ein friedliches Miteinander setzen will, war ein rechtsextrem motivierter Überall auf ein Jugendcamp am 20. Juli 2008 (!), bei dem ein 13-jähriges Mädchen lebensgefährlich verletzt wurde. Das Projekt soll über mehrere Jahre arbeiten und sich mit seinen <strong>Inhalt</strong>en nicht nur auf aktuelle Kriseninterventionen beschränken, sondern auch präventive Konzepte entwickeln. Das Projekt ist direkt beim Landrat Frank-Martin Neupärtl angebunden, der gemeinsam mit der Fachbereichsleiterin für Jugend und Familie, Karin Wagner, und dem Projektleiter, Stephan Bürger, die Lenkungsgruppe bildet. Im vergangenen Jahr nahm Gunnar Richter an drei Projektsitzungen bzw. -Konferenzen (am 6.3., 30.9. und 6.11.) teil, in denen es u.a. darum ging, Angebote und Konzepte kennen zu lernen und zu entwickeln und diese auch für einen Antrag auf Förderung im Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ zu bündeln. Erfreulicherweise wurde dieser Antrag vom Bundesministerium für Familie, Frauen und Jugend genehmigt und das Projekt „Gewalt geht nicht!“ in die Förderung bis Ende 2013 aufgenommen. (Näheres zu dem Projekt siehe auch in der Homepage www.gewalt-geht-nicht.de) Am 22. April fand in Volkmarsen auf Einladung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung das fünfundzwanzigste Treffen hessischer <strong>Gedenkstätte</strong>n und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit statt, an dem Annika Hanke und Gunnar Richter als Vertreter der <strong>Gedenkstätte</strong> <strong>Breitenau</strong> teilnahmen. Nach einem gemeinsamen Austausch über Veranstaltungen und Projekte in den einzelnen Initiativen und Einrichtungen erläuterte und präsentierte Ernst Klein, der Vorsitzende des „Arbeitskreises Rückblende – Gegen das Vergessen e.V.“, den Teilnehmenden die eindrucksvolle neue Ausstellung „Deutsch-Jüdisches Leben in unserer Region im Laufe der Jahrhunderte“, die kurz vorher in der „Villa Dr. Bock“ eingeweiht worden war. Nach dem gemeinsamen Mittagessen machte Ernst Klein mit der Gruppe einen sehr interessanten Stadtrundgang auf den Spuren der jüdischen Geschichte. Im Anschluss an das Treffen fand eine Sitzung der Landesarbeitsgemeinschaft hessischer <strong>Gedenkstätte</strong>n und <strong>Gedenkstätte</strong>ninitiativen (LAG) statt, auf der weitere Fragen der <strong>Gedenkstätte</strong>narbeit besprochen wurden. Vom 23. bis zum 25. April fand in der Evangelischen Akademie Hofgeismar eine Tagung statt, die sich mit dem „Umgang der evangelischen Kirchen in Hessen mit den Christen jüdischer Herkunft während der NS-Zeit und nach 1945“ befasste und an der Gunnar Richter als Vertreter der <strong>Gedenkstätte</strong> teilnahm. Die Nationalsozialisten bezeichneten diese Menschen, entsprechend der NS-Rassenideologie als „nichtarische Christen“, und obwohl sie den christlichen Kirchen angehörten, wurden viele von ihnen als Juden verfolgt und ermordet. Sowohl in den evangelischen Kirchen als auch in der katholischen Kirche hat man sich mit deren Schicksal bislang praktisch nicht beschäftigt, und entsprechend lautete die erste Zeile des Seminartitels „Getauft, ausgestoßen und vergessen?“ Auch in <strong>Breitenau</strong> waren mehrere Menschen als „nichtarische Christen“ inhaftiert und wurden von dort in Konzentrationslager deportiert. Einer von ihnen war der Diakon Richard Altschul, der der Brüderschaft in Hephata angehörte und dem der Brüderrat und der Vorsteher des Hessischen Brüderhauses D. Friedrich Happich 1939 „den unabweisbaren Rat ... zum sofortigen Austritt“ gaben. Enttäuscht und verbittert sandte Richard Altschul seine Diakonennadel zurück. Einige Zeit später wurde er verhaftet, von <strong>Breitenau</strong> nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Vor etwa drei Jahren begannen die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau und in Kurhessen-Waldeck das Schicksal dieser Menschen zu erforschen, und auf der Tagung wurden die bedrückenden Zwischenergebnisse vorgestellt. Am 12. Mai fand im Bürgerhaus Volkmarsen eine Feierstunde anlässlich des 15jährigen Bestehens des Vereins „Rückblende – Gegen das Vergessen“ und der 10jährigen Zusammenarbeit mit „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ statt. An der Feierstunde, zu der der nordhessische Regionalsprecher Ernst Klein eingeladen hatte und zu der Bundesvorsitzende Joachim Gauck eine eindrucksvolle Festansprache hielt, nahm Gunnar Richter als Vertreter der <strong>Gedenkstätte</strong> <strong>Breitenau</strong> teil und übermittelte Herrn Klein die Glückwünsche unseres Vorstandes und der MitarbeiterInnen der <strong>Gedenkstätte</strong>. 24
In der neuen Ausstellung des „Arbeitskreises Rückblende – Gegen das Vergessen e.V.“ in Volkmarsen zum „Deutsch-Jüdischen Leben in unserer Region im Laufe der Jahrhunderte“. Beim Stadtrundgang mit Ernst Klein am 22. April 2010 auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Volkmarsen. (Fotos: G. Richter) 25