DA - Österreichische Apothekerkammer
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Seit der Entdeckung seiner antirachitischen Wirkung in den<br />
1920er Jahren hat man Vitamin D lange Zeit nur im Hinblick<br />
auf seine Funktion im Knochenstoffwechsel betrachtet.<br />
Die über 40-jährige Grundlagenforschung<br />
hat nun für das Sonnenvitamin<br />
weit darüber hinaus neue Bedeutungen in<br />
der Medizin und Prävention gezeigt. Die<br />
Vitamin D-Versorgung der Bevölkerung<br />
in unseren Breiten ist aber vor allem in<br />
der kalten Jahreszeit mehr als mangelhaft.<br />
WICHTIGER ALS FRÜHER<br />
GE<strong>DA</strong>CHT …<br />
Vitamin D in seiner aktiven Form reguliert<br />
nicht nur den Calciumstoffwechsel,<br />
sondern erfüllt auch zahlreiche weitere Aufgaben in unserem<br />
Körper. Darunter sind von besonderer Bedeutung der Einfluss des<br />
Vitamin-D-Hormons auf das Immunsystem, Herz-Kreislauf-System<br />
sowie auf die Zellteilung und das Zellwachstum. Ein unzureichender<br />
Vitamin D-Status sowie eine Vitamin D-Mangel spielen<br />
eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung zahlreicher Erkrankungen<br />
wie entzündlichen Autoimmunerkrankungen (z.B.<br />
Multiple Sklerose), Diabetes mellitus Typ 1 und 2, kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinsuffizienz sowie<br />
Krebserkrankungen, v.a. Brust- und Darmkrebs. Nach aktuellen<br />
Schätzungen stehen über 2.000 Gene der 20.488 Gene des Menschen<br />
unter der Kontrolle von Vitamin D und seiner Vorstufen.<br />
<strong>DA</strong>S SONNENVITAMIN<br />
Nicht nur Pflanzen gewinnen ihre Lebensenergie aus dem Sonnen -<br />
licht, sondern auch der Mensch. In unseren Breiten kann Vitamin<br />
D in den Sommermonaten April bis September mit Hilfe der Sonne<br />
gebildet werden. Von Oktober bis März ist die UV-Strahlung<br />
zu gering, um auf natürlichem Wege Vitamin D zu bilden.<br />
Die körpereigene Synthese des Sonnenvitamins läuft dabei in<br />
mehreren Schritten ab:<br />
In der sonnenbestrahlten Haut wird aus Cholesterin mit Hilfe von<br />
UV-B-Strahlen Provitamin D gebildet. Die Vorstufe Provitamin<br />
D wird danach durch die Körpertemperatur in Vitamin D umgewandelt.<br />
Um seine Funktionen im Stoffwechsel zu erfüllen muss<br />
Vitamin D nun in der Leber und den Nieren aktiviert werden.<br />
ÖSTERREICH:<br />
EIN VITAMIN D-MANGELLAND<br />
In Österreich und Deutschland grassiert ein Vitamin D-Mangel in<br />
epidemieartigem Ausmaß. Deutsche und österreichische Gesundheitspolitiker<br />
und Fachgesellschaften haben diese Mangelversorgung<br />
bisher verschlafen. So sind nach aktuellen Daten des Robert-<br />
Koch-Institutes in Berlin bis zu 90 % der Bundesbürger in allen<br />
MIKRONÄHRSTOFFE<br />
Vitamin D hatte in der Medizin Jahrhunderte lang eine Bedeutung in der Vorbeugung von Rachitis<br />
bei Kindern und Osteomalazie, der Knochenerweichung, bei Erwachsenen. Die aktuellen Erkenntnisse<br />
der weltweiten Vitamin D-Forschung sind spektakulär und lassen das Sonnenvitamin in<br />
einem ganz neuen Licht erstrahlen. Vitamin D wird in unserem Körper nicht nur für den Knochen -<br />
stoffwechsel, sondern für die reibungslose Funktion fast aller Zellen und Organe benötigt.<br />
AUTOR: APOTHEKER UWE GRÖBER<br />
Apotheker<br />
Uwe Gröber<br />
Altersklassen nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. In Österreich<br />
ist die Versorgung nicht besser. Die Erklärung dafür ist ganz<br />
einfach und logisch zugleich:<br />
Die geographische Lage. Deutschland ist leider kein Platz an der<br />
Sonne und das trifft auch auf Österreich zu. Österreich befindet<br />
sich ungefähr zwischen dem 46. bis 49.Breitengrad, also in der<br />
Nordhalbkugel auf der Höhe von Kanada (Quebec: 46° Winnipeg:<br />
49°). Im Zeitraum von Oktober bis April steht hier die Sonne<br />
nicht hoch genug am Himmel, um unsere Haut mit den notwendigen<br />
UV-B-Strahlen von 290 bis 315 nm zu versorgen. Diverse<br />
Smogglocken tun das ihre. Vitamin D ist zudem nur begrenzt<br />
speicherbar, etwa 4 bis 5 Wochen.<br />
Der moderne Lebensstil. Wir halten uns immer weniger an<br />
der frischen Luft und eigentlich den ganzen Tag in geschlossenen<br />
Räumen auf. Daher sind viele auch in den Sonnenmonaten<br />
nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Auch Glühbirnen oder<br />
Leuchtröhren sind kein Sonnenersatz. Oder haben Sie im Büro<br />
schon mal einen Sonnenbrand bekommen? Wer täglich über 4<br />
Stunden TV schaut verdoppelt sein Risiko für einen Vitamin D-<br />
Mangel.<br />
Das fortgeschrittene Alter. Der Gehalt des für die Synthese<br />
von Vitamin D3 wichtigen Ausgangsstoffes in der Haut sinkt<br />
mit dem Alter. Ferner nimmt beim Menschen im Alter die Fähigkeit<br />
der Haut, Vitamin D3 zu bilden, ungefähr um den Faktor 3<br />
ab im Vergleich zu einem 20-jährigen Menschen.<br />
Die Ernährung. Es gibt keine Möglichkeit den Vitamin D-Bedarf<br />
ausreichend über die Nahrung abzudecken – oder hätten Sie<br />
Lust jeden Tag zum Frühstück einen sauren Hering mit Lebertran<br />
runter zu spülen? Milchprodukte, Eier oder Butter sind zur<br />
Abdeckung des täglichen Bedarfs auch nicht geeignet.<br />
Sonnenschutzmittel. Die Verwendung von Sunblockern und<br />
Lichtschutzfaktoren in vielen Cremes und Körperlotionen kann<br />
bereits ab einem LSF 15 die körpereigene Vitamin D-Synthese<br />
um bis zu 99,5 % blockieren. Um den Zwiespalt zwischen einem<br />
sinnvollen Hautschutz und der Abdeckung des notwendigen Vitamin<br />
D-Bedarfs zu lösen, empfiehlt sich ganz einfach die Einnahme<br />
von Vitamin D-Supplementen.<br />
<strong>DA</strong>S BINDEGLIED ZWISCHEN SONNE<br />
UND GESUNDHEIT<br />
Eine erdrückende Anzahl von wissenschaftlichen Studien belegt<br />
mittlerweile, dass das individuelle Risiko für Erkrankungen des<br />
Herz-Kreislauf-Systems (z.B. Bluthochdruck), des Immunsys -<br />
tems (z.B. Atemwegsinfekte, bösartige Tumore des Dickdarms),<br />
<strong>DA</strong> November 2012<br />
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