Heilsbronn - Juli 2018
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Aus den Ortsteilen<br />
Markgraf-Georg-Friedrich-Realschule <strong>Heilsbronn</strong><br />
Beeindruckende Englisch- und Französischleistungen an der RS <strong>Heilsbronn</strong><br />
HEILSBRONN. Dass Spitzenleistungen in Fremdsprachen keineswegs<br />
nur eine Domäne der Gymnasien sein müssen, zeigen die Ergebnisse<br />
der international anerkannten Sprachtests PET und DELF, die an der<br />
Markgraf-Georg-Friedrich-Realschule <strong>Heilsbronn</strong> erzielt wurden.<br />
Diese Prüfungen werden von vielen Unternehmen als wertvolle<br />
Zusatzqualifikation anerkannt, sodass die Zertifikate den Realschülern<br />
zusätzliche Chancen auf dem Ausbildungsmarkt eröffnen.<br />
So haben in dem von der renommierten Cambridge University durchgeführten<br />
Preliminary English Test (PET) alle Schüler, die sich in der 9. Klasse<br />
freiwillig der Prüfung unterzogen, bestanden. Zwei Teilnehmer, Michael<br />
Bischoff und Susann Emmerling, konnten sich sogar über die Auszeichnung<br />
„Pass with Distinction“, der höchsten möglichen Auszeichnung im Test,<br />
zusammen mit der betreuenden Lehrkraft Frau Birgit Obermüller freuen.<br />
Aber auch die Leistungen im Fach Französisch sind beachtenswert. Das<br />
„Diplôme d‘études en langue française“ (DELF) des Institut Francais wird an der<br />
Realschule <strong>Heilsbronn</strong> auf zwei Niveaustufen angeboten. So standen im DELF<br />
A2 -Test für die Neuntklässler des Französisch-Zweigs das sichere Bewältigen<br />
von Alltagssituationen, Höflichkeitsformeln und die gebräuchlichsten Ausdrücke<br />
im Vordergrund. Von 100 möglichen Punkten haben dabei Hannah Kuchelbauer<br />
94 Punkte und Anna Ulsenheimer sogar herausragende 97,5 Punkte erreicht<br />
und so das international anerkannte Sprachdiplom mit Bravour bestanden.<br />
Für die zehnten Klassen ist durch eine Übereinkunft zwischen der Französischen<br />
Botschaft in Deutschland und dem Bayerischen Kultusministerium die<br />
Sprachprüfung in die Abschlussprüfung integriert. Zwar stehen die Ergebnisse<br />
noch aus, aber auch hier ist sich die Französischlehrkraft Alexandra Mather<br />
sicher, dass alle Teilnehmer sich zusätzlich zum Realschulabschluss über das<br />
Diplom DELF B1 freuen werden können.<br />
Anna Ulsenheimer und Hannah Kuchelbauer (v. l.) freuen sich über ihren Erfolg in der<br />
DELF-Prüfung.<br />
Oliver Roos<br />
roo@rs-heilsbronn.de<br />
„Hand in Hand für ein menschliches Deutschland“<br />
16<br />
Über 800 Menschen haben im April dieses Jahres in der Innenstadt<br />
von <strong>Heilsbronn</strong> eine Menschenkette der Sympathie gebildet. Die<br />
Sympathie galt einer syrischen Familie.<br />
Suzan und Mohamad Hasan leben mit ihren drei Kindern bereits seit 2014 in<br />
<strong>Heilsbronn</strong> und waren hier sehr gut integriert. Sie meisterten die Sprachkurse,<br />
die Kinder bewährten sich in der Schule; Mohamad half in der Nachbarschaft,<br />
Suzan wollte eine Ausbildung als Kindergärtnerin beginnen. Mohamad<br />
besorgte sich mehrfach Arbeit, erhielt aber keine Arbeitserlaubnis.<br />
Weil sie in Bulgarien unter Zwang Asyl beantragt hatten, sollten sie dorthin<br />
abgeschoben werden. Bulgarien war für sie Gefängnis, Hunger, Ausgeliefertsein<br />
– ein Trauma. Die aus Aleppo in Syrien geflüchtete Familie bat um<br />
Kirchenasyl, in dem sie sich nun seit über einem halben Jahr befindet. Mutter<br />
und beide Töchter sind in der evangelischen Gemeinde Bürglein untergebracht,<br />
Vater und Sohn in einem Raum der Kirchengemeinde <strong>Heilsbronn</strong>.<br />
Seither hat sich die Familie, so gut es geht, in ihren provisorischen Herbergen<br />
eingerichtet. Was besonders den Eltern am meisten zu schaffen macht, ist<br />
jedoch nicht die räumliche Enge ihrer Domizile. Vielmehr ist es die Ungewissheit,<br />
die an der Seele zerrt, das ständige hin- und hergerissen Sein zwischen<br />
Hoffen und Bangen, Mut und Resignation, Zuversicht und Zukunftsangst.<br />
Hinzu kommt die Trauer um Kriegsopfer in der Heimat und die Sorge um die<br />
zurückgebliebenen Verwandten aus dem zerbombten Aleppo, die in einem<br />
Lager leben.<br />
Für die Mutter, Suzan, besteht der Tagesablauf v. a. im Zubereiten des Essens<br />
und der Beschäftigung mit den Kindern. Sie ist froh, dass die Monotonie ihres<br />
Kirchenasyl-Alltags durch tägliche Besuche unterbrochen wird: Mitglieder des<br />
Asylunterstützerkreises und der Gemeinde, Pfarrerin und Asylsozialberaterin,<br />
Freunde der Familie, Eltern von Mitschülern der Mädchen, … – ein ganzes<br />
Netzwerk, versorgt mit Lebensmittel, organisiert medizinische Betreuung,<br />
klärt Anliegen und bespricht Probleme. Und immer wieder gibt es auch<br />
Zeiten, in denen man sich gemeinsam freut und gemeinsam lacht.<br />
<strong>Heilsbronn</strong>er Monatsblatt • JULI <strong>2018</strong><br />
Sämtliche Ausgaben für die Familie werden vom Asylunterstützerkreis mit Hilfe<br />
von Spenden aus der Bevölkerung gedeckt. Suzan und Mohamad Hasan sind<br />
dankbar für die vielfältige Unterstützung und freuen sich über jede Möglichkeit<br />
der Betätigung. So übernimmt Mohamad Hasan Mesnerarbeiten und kümmert<br />
sich um den Garten am <strong>Heilsbronn</strong>er Gemeindezentrum. Auch der Gemeindegarten<br />
in Bürglein konnte rekultiviert werden – inzwischen gedeiht dort vom<br />
Radieschen bis zur Kürbispflanze ein üppiges Gemüseangebot.<br />
Die Kinder Ariana, Roliana und Ali besuchen die Grundschule in Bürglein bzw.<br />
die Realschule in <strong>Heilsbronn</strong>. Sie haben einen großen Freundeskreis und dürfen<br />
sich – im Gegensatz zu den Eltern – frei bewegen. Doch Schulanmeldung, das<br />
Besorgen von Kleidung, ein Kino- oder Arztbesuch – all die Dinge also, für die<br />
in einem normalen Leben die Eltern zuständig sind – müssen von den Helfern<br />
übernommen werden.<br />
Es bleibt die Frage, warum integrierte, sprachkundige, arbeitswillige<br />
Menschen aus unserem reichen Land in arme Länder oder in erneute<br />
Gefahren abgeschoben werden müssen. Versuche, die Anerkennung der<br />
Familie als Flüchtlinge in Deutschland über den politischen Weg oder über<br />
ein Gnadengesuch zu erreichen, hatten bisher keinen Erfolg. Offen ist der<br />
Antrag, eine „rechtliche Neubewertung des Falls“ zu erwirken. Die traumatischen<br />
Erlebnisse in Bulgarien, die Angst, in Obdachlosigkeit oder erneut in<br />
Gefängnisaufenthalt zu landen deprimieren die Familie sehr. Die Gefahr einer<br />
Retraumatisierung wäre durch einen Aufenthalt in unserem Land gebannt.<br />
Und wir sind uns mit vielen anderen Menschen sicher, dass die Familie einen<br />
überaus konstruktiven Beitrag zu unserer Gesellschaft leisten wird.<br />
Carolin Gläser, für den Asylunterstützerkreis <strong>Heilsbronn</strong>,<br />
Kontakt und Infos: Karl-Heinz Klose, Tel. 09872-7082 oder Gabi Schaaf,<br />
Tel. 09872-956556 – www.asyl-unterstuetzerkreis-heilsbronn.de<br />
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