TALIS Architekten und Bauingenieure Berufsstart 20018/2019
TALIS - der Karriereratgeber für junge Architekten und Bauingenieure, für alle die durchstarten wollen.
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BEWERBUNG<br />
Lebenslauf & Co.<br />
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bietet eine Fülle an Möglichkeiten an. Es muss nicht unbedingt<br />
die teure, mit goldenen Lettern versehene Edel-Mappe sein,<br />
aber gerade bei <strong>Architekten</strong> zum Stil ihrer Mappe passen. Insgesamt<br />
sollte sie einen sorgfältigen Eindruck machen, neuwertig<br />
sein <strong>und</strong> sich gut durchblättern lassen. Das Preisschild<br />
müssen Sie unbedingt entfernen. Die Zeugnisse <strong>und</strong> sonstigen<br />
Bescheinigungen dienen dazu, die im Anschreiben <strong>und</strong> im Lebenslauf<br />
erwähnten Fähigkeiten <strong>und</strong> Qualifikationen zu belegen.<br />
Sie dürfen niemals im Original verschickt werden, es reichen<br />
gute Kopien. Beglaubigungen sind heutzutage nicht mehr<br />
üblich, es sei denn, sie sind explizit gefordert.<br />
Bevor die Mail abgeht<br />
Schauen Sie sich die Bewerbungsunterlagen noch einmal in Ruhe<br />
an. Sind alle Rechtschreibfehler eliminiert? Wenn Sie die Möglichkeit<br />
haben, zeigen Sie Ihre Bewerbung einem Studienkollegen <strong>und</strong><br />
fragen Sie ihn, ob ihn Ihre Unterlagen überzeugen. Falls es zur Post<br />
geht, Sie also keine Mail verschicken, sollten Sie sich eine Kopie Ihrer<br />
Unterlagen machen. Bis zum Vorstellungsgespräch kann viel<br />
Zeit vergehen. Peinlich wird es, wenn Sie während des Gesprächs<br />
plötzlich nicht mehr wissen, was Sie eigentlich geschrieben haben.<br />
Kurzbewerbung<br />
Wie der Name schon sagt – die Kurzbewerbung ist eine abgespeckte<br />
Version der Bewerbung. Sie besteht aus einem Anschreiben<br />
<strong>und</strong> dem Lebenslauf. Zeugnisse <strong>und</strong> sonstige Anlagen<br />
werden nicht beigelegt. Immer häufiger wird eine Kurzbewerbung<br />
ausdrücklich gefordert, oft wird diese Form auch bei Initiativbewerbungen<br />
genutzt. Hierbei ist darauf zu achten, dass<br />
die Bewerbung nicht den Eindruck einer Massensendung hinterlässt.<br />
Daher sollten Anschreiben <strong>und</strong> Lebenslauf auf die Bedürfnisse<br />
der Firma zugeschnitten sein.<br />
Schreibtipps: Die Macht der Verben<br />
Journalisten wird schon zu Beginn ihrer Ausbildung eingetrichtert,<br />
möglichst aktiv zu schreiben; das bedeutet, den Substantiven<br />
<strong>und</strong> Adjektiven die Verben vorzuziehen. Aber warum eigentlich?<br />
Welche Stärke besitzen Verben gegenüber Adjektiven? Und welche<br />
Schlüsse sollten Sie daraus für Ihre Bewerbung ziehen? Dazu<br />
eine kleine Übung vorweg: Stellen Sie sich einen fleißigen Gärtner<br />
vor. Fertig? Welches Bild erscheint vor Ihren Augen? Mit Sicherheit<br />
ein anderes als vor den Augen Ihres Chefs, Ihrer Kollegen oder<br />
Kommilitonen. Der eine stellt sich einen Mann vor, der jeden Tag<br />
pünktlich in der Gärtnerei erscheint <strong>und</strong> acht St<strong>und</strong>en lang fleißig<br />
Hecken schneidet oder Blumen gießt. Ein anderer meint einen<br />
Mann zu sehen, der bis zur Erschöpfung in der Erde wühlt. Ein<br />
Dritter findet, der fleißige Mann arbeitet noch nach Feierabend<br />
an Forschungsprojekten gegen Genmanipulationen. Das Problem<br />
beim Adjektiv „fleißig“ ist seine Dehnbarkeit, seine Beliebigkeit.<br />
Gleiches gilt für häufig in Stellenanzeigen vorkommende Wörter<br />
wie „selbständig“, „flexibel“, „kreativ“, „motiviert“.<br />
Kino im Kopf<br />
Zum zweiten Teil der Übung: Welches Bild entsteht in Ihrem<br />
Kopf, wenn Sie den folgenden Text lesen? „Meine Hände zittern<br />
vor Kälte, die Heckenschere zieht wie Blei an meinen Schultern.<br />
Langsam wird es dunkel. Ich denke an den Kamin zu Hause. Ob<br />
die Kinder schon schlafen? Nur noch ein kurzes Stück, dann<br />
ist alles fertig.“ Anders als bei Adjektiven entstehen bei Handlungsbeschreibungen<br />
Bilder im Kopf, die kaum voneinander abweichen.<br />
Bei Händen, die vor Kälte zittern, wird das Bild konkreter,<br />
als wenn nur von „kalten Händen“ die Rede ist. Wir wissen,<br />
dass diese Person so lange arbeitet, bis getan ist, was getan<br />
werden muss. Haben Sie noch Zweifel, dass dieser Mensch<br />
fleißig durchs Leben geht, sich durchbeißen kann? Auf Ihr Bewerbungsanschreiben<br />
übertragen, bedeutet das: Nutzen Sie die<br />
Macht der Verben, um im Kopf des Empfängers Bilder entstehen<br />
zu lassen, die den eigenen ähnlich sind. Schreiben Sie nicht „Ich<br />
bin zielorientiert“, beschreiben Sie eine Handlung, an der Sie dieses<br />
Attribut festmachen. Das können Schilderungen von fachbezogenen<br />
Situationen in Ihrer Vergangenheit oder besondere<br />
Herausforderungen in Ihrer Abschlussarbeit sein. Sie können sich<br />
auch auf privates Engagement, zum Beispiel als Trainer, beziehen<br />
oder über eine Reise mit dem Fahrrad quer durch Kanada schreiben,<br />
um Zielstrebigkeit zu vermitteln. Auch gut: Welche Erlebnisse<br />
verbinden Sie mit der Firma, bei der Sie sich bewerben? Gehen<br />
Sie jeden Morgen an einem ihrer vollendeten Bauprojekte vorbei?<br />
Möchten Sie bei diesem Unternehmen etwas Bestimmtes lernen?<br />
Was reizt Sie an der Aufgabe? Die Botschaft, dass dieser<br />
Arbeitgeber nicht Teil einer Massensendung ist, sondern gezielt<br />
ausgewählt wurde, lässt sich kaum besser rüberbringen.<br />
Die Macht des ersten Satzes<br />
Das Anschreiben hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
es ist ein Türöffner, um Interesse zu wecken. Beschränken Sie<br />
sich also auf eine bis höchstens zwei individuell verfasste Botschaften,<br />
die Sie dem Empfänger unbedingt übermitteln wollen,<br />
<strong>und</strong> verpacken Sie diese in eine kleine Geschichte. Gucken<br />
Sie sich ruhig wieder etwas von den Journalisten ab, die um<br />
die Macht des ersten Satzes wissen. Standardsätze, wie zum<br />
Beispiel „Hiermit bewerbe ich mich …“ sind mächtig einschläfernd.<br />
Wer jedoch schreibt: „Wenn ich morgens an der B 361 im<br />
Stau stehe, habe ich immer wieder die Gelegenheit, das von<br />
Ihrem Büro entworfene Waldhochhaus genauer zu betrachten.<br />
Dabei stelle ich fest, dass sich unser Verständnis für ökologisches<br />
Bauen zu decken scheint …“, wird eine erfrischende<br />
Wirkung beim Personaler hervorrufen, da dieser solche Sätze<br />
nur selten zu lesen bekommt.