„Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.“ – Das Groteske in ...
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<strong>Das</strong> Paradoxe steht gewiss <strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang zum <strong>Groteske</strong>n, kann aber<br />
nicht auf semantischer Ebene <strong>–</strong> wie Profitlich es versucht 63 <strong>–</strong> gleichgesetzt werden.<br />
Vielmehr handelt es sich um das Verhältnis Begriff<strong>–</strong>Anschauung 64 , d.h. das Paradoxe ist<br />
e<strong>in</strong> Phänomen (wenn nicht das wichtigste) des <strong>Groteske</strong>n, ist also <strong>in</strong>nerhalb des<br />
„Strukturzusammenhangs von Geschichte, Werkgestalt und Aufnahme<strong>“</strong> 65 dem Bereich des<br />
Werks zugeordnet. E<strong>in</strong>e Gleichsetzung würde zum Ine<strong>in</strong>anderschluss von Ursache und<br />
Wirkung führen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> beiden Begriffe nicht deckungsgleich, da vom <strong>Paradoxen</strong> nicht<br />
unweigerlich e<strong>in</strong>e Gegenübersetzung von <strong>in</strong>härent Gegensätzlichem zum Zwecke der<br />
Fürchterlich-Lächerlich-Wirkung verlangt wird.<br />
II. Gegen <strong>die</strong> Paro<strong>die</strong>.<br />
Wenn das Paradoxe der Gestaltung zugeführt wird, so ist <strong>die</strong> Paro<strong>die</strong> <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Schaffensvorgangs e<strong>in</strong>zufügen.<br />
Die Paro<strong>die</strong> verfolgt e<strong>in</strong>e „gewollt komische Wirkung<strong>“</strong>, deren Kennzeichen das Lachen ist,<br />
„welches Ausdruck e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Distanz 66 zum verlachten Gegenstand ist<strong>“</strong> 67 . <strong>Das</strong> Lachen<br />
gehört zwar auch zur Struktur des <strong>Groteske</strong>n, nur dass der Zuschauer dort nicht nur <strong>in</strong> der<br />
Distanz verharrt, es kommt zu e<strong>in</strong>em Umschlag zum Grauen. Alle Theoretiker des<br />
<strong>Groteske</strong>n weisen darauf h<strong>in</strong>, dass Schaudern und Lachen untrennbar im <strong>Groteske</strong>n<br />
mite<strong>in</strong>ander verbunden s<strong>in</strong>d. <strong>Das</strong> heißt, im Augenblick des Umschlagens vom Lachen zum<br />
Grauen <strong>–</strong> „vielmehr bricht das Lachen aus uns los, wie das Grauen uns überfällt<strong>“</strong> 68 <strong>–</strong> tritt<br />
auch der Umschlag vom Parodistischen zum <strong>Groteske</strong>n e<strong>in</strong>. Diesem Prozess der<br />
enttäuschten Erwartung folgt beim Zuschauer logischerweise <strong>die</strong> Zerstörung se<strong>in</strong>er<br />
Denkgewohnheiten.<br />
Bei der Paro<strong>die</strong> h<strong>in</strong>gegen genießt der Rezipient den Vorzug e<strong>in</strong>es gesicherten Standortes,<br />
der vielleicht manchmal zurechtgerückt werden muss, der ihm aber e<strong>in</strong> überlegenes und<br />
63<br />
Ulrich Profitlich: Friedrich Dürrenmatt. Komö<strong>die</strong>nbegriff und Komö<strong>die</strong>nstruktur. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung.<br />
Stuttgart [u.a.] 1973. (im Kapitel Kontraste und Paradoxien, S. 11-23)<br />
64<br />
Böth: Vom religiösen Drama zur politischen Komö<strong>die</strong>, S. 294.<br />
65<br />
Ebd., S. 229.<br />
66<br />
„Wir lachen über den Clown, weil er uns als e<strong>in</strong> so unbeholfener Mensch gegenübertritt, daß sich ihm jeder<br />
überlegen fühlt. Wir identifizieren uns nicht mit dem Clown, wir objektivieren ihn.<strong>“</strong><br />
Dürrenmatt zitiert nach: Ebd., S. 223.<br />
67<br />
Ebd., S. 222.<br />
68<br />
Heuer: <strong>Das</strong> <strong>Groteske</strong> als poetische Kategorie, S. 741.<br />
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