothurn senkte zuletzt seinen Steuerfuss auf 110 Prozent. Dieses Argument reichte alleine nicht aus, zumal beide Gemeinden der Fusion hätten zustimmen müssen. Menschen bringen soll. Die Arealfläche beträgt gesamthaft 170 000 Quadratmeter, 35 000 Quadratmeter davon sind Grünraum. Während der bestehende Businesspark mit 60 Kleinfirmen und zwei grossen Unternehmen bereits gut ausgelastet ist, besteht die Wohnsiedlung im Grünen und nahe am Aareufer noch immer auf den Plänen. Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 300 bis 400 Millionen Franken liegt derzeit beim Kanton. Die Swiss Prime Anlagestiftung als Bauherrin hat den Zeithorizont vom Baustart bis –ende vorausschauend grosszügig gesetzt. Das Vorhaben brachte vor allem die auf dem Grundstück angesiedelten Vereine auf den Plan, die sich gegen die Überbauung bzw. den Verkauf des Gemeindelandes wehrten. In einer ersten Gemeindeversammlung mit Erfolg. Im zweiten Anlauf fand der Verkauf dann eine breite Zustimmung. Bevölkerung zeigt sich offen Die Zuchwiler Bevölkerung scheint – abgesehen von den Fusionsplänen mit Solothurn – innovativen Projekten offen gegenüberzustehen. Ende letzten Jahres sagten die Stimmbürger Ja zur Freibadsanierung und der Anschaffung einer Traglufthalle, die künftig das Freibad ganzjährig benutzbar machen würde. Das Vorhaben wurde Projekt «Riverside» Zuchwil erlebt derzeit einen wahren Bauboom. Auf dem ehemaligen Sulzer-Areal «Riverside» entsteht neben den Gewerbeund Industrieaktivitäten eine neue Wohnüberbauung, die in mehreren Etappen 590 Wohnungen bzw. Wohnraum für über 1000 Stefan Hug, Gemeindepräsident von Zuchwil. Fotos Joseph Weibel 24
Gemeinde ebenfalls und zum Teil heftig bekämpft. Trotzdem zeigte sich der Souverän milde gestimmt für ein Projekt, das über die Gemeindegrenzen hinaus strahlt. Für Gemeindepräsident Hug ist dies ein weiteres Bekenntnis des Stimmbürgers für seine Offenheit. Die Ganzjahres-Nutzung werde von der Region mitgetragen und -finanziert, betont Hug. Die Sanierung des Freibads im multifunktionalen Sportzentrum löst Investitionen von rund zehn Millionen Franken aus. 80 Prozent davon trägt die Gemeinde. Bestechende Standortvorteile Während auf dem Widi-Areal die Baumaschinen noch nicht aufgefahren sind, nimmt ein anderes Bauprojekt sichtbare Formen an. Es heisst „Volaare“ und umfasst insgesamt zehn Mehrfamilienhäuser im gehobenen Ausbaustandard und einem überaus attraktiven Standort. Aare, Wald (Widi-Wald) und das Sportzentrum mit einem vielfältigen Freizeitangebot sind wenige Schritte entfernt. Der öffentliche Bus verkehrt von sechs Uhr morgens bis nach Mitternacht halbstündlich. Der Bahnhof Solothurn und die Stadt liegen in Reichweite, ebenso die Geschäfte für den täglichen Bedarf im Dorf selbst. Lars Egger, Vorsit- zender der Geschäftsleitung von Investor Espace Reale Estate, ist sich dieses Vorteils bewusst und dementsprechend optimistisch auf den Vermietungserfolg für die noch zwei geplanten Etappen eingestellt. Auf der gleichen Linie am Amselweg stehen aber auch noch eine Reihe Mehrfamilienhäuser aus den siebziger Jahren und Folge der damals aufstrebenden Industrie im Ort waren. Drei Mehrfamilienhäuser am Rand des Quartiers werden abgerissen, beziehungsweise eine Liegenschaft wurde bereits letzten Herbst zurückgebaut, wo derzeit vier weitere von insgesamt zehn Mehrfamilienhausobjekten entstehen. Beachtliches Potenzial Mit dem Bau von Mietwohnungen im gehobenen Segment soll in diesem Quartier für eine bessere soziodemographische Durchmischung gesorgt werden. Investor Espace Reale Estate bleibt aber realistisch. Nach den Sternen wolle man nicht greifen, sagt Lars Egger. „Nach dem Endausbau der zehn Mehrfamilienhäusern stehen dem Mietmarkt 200 Einheiten mit einem breiten Wohnungsmix und Mietzinsen im mittleren Bereich zur Verfügung“. Der Erfolg scheint dem Investor recht zu bitte umblättern Das Projekt Riverside in Zuchwil profitiert von einer schönen und beschaulichen Lage unmittelbar an der Aare und zentrumsnah. ZUCHWIL Bezirk Wasseramt, Höhe 433 M.ü.M., Gemeindefläche 4,63 km 2 , Einwohner (Ende 2016) 8842, Ausländeranteil 40,1%, Wirtschaftsstruktur Industrie und Gewerbe, Steuersatz 125% (natürliche und juristische Personen) www.zuchwil.ch 25
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