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INTERVIEW<br />
Auf der Intensivstation<br />
werden<br />
mitunter auch<br />
die wartenden<br />
Angehörigen der<br />
Patienten<br />
betreut.<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. med. Regina Metzger<br />
Regina Metzger ist im<br />
Toggenburg geboren<br />
und aufgewachsen.<br />
Nach der Handelsmittelschule<br />
arbeitete sie bei<br />
einer PR-Agentur und<br />
holte auf dem zweiten<br />
Bildungsweg die Matura<br />
nach und ergriff das<br />
Medizinstudium. Dieses<br />
schloss sie 2000 in Bern<br />
Metzger: Wir haben oft Patienten, die ohne<br />
unterstützende Geräte wie Beatmungsmaschinen<br />
oder Nierenersatzgeräte vorübergehend<br />
gar nicht lebensfähig sind.<br />
Solche Zustände erfordern zusätzliche<br />
Überwachung und Behandlungen und damit<br />
auch mehr Personal.<br />
Wer ist auf einer Intensivstation für<br />
was zuständig? Wo hört die Zuständigkeit<br />
des Arztes auf und wo beginnt die<br />
Zuständigkeit des Pflegepersonals?<br />
Marti: In vielen Bereichen ist die Abgrenzung<br />
schwierig. Klar geregelt ist der pflegerische<br />
Bereich, hier kann das Pflegepersonal<br />
Entscheidungen selber treffen.<br />
Therapien und die Medikamentenabgabe<br />
bedürfen einer ärztlichen Verordnung.<br />
Das Pflegepersonal darf nicht selbst entscheiden,<br />
welche Geräte in Betrieb genommen<br />
werden, auch beim Legen von<br />
speziellen Kathetern braucht es häufig<br />
einen Arzt oder die ärztliche Verordnung.<br />
Metzger: Unser Pflegepersonal ist absolut<br />
kompetent im Umgang mit all unseren<br />
Geräten und kann viele Einstellungen<br />
selbst vornehmen. Dennoch liegt die Endverantwortung<br />
immer beim Arzt. Wichtig<br />
ist, dass wir uns im Team stets gut absprechen<br />
und am gleichen Strick ziehen.<br />
Welche Art von Patienten betreuen<br />
Sie?<br />
Metzger: Wir betreuen ganz verschiedene<br />
Krankheitsbilder. Sobald Organe zu<br />
versagen drohen und vorübergehend unterstützt<br />
werden müssen, sei es mit Medikamenten<br />
oder mit einem Spezialgerät,<br />
braucht es die Intensivmedizin. Dies kann<br />
nach schweren Unfällen, grossen Operationen,<br />
schweren Infektionen oder auch<br />
schweren Komplikationen, die im Rahmen<br />
einer komplexen Therapie entstanden<br />
sind, der Fall sein.<br />
Damit wird klar, weshalb eine Intensivstation<br />
mehr Personal erfordert ...<br />
Marti: Es gibt Vorgaben der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für Intensivmedizin.<br />
ab. Während ihrer Spezialisierung<br />
zur Fachärztin<br />
Innere Medizin<br />
und Intensivmedizin arbeitete<br />
sie an verschiedenen<br />
Spitälern im<br />
Raum Zürich als Assistenzärztin.<br />
Für beide<br />
Spezialgebiete besitzt<br />
sie den Facharzttitel der<br />
FMH. Auf der Intensivstation<br />
der Universitätsklinik<br />
des Inselspitals<br />
Bern ergänzte sie als<br />
Oberärztin ihre Kenntnisse.<br />
Seit Januar 2018<br />
ist sie die ärztliche Leiterin<br />
der interdisziplinären<br />
Intensivstation an<br />
der SRO AG. Sie wohnt<br />
mit ihrem Partner in<br />
Langenthal.<br />
Die Intensivstation der SRO AG ist von<br />
dieser Gesellschaft zertifiziert. Daraus<br />
ergeben sich Stellenschlüssel, die es einzuhalten<br />
gilt. Es ist klar geregelt, zu welcher<br />
Tages- und Nachtzeit wie viele Ärzte<br />
und Pflegefachpersonen vor Ort sein<br />
müssen. Auf einer normalen Bettenstation<br />
ist eine Pflegefachperson zusammen<br />
mit einer Pflegehilfe für rund 25 Patienten<br />
zuständig. Auf einer Intensivstation<br />
ist diese Zuteilung vom Pflegeaufwand<br />
und dem Schweregrad der Krankheit<br />
oder Verletzung abhängig. Es kann vorkommen,<br />
dass ein Patient zwei Pflegefachpersonen<br />
für mehrere Stunden beschäftigt.<br />
Von der SGI wird vorgeschrieben,<br />
dass bei einem 6-Bettenbetrieb pro<br />
Schicht im Minimum drei Pflegefachpersonen<br />
und davon eine mit Zusatzausbildung<br />
anwesend sein müssen.<br />
Diese Richtlinien können eingehalten<br />
werden?<br />
Marti: Das müssen wir. Es wäre sonst<br />
sehr schwierig, die Aufgaben zu erfüllen.<br />
Ich stelle mir das schwierig vor. Was<br />
passiert etwa, wenn nach einem grossen<br />
Unfall mehrere neue Patienten<br />
gleichzeitig eingeliefert werden?<br />
Metzger: In solchen Fällen gibt es einen<br />
Katastrophenplan mit einem Prozess, wie<br />
das erforderliche Personal aufgeboten<br />
wird. Wir arbeiten eng mit dem Notfalldienst<br />
zusammen, damit Patienten, die<br />
vom Notfall zu uns verlegt werden, zuvor<br />
dort betreut und stabilisiert werden, bis<br />
bei uns genügend Personal verfügbar ist.<br />
Wird auch mit andern Spitälern zusammengearbeitet?<br />
Metzger: Ja, das ist in einem solchen Fall<br />
unbedingt notwendig.<br />
6 s’Positive 8 / 2018