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spät kommt, den bestraft das Leben - Martin-Luther-Viertel

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Ausgabe Oktober 2007<br />

Wer zu <strong>spät</strong> <strong>kommt</strong>, <strong>den</strong> <strong>bestraft</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Leben</strong><br />

Die Zeit rollt und rollt – vielleicht<br />

aus dem Kaufhaus endgültig davon<br />

Skulpturenpark Ringpromenade<br />

Was ist <strong>den</strong>n hier los? Wo wollen die ganzen<br />

Leute hin? Überhaupt, wo sind Die <strong>den</strong>n her?<br />

Ein nicht abreißender Strom an Besuchern<br />

bewegt sich vom Bahnhof kommend, die Parkplätze<br />

und Parkhäuser verlassend in Richtung<br />

Ringpromenade. Was gibt es hier zu sehen,<br />

<strong>das</strong> jedes Wochenende tausende Besucher<br />

von nah und fern <strong>den</strong> Weg in die Hammer<br />

Stadtmitte suchen?<br />

Richtig, der Skulpturenpark Ringpromenade ist<br />

zum neuen Anziehungspunkt gewor<strong>den</strong>. Und<br />

oft müssen sich die auswärtigen Besucher<br />

Wege, Bänke, Plätze und Wiesen mit <strong>den</strong> Einheimischen<br />

teilen, die hier ihre Mittagspause<br />

verbringen, Pausen zum Meditieren einlegen,<br />

Picknick auf dem Rasen veranstalten oder<br />

einfach staunend und interessiert von Kunstwerk<br />

zu Kunstwerk wandern, die angebotenen<br />

Veranstaltungen besuchen.<br />

Das Lachen und Juchzen zahlreicher Kinder ist<br />

von früh bis <strong>spät</strong> zu vernehmen. Sie haben<br />

längst die anwesende Kunst, <strong>den</strong> modernisierten<br />

Spielplatz in ihr Spiel integriert.<br />

Der Hammer Skulpturenpark Ringpromenade<br />

ist nicht nur neuer Anziehungspunkt, er ist<br />

auch Bühnenbild und Schauplatz unterschiedlichster<br />

kultureller und künstlerischer Aktivitäten.<br />

Da wird in <strong>den</strong> dunkleren Stun<strong>den</strong> mit<br />

Licht illuminiert, <strong>das</strong> ehemalige Flussbett der<br />

vor einhundert Jahren verlegten Ahse be<strong>kommt</strong><br />

künstlerische Wasseraktivitäten. Zwischen<br />

<strong>den</strong> Skulpturen wird Theater gespielt,<br />

Konzerte gegeben oder klassisches Ballett<br />

getanzt.<br />

Jedes neu installierte Kunstwerk ist Anlass, ein<br />

entsprechendes themengebun<strong>den</strong>es Fest zu<br />

feiern.<br />

Das Antlitz der Innenstadt und damit auch <strong>das</strong><br />

Publikum ändern sich. Die Innenstadtgastronomen,<br />

die Beherbergungsbetriebe, anspruchsvolle<br />

Lä<strong>den</strong> und Dienstleister haben<br />

1


gut zu tun, anspruchsvolle Arbeitsplätze entstehen.<br />

Wie heißt es so treffend: Wer keinen Mut zum<br />

Träumen hat, findet auch keine Kraft zum<br />

Kämpfen. Bisher sind es Träume, Visionen, die<br />

aber eine objektive Notwendigkeit für die Zukunft<br />

Hamms darstellen.<br />

Begründung zur Schaffung des<br />

Skulpturenparks Ringpromenade<br />

Die Stadt Hamm befindet sich objektiv im interkommunalen<br />

Wettbewerb, muss sich mit<br />

<strong>den</strong> Nachbarstädten Dortmund, Unna, Münster,<br />

Soest, Lippstadt und vielen Anderen messen<br />

lassen. Hamm braucht originäre Angebote,<br />

Alleinstellungsmerkmale, hier insbesondere in<br />

der Stadtmitte. Die qualitative Besucherfrequenz<br />

ist drastisch und in historisch kurzen<br />

Zeiträumen zu steigern.<br />

Der Ruf der Stadt in der Region ist nicht der<br />

Förderlichste. Wir brauchen eine hart zu erarbeitende<br />

Imagesteigerung mit einem regional<br />

äußerst anspruchsvollen Angebot. Ein Skulpturenpark<br />

Ringpromenade könnte hier der Gordinsche<br />

Knoten sein.<br />

Unsere Ringanlage befindet sich nicht überall<br />

in einem guten Zustand, Stichwort Rosengarten.<br />

Unsere Ringanlagen wer<strong>den</strong> von vielen<br />

Menschen gemie<strong>den</strong>, da sich hier häufig sozial<br />

schwierige Gruppen und Einzelpersonen aufhalten,<br />

Stichwort Drogensüchtige. So eine<br />

Ringanlage sprich Ringpromenade ist von<br />

ihren Möglichkeiten in NRW eher im positiven<br />

Sinne selten. Wir wollen mittels Skulpturenpark<br />

eine deutliche Akzeptanzsteigerung des Juwels<br />

Ringpromenade und die Schaffung einer<br />

hohen Aufenthaltqualität.<br />

Der Skulpturenpark Ringpromenade stellt ein<br />

herausragendes künstlerisches und kulturelles<br />

Projekt dar, mit der echtes Stadtmarketing<br />

praktiziert wer<strong>den</strong> kann.<br />

Wir wollen die Geschichte zur „Alten Ahse“,<br />

noch stärker beleben, mittels entsprechender<br />

Kunstwerke, Kunstaktionen, mit Blauen Wasser-<br />

und Lichtbändern. Wir wollen ständige<br />

Bewegung, Aktion und mehr angstfreien<br />

Raum.<br />

Vor knapp zehn Jahren gab es in Hamm <strong>das</strong><br />

Otmar Alt Jahr, eine aufgesetzte, zu kurz greifende<br />

und kaum durchdachte Kunstaktion,<br />

vorbei an <strong>den</strong> übrigen Kulturschaffen<strong>den</strong> der<br />

Stadt, teilweise verbun<strong>den</strong> mit einer bösartigen,<br />

rufschädigen<strong>den</strong> Leserbriefkampagne<br />

gegen <strong>den</strong> international renommierten Künstler.<br />

Kaum war <strong>das</strong> Jahr verstrichen, gerieten die<br />

Arbeiten des Künstlers in Vergessenheit. Niemand<br />

kümmerte sich mehr um seine kleinen<br />

und großen Objekte im Stadtraum. Wir <strong>den</strong>ken<br />

hier konkret an Ekke Nekepen, dem ehemaligen<br />

Schlepper, Standort Hafenstraße, Neue<br />

Feuerwache. Dem Kunstwerk geht die Farbe<br />

aus. Wir <strong>den</strong>ken an <strong>den</strong> Brunnen Wolkenschaukel<br />

auf der Bahnhofstraße neben C&A,<br />

der kaputt ist, dessen Farbe abblättert. Wir<br />

<strong>den</strong>ken an die Metallplastik Tanzvogel auf der<br />

Weststraße, Rödinghauser Straße. Auch hier<br />

ist kaum noch Farbe vorhan<strong>den</strong>. Es gibt weitere<br />

Otmar Alt Werke, z.B. gegenüber der Stadtbücherei,<br />

die ebenfalls dringend eine Restauration<br />

erfahren müssten.<br />

Leider gibt es niemand, der sich für diesen<br />

skandalösen Zustand auch nur ansatzweise<br />

interessiert.<br />

Otmar Alt ist wahrscheinlich der einzige international<br />

bekannte und renommierte Künstler<br />

aus Hamm, der schon dadurch für einen<br />

Imagegewinn unserer Stadt steht. Hinzu kommen<br />

die unglaublich wertvollen und anspruchsvollen<br />

Veranstaltungen in seiner Stiftung<br />

mit angesehenen Persönlichkeiten unseres<br />

Staates und unserer Gesellschaft. Otmar<br />

Alt sorgt objektiv für einen guten Ruf. Wie aber<br />

sorgen wir uns um seine Arbeiten, um sein<br />

künstlerisches Ansehen?<br />

Wir möchten diesen emotionalen Flurscha<strong>den</strong><br />

reparieren und uns um seine Kunstwerke<br />

kümmern. Wir möchten sie ausgraben, abbauen,<br />

reparieren, restaurieren und ihnen <strong>den</strong><br />

würdigen Stellenwert geben, <strong>den</strong> sie und damit<br />

der Mensch und Künstler Otmar Alt verdient<br />

2


haben. Wir wollen als einen der wichtigsten<br />

Künstler des Skulpturenparks Ringpromenade<br />

diese Arbeiten von Otmar Alt ausstellen und<br />

betreuen.<br />

Wir wollen mit dem Skulpturenpark Ringpromenade<br />

künstlerische Akzente setzen, die so<br />

nicht oft in der Republik zu fin<strong>den</strong> sind. Wir<br />

<strong>den</strong>ken auch an geschichtsträchtige Kunst, die<br />

in direkter Verbindung zum ehemaligen Kaufhaus<br />

oder der ehemaligen Feuerwache, dem<br />

Stadtbad stehen.<br />

Wir wollen aus Rolltreppenteilen neue Kunst<br />

entwickeln, die aufhorchen lässt. Wir wür<strong>den</strong><br />

auch Sprungtürme des Ex-Stadtbades, Alarmstangen<br />

der Alten Feuerwehr in <strong>das</strong> Bild<br />

unseres Parks „eindekorieren“.<br />

Wir sind uns absolut sicher, <strong>das</strong>s ein derartiger<br />

Skulpturenpark binnen kürzester Zeit zu einem<br />

Anziehungspunkt ersten Ranges wird.<br />

Wir stellen uns im ersten Schritt vor, <strong>das</strong> der<br />

Skulpturenpark Ringpromenade am Stadtwerkehaus<br />

beginnt und an der Südstraße endet.<br />

Der Vorteil wäre, <strong>das</strong> bereits vorhan<strong>den</strong>e<br />

Kunst und wichtige Einrichtungen integriert<br />

wer<strong>den</strong> könnte. Zu nennen sind:<br />

die Plastik „Rohrbündel“ vor dem Stadtwerkehaus;<br />

der Wintergarten des Hotel Mercure;<br />

der „Elefant“ von Jutta Schneeweis-Schroer im<br />

Kreuzungsbereich Neue Bahnhofstraße/Südring;<br />

der Rosengarten, muss aber in erheblichem<br />

Umfang restauriert wer<strong>den</strong>;<br />

der Spielplatz, der um weitere pädagogisch<br />

sinnvolle Spielgeräte zu ergänzen ist;<br />

die „Säule der Gastfreundschaft“ von Helmut<br />

Berger an der Goethestraße;<br />

„Toits“ und „Frauen unter Dächern“ von <strong>Martin</strong>e<br />

Mallet. Hier sollten unbedingt die Arka<strong>den</strong><br />

mit einbezogen wer<strong>den</strong>.<br />

Von <strong>den</strong> umzusetzen<strong>den</strong> und zu bearbeiten<strong>den</strong><br />

Kunstwerken von Otmar Alt war bereits an<br />

anderer Stelle die Rede.<br />

Neu soll Kunst aus Rolltreppen hinzukommen.<br />

<strong>Martin</strong>e Mallet, eine in Hamm lebende französische<br />

Künstlerin ist aktuell dabei, erste Ideen<br />

in Entwürfe umzuwandeln.<br />

Rolltreppen wer<strong>den</strong> zu Kunstwerken<br />

recycelt<br />

Wir haben uns in Zusammenhang mit dem<br />

angestrebten Skulpturenpark natürlich viele<br />

Gedanken gemacht, was, wer, wie, wo usw.<br />

Neben <strong>den</strong> Otmar Akt Kunstwerken sollen<br />

umgestaltete Rolltreppen des ehemaligen Horten-Kaufhauses<br />

eine bedeutende Rolle spielen.<br />

Kunst aus und mit Rolltreppen ist in<br />

Deutschland ganz selten anzutreffen.<br />

Wir wollen <strong>das</strong> Thema bearbeiten.<br />

Sie selber brauchen sich einfach nur vorstellen,<br />

wo Ihnen im <strong>Leben</strong> Rolltreppen begegnen.<br />

Ihre Phantasie bringt Sie fast automatisch zu<br />

künstlerischen Entwürfen.<br />

Wir fin<strong>den</strong> Rolltreppen In Kaufhäusern, Bahnhöfen,<br />

Unterführungen, Flughäfen, in Betrieben<br />

jedweder Art.<br />

Rolltreppen können zu Sitzgruppen und Spielgeräten<br />

umgestaltet, als farbige Stelen aufgestellt<br />

wer<strong>den</strong>. Fotos oder Bilder können auf<br />

Rolltreppenstufen installiert wer<strong>den</strong>.<br />

Oder Rolltreppen rollen durch Kunst- und Fotoausstellungen.<br />

Von und mit fahren<strong>den</strong> Rolltreppen<br />

können Projektionen gezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

Auf Rolltreppen kann durch Kunst und Kaufhausgeschichten<br />

gefahren wer<strong>den</strong>.<br />

Mit Rolltreppen könnten wir die Goethestraße,<br />

könnten Wegeverbindungen symbolisch oder<br />

in echt überspannen. Die Handläufe tragen<br />

Hände bekannter Persönlichkeiten. Aus Rolltreppen<br />

entstehen Räder, rollen durch die Geschichte,<br />

durch Schichten, rollen ins Glück,<br />

durchs Grün oder in <strong>den</strong> Himmel.<br />

3


Es ist z.B. unglaublich reizvoll, aus Gebots-<br />

und Verbotsschildern an Rolltreppen eine Ausstellung<br />

zu machen.<br />

Sie sehen, der Phantasie sind keine Grenzen<br />

gesetzt, höchstens Finanzielle, Technische<br />

und Räumliche.<br />

Wir haben uns in einem ersten Gespräch an<br />

<strong>das</strong> Stadtmarketing in Persona Ralf Hohoff mit<br />

zwei Punkten gewandt.<br />

1. Wir brauchen entsprechende Unterstützung<br />

durch Rat und Verwaltung. Es sind unglaublich<br />

viele Einzelschritte zu gehen, formale Dinge<br />

etc. zu beachten. Herr Hohoff sicherte seine<br />

Unterstützung zu.<br />

2. Wir brauchen operative und rasche Hilfe,<br />

mindestens eine Rolltreppe aus dem im Abbruch<br />

befindlichen ehemaligen Horten-<br />

Kaufhaus.<br />

Am 10.Oktober darf kein Fremder mehr <strong>das</strong><br />

verlassene Kaufhaus betreten. Dann rücken<br />

große Bagger an, um <strong>das</strong> Innenleben einzureißen.<br />

Spätestens dann fallen die Rolltreppen<br />

und wer<strong>den</strong> sofort als teurer Rohstoff eingeschmolzen<br />

und wieder verwendet.<br />

Das heißt: wir müssen bis zum 9.Oktober eine<br />

Bauschlosserei fin<strong>den</strong>, die eine Rolltreppe, die<br />

Technik und <strong>den</strong> Motor zur künstlerischen<br />

Weiterbearbeitung demontiert. Diese Bauschlosserei<br />

müsste dann auch die Rolltreppe<br />

bis zur künstlerischen Bearbeitung durch <strong>Martin</strong>e<br />

Mallet zwischenlagern. Beides funktioniert<br />

nur, wenn der vorgesehene Betrieb dafür noch<br />

keine Rechnung schreibt.<br />

Mit dem Gütersloher Abbruchunternehmen ist<br />

ein finanzieller Modus für die Überlassung der<br />

Rolltreppe zu entwickeln.<br />

Wenn <strong>das</strong> alles glückt, bleibt „nur“ noch der<br />

Zeitfaktor. Es sind verdammt wenige Tage.<br />

Sollte es glücken, dann geht <strong>das</strong> ganze Programm<br />

weiter: Entwürfe sichten, Sponsoren für<br />

die Kunstwerke fin<strong>den</strong>, Standorte festlegen,<br />

Genehmigungen dafür einholen und mit allen<br />

Folgeproblemen wie Sicherheit der Kunst etc.<br />

fertig zu wer<strong>den</strong>.<br />

Aber es lohnt sich. Die Rolltreppenkunst könnte<br />

der erste gewaltige und hochattraktive Baustein<br />

zu unserem Skulpturenpark Ringpromenade<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Diese öffentliche Kunstausstellung befindet<br />

sich in direkter Nähe in der Innenstadt und<br />

könnte auch hier zu einer mächtigen Imageund<br />

Qualitätssteigerung wer<strong>den</strong>.<br />

Es gibt nicht oft Vorschläge aus der Bürgerschaft<br />

mit derartigem positivem Tiefgang. Es<br />

gibt auch nicht oft Bereitschaft, die gemachten<br />

Vorschläge über lange Zeiträume inhaltlich und<br />

in der Organisierung an vorderster Stelle zu<br />

begleiten.<br />

Wer jetzt zögert, tonnenweise Be<strong>den</strong>ken vor<br />

dieser realistischen Vision auftürmt, Chancen<br />

verspielt, der wird zu <strong>spät</strong> kommen und irgendwann<br />

vom <strong>Leben</strong> die Rechnung präsentiert<br />

bekommen.<br />

4


Wer ist dabei, wer hilft mit, wer unterstützt uns?<br />

Artikel im Wochenblatt vom 26.September 2007<br />

Schöner Garten für Skulpturen<br />

<strong>Luther</strong>viertel-Chef Werner Reumke will die Ringanlagen aufwerten<br />

Hamm (mig). Jetzt muss es schnell gehen –<br />

je<strong>den</strong>falls, wenn man <strong>den</strong> Skulpturengarten,<br />

der vor dem Auge Werner Reumkes entstan<strong>den</strong><br />

ist, umsetzen will. Denn wesentliche Bestandteile<br />

der Idee sind… Rolltreppen. Die<br />

stehen derzeit noch im Horten-Haus und wer<strong>den</strong><br />

in etwa zwei Wochen entsorgt. Danach<br />

würde es durchaus schwieriger, einen Skulpturengarten<br />

in <strong>den</strong> Ringanlagen einzurichten.<br />

Denn <strong>das</strong> ist die Idee von Reumke, Chef des<br />

Vereins zur Förderung des <strong>Martin</strong>-<br />

<strong>Luther</strong>viertels: Die Aufwertung der Ringanlage<br />

durch einen Skulpturenpark. Und ganz nebenbei<br />

könne so ein Skulpturengarten sowohl an<br />

die Geschichte von Horten als auch an die der<br />

Alten Ahse erinnern, die Aufenthaltsqualität in<br />

der City erhöhen und eine Imagesteigerung<br />

der Stadt Hamm bewirken – „Da kommen doch<br />

Leute zu uns, die sich <strong>das</strong> anschauen wollen“,<br />

argumentiert Reumke und verweist auf die<br />

Skulpturen-Aktion in Münster, die auch überregional<br />

viel Beachtung fand.<br />

Allerdings: Ein solches Projekt kann der <strong>Luther</strong>viertel-Verein<br />

nicht alleine stemmen. Werner<br />

Reumke hofft, <strong>das</strong>s die Stadt die Idee e-<br />

benso charmant findet wie er selbst. Ansprechpartner<br />

ist Stadtmarketingchef Ralf Hohoff<br />

– und der hält <strong>den</strong> Ball erst mal flach: Generell<br />

sei alles gut, was die Ringanlagen aufwertet,<br />

es müsse aber finanzierbar sein. Und<br />

<strong>das</strong> könne nur durch Sponsoren und nicht aus<br />

Haushaltsmitteln geschehen, betont Hohoff.<br />

Die Stadt habe mit der Freilegung der Schleuse<br />

im Nordring damit begonnen, <strong>das</strong> Entwicklungs-<br />

und Gestaltungsprojekt Ringanlagen<br />

umzusetzen. Weitere Aufwertungsmaßnahmen<br />

sollen folgen. „Wenn wir die Idee von<br />

Herr Reumke integrieren könnten – um so<br />

besser.“<br />

Ein paar Plastiken gibt es schon, sie fristen<br />

aber nach Reumkes Auffassung ein Schatten<strong>das</strong>ein<br />

zwischen Nichtbeachtung und Verfall.<br />

Und dazu kommen sollen neue Werke – wie<br />

Skulpturen aus <strong>den</strong> Rolltreppen des Horten-<br />

Kaufhauses. Eine Künstlerin kann er auch<br />

vorschlagen: „<strong>Martin</strong>e Mallet ist ganz begeistert<br />

von <strong>den</strong> Möglichkeiten, die ihr die Rolltreppen<br />

bieten“, sagt der Feinkosthändler.<br />

5


Ein paar Kunstwerke wohnen schon in der<br />

Ringpromenade. Die „Säule der Gastfreundschaft“<br />

von Helmut Berger zum Beispiel. Direkt<br />

am Ring an und auf dem Umspannhäuschen<br />

an der Sternstraße fin<strong>den</strong> sich „Toits“ und<br />

„Frauen“ von <strong>Martin</strong>e Mallet. Reumke: „An<br />

diesem Häuschen sollten unbedingt die Arka<strong>den</strong><br />

mitgestaltet wer<strong>den</strong>.“ Ebenfalls bereits<br />

vorhan<strong>den</strong>: Der Elefant von Jutta Schneeweiß-<br />

Schröer im Bereich Neue Bahnhofstraße, Ecke<br />

Südring und die Plastik „Rohrbündel“ am<br />

Stadtwerkehaus.<br />

Weiter beleben könne man, so Werner Reumke,<br />

die Ringanlage beispielsweise mit der<br />

„Wolkenschaukel“ von Otmar Alt – sie steht<br />

zurzeit am Hintereingang von C & A, ist defekt<br />

und, so Reumke, erfahre weder Beachtung<br />

noch Würdigung. Und zwei weitere Alt-Objekte<br />

könnten entsprechend dem Vorschlag Reumkes<br />

ihren Standort wechseln: „Ekke Nekepen“,<br />

ein Schiff, an der Hafenstraße und der „Tanzvogel“<br />

in der Weststraße. Die Wirkung dieser<br />

Vorschläge laut Reumke: „So können wir würdigen,<br />

was Otmar Alt für diese Stadt geleistet<br />

hat.“<br />

Neu käme eine oder mehrere Rolltreppen-<br />

Skulpturen von <strong>Martin</strong>e Mallet hinzu – <strong>das</strong><br />

müsste nach Meinung Werner Reumkes aber<br />

nicht <strong>das</strong> Ende der Fahnenstange sein. „Vielleicht<br />

kann es gelingen, <strong>den</strong> einen oder anderen<br />

überregional bekannten Künstler zu gewinnen“,<br />

sagt der 60-Jährige.<br />

Es ist nicht <strong>das</strong> erste Mal, <strong>das</strong>s sich Reumke<br />

Gedanken um die Ringanlagen macht. Bereits<br />

vor fünf Jahren schlug er in einem Bürgerantrag<br />

vor, <strong>den</strong> Ring wieder in Ringpromenade<br />

zurück zu benennen und mit verschie<strong>den</strong>en<br />

Maßnahmen wieder zu beleben. Zum Teil wur<strong>den</strong><br />

seine Vorschläge aufgegriffen. Jetzt aber<br />

tickt die Uhr – je<strong>den</strong>falls für die Rolltreppen bei<br />

Horten. „Am 10. Oktober kommen die Bagger<br />

und reißen sie heraus. Dann hätten wir diese<br />

Chance vertan“, sagt Werner Reumke.<br />

Zweites St.<strong>Martin</strong>s-Fest am 10.11.07<br />

Am Samstag, <strong>den</strong> 10.November ist es wieder<br />

soweit. Um 16.45 Uhr eröffnet unsere<br />

erste Bürgermeisterin, Frau Wäsche <strong>das</strong> 2.<br />

St-<strong>Martin</strong>s-Fest im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>.<br />

Der Posaunenchor gibt dann <strong>das</strong> Zeichen zum<br />

Aufbrechen für <strong>den</strong> <strong>Martin</strong>szug, der um 17.00<br />

Uhr beginnt. Mit St.<strong>Martin</strong> auf dem Pferd beginnt<br />

dann, begleitet von Kindern und Eltern,<br />

der Laternenumzug. Helder und Ordnungskräfte<br />

mit Sicherheitswesten und Pechfackeln<br />

begleiten und führen sicher <strong>den</strong> Umzug.<br />

Damit allen die Möglichkeit gegeben wird, die<br />

vorgesehenen Lieder für <strong>den</strong> Umzug mitsingen<br />

zu können, sind Liederblätter mit Noten und<br />

Texten vorbereitet.<br />

Vom <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Platz gehen die Teilnehmer<br />

durch die gleichnamige Straße in östliche Richtung<br />

bis zur Sternstraße, um dort rechts abzubiegen<br />

in südliche Richtung bis zum Südring,<br />

dessen breiten Bürgersteig bis zum Stadtwerkehaus<br />

genutzt wird, um von da aus zum Westentor<br />

zu gelangen. Von hier aus geht es in die<br />

Fußgängerzone bis zur Rödinghauser Straße.<br />

Ab da geht es auf direktem Weg zum Ausgangspunkt<br />

zurück. Der Besuch der <strong>Luther</strong>-<br />

Kirche schließt sich mit der Darstellung der<br />

Mantelteilung an.<br />

Vorgetragen wird diese Aktion vom evangelischen<br />

Kindergarten Hohe Straße.<br />

Für die Sicherheit des <strong>Martin</strong>sfestes sorgen die<br />

Feuerwehr, die Straßenverkehrsbehörde, <strong>das</strong><br />

Umweltamt der Stadt Hamm und die örtliche<br />

Polizei. Der Platz wird zusätzlich durch Barrieren<br />

gesichert.<br />

Die Redaktion von Le Journal hat <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />

des St.<strong>Martin</strong>-Festes, Herrn Werner<br />

Boes, nach weiteren Einzelheiten gefragt.<br />

Lassen wir Herrn Boes selber zu Wort kommen:<br />

„Auf dem <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Platz befin<strong>den</strong> sich<br />

Feuerstätten und dazu eine Anzahl Holzhütten<br />

für <strong>den</strong> beginnen<strong>den</strong> Brezel-, Würstchen-,<br />

Getränke- und Losverkauf. In der Zeit des<br />

6


Eintreffens der Eltern und Kinder können bereits<br />

Lose für die <strong>spät</strong>er stattfin<strong>den</strong>de Tombola<br />

zum Preis von 1 € gekauft wer<strong>den</strong>. Für <strong>das</strong><br />

leibliche Wohl sorgen zu dieser Zeit schon die<br />

Stände mit Bratwurst und Brezeln, bei <strong>den</strong>en<br />

Kindergarteneltern die Initiative ergriffen haben.<br />

Vom Enchilada wird eine der Holzhütten<br />

betrieben, an der für unsere Kinder Wasser<br />

sowie Kinderpunsch, heiße Schokolade, Saftschorle<br />

und Säfte angeboten wer<strong>den</strong>.<br />

Wir freuen uns mit Ihnen, wenn mit der beginnen<strong>den</strong><br />

Abenddämmerung, die bunt strahlen<strong>den</strong><br />

Lampions der Kinder <strong>den</strong> Weg unseres<br />

St.<strong>Martin</strong>s beleuchten. Die Teilung des Mantels<br />

durch St.<strong>Martin</strong> greifen wir zum Ende der<br />

Darstellung auf und verteilen Doppelplätzchen<br />

7


an die Kinder mit der Aufgabe, dieses zu Hause<br />

mit jemand zu teilen.<br />

Der mit Musik begleitete Auszug aus der Kirche<br />

soll aber nicht der Abschluss des Festes<br />

sein. Jetzt beginnt die Ausgabe der Gewinne<br />

der Tombola. Viele Geschäftsleute haben sich<br />

hier an <strong>den</strong> Preisen beteiligt und als Krönung<br />

gibt es die Gutscheine für zehn <strong>Martin</strong>sgänse<br />

(gerupft und tiefgefroren). Damit niemand leer<br />

ausgeht, sind nur Gewinnlose vorgesehen (es<br />

gibt keine Nieten). Trotz des Bemühens um<br />

zügige Verteilung der Gewinne empfehlen wir<br />

in der Wartezeit, die angebotenen Verpflegungsstände<br />

zu besuchen.<br />

Ein zusätzlicher Höhepunkt des Abends: Alle<br />

Anwesen<strong>den</strong>, die mit Personalausweis belegen<br />

können, <strong>das</strong>s sie am 10.November geboren<br />

sind, erhalten ein Überraschungspräsent.<br />

Durchgeführt wird die Veranstaltung unter der<br />

Mitwirkung der Kindergärten und Tagesstätten<br />

Villa Kunterbunt, Kidron und <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>.<br />

Wie im letzten Jahr wird die gute Stimmung für<br />

ein fröhliches Ausklingen des Festes sorgen.“<br />

08.12.07: Advents- und Weihnachtsmusik für Chor a<br />

Capella und Bläserquartett in der <strong>Luther</strong>-Kirche<br />

mit dem breezy-art-ensemble und dem<br />

Westfälischen Kammerchor Münster<br />

Am Samstag, dem 8.Dezember 07 findet <strong>das</strong><br />

letzte Konzert des Vereins zur Förderung des<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V. in der <strong>Luther</strong>-Kirche<br />

statt. Es steht unter dem Thema: Advents- und<br />

Weihnachtsmusik für Chor a Capella und Bläserquartett<br />

Alte Musik neu gespielt<br />

Im Herbst 2005 formierten sich vier Musiker<br />

verschie<strong>den</strong>er Stilrichtungen zum breezy-artensemble,<br />

mit dem Ziel ihre unterschiedlichen<br />

musikalischen Wurzeln, in der Interpretation<br />

„alter Musik“, zu einer neuen, eigenen Klangsprache<br />

zusammenzuführen.<br />

In ihrer intensiven Konzert- und Aufnahme<br />

Tätigkeit, sowie als Dozenten an Musikhochschulen<br />

beschäftigen sich die vier Bläser mit<br />

der Aufführungspraxis alter Musik, dem Jazz,<br />

der sinfonischen Musik oder der neuen Musik.<br />

Mitwirkende sind <strong>das</strong> breezy-art-ensemble und<br />

der Westfälische Kammerchor Münster. Beginn<br />

des Konzerts ist 20.00 Uhr. Der Eintritt<br />

beträgt 8 €, für Jugendliche 5 €. Karten geben<br />

es bei Mersch & Röper und an der Abendkasse.<br />

Die Mitglieder des breezy-art-ensembles in der<br />

Besetzung: Trompete/ Sopran-Tenorsaxophon/<br />

Posaune-Barockposaune/ und Tuba -<br />

Ophikleide, verbindet die Liebe zur „alten Musik“.<br />

In gemeinsamen Interpretationen bündeln<br />

sie ihre unterschiedlichen musikalischen Erfahrungen,<br />

heben rhythmische oder harmonische<br />

Aspekte ihrer musikalischen Vorlagen heraus,<br />

lassen durch ihre Instrumentierungen eine<br />

Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben entstehen,<br />

fügen Improvisationen hinzu und fin<strong>den</strong><br />

zu einer Musik mit ganz eigenem Charakter.<br />

Mal mitreißend, mal anrührend, spannend oder<br />

überraschend.<br />

8


Schlagzeilen vom letzten Auftritt in<br />

Hamm<br />

"Bach und ich"<br />

"breezy-art-ensemble" holte Barock und Renaissance<br />

in <strong>Luther</strong>kirche<br />

Ein Hörerlebnis der Extraklasse- Zuhörern<br />

stockte der Atem<br />

... und holten diese Musik damit ins 21. Jahrhundert.<br />

...Kompositionen alter Meister... wurde eine<br />

musikalische Frischzellenkur verpasst.<br />

Das Ergebnis geriet durch neue Instrumentierung<br />

und Arrangement- plus Improvisationzum<br />

Hörerlebnis der Extraklasse...<br />

...Dabei zeigte sich, <strong>das</strong>s diese frühen Versionen<br />

heutiger Blechblasinstrumente einen<br />

"schlankeren" Klang als heutige Geräte produzieren<br />

und so mehr Freiräume für andere Instrumente<br />

bieten...<br />

Detlef Reimers (Posaune/Barockposaune)<br />

...Geschickt arbeitete <strong>das</strong> Quartett mit <strong>den</strong><br />

akustischen Möglichkeiten der Kirche.... was<br />

dem Klangbild zusätzliche Tiefe verlieh....<br />

... die Vielzahl der Klangfarben verblüffte....<br />

...Dabei entstellten die vier Musiker diese Musik<br />

in keinster Weise. Vielmehr entstand der<br />

Eindruck, <strong>das</strong>s es sogar bei "Klassikern" aus<br />

Bachs Kunst der Fuge noch reichlich Neuland<br />

zu erforschen gibt...<br />

...Den Besuchern schien streckenweise der<br />

Atem zu stocken, <strong>den</strong>n diese musikalische<br />

Spannung begeisterte und entzückte derart,<br />

<strong>das</strong>s der Applaus schließlich gar nicht en<strong>den</strong><br />

wollte.<br />

Komplexe Arrangements im Stile eines Gil<br />

Evans verwischten die Stilgrenzen...<br />

... als "breezy-art" die absteigende Tonfolge<br />

von "Hit the road Jack" aufgriffen, zuckten die<br />

Körper auf <strong>den</strong> Kirchenbänken im Takt.<br />

Detlef Reimers sammelte bereits während<br />

seiner Studienzeit an <strong>den</strong> Musikhochschulen in<br />

Hamburg und Lübeck Kammermusikerfahrungen<br />

mit „neuer“ Musik in <strong>den</strong> renomiertern<br />

Hamburger Ensembles: „Hinz und Kunst“ und<br />

„l art pour l’art.<br />

1981 ging er als Soloposaunist zum Philharmonischen<br />

Staatsorchester nach Bremen, wo<br />

er bis 1987 tätig war.<br />

Auf die unerschöpflichen Möglichkeiten der<br />

Posaune in der Musik des 16. und 17. Jhdts.<br />

aufmerksam gewor<strong>den</strong>, spezialisierte er sich<br />

seit 1987 auf die Interpretation alter Musik auf<br />

historischen Instrumenten und spielt seitdem<br />

Renaissance-, Klassische- oder Romantische<br />

Posaune in zahlreichen Konzerten, Rundfunkund<br />

ca. 60 CD Aufnahmen mit spezialisierten<br />

Ensembles wie: „Musica Fiata Köln“, „Concerto<br />

Köln“, „Akademie für Alte Musik Berlin“, „Capella<br />

Coloniensis“, „Weser Renaissance- Bremen“<br />

u.v.a.<br />

Thomas Lück (Tuba/ Ophikleide)<br />

Seit dem Wintersemester 2000 hat Detlef Reimers<br />

einen Lehrauftrag für Posaune und<br />

Blechbläser Kammermusik an der Musikhochschule<br />

Münster/Westf.<br />

Thomas Lück arbeitet seit seinem Studium an<br />

der Hochschule für Musik und Theater in Hannover<br />

als freier Musiker und Musikproduzent.<br />

Bei seiner Gastspieltätigkeit in verschie<strong>den</strong>en<br />

Deutschen Orchestern, vor allem der Radio-<br />

Philharmonie Hannover des NDR, bei der<br />

Thomas Lück seit 20 Jahren regelmäßig als<br />

Gast tätig ist, konzertierte er in Konzertsälen in<br />

ganz Deutschland, sowie im Ausland.<br />

Bei seiner Tätigkeit im NDR-Hannover-Pops-<br />

Orchester hat Thomas Lück an zahlreichen<br />

9


Crossover Projekten mitgewirkt. Im Jahr 2000<br />

entstand bei mehreren Konzerten mit Herbert<br />

Grönemeyer die live DVD „Stand der Dinge“.<br />

Weitere Höhepunkte sind z.B. Konzerte mit<br />

Patricia Kaas, eine CD- Produktion mit Peter<br />

Herbolzheimer und Filmmusiken wie zu „Das<br />

Wunder von Bern“.<br />

Mit der „historischen“ Aufführungspraxis konfrontiert,<br />

hat Thomas Lück sich intensiv mit der<br />

Spieltechnik der Ophikleide (dem Vorläuferinstrument<br />

der Tuba) beschäftigt und wird mit<br />

diesem Instrument regelmäßig zu Konzertprojekten<br />

von Ensembles „für alte Musik“ eingela<strong>den</strong>.<br />

Auch im Schauspielhaus Hannover und im<br />

Schauspiel des Staatstheaters Braunschweig<br />

war er mehrfach als Musiker, eingebun<strong>den</strong> ins<br />

Spielgeschehen, auf der Bühne vertreten.<br />

Neben seiner langjährigen Mitarbeit im<br />

www.blechblaeserquintett-Hannover.de wirkt<br />

Thomas Lück immer wieder bei projektbezogenen<br />

Engagements in ganz unterschiedlichen<br />

Stilrichtungen im Bereich Jazz, Pop, zeitgenössische-<br />

und Kammermusik mit.<br />

Außer Basstuba, Kontrabasstuba und<br />

Ophikleide im klassischen Bereich spielt Thomas<br />

Lück, vor allem im Jazz, auch Sousaphon,<br />

Kontrabass und E-Bass.<br />

Thomas Stählker (Trompete/ Barocktrompete)<br />

Neben zahlreichen Rundfunk- und CD-<br />

Einspielungen als Musiker mit <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />

Orchestern oder Ensembles, ist<br />

Thomas Lück im eigenen Tonstudio<br />

www.paulproductions.de als Musikproduzent<br />

und Aufnahmeleiter tätig. Sein Hauptaufgabengebiet<br />

liegt hier in der Aufnahme akustischer<br />

Instrumente und Ensembles verschie<strong>den</strong>er<br />

Stilrichtungen wie Klassik, Jazz und Blasorchester.<br />

Thomas Stählker widmet sich schwerpunktmäßig<br />

der Sololiteratur für Trompete. In zahlreichen<br />

Konzerten, besonders in der Kombination<br />

Trompete und Orgel (eine CD Einspielung<br />

in dieser Besetzung) sowie mit verschie<strong>den</strong>en<br />

Orchestern und Ensembles tritt Stählker als<br />

Solist in Erscheinung. Zunächst studierte er<br />

Trompete bei A. Eichberger in Münster und<br />

besuchte etliche Meisterkurse bei Konradin<br />

Groth, Peter Kallensee und David Hickman.<br />

Als Orchestertrompeter spielt Thomas Stählker<br />

in verschie<strong>den</strong>en Orchestern in NRW. In Zusammenarbeit<br />

mit Friedemann Immer beschäftigte<br />

er sich mit <strong>den</strong> speziellen Spieltechniken<br />

der Naturtrompete, die er neben der „modernen<br />

Trompete“ auch im breezy-art-ensemble<br />

spielt.<br />

Ein weiterer wichtiger Bestandteil seiner Arbeit,<br />

liegt im instrumetalpädagogischen Bereich, wo<br />

er mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.<br />

Thomas Stählker wirkt sowohl an einer Musikschule,<br />

als auch an einer Förderschule Lernen<br />

in Münster, wo er im sonderpädagogischen<br />

Bereich mit Trompetenschülern arbeitet, die<br />

normalerweise nicht <strong>den</strong> Zugang zum Instrumentalunterricht<br />

fin<strong>den</strong>. Seit dem Wintersemester<br />

05 hat er außerdem einen Lehrauftrag<br />

für Trompete an der Musikhochschule in Münster.<br />

Ansgar Elsner (Sopran-/ Tenorsaxophon)<br />

Seit Anfang der achtziger Jahre hat sich der<br />

Saxophonist Ansgar Elsner durch seine Mitwirkung<br />

in zahlreichen Jazzensembles und durch<br />

10


die Leitung eigener Bands einen Namen gemacht.<br />

Er arbeitete mit Musikern wie Detlev Beyer, Ed<br />

Kröger, Uli Beckerhoff, Gunnar Plümer, Peter<br />

Weiß, Wolfgang Ekholt, Romy Cameron, Wayne<br />

Bartlett, Fay Victor u.a. zusammen.<br />

Mit seinem Trio „Elsner, Ekholt, Kracht“ realisierte<br />

er grenzüberschreitende Projekte zur<br />

Integration von Musik, Literatur, Tanz und Film.<br />

A. Elsner wirkte als Musiker und Komponist an<br />

internationalen Theater- und Tanztheaterproduktionen<br />

mit.<br />

Er ist Dozent an der Westfälischen- Wilhelms-<br />

Universität in Münster.<br />

Seit vielen Jahren engagiert er sich als Dozent<br />

des „Coesfelder Jazzworkshops“ für die Förderung<br />

talentierter junger Jazzmusiker.<br />

Westfälischen Kammerchors Münster<br />

Leitung Markus Föhrweißer<br />

Der Westfälische Kammerchor Münster<br />

Der Westfälische Kammerchor Münster wurde<br />

1978 gegründet und musiziert seitdem unter<br />

der künstlerischen Leitung von Markus Föhrweißer.<br />

Der Chor, der sich aus Studieren<strong>den</strong><br />

und Berufstätigen unterschiedlichster Bereiche<br />

zusammensetzt, pflegt ein umfangreiches Repertoire<br />

geistlicher und weltlicher A-cappella-<br />

Musik und legt einen besonderen Schwerpunkt<br />

auf die Erarbeitung anspruchsvoller Chorwerke<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />

Zahlreiche Konzerte in Münster und anderen<br />

Städten Deutschlands, regelmäßige Konzertreisen<br />

ins europäische Ausland und in die<br />

USA, Produktionen für <strong>den</strong> WDR sowie Auszeichnungen<br />

im Rahmen der Deutschen<br />

Chorwettbewerbe (u.a. 3. Preis in Regensburg<br />

1998) machten <strong>den</strong> Chor über die Region<br />

Westfalens hinaus bekannt und bestätigten<br />

zugleich sein hervorragendes Niveau. 1996<br />

entstand die CD "Europäische Chormusik",<br />

2000 die CD "Weihnachten" und 2003 die CD<br />

"Deutsche Volkslieder".<br />

Für unsere neuen Projekte nach der Sommerpause<br />

suchen wir noch Sängerinnen und Sänger<br />

mit Chorerfahrung, besonders hohe Soprane<br />

und Tenöre. Wir proben einmal im Monat<br />

an einem Wochenende von Freitagabend bis<br />

Sonntagmittag - eine Zeit des intensiven Probens<br />

und der ebensolchen Gemeinschaft.<br />

Der Chorleiter<br />

Markus Föhrweißer, Mitbegründer des Chores,<br />

hat in Münster Klavier, Gesang und Musiktheorie<br />

studiert. Nach mehreren Jahren Dozententätigkeit<br />

an der Musikhochschule in Münster ist<br />

er seit 1983 Leiter der Kreismusikschule Ostholstein.<br />

Bei dem 2. Deutschen Chorwettbewerb<br />

1985 in Hannover erhielt er einen Förderpreis<br />

des Deutschen Musikrates.<br />

Von Beruf Sattler<br />

Erik: der Sattler und sein <strong>Leben</strong>straum<br />

11


Neues <strong>Leben</strong> im ehemaligen Beerdigungsinstitut<br />

– demnächst als Künstlerwerkstatt<br />

mit Kunst und Kultur<br />

Vor knapp einhundert Jahren entstand ein<br />

kleines schnuckeliges Häuschen hinter dem<br />

heutigen Foto-Hoffmann, ess-mo<strong>den</strong> und der<br />

Goldschmiede Bonievsky. Jahrzehntelang<br />

wurde hier für <strong>den</strong> letzten Weg des Menschen<br />

gearbeitet. Hier waren eine Sargtischlerei und<br />

<strong>das</strong> Beerdigungsinstitut Schwietert untergebracht.<br />

WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />

Das Haus, die Werkstatt überdauerten fast<br />

achtzig Jahre, überdauerten <strong>den</strong> ersten und<br />

zweiten Weltkrieg, Wirtschaftskrisen, Strukturwandel,<br />

Krankheiten, Verjüngungen durch<br />

nachfolgende Generationen und vieles mehr.<br />

Trotzdem, eines Tages, vor knapp zwanzig<br />

Jahren war urplötzlich Schluss. Als wenn die<br />

Menschen blitzartig die Räumlichkeiten verlassen<br />

mussten oder verlassen hatten, blieb die<br />

Zeit stehen. Angefangene Kreuzworträtsel,<br />

nicht beendete Särge, nicht weggeräumte<br />

Essensutensilien zeugten von der Plötzlichkeit<br />

des Aufbruchs. Allein schon dieser Umstand ist<br />

mindestens eine Geschichte wert.<br />

Für die meisten Menschen im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Viertel</strong> war <strong>das</strong> mittlerweile mit grünen Rankpflanzen<br />

zugewachsene Gebäude nicht präsent.<br />

Ganz einfach, es gibt nur zwei Stellen,<br />

von <strong>den</strong>en man <strong>das</strong> Gebäude überhaupt entdecken<br />

kann, nämlich aus zwei benachbarten<br />

Innenhöfen oder von <strong>den</strong> oberen Geschossen<br />

des Marienhospitals.<br />

Jetzt aber ist alles anders. Seit Monaten<br />

herrscht aktives <strong>Leben</strong> zwischen <strong>den</strong> Wän<strong>den</strong>.<br />

Wir wur<strong>den</strong> eher beiläufig auf die sich anbahnen<strong>den</strong><br />

großen Ereignisse aufmerksam, nämlich<br />

in <strong>den</strong> frühen Morgenstun<strong>den</strong> durch wil<strong>den</strong><br />

und lauten Gerumpel.<br />

Neugierig gewor<strong>den</strong>, wurde die Aktion in Augenschein<br />

genommen. Herr Herborn, der<br />

Hausbesitzer dieses Hinterhofmärchengebäudes<br />

und Erik Posingis waren dabei, alle Räume<br />

leer zu machen und Container zu füllen,<br />

um mit dem Restaurieren und Umgestalten zu<br />

beginnen. Man sieht so etwas mit einem weinendem<br />

und einem lachendem Auge.<br />

WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />

Traurig gestimmt waren wir etwas, weil der<br />

historische Maschinen- und Materialbestand<br />

schlagartig <strong>den</strong> Weg des Recycelns nahm, die<br />

alten Sägen, Drechselmaschinen, selbst die<br />

nicht fertig gewor<strong>den</strong>en Särge waren schlicht<br />

und einfach weg.<br />

Die Herren Herborn und Posingis nahmen <strong>den</strong><br />

Fotografen zur ersten Besichtigung im Jahre<br />

null des Neuanfangs mit.<br />

Das Gebäude besteht aus mindestens 200<br />

qm2 nutzbarer Fläche, dem Erdgeschoß, dem<br />

ersten Stock und dem Dachgeschoß. Obwohl<br />

aufgetürmte Berge von noch zu Beseitigendem<br />

je<strong>den</strong> Raum „zierten“, war doch zu erkennen,<br />

12


<strong>das</strong> dieses historische Gebäude mit seinen<br />

Fenstern und Türen der ersten Stunde, mit<br />

seinen steilen Aufgängen und trockenen Räumen<br />

und dem Dachbo<strong>den</strong> über enormes Potential<br />

verfügt.<br />

WA-Foto von Hendrik Wiemer<br />

Aber wer ist in diesem Zusammenhang Erik<br />

Posingis? Im Verlauf des Engagements für und<br />

um <strong>das</strong> <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> sind uns immer<br />

wieder interessante Persönlichkeiten begegnet,<br />

<strong>den</strong>en wir auf <strong>den</strong> ersten Blick, wir bitten<br />

um Verzeihung, nicht allzu viel zugetraut hätten.<br />

Umso größer war die Überraschung dann<br />

beim zweiten und <strong>den</strong> weiteren Blicken.<br />

Erik Posingis ist dabei, seinen <strong>Leben</strong>straum zu<br />

verwirklichen. Und dieser <strong>Leben</strong>straum ist<br />

deckungsgleich mit dem, was auch wir Engagierten<br />

im Quartier anstreben. Erik ist 41 Jahre<br />

jung, gelernter Schreiner und Stellmacher und<br />

gerade dabei, ein kreatives Haus für Kunst und<br />

Kultur zu entwerfen und zu entwickeln.<br />

Wie <strong>das</strong> so ist bei solchen Visionären, sie haben<br />

eine Idee und beginnen sie stur und engagiert<br />

anzugehen. Und beim Abarbeiten be<strong>kommt</strong><br />

diese Idee immer mehr Konturen, wird<br />

hier und da modifiziert, ohne aber vom eingeschlagenen<br />

Weg abzugehen. Erik bewerkstelligt<br />

die Komplettsanierung im Wesentlichen<br />

allein und benutzt dabei hauptsächlich recycelte<br />

gebrauchte Materialien.<br />

Mittlerweile waren wir immer wieder zum Gucken<br />

da. Erik macht riesige Fortschritte. Hier<br />

trifft der Satz unbedingt zu „wie der Phönix aus<br />

der Asche“ entsteht was völlig Neues ohne<br />

dabei <strong>den</strong> historischen Kontext zu beschädigen.<br />

Viele Freundinnen und Freunde von Erik sind<br />

Kreative, Künstler und Handwerker. Sie sollen<br />

<strong>spät</strong>er hier ausstellen, musizieren, vielleicht<br />

auch werkeln und restaurieren.<br />

Im wahrsten Sinn des Wortes entsteht hier aus<br />

der ehemaligen Sargtischlerei ein Künstlerhaus.<br />

Der Einweihungstermin könnte die geplante<br />

Hochzeit von Erik mit seiner Freundin<br />

Angelika im nächsten Jahr sein.<br />

Wir wünschen unserem Vereinsmitglied Erik in<br />

jedem Fall für beide Vorhaben Glück und Ausdauer.<br />

Eric, wenn Du Hilfe und Unterstützung<br />

brauchst, Du bist hier im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong><br />

nie alleine.<br />

13


Wir hatten prozentual die Mehrheit<br />

Kammerkonzertfestival am „Ende der Welt“<br />

Stefan Giesen – ein Mann mit Visionen<br />

La Fête no 8 war vorbei, genau sechs Tage,<br />

natürlich noch nicht ganz: Finanzen sind abzuwickeln,<br />

neu entstan<strong>den</strong>e Kontakte zu intensivieren,<br />

Vorschläge und offene Fragen sind<br />

abzuarbeiten. Und dann gibt es noch Eric, <strong>den</strong><br />

„Meister“ unseres Internetauftritts www.martinluther-viertel-hamm.de:<br />

„Wo bleiben die Fotos<br />

für unsere Seite?“. Es wurde auch nach diesem<br />

tollen Ereignis nicht gerade langweilig. Es<br />

war an der Zeit, abzuspannen, Urlaub zu machen,<br />

neue Energien zu tanken, vielleicht auch<br />

Anregungen für die eigene berufliche und bürgerschaftliche<br />

Arbeit zu sammeln.<br />

Das Ehepaar Reumke zog es wie immer nach<br />

Italien, genauer gesagt in die südliche, in die<br />

einsame Toscana. Knapp 1.350 km waren<br />

zurück zu legen, bis die Zufahrt zum Weingut<br />

Salustri auftauchte. Die Azienda Agricola gehört<br />

zu Poggi del Sasso. Kennen Sie? Zumindest<br />

ein weiteres Hammer Paar kannte es<br />

tatsächlich, aber dazu <strong>spät</strong>er. Poggi del Sasso<br />

ist ein Gemeindeteil von Cinigiano. Und zu<br />

diesem kleinen Ort gehört wiederum <strong>das</strong> Teatro<br />

Auditorium Comunale di Cinigiano<br />

Wir waren wie gesagt genau eine Woche nach<br />

dem Ende von La Fête in der südlichen Toscana<br />

angekommen. Frau Salustri begrüßte uns<br />

wie immer wie alte Freunde, fragte nach <strong>den</strong><br />

Personalausweisen und dann passierte es: Sie<br />

drückte uns ein kleines, auf <strong>den</strong> ersten Blick<br />

recht unscheinbares Heftchen in die Hand. Es<br />

war <strong>das</strong> Programmheft zum amiatapianofestival.<br />

Im Weingut hätte es erst vor wenigen Tagen<br />

ein entsprechendes Klassikkonzert gegeben.<br />

14


Wir bedankten uns für <strong>das</strong> Heft, <strong>den</strong> Tipp und<br />

begannen, <strong>das</strong> Auto auszuräumen und die<br />

Sachen in der Ferienwohnung zu verstauen.<br />

Das Weingut und damit die Ferienwohnung<br />

liegen ca. 600 Meter über dem Meeresspiegel.<br />

Wir hatten die ganze Zeit nicht nur supergutes<br />

Wetter (bis auf einen Tag), sondern auch eine<br />

fantastische Aussicht. Wir befan<strong>den</strong> uns quasi<br />

auf der „Grenze“ zur Maremma und dem Monte<br />

Amiata, daher auch der Festivalname.<br />

Der Monte Amiata ist in der Toscana der<br />

zweithöchste Berg mit über 1.000 Metern, die<br />

Maremma ist ein dünn besiedelter und fast<br />

karger Landstrich, in dem umherziehende<br />

Schafher<strong>den</strong> zu Hause sind, Stichwort Pecorino-Käse,<br />

Am anderen Morgen begannen die berühmten<br />

kleinen grauen Zellen langsam, über die Gestaltung<br />

der nächsten 14 Urlaubstage nachzu<strong>den</strong>ken.<br />

Richtig, wir hatten echt Urlaub.<br />

Da störte auch kaum noch der Anruf von Radio<br />

Lippe Welle Hamm, die gehört haben wollen,<br />

<strong>das</strong>s der Artikelschreiber demnächst auch<br />

noch die Weststraße betreuen würde. Ich gab<br />

<strong>das</strong> Interview. Mehr zu <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Quartieren<br />

an anderer Stelle in Le Journal.<br />

Uns fiel beim Frühstück <strong>das</strong> kleine Heftchen<br />

vom amiatapianofestival wieder in die Hände.<br />

Wir kamen schon schwer ins Grübeln. In dieser<br />

Ecke, am Ende der Welt ein Kammerkonzertfestival.<br />

Unmöglich? Unmöglich!<br />

Uns kam der Name des Initiators so bekannt<br />

vor: Stefan Giesen. Nein, der heißt doch Thomas<br />

Giesen, sagte Christiane!<br />

Als Mensch der Tat griff ich zum Handy und<br />

rief einfach an. Nach mehreren fehlgeschlagenen<br />

Versuchen ertönte am anderen Ende <strong>das</strong><br />

bekannte „Pronto!“. Und nun?<br />

„Entschuldigung, sind Sie Herr Giesen?“ „Ja“.<br />

„Heißen Sie zufällig Thomas mit Vornamen?“<br />

„Nein“ „Aber uns <strong>kommt</strong> dieser Name so bekannt<br />

vor, wir verkaufen Weine von Thomas<br />

Giesen. Haben Sie etwas damit zu tun?“ „Ja<br />

natürlich, Fabrizio Tomas ist mein Partner. Ich<br />

selber heiße Stefan.“ „Kann <strong>das</strong> sein, <strong>das</strong> Sie<br />

auch ein eigenes Weingut betreiben und wir<br />

Ihren Sangiovese 2.000 verkaufen?“ „Ja, <strong>das</strong><br />

kann sein.“ „Und machen Sie auch <strong>das</strong> amiatapianofestival?“<br />

„Ja, <strong>das</strong> mache ich auch.“<br />

„Wissen Sie zufällig, wann <strong>das</strong> DOC-<br />

Montecucco gegründet wurde?“ „Ja, 1998, ich<br />

war mit Herrn Salustri einer der Initiatoren.“<br />

„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie für<br />

Le Journal kurz vor dem nächsten Konzert ein<br />

bisschen ausfrage?“ „Nein, überhaupt nicht.“<br />

Langsam dämmerte mir, <strong>das</strong> ich Stefan Giesen<br />

schon einmal getroffen hatte, nämlich 1999 im<br />

Weingut Salustri. Er ist bis heute eine Art<br />

kaufmännischer Berater des Weinguts. Umgedreht<br />

bearbeitet Salustri seine Weinberge mit,<br />

bearbeitet seinen Wein bis zur Flaschenfüllung.<br />

Mir dämmerte, da ist einer, der ist noch umtriebiger,<br />

noch engagierter, da ist einer, der es<br />

geschafft hat, Familie, persönliche Interessen,<br />

15


erufliche Notwendigkeiten so zu organisieren,<br />

<strong>das</strong> noch viel Raum für die Umsetzung von<br />

Ideen und Visionen bleibt.<br />

Wir waren gespannt auf <strong>den</strong> Spielort, auf <strong>das</strong><br />

Weingut, auf <strong>das</strong> Konzert und auf Stefan Giesen.<br />

Aber fangen wir von vorne an: Der Tag war<br />

völlig verregnet, der Einzige übrigens. Wir<br />

wollten in einen alten Etruskerort, vielleicht <strong>das</strong><br />

etruskische Museum und einige der Ausgrabungen<br />

besichtigen. Aber es ging nicht, es<br />

schüttete in Eimern. Mittags hatte sich Peter<br />

Volkmer angesagt, der in Sachen Wein als<br />

Importeur und Exporteur auftritt. Er betreut<br />

auch <strong>das</strong> Weingut Salustri und die Podere San<br />

Giuseppe und die Weine Tomas & Giesen und<br />

Mersch & Röper in Hamm.<br />

Wir besichtigten gemeinsam <strong>das</strong> Weingut Salustri,<br />

als Erstes <strong>den</strong> hochmodernen Weinkeller.<br />

Er ist gerade fertig gewor<strong>den</strong> und wird<br />

nacht illuminiert. Hier stehen Holzfässer und<br />

Edelstahltanks, mit und ohne computergesteuerte<br />

Kühlungen, hier befin<strong>den</strong> sich alle Einrichtungen,<br />

aus <strong>den</strong>en hervorragende Weine mit<br />

Tiefgang entstehen. Vater und Sohn Salustri<br />

machen eher traditionelle, authentische Weine<br />

mit hohen Ansprüchen. Bis zur Gründung des<br />

DOC Montecucco belieferte <strong>das</strong> Weingut Brunello-Weingüter.<br />

Und Brunello ist eine der<br />

besten Weinmarken der Welt.<br />

Das Schöne ist, wir als Hammer Weinfachhändler<br />

und als Touristen sind von Anfang an<br />

dabei und verfolgen in zweijährlichen Abstän-<br />

<strong>den</strong> die riesigen Veränderungs- und Entwicklungsschritte<br />

des Weingutes.<br />

Ob wir <strong>den</strong>n wüssten, <strong>das</strong>s sie jetzt auch<br />

Schweine hätten? Natürlich nicht. Auch für<br />

Peter Volkmer war <strong>das</strong> Ganze neu. Also fuhren<br />

wir zu <strong>den</strong> Schweinen. Sie liefen irgendwo im<br />

Gelände herum und mussten erst mit Futter<br />

gelockt wer<strong>den</strong>. Die Rasse heißt Cinta Sinese.<br />

Es sind frei lebende Schweine, die sich vegetarisch<br />

ernähren. Sie sollen eine besonders<br />

hohe Fleischqualität besitzen. Aber darüber<br />

mache ich mir als Vegetarier erst einmal keine<br />

Gedanken. Ein Schwein fiel etwas aus der<br />

schwarz-weißen Optik. Bei näherem Hinsehen<br />

erkannten wir ein Wildschwein. Es war zugelaufen<br />

und hatte sich <strong>den</strong> Anderen angeschlossen.<br />

Direkt neben der Scheune begannen die<br />

Weinberge. Ins Auge sprangen sofort die ganz<br />

alten Rebstöcke. Sie wer<strong>den</strong> derzeit mit einer<br />

universitären Forschungseinrichtung betreut.<br />

Es hatte aufgehört zu regnen. Wir bereiteten<br />

uns auf <strong>das</strong> erste Kammerkonzert in der Podere<br />

San Giuseppe vor. Es war kurz vor achtzehn<br />

Uhr. Wir mussten zehn Minuten fahren.<br />

Es gab kaum noch Häuser bis auf ein supermodernes,<br />

neues Weingut, <strong>das</strong> Colle Massari.<br />

Das Weingut von Stefan Giesen tauchte dann<br />

etwas weiter links am Horizont auf. Zwei gelbe,<br />

neue Gebäude stan<strong>den</strong> mitten in <strong>den</strong> Weinbergen.<br />

Der Schotterweg dahin war erst im<br />

letzten Moment zu sehen.<br />

16


Wir parkten ein. Wir waren die Ersten. Wir<br />

wollten es nicht glauben, aber in diesem Weingut<br />

wird bisher kein Wein produziert. Das<br />

macht Salustri. Beide Gebäude sind zwar fertig,<br />

haben eine Wasserversorgung, sind beheizbar.<br />

Aber was bis jetzt fehlt, <strong>das</strong> ist der<br />

Strom. Unglaublich?<br />

Wie kann da ein Kammerkonzert auf höchstem<br />

Niveau funktionieren? Und es <strong>kommt</strong> noch<br />

besser: die Konzerte wer<strong>den</strong> aufgenommen für<br />

eine CD-Produktion, für Sendungen in deutschen<br />

Sendern.<br />

Die Erklärung ist einfach und <strong>das</strong> zeigt <strong>das</strong><br />

Außergewöhnliche der Person Stefan Giesen,<br />

in dem ich mich ein gewaltiges Stück wieder<br />

finde.<br />

Der Strom wird per Aggregat produziert, <strong>das</strong><br />

etwas abseits der Gebäude leise vor sich hin<br />

summt. Und was ist mit <strong>den</strong> Gebäu<strong>den</strong>?<br />

In Einem fan<strong>den</strong> wie gesagt die Konzerte statt.<br />

Erst haben wir ausgiebig <strong>den</strong> Blick in die Weite<br />

und die Einsamkeit bis hin zum Monte Amiata<br />

genossen, dann ging es zur Kasse. Frau Giesen<br />

war so freundlich, uns die Karten zu verkaufen.<br />

Der Konzertsaal selber war fast ein ganzes<br />

Haus. Uns erschien es so, als wenn <strong>das</strong> Gebäude<br />

um zwei große Konzertflügel, die Stefan<br />

Giesen gehören, herum gebaut wurde. Achtzig<br />

Stühle waren aufgestellt, die aber leider nur<br />

zur Hälfte besetzt wur<strong>den</strong>. Die Decke war aus<br />

akustischen Grün<strong>den</strong> mit dicken Stoffbahnen<br />

abgehängt.<br />

Die Musiker selber lieferten Konzerte auf<br />

höchstem Niveau ab, die großen Musiktheatern<br />

zur Ehre reichen wür<strong>den</strong>.<br />

Wir haben am <strong>spät</strong>en Abend mal ganz vorsichtig<br />

nachgefragt, wie <strong>den</strong>n so etwas finanzierbar<br />

sei. Eigentlich nicht. Es läuft eher alles über<br />

Freundschaften zu Musikprofessoren und<br />

hochkarätigen Musikern. Also doch verdammt<br />

viel Idealismus am „Ende der Welt“.<br />

Nach dem Gänsehautfinale unseres ersten<br />

Kammerkonzertes in der Einsamkeit zwischen<br />

endlosen Weinbergen ging es dann noch zum<br />

gemeinsamen essen. Es war kurz vor 23.00<br />

Uhr. Wir fuhren über enge befestigte und unbefestigte<br />

Sträßchen und Wege, über Brücken<br />

ohne Geländer, gut <strong>das</strong> es dunkel war, zu<br />

einem richtig tollem Ristorante, wo wir an großen<br />

Tischen mit allen Beteiligten <strong>den</strong> Abend<br />

ausklingen ließen.<br />

Ich versuchte noch, <strong>das</strong> <strong>Leben</strong> und <strong>das</strong> Engagement<br />

von Stefan Giesen zu sortieren und zu<br />

verstehen. Irgendwann gab ich <strong>das</strong> auf und<br />

hänge lieber an diesen Artikel verschie<strong>den</strong>e<br />

Internet-Präsentationen.<br />

Wir waren danach noch zweimal in Kammerkonzerten.<br />

Eins davon fand wieder in der Podere<br />

San Giuseppe statt. Hier bekamen wir<br />

dann auch <strong>den</strong> gleichnamigen Wein zur Verkostung.<br />

Er ist gut, er ist bestellt. Er trifft bald<br />

mit <strong>den</strong> Salustri- und <strong>den</strong> Tomas & Giesen-<br />

Weinen bei Mersch & Röper ein.<br />

Das letzte Konzert am Monte Cucco fand im<br />

nagelneuen Gewölbekeller, in der Cantina<br />

17


Colle Massari statt. Colle Massari gehört einer<br />

schweizer Industriellenfamilie, die hier ein noch<br />

nicht zu Ende restauriertes Schloss, etliche<br />

hundert ha Weinberge und <strong>das</strong> neue hochmoderne<br />

Weingut besitzt. Die Inhaber von Colle<br />

Massari sind derzeit auch Vorsitzende des<br />

DOC-Montecucco Konsortiums.<br />

Auch dieses fast schon nicht mehr als Kammerkonzert<br />

zu nennende tolle Konzert in dieser<br />

Kulisse war ein genialer Abschluss dieser<br />

vierzehn Urlaubstage am „Ende“ oder am Anfang<br />

der Welt.<br />

Und wir freuen uns noch heute, Menschen wie<br />

die Familien Giesen und Salustri, <strong>den</strong> Peter<br />

Volkmer haben kennen lernen zu dürfen.<br />

Was lernen wir daraus:<br />

1. Der südliche Teil der Toscana war lange<br />

Zeit wirtschaftlich kaum entwickelt, soziale<br />

Fragestellungen waren deutlich sichtbar. Die<br />

Gründung des DOC-Montecucco war ein gewaltiger<br />

Schritt, eigene Fähigkeiten und Potentiale<br />

zu mobilisieren. Nichts anderes machen<br />

wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>. Und genau <strong>das</strong><br />

müssten viel mehr machen, sich auf die eigenen<br />

Stärken besinnen, sich organisieren und<br />

mit der Arbeit, mit <strong>den</strong> positiven Veränderungen<br />

beginnen.<br />

2. Wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> haben von Beginn<br />

an auf anspruchs- und niveauvolle Kunst<br />

und Kultur gesetzt. Das amiatapianofestival ist<br />

ein gewaltiger Schritt, <strong>das</strong> gerade mal neun<br />

Jahre alte DOC Montecucco öffentlich positiv<br />

bekannt zu machen. Ein Kammerkonzertfestival<br />

2009 im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> steht auf der<br />

Tagesordnung. Stefan Giesen hat Hilfe bei<br />

Kontaktherstellung angeboten. Wir wer<strong>den</strong> uns<br />

wahrscheinlich nicht trauen, ihn beim Wort zu<br />

nehmen. Wie sagte Peter Volkmer: Wenn ich<br />

eine Sache wegen möglicher Aussichtslosigkeit<br />

nicht weiter verfolge, dann <strong>kommt</strong> Stefan<br />

erst richtig in Form. Das kennen wir doch irgendwoher.<br />

3. Zur Gebiets- und Kulturentwicklung gehört<br />

natürlich auch der Agritourismus mit Quartieren,<br />

Übernachtungsmöglichkeiten, mit Restau-<br />

rants, eben mit allem, was umweltverträglichen<br />

Tourismus ausmacht. Es entstehen neue und<br />

zahlreiche Arbeitsplätze. Auch <strong>das</strong> wird künftig<br />

Thema unserer Arbeit hier sein. Bin gespannt,<br />

wann <strong>das</strong> erste Schild „Bed and Breakfast“ in<br />

unserem Quartier auftaucht?!<br />

4. Wir haben Stefan Giesen gefragt, wie er für<br />

<strong>das</strong> amiatapianofestival wirbt. Er kam gerade<br />

aus Montalcino, der Brunellohauptstadt zurück.<br />

Dort hatte er sein Heftchen an Touristen verteilt.<br />

Er fühlte sich dabei schon etwas wie der<br />

„einsame Prediger in der Wüste“. Aber <strong>das</strong><br />

Meiste an Information und Mobilisierung läuft<br />

über verschie<strong>den</strong>e gut gemachte Internetauftritte.<br />

Wir dokumentieren einiges. Auch <strong>das</strong> ist<br />

Ansporn, über die weitere Qualifizierung von<br />

www.martin-luther-viertel-hamm.de nachzu<strong>den</strong>ken<br />

und es dann anzugehen.<br />

4. Stefan Giesen verfügt über eine fast geniale<br />

Improvisationskunst. Ich erlebe gerade wieder<br />

und immer wieder bei der Erläuterung verschie<strong>den</strong>er<br />

Ideen und Projekte, <strong>das</strong> selten<br />

Interesse und Zustimmung herrscht, <strong>das</strong> überwiegend<br />

Be<strong>den</strong>ken bestehen, warum gerade<br />

<strong>das</strong> auf keinen Fall geht, funktioniert etc. Wer<br />

mit seiner Vision anfängt, der ist auch in der<br />

Lage, die wenigen möglichen Probleme leichter<br />

zu lösen. Wer allerdings erst die Probleme<br />

bearbeitet, um dann an die eigene Vision zu<br />

gehen, der stirbt an seiner Erfolglosigkeit. Stefan<br />

Giesen ist kein Mann der Mittelmäßigkeit.<br />

Er fällt durch Persönlichkeit, Fach- und Sachkunde,<br />

durch Anspruch und Niveau auf. Ich<br />

wünsche mir, noch mehr solch außergewöhnlicher<br />

Persönlichkeiten zu treffen.<br />

18


Und was heißt jetzt „Wir hatten prozentual die<br />

Mehrheit?“<br />

In unserem Geschäft kaufen viele Menschen<br />

aus Hamm und Umgebung ein. Einer davon ist<br />

ein Oberarzt aus einem unseren Krankenhäuser.<br />

Er ist offen für Tipps und Empfehlungen,<br />

angenehm kommunikativ,<br />

Wir besuchen Siena, sind dabei, die sehenswerte<br />

Piazza abzulichten, da ertönt eine bekannte<br />

Stimme „Entschuldigung Herr Reumke,<br />

wir wollten nicht im Bild stehen.“<br />

Überraschung, unser Kunde und seine Frau.<br />

Gerade noch bei „Mersch & Röper“ und jetzt<br />

mitten in Siena.<br />

Wie klein die Welt doch ist…<br />

Und abends: wir warten mitten in der Weinlese<br />

und Weinverarbeiten auf Colle Massari, in <strong>den</strong><br />

Duomo Barrique zum Kammerkonzert gelassen<br />

zu wer<strong>den</strong>, ertönt die gleiche Stimme. Sie<br />

wohnten gar nicht weit von uns. Sie haben<br />

vom amiatapianofestival bei einem Bekannten<br />

in Hamm erfahren und sich vorgenommen, an<br />

möglichst vielen Konzerten im Rahmen ihres<br />

Urlaubs teilzunehmen. Wir saßen nebeneinander.<br />

Wir waren vier von knapp siebzig Besuchern.<br />

Wir, also die Hammer, hatten an diesem<br />

Abend die prozentuale Mehrheit bei <strong>den</strong> Besuchern.<br />

Ansonsten war es <strong>das</strong> gleiche Phänomen wie<br />

bei La Fête, wo auch Menschen von weit her,<br />

aus Nord- und Süddeutschland nach Hamm<br />

gekommen sind, um als Besucher an La Fête<br />

teilzunehmen. Sie wohnten in Hammer Hotels.<br />

Brauchen wir noch mehr Indizien, um endlich<br />

noch stärker an die Entwicklung niveauvoller<br />

Kunst und Kultur zu gehen.<br />

Es schafft nicht nur Wohlbefin<strong>den</strong> sondern<br />

auch zusätzliche Arbeitsplätze.<br />

Stefan Giesen und <strong>das</strong> Internet<br />

1958 in Bonn geboren. Jura- und Sprachenstudium<br />

in Bonn, Paris und Siena. Beschäftigte<br />

sich in Paris immer intensiver mit Wein und<br />

absolvierte unter anderem Kurse beim Weinautor<br />

Steven Spurrier und ein Praktikum bei<br />

Château Pichon Longueville, Comtesse de<br />

Lalande. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsanwalt<br />

kam er nach Italien und arbeitete zwischen<br />

1987 und 2000 als Verwalter und<br />

Weinmacher in einem führen<strong>den</strong> Gut des Chianti<br />

Classico. Seit 1997 widmet er sich zusammen<br />

mit seiner Frau Christine auch dem<br />

Aufbau seines eigenen Weingutes «Podere<br />

San Giuseppe» im aufstreben<strong>den</strong> DOC-Gebiet<br />

Montecucco. Er ist Berater verschie<strong>den</strong>er ökologisch<br />

ausgerichteter Weinbaubetriebe und<br />

Mitbegründer der Unternehmung Tomas&Giesen.<br />

Filosofia<br />

Fiano, Primitivo, Nero d’Avola…<br />

Wo beginnt er <strong>den</strong>n eigentlich, der italienische<br />

Sü<strong>den</strong>? Vielleicht auf der Terrasse des Hotel<br />

Sirenuse in Positano, mit einem frischen, hell<br />

glänzen<strong>den</strong> Fiano im Glas und salziger Meerluft<br />

in der Nase? Oder schon weiter nördlich, in<br />

der Toskana mit ihren Zypressensommerhügeln?<br />

Nun, jeder sieht’s auf seine Weise. Und<br />

<strong>das</strong> ist gut so. Für uns beginnt die Italianità des<br />

Sü<strong>den</strong>s dort, wo die Sangiovese-Traube reift<br />

und endet im südlichsten Zipfel Siziliens mit<br />

der vollfruchtigen Opulenz des Nero d’Avola.<br />

Auf unseren Wein-Entdeckungsreisen zwischen<br />

Florenz und Palermo haben wir alte<br />

Sorten entdeckt und charismatische Winzerpersönlichkeiten<br />

kennen gelernt. Mit ihnen<br />

zusammen bringen wir authentische, weil kontrolliert<br />

biologisch angebaute, Weine in die<br />

19


Flaschen. Mit diesen Crus, jeder auf seine<br />

Weise geprägt von Terroir und Kultur, zeigen<br />

wir <strong>den</strong> italienischen Sü<strong>den</strong> aus einer ganz<br />

besonders verführerischen Perspektive: aus<br />

jener des Weines.<br />

Partner<br />

Winzer mit großem Potenzial<br />

Tomas & Giesen arbeitet nach dem Prinzip<br />

eines modernen Netzwerkes. Eine entschei<strong>den</strong>de<br />

Rolle spielen dabei die guten Kontakte<br />

von Fabrizio Tomas, Stefano Borsa und Stefan<br />

Giesen zu Winzern in süditalienischen Weinbauregionen<br />

wie <strong>den</strong> Abruzzen, Kampanien,<br />

Apulien und Sizilien. Die rund zehn Winzer, die<br />

an diesem Projekt teilnehmen, haben etwas<br />

Entschei<strong>den</strong>des gemeinsam: Sie bewirtschaften<br />

vorzügliche Lagen, die mit einheimischen<br />

Sorten bepflanzt sind. Oft handelt es sich um<br />

alte Reben mit großem Qualitätspotential. In<br />

der Vergangenheit haben diese Winzer ihre<br />

Ernte an Genossenschaften und Handelsbetriebe<br />

verkauft.<br />

Wir haben die Winzer bei der Umstellung auf<br />

kontrolliert biologischen Anbau unterstützt. Die<br />

Arbeiten im Rebberg wer<strong>den</strong> gemeinsam so<br />

geplant, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> jeweilige Qualitätspotential<br />

optimal ausgeschöpft wer<strong>den</strong> kann. Die Weinbereitung<br />

findet in Kellereien in <strong>den</strong> jeweiligen<br />

Regionen auf Auftragsbasis statt. Alle entschei<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Schritte im Ausbau wer<strong>den</strong> von<br />

uns vor Ort überwacht. Für die Vermarktung<br />

und <strong>den</strong> Vertrieb der Weine ist dann <strong>das</strong> zentrale<br />

Büro von Tomas & Giesen in Castelnuovo<br />

Berar<strong>den</strong>ga verantwortlich.<br />

Toskana – Moderne und Tradition<br />

Was Bordeaux für Frankreich bedeutet, ist die<br />

Toskana für Italien. Kein Wunder, sind doch in<br />

diesem «internationalen Schaufenster» des<br />

italienischen Weinbaus seit einigen Jahren<br />

höchst unterschiedliche Trends auszumachen.<br />

Trimmen die einen ihre «Supertuscans», ja<br />

nicht selten auch ihre Chianti Riservas zu opulenten<br />

Fruchtbomben im internationalen Stil,<br />

betonen andere <strong>den</strong> eigenständigen, fruchtigerdigen-finessenreichen<br />

Charakter der Sangiovese-Traube.<br />

Zu diesen «zeitgenössischen<br />

Traditionalisten» gehören auch Stefan Giesen<br />

und Stefano Borsa. Die bei<strong>den</strong> sind nämlich<br />

nicht nur Partner von Tomas&Giesen, sie führen<br />

daneben auch ihre eigenen Weingüter in<br />

der Toskana. Die Podere San Giuseppe von<br />

Christine und Stefan Giesen befindet sich in<br />

der aufstreben<strong>den</strong> DOC Montecucco und produziert<br />

dort kräftige Sangiovese-Weine mit viel<br />

Schliff. Die Azienda Pacina von Giovanna<br />

Tiezzi und Stefano Borsa liegt im Chianti-<br />

Unterbereich Colli Senesi und bringt moderne<br />

Klassiker mit Rasse und Charme hervor.<br />

Abruzzen – karg und mystisch<br />

Die Abruzzen sind eine karge Berglandschaft<br />

mit geradezu mystischer Ausstrahlung. In <strong>den</strong><br />

einsamen Hochebenen rund um <strong>den</strong> Gran<br />

Sasso sollen noch heute Wölfe und Bären<br />

leben. Je näher man aber der Adriaküste mit<br />

der Hafenstadt Pescara <strong>kommt</strong>, umso lieblicher<br />

wer<strong>den</strong> Klima und Landschaft. In <strong>den</strong><br />

Hügeln zwischen Gebirge und Meer gibt es, je<br />

nach Höhenlage und Bo<strong>den</strong>beschaffenheit,<br />

verschie<strong>den</strong>e Terroirs, in <strong>den</strong>en die hier heimische<br />

Montepulciano-Traube (der Name hat<br />

nichts zu tun mit dem gleichnamigen Weinstädtchen<br />

in der Toskana) gut strukturierte,<br />

lagerfähige Weine hervorbringen kann. Wir<br />

bevorzugen dabei die kühleren Berglagen mit<br />

kargen Kalkbö<strong>den</strong>, die oft noch mit alten Montepulciano-Klonen<br />

bepflanzt sind, die kleine<br />

Beeren mit dicker Haut produzieren. Das ist<br />

der Schlüssel zu jenen dunkelfarbenen, vielschichtigen<br />

Weinen, die Tomas&Giesen anstreben.<br />

Kampagnien – tänzerisch und filigran<br />

Zur Zeit der Römer wuchs der meistgepriesene<br />

Weißwein des Imperiums, der Falerner, in<br />

Kampanien, genauer gesagt etwas nördlich<br />

der Hafenstadt Neapel. Seit einigen Jahren<br />

gelingt es <strong>den</strong> Winzern hier wieder, an diese<br />

glorreiche Vergangenheit anzuknüpfen. Dies<br />

vor allem auch mit Weißweinen wie dem Greco<br />

di Tufo, Falanghina und dem Fiano di Avellino.<br />

Vor allem letzterer ist ein bemerkenswerter<br />

Wein. Man würde kaum glauben, <strong>das</strong>s so weit<br />

im Sü<strong>den</strong> ein Weißwein mit geradezu tänzeri-<br />

20


scher Filigranität reifen kann. Das Anbaugebiet<br />

des Fiano di Avellino liegt eine Autostunde<br />

östlich von Neapel und umfasst 25 Gemein<strong>den</strong><br />

in einer in sich geschlossenen Hügelzone. Die<br />

Reben wachsen hier rund 500 Meter über<br />

Meer. Der Fiano von Tomas&Giesen reift in<br />

einem idyllischen Seitental, die Reben teilen<br />

sich <strong>das</strong> Land mit Apfel- und Feigenbäumen,<br />

Hecken, wildem Lorbeer, Holunder und vielem<br />

mehr. Nur einen «Katzensprung» weiter nördlich,<br />

im ebenso «kleinen», nur gerade 400<br />

Hektar umfassen<strong>den</strong> Anbaugebiet Taurasi,<br />

bringt die hoch interessante Aglianico-Traube<br />

<strong>das</strong> einzige rote DOCG-Gewächs von Kampanien<br />

hervor. Es ist ein intensiver, temperamentvoller<br />

Wein, der auch gut einige Jahre<br />

lagern kann.<br />

Apulien – die Schatzkammer<br />

Der Absatz des Stiefels ist eine Schatzkammer<br />

der besonderen Art. Etwa kunsthistorisch wegen<br />

des rätselhaften Schlosses Castel del<br />

Monte mit seinem achteckigen Grundriss, welches<br />

der hochgebildete Stauferkönig Friedrich<br />

der II. im 13. Jahrhundert bauen ließ. An der<br />

Küste locken idyllische Fischerstädtchen wie<br />

Trani. Und im Landesinnern reifen Mandeln,<br />

Kirschen, Oliven, Tomaten und Trauben. Apulien<br />

wurde von <strong>den</strong> Weinliebhabern erst so<br />

richtig entdeckt, als DNA-Analysen ergaben,<br />

<strong>das</strong>s der hier heimische Primitivo mit dem<br />

kalifornischen Zinfandel verwandt ist. Tomas&Giesen<br />

beschäftigen sich mit <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />

Ausdrucksformen, welche die<br />

Sorte je nach Terroir entwickeln kann. Bringt<br />

der Primitivo in der Teilregion Manduria etwa<br />

überaus konzentrierte, wuchtig würzige Weine<br />

hervor, ergibt er in Gioia del Colle eher feinfruchtigere,<br />

elegantere Gewächse. Wir bevorzugen<br />

generell Trauben, die im althergebrachten<br />

Alberello-Erziehungssystem (Gobelet)<br />

reifen, was zwar weniger Ertrag, dafür eben<br />

mehr Qualität produziert.<br />

Sizilien – opulent und vielschichtig<br />

Flächenmäßig <strong>das</strong> größte Weinanbaugebiet<br />

Italiens, galt Sizilien bis vor kurzem als nie<br />

versiegendes Reservoir für namenlose Verschnittweine.<br />

Erst in <strong>den</strong> letzten Jahren hat die<br />

Insel «weinmässig» an Kontur gewonnen. Dies<br />

hängt eng zusammen mit der Renaissance der<br />

vorzüglichen Rotweinsorte Nero d’Avola. Vor<br />

allem im südöstlichsten Zipfel der Insel, im<br />

Anbaugebiet Eloro, wo die griechischen Ursprünge<br />

der sizilianischen Weinbaukultur noch<br />

heute spürbar sind, bringt die Sorte vorzügliche<br />

Weine hervor, die Opulenz und Vielschichtigkeit<br />

in sich vereinen. Das <strong>kommt</strong> von <strong>den</strong><br />

kargen Bö<strong>den</strong>, in <strong>den</strong>en der Anteil von feinkörnigem<br />

Kalk so hoch ist, <strong>das</strong>s bei Vollmond<br />

dessen Licht reflektiert wird. Die Erträge sind<br />

mit 4'000 Liter pro Hektar minimiert. Im westlichsten<br />

Zipfel der Insel, in der Provinz Palermo,<br />

arbeiten Tomas&Giesen an der Rehabilitation<br />

der vielgeschmähten weißen Catarratto-<br />

Traube. Bei konsequenter Ertragsbeschränkung<br />

ergibt sie nämlich durchaus frische Weine<br />

mit geradezu knackiger Säure und klarer<br />

Zitrusfrucht.<br />

Wir haben uns bei der Firmengründung von<br />

Tomas & Giesen entschie<strong>den</strong>, Weinen aus<br />

kontrolliert biologischem Anbau <strong>den</strong> Vortritt zu<br />

geben. Folgende Gründe haben uns dazu<br />

bewegt:<br />

1. Die Qualität: Winzer, die mit ihren Rebbergen<br />

sorgfältig und rücksichtsvoll umgehen,<br />

ernten im Normalfall gesündere und hochwertigere<br />

Trauben. Dies gilt ganz besonders in<br />

südlichen Lagen Italiens, auf die wir uns spezialisiert<br />

haben.<br />

2. Die Umwelt: Die Belastung der Umwelt in<br />

<strong>den</strong> vergangenen Jahren hat ein Ausmaß angenommen,<br />

<strong>das</strong>s noch viele Generationen<br />

beschäftigen wird. Durch <strong>den</strong> biologischen<br />

Anbau sorgen wir aktiv für <strong>den</strong> Schutz natürlicher<br />

Ressourcen.<br />

3. Die Gesundheit: Der biologische Anbau<br />

schützt nebst Fauna und Flora auch die Menschen,<br />

die in <strong>den</strong> Reben arbeiten. Auch die<br />

Weine sind weniger belastet, da der Ausbau<br />

der Weine entsprechend sanft vollzogen wird.<br />

Die meisten Weine von Tomas & Giesen<br />

stammen aus 100% kontrolliert biologischem<br />

Anbau. Die Weine wer<strong>den</strong> von anerkannten<br />

Organisationen kontrolliert und erfüllen in <strong>den</strong><br />

meisten Fällen strengere Normen als in der<br />

EG-Bioverordnung vorgesehen. Für unsere<br />

21


Winzerpartner organisieren wir Seminare um<br />

die biologische und degustative Qualität zu<br />

verbessern und wir unterstützen sie zusätzlich<br />

vor Ort.<br />

Kunst<br />

Ein luftig, leicht dahinschwebender Tänzer mit<br />

Tamburin für die Weißweine, und zarte Farbwolken,<br />

wie ein Feuerwerk an einem heiteren,<br />

hellen Morgen für die Rotweine – die Label der<br />

«Tomas&Giesen»-Weine sind für 1001 Interpretationen<br />

gut. Doch in der Leichtigkeit der<br />

Sujets ist auch so etwas wie Behutsamkeit und<br />

Zurückhaltung zu erkennen. Und <strong>das</strong> wiederum<br />

bringt die Philosophie der drei Weinmacher<br />

auf <strong>den</strong> Punkt: Sie wollen nicht ihre Weine<br />

machen, nicht sich selber in <strong>den</strong> Vordergrund<br />

stellen, sondern <strong>den</strong> subtilen Charaktereigenschaften<br />

einer je<strong>den</strong> Sorte und eines je<strong>den</strong><br />

Terroirs <strong>den</strong> Weg ebnen, bis in Glas. Entworfen<br />

hat die Sujets die Künstlerin und Buchautorin<br />

Lucia Carli, die Schwiegermutter von Stefano<br />

Borsa. Als Biologin lange in der Wissenschaft<br />

zuhause, versucht sie heute, <strong>das</strong> Rationale<br />

mit dem Spirituellen zu verbin<strong>den</strong>. «La<br />

poesia della materia intera» heißt der Titel<br />

eines ihrer Bücher. Man kann darin auch ein<br />

Motto für ihre künstlerische Arbeit erkennen.<br />

Kultur<br />

Es gab eine Zeit im <strong>Leben</strong> von Stefan Giesen,<br />

da war ihm selbst nicht so recht klar, ob er nun<br />

seine Zukunft der klassischen Musik, dem<br />

Wein machen oder der Rechtswissenschaft<br />

widmen sollte. Letzteres hat er schnell abgestreift,<br />

der Wein und die Musik aber, sind<br />

geblieben. Am glücklichsten ist er, wenn er<br />

beides verbin<strong>den</strong> kann. Etwa beim alljährlich<br />

von ihm organisierten Amiata Piano Festival<br />

www.amiatapianofestival.it, wenn junge Musiker<br />

aus aller Welt seinen Barriquekeller in<br />

Poggi del Sasso in einen Kammerkonzertsaal<br />

verwandeln. Und seine Reben draußen vor der<br />

Tür alles mithören können. Oder wenn er zur<br />

Lancierung eines neuen Angebots mit Weinen<br />

aus Süditalien eine CD produziert, mit einem<br />

jungen, bereits international renommierten,<br />

italienischen Pianisten und Musik von<br />

Bach/Busoni. Klar, <strong>das</strong>s er auch bei <strong>den</strong> Weinprojekten<br />

von «Tomas&Giesen» musikalische<br />

Akzente setzt: etwa als «Soundmaster» bei<br />

<strong>den</strong> langen Autofahrten in <strong>den</strong> Sü<strong>den</strong> zu Fiano,<br />

Primitivo und Co.<br />

Beim Wein ist es einfach: Die Wahrheit liegt<br />

immer im Glas, heißt es. Das stimmt auch.<br />

Doch sie liegt auch in der Person des Winzers.<br />

Und manchmal auch im Weingut, vor allem<br />

wenn <strong>das</strong> Haus und seine Besitzer gute<br />

Freunde sind, wie es bei der Azienda Pacina<br />

von Giovanna Tiezzi und Stefano Borsa der<br />

Fall ist. Eine lange Allee von Zypressen führt<br />

an diesen spirituellen Ort, der einst ein Kloster<br />

war. Über 1000 Jahre alt sind die Gemäuer.<br />

Neben dem Haus der Familie wurde ein Agriturismo<br />

eingerichtet, mit viel Respekt vor der<br />

alten Bausubstanz. Grosse Wohnküchen mit<br />

offenen Kaminen, dicke Holzbalken, Original-<br />

Terrakotta-Fussbö<strong>den</strong> und antike Möbel prägen<br />

die drei Wohnungen. Und wenn sie in der<br />

Azienda Pacina logieren, haben sie natürlich<br />

auch die Möglichkeit, mit Stefano Borsa über<br />

«Tric a ballac», «Shabaka» und all die anderen<br />

süditalienischen Crus aus dem «Tomas&Giesen»-Projekt<br />

zu diskutieren. Infos:<br />

Tel. +39-0577-355 044 oder:<br />

agriturismo@tomas-giesen.com<br />

n der Terre del Meridione ist <strong>das</strong> Einfache<br />

meist <strong>das</strong> Perfekte. Vor allem was die Küche<br />

anbelangt. Man <strong>den</strong>ke nur an die Bruschetta,<br />

ein Stück geröstetes Landbrot, mit Olivenöl<br />

eingerieben und frisch filetierten Tomatenstücken.<br />

Oder Ravioli mit Kartoffel-Minze-Füllung.<br />

Oder «Insalata di arance e finocchio». Das<br />

sind hauchdünne Orangenscheiben mit geraffelten<br />

Fenchelknollen darüber, mariniert nach<br />

Hausrezept, aber Anis ist meisten mit dabei.<br />

Dieser Salat schmeckt so frisch, <strong>das</strong>s er einem<br />

an heißen Sommertagen in Sizilien die<br />

Schweißtropfen von der Stirne bläst. Wer in<br />

<strong>den</strong> Kosmos der unzähligen, regionalen Koch-<br />

Traditionen zwischen Florenz (Teigwaren mit<br />

22


Sugo vom Wildschwein) und Palermo (Teigwaren<br />

mit frischen Sardellen, Rosinen und Pinienkernen)<br />

eintaucht, merkt rasch, <strong>das</strong>s Kreativität<br />

keine Erfindung einiger Zeitgeist-Köche<br />

ist. Ja, die Küche und die Weine aus dem südlichen<br />

Italien haben etwas ganz entschei<strong>den</strong>des<br />

gemeinsam: Beide verfügen über solch<br />

einen immensen autochthonen Reichtum, <strong>das</strong>s<br />

man die internationalen Trends und Mo<strong>den</strong><br />

getrost beiseite legen kann. Darum geben im<br />

Team von «Tomas&Giesen» die modernen<br />

Traditionalisten <strong>den</strong> Ton an.<br />

Natürlich: Zuallererst braucht es die Winzer,<br />

die gute Trauben produzieren. Danach die<br />

Önologen, die diese Vorlage optimal nutzen.<br />

Dann ist der Wein zwar fertig, aber <strong>das</strong> ist<br />

noch nicht alles. Er muss entdeckt wer<strong>den</strong>, von<br />

Sommeliers, Gastronomen, Händlern, Journalisten.<br />

Und natürlich von <strong>den</strong> Konsumenten.<br />

«Tomas&Giesen» ist mit einer klaren Idee<br />

angetreten: Gute Weine aus alteingesessenen<br />

Sorten zu produzieren, zusammen mit Winzern,<br />

die im Rebberg ihr bestes geben, aber<br />

darüber hinaus nicht die Möglichkeit haben,<br />

ihre Weine selber auszubauen und zu vermarkten.<br />

So gesehen könnte man von einem<br />

sinnlichen Entwicklungsprojekt re<strong>den</strong>. Dass die<br />

Saat aufgegangen ist, verdanken wir all jenen,<br />

die sich von unserer Idee überzeugen ließen<br />

und sie weiter getragen haben. Wir sind stolz<br />

auf dieses «Netzwerk des eigenständigen<br />

Geschmackes».<br />

Fabrizio Tomas<br />

1960 in Neapel geboren und aufgewachsen.<br />

Studium der Agrarwissenschaften an der<br />

Universität von Portici. Verdiente sein Geld<br />

auch als Lehrer für Windsurfer und Skifahrer.<br />

Besuchte Sommelier-Kurse. Kam 1990 in die<br />

Toskana und jobte hier zuerst als Kellerarbeiter<br />

und Laborant, bevor er sich endgültig für<br />

<strong>den</strong> Beruf des Önologen entschied. Arbeitete<br />

in der Folge bei renommierten Chianti-Gütern,<br />

unter anderem bei Castello di Volpaia. Später<br />

stieß er zum Önologenteam von Maurizio<br />

Castelli. Heute ist er Berater von renommierten<br />

Bioweingütern in der Toskana. Gehörte 1995<br />

zu <strong>den</strong> Mitbegründern der Unternehmung Tomas&Giesen<br />

Stefano Borsa<br />

1959 in Mailand geboren. Studium der Agrarwissenschaften.<br />

Arbeitete zuerst im Gebiet der<br />

Pflanzenselektion, danach für verschie<strong>den</strong>e<br />

Weingüter in der Toskana. 1998 wird er Manager<br />

des berühmten Chianti-Classico-Gutes<br />

Castello di Volpaia. Heute arbeitet er als beratender<br />

Önologe für verschie<strong>den</strong>e Weingüter<br />

und leitet zusammen mit seiner Frau Giovanna<br />

Tiezzi die Azienda Pacina in Castelnuovo Berardegna.<br />

Das historische Gut - die Gemäuer<br />

waren einst Teil eines Klosters - ist seit fünf<br />

Generationen im Besitz der Familie Tiezzi und<br />

baut auf zehn Hektar einen erstklassigen Chianti<br />

Colli Senesi an. Daneben ist Stefano Borsa<br />

heute auch teilhabender Partner von Tomas&Giesen.<br />

Weinstraße von Montecucco<br />

Die Weinstraße von Montecucco durchquert<br />

ein weites Gebiet an <strong>den</strong> Abhängen des Monte<br />

Amiata und hat ihr Zentrum in Cinigiano,<br />

Grenzgemeinde zwischen der Maremma und<br />

der Amiata. Die sieben, von der Bezeichnung<br />

D.O.C. Montecucco betroffenen Gemein<strong>den</strong><br />

befin<strong>den</strong> sich alle in der Provinz Grosseto, im<br />

Sü<strong>den</strong> der Toskana, und sind, außer Cinigiano:<br />

Civitella Paganico, Campagnatico, Castel<br />

del Piano, Arcidosso, Seggiano und Roccalbegna.<br />

Das wenig bekannte Gebiet öffnet sich vor <strong>den</strong><br />

Augen des Besuchers wie ein verzauberter<br />

Garten, mit immer neuen Entdeckungen. Eine<br />

andersartige Toskana, in der die Tradition und<br />

die Neuerungen dazu tendieren, sich zu verbin<strong>den</strong>.<br />

Den Hintergrund für die Landwirtschaft,<br />

die erst kürzlich ihre Seele im Weinbau<br />

wieder gefun<strong>den</strong> hat, bildet eine authentische<br />

und intakte Landschaft. Dieses Gebiet liefert<br />

23


wichtige Produkte: außer Wein, Montecucco<br />

D.O.C. und Maremma Toscana I.G.T. sind da<br />

noch Öl (I.G.P. Toscano mit besonderer Erwähnung<br />

von Seggiano), die Kastanien, die in<br />

Kürze die Bezeichnung I.G.P. (Castagna del<br />

Monte Amiata) erhalten, aber auch Pilze, vor<br />

allem Steinpilze und Kaiserlinge, sowie Honig<br />

von gehobener Qualität. Die Weinstraße ist<br />

aufgeteilt in einen Hauptrundweg und fünf<br />

Kurzrundwege, die sich durch die im Hinblick<br />

auf <strong>den</strong> Weinbau, die Geschichte, die Kultur<br />

und <strong>das</strong> Ambiente schönsten und interessantesten<br />

Gebiete schlängeln. Die Hauptfährte<br />

verbindet die folgen<strong>den</strong> Dörfer: Paganico,<br />

Sasso d'Ombrone, Poggi del Sasso,<br />

Montecucco, Cinigiano, Porrona, Montenero,<br />

Montegiovi, Montelaterone, Castel del Piano<br />

und Seggiano.<br />

Hauptrundweg: Paganico - Sasso d'Ombrone -<br />

Poggi del Sasso - Montecucco - Cinigiano -<br />

Porrona - Montenero - Montegiovi -<br />

Montelaterone - Castel del Piano - Seggiano<br />

Der Rundweg führt durch die wichtigsten<br />

D.O.C. Montecucco-Gebiete. Von Paganico<br />

startend, ein modernes Zentrum voller <strong>Leben</strong>,<br />

<strong>das</strong> eine interessante Stadtmauer mit vier Toren<br />

aus dem 14. Jh. aufweist, und die Fattoria<br />

di Monteverdi hinter sich lassend, <strong>kommt</strong> man<br />

bis nach Sasso d'Ombrone. Die Brücke über<br />

<strong>den</strong> Ombrone und ein mittelalterliches Tor<br />

gebühren der Beachtung. Hinauffahrend erreicht<br />

man Poggi del Sasso, ein kleines, ländliches<br />

Dorf, Hauptstadt des Weines Montecucco.<br />

Dieses ist <strong>das</strong> Gebiet mit <strong>den</strong> meisten<br />

Weinstöcken, reich an Weinkellern und Winzerbetrieben,<br />

interessant aber auch wegen der<br />

wunderschönen Schlösser von Vicarello und<br />

Colle Massari. Wenige Kilometer von Poggi del<br />

Sasso entfernt befindet sich die Fattoria di<br />

Montecucco, die der Bezeichnung D.O.C. <strong>den</strong><br />

Namen verleiht; hier liegt <strong>das</strong> Herz dieses<br />

Weinbaugebietes, gegenüber dem Monte Amiata<br />

gelegen. Zahlreiche landwirtschaftliche<br />

Ferienbetriebe, charakteristische Gastwirtschaften,<br />

sowie der Pflanzenreichtum machen<br />

dieses Gebiet auch im Hinblick auf die Jagd<br />

und die Kochkunst einzigartig. Von Montecucco<br />

erreicht man leicht Cinigiano, in dessen<br />

Ortschaft sich <strong>das</strong> Informationszentrum der<br />

Weinstraße befindet. In Cinigiano muss man<br />

unbedingt die Weinkeller der Festung besichtigen,<br />

die während des Weinfestes im Oktober<br />

geöffnet sind. Wenige Kilometer von Cinigiano<br />

entfernt liegt <strong>das</strong> bezaubernde Castello di<br />

Porrona, Repräsentationsort und Sinnbild der<br />

Bezeichnung D.O.C. Montecucco. Nachdem<br />

man die gesamte Gemeinde von Cinigiano<br />

durchquert hat, <strong>kommt</strong> man in die Gemeinde<br />

von Castel del Piano, genauer gesagt, in <strong>das</strong><br />

Dorf Montenero. Montenero, wo man <strong>das</strong><br />

Weinbaumuseum besichtigen kann, ist die<br />

andere "Hauptstadt" der Bezeichnung D.O.C.<br />

Montecucco. Angrenzend an <strong>das</strong> Museum<br />

befin<strong>den</strong> sich einige Weinkeller und Probierstuben<br />

für Wein, Öl und andere typische Produkte.<br />

Im Sommer wird im Park von Montenero<br />

eine Weinhandlung im Freien errichtet, wo<br />

man die Weine Montecucco probieren kann. In<br />

Montenero kann man <strong>den</strong> Brunnen aus dem<br />

17. Jh. sowie <strong>das</strong> Stadttor der Ringmauer besichtigen.<br />

Wenn man Montenero verlässt und<br />

Richtung Amiata weiterfährt, <strong>kommt</strong> man in<br />

<strong>das</strong> Gebiet von Montegiovi: ein wahres, von<br />

Weinreben bedecktes Museumsgebiet, charakterisiert<br />

durch die kleinen Olivenanbauflächen<br />

vermischt mit kleinen <strong>den</strong> Weinbauparzellen.<br />

Die Verwirklichung eines Weinbergmuseums<br />

für die Erhaltung des Keimplasmas und insbesondere<br />

der alteingesessenen Weinreben wird<br />

bereits geplant. Auch der bewohnte Ortskern<br />

von Montegiovi, wo am letzten Sonntag im<br />

September die Sagra della Bruschetta (Fest<br />

<strong>den</strong> gerösteten Brotscheiben) stattfindet, ist<br />

charakteristisch. Bevor man Castel del Piano<br />

erreicht, trifft man auf Montelaterone, dessen<br />

gut erhaltene Altstadt unbedingt sehenswert<br />

ist.<br />

Castel del Piano ist eine der wichtigsten bewohnten<br />

Ortschaften des Monte Amiata; zu<br />

besichtigen sind der Palazzo Nericci, zukünftiger<br />

Sitz des Museums für bäuerliche Kultur,<br />

die Porta dell'Orologio und die Porta Castiglionese,<br />

Corso Nasini und die Palazzi Monaci,<br />

Cantucci, Bruni, Alluigi, Cerboni, <strong>das</strong> Teatrino<br />

und die Loggia della Mercanzia. Der Rundweg<br />

endet in Seggiano, oder etwas weiter in einem<br />

anderen, besonders zum Wein- und Olivenanbau<br />

geeigneten Gebiet; sehenswert in der<br />

Ortschaft sind vor allem die Logge del Mercato<br />

und die charakteristische Altstadt, reich an<br />

Weinkellern, die in die Felsen gegraben wur<strong>den</strong>.<br />

Von großer Bedeutung sind auch <strong>das</strong><br />

schöne Castello del Potentino und der einzigartige<br />

Giardino d´Arte von Daniel Spoerri. Ein<br />

Besuch der Anbaugebiete des Olivastra Seggianese,<br />

alteingesessene Pflanzung des Amiata,<br />

wo <strong>das</strong> einzige aus nur einen einzigen Sorte<br />

hergestellte, toskanische Öl seinen Ursprung<br />

hat, darf nicht fehlen. Nicht zu vergessen:<br />

<strong>das</strong> Olivenölfest, <strong>das</strong> am ersten Sonntag<br />

im Dezember stattfindet.<br />

Kurzrundweg Monte Antico - Casenovole -<br />

Casal di Pari - Bagno di Petriolo<br />

Dieses ist ein an Geschichte sehr reicher<br />

Rundweg, der durch die bei<strong>den</strong> Schlösser von<br />

Monte Antico und Casenovole noch an Wert<br />

gewinnt. Die Route schlängelt sich unweit des<br />

Flusses Ombrone, in einem Gebiet, <strong>das</strong> seinerzeit<br />

sehr wichtig für <strong>den</strong> Weinbau war und<br />

heute seine alte Herrlichkeit wieder gefun<strong>den</strong><br />

24


hat. Sehenswert sind die Dörfer Pari und Casal<br />

di Pari, wahre bäuerliche Schmuckstücke;<br />

eindrucksvoll ist <strong>das</strong> Thermalzentrum von<br />

Petriolo, eingetaucht in <strong>das</strong> Naturreservat des<br />

Basso Merse. Zahlreiche landwirtschaftliche<br />

Ferienbetriebe und einige kleine, typische Restaurants<br />

gestalten <strong>den</strong> Aufenthalt besonders<br />

interessant.<br />

Kurzrundweg Paganico - Civitella Marittima<br />

Von Paganico aus, wo am ersten Sonntag im<br />

September die Sagra della Ranocchia (Froschfest)<br />

stattfindet, erreicht man Civitella Marittima.<br />

Die heitere und einla<strong>den</strong>de Ortschaft von<br />

Civitella Marittima bestimmt diesen Rundweg,<br />

der sich dem Gebiet der Bezeichnung D.O.C.<br />

Monteregio di Massa Marittima anschließt. Der<br />

Besuch der herrlichen Badia Ar<strong>den</strong>ghesca, ein<br />

antikes Kloster, entlang der so genannten<br />

"Salzstraße" gelegen, darf nicht fehlen.<br />

Kurzrundweg Campagnatico – Cinigiano<br />

Campagnatico ist der Ausgangspunkt dieses<br />

Rundweges: ein für die Maremma sehr wichtiges<br />

Zentrum, an <strong>das</strong> sogar Dante erinnerte.<br />

Einen Besuch wert sind: <strong>das</strong> Teatro Comunale,<br />

die Rocca Aldobrandesca und der Palazzo<br />

Pretorio. Die eindrucksvolle Panoramastraße<br />

zwischen Weinstöcken und Olivenhainen wird<br />

im Hintergrund durch die Ebene der Maremma<br />

gestaltet. In Campagnatico findet im Monat<br />

September <strong>das</strong> charakteristische Palio dei<br />

Ciuchi (Eselrennen) statt.<br />

Kurzrundweg Castiglioncello Baldini - Stribugliano<br />

– Cana<br />

Diese Strecke ist sehr beeindruckend und hat<br />

ihr Zentrum in der Ortschaft Castiglioncello<br />

Baldini, die von einem wundervollen Schloß<br />

beherrscht wird. Die Weinkeller des Schlosses,<br />

die sich heute im Wiederaufbau befin<strong>den</strong>, lohnen<br />

einen Besuch. Die Weinstraße grenzt an<br />

<strong>das</strong> Naturreservat von Poggio all'Olmo an und<br />

weiter entfernt an <strong>das</strong> Naturreservat des Monte<br />

Labbro. Weiterfahrend gelangt man in <strong>das</strong> Dorf<br />

Stribugliano, zu der Gemeinde Arcidosso gehörig,<br />

eine ausgesprochene Aussichtsterrasse.<br />

Cana, ein kleines Bauerndorf etruskischen<br />

Ursprungs der Gemeinde von Roccalbegna,<br />

gehört zu <strong>den</strong>jenigen Gebieten, die eine weinbäuerliche<br />

Entwicklung des D.O.C. Montecucco<br />

durchleben. In Cana findet am dritten Sonntag<br />

im Oktober die Sagra della Biondina statt,<br />

ein Fest, <strong>das</strong> der Kastanie gewidmet ist. Auch<br />

die Zisterne der Medici aus dem 17. Jh. lohnt<br />

einen Besuch.<br />

Kurzrundweg Sasso d'Ombrone - Cinigiano<br />

- Monticello d'Amiata<br />

Der Rundweg geht nur durch cinigianisches<br />

Gebiet. Es ist die alte Bergstraße, die die Ebene<br />

mit dem Amiata, <strong>das</strong> Getreide mit <strong>den</strong> Kastanien<br />

verbindet. Weinreben sind jedoch in der<br />

ganzen Gegend anzutreffen. Sasso d'Ombrone,<br />

einstmals Sasso di Maremma, ist ein kleines<br />

Dorf, am Fluss Ombrone gelegen, wo am<br />

dritten Sonntag im September ein besonderes<br />

Fest stattfindet: <strong>das</strong> Aalfest. Ponticello Amiata<br />

hingegen ist ein gut erhaltenes Dorf, reich an<br />

Geschichte und mit einem reizen<strong>den</strong><br />

Völkerkundemuseum (Museumshaus), sowie<br />

einer wichtigen Kastanienpflanzung; am<br />

zweiten Sonntag im Oktober findet <strong>das</strong><br />

Kastanienfest statt.<br />

25


2007, poggi del sasso – cinigiano,<br />

grosseto - itali<br />

ermutigt durch <strong>den</strong> Erfolg der Jahre 2005 und<br />

2006 la<strong>den</strong> wir auch in diesem Jahr wieder<br />

Musiker aus der ganzen Welt ein, auf unserem<br />

Weingut sowie an anderen eindrucksvollen<br />

Orten des Gebietes um <strong>den</strong> Monte Amiata<br />

gemeinsam für ein anspruchsvolles Publikum<br />

zu musizieren.<br />

Zentrum des Festivals ist wieder unser inmitten<br />

von Weinbergen gelegenen Kammermusiksaals<br />

in Poggi del Sasso, auf halbem Wege<br />

zwischen Siena und Grosseto.<br />

Unser Ziel ist es, <strong>das</strong> noch ursprüngliche, vom<br />

Massentourismus verschonte Gebiet des Monte<br />

Amiata für einige Wochen des Jahres in<br />

gute Musik einzutauchen und gleichzeitig ein<br />

neues, frisches Publikum für diese zu generieren.<br />

Unsere Initiative gilt Musikliebhabern, die<br />

in der schönsten Kulturlandschaft Europas<br />

unvergessliche, durch Musik, Kunst, guten<br />

Wein und gute Küche geprägte Tage mit uns<br />

verbringen möchten.<br />

26


Neben dem eigentlichen Konzertprogramm<br />

schenken wir besondere Aufmerksamkeit der<br />

musikinteressierten Jugend, die über spezielle<br />

Kurse und gemeinsames Musizieren mit <strong>den</strong><br />

Meistern ihres Instrumentes lernen wird, "richtig<br />

Musik zu hören und zu beurteilen".<br />

Das Konzept, während des Festivals einen<br />

ständigen Austausch zwischen Künstlern und<br />

Publikum zu schaffen, hat sich als überaus<br />

erfolgreich herausgestellt. Öffentliche Proben,<br />

Workshops und gemeinsame Abendessen<br />

sowie die im ständigen Wechselspiel der Musiker<br />

konzipierten Konzerte schaffen eine einzigartige<br />

Atmosphäre, die viele Abonnenten<br />

des letzten Jahres bewogen hat, im Jahre<br />

2007 wieder teilzunehmen<br />

Programm 13. - 17. Juli 2007<br />

"Alban Gerhardt and Friends", Künstlerische<br />

Leitung: Alban Gerhardt<br />

Venerdì 13 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />

Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />

Alban Gerhardt, Violoncello<br />

Cecile Licad, Pianoforte<br />

Janácek: "Mäerchen“ per Violoncello e<br />

Pianoforte<br />

Beethoven: Sonata per Violoncello e<br />

Pianoforte, op. 69<br />

Rachmaninov: Sonata per Violoncello e<br />

Pianoforte in G – moll<br />

Sabato 14 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />

Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />

Quartetto Signum<br />

Kerstin Dill, Violino<br />

Annette Walther, Violino<br />

Marko Genero, Viola<br />

Thomas Schmitz, Violoncello<br />

Mozart: Quartetto per archi KV 464<br />

Wolf: "Serenata italiana" in sol maggiore<br />

Ravel: Quartetto per Archi<br />

Domenica 15 luglio 2007, ore 18:00, Luogo<br />

da definire nel Comune di Cinigiano<br />

Alban Gerhardt, Violoncello<br />

Bach Suites per Violoncello<br />

Domenica 15 luglio 2007, ore 22:00, Azienda<br />

Agricola Salustri, Poggi del Sasso<br />

Katalina Segura, Canto<br />

Jeanfrancois Prins, Chitarra<br />

Canti Latinoamericani e Tango<br />

Lunedì 16 luglio 2007, ore 19:00, Barricaia<br />

Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />

Arabella Steinbacher, Violino<br />

Alban Gerhardt, Violoncello<br />

Cecile Licad, Pianoforte<br />

Ysaye: Sonata per Violino solo<br />

Kodaly: Duo per Violino e Violoncello<br />

Brahms: Trio per Pianoforte, Violino<br />

e Violoncello op.8<br />

27


Martedì 17 luglio 2007, ore 20, Barricaia<br />

Podere San Giuseppe, Poggi del Sasso<br />

Arabella Steinbacher, Violino<br />

Alban Gerhardt, Violoncello<br />

Cecile Licad, Pianoforte<br />

Quartetto Signum<br />

Kerstin Dill, Violino<br />

Annette Walther, Violino<br />

Marko Genero, Viola<br />

Thomas Schmitz, Violoncello<br />

Ravel Trio per Pianoforte, Violino e Violoncello<br />

Brahms Quintetto per Pianoforte, 2<br />

Aus dem Internetauftritt<br />

von<br />

Der Link zum Wein<br />

Podere San Giuseppe<br />

Visita il podere e la cantina dell'ideatore<br />

dell'Amiata Piano Festival.<br />

Cantine Colle Massari<br />

Scopri le Cantine di Colle Massari che<br />

ospitano i nostri concerti<br />

Azienda Agricola Salustri<br />

Incontra i vini dell'Agricola Salustri che si<br />

possono degustare nei buffet del Festival<br />

Die Seite zur Unterkunft<br />

In unmittelbarer Nähe zu <strong>den</strong> Veranstaltungsorten<br />

fin<strong>den</strong> sich verschie<strong>den</strong>e Unterkunftsan-<br />

Delinat, Suisse<br />

Conosci la selezione dei migliori vini biologici<br />

europei scelti da Delinat, sostenitrice del<br />

Festival<br />

Tomas & Giesen<br />

Il fascino del meridione in bottiglia nell'offerta<br />

dell'Azienda fondata dal presi<strong>den</strong>te del Festival<br />

Der Seitenaufbau des Internetauftritts:<br />

Programm 13. - 17. Juli "Alban Gerhardt<br />

and Friends“<br />

Programma 21 - 27 Luglio "Il Laboratorio<br />

delle Note“<br />

Programma 5 – 10 Agosto "Maestri e<br />

Bambini"<br />

Programma 3 – 8 Settembre "Mostly<br />

Schubert and Brahms"<br />

Programm 14. – 17. September "Dionisus"<br />

Links zu Wein, Kultur und Umgebung<br />

Unterkunft<br />

Konzertsaal und Studio<br />

Partner des Festivals<br />

Kontakt und Kartenbestellungen<br />

Home<br />

gebote für jedes Budget, vom 5-Sternehotel<br />

über Agroturismusangebote bis hin zur einfachen<br />

Pension sowie erstklassigen Campingmöglichkeiten.<br />

Alles mit optimalem Preis-Leistungsverhältnis.<br />

Gleiches gilt für die lokalen Restaurants: Bo-<br />

28


<strong>den</strong>ständige Küche und sehr gute Qualität zu<br />

vernünftigen Preisen.<br />

Podere Santo Stefano<br />

Camping Lucherino<br />

Castello di Vicarello<br />

Castello di Porrona<br />

Agriturismo il Mandorlo<br />

Cucina con alloggio<br />

Hotel Stella<br />

Die Seite Konzertsaal und<br />

Tonstudio<br />

Unser Tonstudio liegt in absolut ruhiger<br />

und landschaftlich unvergleichlich schöner<br />

Lage mit Panoramablick auf <strong>den</strong> majestätischen<br />

Monte Amiata und die vorgelagerten<br />

Täler und Hügel.<br />

Inmitten unserer Weinberge fin<strong>den</strong> Musiker<br />

und Techniker eine inspirierende Atmosphäre<br />

vor, die ideale Bedingungen bietet, Arbeit und<br />

Erholung optimal zu kombinieren.<br />

29


Der Aufnahmesaal, mit Parkettbo<strong>den</strong> und<br />

Holzdecke, ist mit zwei Fazioli Konzertflügeln<br />

F 278 sowie auf Wunsch einem Steinway &<br />

Sons Konzertflügel D ausgestattet.<br />

Raummasse: ca. 130 m2 (9,5m x 13,5m), Höhe<br />

5,50m – 6,30 m, natürliche Nachhallzeit<br />

1,5- 3 sec, variable Akustik mittels Holzpaneelen.<br />

Studiotechnik:<br />

Apple Mac Pro<br />

Tascam DM 3200 / MU-1000<br />

Apogee Rosetta 200<br />

Apogee Symphony<br />

Millenia HV-3C<br />

Logic Pro 7.2<br />

Sennheiser MKH 800 P48<br />

Schoeps MK 2 H/C MC 6U<br />

Neumann TLM 49<br />

Lexicon PCM 91<br />

SSL Duende<br />

Die direkt neben dem Saal liegende Villa bietet<br />

unseren Gästen ein mit allem Komfort ausgestattetes<br />

Appartement. In <strong>den</strong> Aufnahmesaal ist<br />

eine weitere, mit Küche und Bad ausgestattete<br />

Wohnung integriert. Ein Schwimmbad lädt<br />

zum Ba<strong>den</strong> und Entspannen ein.<br />

Wir unterbreiten Ihnen gerne ein persönliches<br />

Angebot und stehen jederzeit zu einem persönlichen<br />

Gespräch zur Verfügung<br />

Events<br />

Das ganze Jahr über fin<strong>den</strong> auf unserem<br />

Weingut Veranstaltungen statt. Konzerte<br />

wechseln sich ab mit Degustationen, Tagungen<br />

zu Themen des biologischen Weinbaus<br />

Auf Wunsch organisieren wir gerne spezielle<br />

Events für Ihre Firma oder Ihren Freundeskreis.<br />

Diese reichen von Degustationen über<br />

Privatkonzerte bis hin zu komplett organisierten<br />

Reisen in die Welt des toskanischen Weines.<br />

Sie suchen neue Wege um Ihre Kun<strong>den</strong> zu<br />

begeistern? Durch die Vermittlung von Kultur<br />

erreichen Unternehmen und Organisationen<br />

entschei<strong>den</strong>de Wettbewerbsvorteile und bin<strong>den</strong><br />

Kun<strong>den</strong> auch emotional.<br />

Wir produzieren Musik-CD´s, die Ihre Kun<strong>den</strong><br />

begeistern und <strong>das</strong> Profil Ihrer Unternehmung<br />

treffen. Mit unseren Partnern können wir auf<br />

ein sehr großes Repertoire zurückgreifen. Im<br />

Zentrum steht eine hochwertige Interpretation<br />

sowie eine entsprechende Gestaltung, passend<br />

zu Ihrer Unternehmung.<br />

„Der Letzte macht <strong>das</strong> Licht aus“<br />

Drei Überschriften vom gleichen Tag, dem<br />

18.September im Westfälischen Anzeiger:<br />

1. „Aus für Eisen Wilms“ (diesen WA-Artikel<br />

dokumentieren wir nachfolgend.<br />

2. „Größer, schöner, bunter. Neues Konzept<br />

für <strong>den</strong> Weihnachtsmarkt lockt mehr Schausteller<br />

als früher“.<br />

3. „Für eine vitale Innenstadt, Fortschreibung<br />

des Regionalen Einzelhandelskonzeptes vorgestellt.<br />

Demografischer Wandel macht eine<br />

Aktualisierung der Daten notwendig.“<br />

Punkt 2 und 3 konterkarieren natürlich die<br />

erste Meldung:<br />

Wir haben es immer wieder betont und unterstrichen:<br />

Die Innenstadt mit ihren unterschiedlichen<br />

Versorgungs- und Repräsentationsstrukturen,<br />

mit ihrer vitalen Kunst und Kultur ist der<br />

Schwerpunkt, die Zentrale und <strong>das</strong> Herz jeder<br />

Stadt.<br />

Be<strong>kommt</strong> <strong>das</strong> Herz Rhytmusstörungen, beginnt<br />

der ganze Körper zu erkranken. Hört <strong>das</strong><br />

Herz auf zu schlagen, ist der gesamte Körper<br />

tot. Eine Wiederbelebung ist nicht mehr möglich.<br />

In der Hammer Stadtmitte ist es bereits fünf<br />

nach zwölf. Sind inhabergeführte Dienstleister,<br />

Einzelhandelsgeschäfte <strong>das</strong> Wesentliche als<br />

Kultur, als Herzkammern, so setzt genau hier<br />

der Verfall des Körpers ein, wenn diese inhabergeführten<br />

Betriebe nicht mehr bestehen<br />

können. Das Ende ist bekannt.<br />

30


Ersatz wie jederzeit austauschbare Fillialunternehmen,<br />

Niedrigstpreisgeschäfte, Handylä<strong>den</strong><br />

etc. funktionieren überhaupt nicht. Sie bringen<br />

weder Frequenz noch Niveau. Diese Art von<br />

Fußgängerzonen ist beliebig und in Deutschland<br />

tausendfach vertreten. Sie garantieren<br />

hohe Fluktuation und wenig Wesen.<br />

Mit Eisen-Wilms hat ein weiteres Traditionsunternehmen<br />

geschlossen. Viele in der Art gibt<br />

es nicht mehr in Hamm, in der Stadtmitte.<br />

Schon jetzt ist es nicht mehr möglich, ein auch<br />

nur ansatzweise ähnliches Niveau wieder herzustellen.<br />

Wo sollen solche Unternehmen,<br />

mutige Existenzgründer her kommen? Und<br />

ihre Perspektive ist die Gleiche wie der Anderen.<br />

Es gibt überhaupt nur eine Chance – <strong>den</strong> radikalen<br />

Umbruch bisheriger Praxis.<br />

Wir nennen einige Punkte:<br />

1. Die Innenstadt braucht attraktive Veranstaltungsorte<br />

für Theater, Klassik, Tanz – in entsprechen<strong>den</strong><br />

Räumlichkeiten oder „open air“;<br />

2. Die Innenstadt braucht einen prosperieren<strong>den</strong><br />

Wochenmarkt, der auf seinem angestammten<br />

Platz rund um die Pauluskirche<br />

bleibt und nicht immer wieder verlegt wird;<br />

3. Vorhan<strong>den</strong>e Kunst im öffentlichen Raum ist<br />

zu restaurieren und um weitere Kunstwerke zu<br />

ergänzen. Der Skulpturenpark Ringpromenade<br />

ist ein ideales Scharnier zur sprunghaften Qualitätssteigerung<br />

der Mitte.<br />

4. Weihnachtsmärkte in der Mitte brauchen<br />

einen gänzlich anderen Ansatz, um im interkommunalen<br />

Wettbewerb vorzeigefähig zu<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

5. Stunikenmärkte und ähnliche Events, die ein<br />

äußerst kompliziertes Publikum in die Innenstadt<br />

bringen, sind an sozial verträglichere<br />

Standorte zu verlagern.<br />

6. Die Zeit der Schönfärberei, der rosaroten<br />

Brillen muss sofort beendet wer<strong>den</strong>. Einzelhandels-<br />

und sonstige Gutachten haben <strong>den</strong><br />

tatsächlichen Bedingungen Rechnung zu tragen.<br />

7. Die Quartiersarbeit ist zu intensivieren und<br />

konsensfähig zu modifizieren. Kernbereiche<br />

wie die West- und die Bahnhofstraße müssen<br />

auf ein höheres und effektiveres Niveau gebracht<br />

wer<strong>den</strong>. Gerade der Bahnhofsbereich<br />

ist auf dem besten Wege, zu einem tatsächlichen<br />

Bahnhofsviertel mit all seinen unschönen<br />

sozialen Folgen zu wer<strong>den</strong>.<br />

Seit kurzem hat der weltweit agierende Metro-<br />

Konzern einen neuen Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong>.<br />

Die Besitz- und Einflussverhältnisse haben<br />

sich erheblich geändert. Die Wirtschaftskommentatoren<br />

analysierten fast gleichlautend,<br />

<strong>das</strong> der Neue sich jetzt wohl als Erstes die<br />

defizitären Einzelhandelsbereiche um Kaufhof<br />

und Real vornehmen würde. Was <strong>das</strong> in der<br />

Konsequenz für Hamm bedeuten könnte, kann<br />

sich jeder selber ausmalen.<br />

Westfälischer Anzeiger vom 17.0907<br />

Aus für Eisen Wilms<br />

Einer der ältesten Einzelhändler Hamms wirft <strong>das</strong> Handtuch<br />

Insolvenz beantragt – „Habe die Notbremse gezogen“<br />

HAMM „Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen“<br />

heißt es nun auch auf dem Schild an der<br />

La<strong>den</strong>tür von Eisen Wilms. Der traditionsreiche<br />

Name wird nach 145 Jahren aus der Oststraße<br />

verschwin<strong>den</strong>. „Wir haben am Mittwoch Insolvenz<br />

angemeldet“, bestätigt Ralf Wilms die<br />

Geschäftsaufgabe. Der mangelnde Käuferstrom<br />

habe ihn dazu veranlasst, die Notbremse<br />

zu ziehen. „Ich habe in <strong>den</strong> vergangenen<br />

drei Jahren horrende Summen zugebuttert.<br />

Aber es macht alles keinen Sinn mehr“, sagt<br />

der 45-jährige Hammer, der <strong>das</strong> Geschäft am<br />

1. Januar 2004 von seinen Eltern Heide und<br />

UIrich übernommen hatte. „Ich hätte mich genauso<br />

gut in <strong>den</strong> Garten setzen und nichts tun<br />

können. Das Ergebnis wäre <strong>das</strong> bessere gewesen.“<br />

1862 hatte Gustaf Wilms an der Ost-<br />

straße einen Kolonialwarenhandel eröffnet. Als<br />

Werkzeug- und Gartenbedarfshandel entwickelte<br />

sich <strong>das</strong> Geschäft über die Generationen<br />

weiter. Zuletzt war auch die Kamintechnik<br />

eines der Standbeine des Unternehmens.<br />

Sechs Mitarbeiter verlieren ihren Job, zwei<br />

Vollzeitkräfte, vier in Teilzeit. „Die vorhan<strong>den</strong>en<br />

Aufträge wer<strong>den</strong> wir in jedem Fall noch komplett<br />

abwickeln“, kündigt Wilms an. Er selbst ist<br />

bereits wieder in seinem gelernten Beruf als<br />

Maschinenbau-Ingenieur tätig. Eigentümer der<br />

Immobilie ist sein Vater Ulrich. „Ich bedauere<br />

natürlich, <strong>das</strong>s es nach so vielen Generationen<br />

so zu Ende gehen muss“, meint der langjährige<br />

Chef des Hauses. Er betont, <strong>das</strong>s er seit<br />

dem 1. Januar 2004 nicht mehr am operativen<br />

Geschäft beteiligt gewesen sei. Was die Frage<br />

31


nach einem Nachmieter betreffe, so gebe es<br />

einige Interessenten. Konkret verhandelt wer<strong>den</strong><br />

könne aber erst dann, wenn <strong>das</strong> Geschäft<br />

(400 Quadratmeter Verkaufsfläche) leer ge-<br />

räumt sei. „Es wird auf je<strong>den</strong> Fall nicht mehr<br />

diese Branche sein“, kündigt Wilms senior für<br />

<strong>den</strong> neuen Pächter an. Fl<br />

Kommentar im Westfälischen Anzeiger vom 22.September 2007<br />

Hammer haben die meisten Fernseher<br />

Volles Programm<br />

Hamm hat‘s wieder geschafft: Ob Umfragen,<br />

Statistiken oder wissenschaftliche Erhebungen<br />

– Hamm spielt immer eine gewichtige Rolle,<br />

ist, je nach Blickwinkel, entweder Erster oder<br />

Letzter im Vergleich zu anderen Großstädten.<br />

In dieser Woche war Hamm mal wieder in <strong>den</strong><br />

Schlagzeilen. Zusammen mit Mülheim an der<br />

Ruhr ist Hamm die Stadt mit der höchsten<br />

Dichte angemeldeter Fernsehgeräte in<br />

Deutschland. Pro Haushalt sind es 0,98 Apparate.<br />

Die Hammer sind also nicht nur zu dick (Platz<br />

1, Statistisches Landesamt), sondern sitzen<br />

auch zu viel vor der Glotze. Womit die Leibesfülle<br />

nun erklärt wäre. Denn laut einer wissenschaftlichen<br />

Studie wird im Fernsehen ungesund<br />

gegessen und zu viel getrunken. Currywurst<br />

und Chips, Fritten und Pizza, Wein und<br />

Bier – konsumiert wird hinter und vor der Mattscheibe<br />

Was kann man dagegen tun?<br />

- Die Hammer auf Kreuzfahrtschiffe schicken<br />

(16 Stun<strong>den</strong> am Tag arbeiten, Kartoffeln schälen<br />

statt Chips essen)<br />

- Die Preise für <strong>Leben</strong>smittel und TV-Geräte<br />

erhöhen (<strong>den</strong>n schließlich sind die Hammer<br />

auch die Ärmsten; Platz 1, Statistisches Landesamt)<br />

- Noch mehr Baustellen einrichten (damit man<br />

in Hamm zu Fuß schneller als mit dem Auto<br />

ist)<br />

- Die Veranstaltungsreihe „Bildung statt Bier,<br />

Cicero statt Currywurst“ ins <strong>Leben</strong> rufen. Zum<br />

Beispiel eine Ausstellung über <strong>das</strong> Schützenwesen<br />

im Museum machen. Das bringt allerdings<br />

nur was, wenn man sich vorher und<br />

nachher nicht in der Kneipe trifft.<br />

Von Alexander Schäfer<br />

„Gemeinsam wären wir stärker“<br />

Brücke des Herzen<br />

Ein „unmoralisches“ und notwendi-<br />

ges Angebot an die Weststraße<br />

Leonardo da Vinci, der italienische Künstler<br />

und Visionär des Mittelalters mit Weltformat<br />

war prägend für die Renaissance, besa0 <strong>den</strong><br />

notwendigen Weitblick für notwendige gesellschaftliche<br />

Veränderungsprozesse. Da Vinci<br />

war nicht nur Künstler, sondern auch Naturwissenschaftlicher,<br />

Konstrukteur, Ingenieur<br />

und vieles mehr.<br />

So reifte in ihm die Vision, zwei Kontinente mit<br />

völlig unterschiedlichen Kulturen mittels einer<br />

Brücke so zu verbin<strong>den</strong>, <strong>das</strong> Beide voneinander<br />

partizipieren könnten.<br />

Es reifte der Plan einer in sich tragen<strong>den</strong>, statisch<br />

stabilen Brückenkonstruktion, mit der er<br />

<strong>den</strong> Bosporus überqueren wollte. Wie so man-<br />

ches seiner Ideen, Vorstellungen und Entwürfe<br />

kam der Plan für diese Brücke nicht zum Tragen.<br />

Die Entwurfszeichnungen verschwan<strong>den</strong><br />

in <strong>den</strong> Archiven der Museen und Galerien.<br />

Zu La Fête no 8 erfuhr die „Brücke des Herzens“<br />

eine Realisierung. Guido Breuer und<br />

seine Freunde schafften es tatsächlich, diese<br />

selbsttragen<strong>den</strong> Holzelemente so auszutarieren,<br />

<strong>das</strong> die kleine Brücke des Herzens stehen<br />

blieb, auch in der Zeit, als Oberbürgermeister<br />

Thomas Hunsteger-Petermann eine starke<br />

Grußrede an die Gäste und Organisatoren von<br />

La Fête hielt. Er war sich dabei sogar sicher,<br />

<strong>das</strong> wir, die Mitglieder des Vereins zur Förderung<br />

des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V. bereits<br />

einen Standort „ausgeguckt“ hätten.<br />

32


Haben wir auch, nämlich die Ecke Westentor,<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Straße. Wir wollen die Brücke<br />

des Herzens zur Weststraße hin ausrichten,<br />

um zwei unterschiedliche Kulturen der Hammer<br />

Innenstadt so zu verbin<strong>den</strong>, <strong>das</strong> künftig<br />

mehr gegenseitiges Verständnis, gemeinsame<br />

Projekte und eine deutliche Potenzierung gemeinsamer<br />

vorhan<strong>den</strong>er Kraft heraus<strong>kommt</strong>.<br />

Dieser Artikel entsteht an einem Sonntag gegen<br />

15.00 Uhr. Draußen ist es trocken und fast<br />

warm. Trotzdem ist es in der Weststraße, im<br />

Kernbereich unserer Innenstadt gähnend leer.<br />

So gut wie niemand flaniert, betrachtet neugierig<br />

Schaufenster, verweilt. Diese Erfahrung<br />

kann fast je<strong>den</strong> Sonntag gemacht wer<strong>den</strong>. Das<br />

Interesse an unserer Fußgängerzone bewegt<br />

sich gen null. Von der Bahnhofstraße wollen<br />

wir überhaupt nicht mehr re<strong>den</strong>. Sie hat sich zu<br />

einem traurigen Abglanz einstiger floriender<br />

Zeiten entwickelt.<br />

Fußgängerzonen sind Aushängeschilder einer<br />

Stadtmitte. Fußgängerzonen sind sonntägliche<br />

Anziehungspunkte zum ruhigen familiären<br />

Spazieren gehen. Diese Tradition jeder städtischen<br />

Bürgerschaft besteht in Hamm nicht<br />

mehr. Ausnahmen sind warme Tage, wo die<br />

Außenbestuhlungen der Gastronomiebetriebe<br />

funktionieren oder die großen Innenstadtveranstaltungen.<br />

Dieser Trend, diese Abstimmung mit <strong>den</strong> Füßen<br />

wird auch während der Woche immer<br />

deutlicher. Die Frequenz geht langsam aber<br />

stetig zurück. Und genau der Bestand mit traditionsreichen<br />

inhabergeführten Geschäften. Die<br />

Beliebigkeit und Eintönigkeit hat längst Einzug<br />

gehalten.<br />

Funktioniert eine Fußgängerzone nur noch<br />

begrenzt oder gar nicht mehr, kippen auch die<br />

angrenzen<strong>den</strong> Lagen. Frequenz in der West-<br />

und Oststraße bedeutet auch Frequenz vor<br />

unseren Türen.<br />

Wir haben lange gezögert, zu diesem Themenkomplex<br />

etwas zu sagen, weil wir glauben,<br />

jedes Quartier ist autark und verfügt noch über<br />

ausreichend fähige Köpfe, hier für <strong>den</strong> sofort<br />

erforderlichen Wandel zu sorgen. Die öffentliche<br />

Wahrnehmung der Weststraße ist die unsägliche,<br />

strapaziöse Debatte um die „Interessen-<br />

und Standortgemeinschaft“, kurz ISG mit<br />

Peter Rosenberger an der Spitze, die seit Monaten<br />

negative Schlagzeilen produziert. Es ist<br />

sowieso unglaublich, <strong>das</strong> hier über 100.000 €<br />

Steuergelder für Nullnummern vor die Wand<br />

33


gefahren wur<strong>den</strong>, ohne <strong>das</strong> jemand <strong>den</strong> Mut<br />

hatte, die Notbremse zu ziehen.<br />

Genauso unverständlich ist es, <strong>das</strong> die vorhan<strong>den</strong>en<br />

fähigen Leute in ihrer Schmollecke<br />

sitzen und zusehen, wie alles <strong>den</strong> Bach runter<br />

geht.<br />

Wir im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> haben immer Kooperationen<br />

mit der Weststraße gewollt. Erinnern<br />

Sie sich noch an die „Mode aus unserem<br />

Logo“ anlässlich von La Fête no 3 vor fünf<br />

Jahren? Da haben drei couragierte und engagierte<br />

Modemacherinnen aus unserem Logo<br />

sehenswerte Mode kreiert. Matthias Grabitz<br />

vom gleichnamigen Modehaus hat dann trotz<br />

starker Erkältung und kaum hörbarer Stimme<br />

dankenswerterweise die Moderation der<br />

Modepräsentationen übernommen.<br />

Wir haben damals sehr gehofft, <strong>das</strong>s unser<br />

Funke der Begeisterung in der Weststraße<br />

zündet. Wir haben im Bestand kaum Modebetriebe,<br />

dafür aber umso mehr die Weststraße.<br />

Wir hatten gehofft, <strong>spät</strong>estens ein Jahr <strong>spät</strong>er<br />

wird der Ball aufgegriffen und gespielt, es entstehen<br />

Modeaktivitäten, beispielsweise mit<br />

dem längsten oder/und ungewöhnlichsten<br />

Laufsteg, mit Schaufenstervorführungen, über<br />

die die ganze Region spricht und natürlich zum<br />

Begutachten nach Hamm <strong>kommt</strong>.<br />

Wir haben eine Reihe Scharniergebäude mit<br />

Eingängen, Grundstücken und Kellergängen<br />

in der West- und in der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Straße.<br />

Wir haben zu jedem Stadtbezirksfest gehofft,<br />

haben es uns so sehr gewünscht, <strong>das</strong>s gemeinsame<br />

Aktivitäten an diesen Tagen entwickelt<br />

wer<strong>den</strong>. Grabitz und Dellwig, einige<br />

Hausbesitzer sind mittlerweile dabei. Aber <strong>das</strong><br />

reicht überhaupt nicht, um <strong>das</strong> gemeinsame<br />

Tal der Tränen zu verlassen.<br />

Man könnte vor Enttäuschung weinen, wenn<br />

man beispielsweise Otmar Alts „Tanzvogel“ in<br />

Höhe der Rödinghauser Straße sieht, um <strong>den</strong><br />

sich niemand kümmert. Das ist herzlos und<br />

kontraproduktiv. Gerade durch anspruchsvolle<br />

Kunst und Kultur kommen erst wieder vernünftige<br />

Menschen zu uns, die natürlich auch mithelfen,<br />

unsere Betriebsstandorte und die entsprechen<strong>den</strong><br />

Arbeitsplätze sichern.<br />

Wir streben in <strong>den</strong> nächsten Wochen, Monaten<br />

und Jahren unterschiedliche Kunst- und Kulturaktivitäten<br />

an, für die auch unsere Wegebeziehungen,<br />

Parkplätze, Hinterhöfe, Räumlichkeiten,<br />

Schaufenster, Dachterrassen und vieles<br />

mehr bestens geeignet sind. Wir möchten<br />

<strong>das</strong> zusammen tun und zwar so, <strong>das</strong> sich die<br />

anfallende Arbeit, die entstehen<strong>den</strong> Kosten auf<br />

bei<strong>den</strong> Schultern verteilen.<br />

Wir wollen Dauer- und Einzelausstellungen,<br />

kleine und große Wand- und Dachkunst,<br />

Kammerkonzerte und Kleintheater an ungewöhnlichen<br />

Orten durchführen. Wir strecken<br />

die Hand aus. Wann schlagen Sie aus der<br />

Weststraße ein?<br />

34


Endlich: <strong>Luther</strong>-Kirche wird behutsam<br />

umgebaut!<br />

Die <strong>Luther</strong>-Kirche ist eine der schönsten und<br />

ehrwürdigsten Kirchen in Hamm und gleichzeitig<br />

<strong>das</strong> Wahrzeichen des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<br />

<strong>Viertel</strong>s, weithin sichtbar. Durch die Illuminierung<br />

in <strong>den</strong> dunklen Stun<strong>den</strong> bereichert sie die<br />

Stadtmitte zusätzlich.<br />

Der gleichnamige Platz ist einer der Schönsten<br />

Hamms. Dank sommerlicher Außengastrono-<br />

mie ist er mittlerweile auch Anziehungspunkt<br />

für nah und fern.<br />

Die Kirche selber konnte dankenswerterweise<br />

immer von unserem Verein für Konzerte und<br />

Theateraufführungen, für Ausstellungen im<br />

Rahmen von La Fête genutzt wer<strong>den</strong>. Und<br />

genau da traten auch die objektiven Grenzen<br />

des Gotteshauses zu Tage. Für ein großes<br />

Sinfonieorchester im Altarraum ist kein Platz.<br />

Für richtige Hochzeiten mit Brauteltern nebeneinander<br />

sind die Gänge zu schmal, die Empore<br />

für kleine Ausstellungsstände, ein mögliches<br />

Kirchencafé etc. nicht eben genug.<br />

Die Verantwortlichen des evangelischen Kirchenkreises<br />

Hamm tragen dem jetzt Rechnung<br />

und beginnen noch in diesem Jahr mit der<br />

vorsichtigen Umgestaltung. Wir teilen <strong>den</strong><br />

Standpunkt der Verantwortlichen, auch in <strong>den</strong><br />

verantwortlichen Denkmalbehör<strong>den</strong>: Behutsamkeit<br />

ist hier oberstes Gebot!<br />

Wochenblatt, 12.9.07<br />

Offenes Gotteshaus<br />

35


Neues Konzept für die <strong>Luther</strong>kirche<br />

Hamm (red). Ab heute ist es amtlich: Die <strong>Luther</strong>kirche<br />

öffnet sich. Unter dem Label „<strong>Luther</strong>‘s“<br />

soll sich <strong>das</strong> schmucke Barockgebäude<br />

in der Innenstadt mit besonderen Gottesdiensten,<br />

spirituellen Veranstaltungen, Kunst, Ausstellungen<br />

und Kultur und mit Erwachsenenbildung<br />

füllen. Dazu haben Gemeinde und Kirchenkreis<br />

ein sechsköpfiges Gremium gebildet,<br />

<strong>das</strong> die Öffnung gestalten soll. Möglich<br />

sind dabei auch Kooperationen mit freundschaftlich<br />

verbun<strong>den</strong>en Trägern. Selbst ein<br />

Kirchencafé könnte unter bestimmten Bedingungen<br />

zeitweise eingerichtet wer<strong>den</strong>. Kurz:<br />

Die Kirche soll sich als Kirche öffnen – als<br />

spiritueller Raum.<br />

Mit im Sechsergremium ist Jürgen Ellinger. Der<br />

Diakon sieht <strong>das</strong> Projekt unter der Überschrift<br />

„Freunde gewinnen“ und möchte einen Freundeskreis<br />

aufbauen: „<strong>Luther</strong>s Freunde“. Er kann<br />

sich in der Kirche vieles vorstellen – zum Beispiel<br />

Erwachsenenbildung, etwa: gestalten des<br />

dritten <strong>Leben</strong>sabschnittes – oder meditative<br />

Konzerte, Workshops, Beratung oder Bibelarbeit<br />

bis hin zum Bibliodrama. „An diesem Ort<br />

wollen wir nicht belehren, sondern gemeinsam<br />

be<strong>den</strong>ken“, sagt Ellinger, der Menschen mit<br />

allen Sinnen ansprechen will: „Hier soll alles<br />

stattfin<strong>den</strong>, was Menschen entspannt und zu<br />

sich fin<strong>den</strong> lässt.“<br />

Damit sich <strong>das</strong> Gotteshaus öffnen kann, wird<br />

es umgebaut. In einem ersten Schritt wer<strong>den</strong><br />

die fünf ersten Bankreihen abgebaut und eingelagert.<br />

An deren Stelle entsteht ein gläserner<br />

Altar – und es wer<strong>den</strong> Stühle aufgestellt, um<br />

<strong>den</strong> Raum flexibel nutzen zu können. Ziel der<br />

Öffnung ist es auch, <strong>das</strong>s sich die Kirche langfristig<br />

finanziell selbst trägt.<br />

Westfälischer Anzeiger vom 13.09.07<br />

„<strong>Luther</strong>s“ als Marke<br />

36


<strong>Luther</strong>kirche soll zum „spirituellen Raum der Begegnung“<br />

umgebaut wer<strong>den</strong><br />

Evangelische Kirche investiert 40 000 Euro – Konzerte, Bil-<br />

HAMM-MITTE Evangelische Gemeinde und<br />

Kirchenkreis Hamm wollen die <strong>Luther</strong>kirche<br />

weiter öffnen: ganz praktisch, indem die Türen<br />

auch außerhalb von Gottesdiensten aufgeschlossen<br />

wer<strong>den</strong>, und inhaltlich, indem mehr<br />

Veranstaltungen aus <strong>den</strong> Bereichen Religion,<br />

Bildung und Kultur dort stattfin<strong>den</strong>. Der Startschuss<br />

für die neue Nutzung als „spiritueller<br />

Raum der Begegnung“ fällt beim Gottesdienst<br />

am Reformationstag, 31. Oktober, ab 18 Uhr.<br />

Bis dahin sollen die vorderen fünf Sitzreihen im<br />

Kirchenschiff zugunsten einer flexiblen Bestuhlung<br />

verschwun<strong>den</strong> sein, so <strong>das</strong>s die Fläche<br />

hier bei Bedarf zur Bühne wer<strong>den</strong> kann.<br />

Ein Titel für die offene <strong>Luther</strong>kirche ist bereits<br />

gefun<strong>den</strong>: Er lautet schlicht „<strong>Luther</strong>s“. In Anlehnung<br />

dazu könnten Konzerte in der Reihe<br />

„<strong>Luther</strong>s Töne“ stattfin<strong>den</strong>, oder es könnte zu<br />

„<strong>Luther</strong>s Nachtcafé“ eingela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Das<br />

genaue Programm will eine Lenkungsgruppe<br />

unter Leitung von Diakon Jürgen Ellinger bis<br />

Mitte Oktober erarbeiten.<br />

„<strong>Luther</strong>s Erben“ – dieser Begriff steht bereits<br />

für besondere Gottesdienste in der 1739 eingeweihten<br />

<strong>Luther</strong>kirche. Um <strong>das</strong> neue Nutzungskonzept<br />

realisieren zu können, sollen<br />

nun auch „<strong>Luther</strong>s Freunde“ gewonnen wer-<br />

dung, Gottesdienste<br />

<strong>den</strong>. „Bei dem Förderverein wird <strong>das</strong> Wort<br />

Verein aber ganz klein geschrieben“, unterstreicht<br />

Ellinger. Es gehe darum, „<strong>Luther</strong>s“<br />

etwa durch ehrenamtliche Mithilfe und Spen<strong>den</strong>werbung<br />

auf Dauer unabhängig von Kirchensteuermitteln<br />

zu machen.<br />

Zwar sind die Pfarrbezirke I (Pauluskirche) und<br />

III (<strong>Luther</strong>kirche) der Kirchengemeinde Hamm<br />

auf dem Papier eigenständig. Wegen der Nähe<br />

beider Gotteshäuser, der Aufgabe des Gemeindehauses<br />

an der Alleestraße sowie dem<br />

engen Kontakt zum Erlöserzentrum (Pfarrbezirk<br />

IV) sind die Grenzen aber fließend. Dies<br />

sei einer der Gründe, die <strong>Luther</strong>- als Innenstadt-Kirche<br />

künftig einer besonderen Nutzung<br />

zuzuführen, sagt Ellinger. Ein anderer sei der<br />

Wunsch, über <strong>das</strong> „Besondere des Raums“<br />

Menschen anzusprechen, die vielleicht nicht<br />

der Kirche angehören, aber <strong>den</strong>noch eine<br />

„Sehnsucht nach Spiritualität“ in sich spüren.<br />

„Die Freiheit der Menschen ist groß, aber auch<br />

die Unsicherheit“, konstatiert der Geistliche.<br />

40 000 Euro investiert die Kirchengemeinde in<br />

<strong>das</strong> Projekt „<strong>Luther</strong>s“. Platz für Begegnung und<br />

Auftritte soll nicht nur im Zentrum der barock<br />

eingerichteten Kirche entstehen, sondern auch<br />

37


auf der Empore. Dazu soll im Frühjahr 2008<br />

der Bo<strong>den</strong> auf ein gleiches Niveau gebracht<br />

wer<strong>den</strong>. „Der sakrale Charakter soll aber in<br />

jedem Fall gewahrt bleiben“, so Ellinger.<br />

Zur Lenkungsgruppe gehört neben Ellinger<br />

und weiteren Vertretern von Gemeinde und<br />

Kirchenkreis der neue Kantor Heiko Ittig. Er<br />

sieht die <strong>Luther</strong>kirche vor allem als Veranstaltungsort<br />

für Kammerkonzerte. Zudem soll sie<br />

Heimstätte und „klangliche Spielwiese“ und für<br />

<strong>den</strong> Gospel-Pop-Chor sein, <strong>den</strong> er mit Beginn<br />

des kommen<strong>den</strong> Jahres ins <strong>Leben</strong> rufen will.<br />

In <strong>den</strong> kalten Monaten – von Weihnachten bis<br />

Palmsonntag (16. März 2008) – bleibt die Kirche<br />

für gemeindliche Aktivitäten geschlossen.<br />

Kulturveranstaltungen wie die „Klangkosmos“-<br />

Konzerte fin<strong>den</strong> aber weiterhin statt. Die bewährte<br />

Zusammenarbeit mit dem Förderverein<br />

im <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong> und <strong>den</strong> „Klangkosmos“-Veranstaltern<br />

will die evangelische Kirche<br />

weiter ausbauen. Jm<br />

Kunst zum Hören aus Aserbaidschan:<br />

Mugham<br />

Im November und Dezember soll die <strong>Luther</strong>kirche<br />

zunächst jeweils samstags ab 16 Uhr geöffnet<br />

sein. Der traditionelle 18-Uhr-<br />

Gottesdienst beendet die offenen Nachmittage.<br />

Er soll nach Worten von Pfarrerin Heidi Bunse-<br />

Großmann spirituell neu belebt wer<strong>den</strong>.<br />

Musikalisch begibt sich <strong>das</strong> Kulturbüro der<br />

Stadt Hamm mit dem Klangkosmos Weltmusik<br />

auch am 23. Oktober wieder auf Reisen. Dieses<br />

Mal geht es nach Vorderasien, in die Republik<br />

Aserbaidschan. Hier gibt es eine Musikform,<br />

die 2003 von der UNESCO sogar auf die<br />

Liste der „Meisterwerke des immateriellen<br />

Weltkulturerbes“ gesetzt wurde: <strong>das</strong> Mugham.<br />

Die Ursprünge dieser Musik reichen bis ins<br />

Mittelalter zurück. Bis heute ist die Kunst des<br />

Mugham in Transkaukasien, Zentralasien und<br />

im Orient hoch geachtet – aber vor allem in<br />

Aserbaidschan ist sie tief in der Seele des<br />

Volkes verwurzelt. Es ist mehr als eine Kunstmusik-Tradition,<br />

es ist auch archaische musikalische<br />

Sprache und musikalisches Gedächtnis<br />

des aserbaidschanischen Volkes.<br />

Die Mughams wer<strong>den</strong> mündlich von einer Generation<br />

an die nächste weitergegeben, es<br />

sind komplex aufgebaute Instrumental- und<br />

Gesangsstücke. Man unterscheidet verschie<strong>den</strong>e<br />

Stile: instrumentale und gesungene „Melodien<br />

ohne Takt“, auf klassisch-orientalischen<br />

Versen basierende gesungene Formen und<br />

<strong>das</strong> instrumentale „Mugham mit Rhythmus“.<br />

Alle Formen wer<strong>den</strong> bis heute in der musikalischen<br />

Praxis des Landes gespielt. Das Mugham<br />

gehört zur Hochkultur, es zeichnet sich<br />

durch Perfektion der künstlerischen Form, eine<br />

seltene Vielfalt und Kraft seiner Ausdrucksmittel<br />

aus. Zugrunde liegt die kreative Idee, <strong>das</strong><br />

Innere nach außen zu kehren – die feinsten<br />

gefühlsmäßigen Regungen der Seele sollen<br />

musikalisch ausgedrückt wer<strong>den</strong>.<br />

38


Beim Klangkosmos wird <strong>das</strong> Ghadim Sharq<br />

Ensemble die Musik ihres Heimatlandes vorstellen.<br />

Der Name der Gruppe bedeutet übersetzt<br />

etwa „Alter Orient“, Mahmoud Salah ist<br />

ihr künstlerischer Leiter. Er zeichnet sich durch<br />

ein hohes Maß an Versenkung während des<br />

Spiels aus, eine Kunst, die nicht jeder Musiker<br />

beherrscht.<br />

Für sein Spiel auf der Daf, der großen Rahmentrommel<br />

(kleine Metallringe, die innen am<br />

Rahmen befestigt sind, verleihen ihr einen<br />

besonderen Klang) ist er berühmt, ebenso als<br />

Komponist und Arrangeur traditioneller Mughams.<br />

Er reichert die klassischen Formen mit<br />

unerwarteten rhythmischen Arrangements<br />

traditioneller Melodien und ungewöhnlichen<br />

Modulationen an und entwickelt so <strong>den</strong> künstlerischen<br />

Kanon weiter.<br />

Das Konzert beginnt um 17 Uhr 30 in der<br />

<strong>Luther</strong>kirche (<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-Str. 27b),<br />

der Eintritt ist wie immer frei!<br />

Il Giardino di Daniel Spoerri<br />

Da sich die Erkämpfung, Organisierung, Entwicklung<br />

und Betreuung des Skulpturenparks<br />

Ringpromenade in Hamm möglicherweise zu<br />

einer <strong>Leben</strong>saufgabe entwickeln wird, beginnen<br />

wir mit der Dokumentation von Skulpturenparks<br />

in Italien.<br />

Wir hoffen, damit auch größeres Interesse<br />

geweckt zu haben, sich direkt vor Ort von der<br />

hohen Qualität und der gesellschaftlichen Akzeptanz<br />

zu überzeugen.<br />

Hier der Skulpturenpark von Daniel<br />

Spoerri mitten auf dem Monte Amia-<br />

ta in der südlichen Toscana:<br />

Daniel Spoerri, geboren 27.3.1930, wurde als<br />

bil<strong>den</strong>der Künstler vor allem mit <strong>den</strong> so genannten<br />

„Fallenbildern“ (60er Jahre) bekannt.<br />

Seine Karriere begann jedoch in <strong>den</strong> 50er<br />

Jahren als Tänzer in Bern. Später machte er<br />

sich als Restaurantchef (70er Jahre) und Begründer<br />

der Eat Art einen Namen (Eat Art Galerie<br />

in Düsseldorf und zahlreiche Bankette).<br />

In <strong>den</strong> 90er Jahren schuf er einen ausgedehnten<br />

Skulpturenpark, seit 1997 eine italienische<br />

Stiftung.<br />

Die Ausstellungsliste der letzten Jahre spiegeln<br />

die stetige Weiterentwicklung des Künstlers<br />

und <strong>das</strong> unverminderte Interesse an Daniel<br />

Spoerris Arbeit.<br />

Anfang der 90er Jahre begann der Schweizer<br />

Künstler Daniel Spoerri in der südlichen Toskana,<br />

ca. 80 km südlich von Siena, einen<br />

Skulpturenpark anzulegen. 1997 wurde „Il<br />

Giardino di Daniel Spoerri“ eröffnet und kann<br />

seitdem von Ostern bis Oktober besucht wer<strong>den</strong>.<br />

Derzeit sind 87 Installationen von 42<br />

Künstlern auf dem etwa 16 ha großen Gelände<br />

zu erwandern.1997 wurde "Il Giardino di Da-<br />

niel Spoerri" vom italienischen Kultusministerium<br />

als Stiftung anerkannt und offiziell eröffnet.<br />

Der Name "Il Giardino" ist eine geografische<br />

Bezeichnung. Auf älteren Landkarten findet<br />

sich der Ortsname "Il Paradiso". Man könnte<br />

also mit Fug und Recht von einem "Paradiesgarten"<br />

sprechen. Landschaftlich ist <strong>das</strong> in der<br />

südlichen Toskana gelegene Anwesen weniger<br />

karg als <strong>das</strong> mit einzelnen Zypressen bestan<strong>den</strong>e<br />

Hügelland im Umkreis von Siena. Die<br />

Hänge des Monte Amiata, des höchsten Bergs<br />

der Toskana, sind waldreich. In <strong>den</strong> Restaurants<br />

wer<strong>den</strong> viele Pilz- und Wildschweingerichte<br />

angeboten. Hier sieht man die Toskana<br />

nicht so wie man sie von Kalenderbildern<br />

kennt. Im Winter fällt Schnee, der Monte Amiata<br />

gilt als Skigebiet. Im Sommer, besonders im<br />

August machen Hitze und Trockenheit allerdings<br />

auch hier <strong>den</strong> Bewohnern und Reisen<strong>den</strong><br />

zu schaffen.<br />

39


Es ist schon faszinierend, die Veränderungs-<br />

und Entwicklungsschritte dieses Skulpturenparks<br />

in <strong>den</strong> vergangenen Jahren nachzuvollziehen.<br />

Mittlerweile hat sich die Schlichtbar in<br />

ein ansehnliches kleines Restaurant mit Kiosk<br />

verwandelt. Rund um <strong>den</strong> Giardino entsteht in<br />

einer strukturschwachen Region auf einmal<br />

Kunst- und Kulturtourismus.<br />

Kunstwerk 38: Große Lampe für Daniel Spoerri,<br />

1985. Eisen, Motor, Glühbirnen, Knochen;<br />

215 cm x 170 cm x 90 cm<br />

Spannend sind die Namen und die Biografien<br />

der ausgestellten Künstler. Erinnern Sie sich<br />

noch an die gut besuchte Veranstaltung mit<br />

Professor Dr. UIrich Krempel, dem Direktor<br />

des Hannoveraner Sprengel-Museums zum<br />

<strong>Leben</strong> und Wirken von Nikki di Saint Phalle.<br />

Im Parco Sculture stellt JEAN TINGUELY aus,<br />

der langjährige <strong>Leben</strong>sgefährte dieser wohl<br />

weltberühmten Künstlerin.<br />

Hier ein Auszug aus seiner Biografie:<br />

Geboren am 22.5.1925 in Fribourg, am<br />

30.8.1991 in Bern gestorben. Mitbegründer der<br />

Nouveaux Réalistes. Tinguely absolvierte zunächst<br />

eine Lehre als Dekorateur. Seit <strong>den</strong><br />

60er Jahren entstan<strong>den</strong> die mechanischen<br />

Skulpturen, die man heute mit dem Namen<br />

Tinguely verbindet. Im öffentlichen Raum sind<br />

besonders zwei Werke vielen Menschen bekannt:<br />

der Brunnen vor der Kunsthalle Basel,<br />

und ein weiterer, neben dem Centre Pompidou<br />

in Paris. Letzterer entstand in Zusammenarbeit<br />

mit Niki de St. Phalle.<br />

www.tinguely.ch<br />

Kunstwerk 39: Othello und Desdemona, 1990-<br />

1991. Eisen, Elektromotor, Stoff; 230 cm x 340<br />

cm x 120 cm.<br />

40


Australien ist toll. Ich bin knapp 3 Monate hier,<br />

es gefällt mir supergut und mittlerweile habe<br />

ich auch schon viele Australier kennen gelernt,<br />

man unterhält sich mehr mit ihnen als hallo,<br />

wie geht es dir und tschüss.<br />

In der Schule fangen die ersten Examen an,<br />

letztens habe ich Mathe geschrieben, und zwar<br />

schreibt man <strong>das</strong> in der „Great Hall“, unserer<br />

großen Halle, wo sich freitags immer alle<br />

Schüler versammeln und es wer<strong>den</strong> dort Auszeichnungen<br />

verliehen. Das Examen ging über<br />

3 Stun<strong>den</strong> und war in 2 Teile aufgeteilt, ein<br />

leichter und ein schwerer. Auf <strong>das</strong> Ergebnis bin<br />

ich noch gespannt! In der letzten Woche habe<br />

ich ein Englisch Examen geschrieben, was<br />

sich über 3 Tage verteilt hat. Am Dienstag<br />

habe ich angefangen zu schreiben, Mittwoch in<br />

einer Doppelstunde weiter geschrieben und<br />

Donnerstag in der Doppelstunde dann endlich<br />

der Rest des Examens.<br />

Mein Geburtstag wurde übrigens von meiner<br />

Gastfamilie australientypisch gefeiert!<br />

Ich habe von meiner Gastmutter ein kleines<br />

Geschenk bekommen, und dann habe ich an<br />

dem Tag abends mit <strong>den</strong> anderen Deutschen<br />

von meiner Schule ein bisschen am Strand<br />

gefeiert und am nächsten Tag habe ich dann<br />

meine Geburtstagsschokola<strong>den</strong>torte bekommen.<br />

Meine Gastmama hat viele Kerzen hineingesteckt,<br />

außerdem hat jeder eine Wunderkerze<br />

bekommen und dann haben alle für mich gesungen<br />

und dann haben wir Kuchen gegessen.<br />

So feiert man in Australien seinen Geburtstag!!<br />

41


Am Mittwoch hatte ich Schulfrei, ich weiß nicht<br />

genau warum, die Lehrer hatten irgendetwas,<br />

und da bin ich mit 2 Freundinnen nach Brisbane<br />

gefahren.<br />

Brisbane ist die 3. größte Stadt in Australien,<br />

liegt ca. 80km von meiner Stadt, der Gold Coast,<br />

entfernt. Die Stadt ist direkt am Meer, hat<br />

übrigens auch einen für Australien wichtigen<br />

Flughafen, <strong>den</strong> Brisbane International Airport,<br />

wo ich auch von Singapur hingeflogen bin.<br />

Wir haben dann einen Deutschen von unserer<br />

Schule noch zum Flughafen gebracht, der<br />

<strong>kommt</strong> aus Dortmund und war nur für 3 Monate<br />

‚down under’.<br />

Danach sind wir dann nach Brisbane in die<br />

Innenstadt gefahren.<br />

Verein zur Förderung des <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Viertel</strong>s e.V.<br />

www.martin-luther-viertel-hamm.de<br />

Die Stadt ist sehr schön, sehr modern, viele<br />

Hochhäuser, aber auch teilweise alte, schöne<br />

Gebäude.<br />

Jedoch ist mir aufgefallen <strong>das</strong> die Stadt sehr<br />

hektisch ist, die Menschen dort sind sehr gestresst,<br />

<strong>das</strong> typische Großstadtgefühl <strong>kommt</strong><br />

auf. Das ist hier an der Gold Coast nicht so,<br />

dort ist alles ruhiger.<br />

So, am 24.09.07 fliege ich für 5 Tage nach<br />

Sydney, davon werde ich dann im nächsten<br />

Artikel berichten.<br />

Viele liebe Grüße,<br />

Sarah Hartmann<br />

Kontaktadresse: Werner Reumke, "Mersch & Röper", Nassauer Str.28 - 32, D-59065 Hamm, Telefon:<br />

02381/24989 und 0171/2604433, Fax: 02381/12281, www.mersch-und-roeper.de, E-Mail:<br />

werner.reumke@t-online.de<br />

Spen<strong>den</strong>konto:: Volksbank Hamm, BLZ 410 601 20, Konto: 131 615 6700<br />

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