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Doppeltes Leid<br />

Diabetes und Depression ©<br />

Jeder 4. Diabetespatient leidet oder litt zumindest einmal in<br />

seinem Leben an einer Depression. Das ist eine große Anzahl<br />

unter den geschätzten 600.000 Diabeteserkrankten in Österreich.<br />

Bei vielen Diabeteserkrankten bleibt die Depression jedoch<br />

unerkannt. Die wahre Zahl der Doppelt-Erkrankten liegt im<br />

Dunkeln, ist jedoch vermutlich hoch. Auch bei diabetischen Jugendlichen<br />

steigt die Häufigkeit der Depression.<br />

SYMPTOME FALSCH EINGESCHÄTZT<br />

Wie viele Depressionskranke erkennen Diabetes-Patienten ihre<br />

»Symptome« häufig nicht als Depression, sondern klagen über<br />

allgemeine Beschwerden wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Gewichtsveränderungen,<br />

Sexualfunktionsstörungen, Freud- und Interesselosigkeit<br />

und vieles mehr. Typische Aussprüche von betroffenen<br />

Patienten sind: „Ich kann mich für nichts mehr begeistern“,<br />

„Alles ist mir zu anstrengend“, „Ich habe keine rechte Freude<br />

mehr an Dingen, die mir früher sehr viel Spaß bereitet haben.“<br />

DEPRESSION ERSCHWERT DIE<br />

DIABETESEINSTELLUNG<br />

Menschen, die an Diabetes mellitus und an einer Depression erkranken,<br />

leiden an mehr diabetischen Spätschäden im Vergleich<br />

zu Menschen mit Diabetes ohne psychische Erkrankung. Je mehr<br />

Verbesserte Medikamenten -<br />

compliance<br />

Kombinierte Therapie<br />

von Diabetes Typ 2<br />

und Depression<br />

E s<br />

ist bereits bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen<br />

Depressionen und Diabetes Typ 2 gibt. So gilt die<br />

Depression als ein Risikofaktor für das Entstehen eines<br />

Diabetes Typ 2 und umgekehrt. Die Depression führt bei Diabetikern<br />

zu einer schlechteren Medikamentencompliance, die<br />

wiederum in einer schlechten Blutzuckereinstellung resultiert.<br />

Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie wiesen darauf<br />

hin, dass eine kombinierte und integrierte Therapie das Outcome<br />

der betroffenen Personen wesentlich verbessern könnte.<br />

Die Wissenschafter teilten die Studienteilnehmer in zwei Gruppen.<br />

Eine erhielt eine Standardtherapie, die andere Gruppe eine<br />

engmaschigere Versorgung kombiniert mit einer Kontrolle der<br />

Medikamentencompliance. Über einen Zeitraum von 12 Wochen<br />

kontrollierten die Wissenschafter die Medikamenteneinnahme<br />

der Studienteilnehmer in der Interventionsgruppe.<br />

Im Anschluss konnten sie feststellen, dass 60,9 % der Kombinationstherapiegruppe<br />

einen HbA1c-Wert unter 7 % erreichten<br />

im Gegensatz zu 35,7 % der Kontrollgruppe. Außerdem verbesserte<br />

sich die Depressionssymptomatik bei 58,7 % gegenüber<br />

30,7 %.<br />

Die Wissenschafter schlossen daraus, dass eine integrierte Therapie<br />

von Depression und Diabetes Typ 2 zu einer nachhaltigen<br />

Verbesserung beider Erkrankungen führen kann. �<br />

<strong>DA</strong> DIABETES NEWS<br />

Symptome der Depression vorhanden und je schwerer diese ausgeprägt<br />

sind, desto schlechter ist die Diabeteseinstellung. Depressive<br />

Patienten können sich zudem schlechter motivieren,<br />

ihren Diabetes in den Griff zu bekommen. Die Selbstfürsorge<br />

nimmt ab, und die Versorgungs-Anforderungen werden für einen<br />

depressiv diabetischen Patienten immer mühsamer, wie die<br />

Durchführung regelmäßiger körperlicher Bewegung, Beachtung<br />

genauer Ernährungsvorschriften, konsequente Tabletteneinnahme<br />

oder Insulininjektionen, Blutzucker testen etc.<br />

2-FRAGEN TEST<br />

Im ersten Schritt kann eine einfache Diagnose der Depression mit<br />

dem 2-Fragen Test erfolgen:<br />

1.Gab es in den letzten vier Wochen eine Zeitspanne, während der<br />

Sie sich nahezu jeden Tag niedergeschlagen, traurig oder hoffnungslos<br />

fühlten?<br />

2.oder eine Zeitspanne, während der Sie das Interesse an Tätigkeiten<br />

verloren haben, die Ihnen sonst Freude machten?<br />

Werden beide Fragen bejaht und wird ein Zeitraum von<br />

mindestens zwei Wochen angegeben, spricht dies für das Vorliegen<br />

einer behandlungsbedürftigen Depression. Therapeutisch<br />

empfiehlt sich neben psychotherapeutischen Maßnahmen die Verordnung<br />

von antidepressiver Medikation. „Bitte scheuen Sie nicht<br />

den vertrauensvollen Gang zum Arzt, wenn Sie diesen Test positiv<br />

beantworten“, empfiehlt Univ. Prof. Dr. Hermann Toplak von<br />

der <strong>Österreichische</strong>n Diabetes Gesellschaft. „Eine Depression<br />

lässt sich heute gut behandeln. Im gemeinsamen Auftreten mit anderen<br />

Krankheiten – vor allem bei Diabetes – kann sie jedoch besonders<br />

gefährlich werden.“ �<br />

Präs. Prim. A. o. Univ.-<br />

Prof. Dr. Michael Roden,<br />

Past Präsident der<br />

<strong>Österreichische</strong>n<br />

Diabetesgesellschaft und<br />

wissenschaftlicher<br />

Berater unserer<br />

Diabetes-News.<br />

„Die Neuerkrankungsrate des Typ 1 Diabetes hat in den<br />

letzten 20 Jahren bei Kindern und Jugendlichen um 3<br />

bis 5 % Prozent pro Jahr zugenommen und ist besonders<br />

bei Kindern unter fünf Jahren ausgeprägt.“<br />

<strong>DA</strong> November 2012<br />

45<br />

wrangler

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