akzent Juli '18 GB
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEEZUNGE | STORY<br />
Wer aber gezielt danach sucht, wo man bestimmte Produkte<br />
direkt vom Produzenten bekommt, hat in der<br />
Bodensee-Region das übliche Problem, denn die Region<br />
besteht aus drei Ländern, mehreren Kantonen und Landkreisen,<br />
und jeder vermarktet die Direktvermarkter auf seine<br />
Weise. So gibt es Dutzende von Broschüren, Websites<br />
und andere Informationsquellen, die mehr oder weniger<br />
benutzerfreundlich sind. Die <strong>akzent</strong>-Redaktion hat versucht,<br />
sich in dem Informationsangebot zurechtzufinden.<br />
Vom Produzenten zum Verbraucher<br />
Direktverkauf umfasst eine ganze Menge von Formen: Die<br />
einfachste ist ein überdachtes Regal mit Hofprodukten,<br />
ein Blumenfeld oder ein Haufen Kürbisse an der Straße,<br />
mit einer Kasse für das Geld. Das sieht man öfter auf<br />
Schweizer Seite, wo die Leute vielleicht ehrlicher sind – eine<br />
andere Erklärung beruht auf einer einfachen Rechnung,<br />
einem betriebswirtschaftlichen Kalkül: Sind die Kosten für<br />
die Aufsicht oder das Verkaufspersonal nicht höher als die<br />
Verluste durch die unehrlichen Kunden?<br />
Direktverkauf kann aber auch viel mehr sein. Viele Bauern<br />
haben gemerkt, dass man den Passanten mehr verkaufen<br />
kann, wenn man ihnen auch mehr bietet und sie dazu<br />
animiert, länger auf dem Hof zu bleiben. Sie richten ein<br />
Hofcafé ein, bauen einen Spielplatz für die Kinder, beteiligen<br />
sich an Aktionen wie „Frühstück auf dem Bauernhof“<br />
– und um die Besucher als Gäste zu beherbergen, bieten<br />
sie eine Unterkunft im „Heuhotel“ oder Gästezimmer an.<br />
Eine zusätzliche Motivation, in einem Hofladen einzukaufen,<br />
wird erzeugt, wenn die potenziellen Käufer auch<br />
sehen, von welchen Kühen oder Ziegen die Milch für den<br />
Käse kommt, der im Hofladen verkauft wird. So wird aus<br />
dem Bauernhof mit Hofladen schnell ein „Erlebnisbauernhof“,<br />
aber das wäre eine andere Geschichte.<br />
Die Vorteile des Einkaufs direkt beim Bauern für die Verbraucher<br />
waren schon in der 1993 zum ersten Mal erschienenen<br />
Broschüre „Naturkost vom Bodensee“ beschrieben:<br />
„Der Einkauf auf dem Biohof garantiert Ihnen die<br />
größtmögliche Frische und Qualität von Obst,<br />
Gemüse, Getreide, Milch und Fleisch. Über den<br />
Weg der Direktvermarktung kann das Vertrauen<br />
der Verbraucher in die Qualität der ökologisch<br />
erzeugten Produkte leichter gewonnen werden.<br />
Der direkte Kontakt zwischen Bauer, Bäuerin<br />
und Kunden dient ebenfalls dazu, die jeweiligen<br />
Wünsche und Erwartungen besser kennenzulernen.“<br />
Unter verkehrsökologischen Aspekten wird<br />
die Direktvermarktung aber auch kritisch gesehen,<br />
denn wenn dadurch am Bodensee Hunderte<br />
von Autos (oder gar SUVs) jeden Samstag zu Bauernhöfen<br />
im Hinterland fahren, verschlechtert das natürlich wieder<br />
die Ökobilanz. Deshalb empfehlen wir, die Hofläden „en<br />
passant“ zu besuchen, wenn man sowieso unterwegs ist,<br />
etwa zu einem Bergausflug.<br />
Direktvermarktung braucht Marketing<br />
Wie macht ein Bauernhof am besten auf sich<br />
aufmerksam? Ein Bauernhof kann sich keine<br />
große Werbeagentur leisten (ein kleine schon),<br />
aber er kann mit seinen eigenen Mitteln und<br />
Stärken werben. Da stellt einer den alten,<br />
schon lange ausrangierten Traktor an die<br />
Straße, den er so bunt angemalt hat, dass er<br />
auf der Wiese garantiert auffällt. Da schaut<br />
der andere, wie seine Äcker und Felder heißen,<br />
findet eine „Herzenwiese“ und nennt den<br />
Hofladen so – bei so einem Schild muss man<br />
einfach anhalten.<br />
Bei solchen Aktivitäten sind natürlich die Höfe im Vorteil,<br />
die (zumindest mit einem Feld oder Acker) an einer vielbefahrenen<br />
Landstraße liegen. Das ist ähnlich wie in der<br />
Gastronomie, wenn man sich die Werbung sparen kann,<br />
weil man über eine gute Lage verfügt – ein Gasthaus mit<br />
Das besondere Bier<br />
aus dem Schwarzwald.<br />
Blick vom Belchen in Richtung Neuenweg<br />
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