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Ausgabe 02/2010 - Landesärztekammer Brandenburg

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fOrtBIldunG<br />

und der Psoriasis-Arthritis, wenn sie im<br />

Schulalter beginnt, sind längere Untersuchungsintervalle<br />

(alle 6 Monate) vertretbar.<br />

Leider ist im Alltag die Umsetzung<br />

der Leitlinienempfehlung gerade<br />

bei Patienten der Hochrisikogruppe<br />

durch nicht vorhandene Ressourcen im<br />

ambulanten Bereich, unzureichende<br />

Vergütung, aber auch ungenügende<br />

Kenntnis meistens schwierig.<br />

Komplikationen<br />

Unerkannt führen die Uveitiden<br />

schnell zu Komplikationen, bereits bei<br />

jedem 3. Patienten sind bei Erstvorstellung<br />

beim Augenarzt Komplikationen<br />

erkennbar.<br />

Am häufigsten finden sich dabei Synechien<br />

(Verklebung zwischen Pupille<br />

und Linse) und Bandkerathopathien.<br />

Da es hierbei zur Ablagerung von<br />

Hydroxylapatit in der Baumann´schen<br />

Schicht der Cornea kommt, sollten im<br />

Kindesalter generell phosphatfreie lokale<br />

Präparate bevorzugt werden. Die<br />

Katarakt (Linsentrübung) entsteht insbesondere<br />

durch den Druckanstieg bei<br />

hinteren Synechien, durch die chronisch<br />

verlaufende Entzündung und als<br />

Kortikoid-Nebenwirkung. Eine gefürchtete<br />

Komplikation stellt das Makulaödem,<br />

die Wassereinlagerung an Stelle<br />

des schärfsten Sehens, dar.<br />

Die Untersuchungen zeigen, dass die<br />

Häufigkeit von Komplikationen mit der<br />

Uveitisdauer korrelieren, insbesondere<br />

mit der Rate von Sekundärglaukomen.<br />

Risikofaktoren für einen besonders<br />

schweren Verlauf mit schlechter<br />

Visusprognose finden wir bei frühem<br />

Auftreten der Uveitis (vor bzw. bis zu<br />

12 Monaten nach Arthritisbeginn) bei<br />

ANA-negativen Patienten mit Uveitis,<br />

bei bereits vorhandenen Komplikationen<br />

bei Betreuungsbeginn, später Diagnosestellung,<br />

schlechtem Ausgangssehvermögen<br />

und persistierendem Verlauf<br />

über 3 Monate.<br />

18 | <strong>Brandenburg</strong>isches Ärzteblatt 2 • <strong>2010</strong><br />

Therapie der Uveitis bei JIA<br />

Für die Therapie der juvenilen idiopathischen<br />

Arthritis und Uveitis ist<br />

deshalb ein interdisziplinäres Management<br />

erforderlich. Die medikamentöse<br />

Therapie nimmt einen zentralen Stellenwert<br />

ein. Ähnlich wie bei Behandlung<br />

der juvenilen idiopathischen Arthritis<br />

hat die systemische Immunsuppression<br />

in den letzten Jahren zunehmend<br />

an Bedeutung in der Therapie<br />

der Uveitis im Kindesalter genommen.<br />

Sie kann wesentlich zur Reduktion der<br />

Kortisondosis beitragen. Neben dem<br />

Einsatz von Methotrexat, Cyclosporin<br />

A und Azathioprin haben sich insbesondere<br />

die sogenannten Biologicals<br />

bewährt. Dabei scheinen Infliximab<br />

und Adalimumab besser zur Behandlung<br />

der Uveitis geeignet zu sein als<br />

Etanercept. Etanercept scheint bei Arthritis<br />

effektiver zu sein als bei Uveitis.<br />

Es muss festgehalten werden, dass die<br />

Therapie mit TNF-α-Inhibitoren of label<br />

erfolgt, d.h., keines der Medikamente<br />

ist für die Behandlung der Uveitis bei<br />

JIA zugelassen. Grundsätzlich sollte die<br />

Behandlung mit der lokalen Kortikosteroidgabe<br />

beginnen, evtl. ist die systemische<br />

Gabe von Kortison bei ausgeprägter<br />

Entzündungssymptomatik<br />

erforderlich. Wird das Auge darunter<br />

nicht reizfrei, wobei die Entzündungsaktivität<br />

an der Zellzahl in der Vorderkammer<br />

durch die Spaltlampenuntersuchung<br />

beurteilt wird, kommt es zur<br />

Entzündungsreaktivierung oder zum<br />

Neuauftreten von Komplikationen, so<br />

ist der rasche Einsatz mit einem Basismedikament<br />

angezeigt. MTX sollte dabei<br />

das Mittel der 1. Wahl sein. Es hat<br />

einen guten antientzündlichen Effekt<br />

und überschaubare Nebenwirkungen.<br />

Die lokale Kortikoidgabe sollte darunter<br />

auf das mindestmögliche Maß<br />

reduziert werden. Angestrebt werden<br />

weniger als 3 Tropfen zusätzlich<br />

pro Tag. Wenn auch hierunter keine<br />

(Geschlecht) (weiblich) (männlich)<br />

Alter bei Erkrankung < 6 Jahre > 6 Jahre<br />

Typ der Erkrankung Oligoartikulärer Beginn systemisch<br />

Dauer der Erkrankung < 4 Jahre > 4 Jahre<br />

ANA positiv negativ<br />

Rheumafaktor<br />

Tabelle 1 (Risikofaktoren für eine Uveitis)<br />

negativ positiv<br />

Entzündungsfreiheit hergestellt werden<br />

kann, sollte zusätzlich ein monoklonaler<br />

Antikörper eingesetzt werden.<br />

Es ist das Ziel, eine Zellfreiheit in der<br />

Vorderkammer zu erreichen. Inwieweit<br />

der sogenannte Tyndall-Effekt Einfluss<br />

auf die Prognose hat, wird derzeit in<br />

2 Studien untersucht, die Veröffentlichungen<br />

stehen aus.<br />

Es spricht vieles dafür, dass eine frühe<br />

aggressive, antientzündliche Therapie<br />

auch unter Verwendung von Immunsuppressiva<br />

die Visusprognose entscheidend<br />

verbessern kann.<br />

Zusammenfassung:<br />

• Die juvenile idiopathische Arthritis ist<br />

die häufigste einer Uveitis im Kindesalter<br />

zugrunde liegende Systemerkrankung.<br />

• Die typische klinische Präsentation<br />

ist die chronisch anteriore Uveitis<br />

ohne oder mit nur geringer äußerlicher<br />

Symptomatik trotz hoher Entzündungsaktivität.<br />

• Die hohe Rate an Komplikationen<br />

schon bei Diagnosestellung unterstreicht<br />

die Notwendigkeit eines<br />

frühzeitigen ophthalmologischen<br />

Screenings, sichere Therapie und<br />

eine enge Kooperation von Augenärzten<br />

und Kinderrheumatologen.<br />

Die Literaturliste kann beim Verfasser<br />

angefordert werden:<br />

Dr. med. Annette Günther<br />

Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin,<br />

Kinderrheumatologie, Chirotherapie,<br />

spezielle Ultraschalldiagnostik<br />

HELIOS Klinikum<br />

Emil von Behring Krankenhaus,<br />

Kinderklinik Heckeshorn,<br />

Walterhöferstraße 11<br />

14165 Berlin-Zehlendorf<br />

Weitere Ansprechpartner sind die Kinderrheumatologen<br />

des Landes <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Einflussfaktoren Hohes Risiko Niedriges Risiko

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