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Wirtschaftskraft_280618

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Seite 6 WIRTSCHAFTSKRAFT 01/2018<br />

Über 180 Jahre Rügenwalder Mühle<br />

Beste Qualität, handwerkliche Tradition seit 1834 und innovative Produktpolitik<br />

VON SWANTJE SAGCOB<br />

Es ist ein Familienunternehmen<br />

alter Tradition – und<br />

einer Heimat ursprünglich in<br />

Pommern. In Rügenwalde (heute<br />

Darlowo/Polen) wurde die<br />

Metzgerei Carl Müller 1834 als<br />

kleines Ladenlokal für feine<br />

Fleisch- und Wurstwaren gegründet,<br />

heute ist das mittelständische<br />

Familienunternehmen mit<br />

seinem Produktionsstandort in<br />

Bad Zwischenahn national gut<br />

aufgestellt. Besonders die innovative<br />

Veggie-Linie hat dem Ammerländer<br />

Unternehmen als<br />

Marktführer in diesem Segment<br />

neue Perspektiven eröffnet.<br />

Auch in der Führungsetage sind<br />

im letzten Jahr die Weichen für<br />

eine erfolgreiche Zukunft gestellt<br />

worden: Mit Lothar Bentlage<br />

und Godo Röben haben zwei<br />

langjährige Prokuristen in die<br />

Geschäftsführung gewechselt,<br />

die Christian Rauffus von 1979<br />

bis 2017 in der sechsten Unternehmensgeneration<br />

erfolgreich<br />

innehatte. Jetzt stellt er u.a. mit<br />

seinem Sohn Gunnar im neuen<br />

Aufsichtsrat die Fortführung des<br />

Familienbetriebes sicher.<br />

„In die Tradition wächst man hinein<br />

und sie bettet einen auch<br />

ein“, weiß der Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Christian Rauffus aus<br />

eigener Erfahrung. Sein Großvater<br />

hat noch in Rügenwalde<br />

Wurst hergestellt. Erst kurz vor<br />

Kriegsende musste die Familie<br />

von Carl Friedrich Müller vor der<br />

Roten Armee flüchten, im Gepäck<br />

die wertvollen Rezepturen<br />

– insbesondere seiner Rügenwalder<br />

Teewurst und der Pommerschen<br />

Leberwurst, die<br />

Reifekontrolle der Groben Teewurst<br />

schon im gesamten Deutschen<br />

Reich verschickt worden waren<br />

und auch später – in der neuen<br />

Heimat – das Unternehmen in<br />

Niedersachsen bekannt und<br />

groß gemacht haben.<br />

Von Heimat(en)<br />

und Traditionen<br />

Mit wenigen Habseligkeiten ist<br />

die Familie Müller im Herbst<br />

1945 ins Ammerland geflüchtet.<br />

Die Kriegsflüchtlinge waren<br />

damals in der Bevölkerung nicht<br />

gerade willkommen; die Flüchtlingsströme<br />

heute sind auch viel<br />

diskutiert.<br />

Veggie Schinken Spicker – ein Blick in den Kutter.<br />

BILD: RÜGENWALDER<br />

Wie kann eine neue Heimatverbundenheit<br />

überhaupt entstehen?<br />

Thomas Ludwig, Marketingleiter:<br />

Es gibt in der Flüchtlingsthematik<br />

grundsätzlich eine Parallele:<br />

Heimat ist veränderlich.<br />

Wer aus seiner alten Heimat<br />

vertreiben wird und aufbricht,<br />

eine neue Heimat zu finden, hat<br />

es anfangs nie leicht. Entscheidend<br />

ist, dass zur Zeit der<br />

Flucht und Neuansiedlung von<br />

Rügenwalder alle Existenzängste<br />

hatten: die beheimatete Bevölkerung,<br />

die vor dem Nichts<br />

stand, und die Geflüchteten,<br />

die ihre Heimat verloren hatten.<br />

Heute sind die Voraussetzungen<br />

ganz anders.<br />

Wie definiert die Rügenwalder<br />

Mühle heute ihre Herkunft?<br />

BILD: RÜGENWALDER<br />

Das Unternehmen hat zwar seinen<br />

Ursprung in Pommern, aber<br />

ihre Heimat ganz klar im Ammerland<br />

gefunden. In einzelnen<br />

Produktnamen spiegelt sich<br />

noch die Herkunft wider und in<br />

den Geschichten, die noch von<br />

früher bekannt sind und weiter<br />

erzählt werden. Verbunden sind<br />

beide Heimaten durch die geografische<br />

Lage im Norden, die<br />

sich auch in der Mühle, damals<br />

nur als Logo und heute auch als<br />

Bauwerk wiederfindet. Für eine<br />

Marke ist es wichtig, eine regionale<br />

Heimat zu haben.<br />

Gabriele Soballa, Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit: Die Wurzeln<br />

vergisst man nicht, man<br />

wurzelt wieder neu. Das gilt für<br />

Menschen wie für Unternehmen.<br />

Die Geschichte der Rügenwalder<br />

Mühle hat in Pommern<br />

begonnen, im Ammerland<br />

erzählen wir sie weiter und hier<br />

haben wir unsere Heimat gefunden.<br />

Die Rügenwalder Mühle ist regional<br />

stark im Norden beheimatet,<br />

war aber von Anfang an<br />

national unterwegs. Wei sieht<br />

es mit internationalen Ambitionen<br />

aus?<br />

Thomas Ludwig, Marketingleiter:<br />

Mit dem Ammerländer Produktionsstandort<br />

ist der Bekanntheitsgrad<br />

in der Region<br />

besonders stark ausgeprägt,<br />

aber die Marke ist national bekannt.<br />

In der Tat sind wir ein<br />

klassisches deutsches mittelständisches<br />

Familienunternehmen,<br />

aber unser Exportvolumen<br />

ist noch ausbaufähig, insbesondere<br />

auch die erfolgreiche neue<br />

Veggie-Linie. Trotzdem machen<br />

unsere Klassiker Rügenwalder<br />

Teewurst und Pommersche<br />

Gutsleberwurst immer noch etwa<br />

die Hälfte der Tonnage aus.<br />

Tradition und Innovation liegen<br />

hier eng beieinander.<br />

P @ www.ruegenwalder.de

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