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BOLD THE MAGAZINE No.37

ENTFALTUNG SPECIAL TOPIC: INTERIEUR | DESIGNER SEBASTIAN HERKNER | IM GESPRÄCH: MARK WAHLBERG | HYBRIDE SZENOGRAFIE: UWE R. BRÜCKNER | THE GLENLIVET HOMELAND | BANGKOK | LAOS

ENTFALTUNG

SPECIAL TOPIC: INTERIEUR | DESIGNER SEBASTIAN HERKNER | IM GESPRÄCH: MARK WAHLBERG | HYBRIDE SZENOGRAFIE: UWE R. BRÜCKNER | THE GLENLIVET HOMELAND | BANGKOK | LAOS

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SPECIAL TOPIC | INTERIEUR<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> | 89<br />

eine interaktive Entdeckungsreise nehmen.<br />

Sie führt vom fertigen Automobil über die<br />

einzelnen Produktions- und Forschungsschritte<br />

zurück bis zum Designkonzept.<br />

Höhepunkt des thematischen Parcours<br />

ist eine kinetische Skulptur. Sie bringt die<br />

Hyundai Design Philosophie „Creating<br />

Design from Movement“ zum Ausdruck.<br />

Fließende Bewegungen von 1.411 Aluminiumstäben<br />

münden in die Formensprache<br />

eines Hyundai-Automobils.<br />

Ist es möglich, abstrakte Themen und<br />

Storytelling physisch im Raum erlebbar<br />

zu machen?<br />

Absolut. Als ein Edutainment-Erlebnis besonders<br />

komplexer und medial anspruchsvoller<br />

Art kann man das „Swiss Chocolate<br />

Adventure“ in Luzern bezeichnen, das<br />

die Besucher in die Welt der berühmten<br />

Schweizer Schokolade entführt. In lustigen<br />

Gefährten in Form von induktionsgesteuerten<br />

Kaffeebohnen, sogenannten People<br />

Movern, gleiten die Besucher über eine<br />

dimensionslose dunkle Bühne durch befahrbare<br />

kleine Theater. Vier Szenenbilder in<br />

Form von dynamischen Raumstationen<br />

setzen sich so zum Prozess der Schokoladenproduktion<br />

zusammen. Auf dieser Reise<br />

geht es um Anbau, Transport von Kakaobohnen<br />

und deren Verarbeitung zu der<br />

berühmten Schweizer Schokolade. Die<br />

Besucher erleben vier Protagonisten, die von<br />

ihrer Arbeit erzählen – den Kakaoverwalter<br />

aus Ghana, den Einkäufer aus der Schweiz,<br />

die Schokoladenmeisterin und den Maître<br />

Chocolatier – so detailliert ist der Herstellprozess<br />

selten zu sehen. Als Intermezzo<br />

der Reise gleiten alle People Mover in einer<br />

gemeinsamen Choreographie, begleitet von<br />

Sound und Projektionen, durch die Ausstellung.<br />

Der gekonnt orchestrierte Medien-<br />

Einsatz lässt den Eindruck entstehen, durch<br />

die Welt der Schokolade zu fließen.<br />

Ist Architektur aus Ihrer Sicht Kunst<br />

oder Design, und wo verortet sich die<br />

Szenografie?<br />

Ja, Kunst, wenn künstlerisch inszeniert<br />

wird. Ja, Design, wenn die Gestaltung einen<br />

bestimmten Auftrag oder eine Botschaft<br />

transportieren soll. Szenografie ist eine<br />

multidisziplinäre Gestaltungshaltung, wenn<br />

es um die Übersetzung von Inhalten in<br />

dreidimensionale Raumsujets geht. Sie steht<br />

für die Fusion von Design und Kunst – von<br />

Logik und Magie.<br />

Wie steht es bei medialen Ausstellungen<br />

um die realen Dinge, die Objekte und<br />

das Gebäude, den physischen Raum<br />

ringsherum?<br />

Unsere Antwort aus Gestaltersicht ist<br />

eindeutig: Gute Szenografie fragt nie nach<br />

dem Entweder-oder von Medien, sondern<br />

nach ihrem konsistentesten Einsatz. Im<br />

klassischen, objektorientierten Museum ist<br />

das Objekt der Star, Medien sollen dosiert<br />

eingesetzt werden. Sie dürfen niemals dem<br />

Selbstzweck dienen. Medien können zur<br />

Vermittlung komplexer oder dynamischer<br />

Inhalte verwendet werden, um die Aufmerksamkeit<br />

auf die Exponate und die zu erzählenden<br />

Geschichten zu lenken. Optimaler<br />

Weise bilden klug eingesetzte Medieninstallationen<br />

die Schnittstelle zwischen<br />

Inhalt und Rezipient, zwischen Objekt und<br />

Raum oder prägen gar das „Raumbild“ zur<br />

besseren Vermittlung für einen attraktiveren<br />

Zugang zum Unzugänglichen. Aus<br />

Überzeugung glaube ich an hybride Inszenierungen<br />

– soviel Originale wie möglich,<br />

so wenig Medien wie möglich. Nicht der<br />

Einsatz, sondern das Ergebnis zählt. Wir<br />

fassen es als Kompliment auf, wenn die<br />

Besucher fasziniert sind von der Inszenierung<br />

und nicht nachfragen, wie es gemacht<br />

wurde.<br />

Können Sie sich noch an Ihre ersten<br />

Designprojekte erinnern?<br />

Selbstverständlich. Coming-Out war die<br />

Ausstellung „Expedition Titanic“ in der<br />

Hamburger Speicherstadt (1997), mit der die<br />

Szenografie hoffähig wurde. Das Bühnenbild<br />

für Mozarts „Zauberflöte“ am Gärtnerplatztheater<br />

in München unter Regisseur<br />

Franz Winter (2000) und die „Cycle Bowl“,<br />

der Pavillon des Dualen System Deutschland<br />

auf der Expo in Hannover.<br />

Von welcher Zukunftsmusik träumen Sie<br />

denn am liebsten?<br />

Mein Traum ist die Idealgesellschaft: ein<br />

verträgliches Zusammenleben – tolerant,<br />

ökologisch und gewaltfrei. Und ich träume<br />

von einem Idealmuseum: Konzept, Szenografie<br />

und Architektur aus einer Hand – ein<br />

Museum der Museen.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.atelier-brueckner.com

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