„Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit.“ – Das Groteske in ...
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verständnisvolles Lachen erlaubt. 69 Dies ist e<strong>in</strong> Zeichen der Bestätigung vorhandener<br />
Denkgewohnheiten. 70<br />
III. Gegen das Absurde.<br />
Kayser beispielsweise setzt <strong>Groteske</strong>s und Absurdität nahezu gleich <strong>–</strong><br />
Der Gestalter des <strong>Groteske</strong>n darf und kann ke<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>ngebung versuchen. Er darf auch nicht vom<br />
Absurden ablenken. 71<br />
<strong>–</strong>, was zwangsläufig zu e<strong>in</strong>em Konflikt zwischen dem Realitätsanspruch des <strong>Groteske</strong>n<br />
und der S<strong>in</strong>nentleertheit des Absurden führen muss. 72 <strong>Das</strong> <strong>Groteske</strong> verfolgt e<strong>in</strong>e<br />
realistische Intention und stellt <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>es Realen dar, e<strong>in</strong>es wirklich Fassbaren.<br />
Beim Absurden h<strong>in</strong>gegen <strong>–</strong> dabei <strong>die</strong> Werke Becketts und Camus’ vor Augen <strong>–</strong> wird e<strong>in</strong><br />
völliges Fremdse<strong>in</strong> der <strong>Wirklichkeit</strong> („existentielle Eiswüste<strong>“</strong> 73 ) gesehen. <strong>Das</strong> absurde<br />
Theater zeigt weder <strong>die</strong> Widersprüche, noch durchschaut es <strong>die</strong> Gesetzte <strong>in</strong> der Welt, 74 es<br />
nimmt <strong>die</strong> D<strong>in</strong>ge als gegeben h<strong>in</strong> und treibt höchstens se<strong>in</strong>e Späße mit dem Schicksal. Mit<br />
Hilfe dramatischer Kunstkniffe werden anstatt der <strong>Wirklichkeit</strong> Symbole dargestellt, 75 <strong>die</strong><br />
höchstens als e<strong>in</strong> Gleichnis der <strong>Wirklichkeit</strong> gelten können.<br />
Durch solch e<strong>in</strong>e Abgrenzung wird <strong>in</strong> das <strong>Groteske</strong> impliziert, dass es <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />
positiver S<strong>in</strong>ndeutung aus der drohenden S<strong>in</strong>nlosigkeit zurückholen kann. 76 Durch <strong>die</strong><br />
Plötzlichkeit und den damit verbundenen Erkenntnisprozess gelangt der Zuschauer im<br />
Anblick des S<strong>in</strong>nlosen zu e<strong>in</strong>er Entscheidung gegen <strong>die</strong> S<strong>in</strong>nlosigkeit. 77 <strong>Das</strong> <strong>Groteske</strong> weiß<br />
also um das Absurde, ist aber selbst nicht absurd.<br />
69<br />
Ebd., S. 740.<br />
70<br />
Böth: Vom religiösen Drama zur politischen Komö<strong>die</strong>, S. 224.<br />
71<br />
Kayser: <strong>Das</strong> <strong>Groteske</strong>, S. 138.<br />
72<br />
„Ist <strong>die</strong> Forderung e<strong>in</strong>mal fallengelassen worden, <strong>die</strong> Welt des Theaters und <strong>die</strong> <strong>Wirklichkeit</strong> müßten<br />
übere<strong>in</strong>stimmen, ist e<strong>in</strong>e neue Freiheit erreicht. Aber auch e<strong>in</strong>e neue Gefahr. […] Die Gefahr e<strong>in</strong>er anders<br />
konzipierten Dramatik liegt <strong>in</strong> ihrem Hang, <strong>in</strong>s Leere zu stoßen, sich im bloß Ästhetischen oder bloß<br />
Geistreichen zu verlieren. […] Die Fiktion darf nicht als bloße Absurdität konzipiert werden. <strong>Das</strong> Absurde<br />
umschließt nichts.<strong>“</strong><br />
Friedrich Dürrenmatt: Standortbestimmung. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 7: Essays. Gedichte.<br />
Zürich 1996, S. 70-75, h.: S. 71f.<br />
73<br />
Helbl<strong>in</strong>g: <strong>Groteske</strong>s und Absurdes, S. 239.<br />
74<br />
Klaus Völker: <strong>Das</strong> Phänomen des <strong>Groteske</strong>n im neueren deutschen Drama. In: Mart<strong>in</strong> Essl<strong>in</strong> (Hg.): S<strong>in</strong>n<br />
oder Uns<strong>in</strong>n? <strong>Das</strong> <strong>Groteske</strong> im modernen Drama. Basel 1962, S. 9-46, h.: S. 11.<br />
75<br />
Friedrich Dürrenmatt: Sätze über das Theater. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 7: Essays. Gedichte.<br />
Zürich 1996, S. 118-153, h.: S. 124.<br />
76<br />
Böth: Vom religiösen Drama zur politischen Komö<strong>die</strong>, S. 219.<br />
77 Ebd., S. 227.<br />
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