EVENT JOURNAL - SOMMER 2018

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12 event journal Z eig´ mir deins, zeig ich Dir meins." Tattoos sind nach wie vor im Trend. Gerade im Sommer möchte man sie zur Schau tragen. Wir wollten es genauer wissen und begaben uns nach Walhalla. EJ: Es gibt bestimmt verschiedene Möglichkeiten, Farbe unter die Haut zu bringen… W: Früher verwendeten die Menschen aus unserer Sicht altertümliche und auch sehr schmerzhafte Techniken, um Haut mit Farbe zu verzieren, z. B. Pflock und Nadel oder nur Nadeln. Heute sind die Tätowierer in der Regel auf Maschinentechniken fixiert. EJ: Das Einbringen von Farbe unter die Haut hat ethnische Ursprünge. Berühmt sind die Maori-Tattoos… W: Die Maori-Tattoos sind nach wie vor trendy. Auf Wunsch fertigen wir diese auch an, aber mit unseren heutigen technischen Möglichkeiten. Ansonsten ist zu dieser traditionellen Art des Tätowierens zu sagen, dass sie sehr ungenau und äußerst schmerzhaft ist. Das wollen wir unseren Kunden nicht zumuten. EJ: Wenn Sie dieses Handwerk ausüben, arbeiten Sie mit diversen Hilfsmitteln. W: Abgesehen von einer guten Optik sind hygienische Anforderungen unser oberstes Gebot, deshalb sind wir oft auf Einwegprodukte angewiesen wie Mundspatel und Plastiktüten. Natürlich ist die Nadel an der Maschine, mit der wir die Farbe einbringen, unser Hauptinstrument. Außerdem verwenden wir ausschließlich deutsche Tinte, die höchsten Standards entsprechen muss. Zahlreiche Inhaltsstoffe, die in anderen Ländern erlaubt sind, fallen bei uns durch, denn die Zahl der Menschen mit Allergien nimmt immer weiter zu. Auch die Farbqualität spielt für unsere Auswahl eine große Rolle, denn wer möchte schon mit einem verblassten Bild auf der Haut durch die Gegend laufen. Bei der Herstellung werden teilweise chemische, teilweise biologische Farbstoffe z. B. auf Nussbasis verwendet. EJ: Es bestehen also für den Kunden verschiedenen Risiken DAS HAUT H wie Allergien und Infektionen… W: Wie schon gesagt, sind wir uns der Allergie-Problematik bewusst und befragen die Anwärter auf eine Tätowierung nach Unverträglichkeiten und beraten sie dahingehend. Der Hygiene-Aspekt betrifft jeden. Keiner darf nach sachgemäßem Handling einer frischen Tätowierung an einer Infektion erkranken. Das ist heutzutage natürlich das Wichtigste überhaupt. Teilweise gibt es nichtseriöse Studios, die die hohen Standards nicht einhalten, weil sie schlicht und ergreifend nicht adäquat ausgebildet wurden. Wir mussten eine Hygiene- Prüfung ablegen und auch Schulungen über Sterilisationsprozesse absolvieren und von diesen Richtlinien rücken wir nicht ab, das wäre unseren Klienten gegenüber unverantwortlich. EJ: Sind Sie in der Pflicht, wenn der Kunde das Gefühl hat, sein Tattoo wäre vorschnell verblasst? W: Rechtlich gesehen hat er keinen Anspruch darauf, aber aus Kulanzgründen legen wir dann nochmal Hand an. Die rechtliche Seite ist übrigens interessant.Laut Definition ermöglicht uns der Kunde damit eine Körperverletzung. Interessant ist der rechtliche Aspekt des Motivs, das der Tätowierer im Prinzip selbst bestimmen kann in einem gewissen Rahmen, ohne dass der Betroffene einen rechtlichen Anspruch auf eine Umsetzung hat, die genau seinen Vorstellungen entspricht. Natürlich sprechen wir das Bild bzw. dessen Gestaltung vorher genau durch. Oft kommt es vor, dass Leute zu uns kommen und einfach eine Tätowierung wollen, ohne eine konkrete Vorstellung vom Motiv. Diese beraten wir selbstverständlich eingehend. Oft sind sie dann begeistert, was wir aus ihrer eher groben Vorstellung alles machen können. Odin Jose Tarik
HIN EJ: Sind Sie einer bestimmten Ethik unterworfen bzw. gibt es Dinge, die Sie nicht darstellen dürfen oder wollen? Oder gibt es bestimmte Körperteile, die als Grundlage sofort auszuschließen sind? W: Das machen wir vom Alter abhängig. Manchmal kommen Kids zu uns z. B. mit dem Wunsch nach einem Bild auf dem Hals und in so einem Fall hinterfragen wir auf jeden Fall Alter und Einverständnis der Eltern. Politische Sachen lehnen wir von vornherein ab und auch in unseren Augen schlechte Motivwünsche, die unseren Ansprüchen nicht genügen. Diese Freiheit nehmen wir uns, denn wir wollen nachhaltig arbeiten und niemand hat etwas von einem schlecht gewählten Bild, mit dem er dann den Rest seines Lebens verbringen soll. EJ: Sie sind bestimmt im Laufe der Jahre immer wieder mit Trends bei der Motivauswahl konfrontiert… W: Das hängt stark von der Altersgruppe ab oder von der individuellen „Polung“. Es gibt Leute, die der polynesischen Maori-Fraktion anhängen, das sind meistens diejenigen, die ständig ins Schwimmbad gehen und stark von Medien geprägt sind. Die weibliche Variante davon sind Mandalas und florale Sachen. Es gibt außerdem noch einen Realistik- Trend, der überwiegend durch die sozialen Medien propagiert wird und bei Usern beliebt ist, die stark nachretuschieren. Auch Fußball schafft tatsächlich Strömungen für die Auswahl der Bilder, da es heute kaum noch einen Fußballer „ohne“ gibt. Darin sehen viele Vorbilder und lehnen sich dann stark daran an. Heute ist eine Tätowierung keine Lebenseinstellung mehr, sondern ein Trend. EJ: Das geht schon in die Richtung der geistigen Ausrichtung ihrer Kundschaft. gibt es eine besondere Mentalität bei Menschen, die sich tätowieren lassen? W: Die Zeiten eines Typus, also eines besonderen Typ Mensch, der Tattoos für sich entdeckt, sind absolut vorbei. Tattoos sind attraktiv quer durch Schichten, Weltanschauungen und Geschmäcker. Das Bild auf der Haut hat sich etabliert, völlig unabhängig z. B. vom Beruf eines Menschen. Manchmal ist es auch so, dass Leute durch eine Tätowierung die Zugehörigkeit zu einer Gruppe demonstrieren wollen bzw. in einer Gruppe akzeptiert sein und dazugehören wollen. Die Nachfrage ist riesig und man sieht es auch daran, dass irgendwelche Studios wie Pilze aus dem Boden schießen. EJ: Tätowieren ist eine Kunstform. Inwieweit wird für Sie die menschliche Haut zum Objekt bzw. welches Verhältnis entwickeln Sie zu den Menschen, denen Sie für den Rest ihres Lebens die Haut gestalten? W: Es hat durchaus etwas mit Kunst zu tun, aber nicht jeder Tätowierer ist zwangsläufig ein Künstler. Es gibt Kunden, die immer wieder kommen, denn wenn man einmal angefangen hat, ist man oft bereit, noch mehr machen zu lassen. So event journal 13 sind hier bei uns auch schon viele Freundschaften entstanden und wir haben teilweise Kunden, die uns schon seit 20 Jahren treu sind. Auf keinen Fall verstehen wir die Haut eines anderen wie der Maler seine Leinwand, quasi rein als Träger unserer Bilder. Wie vorher schon erwähnt, eruieren wir im gegebenen Fall auch den Hintergrund eines besonderen Wunsches und sind uns auch einer gewissen sozialen Verantwortung bewusst. Es geht auch nicht, dass wir unser Kunstverständnis dem Kunden aufdrücken, sondern das Bild muss auf jeden Fall nach dessen Wünschen entstehen. Sogar während des Tätowierens beraten wir oft noch, welche Optionen bestehen und so sind wir absolut daran interessiert, das beste Ergebnis zu erreichen. EJ: Was ist das abgefahrenste Tattoo in Ihrer bisherigen Laufbahn gewesen? W: Oje. Da waren schon einige ausgefallene Dinger dabei. Spontan fällt mir „des“ ein. Ein junger Mann kam zu uns und sagte, er möchte das kleine Ginger Erdbeer
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