spät kommt, den bestraft das Leben - Martin-Luther-Viertel
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spät kommt, den bestraft das Leben - Martin-Luther-Viertel
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Ausgabe Oktober 2007<br />
Wer zu <strong>spät</strong> <strong>kommt</strong>, <strong>den</strong> <strong>bestraft</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Leben</strong><br />
Die Zeit rollt und rollt – vielleicht<br />
aus dem Kaufhaus endgültig davon<br />
Skulpturenpark Ringpromenade<br />
Was ist <strong>den</strong>n hier los? Wo wollen die ganzen<br />
Leute hin? Überhaupt, wo sind Die <strong>den</strong>n her?<br />
Ein nicht abreißender Strom an Besuchern<br />
bewegt sich vom Bahnhof kommend, die Parkplätze<br />
und Parkhäuser verlassend in Richtung<br />
Ringpromenade. Was gibt es hier zu sehen,<br />
<strong>das</strong> jedes Wochenende tausende Besucher<br />
von nah und fern <strong>den</strong> Weg in die Hammer<br />
Stadtmitte suchen?<br />
Richtig, der Skulpturenpark Ringpromenade ist<br />
zum neuen Anziehungspunkt gewor<strong>den</strong>. Und<br />
oft müssen sich die auswärtigen Besucher<br />
Wege, Bänke, Plätze und Wiesen mit <strong>den</strong> Einheimischen<br />
teilen, die hier ihre Mittagspause<br />
verbringen, Pausen zum Meditieren einlegen,<br />
Picknick auf dem Rasen veranstalten oder<br />
einfach staunend und interessiert von Kunstwerk<br />
zu Kunstwerk wandern, die angebotenen<br />
Veranstaltungen besuchen.<br />
Das Lachen und Juchzen zahlreicher Kinder ist<br />
von früh bis <strong>spät</strong> zu vernehmen. Sie haben<br />
längst die anwesende Kunst, <strong>den</strong> modernisierten<br />
Spielplatz in ihr Spiel integriert.<br />
Der Hammer Skulpturenpark Ringpromenade<br />
ist nicht nur neuer Anziehungspunkt, er ist<br />
auch Bühnenbild und Schauplatz unterschiedlichster<br />
kultureller und künstlerischer Aktivitäten.<br />
Da wird in <strong>den</strong> dunkleren Stun<strong>den</strong> mit<br />
Licht illuminiert, <strong>das</strong> ehemalige Flussbett der<br />
vor einhundert Jahren verlegten Ahse be<strong>kommt</strong><br />
künstlerische Wasseraktivitäten. Zwischen<br />
<strong>den</strong> Skulpturen wird Theater gespielt,<br />
Konzerte gegeben oder klassisches Ballett<br />
getanzt.<br />
Jedes neu installierte Kunstwerk ist Anlass, ein<br />
entsprechendes themengebun<strong>den</strong>es Fest zu<br />
feiern.<br />
Das Antlitz der Innenstadt und damit auch <strong>das</strong><br />
Publikum ändern sich. Die Innenstadtgastronomen,<br />
die Beherbergungsbetriebe, anspruchsvolle<br />
Lä<strong>den</strong> und Dienstleister haben<br />
1
gut zu tun, anspruchsvolle Arbeitsplätze entstehen.<br />
Wie heißt es so treffend: Wer keinen Mut zum<br />
Träumen hat, findet auch keine Kraft zum<br />
Kämpfen. Bisher sind es Träume, Visionen, die<br />
aber eine objektive Notwendigkeit für die Zukunft<br />
Hamms darstellen.<br />
Begründung zur Schaffung des<br />
Skulpturenparks Ringpromenade<br />
Die Stadt Hamm befindet sich objektiv im interkommunalen<br />
Wettbewerb, muss sich mit<br />
<strong>den</strong> Nachbarstädten Dortmund, Unna, Münster,<br />
Soest, Lippstadt und vielen Anderen messen<br />
lassen. Hamm braucht originäre Angebote,<br />
Alleinstellungsmerkmale, hier insbesondere in<br />
der Stadtmitte. Die qualitative Besucherfrequenz<br />
ist drastisch und in historisch kurzen<br />
Zeiträumen zu steigern.<br />
Der Ruf der Stadt in der Region ist nicht der<br />
Förderlichste. Wir brauchen eine hart zu erarbeitende<br />
Imagesteigerung mit einem regional<br />
äußerst anspruchsvollen Angebot. Ein Skulpturenpark<br />
Ringpromenade könnte hier der Gordinsche<br />
Knoten sein.<br />
Unsere Ringanlage befindet sich nicht überall<br />
in einem guten Zustand, Stichwort Rosengarten.<br />
Unsere Ringanlagen wer<strong>den</strong> von vielen<br />
Menschen gemie<strong>den</strong>, da sich hier häufig sozial<br />
schwierige Gruppen und Einzelpersonen aufhalten,<br />
Stichwort Drogensüchtige. So eine<br />
Ringanlage sprich Ringpromenade ist von<br />
ihren Möglichkeiten in NRW eher im positiven<br />
Sinne selten. Wir wollen mittels Skulpturenpark<br />
eine deutliche Akzeptanzsteigerung des Juwels<br />
Ringpromenade und die Schaffung einer<br />
hohen Aufenthaltqualität.<br />
Der Skulpturenpark Ringpromenade stellt ein<br />
herausragendes künstlerisches und kulturelles<br />
Projekt dar, mit der echtes Stadtmarketing<br />
praktiziert wer<strong>den</strong> kann.<br />
Wir wollen die Geschichte zur „Alten Ahse“,<br />
noch stärker beleben, mittels entsprechender<br />
Kunstwerke, Kunstaktionen, mit Blauen Wasser-<br />
und Lichtbändern. Wir wollen ständige<br />
Bewegung, Aktion und mehr angstfreien<br />
Raum.<br />
Vor knapp zehn Jahren gab es in Hamm <strong>das</strong><br />
Otmar Alt Jahr, eine aufgesetzte, zu kurz greifende<br />
und kaum durchdachte Kunstaktion,<br />
vorbei an <strong>den</strong> übrigen Kulturschaffen<strong>den</strong> der<br />
Stadt, teilweise verbun<strong>den</strong> mit einer bösartigen,<br />
rufschädigen<strong>den</strong> Leserbriefkampagne<br />
gegen <strong>den</strong> international renommierten Künstler.<br />
Kaum war <strong>das</strong> Jahr verstrichen, gerieten die<br />
Arbeiten des Künstlers in Vergessenheit. Niemand<br />
kümmerte sich mehr um seine kleinen<br />
und großen Objekte im Stadtraum. Wir <strong>den</strong>ken<br />
hier konkret an Ekke Nekepen, dem ehemaligen<br />
Schlepper, Standort Hafenstraße, Neue<br />
Feuerwache. Dem Kunstwerk geht die Farbe<br />
aus. Wir <strong>den</strong>ken an <strong>den</strong> Brunnen Wolkenschaukel<br />
auf der Bahnhofstraße neben C&A,<br />
der kaputt ist, dessen Farbe abblättert. Wir<br />
<strong>den</strong>ken an die Metallplastik Tanzvogel auf der<br />
Weststraße, Rödinghauser Straße. Auch hier<br />
ist kaum noch Farbe vorhan<strong>den</strong>. Es gibt weitere<br />
Otmar Alt Werke, z.B. gegenüber der Stadtbücherei,<br />
die ebenfalls dringend eine Restauration<br />
erfahren müssten.<br />
Leider gibt es niemand, der sich für diesen<br />
skandalösen Zustand auch nur ansatzweise<br />
interessiert.<br />
Otmar Alt ist wahrscheinlich der einzige international<br />
bekannte und renommierte Künstler<br />
aus Hamm, der schon dadurch für einen<br />
Imagegewinn unserer Stadt steht. Hinzu kommen<br />
die unglaublich wertvollen und anspruchsvollen<br />
Veranstaltungen in seiner Stiftung<br />
mit angesehenen Persönlichkeiten unseres<br />
Staates und unserer Gesellschaft. Otmar<br />
Alt sorgt objektiv für einen guten Ruf. Wie aber<br />
sorgen wir uns um seine Arbeiten, um sein<br />
künstlerisches Ansehen?<br />
Wir möchten diesen emotionalen Flurscha<strong>den</strong><br />
reparieren und uns um seine Kunstwerke<br />
kümmern. Wir möchten sie ausgraben, abbauen,<br />
reparieren, restaurieren und ihnen <strong>den</strong><br />
würdigen Stellenwert geben, <strong>den</strong> sie und damit<br />
der Mensch und Künstler Otmar Alt verdient<br />
2
haben. Wir wollen als einen der wichtigsten<br />
Künstler des Skulpturenparks Ringpromenade<br />
diese Arbeiten von Otmar Alt ausstellen und<br />
betreuen.<br />
Wir wollen mit dem Skulpturenpark Ringpromenade<br />
künstlerische Akzente setzen, die so<br />
nicht oft in der Republik zu fin<strong>den</strong> sind. Wir<br />
<strong>den</strong>ken auch an geschichtsträchtige Kunst, die<br />
in direkter Verbindung zum ehemaligen Kaufhaus<br />
oder der ehemaligen Feuerwache, dem<br />
Stadtbad stehen.<br />
Wir wollen aus Rolltreppenteilen neue Kunst<br />
entwickeln, die aufhorchen lässt. Wir wür<strong>den</strong><br />
auch Sprungtürme des Ex-Stadtbades, Alarmstangen<br />
der Alten Feuerwehr in <strong>das</strong> Bild<br />
unseres Parks „eindekorieren“.<br />
Wir sind uns absolut sicher, <strong>das</strong>s ein derartiger<br />
Skulpturenpark binnen kürzester Zeit zu einem<br />
Anziehungspunkt ersten Ranges wird.<br />
Wir stellen uns im ersten Schritt vor, <strong>das</strong> der<br />
Skulpturenpark Ringpromenade am Stadtwerkehaus<br />
beginnt und an der Südstraße endet.<br />
Der Vorteil wäre, <strong>das</strong> bereits vorhan<strong>den</strong>e<br />
Kunst und wichtige Einrichtungen integriert<br />
wer<strong>den</strong> könnte. Zu nennen sind:<br />
die Plastik „Rohrbündel“ vor dem Stadtwerkehaus;<br />
der Wintergarten des Hotel Mercure;<br />
der „Elefant“ von Jutta Schneeweis-Schroer im<br />
Kreuzungsbereich Neue Bahnhofstraße/Südring;<br />
der Rosengarten, muss aber in erheblichem<br />
Umfang restauriert wer<strong>den</strong>;<br />
der Spielplatz, der um weitere pädagogisch<br />
sinnvolle Spielgeräte zu ergänzen ist;<br />
die „Säule der Gastfreundschaft“ von Helmut<br />
Berger an der Goethestraße;<br />
„Toits“ und „Frauen unter Dächern“ von <strong>Martin</strong>e<br />
Mallet. Hier sollten unbedingt die Arka<strong>den</strong><br />
mit einbezogen wer<strong>den</strong>.<br />
Von <strong>den</strong> umzusetzen<strong>den</strong> und zu bearbeiten<strong>den</strong><br />
Kunstwerken von Otmar Alt war bereits an<br />
anderer Stelle die Rede.<br />
Neu soll Kunst aus Rolltreppen hinzukommen.<br />
<strong>Martin</strong>e Mallet, eine in Hamm lebende französische<br />
Künstlerin ist aktuell dabei, erste Ideen<br />
in Entwürfe umzuwandeln.<br />
Rolltreppen wer<strong>den</strong> zu Kunstwerken<br />
recycelt<br />
Wir haben uns in Zusammenhang mit dem<br />
angestrebten Skulpturenpark natürlich viele<br />
Gedanken gemacht, was, wer, wie, wo usw.<br />
Neben <strong>den</strong> Otmar Akt Kunstwerken sollen<br />
umgestaltete Rolltreppen des ehemaligen Horten-Kaufhauses<br />
eine bedeutende Rolle spielen.<br />
Kunst aus und mit Rolltreppen ist in<br />
Deutschland ganz selten anzutreffen.<br />
Wir wollen <strong>das</strong> Thema bearbeiten.<br />
Sie selber brauchen sich einfach nur vorstellen,<br />
wo Ihnen im <strong>Leben</strong> Rolltreppen begegnen.<br />
Ihre Phantasie bringt Sie fast automatisch zu<br />
künstlerischen Entwürfen.<br />
Wir fin<strong>den</strong> Rolltreppen In Kaufhäusern, Bahnhöfen,<br />
Unterführungen, Flughäfen, in Betrieben<br />
jedweder Art.<br />
Rolltreppen können zu Sitzgruppen und Spielgeräten<br />
umgestaltet, als farbige Stelen aufgestellt<br />
wer<strong>den</strong>. Fotos oder Bilder können auf<br />
Rolltreppenstufen installiert wer<strong>den</strong>.<br />
Oder Rolltreppen rollen durch Kunst- und Fotoausstellungen.<br />
Von und mit fahren<strong>den</strong> Rolltreppen<br />
können Projektionen gezeigt wer<strong>den</strong>.<br />
Auf Rolltreppen kann durch Kunst und Kaufhausgeschichten<br />
gefahren wer<strong>den</strong>.<br />
Mit Rolltreppen könnten wir die Goethestraße,<br />
könnten Wegeverbindungen symbolisch oder<br />
in echt überspannen. Die Handläufe tragen<br />
Hände bekannter Persönlichkeiten. Aus Rolltreppen<br />
entstehen Räder, rollen durch die Geschichte,<br />
durch Schichten, rollen ins Glück,<br />
durchs Grün oder in <strong>den</strong> Himmel.<br />
3
Es ist z.B. unglaublich reizvoll, aus Gebots-<br />
und Verbotsschildern an Rolltreppen eine Ausstellung<br />
zu machen.<br />
Sie sehen, der Phantasie sind keine Grenzen<br />
gesetzt, höchstens Finanzielle, Technische<br />
und Räumliche.<br />
Wir haben uns in einem ersten Gespräch an<br />
<strong>das</strong> Stadtmarketing in Persona Ralf Hohoff mit<br />
zwei Punkten gewandt.<br />
1. Wir brauchen entsprechende Unterstützung<br />
durch Rat und Verwaltung. Es sind unglaublich<br />
viele Einzelschritte zu gehen, formale Dinge<br />
etc. zu beachten. Herr Hohoff sicherte seine<br />
Unterstützung zu.<br />
2. Wir brauchen operative und rasche Hilfe,<br />
mindestens eine Rolltreppe aus dem im Abbruch<br />
befindlichen ehemaligen Horten-<br />
Kaufhaus.<br />
Am 10.Oktober darf kein Fremder mehr <strong>das</strong><br />
verlassene Kaufhaus betreten. Dann rücken<br />
große Bagger an, um <strong>das</strong> Innenleben einzureißen.<br />
Spätestens dann fallen die Rolltreppen<br />
und wer<strong>den</strong> sofort als teurer Rohstoff eingeschmolzen<br />
und wieder verwendet.<br />
Das heißt: wir müssen bis zum 9.Oktober eine<br />
Bauschlosserei fin<strong>den</strong>, die eine Rolltreppe, die<br />
Technik und <strong>den</strong> Motor zur künstlerischen<br />
Weiterbearbeitung demontiert. Diese Bauschlosserei<br />
müsste dann auch die Rolltreppe<br />
bis zur künstlerischen Bearbeitung durch <strong>Martin</strong>e<br />
Mallet zwischenlagern. Beides funktioniert<br />
nur, wenn der vorgesehene Betrieb dafür noch<br />
keine Rechnung schreibt.<br />
Mit dem Gütersloher Abbruchunternehmen ist<br />
ein finanzieller Modus für die Überlassung der<br />
Rolltreppe zu entwickeln.<br />
Wenn <strong>das</strong> alles glückt, bleibt „nur“ noch der<br />
Zeitfaktor. Es sind verdammt wenige Tage.<br />
Sollte es glücken, dann geht <strong>das</strong> ganze Programm<br />
weiter: Entwürfe sichten, Sponsoren für<br />
die Kunstwerke fin<strong>den</strong>, Standorte festlegen,<br />
Genehmigungen dafür einholen und mit allen<br />
Folgeproblemen wie Sicherheit der Kunst etc.<br />
fertig zu wer<strong>den</strong>.<br />
Aber es lohnt sich. Die Rolltreppenkunst könnte<br />
der erste gewaltige und hochattraktive Baustein<br />
zu unserem Skulpturenpark Ringpromenade<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Diese öffentliche Kunstausstellung befindet<br />
sich in direkter Nähe in der Innenstadt und<br />
könnte auch hier zu einer mächtigen Imageund<br />
Qualitätssteigerung wer<strong>den</strong>.<br />
Es gibt nicht oft Vorschläge aus der Bürgerschaft<br />
mit derartigem positivem Tiefgang. Es<br />
gibt auch nicht oft Bereitschaft, die gemachten<br />
Vorschläge über lange Zeiträume inhaltlich und<br />
in der Organisierung an vorderster Stelle zu<br />
begleiten.<br />
Wer jetzt zögert, tonnenweise Be<strong>den</strong>ken vor<br />
dieser realistischen Vision auftürmt, Chancen<br />
verspielt, der wird zu <strong>spät</strong> kommen und irgendwann<br />
vom <strong>Leben</strong> die Rechnung präsentiert<br />
bekommen.<br />
4
Wer ist dabei, wer hilft mit, wer unterstützt uns?<br />
Artikel im Wochenblatt vom 26.September 2007<br />
Schöner Garten für Skulpturen<br />
<strong>Luther</strong>viertel-Chef Werner Reumke will die Ringanlagen aufwerten<br />
Hamm (mig). Jetzt muss es schnell gehen –<br />
je<strong>den</strong>falls, wenn man <strong>den</strong> Skulpturengarten,<br />
der vor dem Auge Werner Reumkes entstan<strong>den</strong><br />
ist, umsetzen will. Denn wesentliche Bestandteile<br />
der Idee sind… Rolltreppen. Die<br />
stehen derzeit noch im Horten-Haus und wer<strong>den</strong><br />
in etwa zwei Wochen entsorgt. Danach<br />
würde es durchaus schwieriger, einen Skulpturengarten<br />
in <strong>den</strong> Ringanlagen einzurichten.<br />
Denn <strong>das</strong> ist die Idee von Reumke, Chef des<br />
Vereins zur Förderung des <strong>Martin</strong>-<br />
<strong>Luther</strong>viertels: Die Aufwertung der Ringanlage<br />
durch einen Skulpturenpark. Und ganz nebenbei<br />
könne so ein Skulpturengarten sowohl an<br />
die Geschichte von Horten als auch an die der<br />
Alten Ahse erinnern, die Aufenthaltsqualität in<br />
der City erhöhen und eine Imagesteigerung<br />
der Stadt Hamm bewirken – „Da kommen doch<br />
Leute zu uns, die sich <strong>das</strong> anschauen wollen“,<br />
argumentiert Reumke und verweist auf die<br />
Skulpturen-Aktion in Münster, die auch überregional<br />
viel Beachtung fand.<br />
Allerdings: Ein solches Projekt kann der <strong>Luther</strong>viertel-Verein<br />
nicht alleine stemmen. Werner<br />
Reumke hofft, <strong>das</strong>s die Stadt die Idee e-<br />
benso charmant findet wie er selbst. Ansprechpartner<br />
ist Stadtmarketingchef Ralf Hohoff<br />
– und der hält <strong>den</strong> Ball erst mal flach: Generell<br />
sei alles gut, was die Ringanlagen aufwertet,<br />
es müsse aber finanzierbar sein. Und<br />
<strong>das</strong> könne nur durch Sponsoren und nicht aus<br />
Haushaltsmitteln geschehen, betont Hohoff.<br />
Die Stadt habe mit der Freilegung der Schleuse<br />
im Nordring damit begonnen, <strong>das</strong> Entwicklungs-<br />
und Gestaltungsprojekt Ringanlagen<br />
umzusetzen. Weitere Aufwertungsmaßnahmen<br />
sollen folgen. „Wenn wir die Idee von<br />
Herr Reumke integrieren könnten – um so<br />
besser.“<br />
Ein paar Plastiken gibt es schon, sie fristen<br />
aber nach Reumkes Auffassung ein Schatten<strong>das</strong>ein<br />
zwischen Nichtbeachtung und Verfall.<br />
Und dazu kommen sollen neue Werke – wie<br />
Skulpturen aus <strong>den</strong> Rolltreppen des Horten-<br />
Kaufhauses. Eine Künstlerin kann er auch<br />
vorschlagen: „<strong>Martin</strong>e Mallet ist ganz begeistert<br />
von <strong>den</strong> Möglichkeiten, die ihr die Rolltreppen<br />
bieten“, sagt der Feinkosthändler.<br />
5
Ein paar Kunstwerke wohnen schon in der<br />
Ringpromenade. Die „Säule der Gastfreundschaft“<br />
von Helmut Berger zum Beispiel. Direkt<br />
am Ring an und auf dem Umspannhäuschen<br />
an der Sternstraße fin<strong>den</strong> sich „Toits“ und<br />
„Frauen“ von <strong>Martin</strong>e Mallet. Reumke: „An<br />
diesem Häuschen sollten unbedingt die Arka<strong>den</strong><br />
mitgestaltet wer<strong>den</strong>.“ Ebenfalls bereits<br />
vorhan<strong>den</strong>: Der Elefant von Jutta Schneeweiß-<br />
Schröer im Bereich Neue Bahnhofstraße, Ecke<br />
Südring und die Plastik „Rohrbündel“ am<br />
Stadtwerkehaus.<br />
Weiter beleben könne man, so Werner Reumke,<br />
die Ringanlage beispielsweise mit der<br />
„Wolkenschaukel“ von Otmar Alt – sie steht<br />
zurzeit am Hintereingang von C & A, ist defekt<br />
und, so Reumke, erfahre weder Beachtung<br />
noch Würdigung. Und zwei weitere Alt-Objekte<br />
könnten entsprechend dem Vorschlag Reumkes<br />
ihren Standort wechseln: „Ekke Nekepen“,<br />
ein Schiff, an der Hafenstraße und der „Tanzvogel“<br />
in der Weststraße. Die Wirkung dieser<br />
Vorschläge laut Reumke: „So können wir würdigen,<br />
was Otmar Alt für diese Stadt geleistet<br />
hat.“<br />
Neu käme eine oder mehrere Rolltreppen-<br />
Skulpturen von <strong>Martin</strong>e Mallet hinzu – <strong>das</strong><br />
müsste nach Meinung Werner Reumkes aber<br />
nicht <strong>das</strong> Ende der Fahnenstange sein. „Vielleicht<br />
kann es gelingen, <strong>den</strong> einen oder anderen<br />
überregional bekannten Künstler zu gewinnen“,<br />
sagt der 60-Jährige.<br />
Es ist nicht <strong>das</strong> erste Mal, <strong>das</strong>s sich Reumke<br />
Gedanken um die Ringanlagen macht. Bereits<br />
vor fünf Jahren schlug er in einem Bürgerantrag<br />
vor, <strong>den</strong> Ring wieder in Ringpromenade<br />
zurück zu benennen und mit verschie<strong>den</strong>en<br />
Maßnahmen wieder zu beleben. Zum Teil wur<strong>den</strong><br />
seine Vorschläge aufgegriffen. Jetzt aber<br />
tickt die Uhr – je<strong>den</strong>falls für die Rolltreppen bei<br />
Horten. „Am 10. Oktober kommen die Bagger<br />
und reißen sie heraus. Dann hätten wir diese<br />
Chance vertan“, sagt Werner Reumke.<br />
Zweites St.<strong>Martin</strong>s-Fest am 10.11.07<br />
Am Samstag, <strong>den</strong> 10.November ist es wieder<br />
soweit. Um 16.45 Uhr eröffnet unsere<br />
erste Bürgermeisterin, Frau Wäsche <strong>das</strong> 2.<br />
St-<strong>Martin</strong>s-Fest im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>.<br />
Der Posaunenchor gibt dann <strong>das</strong> Zeichen zum<br />
Aufbrechen für <strong>den</strong> <strong>Martin</strong>szug, der um 17.00<br />
Uhr beginnt. Mit St.<strong>Martin</strong> auf dem Pferd beginnt<br />
dann, begleitet von Kindern und Eltern,<br />
der Laternenumzug. Helder und Ordnungskräfte<br />
mit Sicherheitswesten und Pechfackeln<br />
begleiten und führen sicher <strong>den</strong> Umzug.<br />
Damit allen die Möglichkeit gegeben wird, die<br />
vorgesehenen Lieder für <strong>den</strong> Umzug mitsingen<br />
zu können, sind Liederblätter mit Noten und<br />
Texten vorbereitet.<br />
Vom <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Platz gehen die Teilnehmer<br />
durch die gleichnamige Straße in östliche Richtung<br />
bis zur Sternstraße, um dort rechts abzubiegen<br />
in südliche Richtung bis zum Südring,<br />
dessen breiten Bürgersteig bis zum Stadtwerkehaus<br />
genutzt wird, um von da aus zum Westentor<br />
zu gelangen. Von hier aus geht es in die<br />
Fußgängerzone bis zur Rödinghauser Straße.<br />
Ab da geht es auf direktem Weg zum Ausgangspunkt<br />
zurück. Der Besuch der <strong>Luther</strong>-<br />
Kirche schließt sich mit der Darstellung der<br />
Mantelteilung an.<br />
Vorgetragen wird diese Aktion vom evangelischen<br />
Kindergarten Hohe Straße.<br />
Für die Sicherheit des <strong>Martin</strong>sfestes sorgen die<br />
Feuerwehr, die Straßenverkehrsbehörde, <strong>das</strong><br />
Umweltamt der Stadt Hamm und die örtliche<br />
Polizei. Der Platz wird zusätzlich durch Barrieren<br />
gesichert.<br />
Die Redaktion von Le Journal hat <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />
des St.<strong>Martin</strong>-Festes, Herrn Werner<br />
Boes, nach weiteren Einzelheiten gefragt.<br />
Lassen wir Herrn Boes selber zu Wort kommen:<br />
„Auf dem <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Platz befin<strong>den</strong> sich<br />
Feuerstätten und dazu eine Anzahl Holzhütten<br />
für <strong>den</strong> beginnen<strong>den</strong> Brezel-, Würstchen-,<br />
Getränke- und Losverkauf. In der Zeit des<br />
6
Eintreffens der Eltern und Kinder können bereits<br />
Lose für die <strong>spät</strong>er stattfin<strong>den</strong>de Tombola<br />
zum Preis von 1 € gekauft wer<strong>den</strong>. Für <strong>das</strong><br />
leibliche Wohl sorgen zu dieser Zeit schon die<br />
Stände mit Bratwurst und Brezeln, bei <strong>den</strong>en<br />
Kindergarteneltern die Initiative ergriffen haben.<br />
Vom Enchilada wird eine der Holzhütten<br />
betrieben, an der für unsere Kinder Wasser<br />
sowie Kinderpunsch, heiße Schokolade, Saftschorle<br />
und Säfte angeboten wer<strong>den</strong>.<br />
Wir freuen uns mit Ihnen, wenn mit der beginnen<strong>den</strong><br />
Abenddämmerung, die bunt strahlen<strong>den</strong><br />
Lampions der Kinder <strong>den</strong> Weg unseres<br />
St.<strong>Martin</strong>s beleuchten. Die Teilung des Mantels<br />
durch St.<strong>Martin</strong> greifen wir zum Ende der<br />
Darstellung auf und verteilen Doppelplätzchen<br />
7
an die Kinder mit der Aufgabe, dieses zu Hause<br />
mit jemand zu teilen.<br />
Der mit Musik begleitete Auszug aus der Kirche<br />
soll aber nicht der Abschluss des Festes<br />
sein. Jetzt beginnt die Ausgabe der Gewinne<br />
der Tombola. Viele Geschäftsleute haben sich<br />
hier an <strong>den</strong> Preisen beteiligt und als Krönung<br />
gibt es die Gutscheine für zehn <strong>Martin</strong>sgänse<br />
(gerupft und tiefgefroren). Damit niemand leer<br />
ausgeht, sind nur Gewinnlose vorgesehen (es<br />
gibt keine Nieten). Trotz des Bemühens um<br />
zügige Verteilung der Gewinne empfehlen wir<br />
in der Wartezeit, die angebotenen Verpflegungsstände<br />
zu besuchen.<br />
Ein zusätzlicher Höhepunkt des Abends: Alle<br />
Anwesen<strong>den</strong>, die mit Personalausweis belegen<br />
können, <strong>das</strong>s sie am 10.November geboren<br />
sind, erhalten ein Überraschungspräsent.<br />
Durchgeführt wird die Veranstaltung unter der<br />
Mitwirkung der Kindergärten und Tagesstätten<br />
Villa Kunterbunt, Kidron und <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>.<br />
Wie im letzten Jahr wird die gute Stimmung für<br />
ein fröhliches Ausklingen des Festes sorgen.“<br />
08.12.07: Advents- und Weihnachtsmusik für Chor a<br />
Capella und Bläserquartett in der <strong>Luther</strong>-Kirche<br />
mit dem breezy-art-ensemble und dem<br />
Westfälischen Kammerchor Münster<br />
Am Samstag, dem 8.Dezember 07 findet <strong>das</strong><br />
letzte Konzert des Vereins zur Förderung des<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V. in der <strong>Luther</strong>-Kirche<br />
statt. Es steht unter dem Thema: Advents- und<br />
Weihnachtsmusik für Chor a Capella und Bläserquartett<br />
Alte Musik neu gespielt<br />
Im Herbst 2005 formierten sich vier Musiker<br />
verschie<strong>den</strong>er Stilrichtungen zum breezy-artensemble,<br />
mit dem Ziel ihre unterschiedlichen<br />
musikalischen Wurzeln, in der Interpretation<br />
„alter Musik“, zu einer neuen, eigenen Klangsprache<br />
zusammenzuführen.<br />
In ihrer intensiven Konzert- und Aufnahme<br />
Tätigkeit, sowie als Dozenten an Musikhochschulen<br />
beschäftigen sich die vier Bläser mit<br />
der Aufführungspraxis alter Musik, dem Jazz,<br />
der sinfonischen Musik oder der neuen Musik.<br />
Mitwirkende sind <strong>das</strong> breezy-art-ensemble und<br />
der Westfälische Kammerchor Münster. Beginn<br />
des Konzerts ist 20.00 Uhr. Der Eintritt<br />
beträgt 8 €, für Jugendliche 5 €. Karten geben<br />
es bei Mersch & Röper und an der Abendkasse.<br />
Die Mitglieder des breezy-art-ensembles in der<br />
Besetzung: Trompete/ Sopran-Tenorsaxophon/<br />
Posaune-Barockposaune/ und Tuba -<br />
Ophikleide, verbindet die Liebe zur „alten Musik“.<br />
In gemeinsamen Interpretationen bündeln<br />
sie ihre unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen,<br />
heben rhythmische oder harmonische<br />
Aspekte ihrer musikalischen Vorlagen heraus,<br />
lassen durch ihre Instrumentierungen eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben entstehen,<br />
fügen Improvisationen hinzu und fin<strong>den</strong><br />
zu einer Musik mit ganz eigenem Charakter.<br />
Mal mitreißend, mal anrührend, spannend oder<br />
überraschend.<br />
8
Schlagzeilen vom letzten Auftritt in<br />
Hamm<br />
"Bach und ich"<br />
"breezy-art-ensemble" holte Barock und Renaissance<br />
in <strong>Luther</strong>kirche<br />
Ein Hörerlebnis der Extraklasse- Zuhörern<br />
stockte der Atem<br />
... und holten diese Musik damit ins 21. Jahrhundert.<br />
...Kompositionen alter Meister... wurde eine<br />
musikalische Frischzellenkur verpasst.<br />
Das Ergebnis geriet durch neue Instrumentierung<br />
und Arrangement- plus Improvisationzum<br />
Hörerlebnis der Extraklasse...<br />
...Dabei zeigte sich, <strong>das</strong>s diese frühen Versionen<br />
heutiger Blechblasinstrumente einen<br />
"schlankeren" Klang als heutige Geräte produzieren<br />
und so mehr Freiräume für andere Instrumente<br />
bieten...<br />
Detlef Reimers (Posaune/Barockposaune)<br />
...Geschickt arbeitete <strong>das</strong> Quartett mit <strong>den</strong><br />
akustischen Möglichkeiten der Kirche.... was<br />
dem Klangbild zusätzliche Tiefe verlieh....<br />
... die Vielzahl der Klangfarben verblüffte....<br />
...Dabei entstellten die vier Musiker diese Musik<br />
in keinster Weise. Vielmehr entstand der<br />
Eindruck, <strong>das</strong>s es sogar bei "Klassikern" aus<br />
Bachs Kunst der Fuge noch reichlich Neuland<br />
zu erforschen gibt...<br />
...Den Besuchern schien streckenweise der<br />
Atem zu stocken, <strong>den</strong>n diese musikalische<br />
Spannung begeisterte und entzückte derart,<br />
<strong>das</strong>s der Applaus schließlich gar nicht en<strong>den</strong><br />
wollte.<br />
Komplexe Arrangements im Stile eines Gil<br />
Evans verwischten die Stilgrenzen...<br />
... als "breezy-art" die absteigende Tonfolge<br />
von "Hit the road Jack" aufgriffen, zuckten die<br />
Körper auf <strong>den</strong> Kirchenbänken im Takt.<br />
Detlef Reimers sammelte bereits während<br />
seiner Studienzeit an <strong>den</strong> Musikhochschulen in<br />
Hamburg und Lübeck Kammermusikerfahrungen<br />
mit „neuer“ Musik in <strong>den</strong> renomiertern<br />
Hamburger Ensembles: „Hinz und Kunst“ und<br />
„l art pour l’art.<br />
1981 ging er als Soloposaunist zum Philharmonischen<br />
Staatsorchester nach Bremen, wo<br />
er bis 1987 tätig war.<br />
Auf die unerschöpflichen Möglichkeiten der<br />
Posaune in der Musik des 16. und 17. Jhdts.<br />
aufmerksam gewor<strong>den</strong>, spezialisierte er sich<br />
seit 1987 auf die Interpretation alter Musik auf<br />
historischen Instrumenten und spielt seitdem<br />
Renaissance-, Klassische- oder Romantische<br />
Posaune in zahlreichen Konzerten, Rundfunkund<br />
ca. 60 CD Aufnahmen mit spezialisierten<br />
Ensembles wie: „Musica Fiata Köln“, „Concerto<br />
Köln“, „Akademie für Alte Musik Berlin“, „Capella<br />
Coloniensis“, „Weser Renaissance- Bremen“<br />
u.v.a.<br />
Thomas Lück (Tuba/ Ophikleide)<br />
Seit dem Wintersemester 2000 hat Detlef Reimers<br />
einen Lehrauftrag für Posaune und<br />
Blechbläser Kammermusik an der Musikhochschule<br />
Münster/Westf.<br />
Thomas Lück arbeitet seit seinem Studium an<br />
der Hochschule für Musik und Theater in Hannover<br />
als freier Musiker und Musikproduzent.<br />
Bei seiner Gastspieltätigkeit in verschie<strong>den</strong>en<br />
Deutschen Orchestern, vor allem der Radio-<br />
Philharmonie Hannover des NDR, bei der<br />
Thomas Lück seit 20 Jahren regelmäßig als<br />
Gast tätig ist, konzertierte er in Konzertsälen in<br />
ganz Deutschland, sowie im Ausland.<br />
Bei seiner Tätigkeit im NDR-Hannover-Pops-<br />
Orchester hat Thomas Lück an zahlreichen<br />
9
Crossover Projekten mitgewirkt. Im Jahr 2000<br />
entstand bei mehreren Konzerten mit Herbert<br />
Grönemeyer die live DVD „Stand der Dinge“.<br />
Weitere Höhepunkte sind z.B. Konzerte mit<br />
Patricia Kaas, eine CD- Produktion mit Peter<br />
Herbolzheimer und Filmmusiken wie zu „Das<br />
Wunder von Bern“.<br />
Mit der „historischen“ Aufführungspraxis konfrontiert,<br />
hat Thomas Lück sich intensiv mit der<br />
Spieltechnik der Ophikleide (dem Vorläuferinstrument<br />
der Tuba) beschäftigt und wird mit<br />
diesem Instrument regelmäßig zu Konzertprojekten<br />
von Ensembles „für alte Musik“ eingela<strong>den</strong>.<br />
Auch im Schauspielhaus Hannover und im<br />
Schauspiel des Staatstheaters Braunschweig<br />
war er mehrfach als Musiker, eingebun<strong>den</strong> ins<br />
Spielgeschehen, auf der Bühne vertreten.<br />
Neben seiner langjährigen Mitarbeit im<br />
www.blechblaeserquintett-Hannover.de wirkt<br />
Thomas Lück immer wieder bei projektbezogenen<br />
Engagements in ganz unterschiedlichen<br />
Stilrichtungen im Bereich Jazz, Pop, zeitgenössische-<br />
und Kammermusik mit.<br />
Außer Basstuba, Kontrabasstuba und<br />
Ophikleide im klassischen Bereich spielt Thomas<br />
Lück, vor allem im Jazz, auch Sousaphon,<br />
Kontrabass und E-Bass.<br />
Thomas Stählker (Trompete/ Barocktrompete)<br />
Neben zahlreichen Rundfunk- und CD-<br />
Einspielungen als Musiker mit <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />
Orchestern oder Ensembles, ist<br />
Thomas Lück im eigenen Tonstudio<br />
www.paulproductions.de als Musikproduzent<br />
und Aufnahmeleiter tätig. Sein Hauptaufgabengebiet<br />
liegt hier in der Aufnahme akustischer<br />
Instrumente und Ensembles verschie<strong>den</strong>er<br />
Stilrichtungen wie Klassik, Jazz und Blasorchester.<br />
Thomas Stählker widmet sich schwerpunktmäßig<br />
der Sololiteratur für Trompete. In zahlreichen<br />
Konzerten, besonders in der Kombination<br />
Trompete und Orgel (eine CD Einspielung<br />
in dieser Besetzung) sowie mit verschie<strong>den</strong>en<br />
Orchestern und Ensembles tritt Stählker als<br />
Solist in Erscheinung. Zunächst studierte er<br />
Trompete bei A. Eichberger in Münster und<br />
besuchte etliche Meisterkurse bei Konradin<br />
Groth, Peter Kallensee und David Hickman.<br />
Als Orchestertrompeter spielt Thomas Stählker<br />
in verschie<strong>den</strong>en Orchestern in NRW. In Zusammenarbeit<br />
mit Friedemann Immer beschäftigte<br />
er sich mit <strong>den</strong> speziellen Spieltechniken<br />
der Naturtrompete, die er neben der „modernen<br />
Trompete“ auch im breezy-art-ensemble<br />
spielt.<br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil seiner Arbeit,<br />
liegt im instrumetalpädagogischen Bereich, wo<br />
er mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.<br />
Thomas Stählker wirkt sowohl an einer Musikschule,<br />
als auch an einer Förderschule Lernen<br />
in Münster, wo er im sonderpädagogischen<br />
Bereich mit Trompetenschülern arbeitet, die<br />
normalerweise nicht <strong>den</strong> Zugang zum Instrumentalunterricht<br />
fin<strong>den</strong>. Seit dem Wintersemester<br />
05 hat er außerdem einen Lehrauftrag<br />
für Trompete an der Musikhochschule in Münster.<br />
Ansgar Elsner (Sopran-/ Tenorsaxophon)<br />
Seit Anfang der achtziger Jahre hat sich der<br />
Saxophonist Ansgar Elsner durch seine Mitwirkung<br />
in zahlreichen Jazzensembles und durch<br />
10
die Leitung eigener Bands einen Namen gemacht.<br />
Er arbeitete mit Musikern wie Detlev Beyer, Ed<br />
Kröger, Uli Beckerhoff, Gunnar Plümer, Peter<br />
Weiß, Wolfgang Ekholt, Romy Cameron, Wayne<br />
Bartlett, Fay Victor u.a. zusammen.<br />
Mit seinem Trio „Elsner, Ekholt, Kracht“ realisierte<br />
er grenzüberschreitende Projekte zur<br />
Integration von Musik, Literatur, Tanz und Film.<br />
A. Elsner wirkte als Musiker und Komponist an<br />
internationalen Theater- und Tanztheaterproduktionen<br />
mit.<br />
Er ist Dozent an der Westfälischen- Wilhelms-<br />
Universität in Münster.<br />
Seit vielen Jahren engagiert er sich als Dozent<br />
des „Coesfelder Jazzworkshops“ für die Förderung<br />
talentierter junger Jazzmusiker.<br />
Westfälischen Kammerchors Münster<br />
Leitung Markus Föhrweißer<br />
Der Westfälische Kammerchor Münster<br />
Der Westfälische Kammerchor Münster wurde<br />
1978 gegründet und musiziert seitdem unter<br />
der künstlerischen Leitung von Markus Föhrweißer.<br />
Der Chor, der sich aus Studieren<strong>den</strong><br />
und Berufstätigen unterschiedlichster Bereiche<br />
zusammensetzt, pflegt ein umfangreiches Repertoire<br />
geistlicher und weltlicher A-cappella-<br />
Musik und legt einen besonderen Schwerpunkt<br />
auf die Erarbeitung anspruchsvoller Chorwerke<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
Zahlreiche Konzerte in Münster und anderen<br />
Städten Deutschlands, regelmäßige Konzertreisen<br />
ins europäische Ausland und in die<br />
USA, Produktionen für <strong>den</strong> WDR sowie Auszeichnungen<br />
im Rahmen der Deutschen<br />
Chorwettbewerbe (u.a. 3. Preis in Regensburg<br />
1998) machten <strong>den</strong> Chor über die Region<br />
Westfalens hinaus bekannt und bestätigten<br />
zugleich sein hervorragendes Niveau. 1996<br />
entstand die CD "Europäische Chormusik",<br />
2000 die CD "Weihnachten" und 2003 die CD<br />
"Deutsche Volkslieder".<br />
Für unsere neuen Projekte nach der Sommerpause<br />
suchen wir noch Sängerinnen und Sänger<br />
mit Chorerfahrung, besonders hohe Soprane<br />
und Tenöre. Wir proben einmal im Monat<br />
an einem Wochenende von Freitagabend bis<br />
Sonntagmittag - eine Zeit des intensiven Probens<br />
und der ebensolchen Gemeinschaft.<br />
Der Chorleiter<br />
Markus Föhrweißer, Mitbegründer des Chores,<br />
hat in Münster Klavier, Gesang und Musiktheorie<br />
studiert. Nach mehreren Jahren Dozententätigkeit<br />
an der Musikhochschule in Münster ist<br />
er seit 1983 Leiter der Kreismusikschule Ostholstein.<br />
Bei dem 2. Deutschen Chorwettbewerb<br />
1985 in Hannover erhielt er einen Förderpreis<br />
des Deutschen Musikrates.<br />
Von Beruf Sattler<br />
Erik: der Sattler und sein <strong>Leben</strong>straum<br />
11
Neues <strong>Leben</strong> im ehemaligen Beerdigungsinstitut<br />
– demnächst als Künstlerwerkstatt<br />
mit Kunst und Kultur<br />
Vor knapp einhundert Jahren entstand ein<br />
kleines schnuckeliges Häuschen hinter dem<br />
heutigen Foto-Hoffmann, ess-mo<strong>den</strong> und der<br />
Goldschmiede Bonievsky. Jahrzehntelang<br />
wurde hier für <strong>den</strong> letzten Weg des Menschen<br />
gearbeitet. Hier waren eine Sargtischlerei und<br />
<strong>das</strong> Beerdigungsinstitut Schwietert untergebracht.<br />
WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />
Das Haus, die Werkstatt überdauerten fast<br />
achtzig Jahre, überdauerten <strong>den</strong> ersten und<br />
zweiten Weltkrieg, Wirtschaftskrisen, Strukturwandel,<br />
Krankheiten, Verjüngungen durch<br />
nachfolgende Generationen und vieles mehr.<br />
Trotzdem, eines Tages, vor knapp zwanzig<br />
Jahren war urplötzlich Schluss. Als wenn die<br />
Menschen blitzartig die Räumlichkeiten verlassen<br />
mussten oder verlassen hatten, blieb die<br />
Zeit stehen. Angefangene Kreuzworträtsel,<br />
nicht beendete Särge, nicht weggeräumte<br />
Essensutensilien zeugten von der Plötzlichkeit<br />
des Aufbruchs. Allein schon dieser Umstand ist<br />
mindestens eine Geschichte wert.<br />
Für die meisten Menschen im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Viertel</strong> war <strong>das</strong> mittlerweile mit grünen Rankpflanzen<br />
zugewachsene Gebäude nicht präsent.<br />
Ganz einfach, es gibt nur zwei Stellen,<br />
von <strong>den</strong>en man <strong>das</strong> Gebäude überhaupt entdecken<br />
kann, nämlich aus zwei benachbarten<br />
Innenhöfen oder von <strong>den</strong> oberen Geschossen<br />
des Marienhospitals.<br />
Jetzt aber ist alles anders. Seit Monaten<br />
herrscht aktives <strong>Leben</strong> zwischen <strong>den</strong> Wän<strong>den</strong>.<br />
Wir wur<strong>den</strong> eher beiläufig auf die sich anbahnen<strong>den</strong><br />
großen Ereignisse aufmerksam, nämlich<br />
in <strong>den</strong> frühen Morgenstun<strong>den</strong> durch wil<strong>den</strong><br />
und lauten Gerumpel.<br />
Neugierig gewor<strong>den</strong>, wurde die Aktion in Augenschein<br />
genommen. Herr Herborn, der<br />
Hausbesitzer dieses Hinterhofmärchengebäudes<br />
und Erik Posingis waren dabei, alle Räume<br />
leer zu machen und Container zu füllen,<br />
um mit dem Restaurieren und Umgestalten zu<br />
beginnen. Man sieht so etwas mit einem weinendem<br />
und einem lachendem Auge.<br />
WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />
Traurig gestimmt waren wir etwas, weil der<br />
historische Maschinen- und Materialbestand<br />
schlagartig <strong>den</strong> Weg des Recycelns nahm, die<br />
alten Sägen, Drechselmaschinen, selbst die<br />
nicht fertig gewor<strong>den</strong>en Särge waren schlicht<br />
und einfach weg.<br />
Die Herren Herborn und Posingis nahmen <strong>den</strong><br />
Fotografen zur ersten Besichtigung im Jahre<br />
null des Neuanfangs mit.<br />
Das Gebäude besteht aus mindestens 200<br />
qm2 nutzbarer Fläche, dem Erdgeschoß, dem<br />
ersten Stock und dem Dachgeschoß. Obwohl<br />
aufgetürmte Berge von noch zu Beseitigendem<br />
je<strong>den</strong> Raum „zierten“, war doch zu erkennen,<br />
12
<strong>das</strong> dieses historische Gebäude mit seinen<br />
Fenstern und Türen der ersten Stunde, mit<br />
seinen steilen Aufgängen und trockenen Räumen<br />
und dem Dachbo<strong>den</strong> über enormes Potential<br />
verfügt.<br />
WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />
Aber wer ist in diesem Zusammenhang Erik<br />
Posingis? Im Verlauf des Engagements für und<br />
um <strong>das</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> sind uns immer<br />
wieder interessante Persönlichkeiten begegnet,<br />
<strong>den</strong>en wir auf <strong>den</strong> ersten Blick, wir bitten<br />
um Verzeihung, nicht allzu viel zugetraut hätten.<br />
Umso größer war die Überraschung dann<br />
beim zweiten und <strong>den</strong> weiteren Blicken.<br />
Erik Posingis ist dabei, seinen <strong>Leben</strong>straum zu<br />
verwirklichen. Und dieser <strong>Leben</strong>straum ist<br />
deckungsgleich mit dem, was auch wir Engagierten<br />
im Quartier anstreben. Erik ist 41 Jahre<br />
jung, gelernter Schreiner und Stellmacher und<br />
gerade dabei, ein kreatives Haus für Kunst und<br />
Kultur zu entwerfen und zu entwickeln.<br />
Wie <strong>das</strong> so ist bei solchen Visionären, sie haben<br />
eine Idee und beginnen sie stur und engagiert<br />
anzugehen. Und beim Abarbeiten be<strong>kommt</strong><br />
diese Idee immer mehr Konturen, wird<br />
hier und da modifiziert, ohne aber vom eingeschlagenen<br />
Weg abzugehen. Erik bewerkstelligt<br />
die Komplettsanierung im Wesentlichen<br />
allein und benutzt dabei hauptsächlich recycelte<br />
gebrauchte Materialien.<br />
Mittlerweile waren wir immer wieder zum Gucken<br />
da. Erik macht riesige Fortschritte. Hier<br />
trifft der Satz unbedingt zu „wie der Phönix aus<br />
der Asche“ entsteht was völlig Neues ohne<br />
dabei <strong>den</strong> historischen Kontext zu beschädigen.<br />
Viele Freundinnen und Freunde von Erik sind<br />
Kreative, Künstler und Handwerker. Sie sollen<br />
<strong>spät</strong>er hier ausstellen, musizieren, vielleicht<br />
auch werkeln und restaurieren.<br />
Im wahrsten Sinn des Wortes entsteht hier aus<br />
der ehemaligen Sargtischlerei ein Künstlerhaus.<br />
Der Einweihungstermin könnte die geplante<br />
Hochzeit von Erik mit seiner Freundin<br />
Angelika im nächsten Jahr sein.<br />
Wir wünschen unserem Vereinsmitglied Erik in<br />
jedem Fall für beide Vorhaben Glück und Ausdauer.<br />
Eric, wenn Du Hilfe und Unterstützung<br />
brauchst, Du bist hier im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong><br />
nie alleine.<br />
13
Wir hatten prozentual die Mehrheit<br />
Kammerkonzertfestival am „Ende der Welt“<br />
Stefan Giesen – ein Mann mit Visionen<br />
La Fête no 8 war vorbei, genau sechs Tage,<br />
natürlich noch nicht ganz: Finanzen sind abzuwickeln,<br />
neu entstan<strong>den</strong>e Kontakte zu intensivieren,<br />
Vorschläge und offene Fragen sind<br />
abzuarbeiten. Und dann gibt es noch Eric, <strong>den</strong><br />
„Meister“ unseres Internetauftritts www.martinluther-viertel-hamm.de:<br />
„Wo bleiben die Fotos<br />
für unsere Seite?“. Es wurde auch nach diesem<br />
tollen Ereignis nicht gerade langweilig. Es<br />
war an der Zeit, abzuspannen, Urlaub zu machen,<br />
neue Energien zu tanken, vielleicht auch<br />
Anregungen für die eigene berufliche und bürgerschaftliche<br />
Arbeit zu sammeln.<br />
Das Ehepaar Reumke zog es wie immer nach<br />
Italien, genauer gesagt in die südliche, in die<br />
einsame Toscana. Knapp 1.350 km waren<br />
zurück zu legen, bis die Zufahrt zum Weingut<br />
Salustri auftauchte. Die Azienda Agricola gehört<br />
zu Poggi del Sasso. Kennen Sie? Zumindest<br />
ein weiteres Hammer Paar kannte es<br />
tatsächlich, aber dazu <strong>spät</strong>er. Poggi del Sasso<br />
ist ein Gemeindeteil von Cinigiano. Und zu<br />
diesem kleinen Ort gehört wiederum <strong>das</strong> Teatro<br />
Auditorium Comunale di Cinigiano<br />
Wir waren wie gesagt genau eine Woche nach<br />
dem Ende von La Fête in der südlichen Toscana<br />
angekommen. Frau Salustri begrüßte uns<br />
wie immer wie alte Freunde, fragte nach <strong>den</strong><br />
Personalausweisen und dann passierte es: Sie<br />
drückte uns ein kleines, auf <strong>den</strong> ersten Blick<br />
recht unscheinbares Heftchen in die Hand. Es<br />
war <strong>das</strong> Programmheft zum amiatapianofestival.<br />
Im Weingut hätte es erst vor wenigen Tagen<br />
ein entsprechendes Klassikkonzert gegeben.<br />
14
Wir bedankten uns für <strong>das</strong> Heft, <strong>den</strong> Tipp und<br />
begannen, <strong>das</strong> Auto auszuräumen und die<br />
Sachen in der Ferienwohnung zu verstauen.<br />
Das Weingut und damit die Ferienwohnung<br />
liegen ca. 600 Meter über dem Meeresspiegel.<br />
Wir hatten die ganze Zeit nicht nur supergutes<br />
Wetter (bis auf einen Tag), sondern auch eine<br />
fantastische Aussicht. Wir befan<strong>den</strong> uns quasi<br />
auf der „Grenze“ zur Maremma und dem Monte<br />
Amiata, daher auch der Festivalname.<br />
Der Monte Amiata ist in der Toscana der<br />
zweithöchste Berg mit über 1.000 Metern, die<br />
Maremma ist ein dünn besiedelter und fast<br />
karger Landstrich, in dem umherziehende<br />
Schafher<strong>den</strong> zu Hause sind, Stichwort Pecorino-Käse,<br />
Am anderen Morgen begannen die berühmten<br />
kleinen grauen Zellen langsam, über die Gestaltung<br />
der nächsten 14 Urlaubstage nachzu<strong>den</strong>ken.<br />
Richtig, wir hatten echt Urlaub.<br />
Da störte auch kaum noch der Anruf von Radio<br />
Lippe Welle Hamm, die gehört haben wollen,<br />
<strong>das</strong>s der Artikelschreiber demnächst auch<br />
noch die Weststraße betreuen würde. Ich gab<br />
<strong>das</strong> Interview. Mehr zu <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Quartieren<br />
an anderer Stelle in Le Journal.<br />
Uns fiel beim Frühstück <strong>das</strong> kleine Heftchen<br />
vom amiatapianofestival wieder in die Hände.<br />
Wir kamen schon schwer ins Grübeln. In dieser<br />
Ecke, am Ende der Welt ein Kammerkonzertfestival.<br />
Unmöglich? Unmöglich!<br />
Uns kam der Name des Initiators so bekannt<br />
vor: Stefan Giesen. Nein, der heißt doch Thomas<br />
Giesen, sagte Christiane!<br />
Als Mensch der Tat griff ich zum Handy und<br />
rief einfach an. Nach mehreren fehlgeschlagenen<br />
Versuchen ertönte am anderen Ende <strong>das</strong><br />
bekannte „Pronto!“. Und nun?<br />
„Entschuldigung, sind Sie Herr Giesen?“ „Ja“.<br />
„Heißen Sie zufällig Thomas mit Vornamen?“<br />
„Nein“ „Aber uns <strong>kommt</strong> dieser Name so bekannt<br />
vor, wir verkaufen Weine von Thomas<br />
Giesen. Haben Sie etwas damit zu tun?“ „Ja<br />
natürlich, Fabrizio Tomas ist mein Partner. Ich<br />
selber heiße Stefan.“ „Kann <strong>das</strong> sein, <strong>das</strong> Sie<br />
auch ein eigenes Weingut betreiben und wir<br />
Ihren Sangiovese 2.000 verkaufen?“ „Ja, <strong>das</strong><br />
kann sein.“ „Und machen Sie auch <strong>das</strong> amiatapianofestival?“<br />
„Ja, <strong>das</strong> mache ich auch.“<br />
„Wissen Sie zufällig, wann <strong>das</strong> DOC-<br />
Montecucco gegründet wurde?“ „Ja, 1998, ich<br />
war mit Herrn Salustri einer der Initiatoren.“<br />
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie für<br />
Le Journal kurz vor dem nächsten Konzert ein<br />
bisschen ausfrage?“ „Nein, überhaupt nicht.“<br />
Langsam dämmerte mir, <strong>das</strong> ich Stefan Giesen<br />
schon einmal getroffen hatte, nämlich 1999 im<br />
Weingut Salustri. Er ist bis heute eine Art<br />
kaufmännischer Berater des Weinguts. Umgedreht<br />
bearbeitet Salustri seine Weinberge mit,<br />
bearbeitet seinen Wein bis zur Flaschenfüllung.<br />
Mir dämmerte, da ist einer, der ist noch umtriebiger,<br />
noch engagierter, da ist einer, der es<br />
geschafft hat, Familie, persönliche Interessen,<br />
15
erufliche Notwendigkeiten so zu organisieren,<br />
<strong>das</strong> noch viel Raum für die Umsetzung von<br />
Ideen und Visionen bleibt.<br />
Wir waren gespannt auf <strong>den</strong> Spielort, auf <strong>das</strong><br />
Weingut, auf <strong>das</strong> Konzert und auf Stefan Giesen.<br />
Aber fangen wir von vorne an: Der Tag war<br />
völlig verregnet, der Einzige übrigens. Wir<br />
wollten in einen alten Etruskerort, vielleicht <strong>das</strong><br />
etruskische Museum und einige der Ausgrabungen<br />
besichtigen. Aber es ging nicht, es<br />
schüttete in Eimern. Mittags hatte sich Peter<br />
Volkmer angesagt, der in Sachen Wein als<br />
Importeur und Exporteur auftritt. Er betreut<br />
auch <strong>das</strong> Weingut Salustri und die Podere San<br />
Giuseppe und die Weine Tomas & Giesen und<br />
Mersch & Röper in Hamm.<br />
Wir besichtigten gemeinsam <strong>das</strong> Weingut Salustri,<br />
als Erstes <strong>den</strong> hochmodernen Weinkeller.<br />
Er ist gerade fertig gewor<strong>den</strong> und wird<br />
nacht illuminiert. Hier stehen Holzfässer und<br />
Edelstahltanks, mit und ohne computergesteuerte<br />
Kühlungen, hier befin<strong>den</strong> sich alle Einrichtungen,<br />
aus <strong>den</strong>en hervorragende Weine mit<br />
Tiefgang entstehen. Vater und Sohn Salustri<br />
machen eher traditionelle, authentische Weine<br />
mit hohen Ansprüchen. Bis zur Gründung des<br />
DOC Montecucco belieferte <strong>das</strong> Weingut Brunello-Weingüter.<br />
Und Brunello ist eine der<br />
besten Weinmarken der Welt.<br />
Das Schöne ist, wir als Hammer Weinfachhändler<br />
und als Touristen sind von Anfang an<br />
dabei und verfolgen in zweijährlichen Abstän-<br />
<strong>den</strong> die riesigen Veränderungs- und Entwicklungsschritte<br />
des Weingutes.<br />
Ob wir <strong>den</strong>n wüssten, <strong>das</strong>s sie jetzt auch<br />
Schweine hätten? Natürlich nicht. Auch für<br />
Peter Volkmer war <strong>das</strong> Ganze neu. Also fuhren<br />
wir zu <strong>den</strong> Schweinen. Sie liefen irgendwo im<br />
Gelände herum und mussten erst mit Futter<br />
gelockt wer<strong>den</strong>. Die Rasse heißt Cinta Sinese.<br />
Es sind frei lebende Schweine, die sich vegetarisch<br />
ernähren. Sie sollen eine besonders<br />
hohe Fleischqualität besitzen. Aber darüber<br />
mache ich mir als Vegetarier erst einmal keine<br />
Gedanken. Ein Schwein fiel etwas aus der<br />
schwarz-weißen Optik. Bei näherem Hinsehen<br />
erkannten wir ein Wildschwein. Es war zugelaufen<br />
und hatte sich <strong>den</strong> Anderen angeschlossen.<br />
Direkt neben der Scheune begannen die<br />
Weinberge. Ins Auge sprangen sofort die ganz<br />
alten Rebstöcke. Sie wer<strong>den</strong> derzeit mit einer<br />
universitären Forschungseinrichtung betreut.<br />
Es hatte aufgehört zu regnen. Wir bereiteten<br />
uns auf <strong>das</strong> erste Kammerkonzert in der Podere<br />
San Giuseppe vor. Es war kurz vor achtzehn<br />
Uhr. Wir mussten zehn Minuten fahren.<br />
Es gab kaum noch Häuser bis auf ein supermodernes,<br />
neues Weingut, <strong>das</strong> Colle Massari.<br />
Das Weingut von Stefan Giesen tauchte dann<br />
etwas weiter links am Horizont auf. Zwei gelbe,<br />
neue Gebäude stan<strong>den</strong> mitten in <strong>den</strong> Weinbergen.<br />
Der Schotterweg dahin war erst im<br />
letzten Moment zu sehen.<br />
16
Wir parkten ein. Wir waren die Ersten. Wir<br />
wollten es nicht glauben, aber in diesem Weingut<br />
wird bisher kein Wein produziert. Das<br />
macht Salustri. Beide Gebäude sind zwar fertig,<br />
haben eine Wasserversorgung, sind beheizbar.<br />
Aber was bis jetzt fehlt, <strong>das</strong> ist der<br />
Strom. Unglaublich?<br />
Wie kann da ein Kammerkonzert auf höchstem<br />
Niveau funktionieren? Und es <strong>kommt</strong> noch<br />
besser: die Konzerte wer<strong>den</strong> aufgenommen für<br />
eine CD-Produktion, für Sendungen in deutschen<br />
Sendern.<br />
Die Erklärung ist einfach und <strong>das</strong> zeigt <strong>das</strong><br />
Außergewöhnliche der Person Stefan Giesen,<br />
in dem ich mich ein gewaltiges Stück wieder<br />
finde.<br />
Der Strom wird per Aggregat produziert, <strong>das</strong><br />
etwas abseits der Gebäude leise vor sich hin<br />
summt. Und was ist mit <strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong>?<br />
In Einem fan<strong>den</strong> wie gesagt die Konzerte statt.<br />
Erst haben wir ausgiebig <strong>den</strong> Blick in die Weite<br />
und die Einsamkeit bis hin zum Monte Amiata<br />
genossen, dann ging es zur Kasse. Frau Giesen<br />
war so freundlich, uns die Karten zu verkaufen.<br />
Der Konzertsaal selber war fast ein ganzes<br />
Haus. Uns erschien es so, als wenn <strong>das</strong> Gebäude<br />
um zwei große Konzertflügel, die Stefan<br />
Giesen gehören, herum gebaut wurde. Achtzig<br />
Stühle waren aufgestellt, die aber leider nur<br />
zur Hälfte besetzt wur<strong>den</strong>. Die Decke war aus<br />
akustischen Grün<strong>den</strong> mit dicken Stoffbahnen<br />
abgehängt.<br />
Die Musiker selber lieferten Konzerte auf<br />
höchstem Niveau ab, die großen Musiktheatern<br />
zur Ehre reichen wür<strong>den</strong>.<br />
Wir haben am <strong>spät</strong>en Abend mal ganz vorsichtig<br />
nachgefragt, wie <strong>den</strong>n so etwas finanzierbar<br />
sei. Eigentlich nicht. Es läuft eher alles über<br />
Freundschaften zu Musikprofessoren und<br />
hochkarätigen Musikern. Also doch verdammt<br />
viel Idealismus am „Ende der Welt“.<br />
Nach dem Gänsehautfinale unseres ersten<br />
Kammerkonzertes in der Einsamkeit zwischen<br />
endlosen Weinbergen ging es dann noch zum<br />
gemeinsamen essen. Es war kurz vor 23.00<br />
Uhr. Wir fuhren über enge befestigte und unbefestigte<br />
Sträßchen und Wege, über Brücken<br />
ohne Geländer, gut <strong>das</strong> es dunkel war, zu<br />
einem richtig tollem Ristorante, wo wir an großen<br />
Tischen mit allen Beteiligten <strong>den</strong> Abend<br />
ausklingen ließen.<br />
Ich versuchte noch, <strong>das</strong> <strong>Leben</strong> und <strong>das</strong> Engagement<br />
von Stefan Giesen zu sortieren und zu<br />
verstehen. Irgendwann gab ich <strong>das</strong> auf und<br />
hänge lieber an diesen Artikel verschie<strong>den</strong>e<br />
Internet-Präsentationen.<br />
Wir waren danach noch zweimal in Kammerkonzerten.<br />
Eins davon fand wieder in der Podere<br />
San Giuseppe statt. Hier bekamen wir<br />
dann auch <strong>den</strong> gleichnamigen Wein zur Verkostung.<br />
Er ist gut, er ist bestellt. Er trifft bald<br />
mit <strong>den</strong> Salustri- und <strong>den</strong> Tomas & Giesen-<br />
Weinen bei Mersch & Röper ein.<br />
Das letzte Konzert am Monte Cucco fand im<br />
nagelneuen Gewölbekeller, in der Cantina<br />
17
Colle Massari statt. Colle Massari gehört einer<br />
schweizer Industriellenfamilie, die hier ein noch<br />
nicht zu Ende restauriertes Schloss, etliche<br />
hundert ha Weinberge und <strong>das</strong> neue hochmoderne<br />
Weingut besitzt. Die Inhaber von Colle<br />
Massari sind derzeit auch Vorsitzende des<br />
DOC-Montecucco Konsortiums.<br />
Auch dieses fast schon nicht mehr als Kammerkonzert<br />
zu nennende tolle Konzert in dieser<br />
Kulisse war ein genialer Abschluss dieser<br />
vierzehn Urlaubstage am „Ende“ oder am Anfang<br />
der Welt.<br />
Und wir freuen uns noch heute, Menschen wie<br />
die Familien Giesen und Salustri, <strong>den</strong> Peter<br />
Volkmer haben kennen lernen zu dürfen.<br />
Was lernen wir daraus:<br />
1. Der südliche Teil der Toscana war lange<br />
Zeit wirtschaftlich kaum entwickelt, soziale<br />
Fragestellungen waren deutlich sichtbar. Die<br />
Gründung des DOC-Montecucco war ein gewaltiger<br />
Schritt, eigene Fähigkeiten und Potentiale<br />
zu mobilisieren. Nichts anderes machen<br />
wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>. Und genau <strong>das</strong><br />
müssten viel mehr machen, sich auf die eigenen<br />
Stärken besinnen, sich organisieren und<br />
mit der Arbeit, mit <strong>den</strong> positiven Veränderungen<br />
beginnen.<br />
2. Wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> haben von Beginn<br />
an auf anspruchs- und niveauvolle Kunst<br />
und Kultur gesetzt. Das amiatapianofestival ist<br />
ein gewaltiger Schritt, <strong>das</strong> gerade mal neun<br />
Jahre alte DOC Montecucco öffentlich positiv<br />
bekannt zu machen. Ein Kammerkonzertfestival<br />
2009 im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> steht auf der<br />
Tagesordnung. Stefan Giesen hat Hilfe bei<br />
Kontaktherstellung angeboten. Wir wer<strong>den</strong> uns<br />
wahrscheinlich nicht trauen, ihn beim Wort zu<br />
nehmen. Wie sagte Peter Volkmer: Wenn ich<br />
eine Sache wegen möglicher Aussichtslosigkeit<br />
nicht weiter verfolge, dann <strong>kommt</strong> Stefan<br />
erst richtig in Form. Das kennen wir doch irgendwoher.<br />
3. Zur Gebiets- und Kulturentwicklung gehört<br />
natürlich auch der Agritourismus mit Quartieren,<br />
Übernachtungsmöglichkeiten, mit Restau-<br />
rants, eben mit allem, was umweltverträglichen<br />
Tourismus ausmacht. Es entstehen neue und<br />
zahlreiche Arbeitsplätze. Auch <strong>das</strong> wird künftig<br />
Thema unserer Arbeit hier sein. Bin gespannt,<br />
wann <strong>das</strong> erste Schild „Bed and Breakfast“ in<br />
unserem Quartier auftaucht?!<br />
4. Wir haben Stefan Giesen gefragt, wie er für<br />
<strong>das</strong> amiatapianofestival wirbt. Er kam gerade<br />
aus Montalcino, der Brunellohauptstadt zurück.<br />
Dort hatte er sein Heftchen an Touristen verteilt.<br />
Er fühlte sich dabei schon etwas wie der<br />
„einsame Prediger in der Wüste“. Aber <strong>das</strong><br />
Meiste an Information und Mobilisierung läuft<br />
über verschie<strong>den</strong>e gut gemachte Internetauftritte.<br />
Wir dokumentieren einiges. Auch <strong>das</strong> ist<br />
Ansporn, über die weitere Qualifizierung von<br />
www.martin-luther-viertel-hamm.de nachzu<strong>den</strong>ken<br />
und es dann anzugehen.<br />
4. Stefan Giesen verfügt über eine fast geniale<br />
Improvisationskunst. Ich erlebe gerade wieder<br />
und immer wieder bei der Erläuterung verschie<strong>den</strong>er<br />
Ideen und Projekte, <strong>das</strong> selten<br />
Interesse und Zustimmung herrscht, <strong>das</strong> überwiegend<br />
Be<strong>den</strong>ken bestehen, warum gerade<br />
<strong>das</strong> auf keinen Fall geht, funktioniert etc. Wer<br />
mit seiner Vision anfängt, der ist auch in der<br />
Lage, die wenigen möglichen Probleme leichter<br />
zu lösen. Wer allerdings erst die Probleme<br />
bearbeitet, um dann an die eigene Vision zu<br />
gehen, der stirbt an seiner Erfolglosigkeit. Stefan<br />
Giesen ist kein Mann der Mittelmäßigkeit.<br />
Er fällt durch Persönlichkeit, Fach- und Sachkunde,<br />
durch Anspruch und Niveau auf. Ich<br />
wünsche mir, noch mehr solch außergewöhnlicher<br />
Persönlichkeiten zu treffen.<br />
18
Und was heißt jetzt „Wir hatten prozentual die<br />
Mehrheit?“<br />
In unserem Geschäft kaufen viele Menschen<br />
aus Hamm und Umgebung ein. Einer davon ist<br />
ein Oberarzt aus einem unseren Krankenhäuser.<br />
Er ist offen für Tipps und Empfehlungen,<br />
angenehm kommunikativ,<br />
Wir besuchen Siena, sind dabei, die sehenswerte<br />
Piazza abzulichten, da ertönt eine bekannte<br />
Stimme „Entschuldigung Herr Reumke,<br />
wir wollten nicht im Bild stehen.“<br />
Überraschung, unser Kunde und seine Frau.<br />
Gerade noch bei „Mersch & Röper“ und jetzt<br />
mitten in Siena.<br />
Wie klein die Welt doch ist…<br />
Und abends: wir warten mitten in der Weinlese<br />
und Weinverarbeiten auf Colle Massari, in <strong>den</strong><br />
Duomo Barrique zum Kammerkonzert gelassen<br />
zu wer<strong>den</strong>, ertönt die gleiche Stimme. Sie<br />
wohnten gar nicht weit von uns. Sie haben<br />
vom amiatapianofestival bei einem Bekannten<br />
in Hamm erfahren und sich vorgenommen, an<br />
möglichst vielen Konzerten im Rahmen ihres<br />
Urlaubs teilzunehmen. Wir saßen nebeneinander.<br />
Wir waren vier von knapp siebzig Besuchern.<br />
Wir, also die Hammer, hatten an diesem<br />
Abend die prozentuale Mehrheit bei <strong>den</strong> Besuchern.<br />
Ansonsten war es <strong>das</strong> gleiche Phänomen wie<br />
bei La Fête, wo auch Menschen von weit her,<br />
aus Nord- und Süddeutschland nach Hamm<br />
gekommen sind, um als Besucher an La Fête<br />
teilzunehmen. Sie wohnten in Hammer Hotels.<br />
Brauchen wir noch mehr Indizien, um endlich<br />
noch stärker an die Entwicklung niveauvoller<br />
Kunst und Kultur zu gehen.<br />
Es schafft nicht nur Wohlbefin<strong>den</strong> sondern<br />
auch zusätzliche Arbeitsplätze.<br />
Stefan Giesen und <strong>das</strong> Internet<br />
1958 in Bonn geboren. Jura- und Sprachenstudium<br />
in Bonn, Paris und Siena. Beschäftigte<br />
sich in Paris immer intensiver mit Wein und<br />
absolvierte unter anderem Kurse beim Weinautor<br />
Steven Spurrier und ein Praktikum bei<br />
Château Pichon Longueville, Comtesse de<br />
Lalande. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt<br />
kam er nach Italien und arbeitete zwischen<br />
1987 und 2000 als Verwalter und<br />
Weinmacher in einem führen<strong>den</strong> Gut des Chianti<br />
Classico. Seit 1997 widmet er sich zusammen<br />
mit seiner Frau Christine auch dem<br />
Aufbau seines eigenen Weingutes «Podere<br />
San Giuseppe» im aufstreben<strong>den</strong> DOC-Gebiet<br />
Montecucco. Er ist Berater verschie<strong>den</strong>er ökologisch<br />
ausgerichteter Weinbaubetriebe und<br />
Mitbegründer der Unternehmung Tomas&Giesen.<br />
Filosofia<br />
Fiano, Primitivo, Nero d’Avola…<br />
Wo beginnt er <strong>den</strong>n eigentlich, der italienische<br />
Sü<strong>den</strong>? Vielleicht auf der Terrasse des Hotel<br />
Sirenuse in Positano, mit einem frischen, hell<br />
glänzen<strong>den</strong> Fiano im Glas und salziger Meerluft<br />
in der Nase? Oder schon weiter nördlich, in<br />
der Toskana mit ihren Zypressensommerhügeln?<br />
Nun, jeder sieht’s auf seine Weise. Und<br />
<strong>das</strong> ist gut so. Für uns beginnt die Italianità des<br />
Sü<strong>den</strong>s dort, wo die Sangiovese-Traube reift<br />
und endet im südlichsten Zipfel Siziliens mit<br />
der vollfruchtigen Opulenz des Nero d’Avola.<br />
Auf unseren Wein-Entdeckungsreisen zwischen<br />
Florenz und Palermo haben wir alte<br />
Sorten entdeckt und charismatische Winzerpersönlichkeiten<br />
kennen gelernt. Mit ihnen<br />
zusammen bringen wir authentische, weil kontrolliert<br />
biologisch angebaute, Weine in die<br />
19
Flaschen. Mit diesen Crus, jeder auf seine<br />
Weise geprägt von Terroir und Kultur, zeigen<br />
wir <strong>den</strong> italienischen Sü<strong>den</strong> aus einer ganz<br />
besonders verführerischen Perspektive: aus<br />
jener des Weines.<br />
Partner<br />
Winzer mit großem Potenzial<br />
Tomas & Giesen arbeitet nach dem Prinzip<br />
eines modernen Netzwerkes. Eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Rolle spielen dabei die guten Kontakte<br />
von Fabrizio Tomas, Stefano Borsa und Stefan<br />
Giesen zu Winzern in süditalienischen Weinbauregionen<br />
wie <strong>den</strong> Abruzzen, Kampanien,<br />
Apulien und Sizilien. Die rund zehn Winzer, die<br />
an diesem Projekt teilnehmen, haben etwas<br />
Entschei<strong>den</strong>des gemeinsam: Sie bewirtschaften<br />
vorzügliche Lagen, die mit einheimischen<br />
Sorten bepflanzt sind. Oft handelt es sich um<br />
alte Reben mit großem Qualitätspotential. In<br />
der Vergangenheit haben diese Winzer ihre<br />
Ernte an Genossenschaften und Handelsbetriebe<br />
verkauft.<br />
Wir haben die Winzer bei der Umstellung auf<br />
kontrolliert biologischen Anbau unterstützt. Die<br />
Arbeiten im Rebberg wer<strong>den</strong> gemeinsam so<br />
geplant, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> jeweilige Qualitätspotential<br />
optimal ausgeschöpft wer<strong>den</strong> kann. Die Weinbereitung<br />
findet in Kellereien in <strong>den</strong> jeweiligen<br />
Regionen auf Auftragsbasis statt. Alle entschei<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Schritte im Ausbau wer<strong>den</strong> von<br />
uns vor Ort überwacht. Für die Vermarktung<br />
und <strong>den</strong> Vertrieb der Weine ist dann <strong>das</strong> zentrale<br />
Büro von Tomas & Giesen in Castelnuovo<br />
Berar<strong>den</strong>ga verantwortlich.<br />
Toskana – Moderne und Tradition<br />
Was Bordeaux für Frankreich bedeutet, ist die<br />
Toskana für Italien. Kein Wunder, sind doch in<br />
diesem «internationalen Schaufenster» des<br />
italienischen Weinbaus seit einigen Jahren<br />
höchst unterschiedliche Trends auszumachen.<br />
Trimmen die einen ihre «Supertuscans», ja<br />
nicht selten auch ihre Chianti Riservas zu opulenten<br />
Fruchtbomben im internationalen Stil,<br />
betonen andere <strong>den</strong> eigenständigen, fruchtigerdigen-finessenreichen<br />
Charakter der Sangiovese-Traube.<br />
Zu diesen «zeitgenössischen<br />
Traditionalisten» gehören auch Stefan Giesen<br />
und Stefano Borsa. Die bei<strong>den</strong> sind nämlich<br />
nicht nur Partner von Tomas&Giesen, sie führen<br />
daneben auch ihre eigenen Weingüter in<br />
der Toskana. Die Podere San Giuseppe von<br />
Christine und Stefan Giesen befindet sich in<br />
der aufstreben<strong>den</strong> DOC Montecucco und produziert<br />
dort kräftige Sangiovese-Weine mit viel<br />
Schliff. Die Azienda Pacina von Giovanna<br />
Tiezzi und Stefano Borsa liegt im Chianti-<br />
Unterbereich Colli Senesi und bringt moderne<br />
Klassiker mit Rasse und Charme hervor.<br />
Abruzzen – karg und mystisch<br />
Die Abruzzen sind eine karge Berglandschaft<br />
mit geradezu mystischer Ausstrahlung. In <strong>den</strong><br />
einsamen Hochebenen rund um <strong>den</strong> Gran<br />
Sasso sollen noch heute Wölfe und Bären<br />
leben. Je näher man aber der Adriaküste mit<br />
der Hafenstadt Pescara <strong>kommt</strong>, umso lieblicher<br />
wer<strong>den</strong> Klima und Landschaft. In <strong>den</strong><br />
Hügeln zwischen Gebirge und Meer gibt es, je<br />
nach Höhenlage und Bo<strong>den</strong>beschaffenheit,<br />
verschie<strong>den</strong>e Terroirs, in <strong>den</strong>en die hier heimische<br />
Montepulciano-Traube (der Name hat<br />
nichts zu tun mit dem gleichnamigen Weinstädtchen<br />
in der Toskana) gut strukturierte,<br />
lagerfähige Weine hervorbringen kann. Wir<br />
bevorzugen dabei die kühleren Berglagen mit<br />
kargen Kalkbö<strong>den</strong>, die oft noch mit alten Montepulciano-Klonen<br />
bepflanzt sind, die kleine<br />
Beeren mit dicker Haut produzieren. Das ist<br />
der Schlüssel zu jenen dunkelfarbenen, vielschichtigen<br />
Weinen, die Tomas&Giesen anstreben.<br />
Kampagnien – tänzerisch und filigran<br />
Zur Zeit der Römer wuchs der meistgepriesene<br />
Weißwein des Imperiums, der Falerner, in<br />
Kampanien, genauer gesagt etwas nördlich<br />
der Hafenstadt Neapel. Seit einigen Jahren<br />
gelingt es <strong>den</strong> Winzern hier wieder, an diese<br />
glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen. Dies<br />
vor allem auch mit Weißweinen wie dem Greco<br />
di Tufo, Falanghina und dem Fiano di Avellino.<br />
Vor allem letzterer ist ein bemerkenswerter<br />
Wein. Man würde kaum glauben, <strong>das</strong>s so weit<br />
im Sü<strong>den</strong> ein Weißwein mit geradezu tänzeri-<br />
20
scher Filigranität reifen kann. Das Anbaugebiet<br />
des Fiano di Avellino liegt eine Autostunde<br />
östlich von Neapel und umfasst 25 Gemein<strong>den</strong><br />
in einer in sich geschlossenen Hügelzone. Die<br />
Reben wachsen hier rund 500 Meter über<br />
Meer. Der Fiano von Tomas&Giesen reift in<br />
einem idyllischen Seitental, die Reben teilen<br />
sich <strong>das</strong> Land mit Apfel- und Feigenbäumen,<br />
Hecken, wildem Lorbeer, Holunder und vielem<br />
mehr. Nur einen «Katzensprung» weiter nördlich,<br />
im ebenso «kleinen», nur gerade 400<br />
Hektar umfassen<strong>den</strong> Anbaugebiet Taurasi,<br />
bringt die hoch interessante Aglianico-Traube<br />
<strong>das</strong> einzige rote DOCG-Gewächs von Kampanien<br />
hervor. Es ist ein intensiver, temperamentvoller<br />
Wein, der auch gut einige Jahre<br />
lagern kann.<br />
Apulien – die Schatzkammer<br />
Der Absatz des Stiefels ist eine Schatzkammer<br />
der besonderen Art. Etwa kunsthistorisch wegen<br />
des rätselhaften Schlosses Castel del<br />
Monte mit seinem achteckigen Grundriss, welches<br />
der hochgebildete Stauferkönig Friedrich<br />
der II. im 13. Jahrhundert bauen ließ. An der<br />
Küste locken idyllische Fischerstädtchen wie<br />
Trani. Und im Landesinnern reifen Mandeln,<br />
Kirschen, Oliven, Tomaten und Trauben. Apulien<br />
wurde von <strong>den</strong> Weinliebhabern erst so<br />
richtig entdeckt, als DNA-Analysen ergaben,<br />
<strong>das</strong>s der hier heimische Primitivo mit dem<br />
kalifornischen Zinfandel verwandt ist. Tomas&Giesen<br />
beschäftigen sich mit <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />
Ausdrucksformen, welche die<br />
Sorte je nach Terroir entwickeln kann. Bringt<br />
der Primitivo in der Teilregion Manduria etwa<br />
überaus konzentrierte, wuchtig würzige Weine<br />
hervor, ergibt er in Gioia del Colle eher feinfruchtigere,<br />
elegantere Gewächse. Wir bevorzugen<br />
generell Trauben, die im althergebrachten<br />
Alberello-Erziehungssystem (Gobelet)<br />
reifen, was zwar weniger Ertrag, dafür eben<br />
mehr Qualität produziert.<br />
Sizilien – opulent und vielschichtig<br />
Flächenmäßig <strong>das</strong> größte Weinanbaugebiet<br />
Italiens, galt Sizilien bis vor kurzem als nie<br />
versiegendes Reservoir für namenlose Verschnittweine.<br />
Erst in <strong>den</strong> letzten Jahren hat die<br />
Insel «weinmässig» an Kontur gewonnen. Dies<br />
hängt eng zusammen mit der Renaissance der<br />
vorzüglichen Rotweinsorte Nero d’Avola. Vor<br />
allem im südöstlichsten Zipfel der Insel, im<br />
Anbaugebiet Eloro, wo die griechischen Ursprünge<br />
der sizilianischen Weinbaukultur noch<br />
heute spürbar sind, bringt die Sorte vorzügliche<br />
Weine hervor, die Opulenz und Vielschichtigkeit<br />
in sich vereinen. Das <strong>kommt</strong> von <strong>den</strong><br />
kargen Bö<strong>den</strong>, in <strong>den</strong>en der Anteil von feinkörnigem<br />
Kalk so hoch ist, <strong>das</strong>s bei Vollmond<br />
dessen Licht reflektiert wird. Die Erträge sind<br />
mit 4'000 Liter pro Hektar minimiert. Im westlichsten<br />
Zipfel der Insel, in der Provinz Palermo,<br />
arbeiten Tomas&Giesen an der Rehabilitation<br />
der vielgeschmähten weißen Catarratto-<br />
Traube. Bei konsequenter Ertragsbeschränkung<br />
ergibt sie nämlich durchaus frische Weine<br />
mit geradezu knackiger Säure und klarer<br />
Zitrusfrucht.<br />
Wir haben uns bei der Firmengründung von<br />
Tomas & Giesen entschie<strong>den</strong>, Weinen aus<br />
kontrolliert biologischem Anbau <strong>den</strong> Vortritt zu<br />
geben. Folgende Gründe haben uns dazu<br />
bewegt:<br />
1. Die Qualität: Winzer, die mit ihren Rebbergen<br />
sorgfältig und rücksichtsvoll umgehen,<br />
ernten im Normalfall gesündere und hochwertigere<br />
Trauben. Dies gilt ganz besonders in<br />
südlichen Lagen Italiens, auf die wir uns spezialisiert<br />
haben.<br />
2. Die Umwelt: Die Belastung der Umwelt in<br />
<strong>den</strong> vergangenen Jahren hat ein Ausmaß angenommen,<br />
<strong>das</strong>s noch viele Generationen<br />
beschäftigen wird. Durch <strong>den</strong> biologischen<br />
Anbau sorgen wir aktiv für <strong>den</strong> Schutz natürlicher<br />
Ressourcen.<br />
3. Die Gesundheit: Der biologische Anbau<br />
schützt nebst Fauna und Flora auch die Menschen,<br />
die in <strong>den</strong> Reben arbeiten. Auch die<br />
Weine sind weniger belastet, da der Ausbau<br />
der Weine entsprechend sanft vollzogen wird.<br />
Die meisten Weine von Tomas & Giesen<br />
stammen aus 100% kontrolliert biologischem<br />
Anbau. Die Weine wer<strong>den</strong> von anerkannten<br />
Organisationen kontrolliert und erfüllen in <strong>den</strong><br />
meisten Fällen strengere Normen als in der<br />
EG-Bioverordnung vorgesehen. Für unsere<br />
21
Winzerpartner organisieren wir Seminare um<br />
die biologische und degustative Qualität zu<br />
verbessern und wir unterstützen sie zusätzlich<br />
vor Ort.<br />
Kunst<br />
Ein luftig, leicht dahinschwebender Tänzer mit<br />
Tamburin für die Weißweine, und zarte Farbwolken,<br />
wie ein Feuerwerk an einem heiteren,<br />
hellen Morgen für die Rotweine – die Label der<br />
«Tomas&Giesen»-Weine sind für 1001 Interpretationen<br />
gut. Doch in der Leichtigkeit der<br />
Sujets ist auch so etwas wie Behutsamkeit und<br />
Zurückhaltung zu erkennen. Und <strong>das</strong> wiederum<br />
bringt die Philosophie der drei Weinmacher<br />
auf <strong>den</strong> Punkt: Sie wollen nicht ihre Weine<br />
machen, nicht sich selber in <strong>den</strong> Vordergrund<br />
stellen, sondern <strong>den</strong> subtilen Charaktereigenschaften<br />
einer je<strong>den</strong> Sorte und eines je<strong>den</strong><br />
Terroirs <strong>den</strong> Weg ebnen, bis in Glas. Entworfen<br />
hat die Sujets die Künstlerin und Buchautorin<br />
Lucia Carli, die Schwiegermutter von Stefano<br />
Borsa. Als Biologin lange in der Wissenschaft<br />
zuhause, versucht sie heute, <strong>das</strong> Rationale<br />
mit dem Spirituellen zu verbin<strong>den</strong>. «La<br />
poesia della materia intera» heißt der Titel<br />
eines ihrer Bücher. Man kann darin auch ein<br />
Motto für ihre künstlerische Arbeit erkennen.<br />
Kultur<br />
Es gab eine Zeit im <strong>Leben</strong> von Stefan Giesen,<br />
da war ihm selbst nicht so recht klar, ob er nun<br />
seine Zukunft der klassischen Musik, dem<br />
Wein machen oder der Rechtswissenschaft<br />
widmen sollte. Letzteres hat er schnell abgestreift,<br />
der Wein und die Musik aber, sind<br />
geblieben. Am glücklichsten ist er, wenn er<br />
beides verbin<strong>den</strong> kann. Etwa beim alljährlich<br />
von ihm organisierten Amiata Piano Festival<br />
www.amiatapianofestival.it, wenn junge Musiker<br />
aus aller Welt seinen Barriquekeller in<br />
Poggi del Sasso in einen Kammerkonzertsaal<br />
verwandeln. Und seine Reben draußen vor der<br />
Tür alles mithören können. Oder wenn er zur<br />
Lancierung eines neuen Angebots mit Weinen<br />
aus Süditalien eine CD produziert, mit einem<br />
jungen, bereits international renommierten,<br />
italienischen Pianisten und Musik von<br />
Bach/Busoni. Klar, <strong>das</strong>s er auch bei <strong>den</strong> Weinprojekten<br />
von «Tomas&Giesen» musikalische<br />
Akzente setzt: etwa als «Soundmaster» bei<br />
<strong>den</strong> langen Autofahrten in <strong>den</strong> Sü<strong>den</strong> zu Fiano,<br />
Primitivo und Co.<br />
Beim Wein ist es einfach: Die Wahrheit liegt<br />
immer im Glas, heißt es. Das stimmt auch.<br />
Doch sie liegt auch in der Person des Winzers.<br />
Und manchmal auch im Weingut, vor allem<br />
wenn <strong>das</strong> Haus und seine Besitzer gute<br />
Freunde sind, wie es bei der Azienda Pacina<br />
von Giovanna Tiezzi und Stefano Borsa der<br />
Fall ist. Eine lange Allee von Zypressen führt<br />
an diesen spirituellen Ort, der einst ein Kloster<br />
war. Über 1000 Jahre alt sind die Gemäuer.<br />
Neben dem Haus der Familie wurde ein Agriturismo<br />
eingerichtet, mit viel Respekt vor der<br />
alten Bausubstanz. Grosse Wohnküchen mit<br />
offenen Kaminen, dicke Holzbalken, Original-<br />
Terrakotta-Fussbö<strong>den</strong> und antike Möbel prägen<br />
die drei Wohnungen. Und wenn sie in der<br />
Azienda Pacina logieren, haben sie natürlich<br />
auch die Möglichkeit, mit Stefano Borsa über<br />
«Tric a ballac», «Shabaka» und all die anderen<br />
süditalienischen Crus aus dem «Tomas&Giesen»-Projekt<br />
zu diskutieren. Infos:<br />
Tel. +39-0577-355 044 oder:<br />
agriturismo@tomas-giesen.com<br />
n der Terre del Meridione ist <strong>das</strong> Einfache<br />
meist <strong>das</strong> Perfekte. Vor allem was die Küche<br />
anbelangt. Man <strong>den</strong>ke nur an die Bruschetta,<br />
ein Stück geröstetes Landbrot, mit Olivenöl<br />
eingerieben und frisch filetierten Tomatenstücken.<br />
Oder Ravioli mit Kartoffel-Minze-Füllung.<br />
Oder «Insalata di arance e finocchio». Das<br />
sind hauchdünne Orangenscheiben mit geraffelten<br />
Fenchelknollen darüber, mariniert nach<br />
Hausrezept, aber Anis ist meisten mit dabei.<br />
Dieser Salat schmeckt so frisch, <strong>das</strong>s er einem<br />
an heißen Sommertagen in Sizilien die<br />
Schweißtropfen von der Stirne bläst. Wer in<br />
<strong>den</strong> Kosmos der unzähligen, regionalen Koch-<br />
Traditionen zwischen Florenz (Teigwaren mit<br />
22
Sugo vom Wildschwein) und Palermo (Teigwaren<br />
mit frischen Sardellen, Rosinen und Pinienkernen)<br />
eintaucht, merkt rasch, <strong>das</strong>s Kreativität<br />
keine Erfindung einiger Zeitgeist-Köche<br />
ist. Ja, die Küche und die Weine aus dem südlichen<br />
Italien haben etwas ganz entschei<strong>den</strong>des<br />
gemeinsam: Beide verfügen über solch<br />
einen immensen autochthonen Reichtum, <strong>das</strong>s<br />
man die internationalen Trends und Mo<strong>den</strong><br />
getrost beiseite legen kann. Darum geben im<br />
Team von «Tomas&Giesen» die modernen<br />
Traditionalisten <strong>den</strong> Ton an.<br />
Natürlich: Zuallererst braucht es die Winzer,<br />
die gute Trauben produzieren. Danach die<br />
Önologen, die diese Vorlage optimal nutzen.<br />
Dann ist der Wein zwar fertig, aber <strong>das</strong> ist<br />
noch nicht alles. Er muss entdeckt wer<strong>den</strong>, von<br />
Sommeliers, Gastronomen, Händlern, Journalisten.<br />
Und natürlich von <strong>den</strong> Konsumenten.<br />
«Tomas&Giesen» ist mit einer klaren Idee<br />
angetreten: Gute Weine aus alteingesessenen<br />
Sorten zu produzieren, zusammen mit Winzern,<br />
die im Rebberg ihr bestes geben, aber<br />
darüber hinaus nicht die Möglichkeit haben,<br />
ihre Weine selber auszubauen und zu vermarkten.<br />
So gesehen könnte man von einem<br />
sinnlichen Entwicklungsprojekt re<strong>den</strong>. Dass die<br />
Saat aufgegangen ist, verdanken wir all jenen,<br />
die sich von unserer Idee überzeugen ließen<br />
und sie weiter getragen haben. Wir sind stolz<br />
auf dieses «Netzwerk des eigenständigen<br />
Geschmackes».<br />
Fabrizio Tomas<br />
1960 in Neapel geboren und aufgewachsen.<br />
Studium der Agrarwissenschaften an der<br />
Universität von Portici. Verdiente sein Geld<br />
auch als Lehrer für Windsurfer und Skifahrer.<br />
Besuchte Sommelier-Kurse. Kam 1990 in die<br />
Toskana und jobte hier zuerst als Kellerarbeiter<br />
und Laborant, bevor er sich endgültig für<br />
<strong>den</strong> Beruf des Önologen entschied. Arbeitete<br />
in der Folge bei renommierten Chianti-Gütern,<br />
unter anderem bei Castello di Volpaia. Später<br />
stieß er zum Önologenteam von Maurizio<br />
Castelli. Heute ist er Berater von renommierten<br />
Bioweingütern in der Toskana. Gehörte 1995<br />
zu <strong>den</strong> Mitbegründern der Unternehmung Tomas&Giesen<br />
Stefano Borsa<br />
1959 in Mailand geboren. Studium der Agrarwissenschaften.<br />
Arbeitete zuerst im Gebiet der<br />
Pflanzenselektion, danach für verschie<strong>den</strong>e<br />
Weingüter in der Toskana. 1998 wird er Manager<br />
des berühmten Chianti-Classico-Gutes<br />
Castello di Volpaia. Heute arbeitet er als beratender<br />
Önologe für verschie<strong>den</strong>e Weingüter<br />
und leitet zusammen mit seiner Frau Giovanna<br />
Tiezzi die Azienda Pacina in Castelnuovo Berardegna.<br />
Das historische Gut - die Gemäuer<br />
waren einst Teil eines Klosters - ist seit fünf<br />
Generationen im Besitz der Familie Tiezzi und<br />
baut auf zehn Hektar einen erstklassigen Chianti<br />
Colli Senesi an. Daneben ist Stefano Borsa<br />
heute auch teilhabender Partner von Tomas&Giesen.<br />
Weinstraße von Montecucco<br />
Die Weinstraße von Montecucco durchquert<br />
ein weites Gebiet an <strong>den</strong> Abhängen des Monte<br />
Amiata und hat ihr Zentrum in Cinigiano,<br />
Grenzgemeinde zwischen der Maremma und<br />
der Amiata. Die sieben, von der Bezeichnung<br />
D.O.C. Montecucco betroffenen Gemein<strong>den</strong><br />
befin<strong>den</strong> sich alle in der Provinz Grosseto, im<br />
Sü<strong>den</strong> der Toskana, und sind, außer Cinigiano:<br />
Civitella Paganico, Campagnatico, Castel<br />
del Piano, Arcidosso, Seggiano und Roccalbegna.<br />
Das wenig bekannte Gebiet öffnet sich vor <strong>den</strong><br />
Augen des Besuchers wie ein verzauberter<br />
Garten, mit immer neuen Entdeckungen. Eine<br />
andersartige Toskana, in der die Tradition und<br />
die Neuerungen dazu tendieren, sich zu verbin<strong>den</strong>.<br />
Den Hintergrund für die Landwirtschaft,<br />
die erst kürzlich ihre Seele im Weinbau<br />
wieder gefun<strong>den</strong> hat, bildet eine authentische<br />
und intakte Landschaft. Dieses Gebiet liefert<br />
23
wichtige Produkte: außer Wein, Montecucco<br />
D.O.C. und Maremma Toscana I.G.T. sind da<br />
noch Öl (I.G.P. Toscano mit besonderer Erwähnung<br />
von Seggiano), die Kastanien, die in<br />
Kürze die Bezeichnung I.G.P. (Castagna del<br />
Monte Amiata) erhalten, aber auch Pilze, vor<br />
allem Steinpilze und Kaiserlinge, sowie Honig<br />
von gehobener Qualität. Die Weinstraße ist<br />
aufgeteilt in einen Hauptrundweg und fünf<br />
Kurzrundwege, die sich durch die im Hinblick<br />
auf <strong>den</strong> Weinbau, die Geschichte, die Kultur<br />
und <strong>das</strong> Ambiente schönsten und interessantesten<br />
Gebiete schlängeln. Die Hauptfährte<br />
verbindet die folgen<strong>den</strong> Dörfer: Paganico,<br />
Sasso d'Ombrone, Poggi del Sasso,<br />
Montecucco, Cinigiano, Porrona, Montenero,<br />
Montegiovi, Montelaterone, Castel del Piano<br />
und Seggiano.<br />
Hauptrundweg: Paganico - Sasso d'Ombrone -<br />
Poggi del Sasso - Montecucco - Cinigiano -<br />
Porrona - Montenero - Montegiovi -<br />
Montelaterone - Castel del Piano - Seggiano<br />
Der Rundweg führt durch die wichtigsten<br />
D.O.C. Montecucco-Gebiete. Von Paganico<br />
startend, ein modernes Zentrum voller <strong>Leben</strong>,<br />
<strong>das</strong> eine interessante Stadtmauer mit vier Toren<br />
aus dem 14. Jh. aufweist, und die Fattoria<br />
di Monteverdi hinter sich lassend, <strong>kommt</strong> man<br />
bis nach Sasso d'Ombrone. Die Brücke über<br />
<strong>den</strong> Ombrone und ein mittelalterliches Tor<br />
gebühren der Beachtung. Hinauffahrend erreicht<br />
man Poggi del Sasso, ein kleines, ländliches<br />
Dorf, Hauptstadt des Weines Montecucco.<br />
Dieses ist <strong>das</strong> Gebiet mit <strong>den</strong> meisten<br />
Weinstöcken, reich an Weinkellern und Winzerbetrieben,<br />
interessant aber auch wegen der<br />
wunderschönen Schlösser von Vicarello und<br />
Colle Massari. Wenige Kilometer von Poggi del<br />
Sasso entfernt befindet sich die Fattoria di<br />
Montecucco, die der Bezeichnung D.O.C. <strong>den</strong><br />
Namen verleiht; hier liegt <strong>das</strong> Herz dieses<br />
Weinbaugebietes, gegenüber dem Monte Amiata<br />
gelegen. Zahlreiche landwirtschaftliche<br />
Ferienbetriebe, charakteristische Gastwirtschaften,<br />
sowie der Pflanzenreichtum machen<br />
dieses Gebiet auch im Hinblick auf die Jagd<br />
und die Kochkunst einzigartig. Von Montecucco<br />
erreicht man leicht Cinigiano, in dessen<br />
Ortschaft sich <strong>das</strong> Informationszentrum der<br />
Weinstraße befindet. In Cinigiano muss man<br />
unbedingt die Weinkeller der Festung besichtigen,<br />
die während des Weinfestes im Oktober<br />
geöffnet sind. Wenige Kilometer von Cinigiano<br />
entfernt liegt <strong>das</strong> bezaubernde Castello di<br />
Porrona, Repräsentationsort und Sinnbild der<br />
Bezeichnung D.O.C. Montecucco. Nachdem<br />
man die gesamte Gemeinde von Cinigiano<br />
durchquert hat, <strong>kommt</strong> man in die Gemeinde<br />
von Castel del Piano, genauer gesagt, in <strong>das</strong><br />
Dorf Montenero. Montenero, wo man <strong>das</strong><br />
Weinbaumuseum besichtigen kann, ist die<br />
andere "Hauptstadt" der Bezeichnung D.O.C.<br />
Montecucco. Angrenzend an <strong>das</strong> Museum<br />
befin<strong>den</strong> sich einige Weinkeller und Probierstuben<br />
für Wein, Öl und andere typische Produkte.<br />
Im Sommer wird im Park von Montenero<br />
eine Weinhandlung im Freien errichtet, wo<br />
man die Weine Montecucco probieren kann. In<br />
Montenero kann man <strong>den</strong> Brunnen aus dem<br />
17. Jh. sowie <strong>das</strong> Stadttor der Ringmauer besichtigen.<br />
Wenn man Montenero verlässt und<br />
Richtung Amiata weiterfährt, <strong>kommt</strong> man in<br />
<strong>das</strong> Gebiet von Montegiovi: ein wahres, von<br />
Weinreben bedecktes Museumsgebiet, charakterisiert<br />
durch die kleinen Olivenanbauflächen<br />
vermischt mit kleinen <strong>den</strong> Weinbauparzellen.<br />
Die Verwirklichung eines Weinbergmuseums<br />
für die Erhaltung des Keimplasmas und insbesondere<br />
der alteingesessenen Weinreben wird<br />
bereits geplant. Auch der bewohnte Ortskern<br />
von Montegiovi, wo am letzten Sonntag im<br />
September die Sagra della Bruschetta (Fest<br />
<strong>den</strong> gerösteten Brotscheiben) stattfindet, ist<br />
charakteristisch. Bevor man Castel del Piano<br />
erreicht, trifft man auf Montelaterone, dessen<br />
gut erhaltene Altstadt unbedingt sehenswert<br />
ist.<br />
Castel del Piano ist eine der wichtigsten bewohnten<br />
Ortschaften des Monte Amiata; zu<br />
besichtigen sind der Palazzo Nericci, zukünftiger<br />
Sitz des Museums für bäuerliche Kultur,<br />
die Porta dell'Orologio und die Porta Castiglionese,<br />
Corso Nasini und die Palazzi Monaci,<br />
Cantucci, Bruni, Alluigi, Cerboni, <strong>das</strong> Teatrino<br />
und die Loggia della Mercanzia. Der Rundweg<br />
endet in Seggiano, oder etwas weiter in einem<br />
anderen, besonders zum Wein- und Olivenanbau<br />
geeigneten Gebiet; sehenswert in der<br />
Ortschaft sind vor allem die Logge del Mercato<br />
und die charakteristische Altstadt, reich an<br />
Weinkellern, die in die Felsen gegraben wur<strong>den</strong>.<br />
Von großer Bedeutung sind auch <strong>das</strong><br />
schöne Castello del Potentino und der einzigartige<br />
Giardino d´Arte von Daniel Spoerri. Ein<br />
Besuch der Anbaugebiete des Olivastra Seggianese,<br />
alteingesessene Pflanzung des Amiata,<br />
wo <strong>das</strong> einzige aus nur einen einzigen Sorte<br />
hergestellte, toskanische Öl seinen Ursprung<br />
hat, darf nicht fehlen. Nicht zu vergessen:<br />
<strong>das</strong> Olivenölfest, <strong>das</strong> am ersten Sonntag<br />
im Dezember stattfindet.<br />
Kurzrundweg Monte Antico - Casenovole -<br />
Casal di Pari - Bagno di Petriolo<br />
Dieses ist ein an Geschichte sehr reicher<br />
Rundweg, der durch die bei<strong>den</strong> Schlösser von<br />
Monte Antico und Casenovole noch an Wert<br />
gewinnt. Die Route schlängelt sich unweit des<br />
Flusses Ombrone, in einem Gebiet, <strong>das</strong> seinerzeit<br />
sehr wichtig für <strong>den</strong> Weinbau war und<br />
heute seine alte Herrlichkeit wieder gefun<strong>den</strong><br />
24
hat. Sehenswert sind die Dörfer Pari und Casal<br />
di Pari, wahre bäuerliche Schmuckstücke;<br />
eindrucksvoll ist <strong>das</strong> Thermalzentrum von<br />
Petriolo, eingetaucht in <strong>das</strong> Naturreservat des<br />
Basso Merse. Zahlreiche landwirtschaftliche<br />
Ferienbetriebe und einige kleine, typische Restaurants<br />
gestalten <strong>den</strong> Aufenthalt besonders<br />
interessant.<br />
Kurzrundweg Paganico - Civitella Marittima<br />
Von Paganico aus, wo am ersten Sonntag im<br />
September die Sagra della Ranocchia (Froschfest)<br />
stattfindet, erreicht man Civitella Marittima.<br />
Die heitere und einla<strong>den</strong>de Ortschaft von<br />
Civitella Marittima bestimmt diesen Rundweg,<br />
der sich dem Gebiet der Bezeichnung D.O.C.<br />
Monteregio di Massa Marittima anschließt. Der<br />
Besuch der herrlichen Badia Ar<strong>den</strong>ghesca, ein<br />
antikes Kloster, entlang der so genannten<br />
"Salzstraße" gelegen, darf nicht fehlen.<br />
Kurzrundweg Campagnatico – Cinigiano<br />
Campagnatico ist der Ausgangspunkt dieses<br />
Rundweges: ein für die Maremma sehr wichtiges<br />
Zentrum, an <strong>das</strong> sogar Dante erinnerte.<br />
Einen Besuch wert sind: <strong>das</strong> Teatro Comunale,<br />
die Rocca Aldobrandesca und der Palazzo<br />
Pretorio. Die eindrucksvolle Panoramastraße<br />
zwischen Weinstöcken und Olivenhainen wird<br />
im Hintergrund durch die Ebene der Maremma<br />
gestaltet. In Campagnatico findet im Monat<br />
September <strong>das</strong> charakteristische Palio dei<br />
Ciuchi (Eselrennen) statt.<br />
Kurzrundweg Castiglioncello Baldini - Stribugliano<br />
– Cana<br />
Diese Strecke ist sehr beeindruckend und hat<br />
ihr Zentrum in der Ortschaft Castiglioncello<br />
Baldini, die von einem wundervollen Schloß<br />
beherrscht wird. Die Weinkeller des Schlosses,<br />
die sich heute im Wiederaufbau befin<strong>den</strong>, lohnen<br />
einen Besuch. Die Weinstraße grenzt an<br />
<strong>das</strong> Naturreservat von Poggio all'Olmo an und<br />
weiter entfernt an <strong>das</strong> Naturreservat des Monte<br />
Labbro. Weiterfahrend gelangt man in <strong>das</strong> Dorf<br />
Stribugliano, zu der Gemeinde Arcidosso gehörig,<br />
eine ausgesprochene Aussichtsterrasse.<br />
Cana, ein kleines Bauerndorf etruskischen<br />
Ursprungs der Gemeinde von Roccalbegna,<br />
gehört zu <strong>den</strong>jenigen Gebieten, die eine weinbäuerliche<br />
Entwicklung des D.O.C. Montecucco<br />
durchleben. In Cana findet am dritten Sonntag<br />
im Oktober die Sagra della Biondina statt,<br />
ein Fest, <strong>das</strong> der Kastanie gewidmet ist. Auch<br />
die Zisterne der Medici aus dem 17. Jh. lohnt<br />
einen Besuch.<br />
Kurzrundweg Sasso d'Ombrone - Cinigiano<br />
- Monticello d'Amiata<br />
Der Rundweg geht nur durch cinigianisches<br />
Gebiet. Es ist die alte Bergstraße, die die Ebene<br />
mit dem Amiata, <strong>das</strong> Getreide mit <strong>den</strong> Kastanien<br />
verbindet. Weinreben sind jedoch in der<br />
ganzen Gegend anzutreffen. Sasso d'Ombrone,<br />
einstmals Sasso di Maremma, ist ein kleines<br />
Dorf, am Fluss Ombrone gelegen, wo am<br />
dritten Sonntag im September ein besonderes<br />
Fest stattfindet: <strong>das</strong> Aalfest. Ponticello Amiata<br />
hingegen ist ein gut erhaltenes Dorf, reich an<br />
Geschichte und mit einem reizen<strong>den</strong><br />
Völkerkundemuseum (Museumshaus), sowie<br />
einer wichtigen Kastanienpflanzung; am<br />
zweiten Sonntag im Oktober findet <strong>das</strong><br />
Kastanienfest statt.<br />
25
2007, poggi del sasso – cinigiano,<br />
grosseto - itali<br />
ermutigt durch <strong>den</strong> Erfolg der Jahre 2005 und<br />
2006 la<strong>den</strong> wir auch in diesem Jahr wieder<br />
Musiker aus der ganzen Welt ein, auf unserem<br />
Weingut sowie an anderen eindrucksvollen<br />
Orten des Gebietes um <strong>den</strong> Monte Amiata<br />
gemeinsam für ein anspruchsvolles Publikum<br />
zu musizieren.<br />
Zentrum des Festivals ist wieder unser inmitten<br />
von Weinbergen gelegenen Kammermusiksaals<br />
in Poggi del Sasso, auf halbem Wege<br />
zwischen Siena und Grosseto.<br />
Unser Ziel ist es, <strong>das</strong> noch ursprüngliche, vom<br />
Massentourismus verschonte Gebiet des Monte<br />
Amiata für einige Wochen des Jahres in<br />
gute Musik einzutauchen und gleichzeitig ein<br />
neues, frisches Publikum für diese zu generieren.<br />
Unsere Initiative gilt Musikliebhabern, die<br />
in der schönsten Kulturlandschaft Europas<br />
unvergessliche, durch Musik, Kunst, guten<br />
Wein und gute Küche geprägte Tage mit uns<br />
verbringen möchten.<br />
26
Neben dem eigentlichen Konzertprogramm<br />
schenken wir besondere Aufmerksamkeit der<br />
musikinteressierten Jugend, die über spezielle<br />
Kurse und gemeinsames Musizieren mit <strong>den</strong><br />
Meistern ihres Instrumentes lernen wird, "richtig<br />
Musik zu hören und zu beurteilen".<br />
Das Konzept, während des Festivals einen<br />
ständigen Austausch zwischen Künstlern und<br />
Publikum zu schaffen, hat sich als überaus<br />
erfolgreich herausgestellt. Öffentliche Proben,<br />
Workshops und gemeinsame Abendessen<br />
sowie die im ständigen Wechselspiel der Musiker<br />
konzipierten Konzerte schaffen eine einzigartige<br />
Atmosphäre, die viele Abonnenten<br />
des letzten Jahres bewogen hat, im Jahre<br />
2007 wieder teilzunehmen<br />
Programm 13. - 17. Juli 2007<br />
"Alban Gerhardt and Friends", Künstlerische<br />
Leitung: Alban Gerhardt<br />
Venerdì 13 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />
Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />
Alban Gerhardt, Violoncello<br />
Cecile Licad, Pianoforte<br />
Janácek: "Mäerchen“ per Violoncello e<br />
Pianoforte<br />
Beethoven: Sonata per Violoncello e<br />
Pianoforte, op. 69<br />
Rachmaninov: Sonata per Violoncello e<br />
Pianoforte in G – moll<br />
Sabato 14 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />
Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />
Quartetto Signum<br />
Kerstin Dill, Violino<br />
Annette Walther, Violino<br />
Marko Genero, Viola<br />
Thomas Schmitz, Violoncello<br />
Mozart: Quartetto per archi KV 464<br />
Wolf: "Serenata italiana" in sol maggiore<br />
Ravel: Quartetto per Archi<br />
Domenica 15 luglio 2007, ore 18:00, Luogo<br />
da definire nel Comune di Cinigiano<br />
Alban Gerhardt, Violoncello<br />
Bach Suites per Violoncello<br />
Domenica 15 luglio 2007, ore 22:00, Azienda<br />
Agricola Salustri, Poggi del Sasso<br />
Katalina Segura, Canto<br />
Jeanfrancois Prins, Chitarra<br />
Canti Latinoamericani e Tango<br />
Lunedì 16 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />
Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />
Arabella Steinbacher, Violino<br />
Alban Gerhardt, Violoncello<br />
Cecile Licad, Pianoforte<br />
Ysaye: Sonata per Violino solo<br />
Kodaly: Duo per Violino e Violoncello<br />
Brahms: Trio per Pianoforte, Violino<br />
e Violoncello op.8<br />
27
Martedì 17 luglio 2007, ore 20, Barricaia<br />
Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />
Arabella Steinbacher, Violino<br />
Alban Gerhardt, Violoncello<br />
Cecile Licad, Pianoforte<br />
Quartetto Signum<br />
Kerstin Dill, Violino<br />
Annette Walther, Violino<br />
Marko Genero, Viola<br />
Thomas Schmitz, Violoncello<br />
Ravel Trio per Pianoforte, Violino e Violoncello<br />
Brahms Quintetto per Pianoforte, 2<br />
Aus dem Internetauftritt<br />
von<br />
Der Link zum Wein<br />
Podere San Giuseppe<br />
Visita il podere e la cantina dell'ideatore<br />
dell'Amiata Piano Festival.<br />
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Scopri le Cantine di Colle Massari che<br />
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possono degustare nei buffet del Festival<br />
Die Seite zur Unterkunft<br />
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Festival<br />
Tomas & Giesen<br />
Il fascino del meridione in bottiglia nell'offerta<br />
dell'Azienda fondata dal presi<strong>den</strong>te del Festival<br />
Der Seitenaufbau des Internetauftritts:<br />
Programm 13. - 17. Juli "Alban Gerhardt<br />
and Friends“<br />
Programma 21 - 27 Luglio "Il Laboratorio<br />
delle Note“<br />
Programma 5 – 10 Agosto "Maestri e<br />
Bambini"<br />
Programma 3 – 8 Settembre "Mostly<br />
Schubert and Brahms"<br />
Programm 14. – 17. September "Dionisus"<br />
Links zu Wein, Kultur und Umgebung<br />
Unterkunft<br />
Konzertsaal und Studio<br />
Partner des Festivals<br />
Kontakt und Kartenbestellungen<br />
Home<br />
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28
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Castello di Porrona<br />
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Lage mit Panoramablick auf <strong>den</strong> majestätischen<br />
Monte Amiata und die vorgelagerten<br />
Täler und Hügel.<br />
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und Techniker eine inspirierende Atmosphäre<br />
vor, die ideale Bedingungen bietet, Arbeit und<br />
Erholung optimal zu kombinieren.<br />
29
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Holzdecke, ist mit zwei Fazioli Konzertflügeln<br />
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Sons Konzertflügel D ausgestattet.<br />
Raummasse: ca. 130 m2 (9,5m x 13,5m), Höhe<br />
5,50m – 6,30 m, natürliche Nachhallzeit<br />
1,5- 3 sec, variable Akustik mittels Holzpaneelen.<br />
Studiotechnik:<br />
Apple Mac Pro<br />
Tascam DM 3200 / MU-1000<br />
Apogee Rosetta 200<br />
Apogee Symphony<br />
Millenia HV-3C<br />
Logic Pro 7.2<br />
Sennheiser MKH 800 P48<br />
Schoeps MK 2 H/C MC 6U<br />
Neumann TLM 49<br />
Lexicon PCM 91<br />
SSL Duende<br />
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unseren Gästen ein mit allem Komfort ausgestattetes<br />
Appartement. In <strong>den</strong> Aufnahmesaal ist<br />
eine weitere, mit Küche und Bad ausgestattete<br />
Wohnung integriert. Ein Schwimmbad lädt<br />
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Wir unterbreiten Ihnen gerne ein persönliches<br />
Angebot und stehen jederzeit zu einem persönlichen<br />
Gespräch zur Verfügung<br />
Events<br />
Das ganze Jahr über fin<strong>den</strong> auf unserem<br />
Weingut Veranstaltungen statt. Konzerte<br />
wechseln sich ab mit Degustationen, Tagungen<br />
zu Themen des biologischen Weinbaus<br />
Auf Wunsch organisieren wir gerne spezielle<br />
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Diese reichen von Degustationen über<br />
Privatkonzerte bis hin zu komplett organisierten<br />
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Kun<strong>den</strong> auch emotional.<br />
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begeistern und <strong>das</strong> Profil Ihrer Unternehmung<br />
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ein sehr großes Repertoire zurückgreifen. Im<br />
Zentrum steht eine hochwertige Interpretation<br />
sowie eine entsprechende Gestaltung, passend<br />
zu Ihrer Unternehmung.<br />
„Der Letzte macht <strong>das</strong> Licht aus“<br />
Drei Überschriften vom gleichen Tag, dem<br />
18.September im Westfälischen Anzeiger:<br />
1. „Aus für Eisen Wilms“ (diesen WA-Artikel<br />
dokumentieren wir nachfolgend.<br />
2. „Größer, schöner, bunter. Neues Konzept<br />
für <strong>den</strong> Weihnachtsmarkt lockt mehr Schausteller<br />
als früher“.<br />
3. „Für eine vitale Innenstadt, Fortschreibung<br />
des Regionalen Einzelhandelskonzeptes vorgestellt.<br />
Demografischer Wandel macht eine<br />
Aktualisierung der Daten notwendig.“<br />
Punkt 2 und 3 konterkarieren natürlich die<br />
erste Meldung:<br />
Wir haben es immer wieder betont und unterstrichen:<br />
Die Innenstadt mit ihren unterschiedlichen<br />
Versorgungs- und Repräsentationsstrukturen,<br />
mit ihrer vitalen Kunst und Kultur ist der<br />
Schwerpunkt, die Zentrale und <strong>das</strong> Herz jeder<br />
Stadt.<br />
Be<strong>kommt</strong> <strong>das</strong> Herz Rhytmusstörungen, beginnt<br />
der ganze Körper zu erkranken. Hört <strong>das</strong><br />
Herz auf zu schlagen, ist der gesamte Körper<br />
tot. Eine Wiederbelebung ist nicht mehr möglich.<br />
In der Hammer Stadtmitte ist es bereits fünf<br />
nach zwölf. Sind inhabergeführte Dienstleister,<br />
Einzelhandelsgeschäfte <strong>das</strong> Wesentliche als<br />
Kultur, als Herzkammern, so setzt genau hier<br />
der Verfall des Körpers ein, wenn diese inhabergeführten<br />
Betriebe nicht mehr bestehen<br />
können. Das Ende ist bekannt.<br />
30
Ersatz wie jederzeit austauschbare Fillialunternehmen,<br />
Niedrigstpreisgeschäfte, Handylä<strong>den</strong><br />
etc. funktionieren überhaupt nicht. Sie bringen<br />
weder Frequenz noch Niveau. Diese Art von<br />
Fußgängerzonen ist beliebig und in Deutschland<br />
tausendfach vertreten. Sie garantieren<br />
hohe Fluktuation und wenig Wesen.<br />
Mit Eisen-Wilms hat ein weiteres Traditionsunternehmen<br />
geschlossen. Viele in der Art gibt<br />
es nicht mehr in Hamm, in der Stadtmitte.<br />
Schon jetzt ist es nicht mehr möglich, ein auch<br />
nur ansatzweise ähnliches Niveau wieder herzustellen.<br />
Wo sollen solche Unternehmen,<br />
mutige Existenzgründer her kommen? Und<br />
ihre Perspektive ist die Gleiche wie der Anderen.<br />
Es gibt überhaupt nur eine Chance – <strong>den</strong> radikalen<br />
Umbruch bisheriger Praxis.<br />
Wir nennen einige Punkte:<br />
1. Die Innenstadt braucht attraktive Veranstaltungsorte<br />
für Theater, Klassik, Tanz – in entsprechen<strong>den</strong><br />
Räumlichkeiten oder „open air“;<br />
2. Die Innenstadt braucht einen prosperieren<strong>den</strong><br />
Wochenmarkt, der auf seinem angestammten<br />
Platz rund um die Pauluskirche<br />
bleibt und nicht immer wieder verlegt wird;<br />
3. Vorhan<strong>den</strong>e Kunst im öffentlichen Raum ist<br />
zu restaurieren und um weitere Kunstwerke zu<br />
ergänzen. Der Skulpturenpark Ringpromenade<br />
ist ein ideales Scharnier zur sprunghaften Qualitätssteigerung<br />
der Mitte.<br />
4. Weihnachtsmärkte in der Mitte brauchen<br />
einen gänzlich anderen Ansatz, um im interkommunalen<br />
Wettbewerb vorzeigefähig zu<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
5. Stunikenmärkte und ähnliche Events, die ein<br />
äußerst kompliziertes Publikum in die Innenstadt<br />
bringen, sind an sozial verträglichere<br />
Standorte zu verlagern.<br />
6. Die Zeit der Schönfärberei, der rosaroten<br />
Brillen muss sofort beendet wer<strong>den</strong>. Einzelhandels-<br />
und sonstige Gutachten haben <strong>den</strong><br />
tatsächlichen Bedingungen Rechnung zu tragen.<br />
7. Die Quartiersarbeit ist zu intensivieren und<br />
konsensfähig zu modifizieren. Kernbereiche<br />
wie die West- und die Bahnhofstraße müssen<br />
auf ein höheres und effektiveres Niveau gebracht<br />
wer<strong>den</strong>. Gerade der Bahnhofsbereich<br />
ist auf dem besten Wege, zu einem tatsächlichen<br />
Bahnhofsviertel mit all seinen unschönen<br />
sozialen Folgen zu wer<strong>den</strong>.<br />
Seit kurzem hat der weltweit agierende Metro-<br />
Konzern einen neuen Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong>.<br />
Die Besitz- und Einflussverhältnisse haben<br />
sich erheblich geändert. Die Wirtschaftskommentatoren<br />
analysierten fast gleichlautend,<br />
<strong>das</strong> der Neue sich jetzt wohl als Erstes die<br />
defizitären Einzelhandelsbereiche um Kaufhof<br />
und Real vornehmen würde. Was <strong>das</strong> in der<br />
Konsequenz für Hamm bedeuten könnte, kann<br />
sich jeder selber ausmalen.<br />
Westfälischer Anzeiger vom 17.0907<br />
Aus für Eisen Wilms<br />
Einer der ältesten Einzelhändler Hamms wirft <strong>das</strong> Handtuch<br />
Insolvenz beantragt – „Habe die Notbremse gezogen“<br />
HAMM „Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen“<br />
heißt es nun auch auf dem Schild an der<br />
La<strong>den</strong>tür von Eisen Wilms. Der traditionsreiche<br />
Name wird nach 145 Jahren aus der Oststraße<br />
verschwin<strong>den</strong>. „Wir haben am Mittwoch Insolvenz<br />
angemeldet“, bestätigt Ralf Wilms die<br />
Geschäftsaufgabe. Der mangelnde Käuferstrom<br />
habe ihn dazu veranlasst, die Notbremse<br />
zu ziehen. „Ich habe in <strong>den</strong> vergangenen<br />
drei Jahren horrende Summen zugebuttert.<br />
Aber es macht alles keinen Sinn mehr“, sagt<br />
der 45-jährige Hammer, der <strong>das</strong> Geschäft am<br />
1. Januar 2004 von seinen Eltern Heide und<br />
UIrich übernommen hatte. „Ich hätte mich genauso<br />
gut in <strong>den</strong> Garten setzen und nichts tun<br />
können. Das Ergebnis wäre <strong>das</strong> bessere gewesen.“<br />
1862 hatte Gustaf Wilms an der Ost-<br />
straße einen Kolonialwarenhandel eröffnet. Als<br />
Werkzeug- und Gartenbedarfshandel entwickelte<br />
sich <strong>das</strong> Geschäft über die Generationen<br />
weiter. Zuletzt war auch die Kamintechnik<br />
eines der Standbeine des Unternehmens.<br />
Sechs Mitarbeiter verlieren ihren Job, zwei<br />
Vollzeitkräfte, vier in Teilzeit. „Die vorhan<strong>den</strong>en<br />
Aufträge wer<strong>den</strong> wir in jedem Fall noch komplett<br />
abwickeln“, kündigt Wilms an. Er selbst ist<br />
bereits wieder in seinem gelernten Beruf als<br />
Maschinenbau-Ingenieur tätig. Eigentümer der<br />
Immobilie ist sein Vater Ulrich. „Ich bedauere<br />
natürlich, <strong>das</strong>s es nach so vielen Generationen<br />
so zu Ende gehen muss“, meint der langjährige<br />
Chef des Hauses. Er betont, <strong>das</strong>s er seit<br />
dem 1. Januar 2004 nicht mehr am operativen<br />
Geschäft beteiligt gewesen sei. Was die Frage<br />
31
nach einem Nachmieter betreffe, so gebe es<br />
einige Interessenten. Konkret verhandelt wer<strong>den</strong><br />
könne aber erst dann, wenn <strong>das</strong> Geschäft<br />
(400 Quadratmeter Verkaufsfläche) leer ge-<br />
räumt sei. „Es wird auf je<strong>den</strong> Fall nicht mehr<br />
diese Branche sein“, kündigt Wilms senior für<br />
<strong>den</strong> neuen Pächter an. Fl<br />
Kommentar im Westfälischen Anzeiger vom 22.September 2007<br />
Hammer haben die meisten Fernseher<br />
Volles Programm<br />
Hamm hat‘s wieder geschafft: Ob Umfragen,<br />
Statistiken oder wissenschaftliche Erhebungen<br />
– Hamm spielt immer eine gewichtige Rolle,<br />
ist, je nach Blickwinkel, entweder Erster oder<br />
Letzter im Vergleich zu anderen Großstädten.<br />
In dieser Woche war Hamm mal wieder in <strong>den</strong><br />
Schlagzeilen. Zusammen mit Mülheim an der<br />
Ruhr ist Hamm die Stadt mit der höchsten<br />
Dichte angemeldeter Fernsehgeräte in<br />
Deutschland. Pro Haushalt sind es 0,98 Apparate.<br />
Die Hammer sind also nicht nur zu dick (Platz<br />
1, Statistisches Landesamt), sondern sitzen<br />
auch zu viel vor der Glotze. Womit die Leibesfülle<br />
nun erklärt wäre. Denn laut einer wissenschaftlichen<br />
Studie wird im Fernsehen ungesund<br />
gegessen und zu viel getrunken. Currywurst<br />
und Chips, Fritten und Pizza, Wein und<br />
Bier – konsumiert wird hinter und vor der Mattscheibe<br />
Was kann man dagegen tun?<br />
- Die Hammer auf Kreuzfahrtschiffe schicken<br />
(16 Stun<strong>den</strong> am Tag arbeiten, Kartoffeln schälen<br />
statt Chips essen)<br />
- Die Preise für <strong>Leben</strong>smittel und TV-Geräte<br />
erhöhen (<strong>den</strong>n schließlich sind die Hammer<br />
auch die Ärmsten; Platz 1, Statistisches Landesamt)<br />
- Noch mehr Baustellen einrichten (damit man<br />
in Hamm zu Fuß schneller als mit dem Auto<br />
ist)<br />
- Die Veranstaltungsreihe „Bildung statt Bier,<br />
Cicero statt Currywurst“ ins <strong>Leben</strong> rufen. Zum<br />
Beispiel eine Ausstellung über <strong>das</strong> Schützenwesen<br />
im Museum machen. Das bringt allerdings<br />
nur was, wenn man sich vorher und<br />
nachher nicht in der Kneipe trifft.<br />
Von Alexander Schäfer<br />
„Gemeinsam wären wir stärker“<br />
Brücke des Herzen<br />
Ein „unmoralisches“ und notwendi-<br />
ges Angebot an die Weststraße<br />
Leonardo da Vinci, der italienische Künstler<br />
und Visionär des Mittelalters mit Weltformat<br />
war prägend für die Renaissance, besa0 <strong>den</strong><br />
notwendigen Weitblick für notwendige gesellschaftliche<br />
Veränderungsprozesse. Da Vinci<br />
war nicht nur Künstler, sondern auch Naturwissenschaftlicher,<br />
Konstrukteur, Ingenieur<br />
und vieles mehr.<br />
So reifte in ihm die Vision, zwei Kontinente mit<br />
völlig unterschiedlichen Kulturen mittels einer<br />
Brücke so zu verbin<strong>den</strong>, <strong>das</strong> Beide voneinander<br />
partizipieren könnten.<br />
Es reifte der Plan einer in sich tragen<strong>den</strong>, statisch<br />
stabilen Brückenkonstruktion, mit der er<br />
<strong>den</strong> Bosporus überqueren wollte. Wie so man-<br />
ches seiner Ideen, Vorstellungen und Entwürfe<br />
kam der Plan für diese Brücke nicht zum Tragen.<br />
Die Entwurfszeichnungen verschwan<strong>den</strong><br />
in <strong>den</strong> Archiven der Museen und Galerien.<br />
Zu La Fête no 8 erfuhr die „Brücke des Herzens“<br />
eine Realisierung. Guido Breuer und<br />
seine Freunde schafften es tatsächlich, diese<br />
selbsttragen<strong>den</strong> Holzelemente so auszutarieren,<br />
<strong>das</strong> die kleine Brücke des Herzens stehen<br />
blieb, auch in der Zeit, als Oberbürgermeister<br />
Thomas Hunsteger-Petermann eine starke<br />
Grußrede an die Gäste und Organisatoren von<br />
La Fête hielt. Er war sich dabei sogar sicher,<br />
<strong>das</strong> wir, die Mitglieder des Vereins zur Förderung<br />
des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V. bereits<br />
einen Standort „ausgeguckt“ hätten.<br />
32
Haben wir auch, nämlich die Ecke Westentor,<br />
<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Straße. Wir wollen die Brücke<br />
des Herzens zur Weststraße hin ausrichten,<br />
um zwei unterschiedliche Kulturen der Hammer<br />
Innenstadt so zu verbin<strong>den</strong>, <strong>das</strong> künftig<br />
mehr gegenseitiges Verständnis, gemeinsame<br />
Projekte und eine deutliche Potenzierung gemeinsamer<br />
vorhan<strong>den</strong>er Kraft heraus<strong>kommt</strong>.<br />
Dieser Artikel entsteht an einem Sonntag gegen<br />
15.00 Uhr. Draußen ist es trocken und fast<br />
warm. Trotzdem ist es in der Weststraße, im<br />
Kernbereich unserer Innenstadt gähnend leer.<br />
So gut wie niemand flaniert, betrachtet neugierig<br />
Schaufenster, verweilt. Diese Erfahrung<br />
kann fast je<strong>den</strong> Sonntag gemacht wer<strong>den</strong>. Das<br />
Interesse an unserer Fußgängerzone bewegt<br />
sich gen null. Von der Bahnhofstraße wollen<br />
wir überhaupt nicht mehr re<strong>den</strong>. Sie hat sich zu<br />
einem traurigen Abglanz einstiger floriender<br />
Zeiten entwickelt.<br />
Fußgängerzonen sind Aushängeschilder einer<br />
Stadtmitte. Fußgängerzonen sind sonntägliche<br />
Anziehungspunkte zum ruhigen familiären<br />
Spazieren gehen. Diese Tradition jeder städtischen<br />
Bürgerschaft besteht in Hamm nicht<br />
mehr. Ausnahmen sind warme Tage, wo die<br />
Außenbestuhlungen der Gastronomiebetriebe<br />
funktionieren oder die großen Innenstadtveranstaltungen.<br />
Dieser Trend, diese Abstimmung mit <strong>den</strong> Füßen<br />
wird auch während der Woche immer<br />
deutlicher. Die Frequenz geht langsam aber<br />
stetig zurück. Und genau der Bestand mit traditionsreichen<br />
inhabergeführten Geschäften. Die<br />
Beliebigkeit und Eintönigkeit hat längst Einzug<br />
gehalten.<br />
Funktioniert eine Fußgängerzone nur noch<br />
begrenzt oder gar nicht mehr, kippen auch die<br />
angrenzen<strong>den</strong> Lagen. Frequenz in der West-<br />
und Oststraße bedeutet auch Frequenz vor<br />
unseren Türen.<br />
Wir haben lange gezögert, zu diesem Themenkomplex<br />
etwas zu sagen, weil wir glauben,<br />
jedes Quartier ist autark und verfügt noch über<br />
ausreichend fähige Köpfe, hier für <strong>den</strong> sofort<br />
erforderlichen Wandel zu sorgen. Die öffentliche<br />
Wahrnehmung der Weststraße ist die unsägliche,<br />
strapaziöse Debatte um die „Interessen-<br />
und Standortgemeinschaft“, kurz ISG mit<br />
Peter Rosenberger an der Spitze, die seit Monaten<br />
negative Schlagzeilen produziert. Es ist<br />
sowieso unglaublich, <strong>das</strong> hier über 100.000 €<br />
Steuergelder für Nullnummern vor die Wand<br />
33
gefahren wur<strong>den</strong>, ohne <strong>das</strong> jemand <strong>den</strong> Mut<br />
hatte, die Notbremse zu ziehen.<br />
Genauso unverständlich ist es, <strong>das</strong> die vorhan<strong>den</strong>en<br />
fähigen Leute in ihrer Schmollecke<br />
sitzen und zusehen, wie alles <strong>den</strong> Bach runter<br />
geht.<br />
Wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> haben immer Kooperationen<br />
mit der Weststraße gewollt. Erinnern<br />
Sie sich noch an die „Mode aus unserem<br />
Logo“ anlässlich von La Fête no 3 vor fünf<br />
Jahren? Da haben drei couragierte und engagierte<br />
Modemacherinnen aus unserem Logo<br />
sehenswerte Mode kreiert. Matthias Grabitz<br />
vom gleichnamigen Modehaus hat dann trotz<br />
starker Erkältung und kaum hörbarer Stimme<br />
dankenswerterweise die Moderation der<br />
Modepräsentationen übernommen.<br />
Wir haben damals sehr gehofft, <strong>das</strong>s unser<br />
Funke der Begeisterung in der Weststraße<br />
zündet. Wir haben im Bestand kaum Modebetriebe,<br />
dafür aber umso mehr die Weststraße.<br />
Wir hatten gehofft, <strong>spät</strong>estens ein Jahr <strong>spät</strong>er<br />
wird der Ball aufgegriffen und gespielt, es entstehen<br />
Modeaktivitäten, beispielsweise mit<br />
dem längsten oder/und ungewöhnlichsten<br />
Laufsteg, mit Schaufenstervorführungen, über<br />
die die ganze Region spricht und natürlich zum<br />
Begutachten nach Hamm <strong>kommt</strong>.<br />
Wir haben eine Reihe Scharniergebäude mit<br />
Eingängen, Grundstücken und Kellergängen<br />
in der West- und in der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Straße.<br />
Wir haben zu jedem Stadtbezirksfest gehofft,<br />
haben es uns so sehr gewünscht, <strong>das</strong>s gemeinsame<br />
Aktivitäten an diesen Tagen entwickelt<br />
wer<strong>den</strong>. Grabitz und Dellwig, einige<br />
Hausbesitzer sind mittlerweile dabei. Aber <strong>das</strong><br />
reicht überhaupt nicht, um <strong>das</strong> gemeinsame<br />
Tal der Tränen zu verlassen.<br />
Man könnte vor Enttäuschung weinen, wenn<br />
man beispielsweise Otmar Alts „Tanzvogel“ in<br />
Höhe der Rödinghauser Straße sieht, um <strong>den</strong><br />
sich niemand kümmert. Das ist herzlos und<br />
kontraproduktiv. Gerade durch anspruchsvolle<br />
Kunst und Kultur kommen erst wieder vernünftige<br />
Menschen zu uns, die natürlich auch mithelfen,<br />
unsere Betriebsstandorte und die entsprechen<strong>den</strong><br />
Arbeitsplätze sichern.<br />
Wir streben in <strong>den</strong> nächsten Wochen, Monaten<br />
und Jahren unterschiedliche Kunst- und Kulturaktivitäten<br />
an, für die auch unsere Wegebeziehungen,<br />
Parkplätze, Hinterhöfe, Räumlichkeiten,<br />
Schaufenster, Dachterrassen und vieles<br />
mehr bestens geeignet sind. Wir möchten<br />
<strong>das</strong> zusammen tun und zwar so, <strong>das</strong> sich die<br />
anfallende Arbeit, die entstehen<strong>den</strong> Kosten auf<br />
bei<strong>den</strong> Schultern verteilen.<br />
Wir wollen Dauer- und Einzelausstellungen,<br />
kleine und große Wand- und Dachkunst,<br />
Kammerkonzerte und Kleintheater an ungewöhnlichen<br />
Orten durchführen. Wir strecken<br />
die Hand aus. Wann schlagen Sie aus der<br />
Weststraße ein?<br />
34
Endlich: <strong>Luther</strong>-Kirche wird behutsam<br />
umgebaut!<br />
Die <strong>Luther</strong>-Kirche ist eine der schönsten und<br />
ehrwürdigsten Kirchen in Hamm und gleichzeitig<br />
<strong>das</strong> Wahrzeichen des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />
<strong>Viertel</strong>s, weithin sichtbar. Durch die Illuminierung<br />
in <strong>den</strong> dunklen Stun<strong>den</strong> bereichert sie die<br />
Stadtmitte zusätzlich.<br />
Der gleichnamige Platz ist einer der Schönsten<br />
Hamms. Dank sommerlicher Außengastrono-<br />
mie ist er mittlerweile auch Anziehungspunkt<br />
für nah und fern.<br />
Die Kirche selber konnte dankenswerterweise<br />
immer von unserem Verein für Konzerte und<br />
Theateraufführungen, für Ausstellungen im<br />
Rahmen von La Fête genutzt wer<strong>den</strong>. Und<br />
genau da traten auch die objektiven Grenzen<br />
des Gotteshauses zu Tage. Für ein großes<br />
Sinfonieorchester im Altarraum ist kein Platz.<br />
Für richtige Hochzeiten mit Brauteltern nebeneinander<br />
sind die Gänge zu schmal, die Empore<br />
für kleine Ausstellungsstände, ein mögliches<br />
Kirchencafé etc. nicht eben genug.<br />
Die Verantwortlichen des evangelischen Kirchenkreises<br />
Hamm tragen dem jetzt Rechnung<br />
und beginnen noch in diesem Jahr mit der<br />
vorsichtigen Umgestaltung. Wir teilen <strong>den</strong><br />
Standpunkt der Verantwortlichen, auch in <strong>den</strong><br />
verantwortlichen Denkmalbehör<strong>den</strong>: Behutsamkeit<br />
ist hier oberstes Gebot!<br />
Wochenblatt, 12.9.07<br />
Offenes Gotteshaus<br />
35
Neues Konzept für die <strong>Luther</strong>kirche<br />
Hamm (red). Ab heute ist es amtlich: Die <strong>Luther</strong>kirche<br />
öffnet sich. Unter dem Label „<strong>Luther</strong>‘s“<br />
soll sich <strong>das</strong> schmucke Barockgebäude<br />
in der Innenstadt mit besonderen Gottesdiensten,<br />
spirituellen Veranstaltungen, Kunst, Ausstellungen<br />
und Kultur und mit Erwachsenenbildung<br />
füllen. Dazu haben Gemeinde und Kirchenkreis<br />
ein sechsköpfiges Gremium gebildet,<br />
<strong>das</strong> die Öffnung gestalten soll. Möglich<br />
sind dabei auch Kooperationen mit freundschaftlich<br />
verbun<strong>den</strong>en Trägern. Selbst ein<br />
Kirchencafé könnte unter bestimmten Bedingungen<br />
zeitweise eingerichtet wer<strong>den</strong>. Kurz:<br />
Die Kirche soll sich als Kirche öffnen – als<br />
spiritueller Raum.<br />
Mit im Sechsergremium ist Jürgen Ellinger. Der<br />
Diakon sieht <strong>das</strong> Projekt unter der Überschrift<br />
„Freunde gewinnen“ und möchte einen Freundeskreis<br />
aufbauen: „<strong>Luther</strong>s Freunde“. Er kann<br />
sich in der Kirche vieles vorstellen – zum Beispiel<br />
Erwachsenenbildung, etwa: gestalten des<br />
dritten <strong>Leben</strong>sabschnittes – oder meditative<br />
Konzerte, Workshops, Beratung oder Bibelarbeit<br />
bis hin zum Bibliodrama. „An diesem Ort<br />
wollen wir nicht belehren, sondern gemeinsam<br />
be<strong>den</strong>ken“, sagt Ellinger, der Menschen mit<br />
allen Sinnen ansprechen will: „Hier soll alles<br />
stattfin<strong>den</strong>, was Menschen entspannt und zu<br />
sich fin<strong>den</strong> lässt.“<br />
Damit sich <strong>das</strong> Gotteshaus öffnen kann, wird<br />
es umgebaut. In einem ersten Schritt wer<strong>den</strong><br />
die fünf ersten Bankreihen abgebaut und eingelagert.<br />
An deren Stelle entsteht ein gläserner<br />
Altar – und es wer<strong>den</strong> Stühle aufgestellt, um<br />
<strong>den</strong> Raum flexibel nutzen zu können. Ziel der<br />
Öffnung ist es auch, <strong>das</strong>s sich die Kirche langfristig<br />
finanziell selbst trägt.<br />
Westfälischer Anzeiger vom 13.09.07<br />
„<strong>Luther</strong>s“ als Marke<br />
36
<strong>Luther</strong>kirche soll zum „spirituellen Raum der Begegnung“<br />
umgebaut wer<strong>den</strong><br />
Evangelische Kirche investiert 40 000 Euro – Konzerte, Bil-<br />
HAMM-MITTE Evangelische Gemeinde und<br />
Kirchenkreis Hamm wollen die <strong>Luther</strong>kirche<br />
weiter öffnen: ganz praktisch, indem die Türen<br />
auch außerhalb von Gottesdiensten aufgeschlossen<br />
wer<strong>den</strong>, und inhaltlich, indem mehr<br />
Veranstaltungen aus <strong>den</strong> Bereichen Religion,<br />
Bildung und Kultur dort stattfin<strong>den</strong>. Der Startschuss<br />
für die neue Nutzung als „spiritueller<br />
Raum der Begegnung“ fällt beim Gottesdienst<br />
am Reformationstag, 31. Oktober, ab 18 Uhr.<br />
Bis dahin sollen die vorderen fünf Sitzreihen im<br />
Kirchenschiff zugunsten einer flexiblen Bestuhlung<br />
verschwun<strong>den</strong> sein, so <strong>das</strong>s die Fläche<br />
hier bei Bedarf zur Bühne wer<strong>den</strong> kann.<br />
Ein Titel für die offene <strong>Luther</strong>kirche ist bereits<br />
gefun<strong>den</strong>: Er lautet schlicht „<strong>Luther</strong>s“. In Anlehnung<br />
dazu könnten Konzerte in der Reihe<br />
„<strong>Luther</strong>s Töne“ stattfin<strong>den</strong>, oder es könnte zu<br />
„<strong>Luther</strong>s Nachtcafé“ eingela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Das<br />
genaue Programm will eine Lenkungsgruppe<br />
unter Leitung von Diakon Jürgen Ellinger bis<br />
Mitte Oktober erarbeiten.<br />
„<strong>Luther</strong>s Erben“ – dieser Begriff steht bereits<br />
für besondere Gottesdienste in der 1739 eingeweihten<br />
<strong>Luther</strong>kirche. Um <strong>das</strong> neue Nutzungskonzept<br />
realisieren zu können, sollen<br />
nun auch „<strong>Luther</strong>s Freunde“ gewonnen wer-<br />
dung, Gottesdienste<br />
<strong>den</strong>. „Bei dem Förderverein wird <strong>das</strong> Wort<br />
Verein aber ganz klein geschrieben“, unterstreicht<br />
Ellinger. Es gehe darum, „<strong>Luther</strong>s“<br />
etwa durch ehrenamtliche Mithilfe und Spen<strong>den</strong>werbung<br />
auf Dauer unabhängig von Kirchensteuermitteln<br />
zu machen.<br />
Zwar sind die Pfarrbezirke I (Pauluskirche) und<br />
III (<strong>Luther</strong>kirche) der Kirchengemeinde Hamm<br />
auf dem Papier eigenständig. Wegen der Nähe<br />
beider Gotteshäuser, der Aufgabe des Gemeindehauses<br />
an der Alleestraße sowie dem<br />
engen Kontakt zum Erlöserzentrum (Pfarrbezirk<br />
IV) sind die Grenzen aber fließend. Dies<br />
sei einer der Gründe, die <strong>Luther</strong>- als Innenstadt-Kirche<br />
künftig einer besonderen Nutzung<br />
zuzuführen, sagt Ellinger. Ein anderer sei der<br />
Wunsch, über <strong>das</strong> „Besondere des Raums“<br />
Menschen anzusprechen, die vielleicht nicht<br />
der Kirche angehören, aber <strong>den</strong>noch eine<br />
„Sehnsucht nach Spiritualität“ in sich spüren.<br />
„Die Freiheit der Menschen ist groß, aber auch<br />
die Unsicherheit“, konstatiert der Geistliche.<br />
40 000 Euro investiert die Kirchengemeinde in<br />
<strong>das</strong> Projekt „<strong>Luther</strong>s“. Platz für Begegnung und<br />
Auftritte soll nicht nur im Zentrum der barock<br />
eingerichteten Kirche entstehen, sondern auch<br />
37
auf der Empore. Dazu soll im Frühjahr 2008<br />
der Bo<strong>den</strong> auf ein gleiches Niveau gebracht<br />
wer<strong>den</strong>. „Der sakrale Charakter soll aber in<br />
jedem Fall gewahrt bleiben“, so Ellinger.<br />
Zur Lenkungsgruppe gehört neben Ellinger<br />
und weiteren Vertretern von Gemeinde und<br />
Kirchenkreis der neue Kantor Heiko Ittig. Er<br />
sieht die <strong>Luther</strong>kirche vor allem als Veranstaltungsort<br />
für Kammerkonzerte. Zudem soll sie<br />
Heimstätte und „klangliche Spielwiese“ und für<br />
<strong>den</strong> Gospel-Pop-Chor sein, <strong>den</strong> er mit Beginn<br />
des kommen<strong>den</strong> Jahres ins <strong>Leben</strong> rufen will.<br />
In <strong>den</strong> kalten Monaten – von Weihnachten bis<br />
Palmsonntag (16. März 2008) – bleibt die Kirche<br />
für gemeindliche Aktivitäten geschlossen.<br />
Kulturveranstaltungen wie die „Klangkosmos“-<br />
Konzerte fin<strong>den</strong> aber weiterhin statt. Die bewährte<br />
Zusammenarbeit mit dem Förderverein<br />
im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> und <strong>den</strong> „Klangkosmos“-Veranstaltern<br />
will die evangelische Kirche<br />
weiter ausbauen. Jm<br />
Kunst zum Hören aus Aserbaidschan:<br />
Mugham<br />
Im November und Dezember soll die <strong>Luther</strong>kirche<br />
zunächst jeweils samstags ab 16 Uhr geöffnet<br />
sein. Der traditionelle 18-Uhr-<br />
Gottesdienst beendet die offenen Nachmittage.<br />
Er soll nach Worten von Pfarrerin Heidi Bunse-<br />
Großmann spirituell neu belebt wer<strong>den</strong>.<br />
Musikalisch begibt sich <strong>das</strong> Kulturbüro der<br />
Stadt Hamm mit dem Klangkosmos Weltmusik<br />
auch am 23. Oktober wieder auf Reisen. Dieses<br />
Mal geht es nach Vorderasien, in die Republik<br />
Aserbaidschan. Hier gibt es eine Musikform,<br />
die 2003 von der UNESCO sogar auf die<br />
Liste der „Meisterwerke des immateriellen<br />
Weltkulturerbes“ gesetzt wurde: <strong>das</strong> Mugham.<br />
Die Ursprünge dieser Musik reichen bis ins<br />
Mittelalter zurück. Bis heute ist die Kunst des<br />
Mugham in Transkaukasien, Zentralasien und<br />
im Orient hoch geachtet – aber vor allem in<br />
Aserbaidschan ist sie tief in der Seele des<br />
Volkes verwurzelt. Es ist mehr als eine Kunstmusik-Tradition,<br />
es ist auch archaische musikalische<br />
Sprache und musikalisches Gedächtnis<br />
des aserbaidschanischen Volkes.<br />
Die Mughams wer<strong>den</strong> mündlich von einer Generation<br />
an die nächste weitergegeben, es<br />
sind komplex aufgebaute Instrumental- und<br />
Gesangsstücke. Man unterscheidet verschie<strong>den</strong>e<br />
Stile: instrumentale und gesungene „Melodien<br />
ohne Takt“, auf klassisch-orientalischen<br />
Versen basierende gesungene Formen und<br />
<strong>das</strong> instrumentale „Mugham mit Rhythmus“.<br />
Alle Formen wer<strong>den</strong> bis heute in der musikalischen<br />
Praxis des Landes gespielt. Das Mugham<br />
gehört zur Hochkultur, es zeichnet sich<br />
durch Perfektion der künstlerischen Form, eine<br />
seltene Vielfalt und Kraft seiner Ausdrucksmittel<br />
aus. Zugrunde liegt die kreative Idee, <strong>das</strong><br />
Innere nach außen zu kehren – die feinsten<br />
gefühlsmäßigen Regungen der Seele sollen<br />
musikalisch ausgedrückt wer<strong>den</strong>.<br />
38
Beim Klangkosmos wird <strong>das</strong> Ghadim Sharq<br />
Ensemble die Musik ihres Heimatlandes vorstellen.<br />
Der Name der Gruppe bedeutet übersetzt<br />
etwa „Alter Orient“, Mahmoud Salah ist<br />
ihr künstlerischer Leiter. Er zeichnet sich durch<br />
ein hohes Maß an Versenkung während des<br />
Spiels aus, eine Kunst, die nicht jeder Musiker<br />
beherrscht.<br />
Für sein Spiel auf der Daf, der großen Rahmentrommel<br />
(kleine Metallringe, die innen am<br />
Rahmen befestigt sind, verleihen ihr einen<br />
besonderen Klang) ist er berühmt, ebenso als<br />
Komponist und Arrangeur traditioneller Mughams.<br />
Er reichert die klassischen Formen mit<br />
unerwarteten rhythmischen Arrangements<br />
traditioneller Melodien und ungewöhnlichen<br />
Modulationen an und entwickelt so <strong>den</strong> künstlerischen<br />
Kanon weiter.<br />
Das Konzert beginnt um 17 Uhr 30 in der<br />
<strong>Luther</strong>kirche (<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Str. 27b),<br />
der Eintritt ist wie immer frei!<br />
Il Giardino di Daniel Spoerri<br />
Da sich die Erkämpfung, Organisierung, Entwicklung<br />
und Betreuung des Skulpturenparks<br />
Ringpromenade in Hamm möglicherweise zu<br />
einer <strong>Leben</strong>saufgabe entwickeln wird, beginnen<br />
wir mit der Dokumentation von Skulpturenparks<br />
in Italien.<br />
Wir hoffen, damit auch größeres Interesse<br />
geweckt zu haben, sich direkt vor Ort von der<br />
hohen Qualität und der gesellschaftlichen Akzeptanz<br />
zu überzeugen.<br />
Hier der Skulpturenpark von Daniel<br />
Spoerri mitten auf dem Monte Amia-<br />
ta in der südlichen Toscana:<br />
Daniel Spoerri, geboren 27.3.1930, wurde als<br />
bil<strong>den</strong>der Künstler vor allem mit <strong>den</strong> so genannten<br />
„Fallenbildern“ (60er Jahre) bekannt.<br />
Seine Karriere begann jedoch in <strong>den</strong> 50er<br />
Jahren als Tänzer in Bern. Später machte er<br />
sich als Restaurantchef (70er Jahre) und Begründer<br />
der Eat Art einen Namen (Eat Art Galerie<br />
in Düsseldorf und zahlreiche Bankette).<br />
In <strong>den</strong> 90er Jahren schuf er einen ausgedehnten<br />
Skulpturenpark, seit 1997 eine italienische<br />
Stiftung.<br />
Die Ausstellungsliste der letzten Jahre spiegeln<br />
die stetige Weiterentwicklung des Künstlers<br />
und <strong>das</strong> unverminderte Interesse an Daniel<br />
Spoerris Arbeit.<br />
Anfang der 90er Jahre begann der Schweizer<br />
Künstler Daniel Spoerri in der südlichen Toskana,<br />
ca. 80 km südlich von Siena, einen<br />
Skulpturenpark anzulegen. 1997 wurde „Il<br />
Giardino di Daniel Spoerri“ eröffnet und kann<br />
seitdem von Ostern bis Oktober besucht wer<strong>den</strong>.<br />
Derzeit sind 87 Installationen von 42<br />
Künstlern auf dem etwa 16 ha großen Gelände<br />
zu erwandern.1997 wurde "Il Giardino di Da-<br />
niel Spoerri" vom italienischen Kultusministerium<br />
als Stiftung anerkannt und offiziell eröffnet.<br />
Der Name "Il Giardino" ist eine geografische<br />
Bezeichnung. Auf älteren Landkarten findet<br />
sich der Ortsname "Il Paradiso". Man könnte<br />
also mit Fug und Recht von einem "Paradiesgarten"<br />
sprechen. Landschaftlich ist <strong>das</strong> in der<br />
südlichen Toskana gelegene Anwesen weniger<br />
karg als <strong>das</strong> mit einzelnen Zypressen bestan<strong>den</strong>e<br />
Hügelland im Umkreis von Siena. Die<br />
Hänge des Monte Amiata, des höchsten Bergs<br />
der Toskana, sind waldreich. In <strong>den</strong> Restaurants<br />
wer<strong>den</strong> viele Pilz- und Wildschweingerichte<br />
angeboten. Hier sieht man die Toskana<br />
nicht so wie man sie von Kalenderbildern<br />
kennt. Im Winter fällt Schnee, der Monte Amiata<br />
gilt als Skigebiet. Im Sommer, besonders im<br />
August machen Hitze und Trockenheit allerdings<br />
auch hier <strong>den</strong> Bewohnern und Reisen<strong>den</strong><br />
zu schaffen.<br />
39
Es ist schon faszinierend, die Veränderungs-<br />
und Entwicklungsschritte dieses Skulpturenparks<br />
in <strong>den</strong> vergangenen Jahren nachzuvollziehen.<br />
Mittlerweile hat sich die Schlichtbar in<br />
ein ansehnliches kleines Restaurant mit Kiosk<br />
verwandelt. Rund um <strong>den</strong> Giardino entsteht in<br />
einer strukturschwachen Region auf einmal<br />
Kunst- und Kulturtourismus.<br />
Kunstwerk 38: Große Lampe für Daniel Spoerri,<br />
1985. Eisen, Motor, Glühbirnen, Knochen;<br />
215 cm x 170 cm x 90 cm<br />
Spannend sind die Namen und die Biografien<br />
der ausgestellten Künstler. Erinnern Sie sich<br />
noch an die gut besuchte Veranstaltung mit<br />
Professor Dr. UIrich Krempel, dem Direktor<br />
des Hannoveraner Sprengel-Museums zum<br />
<strong>Leben</strong> und Wirken von Nikki di Saint Phalle.<br />
Im Parco Sculture stellt JEAN TINGUELY aus,<br />
der langjährige <strong>Leben</strong>sgefährte dieser wohl<br />
weltberühmten Künstlerin.<br />
Hier ein Auszug aus seiner Biografie:<br />
Geboren am 22.5.1925 in Fribourg, am<br />
30.8.1991 in Bern gestorben. Mitbegründer der<br />
Nouveaux Réalistes. Tinguely absolvierte zunächst<br />
eine Lehre als Dekorateur. Seit <strong>den</strong><br />
60er Jahren entstan<strong>den</strong> die mechanischen<br />
Skulpturen, die man heute mit dem Namen<br />
Tinguely verbindet. Im öffentlichen Raum sind<br />
besonders zwei Werke vielen Menschen bekannt:<br />
der Brunnen vor der Kunsthalle Basel,<br />
und ein weiterer, neben dem Centre Pompidou<br />
in Paris. Letzterer entstand in Zusammenarbeit<br />
mit Niki de St. Phalle.<br />
www.tinguely.ch<br />
Kunstwerk 39: Othello und Desdemona, 1990-<br />
1991. Eisen, Elektromotor, Stoff; 230 cm x 340<br />
cm x 120 cm.<br />
40
Australien ist toll. Ich bin knapp 3 Monate hier,<br />
es gefällt mir supergut und mittlerweile habe<br />
ich auch schon viele Australier kennen gelernt,<br />
man unterhält sich mehr mit ihnen als hallo,<br />
wie geht es dir und tschüss.<br />
In der Schule fangen die ersten Examen an,<br />
letztens habe ich Mathe geschrieben, und zwar<br />
schreibt man <strong>das</strong> in der „Great Hall“, unserer<br />
großen Halle, wo sich freitags immer alle<br />
Schüler versammeln und es wer<strong>den</strong> dort Auszeichnungen<br />
verliehen. Das Examen ging über<br />
3 Stun<strong>den</strong> und war in 2 Teile aufgeteilt, ein<br />
leichter und ein schwerer. Auf <strong>das</strong> Ergebnis bin<br />
ich noch gespannt! In der letzten Woche habe<br />
ich ein Englisch Examen geschrieben, was<br />
sich über 3 Tage verteilt hat. Am Dienstag<br />
habe ich angefangen zu schreiben, Mittwoch in<br />
einer Doppelstunde weiter geschrieben und<br />
Donnerstag in der Doppelstunde dann endlich<br />
der Rest des Examens.<br />
Mein Geburtstag wurde übrigens von meiner<br />
Gastfamilie australientypisch gefeiert!<br />
Ich habe von meiner Gastmutter ein kleines<br />
Geschenk bekommen, und dann habe ich an<br />
dem Tag abends mit <strong>den</strong> anderen Deutschen<br />
von meiner Schule ein bisschen am Strand<br />
gefeiert und am nächsten Tag habe ich dann<br />
meine Geburtstagsschokola<strong>den</strong>torte bekommen.<br />
Meine Gastmama hat viele Kerzen hineingesteckt,<br />
außerdem hat jeder eine Wunderkerze<br />
bekommen und dann haben alle für mich gesungen<br />
und dann haben wir Kuchen gegessen.<br />
So feiert man in Australien seinen Geburtstag!!<br />
41
Am Mittwoch hatte ich Schulfrei, ich weiß nicht<br />
genau warum, die Lehrer hatten irgendetwas,<br />
und da bin ich mit 2 Freundinnen nach Brisbane<br />
gefahren.<br />
Brisbane ist die 3. größte Stadt in Australien,<br />
liegt ca. 80km von meiner Stadt, der Gold Coast,<br />
entfernt. Die Stadt ist direkt am Meer, hat<br />
übrigens auch einen für Australien wichtigen<br />
Flughafen, <strong>den</strong> Brisbane International Airport,<br />
wo ich auch von Singapur hingeflogen bin.<br />
Wir haben dann einen Deutschen von unserer<br />
Schule noch zum Flughafen gebracht, der<br />
<strong>kommt</strong> aus Dortmund und war nur für 3 Monate<br />
‚down under’.<br />
Danach sind wir dann nach Brisbane in die<br />
Innenstadt gefahren.<br />
Verein zur Förderung des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V.<br />
www.martin-luther-viertel-hamm.de<br />
Die Stadt ist sehr schön, sehr modern, viele<br />
Hochhäuser, aber auch teilweise alte, schöne<br />
Gebäude.<br />
Jedoch ist mir aufgefallen <strong>das</strong> die Stadt sehr<br />
hektisch ist, die Menschen dort sind sehr gestresst,<br />
<strong>das</strong> typische Großstadtgefühl <strong>kommt</strong><br />
auf. Das ist hier an der Gold Coast nicht so,<br />
dort ist alles ruhiger.<br />
So, am 24.09.07 fliege ich für 5 Tage nach<br />
Sydney, davon werde ich dann im nächsten<br />
Artikel berichten.<br />
Viele liebe Grüße,<br />
Sarah Hartmann<br />
Kontaktadresse: Werner Reumke, "Mersch & Röper", Nassauer Str.28 - 32, D-59065 Hamm, Telefon:<br />
02381/24989 und 0171/2604433, Fax: 02381/12281, www.mersch-und-roeper.de, E-Mail:<br />
werner.reumke@t-online.de<br />
Spen<strong>den</strong>konto:: Volksbank Hamm, BLZ 410 601 20, Konto: 131 615 6700<br />
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