Ausgabe 5, Juli 2010 - Quartier-Anzeiger Archiv - Quartier-Anzeiger ...
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Ein klares Eigentor der Post<br />
Die Post hat in ihrer Filiale im<br />
Zentrum den Nummernautomaten<br />
entfernt. Als Grund gibt sie an,<br />
die Post Witikon sei zu klein für<br />
das Nummernsystem. Weil alle<br />
Kundinnen und Kunden jetzt wieder<br />
Schlange stehen müssen,<br />
braucht es nach Ansicht der Post<br />
auch nicht mehr so viele Stühle<br />
wie bisher. Der Redaktor<br />
Letzte Woche besuchte ich wieder einmal<br />
die Post 8053 im Zentrum Witikon.<br />
Ich traute meinen Augen kaum:<br />
• Der Nummernspender war weg;<br />
• das PostShop Angebot hat sich etwa<br />
verdoppelt und beansprucht entsprechend<br />
mehr Platz;<br />
• der Warteraum für die Kunden wurde<br />
etwa halbiert;<br />
• in der Ecke hat es noch knapp Platz<br />
für zwei Stühle statt bisher etwa fünf.<br />
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme,<br />
der Umsatz des PostShops solle<br />
sich verdoppeln. Darauf haben sich<br />
spontan alle zufällig Mitwartenden (sieben<br />
meist ältere Personen) geeinigt.<br />
Ebenso darauf, dass sie empört waren,<br />
dass dies auf Kosten ihres Warte-Komforts<br />
erreicht werden soll.<br />
Dass keine Nummern mehr gezogen<br />
werden können, soll wohl die Leute<br />
daran hindern, einen Teil ihrer Wartezeit<br />
zum Geldabheben auf der Bank<br />
oder zum Kurzbesuch bei einem der<br />
kleinen Händler auf der Zentrums-Piazza<br />
zu benutzen. Jetzt sind sie gezwungen,<br />
sich gegenseitig auf den<br />
Füssen zu stehen, sich im heissen Wetter<br />
anzuduften, sich genau zu merken,<br />
wann sie dran sind (was Stress verursacht<br />
statt Entspannung), und niemand<br />
traut sich mehr, auf den raren Stühlen<br />
Bereits zum zweiten Mal lese ich nun,<br />
was für Verbrecher die Automobilisten<br />
sind, welche an der Bushaltestelle Drusbergstrasse<br />
bergaufwärts den Bus trotz<br />
gezogener Sicherheitslinie überholen.<br />
Selbstverständlich ist das seit der Umbauetappe<br />
nun verboten und wird mit<br />
Busse bestraft. Die letzten Jahre hielt<br />
man sich an die Fahrschullektion Nr. 1:<br />
Beim Überholen eines stehenden Busses<br />
muss immer mit Fussgängern gerechnet<br />
werden, welche vor dem Bus die Strasse<br />
überqueren wollen – also Geschwindigkeit<br />
massiv verringern, Bremsbereitschaft<br />
erhöhen und vorsichtig am Bus<br />
vorbei fahren. Dies hat all die Jahre hervorragend<br />
funktioniert.<br />
Fährt man nur drei Busstationen weiter,<br />
kann und darf(!) man den stehenden Bus<br />
trotz des dahinter liegenden Fussgängerstreifens<br />
an der Berghaldenstrasse<br />
Platz zu nehmen, wenn man nicht offensichtlich<br />
gehbehindert ist; also bleiben<br />
sie leer. Kurz: Die Stimmung unter<br />
den Wartenden hat sich markant bis<br />
zu Empörung verschlechtert.<br />
Als ich vor mich hinbrummelte, ich<br />
würde diesem durchsichtigen Spiel ein<br />
Brieflein widmen, brach unerwartete<br />
Zustimmung aus! Das einzige Erfreuliche<br />
war dann: Alle bestätigten mit<br />
grimmiger Miene, auf diesen Schlaumeiertrick<br />
nicht hereinfallen zu wollen.<br />
Kontraproduktiv<br />
Das System mit den am Eingang bezogenen<br />
Nummern hat sich meines Erachtens<br />
bestens bewährt. Man konnte sich<br />
gemütlich hinsetzen (Gehbehinderte) und<br />
in Ruhe warten, bis die gezogene Zahl<br />
auf der Leuchtanzeige erschien. Der innere<br />
Briefeinwurf konnte problemlos erreicht<br />
werden, um dort die mit Zahlungsaufträgen<br />
oder anderen Wertschriften<br />
enthaltenen Briefe – wie die Post es vorschreibt<br />
– einzuwerfen.<br />
Aus unerklärlichen Gründen wurde nun<br />
dieses bestens funktionierende System<br />
abgebaut und man kann Schlange stehen<br />
bis zum «Warten Sie bis ein Schalter frei<br />
wird!» Die Sitzgelegenheiten kann man<br />
nicht mehr benützen, denn dann gehen<br />
die Wartenden an einem vorbei! Obwohl<br />
ich meinen Brief im internen Briefeinwurf<br />
einwerfen müsste, hat man diesen<br />
Einwurf zugemacht mit der Bitte<br />
«Benützen Sie den Briefeinwurf ausserhalb.»<br />
Den Postkunden würde es interessieren,<br />
was für Gründe es gibt auf dieses<br />
kontraproduktive System zu wechseln.<br />
Gusty E. Hess<br />
Einmal erlaubt, einmal verboten<br />
«Mit Pinsel und Farbe gegen Idioten am Steuer», <strong>Quartier</strong>-<strong>Anzeiger</strong> 3/10<br />
überholen. Bin ich da kein rüpelloser<br />
Amokfahrer?! Es ist ärgerlich, dass<br />
man nun geächtet und an den Pranger<br />
gestellt wird für etwas, was jahrelang<br />
erlaubt war, und nur knappe 900 Meter<br />
weiter oben noch immer legal ist (zumindest<br />
bis heute). Den Verfassern dieser<br />
Pinsel-Farbartikel geht es aber<br />
primär nicht um die Sicherheitslinie an<br />
sich, sondern darum, dass Fussgänger<br />
verletzt oder gar getötet werden könnten.<br />
Dieses Risiko zu minimieren ist absolut<br />
richtig. Aber es kann doch nicht<br />
sein, dass ich beim Überholen an der<br />
Drusbergstrasse ein unverantwortungsbewusster<br />
Rowdy bin, der eingesperrt<br />
gehört, während das Überholen des<br />
Busses an der Berghaldenstrasse und an<br />
vielen anderen Orten legal und eine<br />
Selbstverständlichkeit ist.<br />
Alexander Sauter<br />
Auch ich habe mir geschworen, absolut<br />
nichts mehr im PostShop zu kaufen,<br />
so lange man nicht zum alten Regime<br />
zurückkehrt. Man könnte natürlich<br />
auch eine Leserbriefaktion starten<br />
oder wenigstens die Lokalpresse darauf<br />
ansetzen...<br />
Jetzt warte ich gespannt auf das Eingeständnis<br />
eines Eigentors. Dann kommen<br />
auch meine Sympathien für die<br />
Post wieder zum Zug. Bis dahin bleibt<br />
nur grimmes Grinsen.<br />
Götz Wagner<br />
Zynische Begründung<br />
Wie viele andere ältere Postbenützer<br />
bin ich über die «Neuerung» bei der<br />
Post Witikon – die Aufhebung des<br />
Ticketautomaten und die Verminderung<br />
der Sitzgelegenheiten – empört. Als<br />
Grund gibt die Post die verschlechterten<br />
Kundenfrequenzen an. Dass die<br />
Schalter-Frequenzen zurückgegangen<br />
sind, kann ich nachvollziehen, da immer<br />
mehr Leute die Zahlungen über<br />
den PC erledigen. Die Post hat aber offenbar<br />
nicht bemerkt, dass es vor allem<br />
die jüngere Kundschaft ist, welche die<br />
Möglichkeiten des PC nutzt.<br />
Mit dem Rückgang der Kunden ist<br />
auch eine Umschichtung in der Alterspyramide<br />
eingetreten: Die älteren und<br />
alten Kunden, welche die Möglichkeiten<br />
des PC nicht zu nutzen wissen, sind<br />
der Post treu geblieben. Und ausgerechnet<br />
diese Kunden werden von ihr<br />
mit der neuen Massnahme bestraft. Es<br />
fällt den dafür Verantwortlichen, die<br />
offenbar noch fit sind, schwer sich in<br />
die Lage der alten Kunden zu versetzen,<br />
die unter allerhand Gebresten leiden<br />
und denen das Warten in der<br />
Schlange erhebliche Mühe bereiten<br />
kann. Diese Service-Verschlechterung<br />
steht in keinem vernünftigen Verhältnis<br />
zum «Rationalisierungsgewinn» durch<br />
die Entfernung des vorhandenen einfachen<br />
Ticketautomaten.<br />
Die Begründung der Post, dass es beim<br />
Warten in der Schlange bei weniger<br />
Kunden schneller gehe, bis man dran<br />
sei mag zwar stimmen. Doch der Gewinn<br />
von wenigen Sekunden zwischen<br />
zwei Kunden vermag die Einbusse an<br />
Lebensqualität nicht zu rechtfertigen<br />
und taugt wohl kaum als Rationalisierungsmassnahme.<br />
Die Begründung für<br />
die Verminderung der Sitzgelegenheiten<br />
– dass diese «dank» dem Warten in<br />
der Schlange nicht mehr erforderlich<br />
seien – wirkt vor dem geschilderten<br />
Hintergrund zynisch.<br />
Ich erwarte – und mit mir sicher viele<br />
Witiker Seniorinnen und Senioren –<br />
dass die Post diese verfehlte Massnahme<br />
rückgängig macht.<br />
Werner Latscha<br />
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